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Neue Mineralfunde aus Österreich LXI - Indra Günther

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156 Niedermayr et al.: <strong>Neue</strong> <strong>Mineralfunde</strong> <strong>aus</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>LXI</strong><br />

Abb. 27:<br />

Phenakit in 2 Generationen:<br />

1. langprismatischer<br />

und<br />

2. isometrischer<br />

Habitus, auf<br />

Bergkristall vom<br />

Steinkarl, Rauris,<br />

Salzburg. Bildbreite<br />

1,5 cm.<br />

Foto: F. Walter<br />

sind auch mit kleinen und seltenen Mineralbildungen<br />

bestens vertraut. Die<br />

Kluft liegt im steilen Gelände des<br />

Steinkarl in ca. 1.770 m Seehöhe und<br />

war mit einem Derbquarzgang verschlossen.<br />

Nach ihrer Öffnung hatte<br />

sie die Ausmaße von 50 cm x 60 cm x<br />

250 cm.<br />

Nach der Geologischen Karte der<br />

Sonnblickgruppe sind im Gebiet des<br />

Steinkarl Gesteine der Schieferhülle<br />

und des Altkristallins aufgeschlossen,<br />

die stellenweise aplitisch injiziert sind.<br />

So treten hier neben dem typischen<br />

Schwarzphyllit auch Amphibolite,<br />

Marmore und Gneise auf (EXNER<br />

1962).<br />

Die Kluft beinhaltete hochglänzende,<br />

wasserklare Bergkristalle bis zu<br />

35 cm Länge im typischen Rauriser<br />

Übergangshabitus und reichlich weißen, bis 3 cm großen Adular, der meist zu<br />

Gruppen bis 30 cm im Durchmesser verwachsen ist. Die bereits von der Kluftwand<br />

abgelösten Adulargruppen sind auf ihrer Rückseite mit einem mehreren<br />

Zentimeter starken Belag von feinsandigem Chlorit überzogen, die Bergkristalle<br />

sind jedoch nahezu frei von Chlorit. Vereinzelt sind schwarze, tafelige Ilmenitkristalle<br />

von Adular überwachsen und werden gemeinsam von einem limonitisch<br />

verwitterten Eisenkarbonat überkrustet. Auf dem Adular sitzen vereinzelt korrodierte<br />

Calcit-Skalenoeder von bis zu 5 cm Größe und reichlich winzige, unter 0,5<br />

mm kleine, bl<strong>aus</strong>chwarze, tafelige Anatas kristalle und seltener bis 1 cm lange,<br />

sternartig verwachsene, schwarze Rutilnädelchen.<br />

Als Einzelfund konnte ein stark korrodierter Scheelitkristall von 2,5 cm<br />

Durchmesser <strong>aus</strong> der Kluft geborgen werden. Tief orange gefärbter Scheelit ist<br />

<strong>aus</strong> dem Bereich der nahen Hiefelwand schon lange bekannt (STRASSER 1989).<br />

Ebenfalls über Adular und vorwiegend auf Bergkristall tritt langprismatischer<br />

Phenakit, meist 2 bis 4 mm lang, auf. Dieser langprismatische Phenakit<br />

ist sowohl als Einkristall als auch in typischer Verzwillingung mit „Fräskopf“ähnlichen<br />

Endflächen entwickelt. Auf diesem Phenakit sitzt als zweite Generation<br />

Phenakit in nahezu isometrischer Ausbildung, mit etwa gleich großen<br />

Prismen- und Rhomboederflächen, sodass dieser Habitus nahezu kugelig wirkt<br />

(Abb. 27). Beide Generationen sind wasserklar und zeigen keine Einschlüsse von<br />

Chlorit.<br />

Phenakit ist im Bereich der Goldberggruppe, Salzburg/Kärnten, bereits von<br />

einigen Fundstellen bekannt geworden. So stammen Funde <strong>aus</strong> den Plattengneisbrüchen<br />

der Rauris (MEIXNER 1976a, NIEDERMAYR et al. 1994) von der Ostseite<br />

des Hohen Sonnblicks und vom Steinkar, Grießwies (MEIXNER 1979), von der<br />

Hocharn Westwand (NIEDERMAYR et al. 1984), vom Hohen Sonnblick, westlich<br />

der Rojacherhütte in den <strong>aus</strong>geaperten Felsen im Vogelmaier Ochsenkar Kees<br />

(NIEDERMAYR et al. 1999 und pers. Mitt. Ludwig Rasser) und südlich des Tramerkopfes<br />

im Großen Zirknitztal (NIEDERMAYR et al. 2004) und dort auch nahe der<br />

Unteren Brett Scharte (NIEDERMAYR et al. 2010).<br />

Dieser zweite Fund von Phenakit <strong>aus</strong> einer Kluft vom Steinkarl zeigt durch<br />

die Ausbildung zweier Generationen in derselben Kluft die Änderungen der<br />

Bildungsbedingungen für eine Mineralart während des Abkühlungsprozesses<br />

der hydrothermalen Lösung. Dies ist mitunter auch in der Ausbildung von<br />

unterschiedlichen Quarz-Generationen (steilrhomboedrische + normalrhomboedrische<br />

Zepterbildung) dokumentiert. (Walter)

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