Neue Mineralfunde aus Österreich LXI - Indra Günther
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Niedermayr et al.: <strong>Neue</strong> <strong>Mineralfunde</strong> <strong>aus</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>LXI</strong> 145<br />
Nebengestein ist gut aufgeschlossen.<br />
Hier steht ein fast saiger einfallender,<br />
heller, lagiger Schiefergneis an.<br />
Die zu Beginn erwähnten vier Erzanschliffe<br />
wurden an Material der unteren<br />
Linse angefertigt. In allen Schliffen<br />
wurden Sphalerit, Chalkopyrit und<br />
Pyrit gefunden. Sphalerit ist stets xenomorph<br />
und deutlich Fe-haltig (Fe:Zn<br />
bis ca. 1:6). In einer Probe enthält er<br />
fleckenartige, rundliche Einschlüsse<br />
von Chalkopyrit, wobei die unregelmäßige<br />
Verteilung dieser Flecken eher<br />
nicht auf eine Entmischungsbildung<br />
hindeutet. Reiner Chalkopyrit tritt bevorzugt<br />
in Zwickeln auf. Pyrit bildet<br />
hypidiomorphe Körner bis idiomorphe,<br />
scharf begrenzte Kristalle. Als akzessorisches<br />
Sulfid fand sich in einem Schliff<br />
eine Bi-S-Phase (Bismuthinit?) in Form „Büschel“-artiger, winziger Aggregate.<br />
EDS-Analysen weisen auf eine leicht inhomogene, auch sehr wenig Cu und Fe<br />
beinhaltende Zusammensetzung hin (Entmischungen?). Im Kern der Bi-S-Phase<br />
wurde teilweise eine Pb-Bi-S-Phase beobachtet (Cosalit?).<br />
Die kalksilikatische Matrix besteht <strong>aus</strong> sehr Fe-reichen Phasen. Es dominiert<br />
grobkörniger, oft idiomorpher Ferro-Aktinolith. Er besitzt ein Fe:Mg-Verhältnis<br />
von ca. 4:1,2 und ist Al-frei. Na ist nicht oder nur in Spuren vorhanden. Lokal<br />
wurden auch deutlich zonare Amphibolkörner beobachtet, deren Außenzone <strong>aus</strong><br />
Ferro-Aktinolith und deren Innenzone <strong>aus</strong> einer Hornblende besteht (erkennbar<br />
am deutlichen Al-Gehalt). Eine schwarze Magnesiohornblende wurde bereits von<br />
BRANDSTÄTTER & NIEDERMAYR in NIEDERMAYR et al. (1996) beschrieben.<br />
Die ebenfalls häufige Komponente Andradit ist xenomorph und schwach Mn-<br />
und Al-haltig, jedoch Mg-frei. Der Ca-Fe 3+ -Granat umsäumt und verdrängt Hedenbergit,<br />
der als Fremdelemente meist nur sehr wenig Mg und Na enthält. BRAND-<br />
STÄTTER & NIEDERMAYR in NIEDERMAYR et al. (1996) geben für die Putzkammeralpe<br />
als Granat Fe 2+ -haltigen Grossular an, auf der Basis einer quantitativen EDS-<br />
Analyse. In der Auflistung der Gew.-%-Anteile nahmen sie jedoch nur die Anwesenheit<br />
von FeO an, und damit keine Anwesenheit einer Andraditkomponente. Wir<br />
konnten bislang keinerlei Grossular in den untersuchten Proben feststellen. Eine<br />
SXRD-analytisch durchgeführte Bestimmung der Zellparameter von drei willkürlich<br />
<strong>aus</strong>gewählten Granatproben (zwei mit Sulfiden verwachsen, eine massiv)<br />
ergab Werte, die in einem relativ engen Bereich zwischen a = 12,00 und 12,02 Å<br />
schwanken, also klar einem schwach Al-haltigen Andradit entsprechen.<br />
Magnetit ist körnig-xenomorph und oft kataklastisch. Er ist nicht selten direkt<br />
mit Chalkopyrit vergesellschaft und kann kleine Einschlüsse von Chalkopyrit<br />
und Hedenbergit enthalten. Sehr untergeordnet tritt in den Schliffen grobkörniger<br />
Calcit auf, der stets entlang von Spaltrissen mehr oder minder korrodiert<br />
bzw. angeätzt ist. In unmittelbarer Nachbarschaft fanden sich sekundäre Zn- und<br />
(Zn, Cu)-Carbonate.<br />
Kassiterit wurde als in Hedenbergit oder Andradit eingewachsene, meist xenomorphe<br />
Körner beobachtet. EDS-analytisch war nur Sn nachweisbar. Die bis<br />
0,5 mm(!) großen Körner sind nicht selten und bevorzugt in Sulfid-armen Bereichen<br />
der Anschliffe zu erkennen (Abb. 15 und 16). Im Kassiterit selbst finden<br />
sich selten winzige Einschlüsse von Chalkopyrit. Eine annähernd idiomorphe<br />
Ausbildung des Kassiterits scheint nur dann gegeben zu sein, wenn er von Chalkopyrit<br />
umgeben ist (Abb. 17). In einer angewitterten, ehemals Sulfide enthaltenden<br />
Andradit-Probe, die von Renato Kiseljak gefunden wurde, konnten in einem<br />
Abb. 16:<br />
Vereinzelte xenomorphe<br />
Kassiterit-Körner<br />
(weiß) in einer<br />
Matrix <strong>aus</strong> Ferro-<br />
Aktinolith, Hedenbergit,<br />
Andradit,<br />
Magnetit u. a.<br />
Bergbau Putzkammeralpe.<br />
Sammlung:<br />
NHM Wien,<br />
REM-Foto:<br />
F. Brandstätter und<br />
U. Kolitsch