Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop
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Land zog, die Gewerkschaften eher schwach<br />
waren und viele Migranten seit Jahren in <strong>Leiharbeit</strong><br />
ausharrten.<br />
„Unter vielen Aussiedlern ist die Meinung<br />
verbreitet, dass Gewerkschafter und Betriebsräte<br />
faule Säcke sind, die nur von den<br />
Beitragsgeldern leben. Daher müssen die<br />
Betriebsräte und auch die Gewerkschaften<br />
viel mehr über ihre Arbeit und über die Notwendigkeit<br />
ihres Bestehens aufklären.<br />
Dazu sollten sie auch unkonventionelle<br />
Wege gehen, z. B. ihre Arbeit in Aussiedler-Sportvereinen<br />
vorstellen. Sie müssen<br />
die Ängste und Vorurteile der Menschen direkt<br />
aufgreifen“ (Irene Tröster, Integrationswissenschaftlerin).<br />
Ziel muss es sein, Migranten als Arbeitnehmer<br />
und soziale Akteure zu stärken, indem ihnen<br />
eine Brücke gebaut wird heraus aus einer Lebenslage,<br />
die geprägt ist von einem Habitus der<br />
Scham und einer Privatisierung von Diskriminierungserfahrungen.<br />
Dabei muss zusätzlich<br />
berücksichtigt werden, dass für viele Migranten<br />
der Arbeitsplatz ein sehr wichtiges, aber<br />
nicht das einzige „Unsicherheitsfeld“ ist. Parallel<br />
sind daher zur Stärkung der Akteure auch<br />
vertrauensschaffende Maßnahmen notwendig,<br />
um die Gewerkschaften und Betriebsräte als<br />
Ansprechpartner im kollektiven Gedächtnis<br />
von Migrantennetzwerken zu verankern. Neben<br />
Informationsangeboten, auch über gewerkschaftliche<br />
Themen, umfasst dies sowohl die<br />
Bereitstellung von Ressourcen zum Aufbau von<br />
Netzwerken in die Communitys hinein als auch<br />
eine gezielte Einzelfallunterstützung (vgl.<br />
Brinkmann u. a. 2008: 101-107).<br />
8.2.1. Informationsbereitstellung<br />
Je nach Milieuzugehörigkeit (vgl. Beck 2011)<br />
und Herkunftsregion der Migranten zeigt sich<br />
ein hohes Misstrauen gegenüber dem geschriebenen<br />
Wort, so dass die alleinige Bereitstellung<br />
von gedrucktem Informationsmaterial<br />
nicht ausreicht. Erschwerend wirkt sich zusätzlich<br />
aus, dass der mündliche Wissenstransfer<br />
innerhalb der Communitys eine sehr hohe<br />
Glaubwürdigkeit genießt, so dass individuelle<br />
Negativerfahrungen mit Gewerkschaften, Betriebsräten<br />
und Richtern stereotypenbildende<br />
Wirkungen entfalten können.<br />
„Eine Kollegin hat mal geklagt bei Gericht,<br />
und der Richter konnte ihr nicht helfen, der<br />
Arbeitgeber hat Recht bekommen. Daran<br />
sieht man doch, da brauchst du nicht hinzugehen.<br />
Du bist allein, wenn es Ärger gibt,<br />
und keiner hilft dir“ (<strong>Leiharbeit</strong>nehmer mit<br />
Migrationshintergrund).<br />
Die Gewerkschaften müssen noch stärker als<br />
bisher diese negativen und zugleich entmutigenden<br />
Fehlinformationen kommunikativ korrigieren<br />
und die muttersprachliche Öffnung hin<br />
zu den Migrantengruppen weiter vorantreiben.<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist die IG-Metall-Broschüre<br />
„<strong>Leiharbeit</strong> fair gestalten“ (vgl. IGM<br />
2008b), die in Englisch, Russisch und Türkisch<br />
VERSCHLOSSENE WELTEN?<br />
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