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Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop

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INTEGRATIONSHEMMNIS LEIHARBEIT<br />

Schnell, schnell,<br />

hier musst du<br />

unterschreiben<br />

66<br />

nicht, dass ich meine Kündigung unterschrieben<br />

hatte. Ich dachte, man muss das<br />

unterschreiben. Dadurch bekam ich noch<br />

eine Sperre beim Arbeitsamt. Als ich wusste,<br />

was los war, habe ich sehr geweint. Ich<br />

kenne Leute, die haben geklagt und wurden<br />

wieder eingestellt, aber ich sah das als aussichtslos<br />

an.“<br />

Auf meine Frage, ob sie über ihr Recht zur Aufstockung<br />

des Lohns etwas wüsste, antwortete<br />

sie: „Wer geht da hin und macht das?“<br />

Russe (m), 43 Jahre, Bus- und Lkw-Fahrer, seit<br />

2000 in Deutschland, seit 2001 in <strong>Leiharbeit</strong><br />

(Produktionshelfer). Eingesehene Abrechnung:<br />

146 Stunden, 850,11 Euro netto:<br />

„Zwar habe ich hier noch meinen Autoführerschein<br />

gemacht, aber meinen Lkw-Führerschein<br />

nicht mehr. Ich wusste gar nicht,<br />

in welche Richtung ich hier gehen musste.<br />

Hier habe ich noch den Staplerschein gemacht.<br />

Jetzt werde ich trotzdem als Produktionshelfer<br />

eingesetzt.“<br />

Er zeigt auf einen Stapel (ca. 30) Visitenkarten<br />

von Zeitarbeitsfirmen, wo er sich schon beworben<br />

oder vorgestellt hat. In der Zeit des Interviews<br />

(Juli 2010, 9.30 bis 11 Uhr) rief die Personaldisponentin<br />

zweimal an, obwohl er sechs<br />

Tage vorher gekündigt wurde. Er hatte am gleichen<br />

Tag nachmittags einen Termin bei der Arbeitsagentur,<br />

doch die Personaldisponentin<br />

bestand darauf, dass er sich gegen 13.15 Uhr im<br />

Büro meldete, mit Arbeitskleidung und Schu-<br />

hen. Er wusste nicht genau, ob er einen neuen<br />

Arbeitsvertrag bekommen würde. Den Termin<br />

bei der Arbeitsagentur soll er absagen, so die<br />

Personaldisponentin am Telefon. Sie würde das<br />

tun. Er wiederum befürchtete, dass sie es nicht<br />

machen würde und ihm daraus Nachteile erwüchsen.<br />

„Ich brauche ein Handy, weil ich Tag und<br />

Nacht für die Firma erreichbar sein muss.<br />

Wenn sie mich zwei- oder dreimal nicht erreichen,<br />

dann melden sie sich nicht mehr …<br />

Ich lese den Vertrag gar nicht mehr, Hauptsache,<br />

ich habe Arbeit. Die sagen nur,<br />

schnell, schnell, hier musst du unterschreiben.<br />

Mir wurde auch schon gesagt: Du bekommst<br />

doch vom Jobcenter noch was.<br />

Einmal habe ich vier Nächte ohne Vertrag<br />

gearbeitet, dann wollte mir der Chef, als<br />

ich den Vertrag dann unterschreiben sollte,<br />

nicht den Zuschlag geben, sondern nur den<br />

Basistarif. Da habe ich mich beschwert und<br />

ihn gefragt, ob er mich für dumm hält. Dann<br />

sagte er: ‚Wie redest du mit mir, du Ausländer.‘<br />

Ich bin dann zum Arbeitsgericht gegangen,<br />

und dort musste er mir dann<br />

400 Euro nachzahlen. Wenn mit meiner jetzigen<br />

Firma etwas nicht stimmt, dann rufe<br />

ich die Sekretärin an, die sagt mir dann,<br />

wenn ich mit dem Chef verbunden werden<br />

möchte: ‚Der sagt dir auch nichts anderes.’<br />

Ich weiß, dass, sobald ich mich beschwere,<br />

dass ich rausfliege.<br />

Wir haben keinen Betriebsrat in der Firma,<br />

und in der Firma, wo ich eingesetzt bin,<br />

da frage ich auch nicht. Ich sehe in der Fir-

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