Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop
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INTEGRATIONSHEMMNIS LEIHARBEIT<br />
70<br />
Innerfamiliäre und innerethnische Loyalitätserwartungen<br />
sowie Pflichtbewusstsein gehören<br />
dabei ebenso dazu wie Disziplinierungs- und<br />
(auch nichtmonetäre) Versorgungsstrategien<br />
der Arbeitgeber gegenüber ihren Beschäftigten<br />
(Haberfellner u. a. 2000: 35). Es stellt sich<br />
die Frage, ob ethnische Verleiher die aufgezeigten<br />
Schwächen der <strong>Leiharbeit</strong> für Migranten<br />
mildern oder eventuell sogar noch erhöhen.<br />
Im Rahmen der Untersuchung war es<br />
schwer, zu Verleihern des Ethnic Business Zugang<br />
zu finden. Infolgedessen konnten keine<br />
aktuellen Mitarbeiter oder Geschäftsführer befragt<br />
werden, was die Ergebnisse verzerrt. In<br />
der Befragung von Außenstehenden zeigte sich<br />
grundsätzlich ein doppeltes Bild. Einerseits<br />
wurden ethnische Verleihbetriebe als Schutzräume<br />
in einer fremden, als feindlich wahrgenommenen<br />
Umgebung (Binnenintegration) dargestellt,<br />
andererseits scheint innerhalb der<br />
ethnischen Community mit dieser Tätigkeit<br />
auch eine Stigmatisierung einherzugehen.<br />
„Die Firma war für die Leute ein zweites<br />
Zuhause. Sie sind nicht nur zum Arbeiten<br />
ins Büro gekommen, sondern es war auch<br />
ein Treffpunkt. Sie haben hier gemeinsam<br />
Tee getrunken, aber auch mit dem Chef Karten<br />
gespielt. Da hat sich alles vermischt,<br />
privat und beruflich“ (ehemalige Personaldisponentin).<br />
„Dort arbeiten nur Leute, die es müssen.<br />
Das sind entweder Leute, die wegen der<br />
Aufenthaltsgenehmigung gezwungen sind<br />
zu arbeiten und wegen anderer Probleme<br />
nirgendwo anders unterkommen, oder Jugendliche<br />
mit wenig Grips und vielen Muskeln,<br />
die sonst einen Ein-Euro-Job machen<br />
müssten … Die Leute hier kennen sich doch<br />
alle untereinander. Wenn man hört, dass<br />
einer dort arbeitet, weiß man genau, was<br />
mit dem los ist“ (türkischer Sozialarbeiter).<br />
„Da würde ich nie und nimmer arbeiten. Das<br />
wäre das Letzte“ (<strong>Leiharbeit</strong>nehmer mit Migrationshintergrund).<br />
7.1. Informelle Arbeitsmärkte<br />
Trotz des negativen Images von <strong>Leiharbeit</strong> wird<br />
seitens der Community gewürdigt, dass die ethnischen<br />
Verleiher „zur Beschäftigung von Gruppenmitgliedern<br />
beitragen und diese Arbeitsplätze<br />
auch gegenüber Mitgliedern anderer<br />
ethnischer Gruppen beschützen“ (Haberfellner/Betz<br />
1999: 28; vgl. dazu auch die Aussage<br />
des <strong>Leiharbeit</strong>nehmers mit russischem Migrationshintergrund,<br />
43 Jahre, in Kap. 6.5.).<br />
Dieser Schutz impliziert auch, dass Angehörige<br />
anderer Ethnien eventuell unter Druck<br />
gesetzt werden, die Firma zu verlassen, und<br />
diese Verleiher kaum öffentlich werben oder<br />
mit Arbeitsagenturen kooperieren. Die Rekrutierung<br />
von Arbeitskräften erfolgt in der Regel<br />
über informelle Wege (Mundpropaganda, persönliche<br />
Empfehlungen, Weiterreichen des Arbeitsplatzes<br />
innerhalb der Familie oder des<br />
Freundeskreises), um öffentliche Stellenausschreibungen<br />
und damit einen Konflikt mit dem