Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop
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3. Arbeitsmarkt <strong>Leiharbeit</strong><br />
Im Rahmen der Agenda 2010 kam es zu einer<br />
umfassenden Reform des seit 1972 bestehenden<br />
Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes, was<br />
mit der Aufhebung des Befristungsverbots, des<br />
Synchronisationsverbots, des Wiedereinstellungsverbots<br />
und der Einführung des Grundsatzes<br />
der Gleichbehandlung (Equal Pay/Equal<br />
Treatment) einherging, soweit nicht ein Tarifvertrag<br />
abweichende Regelungen zulässt. 3 Diese<br />
Deregulierungen, die je nach Sichtweise einen<br />
„Discount-Arbeitsmarkt“ (Cornely u. a.<br />
2011) schufen oder aber dem marktideologischen<br />
Bild „Für ein attraktives Deutschland.<br />
Freiheit wagen – Fesseln sprengen“ (BDI 2004)<br />
entsprachen, führten dazu, dass die <strong>Leiharbeit</strong><br />
zu einer der wenigen Boombranchen der vergangenen<br />
Jahre zählt, die sich sehr schnell vom<br />
Konjunktureinbruch der Jahre 2008/09 erholen<br />
konnte. Doch während der Präsident des Bundesverbandes<br />
Zeitarbeit (BZA4 ), Volker Enkerts,<br />
für 2011 mit der Überschreitung der Millionenmarke<br />
und einer stark wachsenden Tendenz<br />
rechnet (Hamburger Abendblatt 2011),<br />
warnt inzwischen der Vorstandvorsitzende der<br />
BA, Frank-Jürgen Weise, vor einem weiteren<br />
Anwachsen:<br />
„Wenn die Zahl weit über diese Schwelle<br />
[von einer Million, A. d. Red.] steigt, dann<br />
hätten wir ein Problem. Das hätte auch<br />
Rückwirkungen auf die sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigung, weil bei<br />
Zeitarbeit die Tätigkeit und damit die Beitragszahlung<br />
oft unterbrochen werden.<br />
Man müsste sich fragen, ob eine solche Entwicklung<br />
im Sinne der sozialen Marktwirtschaft<br />
ist“ (Die Welt 2011b).<br />
3.1. <strong>Leiharbeit</strong>squote und<br />
Einsatzfelder von <strong>Leiharbeit</strong><br />
Mit derzeit ca. 2,7 % (BA 2011b: 14) aller sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigten<br />
scheint die <strong>Leiharbeit</strong> in Deutschland im internationalen<br />
Vergleich eher gering zu sein (vgl.<br />
Vanselow/Weinkopf 2009). Da jedoch die Nutzungsart<br />
(Flexibilitätspuffer, Ad-hoc-Einsatz,<br />
strategischer Einsatz), die Einsatzfelder<br />
(Dienstleistung, Hilfspersonal, Facharbeiter),<br />
die Art des Entleihers (Industrie, Mittelstand)<br />
und die rechtlichen Rahmenbedingungen der<br />
<strong>Leiharbeit</strong> (Nutzungsdauer, Entlohnung) national<br />
stark differieren (Eichhorst/Marx/Thode<br />
2010; Dörre/Holst/Nachtwey 2009; HBS 2009a;<br />
Arrowsmith 2008), ist das Instrument unterschiedlich<br />
attraktiv. In Deutschland fällt auf,<br />
dass die Quoten insbesondere an Standorten<br />
mit einem hohen Anteil von industrieller Produktion<br />
überdurchschnittlich sind. Zwar wird<br />
3 Bislang existiert eine „Equal-Pay-Regelung“ nur im Tarifvertrag für die Eisen- und Stahlindustrie; zudem gibt es<br />
sogenannte Besserregelungen, teils in Form von Haustarifverträgen, teils in Form von Betriebsvereinbarungen<br />
im Organisationsbereich der IGM.<br />
4 Am 14. April 2011 fusionierten der Arbeitgeberverband Mittelständischer Personaldienstleister e. V. (AMP) und<br />
der Bundesverband Zeitarbeit Personal-Dienstleistungen e. V. (BZA) zum Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister<br />
(BAP). Der BAP umfasst damit ca. 80 % aller deutschen Niederlassungen von Zeitarbeitsunternehmen<br />
und mehr als die Hälfte aller Zeitarbeitnehmer in Deutschland. Präsident des neuen Verbands ist<br />
der bisherige BZA-Präsident Volker Enkerts (AMP 2011).<br />
ARBEITSMARKT LEIHARBEIT<br />
Boombranche<br />
<strong>Leiharbeit</strong><br />
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