Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop
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Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz zu umgehen.<br />
„Mich hat damals mein Nachbar angesprochen,<br />
ob ich nicht dort anfangen will“ (ehemaliger<br />
<strong>Leiharbeit</strong>nehmer).<br />
Die rechtlichen Bindungen sind teilweise sehr<br />
lose, d. h. Arbeitsverträge, feste Arbeitszeiten<br />
oder auch Kündigungsfristen sind nicht die Regel.<br />
Dies kann je nach Kompetenz und Arbeitsmarktchancen<br />
für die <strong>Leiharbeit</strong>nehmer von<br />
Vorteil oder Nachteil sein.<br />
„Ich hatte eine ganze Zeit gar keinen Arbeitsvertrag.<br />
Ich bekam das Geld immer<br />
bar“ (ehemaliger <strong>Leiharbeit</strong>nehmer).<br />
„Irgendwelche Absprachen wurden nicht<br />
schriftlich getroffen, sondern mündlich.<br />
Häufig gab es dann Streitigkeiten, aber die<br />
<strong>Leiharbeit</strong>er hatten auch keine Beweise für<br />
die zugesagten Leistungen“ (ehemalige<br />
Personaldisponentin).<br />
„Die Leute sind mal ein paar Tage dort aufgetaucht,<br />
und dann hat man sie nicht mehr<br />
gesehen. Das war nichts Festes. Andererseits,<br />
wenn jemand einen Job brauchte,<br />
ging er auch dahin und hat dann nach einiger<br />
Zeit auch Arbeit bekommen“ (ehemaliger<br />
<strong>Leiharbeit</strong>nehmer).<br />
„Die Leute gingen und kamen. Wenn mal<br />
einer krank war, dann kam halt die Tochter<br />
oder die Schwester und ist an dem Tag für<br />
die Leihkraft eingesprungen“ (ehemalige<br />
Betriebsrätin Entleiher).<br />
An dieser Stelle kann über die individuellen<br />
Gründe und Ressourcen (Alter, Netzwerke, Kapital,<br />
Bildung usw.) für den Aufbau einer ethnischen<br />
<strong>Leiharbeit</strong>sfirma nur spekuliert werden.<br />
Ein eigenständiges Forschungsprojekt könnte<br />
Antworten hierzu liefern.<br />
7.2. Chancen und Risiken<br />
Bedeutsam ist, dass innerhalb des eigenen ethnischen<br />
Umfelds die aus dem Herkunftsland<br />
mitgebrachte Qualifikation geschätzt wird und<br />
der damit verbundene Status (trotz Hilfstätigkeit)<br />
größtenteils erhalten bleibt. Das Gleiche<br />
gilt jedoch auch in Bezug auf einen eventuell<br />
negativ transportierten Status wie den Grad der<br />
(Nicht-)Assimilierung an die Mehrheitsbevölkerung<br />
im Herkunftsland (vgl. dazu Tröster<br />
2003: 110 f.), d. h., dass ein bereits bestehendes<br />
negatives Ansehen und eine geringe Wertschätzung<br />
seitens der Community sich in einer<br />
ethnischen <strong>Leiharbeit</strong>sfirma verstärken.<br />
„Innerhalb der russischen <strong>Leiharbeit</strong>sfirma<br />
existierten klare Hierarchien, und es wurde<br />
genau unterschieden, wer ‚echt deutsch<br />
seit Generationen war’ oder wer ‚eine Deutsche<br />
oder ein Deutscher war, der sich mit<br />
Russen eingelassen hatte’“ (ehemalige Betriebsrätin<br />
Entleiher).<br />
ETHNIC BUSINESS IN DER LEIHARBEIT<br />
Ethnische Netzwerke<br />
ersetzen Stellenanzeigen<br />
und Bewerbungen<br />
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