Pädagogisch-didaktisches Schulpraktikum Schulpädagogischer ...

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Pädagogisch-didaktisches Schulpraktikum Schulpädagogischer Schwerpunkt (§ 34 Abs. 1 Satz Nr. 3 LPO I) Handreichung für die Lehrämter Grundschule, Hauptschule, Gymnasium Lehrstuhl Lehrstuhl für für Schulpädagogik Schulpädagogik Prof. Prof. Dr. Dr. Norbert Norbert Seibert Seibert Name:__________________________________________________Matrikelnummer: _________________ Anschrift:_______________________________________________________________________________ Telefon:__________________________E-Mail_________________________________________________ Lehramt: _________________________Studiensemester: ______________ Fachsemester:____________ Fächerkombination: ______________________________________________________________________ Tutor an der Universität: __________________________________________________________________ Zeitraum des Praktikums: von:___________________ _bis:_____________________________________ Praktikumsschule: _________________________________Ort: __________________________________ Bei Erstellung mittels PC sollte die äußere Form eingehalten werden. Vier Wochen nach Abschluss des Praktikums ist die Handakte am Lehrstuhl für Schulpädagogik (PhIL Zi 481) abzugeben.

<strong>Pädagogisch</strong>-<strong>didaktisches</strong> <strong>Schulpraktikum</strong><br />

<strong>Schulpädagogischer</strong> Schwerpunkt<br />

(§ 34 Abs. 1 Satz Nr. 3 LPO I)<br />

Handreichung für die Lehrämter<br />

Grundschule, Hauptschule, Gymnasium<br />

Lehrstuhl Lehrstuhl für für Schulpädagogik<br />

Schulpädagogik<br />

Prof. Prof. Dr. Dr. Norbert Norbert Seibert<br />

Seibert<br />

Name:__________________________________________________Matrikelnummer: _________________<br />

Anschrift:_______________________________________________________________________________<br />

Telefon:__________________________E-Mail_________________________________________________<br />

Lehramt: _________________________Studiensemester: ______________ Fachsemester:____________<br />

Fächerkombination: ______________________________________________________________________<br />

Tutor an der Universität: __________________________________________________________________<br />

Zeitraum des Praktikums: von:___________________ _bis:_____________________________________<br />

Praktikumsschule: _________________________________Ort: __________________________________<br />

Bei Erstellung mittels PC sollte die äußere Form eingehalten werden. Vier Wochen nach Abschluss des<br />

Praktikums ist die Handakte am Lehrstuhl für Schulpädagogik (PhIL Zi 481) abzugeben.


Handreichung für das<br />

pädagogisch-didaktische<br />

<strong>Schulpraktikum</strong><br />

für die Lehrämter<br />

Grundschule, Hauptschule, Gymnasium


Inhaltsverzeichnis:<br />

Inhaltsverzeichnis:<br />

Vorbemerkungen 3<br />

Theorieteil 7<br />

1. Unterricht 7<br />

2. Erziehung 13<br />

3. Bildung 16<br />

Praxisteil 20<br />

1. Schulleben/Klassenatmosphäre 22<br />

2. Erziehung 23<br />

3. Unterricht 24<br />

4. Eigene Unterrichtsversuche 30<br />

5. Reflexion 31<br />

6. Literaturverzeichnis 32<br />

2


Vorbemerkungen<br />

Liebe Studierende!<br />

Der Begleiter durch das pädagogisch-didaktische <strong>Schulpraktikum</strong> wurde nochmals abgeändert.<br />

Wir haben zwei wichtige Zielsetzungen:<br />

1. Jede praktische Erfahrung durch eigenes Tun und handelnden Umgang hat Vorrang<br />

vor einem bloßen Theoretisieren. Qualitative Beobachtungen sind uns wichtiger als<br />

eine reine Aufzählung von Fakten.<br />

2. Durch die Begegnung mit der Praxis sollen aber auch theoretische Kenntnisse aufgefrischt<br />

werden. Dabei beschränken wir uns auf die notwendigen Voraussetzungen, die<br />

Sie zur Beobachtung des Unterrichts benötigen.<br />

Das pädagogisch-didaktische <strong>Schulpraktikum</strong> ist das erste Praktikum, das in Ihre universitäre<br />

Ausbildung eingebunden ist. Damit sind Vorteile und Nachteile verbunden.<br />

Von Vorteil ist sicher, dass Sie bald nach Beginn Ihres Studiums mit der Unterrichtswirklichkeit<br />

konfrontiert werden: Sie erproben sich in ersten Versuchen, überprüfen sich, ob<br />

Sie einen Zugang zu den Schülern finden, erfahren, wie vielfältig Schülerinteressen sind<br />

und Sie fühlen auch, wie anstrengend eine Unterrichtsstunde sein kann, obwohl Sie zuhause<br />

am Schreibtisch alle Schritte bestmöglich vorgedacht haben. Sie werden sensibel<br />

für die Anliegen der Schüler1 und verstehen vielleicht besser, warum der Lehrer ein großes<br />

theoretisches Repertoire zur Verfügung haben muss, um im direkten Umgang mit den<br />

Schülern und der Sache spontan richtig handeln zu können. Interessant dürfte auch die<br />

Erkenntnis sein, dass das wenige theoretische Wissen aus den Veranstaltungen an der<br />

Universität bis zu diesem Zeitpunkt nicht problemlos auf die Klassen- und Schülersituation<br />

übertragen werden kann und darf. Es gibt zu viele Bedingungsvariablen, die eine einfache<br />

Übertragung eines Unterrichtsmodells erschweren, so z.B.: die Lehrerpersönlichkeit,<br />

die Zusammensetzung der Klasse, der Anspruch, der in der Sache selbst liegt, die<br />

Zusammensetzung der Klasse, Ihre momentane Gefühlslage, die Größe und Ausstattung<br />

des Klassenzimmers, Ihr pädagogisches Geschick und Ihr didaktisch-methodisches Können<br />

...<br />

Sie merken erstmals vor Ort, und nicht mehr aus der Schülerperspektive, dass Unterricht<br />

zwar planbar ist, aber nicht verplant werden kann. Vielleicht fühlen Sie auch, dass Ihr<br />

Motivierungsversuch nicht so ankommt, dass Unruhe entsteht, Schüler andere, als die<br />

beabsichtigten Tätigkeiten ausführen!<br />

Das ist der Unterrichtsalltag!<br />

Von Nachteil ist unter einem anderen Aspekt, dass das pädagogisch-didaktische Schul-<br />

1 Mit Gebrauch der maskulinen Form wird umständlichen Formulierungen vorgebeugt.<br />

3


praktikum schon so früh stattfindet. Was wissen Sie bereits bis zu diesem Zeitpunkt von<br />

der Heterogenität der Lernvoraussetzungen Ihrer Schüler, von der Vermittlung der Lerntechniken,<br />

der didaktischen Gestaltung eines Tafelbildes oder eines Arbeitsblattes, der<br />

Gesprächsführung mit einem erziehungsschwierigen Schüler, einem Elternberatungsgespräch,<br />

dem Einsatz von Impulsen und differenzierenden Maßnahmen?<br />

Hätten Sie sich dieses Wissen über die exemplarisch angezeigten Bereiche vor Ihrem ersten<br />

Praktikum angeeignet, hätte es durchaus sein können, dass der eine oder andere Unterrichtsversuch<br />

positiver gewertet würde. Aber selbst nach einem erfolgreichen Universitätsstudium<br />

und einem fundierten Wissen über didaktisch-methodische Möglichkeiten<br />

gibt es noch keine Garantie für "guten" Unterricht. Entscheidend sind Ihre Einstellung zu<br />

Ihrem Beruf, Ihr Engagement und Ihr Wohlwollen gegenüber den Ihnen anvertrauten<br />

Schülern.<br />

Wissen und Können - Einstellungen und Haltungen, beide Bereiche sollten möglichst<br />

gleichwertig im erziehungswissenschaftlichen Studium angestrebt werden.<br />

Da vor allem unsere erste Zielsetzung, Beobachtungsaufträge zum bzw. erste Erfahrungen<br />

im handelnden Umgang mit den Schülern, der wichtigste Inhalt im pädagogischdidaktischen<br />

<strong>Schulpraktikum</strong> sein soll, können Sie manche Fragestellungen übergehen,<br />

wenn Sie uns dafür Alternativen anbieten. Berichten Sie von einem interessanten Schülergespräch<br />

oder einer Streitsituation am Pausenhof. Schreiben Sie Ihre Gedanken über<br />

einen erziehungsschwierigen Schüler nieder - warum ist er Ihrer Meinung nach schwierig,<br />

oder ist er bereits eine "werdende Persönlichkeit", der zu seiner Meinung steht, sich nicht<br />

kritiklos unterordnet etc.<br />

Wie viele Fragen Sie aus unserem Angebot in Alternativangebote umändern, steht in<br />

Ihrer Entscheidung. Bieten Sie uns nicht weniger an, aber sprengen Sie bitte auch nicht<br />

den Rahmen.<br />

Erlauben Sie uns noch ein paar Vorbemerkungen zur Unterrichtsbeobachtung, zu der<br />

auch die Beobachtung eines einzelnen Schülers gehört:<br />

Stimmen Sie sich unbedingt vorher mit der zuständigen Lehrkraft ab, dass Sie sich Notizen<br />

machen wollen! Die Lehrkraft hat die Verantwortung für das Geschehen während<br />

des Unterrichts und das "Hausrecht" im Klassenzimmer. Somit benötigen Sie für Ihre Notizen<br />

die Zustimmung der entsprechenden Lehrkraft!<br />

Versuchen Sie, alle Vorurteile (Sympathie/Antipathie) abzulegen. Diese Gefühle oder<br />

Einstellungen hindern Sie, Ihr "Beobachtungsobjekt" objektiv zu beobachten. Notieren<br />

Sie keine Wertungen und halten Sie Ihre Beurteilung eines bestimmten Verhaltens oder<br />

Handelns zurück. Erst eine ausreichende Zahl von unterschiedlichen Beobachtungen in<br />

unterschiedlichsten Situationen zu unterschiedlichsten Zeitpunkten berechtigt Sie, sich<br />

"ein Bild" von einem Schüler zu machen. Denken Sie daran, dass auch Sie unterschiedliche<br />

Leistungsniveaus haben, dass es gute und schlechte Tage gibt!<br />

4


Wenn Sie sich nun für die Beobachtung eines Schülers entschieden haben, reflektieren<br />

Sie, warum Sie gerade diesen Schüler ausgewählt haben: Ist er besonders auffällig (aktive<br />

Mitarbeit, motiviert und engagiert, rücksichtsvoll und ordentlich oder: ist er unkonzentriert<br />

und aggressiv? Vorsicht! Sie bewerten bereits ein Verhalten, das Sie vielleicht nicht<br />

systematisch einordnen können. Eine systematische Evaluation eines Schülerhandelns<br />

schließt seine Familiensituation, seine biographische Entwicklung, seine soziale Stellung<br />

im Klassenverband, seine Interessen und Vorlieben und auch seine Sympathie und Antipathie<br />

gegenüber Lehrenden mit ein. Erst wenn Sie möglichst umfassend informiert sind,<br />

sind sie sicher, dass Sie den Schüler in seinem Handlungsfeld annähernd gerecht werden.<br />

Halten Sie auch Distanz zum Schüler, sonst fehlt Ihnen der Überblick, denn wenn man<br />

zu nah am Objekt seiner Beobachtung ist, kann man das Umfeld nicht mehr im Auge<br />

behalten, sondern sieht nur noch einen kleinen Ausschnitt.<br />

Was für die Schülerbeobachtung gilt, gilt in gleicher Weise für das didaktisch-methodische<br />

Handeln Ihrer Praktikums - bzw. Betreuungslehrkraft. Was Sie beobachten, nehmen<br />

Sie aufgrund Ihres Vorwissens und Ihrer Erfahrungen sehr subjektiv wahr. Auch in<br />

Ihre Unterrichtsbeobachtung fließt Ihre individuelle Biographie, Ihr Idealismus, Schule<br />

gestalten zu wollen, Ihre Vorstellungen von Unterricht und Erziehung, kurzum: Ihr ganzes<br />

Engagement, warum Sie sich zum Lehramtsstudium entschlossen haben, mit ein. Diese<br />

Sichtweisen müssen nicht deckungsgleich sein. Vielleicht lehnen Sie Frontalunterricht<br />

ab, legen nur geringen Wert auf den Einsatz des Schulbuches oder möchten einfach nur<br />

noch mehr Aktivität im Unterricht. Denken Sie aber auch daran, dass die Praktikums-<br />

bzw. Betreuungslehrkraft ihre Klasse kennt, weiß, dass leistungsschwächere Schüler die<br />

gelenkte Unterstützung der Lehrerkraft brauchen, dass Ruhe- und Entspannungsphasen<br />

ebenso notwendig sind wie Zeiten geballter Aktivität. Sie weiß sicher auch, dass Strenge<br />

und das Vorhandensein eines demokratischen Regelsystems notwendig sind für die Disziplin<br />

der Klasse - wiederum als Schutz für ablenkungsbereite Schüler.<br />

Sie werden während Ihrer Zeit des pädagogisch-didaktischen <strong>Schulpraktikum</strong>s viele Fragen<br />

haben, warum etwas so und nicht anders gemacht wurde. Fragen Sie und hören Sie<br />

auf die Hintergrundinformationen. Suchen Sie gemeinsam nach Alternativen in didaktischen<br />

und pädagogischen Belangen und Sie werden ein aktives Praktikum erleben, das<br />

mit möglichst vielen eigenen praktischen Versuchen abgelegt werden sollte. Jede praktische<br />

Erfahrung sensibilisiert Sie für weitere theoretische Begründungszusammenhänge,<br />

weil es nicht die Methode geben kann, die jedem Schüler gerecht werden kann. Die Verschiedenartigkeit<br />

der Schüler ist eine Herausforderung, die Sie mit dem Beginn Ihres Universitätsstudiums<br />

aufgenommen haben.<br />

5


Aktualisierung des Vorwissens:<br />

Um eventuell einem möglichen Nachteil des früh anberaumten pädagogischdidaktischen<br />

<strong>Schulpraktikum</strong>s begegnen zu können, möchten wir auch auf das babylonische<br />

Sprachgewirr in der Schulpädagogik aufmerksam machen:<br />

"Wenn die Begriffe nicht stimmen, stimmen die Worte nicht,<br />

stimmen die Worte nicht, kommen die Werke nicht zustande,<br />

gedeihen Moral und Kunst nicht.<br />

Gedeihen Moral und Kunst nicht, so trifft die Justiz nicht.<br />

Trifft die Justiz nicht, weiß die Natur nicht, wohin Hand und Fuß setzen.<br />

Darum sorge man dafür, dass in den Worten alles in Ordnung ist.<br />

Das ist es, worauf es ankommt." (Lao-tse)<br />

Für ein erfolgreiches pädagogisch-<strong>didaktisches</strong> <strong>Schulpraktikum</strong>s sind vor allem folgende<br />

Begriffe wichtig: Unterricht, Erziehung und Bildung. Diese drei Themenbereiche kennzeichnen<br />

pädagogisches Handeln in der Schule. Sie sind Schwerpunkte des Theorieteils.<br />

Die einführenden Veranstaltungen (Vorlesung, Proseminar) und das Literaturverzeichnis<br />

bieten Ihnen Anregungen und Hilfestellung.<br />

1. Notwendige Formalien:<br />

Die Handreichung soll nach Rücksprache mit der Praktikums- bzw. Betreuungslehrkraft<br />

ordnungsgemäß geführt werden und nach Abschluss des pädagogischdidaktischen<br />

<strong>Schulpraktikum</strong>s binnen vier Wochen am Lehrstuhl für Schulpädagogik<br />

vorgelegt werden.<br />

Die ausgewertete Handreichung kann jeweils zu Semesterende abgeholt werden<br />

(Ort und Zeit siehe Aushang!).<br />

2. Allgemeine Regelungen<br />

Die Durchführung des Blockpraktikums richtet sich nach den vom Staatsministerium<br />

für Unterricht und Kultus veröffentlichten Bestimmungen "Organisation der Praktika<br />

für die Lehrämter an öffentlichen Schulen" vom 28.02.2003 (KWMBl I S. 94 ff), die<br />

auch über die Internet-Adresse www.stmuk.bayern.de (Lehrerbildung, Allgemeines,<br />

Praktika) abgerufen werden können. Beachten Sie, dass Sie das Blockpraktikum nur<br />

antreten können, wenn Sie die Ableistung des Orientierungspraktikums nachweisen<br />

können! Der Nachweis über die erfolgreiche Teilnahme am pädagogischdidaktischen<br />

<strong>Schulpraktikum</strong> ist Voraussetzung für die Zulassung zur Ersten<br />

Staatsprüfung. Zu diesem Zweck wurde für Sie eine Praktikumskarte angelegt, in die<br />

alle Praktika eingetragen werden, die Sie im Verlauf Ihres Studiums abzuleisten haben.<br />

Bitte bedenken Sie noch vor der Abgabe der Handreichung, dass uns die äußere Form<br />

der Darstellung, die Rechtschreibung und Zeichensetzung nicht unbeeinflusst lassen.<br />

6


T h e o r i e t e i l<br />

1. Unterricht<br />

Beginnen wir mit einer kleinen Geschichte.<br />

Ein Fensterputzer besteigt ein hohes Gerüst und beginnt im obersten Stockwerk seine<br />

Arbeit.<br />

Dabei kann er folgende Beobachtung machen:<br />

Eine Frau betritt einen Raum, in dem Kinder sitzen. Sie schreibt einige Sätze an die<br />

Wandtafel, unterstreicht ein Wort und stellt anscheinend Fragen, weil ein paar Kinder<br />

die Hand heben. Jetzt melden sich auch noch andere, die ebenfalls etwas sagen. Daraufhin<br />

entwickelt sich offensichtlich ein nettes Gespräch, es wird gelacht und schließlich<br />

nehmen die Kinder einen Stift zur Hand. Die Frau teilt ein Papier aus und alle fangen zu<br />

lesen und zu schreiben an. Während dieser Zeit geht die Frau im Raum umher, deutet<br />

mit dem Finger bei einzelnen Schülern auf das Papier, hebt den Zeigefinder hoch, klopft<br />

dem einen oder anderen Kind auf die Schulter und geht schließlich zu dem großen Tisch<br />

zurück, auf dem sie auch ihre Tasche abgelegt hat.<br />

Der Fensterputzer hat hier seine Arbeit beendet. Er geht auf dem Gerüst ein paar Meter<br />

weiter und sieht folgende Situation:<br />

Ein Mann sitzt an einem großen Tisch und liest in einem Buch. Die anwesenden Kinder<br />

scheint er nicht zu stören, weil sie alle in ein Heft schreiben. Keiner spricht mit jemandem.<br />

Der Mann sieht ab und zu von seinem Buch auf, zieht eine ernste Miene und macht<br />

sich zwischendurch Notizen.<br />

Der Fensterputzer ist wiederum ein Stückchen weitergegangen.<br />

7


In diesem Zimmer sitzen alle in einem Kreis und betrachten ein großes Poster auf dem<br />

Fußboden. Ein Kind steht auf und liest etwas von einem Papier ab und alle anderen hören<br />

ihm zu. Dann nehmen sie ihre Stühle und setzen sich in Gruppen zusammen. Auf<br />

den Tischen liegen viele unterschiedliche Bücher. Die Frau schaltet ein Gerät ein und an<br />

der Wand wird eine farbige Zeichnung sichtbar. Die Kinder gehen zu diesem Gerät und<br />

schreiben etwas darauf. Während einige Kinder mit der Frau reden, lesen andere in den<br />

Büchern, einige unterhalten sich miteinander und wieder andere beobachten den Fensterputzer.<br />

Vermutlich denken Sie, dass der Fensterputzer seine Arbeit in einer Schule verrichtet<br />

und er unterschiedliche Unterrichtssituationen beobachtet hat. Er hat immer nur einzelne<br />

Ausschnitte gesehen und die Situation waren jeweils ganz anders.<br />

Wenn wir die Situation mit A, B und C bezeichnen, können Sie den Beispielen bestimmte<br />

Elemente zuordnen, die Sie als Unterrichtsmerkmale identifizieren, so z.B.:<br />

Situation A: Situation B: Situation C:<br />

Tafelanschrift Stillarbeit Kreisgespräch<br />

Arbeitsblatt Einzelarbeit Gruppenarbeit<br />

_____________ _____________ _____________<br />

_____________ _____________ _____________<br />

Mit der Aufzählung der beobachtbaren Maßnahmen ist noch keine Identifizierung des<br />

Unterrichts schlechthin erreicht. Tafelanschrift, Arbeitsblatt, Stillarbeit oder Gruppenarbeit<br />

wären auch als Vorgehensweisen im Kindergarten denkbar und wir würden in diesem<br />

Fall nicht von Unterricht sprechen, sondern von der Vorbereitung eines Spiels, der<br />

Erklärung einer Bastelarbeit oder wie im Beispiel C von einer Erzählstunde.<br />

Würde der Fensterputzer seine Arbeit im Sommer verrichten, so könnte er wahrscheinlich<br />

erfahren, worüber in den Räumen gesprochen wird.<br />

Im Beispiel A würde er hören, dass "Wasser" in unterschiedlichen Formen auftreten<br />

kann: fest, flüssig und gasförmig. Die Kinder würden von Ihren Erfahrungen berichten,<br />

dass z.B. ein kühles Bad eine wohltuende Erfrischung ist, dass Eiswürfel ein Getränk kalt<br />

halten oder dass der Vater im Herbst immer über den Nebel schimpft. Er könnte weiterhin<br />

hören, dass auf dem Arbeitsblatt wasserdurchlässige und wasserundurchlässige Gegenstände<br />

voneinander unterschieden werden, dass Kleidungsstücke Feuchtigkeit abhalten<br />

können oder dass die Lehrerin den Begriff "Quellenbildung" anhand der Folie auf<br />

dem Tageslichtprojektor erklärt.<br />

Im Beispiel B würde er vermutlich aufgrund der „Sprachlosigkeit“ eine Prüfungssituation<br />

erkennen.<br />

8


Im Beispiel C könnte er erfahren, dass die auf dem Poster dargestellte Landschaft zum<br />

Voralpenland gehört, das als Erholungsgebiet viele Urlauber anzieht. Der Schüler, der<br />

von seinem Papier abliest, hält gerade ein Kurzreferat, aus dem hervorgeht, wie viele Urlauber<br />

jährlich diese Gegend besuchen, welche kulturellen Sehenswürdigkeiten aufgesucht<br />

werden sollten, wie hoch die Zimmerpreise im Durchschnitt sind, wie man am<br />

leichtesten mit dem Zug oder dem Auto in diese Orte anreisen kann usw.<br />

Neben der Beobachtung der methodischen „Kunstgriffe“ (Gruppengespräch, Änderung<br />

der Sitzordnung, Bearbeitung des Transparentes auf dem Tageslichtprojektor) wird das<br />

Interesse des Arbeiters vielleicht stärker auf den Inhalt gerichtet sein, vielleicht weil er<br />

auch Urlaub im Voralpenland machen will und ihn die Übernachtungspreise interessieren.<br />

Er kann aber auch erkennen, dass diejenigen Schüler, die ihn bei seiner Arbeit beobachtet<br />

haben, nur geringes Interesse am Lernstoff haben.<br />

Hätte der Fensterputzer einen pädagogischen Sachverstand, würde er sich wahrscheinlich<br />

darüber Gedanken machen, warum einige Schüler lieber ihn beobachten, als dem<br />

Unterrichtsgeschehen zu folgen. Vielleicht käme er auf die Idee, dass er die Prüfungssituation<br />

in Beispiel B entspannter gestalten würde: Er würde kein grimmiges Gesicht machen,<br />

die Aufgabenstellungen vorher nochmals genau besprechen, damit keine Verständnisschwierigkeiten<br />

in der Fragestellung auftreten. Er würde auch nicht am Tisch<br />

sitzen, sondern sich im hinteren Teil des Klassenzimmers aufhalten.<br />

Oder er würde im Beispiel C mit einer kleinen Diavorführung einsteigen und Bilder<br />

herzeigen, auf denen er gerade eine schöne Kirche besucht oder in einem Biergarten eine<br />

Brotzeit macht. Vermutlich würde er die Schüler als vorbereitende Hausaufgabe in ein<br />

Reisebüro schicken, damit sie sich selbständig Informationen besorgen sollten. Vielleicht<br />

kennt er auch jemanden aus dem Voralpenland, der spannend berichten kann.<br />

Wenn wir nun alle drei Unterrichtssituationen miteinander vergleichen, könnten wir<br />

auch den Eindruck haben, dass bei den drei Lehrern unterschiedliche Absichten vorliegen.<br />

In Beispiel A könnte ein neuer Lerninhalt eingeführt werden, weil die Lehrerin das Unterrichtsgeschehen<br />

ziemlich stark leitet, das Vorwissen der Schüler abfragt, persönliche<br />

Erfahrungen einbringen lässt und ein Arbeitsblatt einsetzt, weil sie einen bestimmten<br />

Sachverhalt deutlicher herausarbeiten lassen will.<br />

Im Beispiel B muss es sich nicht notwendigerweise um eine Prüfungssituation handeln. Es<br />

könnte genauso gut eine Übungseinheit sein, in der bereits Gelerntes wiederholt, angewendet<br />

oder auf neue Sachverhalte übertragen wird. Stillarbeit könnte in diesem Fall eine<br />

wichtige Rückmeldefunktion für den Lehrer haben, weil er dann gezielt eventuelle<br />

individuelle Lernrückstände zu beheben versuchen kann.<br />

Und die Lehrerin in Beispiel C könnte eine Lernzielsicherung geplant haben. Der Schüler,<br />

der vorliest, fasst die wichtigsten Ergebnisse aus den vorangegangenen Unterrichts-<br />

9


stunden zusammen und seine Mitschüler verfolgen seine Ausführungen auf einem collageartig<br />

erstellten Überblick im Posterformat. Aus dem Schülervortrag könnten sich weitere<br />

Arbeitsschwerpunkte entwickeln, die schließlich zu einem gemeinsamen Unterrichtsprojekt<br />

führen, aber in arbeitsteiliger Gruppenarbeit bearbeitet werden sollen.<br />

Der Fensterputzer sieht im Laufe des Vormittags noch viele andere Aktivitäten: Einmal<br />

scheint ein Lehrer nur untätig herumzustehen, ein andermal wird ein Text von Seneca<br />

übersetzt, in einer Sportstunde wird gerade Fußball gespielt, hier wird ein Schnitzel paniert<br />

und dort wird über die „Verantwortung“ diskutiert. Er überlegt sich, was er eigentlich<br />

unter Unterricht versteht.<br />

< Machen Sie sich doch auch einmal die Mühe und versuchen Sie, mit wenigen Sätzen<br />

zu beschreiben, was Sie unter Unterricht verstehen. Achten Sie in Ihrem Definitionsversuch<br />

darauf, dass sich Unterricht von ähnlichen Bereichen (z.B. Unterhaltung,<br />

Training, Instruktion usw.) unterscheidet.<br />

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< Sie haben nun mit eigenen Worten den Begriff „Unterricht“ definiert und dabei Ihre<br />

Vorstellung von Unterricht allgemein zum Ausdruck gebracht.<br />

Ihr Begriffsverständnis muss jeweils erweitert oder focussiert werden, wenn es folgende<br />

Formen und Verfahren von Unterricht zu unterscheiden gilt.<br />

Denken Sie bitte an Lao-tse, wenn Sie sich um die Begriffserklärung bemühen.<br />

Frontalunterricht:<br />

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Offener Unterricht:<br />

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Projektunterricht:<br />

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handlungsorientierter Unterricht:<br />

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wertorientierter Unterricht:<br />

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Bitte vergleichen Sie nun Ihre Definition von Unterricht mit einem Definitionsbeispiel<br />

aus der Literatur:<br />

„Unterricht ist eine Begegnung von Mensch zu Mensch, die sich im Spannungsfeld zwischen<br />

instruktivem und kommunikativem Handeln abspielt. Diese Begegnung ist organisiert und dient<br />

einerseits der Eingliederung des Menschen in die Kultur und Gesellschaft, andererseits aber<br />

auch der Subjektwerdung und Mündigkeit.“ (Adl-Amini 1994)<br />

< Vergleichen Sie bitte nochmals Ihren eigenen Definitionsversuch mit dieser letzten<br />

theoretischen Aussage:<br />

Haben Sie generelle Gesetzmäßigkeiten, die folglich jedem Unterricht zueigen sind,<br />

aufgelistet oder haben Sie Bezug genommen auf den Lehrer, den Schüler, den Lerninhalt,<br />

die Methode, die Situationen, die Ziele usw.<br />

Haben Sie bei Ihrem Definitionsbeispiel Kriterien angegeben, dass z.B. Unterricht<br />

in Abhängigkeit von bestimmten Variablen gesehen werden muss: von der Klassengröße,<br />

dem Entwicklungsstand der Schüler, den vorhandenen Unterrichtsmedien,<br />

dem sozialen Klima in der Klasse, dem Einfluss der Eltern usw.<br />

Haben Sie Überlegungen angestellt - wie unser Fensterputzer -, welche Aufgaben<br />

und Funktionen Unterricht zu erfüllen hat? Haben Sie dabei daran gedacht, dass<br />

Unterricht zur Persönlichkeitsbildung des jungen Menschen, zur Verantwortung gegenüber<br />

den Mitmenschen, der Umwelt und sich selbst erziehen soll, zur Demokratiefähigkeit<br />

und zur Lebensbejahung?<br />

< Versuchen Sie nun bitte abschließend, die wichtigsten Kriterien und deren Wirkzusammenhänge<br />

in einem Schaubild darzustellen. Arbeiten Sie mit Pfeilen, Hervorhebungen,<br />

Farbe, Kästchen etc. und versuchen Sie, Ihre Gedanken zu strukturieren.<br />

Unterricht<br />

12


2. Erziehung<br />

< Wir stellen Ihnen drei Definitionen von Erziehung vor und bitten Sie, eine jeweils<br />

wesentliche Aussage in die nachfolgende Tabelle einzutragen.<br />

A: „Erziehung ist nicht sogenanntes Menschenformen, weil man kein Recht hat, von<br />

außen her Menschen zu formen; nicht aber auch bloße Wissensvermittlung, deren<br />

Totes, Dinghaftes oft genug dargetan ward, sondern die Herstellung eines richtigen<br />

Bewusstseins.“ (Adorno 1979, 107)<br />

B: „Erziehung ist die höherführende geistpflegende (entbindende, belehrende, inspirierende<br />

und übende) Entwicklungsbeeinflussung der reifen Generation durch die gereifte,<br />

um sie auf selbständige Lebensführung innerhalb der sie umschließenden Lebensgemeinschaften<br />

und damit auf verständnisvolle Verwirklichung der die letzteren<br />

begründenden Werte einzustellen.“ (Göttler 1947, 49)<br />

C: "Die Erziehung (im engeren Sinne) ist jener Kulturakt einer Gemeinschaft, der bestimmte<br />

Kulturgüter (der Religion, der Moral, des Wissens, der Kunst, der Technik,<br />

der gesellschaftlichen Sitten und Gebräuche) so an den Zögling heranbringt, dass<br />

sie nach Maßgabe seiner Veranlagung in ihm jene besondere Kulturenergie für die<br />

Zwecke der Gemeinschaft auslösen, deren er fähig ist.“ (Kerschensteiner 1949)<br />

Definition A<br />

Definition B<br />

Definition C<br />

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Die drei Zitate sind sehr komplex, so dass es uns sinnvoll erscheint, Sie nach Ihrem<br />

eigenen Verständnis zu befragen. Überlegen Sie sich, was Sie unter Erziehung verstehen,<br />

was Erziehung bewirken soll und wie Erziehung realisiert werden kann. Bedenken<br />

Sie dabei, welches Menschenbild Sie vertreten, ob Sie Erziehung als Produkt<br />

oder Prozess verstehen und ob es genügt, Erziehung als eine Tätigkeit, eine<br />

Handlung oder eine Einwirkung, Prägung oder Beeinflussung zu umschreiben. Verwenden<br />

Sie bitte die Begriffe „Erziehung“ oder „erziehen“ nicht in Ihrer Definitionsarbeit!<br />

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Die Definition von Erziehung wird Ihnen sicherlich nicht leicht gefallen sein, weil umgangssprachliche<br />

Synonyme diesen für die Schule so wichtigen Begriff verzerren. Wenn<br />

Sie Ihre Definition nun nochmals lesen, überprüfen Sie bitte, ob Sie auch Ziele der Erziehung<br />

notiert haben, die gleichsam als Ergebnis Ihrer Bemühungen sichtbar werden sollten.<br />

Vielleicht haben Sie Begriffe genannt, die auch wir zur Kennzeichnung dieser komplexen<br />

Maßnahme "erziehen“ verwenden: Verantwortungsbereitschaft, Friedfertigkeit,<br />

Demokratiebewusstsein, Schutz der Umwelt, Sensibilität für Mitmenschen und Umwelt,<br />

Persönlichkeitsbildung, Gesellschaftsfähigkeit, Toleranz, Einsatzbereitschaft, Kritikfähigkeit,<br />

Anpassung, Unterordnung, Eingliederung, Offenheit, Kompetenz, Rücksichtnahme<br />

und, und, und.<br />

Ihnen fällt sicherlich auf, dass sich manche Erziehungsziele zu widersprechen scheinen.<br />

Einmal sollte Persönlichkeitsentfaltung, z.B. die Stärkung der persönlichen Autonomie,<br />

angestrebt werden, ein andermal Rücksichtnahme und Anpassung oder Eingliederung in<br />

eine bestimmte Gesellschaftsform.<br />

Einmal Mündigkeit, ein andermal ...<br />

Hinzu kommt, dass Sie als Lehrerin oder Lehrer nicht damit zufrieden sein dürfen, wenn<br />

Ihre Schüler während Ihrer Anwesenheit das gewünschte Verhalten zeigen, in ihrer Abwesenheit<br />

aber ganz anders handeln. Ziel Ihrer Erziehungsbemühungen muss es folglich<br />

sein, dass die Schüler durch eigene Einsicht, gleichsam durch eigenes Denken, Verarbei-<br />

14


ten, Überprüfen, das gewünschte Handeln in entsprechenden Situationen praktizieren.<br />

Wenn dies der Fall sein sollte, werden aus den beabsichtigten Erziehungszielen Bildungsziele,<br />

die vom Schüler verinnerlicht wurden, weil sie für seine Lebensgestaltung und Lebensbewältigung<br />

als wichtig erachtet werden.<br />

< Versuchen Sie bitte wieder abschließend, die Komplexität des Erziehungsbegriffs in<br />

einer einfachen Graphik zu veranschaulichen.<br />

Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie hierfür nicht mehr als zehn Begriffe verwenden<br />

würden.<br />

Erziehung<br />

Auch diese Arbeit dürfte Ihnen sicherlich nicht leicht gefallen sein, weil viele Kriterien<br />

bedacht werden müssen und ein „Endergebnis“ nicht direkt beobachtet werden kann.<br />

Ihre spätere tagtägliche Unterrichtsarbeit wird es Ihnen aber nicht erlauben, Unterricht<br />

und Erziehung getrennt zu behandeln. Wenn Sie dann Unterrichtsinhalte auswählen,<br />

sich für eine bestimme Methode entscheiden, Unterrichtsmedien einsetzen, Diskussionsrunden<br />

und sachliche Kritik ermöglichen, Projekte durchführen, mit Kollegen Teamteaching<br />

praktizieren usw., erziehen Sie, intentional und funktional. Ihre Sprache, Mimik<br />

und Gestik, Ihre Gelassenheit, Ihr Humor und Ihr Gerechtigkeitssinn werden ebenso<br />

wahrgenommen wie Ihre gründliche Unterrichtsvorbereitung und Ihr Engagement für<br />

schulische Belange.<br />

< Versuchen Sie, indem Sie beide bisherigen Definitionsbereiche verbinden, eine graphische<br />

Darstellung von "erziehendem Unterricht“ zu erstellen. Bedenken Sie, dass<br />

es keinen wertneutralen Unterricht gibt, da jede Präferenz für eine bestimmte Sichtweise,<br />

und sei es der wissenschaftsorientierte Unterricht, immer auch eine Werthaltung<br />

zum Ausdruck bringt.<br />

15


erziehender Unterricht<br />

3. Bildung<br />

Der Bildungsbegriff dürfte der schwierigste in dieser Reihe der Begriffserklärungen sein.<br />

Er ist typisch „deutsch“ und kommt in keiner anderen Sprache vor. In unserem Denken<br />

muss damit also ein Umstand zum Ausdruck gebracht werden, der sich von Unterricht<br />

und Erziehung gedanklich absetzt.<br />

Bildung geschieht in diesem Sinne nicht mehr - wie Unterricht und Erziehung - von außen<br />

in der Form von Wissensanbahnung, Verstärkung, Belehrung und Gegenwirkung,<br />

sondern von innen als Selbst-Bildung. Der Schüler sieht die Notwendigkeit seines Handelns<br />

ein, indem er abwägt, vergleicht, überprüft, beurteilt und bewertet und damit sein<br />

Leben gestaltet.<br />

Somit wäre vorerst ein wesentlicher Unterschied genannt, der sich vor allem auf den erziehenden<br />

Unterricht auswirkt. Die Erziehungszielvorstellungen und unser Bildungsverständnis<br />

prägen nämlich entscheidend unsere Unterrichtskonzeption.<br />

Betrachten wir nochmals unseren Fensterputzer, um den komplexen Bildungsbegriff zu<br />

veranschaulichen.<br />

Er heißt übrigens Max Wischer und ist den ganzen Tag damit beschäftigt, die Fenster<br />

anderer zu reinigen. Herr Wischer hat keine weiterführende Schule besucht und seine<br />

Lehre mit gutem Erfolg absolviert. Vor fünf Jahren hat er sich ein kleines Häuschen gekauft,<br />

das er mit seiner Frau Klara und seinen beiden Kindern bewohnt. Hobbymäßig<br />

sammelt er Briefmarken, besucht Ausstellungen und Messen, schreinert ein wenig und<br />

engagiert sich im Ortsverband hauptsächlich im Bereich der Altenpflege und Aussiedlerbetreuung.<br />

Aufgrund der Hypothek an seinem Haus werden Urlaubsreisen überwiegend<br />

im näheren Bereich unternommen, da ihn die Schulden zu sehr belasten. Die Eltern Wi-<br />

16


scher erziehen ihre Kinder streng, weil sie glauben, dass man mit Tugenden wie Fleiß,<br />

Disziplin und Ausdauer das Leben meistern kann. Max Wischer denkt schon gelegentlich<br />

darüber nach, sich beruflich zu verändern, doch wären damit wieder Kosten verbunden,<br />

die sich die Familie nicht leisten kann. Herr Wischer ist ein bescheidener Mensch,<br />

der mit seinen Nachbarn keinen Streit hat und stets zur Stelle ist, wenn er helfen kann.<br />

< Urteilen Sie nun selbst: Ist unser Fensterputzer „gebildet“? Begründen Sie Ihre Meinung!<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

< Uns interessiert natürlich, was Sie unter „Bildung“ verstehen. Wir haben bereits<br />

einige Andeutungen gemacht, die Ihnen die Definitionsarbeit erleichtern sollen.<br />

Vielleicht können Sie Bildung in Abhängigkeit von Unterricht und Erziehung definieren?<br />

Versuchen Sie es einfach!<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

< Der Bildungsbegriff wird so häufig gebraucht, dass auch hier eine zusätzliche Differenzierung<br />

notwendig erscheint.<br />

Bitte klären Sie noch folgende Termini mit eigenen Worten:<br />

Allgemeinbildung:<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

17


grundlegende Bildung:<br />

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____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

Berufsbildung:<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

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____________________________________________________________________<br />

Ausbildung:<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

humanistische Bildung:<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

18


Um diesen theoretischen Teil abzuschließen, bitten wir Sie um eine graphische Darstellung<br />

der Begriffe Unterricht, Erziehung und Bildung in einem einzigen Schaukasten.<br />

Besonders die komplexen Wirkzusammenhänge, Abhängigkeiten, Voraussetzungen,<br />

Schwierigkeiten und Grenzen sind für uns von Interesse.<br />

Unterricht-Erziehung-Bildung<br />

Wir hoffen, dass dieser theoretische Vorspann eine brauchbare Grundlage für Ihre Unterrichtsbeobachtung<br />

sein wird.<br />

Im folgenden beginnt nun der praktische Teil, aus dem Sie auswählen dürfen und sollen,<br />

falls Sie interessantere Bereiche versprachlichen können als die, die wir für Sie vorausgedacht<br />

haben.<br />

Vergessen Sie nicht, auf der letzten Seite der Handreichung Ihre persönlichen Erfahrungen<br />

zusammenzufassen und konstruktive Kritik zu äußern, die selbstverständlich auch die<br />

Handreichung betreffen kann, damit die nachfolgenden Studentinnen und Studenten<br />

eine jeweils verbesserte Form der Begleitung im pädagogisch-didaktischen <strong>Schulpraktikum</strong>s<br />

vorfinden.<br />

19


P r a x i s t e i l<br />

In § 36 der Lehramtsprüfungsordnung I in der Fassung vom 07.November 2002 werden<br />

die inhaltlichen Prüfungsanforderungen für die Erste Staatsprüfung im Fach Erziehungswissenschaften<br />

festgelegt. Die schulischen Praktika, die Sie während des Studiums abzuleisten<br />

haben, sollen Ihnen auch helfen, Theorie und Praxis einander gegenüberzustellen<br />

und ihre praktischen Erfahrungen in die später Bearbeitung der Aufgaben einfließen zu<br />

lassen. Auszugsweise seien hier folgende Inhalte genannt:<br />

Lehramt an Grund-, Haupt-, Realschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen :<br />

Kenntnisse aus folgenden Teilgebieten unter besonderer Berücksichtigung der Erfordernisse<br />

des angestrebten Lehramts; bei den Lehrämtern an Grundschulen, Hauptschulen,<br />

Realschulen beruflichen Schulen und Sonderschulen sind in dem unter Buchstabe<br />

d genannten Teilgebiet vertiefte Kenntnisse nachzuweisen; die nachstehend<br />

aufgeführten Inhalte sind unter Bezug auf die Denktraditionen und Forschungsmethoden<br />

der Schulpädagogik zu bearbeiten; beim Lehramt an beruflichen Schulen stehen die inhaltlichen<br />

Prüfungsanforderungen unter berufspädagogischer Perspektive:<br />

a) Theorie der Schule als Institution und Organisation<br />

Funktionen von Schule; Schulorganisation; Schulgeschichte; Schule im internationalen<br />

Vergleich; Schulqualität und Schulentwicklung; Lehrplantheorie und<br />

Lehrplanentwicklung; Schultheorien und Schulforschung.<br />

b) Theorie des Unterrichts<br />

Unterrichtstheorien, Unterrichtskonzeptionen/Unterrichtsmodelle, Unterrichtsprinzipien,<br />

Strukturmomente, Qualitätskriterien des Unterrichts, Unterrichtsforschung.<br />

20


c) Planung und Analyse von Lehr-Lern-Prozessen<br />

Vorbereitung, Organisation, Analyse und Evaluation von Unterrichtsprozessen<br />

und Lernumgebungen, Lehrplan als Planungselement, Planungstheorien, Überprüfung<br />

und Beurteilung von Schülerleistungen, schulische Medienarbeit.<br />

d) Bildung, Erziehung, Förderung und Beratung in Schule und Unterricht<br />

Aufgaben, Ziele, Methoden und Probleme der Bildung, Beratungs- und Führungsaufgaben<br />

in Schule und Unterricht; Schulleben, Schulkultur; Lehrerverhalten,<br />

Lehrerpersönlichkeit, interkulturelles Lernen, Förderung von Schülern mit<br />

besonderen Lern-, Sprach- und Erziehungsvoraussetzungen (z.B. Hochbegabte,<br />

Schüler mit Verhaltensauffälligkeiten, Schüler mit Lernschwierigkeiten, Schüler<br />

mit Sprach-, Sprech- und Kommunikationsstörungen).<br />

Nutzen Sie dabei die Chance, in möglichst vielen eigenen Unterrichtsversuchen<br />

praktische Erfahrungen im Sinne der Vorbemerkung zu sammeln!<br />

21


1. Schulleben/Klassenatmosphäre<br />

Wenn Sie sich am ersten Tag Ihres Praktikums dem Schulgrundstück nähern, sammeln<br />

Sie bestimmte Eindrücke: Sie nehmen die Lage der Schule wahr, betrachten das Schulgebäude,<br />

merken die fragenden Blicke bereits anwesender Schüler, Sie orientieren sich<br />

an Wandtafeln und Wegweisern, um zum Büro der Schulleitung zu gelangen, Sie atmen<br />

den typischen Geruch dieser Schule. Vielleicht stellen Sie fest, dass an der Schule gerade<br />

eine Ausstellung stattfindet, beobachten, wie erste Lehrer-Schüler-Kontakte gestaltet<br />

werden und ob die Zeit vor Unterrichtsbeginn bereits pädagogisch genutzt.<br />

Aus empirischen Untersuchungen (Aurin 1994) wissen wir, dass keine Schule, auch<br />

nicht der gleichen Schulart, miteinander vergleichbar ist. Jede hat ihr spezifisches Gepräge,<br />

ihre eigene Ausformung, eben Ihr Ethos.<br />

Aufgabe 9<br />

Schildern Sie Maßnahmen, die sich positiv auf das Klassen-/Schulklima auswirken können:<br />

a) innerhalb des Klassenverbandes<br />

b) klassenübergreifend<br />

Aufgabe 10<br />

Nennen Sie organisatorische Maßnahmen (z.B. Hausordnung), die Ihrer Meinung nach<br />

das Klassen-/Schulklima beeinflussen können!<br />

Aufgabe 11<br />

Welche Maßnahmen könnte der Praktikums- bzw. Betreuungslehrer bei der Durchführung<br />

seines Unterrichts ergreifen, um das Klassenklima positiv zu gestalten?<br />

Aufgabe 12<br />

Entwickeln Sie weitere Vorschläge, wie man das Klassen-/Schulklima positiv beeinflussen<br />

könnte!<br />

22


2. E r z i e h u n g<br />

Erziehung kann nie wertneutral sein. Sie braucht Inhalte; Erziehungsbemühungen verdeutlichen<br />

Einstellungen und Werthaltungen. Von besonderer Bedeutung sind beispielsweise<br />

Hilfsbereitschaft, Kooperationsbereitschaft, Aufgeschlossenheit und Kritikfähigkeit.<br />

Kein verantwortungsbewusster Lehrer wird diese Haltungen nur theoretisch besprechen,<br />

sondern er wird Situationen schaffen, z.B. die Arbeitsform der Gruppenarbeit, in<br />

denen sich soziale Verhaltensweisen bilden und bewähren können.<br />

Aufgabe 13<br />

Nennen Sie Möglichkeiten, wie Sie als Lehrer die Werthaltung „Kritikfähigkeit“ bei Ihren<br />

Schülern fördern können!<br />

Aufgabe 14<br />

Mit welchen erzieherischen Maßnahmen könnte man die Kooperationsbereitschaft unter<br />

den Schülern fördern?<br />

Beschreiben Sie mögliche Ausgangssituationen und geeignete Maßnahmen!<br />

Aufgabe 15<br />

Erziehung ist gemeinsame Aufgabe von Elternhaus und Schule. Diskutieren Sie mit Ihrer<br />

Praktikums- bzw. Betreuungslehrkraft Möglichkeiten, Erfahrungen und Grenzen der Elternarbeit<br />

und halten Sie wesentliche Aspekte in Stichpunkten fest!<br />

Aufgabe 16<br />

Störungen gehören zum Unterrichtsalltag. Schildern Sie eine beobachtete Störsituation.<br />

Welche erziehlichen Maßnahmen stehen einer Lehrkraft zur Verfügung?<br />

Welche Maßnahme erscheint Ihnen angemessen? - Begründen Sie Ihre Meinung!<br />

23


3. U n t e r r i c h t<br />

Über den Begriff „Unterricht“ haben Sie sich bereits im Theorieteil Gedanken gemacht.<br />

Wenn Unterricht ein planmäßiges und systematisches Handeln in erzieherisch bedeutsamen<br />

Situationen darstellt, wird der Charakter der Planmäßigkeit z.B. in den Artikulationsschritten<br />

des Unterricht deutlich. Mit `Artikulation? sind die einzelnen Lehr- und<br />

Lernschritte gemeint, die den Lernprozess strukturieren. Da es nicht die Methode gibt,<br />

die für alle Schüler und jeden Lerninhalt passt, muss der Lerninhalt in der Polarität von<br />

den Bedürfnissen der Schüler und dem Sachanspruch gegliedert werden.<br />

3.1 Artikulation<br />

Wir stellen Ihnen verschiedene Möglichkeiten für Artikulationsstufen vor:<br />

S Einführung eines neuen Themengebietes:<br />

Motivierung - Erarbeitung - Anwendung - Transfer<br />

S Übungsstunde:<br />

Motivierung - Übungsphase - Sicherungsphase<br />

S offener Unterricht:<br />

Initiationsphase - Explorationsphase - Produktionsphase - Integrationsphase<br />

Aufgabe 17<br />

Beschreiben Sie zwei verschiedene Artikulationsstufen in ihrem zeitlichen und didaktisch-methodischen<br />

Ablauf im Detail, diskutieren Sie mit Ihrer Praktikums- bzw. Betreuungslehrkraft<br />

Alternativen und notieren sie diese kurz!<br />

Stellen Sie Ihre Ergebnisse in einer Tabelle dar. Folgende Möglichkeiten können Ihnen<br />

als Anhaltspunkte dienen!<br />

Fach:<br />

Thema:<br />

Uhrzeit<br />

Artikulationsstufe<br />

Lehrer-Schüler-/Schüler-<br />

Schüler-Aktivitäten<br />

Alternativen<br />

24


3.2 Differenzierung<br />

Die Berücksichtigung der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen erfordert vom Lehrer<br />

ein umfangreiches didaktisch-methodisches Handeln in individuell gestalteten Situationen.<br />

Das Unterrichtsprinzip der Differenzierung verfolgt als Zielsetzung, Schwächen zu<br />

beheben und Stärken zu fördern.<br />

Aufgabe 18<br />

Erklären Sie den Unterschied zwischen qualitativer und quantitativer Differenzierung!<br />

Aufgabe 19<br />

Beschreiben Sie eine konkrete Situation und begründen Sie vor allem, warum die Differenzierungsmaßnahme<br />

erforderlich ist!<br />

3.3 Schülerbeobachtung<br />

Ein wesentlicher Teil der Unterrichtsbeobachtung ist die Beobachtung eines einzelnen<br />

Schülers. Die Schülerbeobachtung ist die Grundlage für einen handlungsorientierten Unterricht.<br />

Bei möglichst vorurteilsfreier Beobachtung erfahren Sie, welchen Kenntnisstand<br />

der Schüler aufweist, durch welche didaktisch-methodischen Maßnahmen er sich motivieren<br />

lässt, wie konkret er Lerninhalte versprachlichen kann, mit wem er befreundet ist,<br />

wie lange er sich anstrengen kann und wie er sich in die Klassengemeinschaft integriert.<br />

Diese wenigen Beispiele kennzeichnen sein Lern- und Sozialverhalten.<br />

Die Aufzeichnung der Schülerbeobachtungen, die auch mit konkreten Datumsangaben<br />

belegt werden sollte, um einen Leistungsfortschritt nachweisen zu können, ist beispielsweise<br />

eine wichtige Grundlage für ein Elternberatungsgespräch oder gilt als amtlicher Nachweis<br />

für schulische Maßnahmen (z.B. Versetzungswunsch an eine Förderschule zur besseren<br />

individuellen Förderung) oder Beratung für Schullaufbahnen. Angaben zur Uhrzeit helfen<br />

Konzentrationsschwankungen im Tagesverlauf zu diagnostizieren.<br />

Aufgabe 20<br />

Beobachten Sie einen Schüler unter dem Aspekt der Leistungsbereitschaft in verschiedenen<br />

Phasen des Unterrichtsgeschehens eines bestimmten Fachs. Konkretisieren<br />

Sie den Oberbegriff „Leistungsbereitschaft“ durch konkrete Unterbegriffe wie z.B.<br />

Mitarbeit, Meldeverhalten u.ä. !<br />

25


Fach:<br />

Eröffnungsphase<br />

Name des Schülers:<br />

(bitte anonymisieren)<br />

Leistungsbereitschaft<br />

Wochentag Uhrzeit<br />

26


Erarbeitungsphase<br />

Übungsphase<br />

Name des Schülers:<br />

(bitte anonymisieren)<br />

Name des Schülers:<br />

(bitte anonymisieren)<br />

Wochentag Uhrzeit<br />

Wochentag Uhrzeit<br />

27


Aufgabe 21<br />

Beobachten Sie den gleichen Schüler, dieses Mal jedoch unter dem Aspekt des Sozialverhaltens.<br />

Verwenden Sie auch hier konkrete Unterpunkte zum `Sozialverhalten?<br />

wie z.B. Teamfähigkeit, Hilfsbereitschaft u.ä.!<br />

Fach:<br />

im Unterricht<br />

Außerhalb des Unterrichts<br />

Name des Schülers:<br />

(bitte anonymisieren)<br />

Sozialverhalten<br />

Tag Uhrzeit<br />

28


3.4 Arbeitstechniken und Sozialformen<br />

Die Beherrschung von Arbeitstechniken (z.B. richtiges Abschreiben, Umgang mit<br />

Nachschlagewerken, ...) und Sozialformen (z.B. Partnerarbeit, Gruppenarbeit,...) ist<br />

eine wichtige Grundlage für die Selbsttätigkeit im Unterricht.<br />

Aufgabe 22<br />

Schildern Sie an je zwei Beispielen, welche<br />

a) Arbeitstechniken<br />

b) Sozialformen<br />

im Unterricht eingeübt und verfeinert werden können und begründen Sie deren Notwendigkeit<br />

für den Lernprozess.<br />

3.5 Offener Unterricht<br />

Offene Formen des Unterrichts gewinnen durch die veränderte Lebenswelt der Kinder<br />

und Jugendlichen in allen Schularten zunehmend an Bedeutung. Durch offenes Lernen<br />

werden über die interessegeleitete Auseinandersetzung mit dem Lerninhalt hinaus auch<br />

erzieherische Prozesse in Gang gesetzt.<br />

Wählen Sie im folgenden entweder Aufgabe 23 oder Aufgabe 24 und bearbeiten Sie diese!<br />

Aufgabe 23<br />

Beschreiben Sie eine Situation „Offenen Unterrichts“. Gehen Sie in Ihrer Protokollierung<br />

auch auf die Lernvoraussetzungen bei den Schülern und die Effektivität der Arbeitsform<br />

im Hinblick auf die angestrebten Unterrichts- und Erziehungsziele ein!<br />

Aufgabe 24<br />

Wählen Sie ein Arbeitsmaterial, das im offenen Unterricht sinnvoll einzusetzen ist. Beschreiben<br />

Sie die Angemessenheit sachlicher und erzieherischer Zielsetzungen unter dem<br />

Aspekt der Lernvoraussetzungen der Schüler!<br />

Ein Besuch in der Lernwerkstatt (Lusenweg 3, Di 14.00-16.30 Uhr) in der Hauptschule<br />

Passau-Grubweg kann Ihnen als Anregung dienen.<br />

29


4. Eigene Unterrichtsversuche<br />

Aufgabe 25<br />

Skizzieren Sie den Verlauf einer eigenen Unterrichtsstunde in einem Artikulationsschema<br />

(Beispiel s. S. 24 )!<br />

Aufgabe 26<br />

Beschreiben Sie Ihre verwendeten Medien ( Tafelbild, Arbeitsblatt,...), fügen Sie diese -<br />

wenn möglich- an und begründen Sie den didaktischen Ort ihres Einsatzes !<br />

Sie können auch weitere Unterrichtsstunden bzw. Kurzversuche anfügen.<br />

30


5.Reflexion<br />

Auf dieser letzten Seite bitten wir Sie, Ihre Erfahrungen aus dem pädagogischdidaktischen<br />

<strong>Schulpraktikum</strong> zusammenzufassen und Kritik zu äußern.<br />

31


6. Literaturverzeichnis<br />

Adl-Amini, B.: Medien und Methoden des Unterrichts. Donauwörth 1994<br />

Adorno, Th.W.: Erziehung zur Mündigkeit. Frankfurt 1979<br />

Akademie für Lehrerfortbildung Dillingen (Hg.): Freies Arbeiten. Reformpädagogische Impulse für<br />

Erziehung und Unterricht in Regelschulen. Donauwörth 1994<br />

Aurin, K.: Gute Schule - worauf beruht ihre Wirksamkeit? Bad Heilbrunn 1989; speziell zum Gymnasium:<br />

Aurin, K.: Gemeinsam Schule machen. Schüler, Lehrer, Eltern - ist Konsens möglich?<br />

Stuttgart 1994<br />

Baumgart, F. (Hg.): Erziehungs- und Bildungstheorien. Erläuterungen-Texte-Arbeitsaufgaben. Bad<br />

Heilbrunn 1997<br />

Bönsch, M.: Schule verbessern. Begründungshorizonte und praktische Realisierungsvorschläge. Hannover<br />

1990<br />

Glöckel, H.: Vom Unterricht. Bad Heilbrunn 1990<br />

Glöckel, H./Drescher, R./Rabenstein, R./Kreiselmeyer, H. (Hg.): Vorbereitung des Unterrichts. 2., erweiterte<br />

Aufl., Bad Heilbrunn 1992<br />

Göttler, J.: System der Pädagogik. München 1947<br />

Gudjons, H.: Didaktik zum Anfassen. Lehrer/in-Persönlichkeit und lebendiger Unterricht. Bad Heilbrunn<br />

1997<br />

Hell, P./Olbrich, P.: Unterrichtsvorbereitung. Grundlagen - Strukturen - praktische Hinweise. Donauwörth<br />

1993<br />

Hentig, H. v.: Die Schule neu denken. Eine Übung in praktischer Vernunft. München/Wien 1993<br />

Hintz, D./Pöppel, K.G./Rekus, J.: Neues schulpädagogisches Wörterbuch. München 1993, S. 334-343,<br />

Prange, K: Bauformen des Unterrichts. Eine Didaktik für Lehrer. 2. durchgesehene Aufl., Bad<br />

Heilbrunn 1986<br />

Keck, R.W./Sandfuchs, U. (Hg.): Wörterbuch Schulpädagogik. Ein Nachschlagewerk für Studium und<br />

Schulpraxis Bad Heilbrunn 1994<br />

Kerschensteiner, G.: Leitsatz 1 zur Kieler Lehrerversammlung. 1949<br />

Klein, G.: Schulen brauchen Beratung. Kollegiumsorientierte Innovationsberatung als Beitrag zur<br />

Schulentwicklung. Grundlagen - Ansätze - Perspektiven. München 1997<br />

Krawitz, R. (Hg.): Bildung im Haus des Lernens. Bad Heilbrunn 1997<br />

Mayer, W.G.: Freie Arbeit in der Primarstufe und in der Sekundarstufe bis zum Abitur. Denkanstöße<br />

zur inneren Reform der Schule - ein Diskussionsbeitrag aus Nordrhein-Westfalen. Heinsberg<br />

1992<br />

Meyer, H.: Leitfaden zur Unterrichtsvorbereitung. 5. Aufl. Königsstein/Ts. 1983<br />

Meyer, H.: Unterrichtsmethoden. I: Theorieband. 6. Aufl. Frankfurt 1994<br />

Nauck, J. (Hg.): Offener Unterricht. Ziele, Praxis, Wirkungen. Braunschweiger Arbeiten zur Schulpädagogik.<br />

Bd 10, hg. v. Prof. Dr. Dieter Hoof, 2. Aufl. Braunschweig 1993<br />

Seibert, N./Serve, H.J./Zöpfl, H.: Schulpädagogik. Eine Einführung in die Themenbereiche Erziehung<br />

und Unterricht in der Schule. München 1990<br />

Seibert, N./Serve, H. (Hg.): Bildung und Erziehung an der Schwelle zum dritten Jahrtausend. Studienausgabe.<br />

München 1996<br />

Seibert, N./Serve, H. (Hg.): Prinzipien guten Unterrichts. Kriterien einer zeitgemäßen Unterrichtsgestaltung.<br />

4. Aufl. München 1996<br />

Seibert, N. (Hg.): Anspruch Schulkultur. Interdisziplinäre Darstellung eines neuzeitlichen schulpädagogischen<br />

Begriffs. Bad Heilbrunn 1997<br />

32


Weber, E.: Pädagogik. Neuausgabe Bd. 1: Grundfragen und Grundbegriffe. <strong>Pädagogisch</strong>e Anthropologie.<br />

Phylogenetische (bio- und kulturrevolutionäre) Voraussetzungen der Erziehung. Donauwörth<br />

2004<br />

Weber, E.: Pädagogik. Eine Einführung. Neuausgabe. Bd. 1: Grundfragen und Grundbegriffe. Teil 2:<br />

Ontogenetische Voraussetzungen der Erziehung - Notwendigkeit und Möglichkeit der Erziehung.<br />

Donauwörth 1996<br />

Wellenhofer, W.: Unterricht heute. Aufgaben - Möglichkeiten - Probleme. Ein Studien- und Lehrbuch<br />

in Schaubildern. Ainring 1997<br />

Wiater, W.: Unterrichten und lernen in der Schule. Eine Einführung in die Didaktik. Donauwörth<br />

1993, S. 85-87<br />

33

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