Neue Mineralfunde aus Österreich LXI - Indra Günther
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Niedermayr et al.: <strong>Neue</strong> <strong>Mineralfunde</strong> <strong>aus</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>LXI</strong> 127<br />
Gerhardtit hinzudeuten, wobei<br />
jedoch Hinweise auf eine<br />
Verzwillingung vorhanden<br />
waren. Das SXRD-Resultat<br />
war daher nicht eindeutig, da<br />
die röntgenografische Unterscheidung<br />
zu Rouait, dem<br />
monoklinen Dimorph von<br />
Gerhardtit, nicht einfach ist<br />
(Rouait ist fast immer verzwillingt<br />
und kann bei SXRD-<br />
Untersuchungen die Zelle<br />
von Gerhardtit vortäuschen;<br />
auch die Röntgenpulverdiagramme<br />
der beiden Dimorphe<br />
sind sehr ähnlich). Aus diesem<br />
Grund wurde zur Absicherung<br />
der Identifizierung<br />
zusätzlich eine polarisationsoptische<br />
Bestimmung des für<br />
eine Unterscheidung gut verwendbaren<br />
Brechungsindex<br />
n γ durchgeführt. Der an drei<br />
Kriställchen <strong>aus</strong> zwei unterschiedlichen Hohlräumen bestimmte, jeweils im Rahmen<br />
des Fehlers identische Messwert, n γ = 1,739(3), steht in sehr guter Übereinstimmung<br />
mit dem Literaturwert für das Rouait-Typmaterial [1,738(2)], während<br />
Gerhardtit einen deutlich niedrigeren Wert von n γ = 1,722 (1,725 nach anderen<br />
Angaben) besitzt.<br />
Der Rouait ist unmittelbar vergesellschaftet mit Krusten <strong>aus</strong> winzigen<br />
Cuprit-Kriställchen. In benachbarten Blasenhohlräumen wurde etwas Connellit<br />
(oder dessen Nitrat-Analogon Buttgenbachit? – hier fehlt noch eine EDSanalytische<br />
Bestätigung) beobachtet, sowie wenig Brochantit (dunkelgrünliche<br />
Kristallkrusten) und Malachit (grüne Sphärolithe).<br />
Gerhardtit ist <strong>aus</strong> anderen Kupferschlacken-Fundorten bereits bekannt geworden,<br />
so z. B. in Italien Madonna di Fucinaia und Baratti (vgl. www.mindat.<br />
org). Rouait hatte der Verfasser vor einigen Jahren in einer antiken Schlacke von<br />
Serifos, Griechenland, analysiert (Kolitsch, unpubl. Ergebnisse an Material der<br />
Sammlung Fritz Schreiber, Schwechat). (Kolitsch)<br />
1718) Hercynit und Enstatit <strong>aus</strong> dem Basalt von<br />
Kollnitz, Kärnten<br />
Erst jüngst haben POSTL et al. in NIEDERMAYR et al. (2011) über einige Mineralneufunde<br />
im Basalt von Kollnitz berichtet, u. a. auch über kontaktmetamorphe<br />
Bildungen (Korund, Ilmenit, Tridymit und Cristobalit) in verglasten Fremdgesteinseinschlüssen.<br />
Diese teilweise aufgeschmolzenen Xenolithe sind im Zuge<br />
der Arbeiten für die Bahnstrecke Graz – Klagenfurt (Koralmbahn) im Bereich<br />
des längst stillgelegten Steinbruchs zutage gefördert und von einem der Verfasser<br />
(W. P.) am 10. 8. 2010 beprobt worden. Von zwei, überwiegend <strong>aus</strong> Glas bestehenden<br />
Gesteinsproben wurden Dünnschliffe („Kollnitz 1“ und „Kollnitz 2“)<br />
angefertigt und die einzelnen Mineralphasen mittels REM-EDS quantitativ analysiert.<br />
Die wesentlichen Ergebnisse werden hier nun kurz vorgestellt. Die<br />
Schliffe sollten nicht nur zur Klärung der Frage dienen, welches Mineral der<br />
Spinell-Gruppe im Glas vorherrscht, sondern welche weiteren Phasen vertreten<br />
sind. Das Al-reiche Glas (mit bis 5 Gew.-% K 2 O) enthält häufig große Quarzeinschlüsse<br />
und kantengerundete Körner „verdauter“ Gneise (?). Es ist stellenweise<br />
gespickt voll mit idiomorphen, maximal 5 μm großen Kristallen von Hercynit<br />
Abb. 1:<br />
Hellbläuliche,<br />
miteinander verwachsene<br />
Rouait-<br />
Täfelchen (max. 1<br />
mm) auf Schlackenmatrix.<br />
Die rechteckige<br />
Begrenzung<br />
der Täfelchen ist im<br />
Foto nur schlecht<br />
erkennbar.<br />
Sammlung:<br />
P. Hubert.<br />
Foto: S. Wolfsried