Neue Mineralfunde aus Österreich LXI - Indra Günther
Neue Mineralfunde aus Österreich LXI - Indra Günther
Neue Mineralfunde aus Österreich LXI - Indra Günther
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
146 Niedermayr et al.: <strong>Neue</strong> <strong>Mineralfunde</strong> <strong>aus</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>LXI</strong><br />
Abb. 17:<br />
Annähernd idiomorph<strong>aus</strong>gebildete<br />
Kassiterit-<br />
Kristalle (weiß),<br />
eingewachsen in<br />
Chalkopyrit (hellgrau),<br />
der umgeben<br />
wird von langtafeligem<br />
Ferro-<br />
Aktinolith. Bergbau<br />
Putzkammeralpe.<br />
Sammlung:<br />
NHM Wien.<br />
REM-Foto:<br />
F. Brandstätter und<br />
U. Kolitsch<br />
kleinen Korrosionshohlraum zwei<br />
braungelbe bis blassgelbe, tetragonalprismatische<br />
Kassiterit-Kriställchen<br />
bestimmt werden (Länge < 0,5 mm).<br />
Nach SXRD- und EDS-Analysen handelt<br />
es sich um einen Kassiterit, der als<br />
(meßbares) Fremdelement nur Fe in<br />
Spuren enthält.<br />
In weiterem Fundmaterial von<br />
Renato Kiseljak konnte als Sekun<br />
därbildung anhand von EDS- und<br />
PXRD-Analysen das Zn-Mn-Oxid<br />
Wood ruffit nachgewiesen werden. Das<br />
Mineral bildet kleine, knollig-schalige,<br />
schwarze bis dunkelbraune Aggregate,<br />
die im Anbruch feinkörnig-erdig sind.<br />
EDS-Punktanalysen unterschiedlich<br />
gefärbter Einzelschalen ergaben z. T.<br />
lokal stark variierende Zn:Mn-Verhältnisse<br />
sowie öfters Spuren von Co und Cu, seltener auch von Ca und Si. Die variablen<br />
Zn:Mn-Verhältnisse deuten auf das Vorhandensein weiterer Mn-Zn-<br />
Oxide in mikroskopischen Bereichen. Unmittelbare Begleiter des Woodruffits<br />
sind weißer, nieriger, schimmernder Hydrozinkit und kleine rundliche, cremefarbene<br />
Aggregate <strong>aus</strong> tafeligen, subparallelen Hemimorphit-Kriställchen.<br />
Die derzeitige, vereinfachte Hypothese zur Genese der Lagerstätte Putzkammeralpe<br />
gründet sich auf die obigen Beobachtungen und Messergebnisse sowie<br />
Vergleiche mit ähnlichen Vorkommen (von denen jedoch keines Kassiterit enthält)<br />
im Alpenraum und weltweit: Ein in präalpidische Sedimente eingedrungener<br />
basischer (basaltischer?) Körper lagerte submarin-exhalativ Metallsulfid-haltige<br />
und Fe-reiche Schlämme mit wechselnden Si-Gehalten ab. Durch spätere Regionalmetamorphose<br />
rekristallierte der reine Fe-Schlamm zu Magnetit, während Fe-<br />
Si-Vorläuferphasen in Abhängigkeit von zusätzlichen Gehalten an Ca, Mg und Al<br />
zu Andradit, Ferro-Aktinolith(-Hornblende) und Hedenbergit kristallisieren. Die<br />
Sulfide rekristallisierten und reicherten sich lokal in Schlieren und Gängchen an.<br />
Spätere tektonische Beanspruchung führte zur Bildungen von Rissen, die in Folge<br />
mit Calcit, rekristallisiertem Ferro-Aktinolith und Epidot gefüllt wurden. Der<br />
mehrfache Nachweis von Kassiterit in den Proben wirft derzeit noch ungeklärte<br />
Fragen auf. Kann es sich um eine detritäre Komponente handeln? Ist das Sn-Oxid<br />
durch Anreicherung und Rekristallisation <strong>aus</strong> dem ursprünglichen basischen Körper<br />
abzuleiten? Intensive Literaturrecherchen haben noch zu keiner überzeugenden<br />
Erklärung geführt. Es sei hierzu betont, dass alle Indizien gegen eine kontaktmetamorphe<br />
Skarnbildung sprechen. Insbesondere sind die Mn-Gehalte sehr gering<br />
und es fehlen Fluorit und jegliche W-, Be- und B-Phasen.<br />
Im Alpenraum sind Kassiterit oder andere Sn-Mineralien sehr selten. In einer<br />
Cu-Zn(-Fe)-Sulfidmineralisation beim Glücksgrat im Stubaital/Nordtirol, die<br />
an Hornblendeschiefer und Kalksilikatgesteine gebunden ist, treten die Sn-Sulfide<br />
Mawsonit, Stannit und Hexastannit auf, jedoch kein Kassiterit (VAVTAR<br />
1986). Es wird angenommen, dass der Metallgehalt präalpidischen (variszischen)<br />
Ursprungs ist und genetisch mit umgebenden Ordovizisch-Silurischen Orthogneisen<br />
zusammenhängt. Dementsprechend könnte man vermuten, dass die im<br />
weiteren Bereich der Putzkammeralpe auftretenden Orthogneise als Sn-Lieferant<br />
gedient haben. Kassiterit wurde von den Verfassern im Frühjahr 2011 auch in<br />
Erzproben <strong>aus</strong> dem Revier Schwarzleo bei Leogang (Salzburg) nachgewiesen<br />
(siehe Beitrag von KOLITSCH & BRANDSTÄTTER in dieser Arbeit, Beitrag Nr. 1753).<br />
Zu den weltweit möglicherweise mit der Putzkammeralpe vergleichbaren<br />
Lagerstätten gehört die South Bay Mine, Kenora District, Ontario, Canada