Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop
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Vorwort<br />
Was viele Arbeitgeber als wichtiges Instrument zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes<br />
feiern, ist für zahlreiche Betroffene eine schwere Last: <strong>Leiharbeit</strong>. Während<br />
mehr als 16.000 Verleihbetriebe immer wieder über jede neue Rekordzahl von <strong>Leiharbeit</strong>ern<br />
öffentlich jubeln, schaffen es finanzielle, soziale, gesundheitliche und<br />
auch psychische Probleme der <strong>Leiharbeit</strong>er nur selten auf die Tagesordnung einer<br />
seriösen Berichterstattung. Durch die Rede von Einzelschicksalen, die es immer<br />
gebe, von Ausnahmen, die in jeder Branche existierten, oder von Sonderfällen, die<br />
aber nicht die Regel seien, spielen die Profiteure des <strong>Leiharbeit</strong>smarktes gerne die<br />
tatsächlichen Probleme herunter. Doch die Probleme nehmen nicht nur qualitativ zu,<br />
sondern auch quantitativ. Vor allem scheint sich <strong>Leiharbeit</strong> zu einem „Geschäftsmodell<br />
mit der Arbeitskraft von Menschen mit Migrationshintergrund“ zu entwickeln,<br />
mit dem z. B. auch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz umgangen werden<br />
kann. Zwar sind alle <strong>Leiharbeit</strong>nehmer von den Nachteilen, die diese Form der prekären<br />
Arbeit mit sich bringt, betroffen, doch zeigt die Studie der <strong>Otto</strong> <strong>Brenner</strong> Stiftung,<br />
dass Menschen mit Migrationshintergrund noch weitaus stärker unter den<br />
Bedingungen der <strong>Leiharbeit</strong> und ihren Auswirkungen leiden.<br />
Die Autorin unserer Studie, Sandra Siebenhüter von der Katholischen Universität<br />
Eichstätt-Ingolstadt, gibt sich unbeeindruckt von den ökonomischen Erfolgsmeldungen<br />
seitens der Politik und der Wirtschaft und wirft einen Blick auf das Leben von<br />
<strong>Leiharbeit</strong>ern hinter den Zahlen und Statistiken. Durch zahlreiche Interviews mit<br />
einer Vielzahl von Akteuren aller relevanten Bereiche der <strong>Leiharbeit</strong> gelang es der<br />
Autorin, tiefe Einblicke in den Arbeitsalltag von Menschen in Deutschland zu gewinnen,<br />
wie das keine statistische Erfassung je abzubilden vermag. Ihr ist es vielmehr<br />
gelungen, in das Blackbox-System <strong>Leiharbeit</strong> hineinzublicken und qualitative Daten<br />
zu recherchieren, die es in dieser Form bislang noch nicht gab. Durch den starken<br />
Bezug zur Rolle von <strong>Leiharbeit</strong>ern mit Migrationshintergrund hat sich die Autorin in<br />
ihrer Studie den alltäglichen Sorgen einer Gruppe genähert, die in unserer Gesellschaft<br />
zwar eine Minderheit ist, doch in den Statistiken der Bundesagentur erst gar<br />
nicht explizit erscheint, obwohl sie in der <strong>Leiharbeit</strong> überproportional häufig vertreten<br />
ist.<br />
Immer noch ist in Deutschland der Zugang zum ersten Arbeitsmarkt für viele<br />
Migranten durch gesetzliche Vorgaben verschlossen. Erst auf Druck der Wirtschaft<br />
hat auch die Bundesregierung die Potenziale dieser Menschen erkannt und das<br />
„Gesetz über die Feststellung der Gleichwertigkeit von Berufsqualifikationen“ (Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz<br />
– BQFG) auf den Weg gebracht, das ab Januar<br />
2012 wirksam werden soll. Wen überrascht es da noch, dass die Vereinten Nationen<br />
VORWORT<br />
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