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Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop

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INTEGRATIONSHEMMNIS LEIHARBEIT<br />

Betriebsräte in<br />

Konkurrenz?<br />

Gewerkschaften im<br />

Herkunftsland bestimmen<br />

das Bild deutscher<br />

Gewerkschaften<br />

76<br />

wurden, die kaum Arbeitnehmerrechte kennen<br />

oder in denen Gewerkschaften politisch instrumentalisiert<br />

werden. Dies erfordert neue Wege<br />

der Ansprache und der Zusammenarbeit.<br />

Grundlegend dafür ist ein Paradigmenwechsel<br />

in der Arbeit der Gewerkschaft, nämlich weg<br />

von der Stellvertreterposition sowie dem ‚Arbeiten<br />

für die Migranten‘ und hin zu einer Stärkung<br />

und Solidarisierung der Migranten sowie<br />

einem ‚Arbeiten mit den Migranten‘.<br />

Wenngleich viele Betriebsräte im Entleihbetrieb<br />

bereits durch ihre tägliche Betriebsratsarbeit<br />

stark belastet sind, so sind sie dennoch<br />

nachdrücklich dazu aufgefordert, sich mit<br />

den besonderen Problemen von Migranten in<br />

<strong>Leiharbeit</strong> auseinanderzusetzen und deren Situation<br />

(z. B. Diskriminierung durch die<br />

Stammbelegschaft) im Betrieb unterstützend zu<br />

begleiten. Da die Arbeit von Betriebsräten beim<br />

Verleiher unter erschwerten Bedingungen<br />

stattfindet (u. a. eine starke Fluktuation und<br />

Zersplitterung der Belegschaft, das Angewiesensein<br />

auf die Auskunftsbereitschaft des Personaldisponenten<br />

über den Einsatzort des<br />

<strong>Leiharbeit</strong>nehmers, das Einholen einer Genehmigung,<br />

um <strong>Leiharbeit</strong>nehmer am Einsatzort zu<br />

besuchen, das Abfangen der <strong>Leiharbeit</strong>nehmer<br />

vor dem Werkstor), gilt es, diese ebenfalls zu<br />

unterstützen und solidarisch zugunsten der<br />

<strong>Leiharbeit</strong>nehmer zusammenzuarbeiten.<br />

8.2. Erhöhung der gewerkschaftlichen<br />

Akzeptanz und Attraktivität<br />

Um <strong>Leiharbeit</strong>nehmer mit Migrationshintergrund<br />

für Gewerkschaften zu gewinnen, reicht<br />

es nicht aus, nur die mögliche Sprachhürde zu<br />

berücksichtigen. Es bedarf einer zusätzlichen<br />

kulturellen und sozialen Sensibilisierung der<br />

Institution Gewerkschaft wie auch von deren<br />

Akteuren (vgl. Holgate 2005), um Diskriminierungsrisiken<br />

von Migranten frühzeitig zu erkennen.<br />

Zusätzlich gilt es zu bedenken, dass<br />

für Menschen die unmittelbare soziale Gemeinschaft,<br />

in der sie leben, Einfluss auf ihre Wahrnehmung<br />

ausübt. Diese Reflexivität des Sozialcharakters<br />

umfasst nicht nur Normen, Werte<br />

und Überzeugungen, sondern auch Erfahrungen.<br />

Positive und negative Erlebnisse werden<br />

als Wertungen und Ansichten an die anderen<br />

Mitglieder der Gemeinschaft weitergegeben<br />

(Netzwerkwissen) und können deren Verhalten<br />

insgesamt prägen (vgl. Tröster 2003).<br />

Daher stehen jene Migrantengruppen, die<br />

über lange und positive Erfahrungen in den<br />

deutschen Gewerkschaften verfügen (türkische<br />

und südeuropäische Gastarbeiter), Arbeitnehmervertretungen<br />

und Betriebsräten aufgeschlossener<br />

gegenüber als etwa Arbeitnehmer<br />

aus den GUS-Staaten. Deren kollektives Gedächtnis<br />

ist einerseits geprägt von den schlechten<br />

Erfahrungen mit Gewerkschaften aus der<br />

kommunistischen Ära. Andererseits muss konstatiert<br />

werden, dass in den 1990er Jahren, als<br />

viele Migranten von dort nach Deutschland einwanderten,<br />

eine Deregulierungswelle über das

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