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Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop

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7. Ethnic Business in der <strong>Leiharbeit</strong><br />

Für Migranten, die über nur geringe deutsche<br />

Sprachkenntnisse verfügen oder aus anderen<br />

Gründen sehr schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

haben, jedoch aus aufenthaltsrechtlichen<br />

oder finanziellen Gründen einen Arbeitsplatz<br />

vorweisen müssen, bietet die Beschäftigung<br />

bei einem ethnischen Verleiher<br />

eine zusätzliche Alternative. Hierbei handelt<br />

es sich um Verleihbetriebe, in denen sowohl<br />

der Arbeitgeber wie auch der Großteil der Arbeitnehmer<br />

der gleichen ethnischen Gruppe<br />

angehören (Bonacich/Modell 1980: 110 f.).<br />

Diese Verleiher werden dem sogenannten „Ethnic<br />

Business“ (EB) zugerechnet, und da solche<br />

Betriebe Teil der sozialen Welt von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund sind, finden sie<br />

kaum öffentliche Beachtung.<br />

Die Zahl der ethnischen Verleiher ist nicht<br />

quantifizierbar. Ebenso sind die Angaben zum<br />

EB nur schwer ermittelbar, da sich abermals die<br />

Problematik der Erfassung (Ausländer/Eingebürgerte<br />

mit Migrationshintergrund) ergibt.<br />

Schätzungen des Instituts für Mittelstandforschung<br />

(ifm 2005: 5 f.) gehen davon aus, dass im<br />

Jahr 2003 in Deutschland 286.000 ausländische<br />

Unternehmer (mit Migrationshintergrund) tätig<br />

waren, wobei die Gruppen der Türken (60.000),<br />

der Italiener (49.500) und der Griechen (27.500)<br />

die größten waren. Bei dieser Studie wird jedoch<br />

kein Bezug darauf genommen, welche Nationalität/Ethnie<br />

die Mitarbeiter hatten.<br />

<strong>Leiharbeit</strong>sfirmen scheinen kein ungewöhnliches<br />

Beispiel für Ethnic Business zu<br />

sein, denn meist konzentrieren sich zugewanderte<br />

Unternehmensgründer „auf Branchen mit<br />

niedrigen Zugangsbarrieren, geringem technologischem<br />

Entwicklungsgrad und geringem Kapitalbedarf“<br />

(Haberfellner u. a. 2000: 217), die<br />

jedoch einen hohen Arbeitseinsatz erforderlich<br />

machen. Damit geht ein Set an Kontakt- und<br />

Kommunikationsnetzwerken zwischen Personen<br />

mit gleichem nationalen/ethnischen Herkunftshintergrund<br />

bzw. mit gemeinsamer Migrationserfahrung<br />

einher (vgl. Waldinger u. a.<br />

1990: 34), zu der andere Ethnien nur bedingt<br />

Zugang haben.<br />

Der Arbeitsplatz bei einem ethnischen Verleiher<br />

ist nicht mit einer Tätigkeit bei einem<br />

sonstigen Verleiher identisch, da die dortige<br />

Unternehmenswelt Teil der sozialen Binnenstruktur<br />

der jeweiligen Subkultur ist. Diese sogenannte<br />

Binnenintegration schafft im Rahmen<br />

von kulturimmanenten Grenzen einen Zugang<br />

zu Gütern und Werten wie Vertrauen, Solidarität<br />

und Loyalität, erfüllt zugleich das Bedürfnis<br />

nach Kommunikation und sozialer Akzeptanz<br />

und hilft letztlich, die psychischen Belastungen<br />

der Migration zu lindern. Diese ethnischen Binnenstrukturen<br />

stützen die Persönlichkeit von<br />

Migranten und stärken ihr Selbstbewusstsein<br />

(vgl. Elwert 1982).<br />

Unternehmen des Ethnic Business entwickeln<br />

eigene ethnische Problemlösungsstrategien<br />

hinsichtlich u. a. der Informations-, Kapital-<br />

und der Arbeitskräftebeschaffung, 42 was in<br />

der <strong>Leiharbeit</strong>sbranche ein Vorteil sein kann.<br />

42 In der <strong>Leiharbeit</strong>sbranche bezieht dieses ethnische Netzwerk sowohl Entleiher als auch private Arbeitsvermittler<br />

mit ein, wobei Letztere nur eine geringe Rolle in der <strong>Leiharbeit</strong> spielen (IAB 2010c).<br />

ETHNIC BUSINESS IN DER LEIHARBEIT<br />

Ethnische Verleiher<br />

werden kaum<br />

wahrgenommen<br />

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