Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop
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INTEGRATIONSHEMMNIS LEIHARBEIT<br />
Solidarisierung mit<br />
den <strong>Leiharbeit</strong>ern<br />
60<br />
ihm eine sexuelle Beziehung zu beginnen.<br />
Das ging jahrelang, und alle Stammbeschäftigten<br />
an der Linie wussten davon.<br />
Eine Frau hat sich dann gewehrt, und alles<br />
flog auf. Die Frau, die selbst Opfer war, war<br />
in den Augen der Stammbelegschaft<br />
allerdings die Böse. Sie waren sauer auf<br />
die Frau, weil der Schichtleiter, der bei den<br />
Stammbeschäftigten beliebt war, wegen ihr<br />
seinen Job verlor. Andererseits waren sie<br />
auch sauer und neidisch auf die Frauen, die<br />
sich das die Jahre davor auch gefallen ließen,<br />
weil sie möglicherweise Zugang zu Informationen<br />
hatten. Auch die <strong>Leiharbeit</strong>er<br />
lehnten die Frauen ab, weil sie ja durch ihr<br />
Verhältnis möglicherweise eine leichtere<br />
Arbeit bekamen und ihr Job als <strong>Leiharbeit</strong>erinnen<br />
sicherer war“ (Betriebsratsvorsitzender<br />
Entleiher).<br />
Besondere Spannungslinien tun sich auf, wenn<br />
Stammbeschäftigte und <strong>Leiharbeit</strong>nehmer gleicher<br />
Ethnie aufeinandertreffen. Das kann entweder<br />
zu einer Fraternisierung oder Protegierung<br />
des <strong>Leiharbeit</strong>nehmers führen oder aber<br />
zu einer massiven Diskriminierung. Letzteres<br />
wird gefördert, wenn beide im Herkunftsland<br />
einen unterschiedlichen beruflichen oder sozialen<br />
Status innehatten und sich dieser durch<br />
das <strong>Leiharbeit</strong>sverhältnis verschiebt. Ebenso<br />
heikel kann die Beziehung von Migranten sein,<br />
die unterschiedlichen Ethnien angehören, welche<br />
im Herkunftsland miteinander im Konflikt<br />
stehen. Das „Sicherheitsgefühl“ des Stammbeschäftigten<br />
und die Angst um den Verlust des<br />
Arbeitsplatzes beim <strong>Leiharbeit</strong>nehmer „er-<br />
leichtert“ auch hier eine mögliche Diskriminierung.<br />
„Ich habe für einen Kunden gearbeitet, dort<br />
ist die Produktion ein Arbeitslager, und das<br />
mitten in Deutschland. Die <strong>Leiharbeit</strong>er<br />
müssen entweder Russisch oder Albanisch<br />
sprechen, damit sie von den Vorarbeitern in<br />
ihrer Muttersprache angesprochen werden<br />
können. Die <strong>Leiharbeit</strong>er werden angeschrien<br />
und wie Leibeigene behandelt“<br />
(Personaldisponentin).<br />
Immer wieder jedoch finden sich auch Beispiele<br />
der Solidarisierung zwischen den Belegschaften<br />
mit bisweilen negativen Folgen für die<br />
Stammbeschäftigten:<br />
„Es sagt keiner offen hier, aber wenn sich<br />
ein Stammbeschäftigter für einen <strong>Leiharbeit</strong>er<br />
bei einem Vorarbeiter oder Meister<br />
einsetzt, kann es passieren, dass er noch<br />
mitbestraft wird. Denn der Vorarbeiter oder<br />
Meister hat die Macht, auch einem Stammbeschäftigten<br />
eine schlechtere Arbeit zuzuweisen,<br />
und er muss sie ja machen“ (ehemalige<br />
<strong>Leiharbeit</strong>nehmerin mit Migrationshintergrund,<br />
heute Betriebsrätin).<br />
6.4.2. Disziplinierung der <strong>Leiharbeit</strong>nehmer<br />
untereinander<br />
Obwohl <strong>Leiharbeit</strong>nehmer selbst Leidtragende<br />
eines aus den Fugen geratenen Arbeitsmarktes<br />
sind, kann das Aufeinandertreffen von Leihar-