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Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop

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INTEGRATIONSHEMMNIS LEIHARBEIT<br />

Aufstockungshemmnis<br />

Bürokratie<br />

Wenig Geld und<br />

keine Teilhabe<br />

38<br />

Verschärft wird die Lage durch Manipulationsversuche<br />

der Verleiher, wie z. B. Kündigungen<br />

kurz vor Ende der Probezeit, um die Arbeitnehmer<br />

nach einer „Pause“ mit Probezeit und Einstiegstarif<br />

erneut einzustellen (Promberger<br />

2007: 138).<br />

Viele Migranten, insbesondere jene mit<br />

Sprachschwierigkeiten und mit einem ungesicherten<br />

Aufenthaltsstatus, scheuen aus Scham<br />

und Angst jegliche Bürokratie. Stattdessen<br />

wird versucht das Einkommen durch massive<br />

Mehrarbeit, durch einen Zweit- oder Drittjob<br />

oder durch Schwarzarbeit zu erhöhen.<br />

„Immer wieder erlebe ich es, dass vor allem<br />

russischsprachige <strong>Leiharbeit</strong>er sich<br />

weigern, ihren Anspruch auf Aufstockung<br />

geltend zu machen. Gründe dafür sind die<br />

sprachlich-bürokratischen Hürden, die Offenlegung<br />

des Einkommens und das Gefühl<br />

der Kontrolle und Registrierung bei einem<br />

Amt. Fast alle <strong>Leiharbeit</strong>er, die ich kenne,<br />

haben einen Zweitjob auf Mini-Job-Basis“<br />

(Migrationslotsin).<br />

Durch das geringe und unregelmäßige Einkommen<br />

fallen viele <strong>Leiharbeit</strong>nehmer zudem unter<br />

die Grenze der Einkommensteuerpflicht,<br />

wodurch sie nicht in der Lage sind, Ausgaben<br />

wie z. B. Fahrtkosten, Bewerbungskosten oder<br />

den Verpflegungsmehraufwand von der Steuer<br />

abzusetzen. Parallel erhöht das geringe Einkommen<br />

das Verschuldungsrisiko, zumal Migranten<br />

häufig noch Verwandte und Freunde im<br />

Herkunftsland unterstützen. Sie laufen besondere<br />

Gefahr, aufgrund der Unkenntnis und der<br />

sprachlichen Defizite Ziel von Kredithaien<br />

(auch innerhalb der ethnischen Community) zu<br />

werden, um den an sie gestellten Erwartungen<br />

gerecht zu werden. Weitere Probleme ergeben<br />

sich bei der Einladung von Freunden und Verwandten<br />

aus visumspflichtigen Ländern, da<br />

aufgrund des geringen Einkommens keine zufriedenstellende<br />

„Verpflichtungserklärung“<br />

gem. § 12 Abs. 2 Satz 1 und § 68 Aufenthaltsgesetz<br />

(AufenthG) abgegeben werden kann.<br />

In der Arbeitgeberdiskussion werden bis<br />

heute die beachtlichen Folgen des <strong>Leiharbeit</strong>sverhältnisses<br />

vernachlässigt. Zwar konnte die<br />

IG Metall in einer Vielzahl von Besserstellungsvereinbarungen<br />

für die <strong>Leiharbeit</strong>nehmer<br />

Fortschritte erreichen, dennoch lässt sich auf<br />

diesem Wege die strukturelle Ungleichbehandlung<br />

von <strong>Leiharbeit</strong>nehmern gegenüber<br />

Stammbeschäftigten nicht flächendeckend beheben.<br />

„Nachdem sich nun langsam die Entgeltsituation<br />

für die <strong>Leiharbeit</strong>nehmer durch<br />

Equal-Pay-Verträge und Besserstellungsvereinbarungen<br />

verbessert, wird deutlich,<br />

dass es auch um qualitative Fragen geht:<br />

Übernahme, Rechte der Stammbeschäftigten,<br />

Entlohnung von Verbesserungsvorschlägen,<br />

Kredite vom Arbeitgeber zu besseren<br />

Bedingungen, Prämien und Bonuszahlungen“<br />

(Johann Horn, Erster Bevollmächtigter<br />

IG Metall Ingolstadt).

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