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Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop

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eitnehmer) sind bisher wenig erörtert, ebenso<br />

die daraus resultierenden Gefahren einer<br />

strukturellen, institutionellen und interpersonalen<br />

Diskriminierung. Dabei sind gerade Migranten<br />

– aufgrund ihrer unterschiedlichen kulturellen<br />

und arbeitsrechtlichen Sozialisierung,<br />

die zudem häufig noch sprachliche und institutionelle<br />

Defizite aufweisen – besonderen Diskriminierungsrisiken<br />

ausgesetzt und stoßen<br />

auf kaum überwindbare Hürden bei der Eingliederung<br />

in den Arbeitsmarkt (vgl. British Council/Migration<br />

Policy Group 2011; Flam 2007;<br />

Granato 2003). Die soziale Desintegrationsgefahr<br />

durch <strong>Leiharbeit</strong> (IAB 2011a; Crimmann<br />

u. a. 2009; Brinkmann/Dörre u. a. 2006; Promberger<br />

2006) wirkt zusätzlich belastend.<br />

Mit dieser Studie wird die Akteursperspektive<br />

der <strong>Leiharbeit</strong>nehmer mit Migrationshintergrund<br />

in den Mittelpunkt gestellt und der<br />

Frage nachgegangen, welche Erfahrungen sie<br />

mit Verleih- und Entleihbetrieben, im Umgang<br />

mit anderen <strong>Leiharbeit</strong>nehmern und mit<br />

Stammbeschäftigten, aber auch mit den Arbeitsvermittlern<br />

(sogenannten Gate-Keepern)<br />

und Betriebsräten machen. Da viele Migranten<br />

trotz jahrelangen Aufenthalts in Deutschland in<br />

vielerlei sozialen Welten2 verkehren, die durch<br />

Sprache und durch sichtbare und unsichtbare<br />

Codes geprägt sind, muss auch danach gefragt<br />

werden, ob die Deutung der sozialen Welt ‚<strong>Leiharbeit</strong>‘<br />

je nach Ethnie unterschiedlich ausfällt.<br />

Migrantengruppen verfügen je nach Dauer ihres<br />

Aufenthalts über jeweils andere Arbeits-<br />

markterfahrungen und spezifische Wissensbestände<br />

(vgl. Schiffauer 2006), so dass ihr Verhalten<br />

durch teils tradierte, teils neu erworbene<br />

Werte und Normen dominiert wird. Dabei leiden<br />

gerade gut ausgebildete Zuwanderer<br />

darunter, dass ihre mitgebrachte Ausbildung<br />

und Qualifizierung nicht anerkannt wird und<br />

sie nur als Hilfskraft in <strong>Leiharbeit</strong> eine Beschäftigung<br />

finden. Da dieser Beschäftigungsstatus<br />

mit einem häufigen Wechsel von Arbeitsplatz,<br />

Arbeitskollegen und Arbeitsorten einhergeht,<br />

muss die häufig gebrauchte politische Behauptung<br />

„Arbeit schafft Integration“ kritisch hinterfragt<br />

werden.<br />

Die Studie gliedert sich wie folgt: Nach Darstellung<br />

der Methode und des Forschungssamples<br />

im 2. Kapitel gibt das 3. Kapitel einen<br />

kurzen Überblick über spezifische quantitative<br />

Ausprägungen der <strong>Leiharbeit</strong> (u. a. Einkommen,<br />

Einsatzfelder), die in einem engen thematischen<br />

Zusammenhang zur Fragestellung der<br />

Studie stehen. Um die der <strong>Leiharbeit</strong> innewohnende<br />

Dynamik und die Gefahr des Missbrauchs<br />

zu veranschaulichen, werden im 4. Kapitel<br />

die Wettbewerbsmechanismen innerhalb<br />

der Verleihbranche erläutert. Im 5. Kapitel wird<br />

schließlich auf die spezifische Situation der<br />

Hilfskräfte in <strong>Leiharbeit</strong> eingegangen, da sie in<br />

mehrfacher, sich gegenseitig verschärfender<br />

Ausprägung (finanziell, sozial, örtlich) von dieser<br />

prekären Beschäftigungssituation betroffen<br />

sind. Das 6. Kapitel widmet sich detailliert<br />

der Situation von Migranten auf dem Leihar-<br />

2 Soziale Welten (Vereine, Schulen, Unternehmen) sind nichts Migrationsspezifisches. Es handelt sich dabei<br />

um kleinste Einheiten jeglichen sozialen Zusammenlebens, die über eigenes Wissen verfügen und den Mitgliedern<br />

starke Orientierung geben (vgl. Strauss 1978; Schütze 2002).<br />

EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG<br />

<strong>Leiharbeit</strong> aus der<br />

Perspektive der<br />

Migranten<br />

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