Neue Mineralfunde aus Österreich LXI - Indra Günther
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150 Niedermayr et al.: <strong>Neue</strong> <strong>Mineralfunde</strong> <strong>aus</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>LXI</strong><br />
Abb. 20:<br />
Xenomorphe<br />
Scheelit-Körner<br />
(hell) in Zwikkelfüllungen<br />
von<br />
Calcit (mittelgrau,<br />
z. B. linke untere<br />
Ecke) und Calcit-<br />
Dolomit (grau) im<br />
Quarz (dunkelgrau,<br />
Hauptbestandteil).<br />
Huteralm im Ködnitztal.<br />
Sammlung:<br />
NHM Wien.<br />
REM-Foto:<br />
F. Brandstätter und<br />
U. Kolitsch<br />
neralien auftreten können (ABRECHT<br />
1990, BERNHARD & SCHACHINGER in<br />
NIEDERMAYR et al. 2011). Von Johann<br />
A. Grill, Neumarkt, freundlicherweise<br />
zur Verfügung gestelltes Untersuchungsmaterial,<br />
in dem ein weißliches<br />
Primärmineral eine ungewöhnliche<br />
gelbe Fluoreszenz im kurzwelligen<br />
UV-Licht und eine blassgelbe Fluoreszenz<br />
im langwelligen UV-Licht aufwies,<br />
wurde an drei Anschliffen genauer<br />
mittels REM-EDS-Analysen<br />
untersucht. Das fluoreszierende Mineral<br />
bildet eingewachsene, bis ca. 1 cm<br />
große Körner in Quarz, die bei makroskopischer<br />
Betrachtung farblich nicht<br />
von diesem unterscheidbar sind. Die<br />
Anschliffuntersuchungen zeigen, dass<br />
die Matrix von zwei erzarmen Proben<br />
<strong>aus</strong> Quarz und Calcit besteht, in welche große Körner des fluoreszierenden Minerals<br />
eingeschlossen sind, das sich als leicht Mn-haltiger und Fe-freier Dolomit<br />
erwies. Der Dolomit ist partienweise porös und enthält schmale Calcitadern.<br />
Auch winzige Calcit-Körner wurden als Einschluss im Dolomit angetroffen (Relikte<br />
einer Mg-Metasomatose?). Eine gelbe Fluoreszenz von Dolomit scheint<br />
sehr selten zu sein; im „Glossary of Fluorescent Minerals“ von HENKEL (1989)<br />
sind zwar diverse Fluoreszenzfarben aufgelistet, aber eine gelbe Farbe wird nur<br />
für LW-UV-Licht angegeben und als „uncommon to rare“ bezeichnet. Weitere<br />
Einschlüsse in der Matrix sind kleine, rundliche, rissige Körner von Braunit und<br />
max. 100 μm große, chemisch reine Scheelit-Körner (Abb. 20) in Calcit- und<br />
Calcit-Dolomit-Zwickeln im Quarz. Außerdem finden sich, eingewachsen im<br />
Dolomit, nadelig-prismatische Einschlüsse von mehr oder minder Ba- und<br />
Sr-haltigem Kryptomelan (Sr:K = max. 0,5:1,4). Ein Vorkommen von Scheelit in<br />
metamorphisierten oxidischen Manganerzlagerstätten ist grundsätzlich nicht unerwartet<br />
und sollte für die diesbezüglich noch nicht untersuchten österreichischen<br />
Vorkommen noch genauer überprüft werden.<br />
Eine dritte, erzreiche Partie enthält, in einer Matrix von Quarz, Muskovit<br />
(chemisch rein bis auf eine Spur Fe), Dolomit (Mn-haltig) und Calcit (eine dünne<br />
Rissfüllung in Hollandit), als Haupterz Braunit. Dieser bildet maximal 5–20 μm<br />
große, rundliche Körner, die z. T. als Fremdelement Ca in Spuren aufweisen (damit<br />
handelt es sich nicht um den nah verwandten Neltnerit). Ein weiteres Mn-Erz<br />
ist hier Hollandit, der meist K-haltig ist und zusätzlich wenig Al und Si als<br />
Fremd elemente aufweist. Das Ba:K-Verhältnis betrug bei einer Messung 2:1.<br />
Hollandit tritt selten auch chemisch rein als rekristallisierte Rissfüllung in einer<br />
Matrix von K-haltigem Hollandit und Braunit auf. Akzessorisch wurde Baryt (ca.<br />
30 μm dicke Ader in Hollandit-Matrix) beobachtet, sowie Apatit (ein einzelnes<br />
Korn in Hollandit-Matrix). Typische REM-Aufnahmen dieser analysierten Paragenesen<br />
finden sich unter der Mindat-Lokalität „Huteralm“ (http://www.mindat.<br />
org/loc-191875.html).<br />
Eine kleine Erzprobe, ebenfalls gesammelt von Johann A. Grill, fiel dem<br />
Finder wegen schwarzgrauen, metallglänzenden, plattig-langtafeligen, kleinen<br />
Kriställchen bzw. Kristallaggregaten auf, die flach aufliegend auf einem<br />
schmalem Kluftriss in einer feinkörnigen dunkelgrauen Manganerzmatrix sitzen.<br />
Die tafeligen Kriställchen erwiesen sich SXRD-analytisch als der <strong>aus</strong> dem<br />
Ködnitztal bislang nicht beschriebene Manganit, während die Matrix nach<br />
PXRD-Analysen <strong>aus</strong> Kryptomelan besteht.<br />
(Kolitsch/Brandstätter/Pristacz)