Zukunftsregion Nordoberpfalz - Albert Rupprecht
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der Öffentlichkeit diskutiert wird und im Winter 2004 durch die<br />
Kreisversammlungen beschossen werden soll. Alle politischen Akteure sind<br />
aufgefordert sich an der Umsetzung der Beschlüsse zu beteiligen, um die<br />
Lebensqualität und den Wohlstand in der <strong>Nordoberpfalz</strong> zu sichern und zu<br />
mehren.<br />
1.3 Die Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten<br />
In der Nachkriegsepoche hat die <strong>Nordoberpfalz</strong> den Aufschwung zur<br />
wohlhabenden Region geschafft. Mehrere Faktoren waren hierfür<br />
ausschlaggebend: Die ländlich geprägte Region war erstklassig geeignet als<br />
Standort für industrielle Massenproduktion. Die Menschen sind fleißig und<br />
zuverlässig. Viele Arbeitnehmer kommen aus vormals bäuerlichen Familien und<br />
wissen was es heißt "anzupacken". Die Lohnkosten und Produktionskosten waren<br />
niedriger als in den Zentren. Weite Teile der <strong>Nordoberpfalz</strong> waren faktische<br />
Sonderwirtschaftszonen: die Grenzlandsonderabschreibung führte z.B. im<br />
Ergebnis zu niedrigerer Unternehmensbesteuerung gegenüber anderen Regionen<br />
in Deutschland. Aber auch staatliche Ausgaben für Wirtschaftsförderung,<br />
Straßenbau, Städtebau und Dorferneuerungen brachten Kaufkraft in die Region.<br />
Das politische Netz der regionalen CSU, die Generation der heute 50-80 Jährigen<br />
in der CSU, schaffte es insbesondere unter der Ministerzeit von Gustl Lang auf<br />
einzigartige Weise öffentliche Gelder in die <strong>Nordoberpfalz</strong> zu steuern.<br />
1.4 Die veränderte Situation: Erweiterung der Europäischen Union<br />
Die Lage hat sich nun fundamental verändert. Das spürt die Bevölkerung auch<br />
und ist zutiefst verunsichert. Die Region schwankt daher zwischen Hoffnung,<br />
Zweckoptimismus, Sorge und Fatalismus. Es ist die Verantwortung der regionalen<br />
Führungskräfte Perspektiven aufzuzeigen und die Kraft der Region zu<br />
mobilisieren.<br />
Die Globalisierung der Weltwirtschaft hat in den vergangenen Jahren zu einem<br />
massiven Abbau der traditionellen Industrien geführt: Die Bekleidungsindustrie<br />
hatte 1990 in der Oberpfalz noch 84 Betriebe mit 6964 Beschäftigten. Im Jahr<br />
2002 gab es nur noch 18 Betriebe mit 1016 Beschäftigten.<br />
In den Traditionsbranchen Glas und Porzellan gab es dramatische Einschnitte. In<br />
der Stadt Windischeschenbach wurden im Jahr 2003 ein Drittel aller Arbeitsplätze<br />
in der Stadt zerstört durch die Insolvenz zweier Unternehmen aus der Glas und<br />
Porzellanindustrie. Dies führt zu einem Schock sowohl der Betroffenen aber auch<br />
der Gemeinschaft in der Stadt. Über Hundert Jahre hinweg wurde Wissen<br />
aufgebaut und an die Jüngeren weitergegeben. Jetzt soll all das Wissen nichts<br />
mehr wert sein? Windischeschenbach hat ja nicht den Wettbewerb verloren weil<br />
die Fertigkeiten der Mitarbeiter gering gewesen wären, sondern weil die<br />
Sozialsysteme in Deutschland höhere Kosten verursachen als in anderen<br />
Ländern der Welt.<br />
Mit dem WTO Beitritt Chinas ist ab 2005 zu erwarten, dass von den 7500<br />
Arbeitsplätzen der deutschen Porzellanunternehmen, die überwiegend in<br />
Oberfranken und der Oberpfalz angesiedelt sind, nur 1500 übrig bleiben werden.<br />
China darf ab 2005 unbeschränkt nach Deutschland liefern - und dies bei<br />
derselben Qualität wie deutsche Produkte und 1/8 der Kosten.<br />
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