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Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop

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INTEGRATIONSHEMMNIS LEIHARBEIT<br />

56<br />

tern (vgl. Bundesregierung 2007: 194; BMAS<br />

2011). Dabei ist der Aufenthaltsstatus immer<br />

noch eine hohe Hürde: § 18a des Aufenthaltsgesetzes<br />

sieht vor, dass bei einem in Deutschland<br />

anerkannten Abschluss und einschlägiger<br />

Berufserfahrung eine Aufenthaltserlaubnis erteilt<br />

werden kann. In der Praxis jedoch erhalten<br />

Ausländer vielfach erst nach Erhalt eines dauerhaften<br />

Aufenthaltstitels (d. h. nach fünf Jahren)<br />

eine berufliche Nach- oder Weiterqualifizierung,<br />

was dazu führt, dass ihnen das Zutrauen<br />

und das Selbstbewusstsein fehlen, nach dieser<br />

Zeit nochmals einen Neuanfang zu wagen.<br />

„Ein älterer Ingenieur um die fünfzig, der<br />

jahrelang als Ungelernter bei einer Zeitarbeitsfirma<br />

arbeitete, hat seinen Entschluss,<br />

ein Anerkennungsverfahren als Ingenieur<br />

zu durchlaufen, kurzfristig zurückgezogen.<br />

Er hatte Angst, er könnte das alles nicht<br />

mehr durchstehen und die Anforderungen<br />

seien zu hoch. Nun arbeitet er weiter als<br />

Ungelernter“ (Mitarbeiter, MigraNet Augsburg).<br />

Jene, die diesen Weg dennoch beschreiten, haben<br />

nicht nur mit zusätzlichen finanziellen, persönlichen<br />

und institutionellen Hürden zu kämpfen<br />

(ausführlich: Englmann/Müller 2007; Englmann/Müller-Wacker<br />

2010), sondern es müssen<br />

sich auch Unternehmen dazu bereiterklären,<br />

den Prozess der Weiter- und Nachqualifizierung<br />

mit den Mitarbeitern zusammen zu ge-<br />

hen. Dies scheint eine weitere Hürde zu sein,<br />

denn gerade große Firmen bevorzugen bei einem<br />

Fachkräftemangel den „einfachen Weg“,<br />

d. h., sie holen sich gegebenenfalls billigere<br />

und passgenaue Kräfte aus dem Ausland oder<br />

von ihrer ausländischen Niederlassung. Das<br />

jahrelange „Parken“ von Migranten auf Hilfskraftniveau<br />

erweist sich besonders für leistungsbereite<br />

Migranten häufig als Bumerang,<br />

nämlich dann, wenn sie „während eines Survival<br />

Jobs selbstständig an ihrem Deutsch arbeiten“,<br />

um dann bei der Frage nach Arbeitsangeboten<br />

für Akademiker/innen „die Auskunft zu<br />

erhalten, dass sie durch ihre bisherige Tätigkeit<br />

als Hilfsarbeiter/innen für andere Arbeitsstellen<br />

nicht mehr vermittelbar seien“ (Englmann/Müller-Wacker<br />

2010: 87).<br />

<strong>Leiharbeit</strong>sfirmen qualifizieren<br />

Hilfskräfte weiter<br />

Inzwischen zeigt sich, dass auch <strong>Leiharbeit</strong>sfirmen<br />

an einer Nachqualifizierung37 von als anund<br />

ungelernt eingestuften Mitarbeitern Interesse<br />

haben, denn auch für Verleiher wird es<br />

zunehmend schwieriger, ‚rentable‘ Fachkräfte<br />

zu rekrutieren. Alternativ ergibt sich für Verleiher<br />

die Möglichkeit, sich über öffentliche Fördermittel<br />

(z. B. über das Programm WeGeBAu –<br />

Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter<br />

älterer Arbeitnehmer in Unternehmen)<br />

ein zusätzliches Standbein als Bildungsträger<br />

aufzubauen.<br />

37 Aufschlussreich ist dabei eine Studie für die Region Halle (isw 2009), welche verschiedene Möglichkeiten erörtert,<br />

wie durch Nachqualifizierung in der <strong>Leiharbeit</strong> das Fachkräftepotenzial verbessert werden kann.

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