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Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop

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4. Der Wettbewerb auf einem Nachfragemarkt<br />

4.1. Machtkonstellation<br />

Verleiher/Entleiher<br />

Verleiher erzielen durch Vermittlung, Überlassung<br />

oder Einsatz von <strong>Leiharbeit</strong>nehmern (vgl.<br />

Schwaab 2009: 35-48) Gewinn, wobei jenen<br />

eine Doppelaufgabe zukommt: Sie rekrutieren<br />

nachgefragte Arbeitskräfte am Markt und vermitteln<br />

diese an ihre Kunden (Entleiher) für einen<br />

(temporären) Arbeitskräftebedarf weiter.<br />

Der Preis dieser Vermittlungstätigkeit folgt dem<br />

marktwirtschaftlichen Prinzip der Preisbildung,<br />

d. h., er unterliegt Angebot und Nachfrage.<br />

„In Regionen, wo eine hohe Nachfrage nach<br />

Arbeitskräften herrscht, dort werden auch<br />

die Verleiher von den Entleihern hofiert“<br />

(ehemaliger Niederlassungsleiter Verleiher).<br />

Da es Migranten nur teilweise gelingt, ihre im<br />

Heimatland erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

(„Humankapital“) in das Aufnahmeland<br />

zu transportieren (vgl. Friedberg 2000; vgl.<br />

auch Kap. 6.3.), arbeiten sie überproportional<br />

häufig im sekundär-peripheren, 10 schlecht bezahlten<br />

und instabilen Arbeitsmarktsegment<br />

und sind in der Beschäftigungshierarchie auf<br />

dem unteren Level angesiedelt (Jedermannsarbeitsmarkt,<br />

Job-Competition-Modell; 11 vgl. Thurow<br />

1975).<br />

Da die Arbeitsplätze von Hilfskräften eine<br />

vergleichsweise niedrige Produktivität aufweisen,<br />

konkurrieren diese weniger um Löhne,<br />

sondern vielmehr um Arbeitsplätze. Migranten<br />

konkurrieren zudem indirekt um einen Aufenthaltsstatus.<br />

Die Verleiher wissen dies und sind<br />

in der komfortablen Situation, sich aus einer<br />

Vielzahl von Bewerbern die geeignetste Person<br />

zu den niedrigsten Kosten auswählen zu können<br />

(Thurow 1999: 145).<br />

„Die Verleiher wissen, dass ich eine Arbeit<br />

brauche, damit ich hier in Deutschland bleiben<br />

kann. Das geben sie mir deutlich zu verstehen<br />

und bieten mir nur die schwersten<br />

Arbeiten an. Mein Einstiegsgehalt lag unter<br />

6 Euro. Sobald ich endgültig hierbleiben<br />

kann, mache ich keine <strong>Leiharbeit</strong><br />

mehr …“ (türkischer <strong>Leiharbeit</strong>nehmer).<br />

Ausdruck dieser geringen Marktmacht von<br />

Hilfskräften sind ihre Eingruppierung im Tarifvertrag<br />

(vgl. Kap. 5.1.), die Überlassungsgebühr<br />

(vgl. Kap. 4.2.) und die Flexibilitätsanforderungen<br />

an den <strong>Leiharbeit</strong>nehmer.<br />

„Je qualifizierter ein <strong>Leiharbeit</strong>er ist, desto<br />

mehr Sorgfalt wird man im Umgang mit ihm<br />

an den Tag legen. Denn ein Facharbeiter<br />

oder Akademiker bedeutet letztlich auch<br />

mehr Geld für den Verleiher, da seine Ware<br />

10 Im primären Kernsegment (Stammbelegschaft) finden sich stabile Beschäftigungsverhältnisse mit hohen Löhnen.<br />

11 Die Lohnstruktur verschiebt sich nur dann, wenn Arbeitskräftenachfrage und -angebot über längere Zeit in einem<br />

Ungleichgewicht sind. Der Arbeitgeber sortiert die Bewerber anhand von Merkmalen (Ausbildung, Alter,<br />

Sprache, Geschlecht usw.) in eine Arbeitskräfteschlange (Labour-Queue) ein, wobei der Bewerber mit den<br />

„günstigsten“ Merkmalen die Schlange anführt; dies sind in der Regel jene, die die geringsten Einarbeitungskosten<br />

und die höchste Produktivität erwarten lassen.<br />

DER WETTBEWERB AUF EINEM NACHFRAGEMARKT<br />

Harte Konkurrenz<br />

um Arbeitsplätze<br />

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