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Neue Mineralfunde aus Österreich LXI - Indra Günther

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Niedermayr et al.: <strong>Neue</strong> <strong>Mineralfunde</strong> <strong>aus</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>LXI</strong> 155<br />

Die gemessenen (pseudo-orthorhombischen) Zellparameter<br />

betragen a = 4,81, b = 5,85 und c =<br />

10,23 Å, wobei insbesondere die extrem kleinen<br />

Werte für b und c alle weiteren Glieder der Olivingruppe<br />

<strong>aus</strong>schließen. Das EDS-analytisch bestimmte<br />

Fe:Si-Verhältnis betrug an zwei Meßpunkten<br />

1,49:1 und 1,43:1, liegt also sehr nahe am<br />

Idealverhältnis von 1,5:1. Im Anbruch zeigen die<br />

Laihunit-Kristalle eine braungraue Farbe, was im<br />

Gegensatz zu den Literaturangaben steht, in denen<br />

von einer schwärzlichen Färbung geschrieben<br />

wird.<br />

Eine mit „Schwefel-xx“ beschriftete Probe<br />

enthält in einem kleinen Hohlraum hellgelbe<br />

Krusten <strong>aus</strong> sehr kleinen, undeutlichen, rundlichen<br />

Kriställchen. Nachdem EDS-Analysen<br />

lediglich Fe, mit wenig bis sehr wenig Mn, Cu, Zn<br />

und Mn zeigten, wurde zuerst chemisch unreiner Siderit vermutet. Eine PXRD-<br />

Untersuchung ergab jedoch überraschenderweise eindeutig das Fe-Oxalat Humboldtin<br />

(Abb. 24 und 25). Bei der Entstehung des Minerals haben vermutlich<br />

organische Säuren in der Humusüberdeckung der Halde eine Rolle gespielt.<br />

Eine weitere Sekundärbildung in der Kupferschlacke, Azurit, wurde anhand<br />

ihrer typischen Farbe und Ausbildung identifiziert. Stücke davon befinden sich in<br />

den Sammlungen Fritz Schreiber und Anton Paluc.<br />

Hellbläuliche, sehr kleine, schwach perlmuttglänzende Rosetten, blasstürkise<br />

bis türkisblaue, schuppige und <strong>aus</strong> blättrigen Sphärolithen aufgebaute Krusten<br />

und selten winzige, sechsseitige, fast farblose Täfelchen wurden von den<br />

Sammlern vorläufig als „Schulenbergit?“ oder<br />

„Chalkophyllit?“ angesprochen (Abb. 26). EDS-<br />

Analysen ergaben jedoch in allen Fällen eine<br />

Zusammensetzung, die einer Cu-S-Si-O-H-Phase<br />

entspricht, die z. T. Spuren von Al und Fe enthält.<br />

PXRD-Messungen lieferten ein Beugungsdiagramm,<br />

das keiner bekannten natürlichen oder<br />

synthetischen Phase entspricht. Ein Versuch, die<br />

Elementarzelle der Phase mittels SXRD-Analyse<br />

zu bestimmen, scheiterte, da die Phase eine deutliche<br />

Stapelfehlordnung ihrer offensichtlichen<br />

Schichtstruktur zeigt (ersichtlich an deutlichen<br />

„Streaks“).<br />

Viele der sekundären Cu-Mineralien in der<br />

Schlacke (Brochantit, Malachit, Cuprit) sind oft<br />

teilweise bis komplett pseudomorphisiert von einer<br />

hellblauen, durchsichtigen, glasigen Phase,<br />

die gerne als „Chrysokoll“ angesprochen wird. EDS-Analysen zeigen jedoch,<br />

dass die Zusammensetzung zwar einem Cu-Silikat entspricht, das Cu:Si-Verhältnis<br />

jedoch deutlich variabel ist (z. T. ist Cu nur in sehr geringen Mengen vorhanden);<br />

als Fremdelement war manchmal Fe in Spuren nachweisbar.<br />

(Kolitsch/Brandstätter)<br />

1751) Phenakit in zwei Generationen vom<br />

Steinkarl, Rauris, Salzburg<br />

Im Frühjahr 2011 gelang es den Brüdern Matthias und Norbert Daxbacher,<br />

Rauris, eine noch verschlossene Kluft mit Bergkristallen von besonders guter<br />

Qualität zu öffnen. Beide Mineraliensammler sind auch Mitarbeiter im mineralogischen<br />

Nationalparkprojekt Hohe Tauern, Bereich Rauris und Stubachtal, und<br />

Abb. 25:<br />

REM-Aufnahme<br />

eines kleinen<br />

Aggregates eng<br />

verwachsener<br />

Humboldtin-<br />

Kriställchen. Lechnerberg<br />

bei Kaprun.<br />

REM-Foto:<br />

F. Brandstätter und<br />

U. Kolitsch<br />

Abb. 26:<br />

Die neue<br />

Cu-S-Si-O-H-Phase<br />

vom Lechnerberg<br />

bildet winzige,<br />

hellbläuliche Plättchen<br />

mit sechsseitigem<br />

Umriss.<br />

BB 1,75 mm.<br />

Foto:<br />

H. Schillhammer

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