16.12.2012 Aufrufe

Neue Mineralfunde aus Österreich LXI - Indra Günther

Neue Mineralfunde aus Österreich LXI - Indra Günther

Neue Mineralfunde aus Österreich LXI - Indra Günther

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Niedermayr et al.: <strong>Neue</strong> <strong>Mineralfunde</strong> <strong>aus</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>LXI</strong> 157<br />

1752) Harnsäuredihydrat von der<br />

Hüttwinkelache bei Kolm Saigurn, Rauris,<br />

Salzburg<br />

Im September 2010 wurden im Talende von Rauris vom Zweitautor Proben<br />

von den Ufern der Hüttwinkelache aufgesammelt. Etwa auf Höhe des Bodenh<strong>aus</strong>es<br />

konnte neben diversen Stufen mit Anatas und Rutil auch eine Probe geborgen<br />

werden, die winzige (0,25 mm), weißliche, stark an Uricit (natürliche<br />

Harnsäure) erinnernde Täfelchen aufwies, welche auf einer Quarz-Feldspat-<br />

(Chlorit-)Matrix sitzen und stellenweise mit Fragmenten von Chitinpanzern vermengt<br />

sind. Entgegen der Erwartung entpuppten sich die Kriställchen durch eine<br />

PXRD-Analyse eindeutig als Harnsäuredihydrat (engl. „Uric acid dihydrate“, in<br />

der Fachliteratur abgekürzt UAD). Diese synthetisch wohlbekannte Verbindung<br />

war erstmals in der Natur von ARTIOLI et al. (1993) als Krusten winziger Kriställchen<br />

auf einem Serpentinit <strong>aus</strong> Italien nachgewiesen worden. Die italienischen<br />

Autoren stellten fest, dass ihre Probe wahrscheinlich das Resultat der Verwitterung<br />

von Vogelexkrementen ist und daher nicht den Kriterien der IMA für eine<br />

neue Mineralart entspricht.<br />

Kürzlich wurde die Phase auch von einer Aushubhalde des Kraftwerkb<strong>aus</strong><br />

bei Sportgastein im Gasteiner Tal/Salzburg und von den Glomsrudkollen Zink-<br />

Minen, Åmot, Modum bei Buskerud/Norwegen, beschrieben (KOLITSCH & RAADE<br />

2011). Die genannten Autoren ziehen ebenfalls die Schlussfolgerung, dass die<br />

Kriställchen durch Verwitterung (bzw. Rekristallisation?) von Vogelexkrementen<br />

entstanden sind. (Kolitsch/Habel)<br />

1753) Kassiterit <strong>aus</strong> dem Revier Schwarzleo,<br />

Schwarzleograben, Hütten bei Leogang,<br />

Salzburg<br />

Bei der (noch andauernden) Untersuchung der Mineralogie alter Halden im<br />

Revier Schwarzleo (Brunnkendlgraben, Herrenstollen, Erasmusstollen) wurden<br />

an dem reichhaltigen Fundmaterial vom Drittautor sowie von A. Lechner und A.<br />

Paluc auch mehrere polierte Erzanschliffe durch detaillierte REM-EDS-Analyse<br />

genauer charakterisiert. In bislang zwei dieser Proben wurde unerwartet Kassiterit<br />

gefunden.<br />

Die erste Probe vom Brunnkendlgraben enthält in einer Matrix von Magnesit<br />

(Fe-reich bis Fe-arm; Fe-Gehalt deutlich schwankend) viel Sb-freien, chemisch<br />

homogenen Tennantit. Untergeordnet war noch Baryt nachweisbar, sowie<br />

Chalkopyrit (Einschlüsse in Tennantit, oft schneller umgewandelt als letzterer).<br />

Als randliche Umwandlungsprodukte des Tennantits sind Malachit(?) und<br />

Cuprit(?) erkennbar (im EDS-Spektrum waren nur Peaks von Cu, O und C(?)<br />

vorhanden). Kassiterit ist in dieser<br />

Probe extrem selten, es wurden nur drei<br />

Körner gefunden. Zwei sind ca. 1 μm<br />

groß, das dritte Korn misst ca. 8 μm;<br />

alle Körner zeigen idiomorphe Formen<br />

(Abb. 28).<br />

Die zweite Probe, von der Herrenstollen-Halde,<br />

ist ebenfalls durch eine<br />

Matrix von zonarem Magnesit (Fe-haltig<br />

bis -reich) charakterisiert. Darin<br />

wurden verschiedene sulfidische Erzmineralien<br />

beobachtet: Eine dickere<br />

Erzader besteht im Kern <strong>aus</strong> Chalkopyrit<br />

und zeigt einen äußeren, ca. 80 μm<br />

dicken Saum von reinem Tennantit<br />

(nur Fe, keine Gehalte an Zn, Sb, Ag<br />

Abb. 28:<br />

Hypidiomorphes,<br />

winziges Kassiterit-Korn<br />

(hell)<br />

als Einschluss<br />

in Tennantit vom<br />

Brunnkendlgraben,<br />

Revier Schwarzleo.<br />

Sammlung:<br />

NHM Wien.<br />

REM-Foto (BSE-<br />

Modus): F. Brandstätter<br />

und<br />

U. Kolitsch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!