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Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop

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„Es gibt immer Probleme …, aber mein Chef<br />

weiß auch, dass ich aus Angst nie zum Arbeitsgericht<br />

gehen würde, denn es gibt genügend<br />

Leute, die jeden Tag bei der Zeitarbeitsfirma<br />

stehen. Also flieg ich sofort,<br />

wenn ich die Bedingungen nicht akzeptiere“<br />

(<strong>Leiharbeit</strong>nehmer mit Migrationshintergrund).<br />

Aufgrund ihrer niedrigen Stellung im Produktionsprozess<br />

verfügen Hilfskräfte kaum über<br />

eine „Arbeitsmarktverhandlungsmacht“ (Marketplace<br />

Bargaining Power), bestenfalls eingeschränkt<br />

über eine „Arbeitsplatzverhandlungsmacht“<br />

(Workplace Bargaining Power). Ebenso<br />

fehlen ihnen jegliche Druckmittel und jegliche<br />

Macht von Normalarbeitnehmern, wie z. B.<br />

Streik oder Arbeitsniederlegungen (vgl. Silver<br />

2003: 13 ff.), was zur unmittelbaren Verschärfung<br />

der Prekaritätsrisiken beiträgt.<br />

Um die Vorteile ihrer Kunden zu maximieren<br />

(vgl. Schwaab 2009), wählen die Verleiher<br />

aus multiplen Optionen (vgl. Gross 1994), d. h.,<br />

sie treffen aus einem Überangebot von Arbeitskräften<br />

eine Vorauswahl nach der Maßgabe<br />

des Entleihers, auch mit dem erklärten Ziel,<br />

dadurch das Allgemeine Gleichstellungsgesetz<br />

(AGG) zu umgehen (vgl. Rösch 2009).<br />

„Viele Firmen bestellen immer die gleichen<br />

Hilfskräfte, d. h., sie haben bereits eine<br />

Gruppe Hilfskräfte, die nur Russisch oder<br />

Türkisch sprechen, und wollen dann auch<br />

keine anderen“ (Personaldisponentin).<br />

„Gefälschte Lebensläufe sind keine Seltenheit,<br />

d. h., wenn gerade Leute mit Metaller-<br />

fahrung gesucht werden und der Verleiher<br />

hat nur Bäcker, dann hat der Bäcker eben<br />

Metallerfahrung. Für einen oder zwei Tage,<br />

so ist die Denke, geht das schon. Der Leidtragende<br />

ist der <strong>Leiharbeit</strong>er, weil er sich<br />

dumme Sprüche anhören muss, wenn er<br />

sich dumm anstellt, und es ist auch eine Frage<br />

der Arbeitssicherheit“ (ehemalige Personaldisponentin).<br />

„In der Produktion werden <strong>Leiharbeit</strong>er am<br />

Montag um 6 Uhr einbestellt – weil ich nicht<br />

weiß, ob der Stammbeschäftigte, der am<br />

Freitag krank war, am Montag kommt.<br />

Kommt dieser dann doch, dann kann der<br />

<strong>Leiharbeit</strong>er um 6.05 Uhr wieder gehen …<br />

<strong>Leiharbeit</strong>er werden auch während der<br />

Schicht nach Hause geschickt, wenn es z. B.<br />

Probleme in der Produktion gibt. <strong>Leiharbeit</strong>er<br />

werden im Stundentakt bestellt“ (Personaldisponentin).<br />

Die Suchaufträge lassen bei den Verleihern<br />

eine Warteschlage (Labour-Queue) entstehen,<br />

welche einzelne Gruppen stark und andere weniger<br />

stark diskriminiert. Besonders geringe<br />

Chancen auf einen <strong>Leiharbeit</strong>splatz haben Migranten<br />

mit geringen Kenntnissen der deutschen<br />

Sprache. Sind sie dann noch älter als ca. 40<br />

Jahre und zudem noch weiblich, finden sie häufig<br />

nur noch eine Anstellung bei ethnischen Verleihern<br />

(vgl. Kap. 7.).<br />

„Ich beobachte, dass die Verleiher zunächst<br />

nur Männer einstellen, wahrscheinlich weil<br />

sie weniger Schutzrechten unterliegen.<br />

DER WETTBEWERB AUF EINEM NACHFRAGEMARKT<br />

Bestellt und<br />

nicht gebraucht<br />

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