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Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop

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INTEGRATIONSHEMMNIS LEIHARBEIT<br />

Kaum Chancen<br />

auf Weiterbildung<br />

40<br />

Arbeit an, sind sie gezwungen, den 400-<br />

Euro-Job aufzugeben. Nach Ablauf des Auftrages<br />

– womöglich schon nach drei Wochen<br />

– stehen sie wieder völlig ohne Job da,<br />

da der 400-Euro-Job auch verloren ist“ (Migrationslotsin).<br />

Weitere Schwierigkeiten durch den unsicheren<br />

Beschäftigungsstatus entstehen bei der Wohnungssuche<br />

und der Kreditvergabe. Insbesondere<br />

bei Migranten, die je nach Herkunftsland<br />

ohnehin erhebliche Schwierigkeiten haben,<br />

eine Mietwohnung zu finden (vgl. Kilic 2008),<br />

addieren sich damit die Nachteile aus der <strong>Leiharbeit</strong>.<br />

Die Frage, inwieweit die Verleiher an einer<br />

Beschäftigungsstabilität für <strong>Leiharbeit</strong>nehmer<br />

interessiert sind, muss hier unbeantwortet<br />

bleiben. Jedoch wurde die von November 2008<br />

bis Dezember 2010 geschaffene Möglichkeit,<br />

durch Kurzarbeit ihre Beschäftigten zu halten,<br />

von <strong>Leiharbeit</strong>sfirmen wenig genutzt: Nur ca.<br />

2 % der <strong>Leiharbeit</strong>nehmer konnten davon profitieren<br />

(BA 2009: 17).<br />

5.4. Beschäftigungsfähigkeit<br />

Das spezifisch flexible Arbeitsverhältnis und<br />

das unmittelbare Verwertungsinteresse der Verund<br />

Entleiher24 führen dazu, dass die Beschäftigungsfähigkeit<br />

(Employability) von <strong>Leiharbeit</strong>nehmern<br />

im Vergleich zu Stammbeschäftigten<br />

stetig abnimmt (Bolder/Navecke/Schulte<br />

2005: 161 ff.). Entleiher und Verleiher sind kaum<br />

bereit, in die betriebliche Weiterbildung und<br />

Qualifikation von <strong>Leiharbeit</strong>nehmern,<br />

insbesondere von Hilfskräften, zu investieren<br />

(Promberger 2007: 133; Münchhausen 2007).<br />

Gerade für (junge) Migranten, welche ohnehin<br />

geringere Arbeitsmarktchancen haben, stellt<br />

damit die <strong>Leiharbeit</strong> eine echte Sackgasse dar<br />

und führt zu einer „latenten berufsbiografischen<br />

Bedrohung“ (Krämer/Speidel 2004: 133).<br />

„Wir senden die <strong>Leiharbeit</strong>skräfte nicht auf<br />

Weiterbildung. Ich sehe das bereits als<br />

Weiterbildung, dass die <strong>Leiharbeit</strong>er verschiedene<br />

Firmen kennenlernen und wir<br />

mit ihnen über die dortigen Erfahrungen<br />

nach dem Einsatz sprechen. So können sie<br />

ihre Konfliktfähigkeit ausbauen“ (Personaldisponentin).<br />

Dabei würde der Ausbau der individuellen Beschäftigungsfähigkeit<br />

(Employment Security)<br />

auch im Hinblick auf die sich wandelnden Qualifikationen<br />

und die demografische Entwicklung<br />

die Beschäftigungsstabilität unterstützen.<br />

Dies umfasst weniger die Sicherheit eines spezifischen<br />

Arbeitsplatzes (Job Security) als vielmehr<br />

die Chancen auf eine möglichst friktionsfreie<br />

Bewältigung des Arbeitsplatz- und Strukturwandels.<br />

Eine so verbesserte und dauerhafte<br />

Einbeziehung in die sozialen Sicherungssys-<br />

24 Insbesondere die Branchenführer wie z. B. Randstad, Adecco und Manpower gehen aufgrund des Fachkräftemangels<br />

u. a. im Alten- und Pflegebereich inzwischen andere Wege und qualifizieren ihre Beschäftigten im Rahmen<br />

des staatlich geförderten Programms WeGebAU (Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer<br />

Arbeitnehmer in Unternehmen) oder errichten eigene Akademien (Spermann 2009: 193 ff.).

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