Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop
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INTEGRATIONSHEMMNIS LEIHARBEIT<br />
Herkunftsregionen<br />
entscheiden über<br />
Chancen<br />
42<br />
6. Migranten auf dem <strong>Leiharbeit</strong>smarkt<br />
<strong>Leiharbeit</strong> stellt ein prekäres Beschäftigungsverhältnis<br />
dar, das durch ein nicht existenzsicherndes<br />
Einkommen, fehlende soziale Sicherheitsgarantien,<br />
fehlende Mitbestimmungs- und<br />
Beteiligungsmöglichkeiten, einen eingeschränkten<br />
Zugang zu Aus- und Weiterbildung,<br />
fehlende Integration in soziale und betriebliche<br />
Netze und eine allgemeine Beschäftigungsund<br />
Planungsunsicherheit (Brinkmann u. a.<br />
2006: 17; Keller/Seifert 2007) charakterisiert<br />
ist.<br />
Für Menschen mit Migrationshintergrund<br />
sind solche Beschäftigungsverhältnisse nicht<br />
neu, da jene fortgesetzt in Arbeitsverhältnisse<br />
abgedrängt werden, die durch unattraktive Arbeitsbedingungen<br />
und Arbeitszeiten, durch geringe<br />
Einkommenschancen und erhöhtes Arbeitslosigkeitsrisiko<br />
gekennzeichnet sind (Unterschichtung).<br />
Unabhängig von ihrer Herkunft<br />
sind sie überwiegend in statusniedrigeren (Datenreport<br />
2009: 203) und stark konjunkturabhängigen<br />
(OECD 2009) Bereichen beschäftigt.<br />
Türkische Migranten (Möller/Walwei 2009:<br />
287 f.) sind von der fragilen Situation am Arbeitsmarkt<br />
besonders betroffen, da sie im<br />
Durchschnitt über ein geringeres Qualifikationsniveau<br />
verfügen und mit 30 % den größten<br />
Anteil an Personen ohne Bildungsabschluss<br />
aufweisen (Woellert u. a. 2009: 36), gefolgt von<br />
nichtdeutschstämmigen Jugendlichen aus dem<br />
osteuropäischen oder asiatischen Raum (vgl.<br />
Rühl 2009: 5 ff.). Hingegen zeigen sich Aussiedler<br />
und ihre Nachkommen als besonders qualifiziert<br />
(Woellert u. a. 2009: 34).<br />
Das Argument, dass es schon immer so war,<br />
macht den Missstand nicht weniger diskrimi-<br />
nierend. Seine Fortdauer verleitet vielmehr<br />
dazu, dass langjährige strukturelle, institutionelle<br />
und auch interpersonale diskriminierende<br />
Mechanismen von politischen Entscheidungsträgern,<br />
Behördenmitarbeitern, Arbeitgebern<br />
sowie den Betroffenen weder erkannt<br />
noch hinterfragt werden. Stattdessen werden<br />
sie immer weniger wahrgenommen. Die leiharbeitsspezifische<br />
Trennung zwischen arbeitsplatzbezogenem<br />
Weisungsrecht (Entleihbetrieb)<br />
und der Entlohnungs- und Sozialversicherungspflicht<br />
(Verleiher) erhöht die Gefahr<br />
der Diskriminierung zusätzlich, da neue Entscheidungspositionen<br />
und Abhängigkeitsverhältnisse<br />
auftreten.<br />
6.1. Hindernisse beim Zugang<br />
zum Arbeitsmarkt<br />
Vielfach wird bei der Diskussion über die Arbeitsmarktintegration<br />
von Migranten auf deren<br />
biografische, ethnische, qualifikatorische oder<br />
soziale Hintergründe als mögliche Ursachen<br />
für <strong>Integrationshemmnis</strong>se verwiesen, und infolgedessen<br />
werden ihre Arbeitsmarktchancen<br />
als „problematisch“ und „schwierig“ etikettiert.<br />
Zudem blickt Deutschland auf eine langjährige<br />
„Gastarbeiterhistorie“ zurück, was bis<br />
heute dazu führt, dass in breiten Schichten der<br />
Gesellschaft wie auch bei Akteuren in Behörden,<br />
Ämtern und Unternehmen Menschen mit<br />
Migrationshintergrund nach wie vor aus einer<br />
„Unterschichtenperspektive“ heraus wahrgenommen<br />
werden.