16.12.2012 Aufrufe

Systempartnerschaft - ChirurgenMagazin

Systempartnerschaft - ChirurgenMagazin

Systempartnerschaft - ChirurgenMagazin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>ChirurgenMagazin</strong><br />

heft 56 | Ausgabe 2.2012 | ISSN 1611-51 | Preis 12,00 Euro<br />

Für den niedergelassenen Chirurgen<br />

hernienchirurgie<br />

Bauchwandbrüche<br />

in der ambulanten<br />

Praxis<br />

gemeinsamer Bundeskongress Chirurgie<br />

Berichte über ausgewählte berufspolitische<br />

und fachliche Sitzungen<br />

BnC – Berufsverband niedergelassener Chirurgen | www.bncev.de<br />

Medizinjournalismus<br />

Kein Pardon für<br />

Falschinformation und<br />

schlampige Recherche<br />

arztrecht<br />

Konkurrenzschutzklausel<br />

im Mietvertrag unbedingt<br />

eindeutig formulieren!


ETH I C O N – Bester Partner<br />

für die ambulante Chirurgie<br />

Plus Nahtmaterial ist mit IRGACARE ® beschichtet, einer gegen ein breites<br />

Erregerspektrum wirksamen Substanz, die der bakteriellen Besiedelung auf<br />

dem Nahtmaterial und im unmittelbaren Wundumfeld effektiv vorbeugt.*<br />

* Ming X, Rothenburger S, Nichols M. In vivo and in vitro antibacterial effi cacy of PDS ® Plus suture (polidioxanone 25 with triclosan). Surg Infect (Larchmt), 2008, 9:451–457<br />

Rothenburger S, Spangler D, Bhende S, Burkely D. In vitro antibacterial evaluation of coated VICRYL ® Plus antibacterial suture<br />

(coated polyglactin 910 with triclosan) using zone of inhibition assays. Surg Infect (Larchmt), 2002, 3:79–87<br />

Ming X, Rothenburger S, Nichols M. In vivo antibacterial effi cacy of MONOCRYL ® Plus suture (poliglecaprone 25 with triclosan).<br />

Surg Infect (Larchmt), 2007, 8:209–213<br />

Nahtmaterial Eigenschaften Resorptionszeit Indikationen<br />

PDS ® Plus synthetisch, monofil ca. 180 – 240 Tage<br />

VICRYL ® Plus synthetisch, geflochten ca. 56 – 70 Tage<br />

MONOCRYL ® Plus synthetisch, monofil ca. 90 – 120 Tage<br />

TABOTAMP ® –<br />

Die Familie der antimikrobiellen<br />

resorbierbaren Hämostyptika<br />

von Ethicon Biosurgery<br />

··· O R I G I N A L·<br />

T A B BBB O T A M M P P<br />

Haut, Faszie, Muskulatur,<br />

Bänder, Sehnen, Parenchym<br />

Subcutan, Faszie, Kapsel,<br />

Peritoneum, Fettgewebe<br />

Dermis, Fettgewebe,<br />

Peritoneum<br />

Johnson&Johnson MEDICAL GmBH · Geschäftsbereich ETHICON Products · Robert-Koch-Straße 1 · D-22851 Norderstedt<br />

DIE JOHNSON&JOHNSON MEDICAL GESCHÄFTSBEREICHE IN DEUTSCHLAND:<br />

ADVANCED STERILIZATION PRODUCTS | BIOSENSE WEBSTER | BREAST CARE | CODMAN | CORDIS | DEPUY ORTHOPAEDICS | DEPUY MITEK | DEPUY SPINE<br />

ETHICON BIOSURGERY | ETHICON ENDO-SURGERY | ETHICON PRODUCTS | ETHICON WOMEN'S HEALTH & UROLOGY | EUROPEAN SURGICAL INSTITUTE<br />

JOHNSON & JOHNSON VISION CARE | LIFESCAN | ORTHO-CLINICAL DIAGNOSTICS | THERAKOS


Honorarverteilung<br />

Mehr Spielraum für<br />

regionale Besonderheiten<br />

Mit dem Versorgungsstrukturgesetz haben die Regionen wieder mehr<br />

Gestaltungsspielraum erhalten. Auch die Berufsverbände können sich in die<br />

regionale Honorarverteilung einbringen. Auf Bundesebene diskutiert der BNC<br />

mit Politik, Selbstverwaltung und Kassen über einen neuen Einheitlichen<br />

Bewertungsmaßstab und eine Anpassung des Orientierungspunktwertes.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

nach unserem erfolgreichen ge­<br />

meinsamen Bundeskongress An­<br />

fang März in Nürnberg hat uns die<br />

Alltagsarbeit wieder vereinnahmt.<br />

Wie beim Kongress dargestellt,<br />

erleben im Jahr 2012 die Regionen<br />

eine echte Renaissance. Die regio­<br />

nalen Kassenärztlichen Vereini­<br />

gungen (KVen) können wieder<br />

eigene Honorarverteilungsmaß­<br />

stäbe (HVM) im Benehmen mit<br />

den Kassen vereinbaren.<br />

Weniger Vorgaben der KBV,<br />

mehr regionaler Spielraum<br />

Folglich findet die Honorar­<br />

verteilung wieder in den Regio­<br />

nen und nicht im fernen Berlin<br />

statt. In einigen KVen wurden<br />

bereits neue HVM verabschiedet<br />

(siehe Seite 20 ff.). Zwar erhöht<br />

sich das Honorarvolumen insge­<br />

samt nur um 1,25 Prozent, den­<br />

noch sind die regionalen KVen<br />

nur noch an wenige Vorgaben der<br />

Kassenärztlichen Bundesvereini­<br />

gung (KBV) gebunden und haben<br />

mehr Gestaltungsspielraum.<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

Doch auch weitere grund­<br />

sätzliche Themen stehen in<br />

diesem Jahr auf der berufspo­<br />

litischen Agenda. Es geht um<br />

grundsätzliche Fragen der Hono­<br />

rarverteilung: Wollen wir einen<br />

neuen Einheitlichen Bewertungs­<br />

maßstab (EBM) mit erneuter Um­<br />

verteilung oder sollten wir nicht<br />

eine deutliche Erhöhung des<br />

Orientierungswertes fordern?<br />

Neuer EBM oder lieber neuer<br />

Orientierungspunktwert?<br />

Schließlich wurde unser<br />

aktueller EBM auf Basis eines<br />

Punktwerts von 5,11 Cent kalku­<br />

liert. Dennoch erhalten wir nur<br />

3,5 Cent pro Punkt – umgerech­<br />

net auf bestehende Budgets teil­<br />

weise sogar deutlich weniger. Ein<br />

neuer bundeseinheitlicher Orien­<br />

tierungswert muss bis zum 31. Au­<br />

gust 2012 festgelegt werden.<br />

Wie wichtig eine Anhebung<br />

des Orientierungspunktwertes ist,<br />

belegt auch eine aktuelle Unter­<br />

suchung des Zentralinstituts der<br />

vertragsärztlichen Versorgung<br />

(ZI) zur wirtschaftlichen Lage der<br />

Vertragsärzte (siehe Seite 6 ff.).<br />

Demzufolge kann ein Arzt<br />

bei kalkulierten 140.000 Jahres­<br />

arbeitszeitminuten pro Jahr eben<br />

nicht einen angenommenen<br />

Überschuss von 105.572 Euro er­<br />

wirtschaften, sondern mit 92.000<br />

Euro deutlich weniger. Darüber<br />

hinaus belegen die Daten des ZI<br />

einen erheblichen Investitions­<br />

stau in vertragsärztlichen Praxen.<br />

Krankenkassen haben etliche<br />

Millarden Euro gebunkert<br />

Gemeinsam mit anderen Be­<br />

rufsverbänden nutzt der BNC<br />

diese Chance, einen deutlichen<br />

Zuschlag auf den Orientierungs­<br />

punktwert zu fordern. Immerhin<br />

haben die gesetzlichen Kranken­<br />

kassen derzeit etliche Milliarden<br />

Euro auf der hohen Kante, die<br />

endlich in die Patientenversor­<br />

gung fließen müssen.<br />

Ihr Dieter Haack<br />

Editorial<br />

Dr. Dieter Haack<br />

geschäftsführender Vorsitzender<br />

des Berufsverbandes<br />

Niedergelassener Chirurgen (BNC)<br />

und niedergelassener Chirurg<br />

in Stuttgart<br />

Foto: Haack


Inhalt<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

8<br />

BnC aktuell<br />

Bundeskongress Chirurgie 2012<br />

Chirurgen nehmen patientenorientierte<br />

Versorgung selbst in die Hand<br />

14 Medizinjournalismus<br />

Kein Pardon für Falschinformation<br />

und schlampige Recherche<br />

18<br />

Private Krankenversicherung<br />

Auslaufmodelll PKV? Politik, Verbänden<br />

und Verbraucherzentrale streiten<br />

anC aktuell<br />

19 ansprechpartner<br />

Adressen und Kontaktdaten der<br />

Vorstände des BNC und der ANC<br />

20 Meldungen<br />

Aktuelle Nachrichten aus den<br />

regionalen ANC<br />

Service<br />

26 arztrecht<br />

Mietvertraglicher Konkurrenzschutz –<br />

Einfallstor Anästhesie ?<br />

28 Praxisteam<br />

Hilfe, Streit zwischen zwei Praxischefs –<br />

und ich stehe genau dazwischen !<br />

Titelfoto: © iStockphoto.com/iov_a; Foto Anzeige bncev.de: © iStockphoto.com/YanC<br />

Medizin<br />

36 Hygienefrage<br />

Was ist zu beachten bei Flächenreinigung<br />

und ­desinfektion mit Mikrofaser ?<br />

37<br />

38<br />

Chronische Wunden<br />

Konsensuskonferenz: Mehr Evidenz für<br />

den Einsatz teurer Medizinprodukte<br />

Bundeskongress Chirurgie 2012<br />

Kurzberichte von einigen Vorträgen:<br />

Die bunten Facetten der Chirurgie<br />

40 Hernienchirurgie<br />

Große und monströse Narbenhernien<br />

sind die Herausforderung der Zukunft<br />

42 Hernienchirurgie<br />

Lebensqualität nach ambulanter<br />

Hernienchirurgie<br />

46 Hernienchirurgie<br />

Chronische Leistenschmerzen nach<br />

Hernienoperationen<br />

Verschiedenes<br />

4 impressum<br />

Kontakt zu Herausgeber, Redaktion,<br />

Verlag, Grafik und Anzeigenabteilung<br />

5 nachrichten<br />

Aktuelle Informationen<br />

aus Politik und Wissenschaft<br />

51 Beitrittscoupon<br />

für die Mitgliedschaft im BNC und<br />

in Ihrer regionalen ANC<br />

30 Buchtipps<br />

Aktuelle Neuerscheinungen in der<br />

chirurgischen Fachliteratur<br />

32 Termine<br />

Kongresse, Seminare und Workshops<br />

für die chirurgische Fortbildung<br />

34 industrie<br />

Nachrichten und Produktneuheiten<br />

unserer Partner aus der Industrie<br />

Impressum<br />

CHirurgenMagazin<br />

Offizielles Verbandsorgan des Berufsverbandes<br />

Niedergelassener Chirurgen (BNC). BNC-<br />

Mitglieder erhalten das Magazin im Rahmen<br />

ihres MItgliedsbeitrags.<br />

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt<br />

Berufsverband Niedergelassener<br />

Chirurgen Deutschland e. V.<br />

Wulfsdorfer Weg 7, 22359 Hamburg<br />

Tel.: 040 60329110, Fax: 040 60329118<br />

info@bncev.de, www.bncev.de<br />

Redaktionskollegium<br />

und wissenschaftlicher Beirat<br />

Dr. Dieter Haack, Stuttgart<br />

Dr. Philipp Zollmann, Jena<br />

Dr. Gerd-Dieter von Koschitzky, Walsrode<br />

Dr. Michael Schweins, Köln<br />

Dr. Martin Bues, Ahrensburg<br />

Dr. Enno Keller, Ahrensburg<br />

Priv.-Doz. Dr. Lorenz Stötter, Landshut<br />

Jörg Hohmann, Hamburg<br />

Dr. Ernst Tabori, Freiburg<br />

Prof. Henning Rüden, Berlin<br />

Elmar Mertens, Aachen<br />

Verlag, Anzeigen und Vertrieb<br />

VMK Verlag für Medizinkommunikation GmbH<br />

Essener Straße 4, D3, 22419 Hamburg<br />

Tel.: 040 32596116, Fax: 040 32596112<br />

info@vmk-online.de, www.vmk-online.de<br />

Redaktionsleitung<br />

Antje Thiel<br />

Tel.: 040 32596116, Fax: 040 32596112<br />

antje.thiel@vmk-online.de<br />

Anzeigenleitung<br />

Kirstin Reese<br />

Tel.: 040 97078360, Fax: 040 97078361<br />

kirstin.reese@vmk-online.de<br />

Grafik und Layout<br />

Stefan Behrendt, bbpm Mediendesign<br />

Im Alten Dorfe 27, 22359 Hamburg<br />

Tel.: 040 4220550<br />

stefan.behrendt@bbpm.de<br />

www.bbpm.de<br />

Druck<br />

Strube Druck & Medien OHG<br />

Stimmerswiesen 3, 34587 Felsberg<br />

Tel.: 05662 94 87-0, Fax: 05662 9487-288<br />

info@ploch-strube.de<br />

Haftung<br />

Verlag, wissenschaftlicher Beirat und Redaktion<br />

können trotz sorgfältiger Prüfung keine Haftung<br />

für die Richtigkeit der Veröffentlichung übernehmen.<br />

Mit Namen gekennzeichnete Beiträge<br />

geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Der Leser und Anwender ist<br />

verpflichtet, insbesondere Dosierungsangaben<br />

und Applikationsformen im Einzelfall selbst auf<br />

ihre Richtigkeit zu überprüfen.<br />

Urheberrechte<br />

Alle in dieser Zeitschrift erscheinenden Beiträge<br />

sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur<br />

mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages<br />

in irgendeiner Form vervielfältigt werden.<br />

Manuskripte<br />

Die Redaktion haftet nicht für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte. Mit der Annahme der<br />

Veröffentlichung überträgt der Autor dem Verlag<br />

das Nutzungsrecht für seinen Beitrag einschließlich<br />

der Nutzung für elektronische Ausgaben,<br />

Online-Veröffentlichung, Datenbanken etc.<br />

Verbreitete Auflage<br />

Das Chirurgen Magazin ist Mitglied<br />

der Informationsgemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung<br />

von Werbeträgern (IVW).<br />

4.505 Exemplare<br />

(IVW, Quartal 4.2011)<br />

Erscheinungsweise: sechs Ausgaben pro Jahr<br />

Bezugspreis: Jahresabonnement 60,00 Euro<br />

inklusive Versand und MwSt.<br />

CHirurgenMagazin


Universität Hamburg<br />

KBV-Chef Köhler zitiert Studie:<br />

„Zweiklassenmedizin ist ein Mythos !“<br />

Die Kassenärztliche Bundesverei­<br />

nigung (KBV) hat eine Analyse der<br />

Universität Hamburg präsentiert,<br />

wonach der Versichertenstatus<br />

von Patienten nur einen „kaum<br />

nachweisbaren Einfluss auf War­<br />

tezeiten“ hat.<br />

KBV­Chef Dr. Andreas Köhler<br />

erklärte hierzu: „Die Studie ist<br />

eine Versachlichung zum Thema<br />

Wartezeiten und zeigt, dass eine<br />

in Deutschland viel beklagte<br />

Zweiklassenmedizin ein Mythos<br />

ist. Es lässt sich nicht ermitteln,<br />

dass privat Versicherte Vorteile<br />

in der medizinischen Versorgung<br />

gegenüber gesetzlich Versicher­<br />

ten haben. Beide warten ähn­<br />

lich lange – sowohl beim Arzt, als<br />

auch auf einen Arzttermin.“<br />

Demnach unterscheidet sich<br />

die Wartezeit auf einen Termin<br />

beim Hausarzt zwischen beiden<br />

Versichertengruppen lediglich<br />

um 0,8 Tage. In der fachärztlichen<br />

Versorgung warten privat Ver­<br />

sicherte der Studie zufolge aller­<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

Niedergelassene<br />

SPD will Korruption künftig<br />

im Strafgesetzbuch regeln<br />

Der Bundestagsausschuss für Ge­<br />

sundheit hat am 28. März 2012<br />

in Berlin über einen Antrag der<br />

Sozialdemokraten beraten, die<br />

unter anderem fordern, Korrup­<br />

tion von Niedergelassen ins Straf­<br />

gesetzbuch aufzunehmen. Gleich­<br />

zeitig fordert die SPD, Sanktionen<br />

für falsche Abrechnungen der<br />

Krankenhäuser zu verhängen.<br />

In dem Antrag heißt es, dem<br />

Gesundheitswesen gingen drei bis<br />

zehn Prozent aller Ausgaben durch<br />

Korruption verloren. Hierdurch<br />

drohten nicht nur finanzielle<br />

Schäden, sondern auch Nachteile<br />

bei der Behandlung, wenn Ärzte<br />

ihre Entscheidung nicht von den<br />

medizinischen Erfordernissen,<br />

sondern von möglichen Schmier­<br />

geldzahlungen abhängig mach­<br />

ten. Unterstützt wurde der Antrag<br />

unter anderem von der Bundes­<br />

arbeitsgemeinschaft Selbsthilfe,<br />

von Transparency Internatio­<br />

nal und vom Bundesverband der<br />

Verbraucherzentralen.<br />

Koalitionsstreit<br />

Auch Normenkontrollrat fordert Abschaffung der Praxisgebühr<br />

Der FDP­Vorsitzende und Bun­<br />

deswirtschaftsminister Philipp<br />

Rösler beharrt ungeachtet des<br />

Widerstandes der Union auf einer<br />

Abschaffung der Praxisgebühr<br />

für Arztbesuche. Gegenüber der<br />

Presse rechtfertigte Rösler dies<br />

mit der Ablehnung einer großen<br />

Mehrheit der Bevölkerung.<br />

Der aktuelle Überschuss im<br />

Gesundheitsfonds müsse an die<br />

Versicherten zurückgeben wer­<br />

den. Zugleich wäre eine Abschaf­<br />

Foto: KBV<br />

Sieht in der medizinischen<br />

Versorgung keine Vorteile<br />

für PKV-Versicherte: KBV-Chef<br />

Dr. Andreas Köhler<br />

dings durchschnittlich sieben<br />

Tage, Kassenpatienten 16 Tage<br />

auf einen Termin. In der Praxis<br />

warten privat Versicherte beim<br />

Hausarzt zehn Minuten weni­<br />

ger, während es beim Facharzt<br />

keine signifikanten Unterschiede<br />

gab. Die Analyse beruht auf<br />

einer Querschnittsbefragung des<br />

Bertelsmann Gesundheitsmoni­<br />

tors zwischen 2007 und 2009.<br />

fung der Praxisgebühr auch ein<br />

Beitrag zur Entbürokratisierung<br />

im Gesundheitswesen.<br />

Unterstützung erhält die<br />

FDP neuerdings vom Nationalen<br />

Normenkontrollrat, der die Bun­<br />

desregierung beim Bürokratieab­<br />

bau berät. Nach dessen Schätzung<br />

verursacht bereits die Verwaltung<br />

der Praxisgebühr rund 300 Milli­<br />

onen Euro Kosten im Jahr. Allein<br />

dies sei ein guter Grund, das Ver­<br />

fahren der Praxisgebühr „einer<br />

eingehenden Prüfung zu unter­<br />

ziehen und zu untersuchen, in­<br />

wieweit Vereinfachungen mög­<br />

lich sind“, sagte der Vorsitzende<br />

des Gremiums, Johannes Ludewig,<br />

gegenüber der Presse.<br />

Die Abschaffung der Praxis­<br />

gebühr scheitert weiterhin vor<br />

allem am Widerstand der CSU, die<br />

trotz der Milliardenüberschüsse<br />

in der gesetzlichen Krankenver­<br />

sicherung an dem Instrument<br />

festhalten möchte.<br />

Nachrichten<br />

Die Kassenärztliche Bundes­<br />

vereinigung (KBV) lehnt einen zu­<br />

sätzlichen Straftatbestand ab. Sie<br />

hält die vorhandenen berufs­ und<br />

vertragsrechtlichen Instrumente<br />

sowie die Stellen zur Bekämpfung<br />

von Fehlverhalten im Gesundheits­<br />

wesen für ausreichend.<br />

Die Deutsche Krankenhaus­<br />

gesellschaft (DKG) sprach sich<br />

gegen Sanktionen für falsche<br />

Klinikabrechnungen aus, denn<br />

Falschabrechnungen seien nur<br />

selten das Ergebnis betrüge­<br />

rischer Absichten. Dies sieht der<br />

GKV­Spitzenverband anders:<br />

„Eine von den Krankenkassen zu<br />

entrichtende Aufwandsentschä­<br />

digung für fehlerhafte Abrech­<br />

nungen erhöht die Motivation zur<br />

korrekten Abrechnung.“<br />

Hier finden Sie die Stellung­<br />

nahmen der verschiedenen Exper­<br />

ten im Gesundheitsausschuss:<br />

www.bundestag.de/bundestag/<br />

ausschuesse17/a14/anhoerungen<br />

Langfristig seien die gesetz­<br />

lichen Krankenkassen auf die<br />

Einnahmen aus der Praxisgebühr<br />

in Höhe von jährlich insgesamt<br />

zwei Milliarden Euro angewie­<br />

sen, betonte der Vizevorsitzende<br />

der Unionsfraktion im Bundestag,<br />

Johannes Singhammer (CSU).<br />

Es sei allenfalls möglich, die<br />

Erhebung der Gebühr von zehn<br />

Euro pro Quartal zu vereinfachen.<br />

Hierfür gebe es bislang allerdings<br />

keine Ideen.<br />

5


Foto: iStockphoto.com/PashaIgnatov<br />

Nachrichten<br />

Studie des ZI<br />

Kostenentwicklung: KBV fordert<br />

Honorarplus für Vertragsärzte<br />

Die vertragsärztlichen Honorare<br />

hinken der Kostenentwicklung<br />

in Arztpraxen hinterher. Folge<br />

ist ein Investitionsstau, wie die<br />

Kassenärztliche Bundesvereini­<br />

gung (KBV) mit Blick auf eine ak­<br />

tuelle Studie des Zentralinstituts<br />

für die kassenärztliche Versor­<br />

gung (ZI) berichtet.<br />

Darin wurden Umsatz­ und<br />

Kostendaten von rund 4.200 Pra­<br />

xen in Deutschland für die Jahre<br />

2006 bis 2008 ausgewertet. Die<br />

Praxen waren Teil des ZI­Praxis­<br />

Panels (ZiPP), einer repräsen­<br />

tativen Längsschnittstudie zur<br />

wirtschaftlichen Situation der<br />

Niedergelassenen.<br />

KBV­Chef Dr. Andreas Köhler<br />

sagte: „Der Einheitliche Bewer­<br />

tungsmaßstab geht davon aus,<br />

dass ein Arzt bei 51 Wochen­<br />

stunden durchschnittlich rund<br />

105.000 Euro Überschuss errei­<br />

chen kann. Tatsächlich werden<br />

nur knapp 92.000 Euro erreicht.<br />

Es besteht somit ein Nachholbe­<br />

darf von 13 Prozent.“<br />

Diese Unterdeckung ent­<br />

spreche ziemlich genau der Grö­<br />

ßenordnung der Leistungen, die<br />

aufgrund von Mengenbegren­<br />

zungsregeln nicht zur Auszah­<br />

lung gekommen seien.<br />

Köhler sagte weiter, aufgrund<br />

der Erkenntnisse aus dem ZiPP<br />

müsse man für den Ausgleich<br />

der Kostenentwicklung etwa das<br />

1,5­Fache der allgemeinen Teue­<br />

Einen Nachholbedarf von 13 Prozent hat das Zentralinstitut für die<br />

kassenärztliche Versorgung bei den vertragsärztlichen Honoraren berechnet<br />

rungsrate unterstellen. „Zudem<br />

sollten wir bei der Anpassung<br />

des Punktwerts einen realen<br />

Zuwachs von fünf Prozent pro<br />

Jahr einkalkulieren, um ein in­<br />

vestitionsfreundlicheres Klima<br />

zu schaffen und den Investi­<br />

tionsstau der vergangenen Jahre<br />

abzubauen.“<br />

Der erste Jahresbericht für<br />

das ZiPP bezieht sich auf die Er­<br />

hebung aus dem Jahr 2010 und<br />

den Berichtszeitraum der Jahre<br />

zwischen 2006 bis 2008. Die Erhe­<br />

bung soll weitergeführt werden.<br />

Ziel ist es, ein Praxis­Panel von<br />

rund 7.000 Praxen aufzubauen,<br />

über deren wirtschaftliche Situa­<br />

tion jährlich berichtet wird.<br />

www.zi.de<br />

Patientenrechte<br />

DGCH begrüßt Mediation bei<br />

Kunstfehlerprozessen gegen Ärzte<br />

Die Deutsche Gesellschaft für<br />

Chirurgie (DGCH) hat darauf hin­<br />

gewiesen, dass von 7.355 im Jahr<br />

2010 bei den Schlichtungsstellen<br />

der Ärztekammern beantragten<br />

Gutachten bei 2.157 ein Behand­<br />

lungsfehler vorgelegen habe.<br />

„Diese Zahlen repräsentieren<br />

nur einen Teil der gerichtlichen<br />

Auseinandersetzungen, die Pati­<br />

enten und Ärzte gegeneinander<br />

austragen“, sagte DGCH­General­<br />

sekretär Professor Hartwig Bauer.<br />

Mitunter dauerten die Pro­<br />

zesse zehn Jahre und länger. Es<br />

sei zwar verständlich, dass Pati­<br />

enten beim Thema Gesundheit<br />

sehr beharrlich seien. Doch mit<br />

verhärteten Fronten lasse sich<br />

selten ein Ausweg finden. Eine<br />

Mediation könne dagegen ver­<br />

gleichsweise zügig zu einver­<br />

nehmlichen, tragbaren und zu­<br />

gleich vollstreckungsfähigen<br />

Lösungen führen.<br />

„Es ist wie bei chemischen<br />

Reaktionen, die häufig eines Kata­<br />

lysators bedürfen, um in Gang<br />

zu kommen“, meinte Bauer. „Im<br />

Gegensatz zum Prozess zerstört<br />

eine Mediation seltener die Be­<br />

ziehung der beiden Parteien zu­<br />

einander, denn es gibt danach<br />

für beide Seiten akzeptable Lö­<br />

sungen und in der Regel weder<br />

Gewinner noch Verlierer.“<br />

Die DGGH unterstützt und<br />

fördert deshalb das „Pilotprojekt<br />

Mediation im Medizinrecht“, das<br />

Wenn Patienten Ärzten Behandlungsfehler vorwerfen, können sich die<br />

Fronten leicht verhärten. Mediation ist ein guter Ausweg aus dem Dilemma<br />

vom Centrum für Verhandlungen<br />

und Mediation (CVM) an der Ju­<br />

ristischen Fakultät der LMU Mün­<br />

chen getragen wird. Über einen<br />

Zeitraum von einem Jahr unter­<br />

zögen die Forscher 20 Arzthaf­<br />

tungsfälle einer Mediation.<br />

Ebenso spricht sich die DGCH<br />

für die Einrichtung eines Härte­<br />

fallfonds im Rahmen des anste­<br />

henden Patientenrechtegesetzes<br />

aus. Dieser Fonds soll Patienten<br />

finanziell unterstützen, die in<br />

einem Krankenhaus ohne Nach­<br />

weis des Verschuldens erheblich<br />

geschädigt wurden oder deren<br />

Durchsetzung des Schadenser­<br />

satzanspruches zu lange dauern<br />

6 CHirurgenMagazin<br />

würde.<br />

www.dgch.de<br />

Foto: iStockphoto.com/vgajic


Neu gegründet<br />

Bundesvereinigung Ambulante<br />

Spezialfachärztliche Versorgung<br />

Einige Jahre hat Dr. Axel Munte<br />

nicht viel von sich hören lassen,<br />

jetzt will der ehemalige Vorsitzende<br />

der Kassenärztlichen Vereinigung<br />

Bayerns (KVB) es noch<br />

einmal wissen: Er hat einen<br />

neuen Verband gegründet, der<br />

sich in die Gestaltung der neuen<br />

Ambulanten Spezialfachärztlichen<br />

Versorgung (ASV) mit einbringen<br />

soll.<br />

Die Bundesvereinigung Ambulante<br />

Spezialfachärztliche Versorgung<br />

e. V. (BV ASV) sieht sich als<br />

Interessensvertretung aller Vertragsärzte,<br />

die hochspezialisierte<br />

Leistungen anbieten. „Unser Ziel<br />

ist seit jeher die bestmögliche<br />

Patientenversorgung. In der vom<br />

Gesetzgeber noch rudimentär angelegten<br />

Bildung des neuen Versorgungssektors<br />

der ambulanten<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

Nachrichten<br />

Dupuytren’sche Kontraktur<br />

IQWiG zweifelt Zusatznutzen der<br />

Kollagenasebehandlung an<br />

Kollagenase aus Clostridium<br />

histolyticum (Handelsname<br />

Xiapex ® ) ist seit Anfang 2011 zur<br />

Behandlung der Dupuytren’schen<br />

Kontraktur zugelassen. Das<br />

Institut für Qualität und Wirt­<br />

schaftlichkeit im Gesundheitswe­<br />

sen (IQWiG) hat in einer frühen<br />

Nutzenbewertung nun festge­<br />

stellt, dass sich derzeit kein Zu­<br />

satznutzen ableiten lasse, weil<br />

der Hersteller Pfizer keine geeig­<br />

neten Daten vorgelegt habe.<br />

Bei der Behandlung mit Xia­<br />

pex ® wird Kollagenase in die er­<br />

krankten Stellen gespritzt, um<br />

dort die verdickten Kollagenfa­<br />

sern zu zersetzen. Am folgenden<br />

Tag können die Fasern durch pas­<br />

sives Aufbiegen zerrissen und so<br />

die Streckfähigkeit des Fingers<br />

wiederhergestellt werden.<br />

Nach Auffassung des IQWiG<br />

hängt die Art der Behandlung<br />

vom Ausmaß der Funktionsein­<br />

schränkung ab. Der Hersteller<br />

habe es aber versäumt, die neue<br />

Therapie nach Stadien differen­<br />

ziert mit den konventionellen<br />

Therapieverfahren zu verglei­<br />

chen. So habe Pfizer unabhän­<br />

gig vom Ausmaß der Funktions­<br />

einschränkung ausschließlich die<br />

partielle Fasziotomie (PF) als Ver­<br />

gleichsmethode herangezogen.<br />

Nach Auffassung des IQWiG<br />

ist somit ein Zusatznutzen man­<br />

gels geeigneter Daten nicht belegt.<br />

Über das Ausmaß des Zusatznut­<br />

zens beschließt letztlich aber der<br />

Gemeinsame Bundesausschuss<br />

(G­BA), der bereits ein förmliches<br />

Stellungnahmeverfahren eröff­<br />

net hat.<br />

Hernienchirurgie<br />

Studie zeigt Vorteile des TEP-Verfahrens – wenn der Chirurg erfahren ist<br />

Die Operationstechnik bei der<br />

minimal invasiven totalen extra­<br />

peritonealen Netzplastik (TEP)<br />

stellt bei der Reparatur einer Leis­<br />

tenhernie höhere Anforderungen<br />

an den Chirurgen als eine offene<br />

Hernioplastik nach Lichtenstein.<br />

Wie eine aktuelle Vergleichs­<br />

studie in den Archives of Surgery<br />

zeigt, treten daher intraoperativ<br />

häufiger Komplikationen auf.<br />

Die höhere Komplikations­<br />

rate wird allerdings durch we­<br />

niger postoperative Schmerzen,<br />

Sensibilitätsstörungen und eine<br />

größere Patientenzufriedenheit<br />

wieder ausgeglichen. Die langfris­<br />

tige Rezidivrate hängt der Studie<br />

spezialfachärztlichen Versorgung<br />

sehen wir die Chance, endlich adäquate<br />

Rahmenbedingungen für<br />

qualitativ hochwertige Leistungen<br />

spezialisierter Vertragsärzte<br />

zu schaffen“, heißt es in einem<br />

Flyer des Verbandes.<br />

Voraussetzungen dafür seien<br />

der fachliche Austausch mit Kollegen,<br />

transparente elektronische<br />

Dokumentation und moderne<br />

medizinische Geräte. Ebenso<br />

wichtig sei die Bereitschaft des<br />

Arztes, sich und die Qualität seiner<br />

Leistung messen zu lassen.<br />

Der Verband wolle den neuen<br />

Versorgungssektor im Sinne der<br />

hoch spezialisierten Vertragsärzte<br />

und zum Wohl der Patienten<br />

mitgestalten.<br />

www.bv-asv.de<br />

zufolge stark von der Erfahrung<br />

des Chirurgen ab.<br />

Für die Studie wurde zwi­<br />

schen 2000 und 2004 an sechs<br />

Universitätskliniken in den Nie­<br />

derlanden bei 660 Patienten<br />

ausgelost, ob sie nach Lichten­<br />

stein (n = 324) oder mit einer<br />

TEP (n = 336) operiert werden.<br />

Primärer Endpunkt waren die<br />

Schmerzen in der Leistenre­<br />

gion in den ersten Tagen nach<br />

der Operation und bei der Ab­<br />

schlussuntersuchung nach fünf<br />

Jahren.<br />

Sekundäre Endpunkte waren<br />

Hernienrezidive, intraoperative<br />

Komplikationen, OP­Dauer, Kran­<br />

kenhausverweildauer, Dauer der<br />

Arbeitsunfähigkeit, Lebensqualität,<br />

chronische Schmerzen und<br />

Operationskosten.<br />

Vorteile der TEP waren weniger<br />

Schmerzen unmittelbar nach<br />

der OP (TEP: 23 Prozent, Lichtenstein:<br />

32 Prozent) und nach fünf<br />

Jahren (TEP: 15 Prozent, Lichtenstein:<br />

28 Prozent). Diese Vorteile<br />

der TEP kommen aber nur bei<br />

erfahrenen Chirurgen zum Tragen.<br />

Denn während die Rezidivrate<br />

im Durchschnitt bei beiden<br />

Verfahren ungefähr gleich war,<br />

sank sie bei erfahrenen Chirurgen,<br />

die bereits mehr als 25 TEP­<br />

Operationen durchgeführt haben,<br />

auf 0,5 Prozent nach fünf Jahren.<br />

Zum Vergleich: Erfahrene Lichtenstein­Anwender<br />

hatten vier<br />

Prozent Rezidive.<br />

Nachteile der TEP in der aktuellen<br />

Studie war die Rate intraoperativer<br />

Komplikationen von<br />

sechs Prozent im Vergleich zu<br />

zwei Prozent in der Lichtenstein­<br />

Gruppe. In 6,4 Prozent der Fälle<br />

mussten die Operateure zu einem<br />

offenen Verfahren wechseln.<br />

Zudem waren die Operationszeit<br />

und die Kosten der TEP höher als<br />

bei einer offenen Operation.<br />

Quelle: Arch Surg. 2012;<br />

147[3]:256-260


Gemeinsamer Bundeskongress Chirurgie 2012<br />

Chirurgen nehmen die patientenorientierte<br />

Versorgung gemeinsam in die Hand<br />

Für Chirurgen steht der Patient an erster Stelle, ganz unabhängig davon,<br />

welchen sperrigen Namen die jeweils aktuelle Gesundheitsreform trägt. Dies<br />

ist das wichtigste Fazit des diesjährigen Kongresses – trotz des Versagens von<br />

Politik und Kassen bei allen drängenden Problemen des Gesundheitssystems.<br />

Von Antje Thiel<br />

BNC Aktuell<br />

Dichtes Gedränge schon am ers-<br />

ten Kongresstag: Zum Auftakt des<br />

Gemeinsamen Bundeskongresses<br />

Chirurgie (14. BNC-Bundeskongress,<br />

26. BDC-Chirurgentag und<br />

BAO-Jahrestagung) tummelten<br />

sich am Freitag, den 2. März 2012<br />

bereits über 1.000 Besucher.<br />

Nach einer Reihe von Workshops<br />

am Freitagvormittag<br />

strömten die meisten von ihnen<br />

ab Mittag in den großen Vortragssaal<br />

„Tokio“, um der Eröffnungsrede<br />

von BNC­Präsident Dr. Dieter<br />

Haack und den Grußworten der<br />

Präsidenten der anderen Berufsverbände<br />

und Fachgesellschaften<br />

zu lauschen.<br />

Haack: „Eine der wichtigsten<br />

Baustellen ist die GOÄ”<br />

Ärzte sind in der Öffentlichkeit<br />

vielen unerträglichen Angriffen<br />

ausgesetzt, so die Einschätzung<br />

von Haack in seiner<br />

engagierten Eröffnungsrede. „Die<br />

Kassen behaupten, das neue GKV­<br />

Versorgungsstrukturgesetz (GKV­<br />

„Es bleiben etliche Baustellen.“ BNC-Präsident Dr. Dieter Haack bei der<br />

Eröffnung des Gemeinsamen Bundeskongresses Chirurgie 2012<br />

VSG) sei zu ärztefreundlich. In<br />

ihren Augen sind Ärzte ohnehin<br />

schon Großverdiener und arbei­<br />

ten zu wenig. Die Politik kriti­<br />

siert ungerührt weiter eine ver­<br />

meintliche Zweiklassenmedizin“,<br />

meinte Haack. „Derweil beklagt<br />

die Presse ‚Ärztepfusch‘ und fällt<br />

Pauschalurteile aufgrund von<br />

Einzelfällen.“<br />

Immerin sei das GKV­VSG das<br />

erste Gesetz, das sich nicht gegen<br />

die Ärzte richte. Erstmals erken­<br />

ne die Politik den Ärztemangel<br />

an, gleichzeitig ermögliche das<br />

Gesetz mehr Flexibilität bei der<br />

Niederlassung und bei der regio­<br />

nalen Honorarverteilung. „Den­<br />

noch bleiben etliche Baustellen“,<br />

berichtete Haack und nannte als<br />

Beispiel die Delegation ärztlicher<br />

Leistungen auf Nicht­Ärzte, die<br />

bis zum 1. Juli 2012 klar definiert<br />

werden soll.<br />

Foto: Thiel<br />

„Delegation ist akzeptabel,<br />

Substitution ist es nicht“, sagte<br />

Haack unter dem Applaus des<br />

Plenums. Als besonders wich­<br />

tiges Projekt bezeichnete Haack<br />

die anstehende Reform der Ge­<br />

bührenordnung für Ärzte (GOÄ):<br />

„Wir brauchen dringend eine<br />

neue Gebührenordnung mit min­<br />

destens zehn Prozent höheren<br />

Honoraren!“<br />

Bruch: „Denkhoheit nicht<br />

anderen überlassen”<br />

Auch BDC­Präsident Professor<br />

Hans­Peter Bruch widmete sich<br />

in seinem Grußwort dem Bild von<br />

Chirurgen in der Öffentlichkeit.<br />

„Während Kliniken und Praxen<br />

mit Personalmangel und Unter­<br />

finanzierung kämpfen, wächst<br />

der Qualitätsanspruch der Pati­<br />

enten an die Medizin. Diese Ent­<br />

wicklung wird von den Medien<br />

noch verstärkt. Wir müssen daher<br />

mehr denn je den konstruktiven<br />

Dialog mit den Medien suchen.“<br />

Allerdings überstiegen die<br />

vielfältigen Aufgaben insbeson­<br />

CHirurgenMagazin


Dr. Axel Neumann (BAO), Dr. Dieter Haack (BNC), Anne-Katrin Döbler<br />

(Thieme), Dr. Stephan Dittrich (BNC), Prof. Hans-Peter Bruch (BDC) und<br />

Prof. Hartwig Bauer (DGCH) im Anschluss an die Eröffnungsveranstaltung<br />

dere bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />

die Möglichkeiten sogar großer<br />

Berufsverbände.<br />

Anstelle kleinteiliger Ar­<br />

beit empfahl der BDC­Präsident<br />

daher einen starken Zusammen­<br />

halt aller chirurgischen Verbän­<br />

de und Fachgesellschaften. „Wir<br />

sollten die Denkhoheit nicht an­<br />

deren überlassen, auch wenn das<br />

Gesundheitssystem längst nicht<br />

mehr allein von Ärzten bestimmt<br />

wird“, forderte Bruch.<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

Neumann: „Zeit vornehmer<br />

Zurückhaltung ist vorbei!”<br />

BAO­Präsident Dr. Axel<br />

Neumann zeigte sich verärgert,<br />

dass Bundesgesundheitsminis­<br />

ter Daniel Bahr und der KBV­Vor­<br />

standsvorsitzende Dr. Andreas<br />

Köhler ihre Teilnahme am Kon­<br />

gress kurzfristig abgesagt hatten:<br />

„Wir sind offenbar nicht wich­<br />

tig genug, als dass Politik und<br />

Selbstverwaltung sich mit uns<br />

befassen.“ Das sahen auch die<br />

Teilnehmer im Plenum so, die die<br />

Absage von Köhler und Bahr mit<br />

Buhrufen quittierten.<br />

Während die Krankenkassen<br />

ungehindert Einfluss auf die me­<br />

dizinische Versorgung nähmen,<br />

würden ärztliche Institutionen<br />

in der Öffentlichkeit nicht aus­<br />

reichend wahrgenommen, kriti­<br />

sierte Neumann weiter. Der BAO­<br />

Präsident forderte daher: „Wir<br />

müssen in der Öffentlichkeit viel<br />

offensiver auftreten. Die Zeit der<br />

vornehmen Zurückhaltung der<br />

Chirurgie ist nun vorbei!“<br />

Der nächste Vortrag hingegen<br />

war Balsam für die Seele: „Chirur­<br />

gen sind im Schnitt sieben Zenti­<br />

meter größer, haben volleres Haar<br />

und sehen signifikant besser aus<br />

als andere Fachrichtungen.“ Mit<br />

diesem Ergebnis einer spanischen<br />

Studie und einem Augenzwinkern<br />

päppelte Anne­Katrin Döbler,<br />

Pressereferentin der Deutschen<br />

Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)<br />

Auswertung der Fragebögen: Teilnehmer erteilten dem Kongress durchweg gute Noten<br />

Die Auswertung der Teilnehmer-Fragebögen ist aufgrund<br />

der wenigen abgegebenen Fragebögen nicht repräsentativ.<br />

Nur drei Prozent der Kongressbesucher (n = 36) füllten<br />

den Fragebogen aus und gaben den Veranstaltern damit<br />

Rückmeldung über gelungene und weniger gelungene<br />

Elemente des Kongresses. Dennoch lieferten die Fragebögen<br />

wertvolle Hinweise für die Kongresskommission –<br />

vielleicht nehmen sich 2013 auch mehr Teilnehmer ein<br />

paar Minuten Zeit und füllen den Fragebogen aus.<br />

Lob gab es vor allem für folgende Sitzungen:<br />

} Kinderchirurgie / Kindertraumatologie,<br />

} Unfallchirurgie / Traumatologie,<br />

} Auffrischung Strahlenschutz (Lob für den Referenten<br />

und seine Methode der Wissensvermittlung),<br />

} Chirurgie des Häufigen (insbesondere Handchirurgie),<br />

} Koloproktologie / Outlet obstruction,<br />

} berufspolitische Sitzungen (insbesondere die<br />

Eröffnungssitzung am Freitag),<br />

} Der Workshop „Sonographie-Refresherkurs“ wurde<br />

sehr gut beurteilt, viele Teilnehmer wünschten sich<br />

eine Wiederholung im nächsten Jahr.<br />

Foto: Thiel<br />

Kritikpunkte an Programm oder Organisation:<br />

} Positiv: Die meisten Befragten hatten gar nichts am<br />

Kongress auszusetzen!<br />

} Absage von Dr. Andreas Köhler und Daniel Bahr,<br />

} Viele Workshops liefen parallel zum Hauptprogramm,<br />

} Ausfall der Videotechnik bei etlichen Vorträgen,<br />

} Nicht alle Teilnehmer interessieren sich für Berufs-<br />

politik und möchten ihr gern weniger Raum geben,<br />

} Mehr Sitzungen zum Thema „Chirurgie des Häufigen“.<br />

Insgesamt wurden alle abgefragten Punkte (Organisa-<br />

tion, Vortragsprogramm, Industrieausstellung, Mitglieder-<br />

betreuung durch BNC, BDC und BAO, Kongress-Ticker)<br />

durchschnittlich mit den Schulnoten 1,7 bis 2,1 bewertet.<br />

Die Workshops waren allesamt bereits im Vorfeld des<br />

Kongresses ausgebucht und dann auch tatsächlich alle<br />

gut besucht. Die meisten sollen nach Auffassung der Teil-<br />

nehmer auch in 2013 wieder angeboten werden. Der<br />

Tag der Medizinischen Fachangestellten kam gut an und<br />

wurde als „fachlich exzellent“ eingestuft.<br />

Unbedingt schon einmal vormerken: Gemeinsamer<br />

Bundeskongress Chirurgie vom 1. bis 3. März 2013 !<br />

antje Thiel<br />

BNC Aktuell<br />

Redaktionsleitung VMK Verlag für<br />

Medizinkommunikation GmbH<br />

Chirurgen Magazin, www.bncev.de<br />

Essener Straße , D<br />

22 1 Hamburg<br />

Tel.: 0 0 25 6116<br />

Fax: 0 0 25 6112<br />

antje.thiel@vmk-online.de<br />

www.vmk-online.de<br />

die Zuhörer – und zwar mit der­<br />

art positiver Resonanz, dass das<br />

Chirurgen Magazin ihrem Thema<br />

in einer der nächsten Ausgaben<br />

einen eigenen Artikel widmen<br />

wird.<br />

Döbler: „Ärzte verdanken ihr<br />

gutes Image den Chirurgen”<br />

Die Presse­Expertin präsen­<br />

tierte eine Analyse des Bildes<br />

von Chirurgen in der Öffentlich­<br />

keit, angefangen bei der Seman­<br />

tik (Chirurgen als Handwerker)<br />

Sprichwörter („Chirurgen sind<br />

des Herrgotts Menschenflicker“)<br />

über Chirurgenwitze („Warum<br />

müssen Chirurgen beim Operie­<br />

ren einen Mundschutz tragen?<br />

Damit sie nicht das Messer ab­<br />

lecken…“) bis hin zum Bild des<br />

Chirurgen in den Medien. Das<br />

Bild des Chirurgen im Fernsehen<br />

werde vor allem von TV­Serien<br />

bestimmt: „Man kann in einer<br />

Woche von Montag bis Sonntag<br />

insgesamt 87 Stunden lang 14<br />

verschiedene Arztserien sehen“,<br />

berichtete Döbler.<br />

Foto: Thiel


BNC Aktuell<br />

Was bringt das GKV-VSG den niedergelassenen Ärzten? Stefan Gräf (KBV)<br />

und Dr. Andreas Werner (BNC) bei der Podiumsdiskussion am Samstag<br />

In diesen Serien wiederum<br />

seien Chirurgen sehr stark ver­<br />

treten und würden überwiegend<br />

positiv dargestellt. In den Print­<br />

medien sei die Darstellung zwar<br />

kritischer, aber dennoch in 70<br />

Prozent der Fälle ausgewogen bis<br />

positiv, sagte Döbler. Dieser Wert<br />

korreliere mit der Allensbacher<br />

Berufsprestige­Skala von 2011,<br />

wonach 82 Prozent der Bevölke­<br />

rung Ärzten großen Respekt und<br />

Anerkennung entgegenbringen.<br />

„Dieses positive Bild haben<br />

Ärzte vor allem den Chirurgen zu<br />

verdanken, denn die Chirurgie<br />

steht in der öffentlichen Wahr­<br />

nehmung stellvertretend für die<br />

Medizin und medizinische Inno­<br />

vation“, sagte Döbler. Mit Chi­<br />

rurgen verknüpften Menschen<br />

große Hoffnung ebenso wie groß­<br />

en Schrecken, denn nirgendwo<br />

sonst in der Medizin lägen Leben<br />

und Tod so nah beieinander wie<br />

in der Chirurgie.<br />

GKV-VSG: Endlich ein Licht-<br />

blick im Gesetzes-Dschungel?<br />

Derartige Wechselspiele der<br />

Gefühle sind auch all denjeni­<br />

gen vertraut, die sich intensiv<br />

mit Gesundheitspolitik beschäf­<br />

tigen. Auch hier liegen Licht und<br />

Schatten eng beieinander. Und<br />

so beherrschte das mit Jahres­<br />

beginn 2012 in Kraft getretene<br />

GKV­Versorgungsstrukturgesetz<br />

(GKV­VSG) die Podiumsdiskus­<br />

sion beim Politischen Vormittag<br />

am zweiten Kongresstag, an dem<br />

sich bereits über 1.100 Teilneh­<br />

mer im CCN Ost drängten.<br />

Werner: „Noch immer folgt<br />

das Geld nicht der Leistung!“<br />

Dr. Andreas Werner aus<br />

Darmstadt, der zum „BNC­Urge­<br />

stein“ zählt und wie bereits in<br />

den Vorjahren die politische Dis­<br />

kussion moderierte, vermochte<br />

dem neuen Gesetz nicht allzu<br />

viele Vorteile für die niedergelas­<br />

senen Chirurgen abgewinnen.<br />

„Wir haben in Deutschland<br />

möglicherweise eines der bes­<br />

ten Gesundheitssysteme der<br />

Welt, aber ganz sicher nicht<br />

wegen, sondern trotz der aktu­<br />

ellen Gesundheitspolitik!“, kriti­<br />

sierte Werner. Seit über 13 Jahren<br />

basierten alle Honorarberech­<br />

nungen auf falsch kalkulierten<br />

Betriebskosten, noch immer folge<br />

das Geld nicht der Leistung.<br />

KBV: „Das GKV-VSG ist eher<br />

Befreiung als Fessel!“<br />

Der Vertreter der Kassen­<br />

ärztlichen Bundesvereinigung<br />

(KBV) Stefan Gräf hingegen fand,<br />

mit dem GKV­VSG habe durch­<br />

aus ein Paradigmenwechsel<br />

stattgefunden: „Dieses Gesetz<br />

dient erstmals nicht der aktiven<br />

Kostendämpfung, und es setzt<br />

mit Blick auf den Ärztemangel<br />

auf nachhaltige Strukturände­<br />

rungen.“ Die Abkehr von einer<br />

vollständigen Durchregulierung<br />

auf Bundesebene biete mehr Ge­<br />

staltungsoptionen für die ärzt­<br />

liche Selbstverwaltung in den<br />

Regionen.<br />

In einem Teilbereich, näm­<br />

lich der ambulanten spezialfach­<br />

ärztlichen Versorgung, verzichte<br />

man trotz Einzelleistungsver­<br />

gütung nun sogar auf Kapazitäts­<br />

und Mengensteuerung: „Das ist<br />

neu, weil der Gesetzgeber bis­<br />

lang Ärzten immer Missbrauchs­<br />

gedanken unterstellt hat“, sagte<br />

Gräf und zog das vorläufige Fazit:<br />

„Das GKV­VSG ist eher eine Befrei­<br />

ung als eine neue Fessel.“<br />

VdEK: „Versorgung wird<br />

schwerer vergleichbar!“<br />

Henning Horst vom vdek Ber­<br />

lin­Brandenburg, der die Kassen­<br />

seite vertrat, entdeckte – nicht<br />

ohne Argwohn – sogar noch viel<br />

mehr entfesselte Elemente im<br />

neuen Gesetz. Zum einen ent­<br />

fessele das Gesetz die Bedarfspla­<br />

nung, weil es wenig Maßnahmen<br />

gegen die Überversorgung in Bal­<br />

lungsgebieten bereithalte. Ent­<br />

fesselung sah er auch bei der am­<br />

bulanten spezialfachärztlichen<br />

Versorgung und der regionalen<br />

Honorarverteilung.<br />

„Die Versorgung wird regio­<br />

nal unterschiedlich geregelt und<br />

damit schwerer vergleichbar“,<br />

kritisierte Horst. Für ihn stand<br />

fest: „Das Gesundheitswesen<br />

wird mit dem neuen Gesetz eher<br />

teurer als günstiger, und an der<br />

Unterversorgung in ländlichen<br />

Regionen wird sich so bald nichts<br />

ändern.“<br />

Kritische Bemerkungen an<br />

den Vertreter der Kassen<br />

Der Kassenvertreter musste<br />

in der folgenden Diskussion mit<br />

dem Plenum etliche kritische Be­<br />

merkungen über sich ergehen<br />

lassen. So fragte der HCV­Vorsit­<br />

zende Dr. Christoph Schüürmann,<br />

warum Callcenter der Kranken­<br />

kassen neuerdings trotz ver­<br />

meintlicher Überversorgung bei<br />

niedergelassenen Ärzten anru­<br />

fen, um für ihre Patienten frühere<br />

Termine zu forcieren: „Eigentlich<br />

müssten die Kassen­Callcenter<br />

dann doch bei mir anrufen und<br />

10 CHirurgenMagazin<br />

Foto: Thiel<br />

Kritische Bemerkungen an den Kassenvertreter: Henning Horst (vdek) und<br />

Dr. Dieter Haack (BNC) bei der Podiumsdiskussion am Samstag<br />

Foto: Thiel


Viele Fragen und kritische Bemerkungen aus dem Plenum, hier von<br />

Dr. Stephan Dittrich<br />

mich als überzähligen Arzt auf­<br />

fordern, keine Termine mehr zu<br />

vergeben!“, meinte Schüürmann.<br />

Unmut im Saal löste auch<br />

Horsts Aussage aus, 50 Prozent<br />

aller ambulanten Operationen in<br />

Deutschland seien Katarakt­Ope­<br />

rationen. „Das ist falsch“, korri­<br />

gierte Schüürmann: „50 Prozent<br />

aller Honorare für ambulante<br />

Operationen gehen in die Kata­<br />

raktchirurgie, diesen Unterschied<br />

sollten Sie als Fachmann erken­<br />

nen können!“<br />

BNC­Präsident Dr. Dieter<br />

Haack wiederum wollte von<br />

Horst wissen, warum der vdek<br />

sich vehement gegen Zuschlä­<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

ge beim Ambulanten Operieren<br />

wehre, obgleich er diese Versor­<br />

gungsform prinzipiell als förde­<br />

rungswürdig anerkenne.<br />

Keine Zuschläge, obwohl<br />

förderungswürdige Leistung?<br />

Horst konterte: „Wenn Sie für<br />

das Ambulante Operieren mehr<br />

Vergütung verlangen, dann hel­<br />

fen keine Zuschläge – dann brau­<br />

chen Sie eine Neubewertung die­<br />

ser Leistungen im EBM. Und der<br />

EBM wird von der KBV gemacht.“<br />

Das zugrunde liegende Pro­<br />

blem jeglicher Diskussionen die­<br />

ser Art ist das politische Ziel der<br />

Kostendämpfung, die Vertrags­<br />

Langjährige Mitstreiter des BAO (von links nach rechts): Dr. Jörg-Andreas<br />

Rüggeberg (ehemaliger BAO-Präsident), Prof. Jost Brökelmann (BAO-Ehren-<br />

präsident), Edith Bussjäger (BAO-Geschäftsstelle), Dr. Axel Neumann (amtie-<br />

render BAO-Präsident) und Dr. Wolfgang Rulf (ehemaliger BAO-Vizepräsident)<br />

Foto: Thiel<br />

Foto: Thiel<br />

ärzte seit der Amtszeit von Bun­<br />

desgesundheitsminister Horst<br />

Seehofer begleitet. In Reaktion<br />

auf dessen rigide Sparpolitik<br />

wurde am 11. Januar 1992 in Bonn<br />

der Bundesverband Ambulantes<br />

Operieren (BAO) gegründet.<br />

Der BAO feierte sein 20­jäh­<br />

riges Jubiläum beim Gemein­<br />

samen Bundeskongress Chirurgie<br />

2012 mit einer Jubiläumssitzung<br />

und einem Sektempfang, an dem<br />

der aktuelle Vorstand ebenso wie<br />

frühere Vorsitzende und Weg­<br />

gefährten des BAO teilnahmen.<br />

20 Jahre BAO: „Deutschland<br />

ist in einer prekären Lage!”<br />

BAO­Ehrenpräsident Prof.<br />

Jost Brökelmann nutzte die Jubli­<br />

läumssitzung für einen gesund­<br />

heitspolitischen Exkurs in das<br />

europäische Wettbewerbsrecht.<br />

„Das deutsche System befin­<br />

det sich in einer prekären Lage,<br />

denn es ist weder staatlich, noch<br />

privatwirtschaftlich organisiert.“<br />

Die deutsche Mischform mit<br />

einer halbstaatlichen Selbstver­<br />

waltung sei nach europäischen<br />

Maßstäben gar nicht zulässig:<br />

„Nach EU­Wettbewerbsrecht gel­<br />

ten Ärzte als Unternehmer, ohne<br />

Wenn und Aber.“<br />

Es sei in Deutschland Kon­<br />

sens, dass man kein staatiches<br />

Gesundheitswesen nach bri­<br />

tischem Vorbild wolle. Brökel­<br />

mann forderte daher, Deutsch­<br />

land müsse sich auf den Weg<br />

nach Europa machen: Man müsse<br />

die Selbstverwaltung abschaf­<br />

fen und durch private Verbände<br />

ersetzen, eine Basisversorgung<br />

mit optionalen Zusatzversiche­<br />

rungen einführen und Ärzte frei<br />

mit den Kassen über ihre Hono­<br />

rare verhandeln lassen.<br />

BAO­Präsident Dr. Axel<br />

Neumann stellte in seinem Vor­<br />

BNC Aktuell<br />

trag die Frage, ob es eine medi­<br />

zinische oder eine ökonomische<br />

Entscheidung sei, was wie und<br />

wo operiert wird. „Ärzte soll­<br />

ten eigentlich ökonomische Be­<br />

dingungen vorfinden, die ihm<br />

ein Handeln nach rein medizi­<br />

nischen Interessen ermöglichen“,<br />

sagte Neumann. „Dennoch wer­<br />

den Entscheidungen letztlich an­<br />

ders getroffen.“<br />

Deprofessionalisierung des<br />

Arztberufes schreitet voran<br />

Neumann warnte vor dem<br />

Missbrauch, der von Seiten der<br />

Kassen mit dem § 115b SGB V<br />

getrieben werde: „Der Paragraph<br />

ist in der Abgrenzung zwischen<br />

zwingend, gegebenenfalls und<br />

nie ambulanter Leistungserbrin­<br />

gung bewusst weich gestaltet,<br />

damit genug ärztlicher Spielraum<br />

bleibt. Doch die Realität sieht an­<br />

ders aus – und zwar zum Nachteil<br />

des Patienten!“<br />

Er habe die Erfahrung ge­<br />

macht, dass der Medizinische<br />

Dienst der Krankenkassen (MDK)<br />

regelmäßig die sozialmedizi­<br />

nische Indikation nicht aner­<br />

kennt: „Wer entscheidet also über<br />

die individuelle Indikation für<br />

eine ambulante oder stationäre<br />

Operation? Wer verantwortet die<br />

Grenzen der Verweildauer? Und<br />

wer haftet für den Behandlungs­<br />

prozess?“, fragte Neumann.<br />

Der BAO­Präsident kritisierte<br />

weiter: „Während die Entschei­<br />

dung über die geeignete Thera­<br />

pie früher beim Arzt lag, muss<br />

sich der Operateur heute bereits<br />

dafür rechtfertigen, dass er über­<br />

haupt operiert.“ Die Rechnungs­<br />

prüfung in Krankenhäusern<br />

durch den MDK ohne kollegialen<br />

Dialog sei ein weiterer Schritt<br />

zur Deprofessionalisierung des<br />

Arztberufs.<br />

11


Anzeige<br />

Kitpack ® von Lohmann & Rauscher (L&R) überzeugt durch Qualität<br />

Maßgeschneiderte OP-Set-Systeme<br />

seit 25 Jahren<br />

„Mit Kitpack ® stellen wir OP-Sets her, die höchsten Ansprüchen<br />

genügen“, sagt Philipp Teubl, Divisionsleiter Produktion OP-Hygiene/<br />

Kitpack bei L&R. Seit 25 Jahren produziert die Unternehmensgruppe<br />

maßgeschneiderte OP-Set-Systeme für Kliniken und Arztpraxen.<br />

Dabei setzt L&R auf ein lückenloses Qualitätsmanagement und<br />

umfassende Serviceleistungen.<br />

Individuell: Für jede OP das<br />

passende Set<br />

L&R war eines der ersten Unternehmen,<br />

das OP-Set-Systeme in Europa<br />

produziert und vertrieben hat. „Dabei<br />

kam uns von Anfang an unsere umfangreiche<br />

OP-Kompetenz zugute“, ist<br />

Martin Pohl, Marketing Manager OP-<br />

Set-Systeme International, überzeugt.<br />

„Unsere Anwendungsberater wissen<br />

ebenso gut wie unsere Produktentwickler,<br />

was OP-Teams leisten und<br />

daher wirklich benötigen.“<br />

Kitpack – das sind OP-Sets, die Kliniken<br />

und Arztpraxen passgenau und<br />

individuell für ihren Bedarf zusammenstellen<br />

können. Rund 9.400 Füllteile<br />

stehen heute dafür bereit, darunter<br />

OP-Abdeckungen, OP-Bekleidung wie<br />

Mäntel und Handschuhe, Verbandstoffe,<br />

Nahtmaterialien, Drainagen,<br />

Einmalspritzen und -kanülen. Steril<br />

und kompakt verpackt erreichen sie<br />

Kunden weltweit. Mit einem Handgriff<br />

ist im OP alles in der vom OP-<br />

Team gewünschten Packreihenfolge<br />

verfügbar.<br />

Erfolgreich: 11 Mio. OP-Sets seit<br />

Produktionsbeginn am neuen<br />

Standort gefertigt<br />

Die Nachfrage ist groß: 3,5 Millionen<br />

Set-Systeme produzierte L&R<br />

allein im Jahr 2011. Im selben Jahr<br />

verließ das 11-millionste OP-Set<br />

den neuen Produktionsstandort.<br />

Bis zu 100 Kitpack Aufträge erreichen<br />

L&R täglich. Da jeder Kunde<br />

individuelle OP-Sets mit vorausgewählten<br />

Komponenten in einer<br />

eigenen Packreihenfolge erhält,<br />

sind die Produktionsschritte komplex<br />

und erfordern eine manuelle<br />

Konfektionierung.<br />

Sicher: Reinraum-Produktion<br />

in modernem Umfeld<br />

Mehrere hundert Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sorgen dafür, dass<br />

die Kitpacks zielgenau die Bedürfnisse<br />

der Anwender treffen. Konfektioniert<br />

werden die OP-Sets in einem modernen<br />

Reinraum. Filteranlagen tauschen<br />

die gesamte Luft 10-mal stündlich aus<br />

und halten die Kontamination der Luft<br />

dadurch gering.<br />

„Der Kitpack Produktionsstandort<br />

in Europa wurde nach modernsten<br />

Grundrissen und Plänen sowie effizienten<br />

Abläufen gebaut“, so Teubl.<br />

Die Kitpacks werden somit in Bezug<br />

auf Infrastruktur, aber auch auf Personal-<br />

und Materialfluss nach den<br />

neuesten Richtlinien und auf dem<br />

aktuellen Stand der Technik<br />

produziert.<br />

Zuverlässig:<br />

Lückenloses Kontroll system<br />

für höchste Qualität<br />

„Die exzellente Qualität der Sets ge-<br />

währleisten wir unter anderem durch<br />

ein extrem engmaschiges Kontrollsystem“,<br />

erklärt Teubl.<br />

Vom Wareneingang bis zum Versand<br />

durchläuft jedes einzelne Füllteil zahlreiche<br />

Checks. „Wir führen physische,<br />

chemische und mikrobiologische<br />

Kontrollen aller Komponenten durch“,<br />

erläutert Teubl.<br />

Vor dem Produktionsstart stellt das<br />

für das jeweilige Set zuständige Team<br />

ein Muster-Kitpack zusammen und<br />

überprüft alle Füllteile sowie die dazugehörigen<br />

Dokumente. Erst dann


eginnt die Produktion des entsprechenden<br />

Sets, die in stündlichen<br />

Abständen kontrolliert wird. Mit einer<br />

mindestens 2-fachen Zählkontrolle<br />

für Verbandstoffe werden Mengenabweichungen<br />

minimiert. Nach standardisierter<br />

Endkontrolle überprüft<br />

abschließend die Produktionsleitung<br />

stichprobenartig die für die Lieferung<br />

freigegebenen OP-Sets.<br />

Kitpack ® …<br />

Anspruchsvoll: Zertifizierte<br />

Partner, schnelle Lieferung<br />

Werden vom Kunden spezielle Set-<br />

Füllteile angefragt, greift L&R auf eine<br />

Vielzahl renommierter Lieferanten zurück,<br />

die sowohl über entsprechende<br />

Zertifizierungen verfügen, als auch<br />

überwiegend langjährige Partner sind.<br />

So wird sichergestellt, dass das<br />

�� bringt umfangreiche Zeitersparnisse,<br />

��da vor der OP die Zusammenstellung der Einzelkomponenten entfällt.<br />

��da während der OP alle Komponenten in der benötigten Reihenfolge<br />

verfügbar sind.<br />

Kurze Vorbereitungszeiten, einfaches Handling, schnelle Einarbeitung neuer<br />

OP-Mitarbeiter, mehr Zeit für Patienten, mehr Ruhe und Sicherheit im OP<br />

�� reduziert den Lager-, Logistik- und Verwaltungsbedarf,<br />

��da Kitpack bei Bedarf bevorratet und umgehend geliefert wird.<br />

��da der einfachere Bestellprozess den Einkauf entlastet.<br />

Spart Zeit und Lagerfläche, reduziert Verwaltungsaufwand<br />

�� sorgt für mehr Sicherheit im OP,<br />

��da Fehler in der präoperativen Zusammenstellung der Materialien minimiert<br />

werden.<br />

��da die Reduktion des Kontaminationsrisikos beim Öffnen und der Übergabe<br />

steriler Produkte die Infektionsprophylaxe verbessert.<br />

��da L&R sicherstellt, dass alle normativen Anforderungen an Entwicklung,<br />

Validierung und Lenkung des Sterilisationsverfahrens auf dem höchsten<br />

Standard eingehalten werden.<br />

Spart Zeit und entlastet das Team bei steigender Qualität<br />

�� erleichtert die Dokumentation der im OP verwendeten Materialien,<br />

��da nur 1 Etikett alle Set-relevanten Informationen trägt.<br />

Einfache und sichere Patientendokumentation und OP-Nachbereitung<br />

�� steigert die Kostentransparenz,<br />

��da sich die Kosten pro Behandlungsfall schneller und einfacher zuordnen<br />

lassen als bei einzelnen Komponenten.<br />

Spart Zeit und ermöglicht ein effektives und effizientes Controlling<br />

�� reduziert den Verpackungsmüll,<br />

��da weniger Einzelverpackungen entsorgt werden müssen.<br />

Geringere Entsorgungskosten, mehr Umweltschutz<br />

Kitpack nur qualitativ hochwertige<br />

Komponenten enthält. Ein weiterer<br />

Vorteil sind die sehr kurzen Lieferzeiten<br />

bei Erstauslieferung des Kitpack:<br />

Die Kitpack Produktion ist in der Lage,<br />

alle Aufträge zu 99,9 Prozent rechtzeitig<br />

zu produzieren. So beträgt bei<br />

Kitpack Compact, einem Set mit Standardkomponenten,<br />

die Lieferzeit nur<br />

5 - 6 Wochen – eine zeitliche Dimension,<br />

die in diesem Marktsegment nahezu<br />

einzigartig ist.<br />

Überzeugend:<br />

Hohe Kundenzufriedenheit<br />

Nicht nur stetige L&R Forschungs-<br />

und Entwicklungsaktivitäten sondern<br />

auch der rege Austausch mit den Anwendern<br />

trägt zu einer gleichbleibend<br />

hohen Qualität der OP-Produkte bei.<br />

„Bestimmte Set-Komponenten, wie<br />

zum Beispiel die Raucodrape OP-<br />

Abdeckungen, haben so gute Materialeigenschaften,<br />

dass sie die geltenden<br />

Normvorgaben übererfüllen“, betont<br />

Pohl. „Einen großen Beitrag hieran hält<br />

unser Entwicklungsteam, das interdisziplinär<br />

besetzt ist: Kolleginnen und<br />

Kollegen aus Marketing, Forschung<br />

& Entwicklung, Vertrieb und Produktion<br />

arbeiten kontinuierlich an der<br />

Erweiterung und Optimierung unseres<br />

OP-Sortiments.“ Kein Wunder also,<br />

dass die Kitpacks bei den Kunden gut<br />

ankommen. Die produktionsbedingte<br />

Reklamationsrate liegt bei gerade einmal<br />

0,002 Prozent. Auch eine internationale<br />

Kundenbefragung 1 bestätigt den<br />

eingeschlagenen Kurs. Danach sind<br />

die befragten Kliniken und Arztpraxen<br />

mit der Qualität der Kitpacks und den<br />

dazugehörigen Serviceleistungen sehr<br />

zufrieden.<br />

Eine große Anzahl von Kunden blickt<br />

übrigens auf eine langjährige Partnerschaft<br />

mit L&R zurück. Ein Aspekt,<br />

der für L&R große Bedeutung hat und<br />

zukünftig noch weiter ausgebaut<br />

werden soll.<br />

1 „Kitpack-Kundenbefragung“, Erhebungszeitraum:<br />

Januar - Mai 2011, Befragte: 247 Kliniken<br />

bzw. Praxen in Deutschland, Österreich,<br />

Schweiz, Italien, Belgien, Tschechien und der<br />

Slowakei<br />

Anzeige


Medizinjournalismus<br />

Kein Pardon für Falschinformation<br />

und schlampige Recherche<br />

Verzerrende Darstellung medizinischer Sachverhalte und Recherchefehler in<br />

den Medien sind ein Ärgernis – besonders, wenn es sich um Medien mit hoher<br />

Verbreitung wie Spiegel, Apotheken-Umschau oder Bild-Zeitung handelt. Ein<br />

kritischer Blick auf die vergangenenen Monate der Medizinberichterstattung.<br />

Von Antje Thiel<br />

BNC Aktuell<br />

„Atemstillstand in Zimmer 8“<br />

lautete eine Schlagzeile im Nachrichtenmagazin<br />

„Spiegel“ Anfang<br />

dieses Jahres. Im dazugehörigen<br />

Artikel geht es um Ermittlungen<br />

gegen eine Bonner Anästhesistin,<br />

unter deren Obhut 2009 eine 78jährige<br />

Patientin gestorben war.<br />

Die Staatsanwaltschaft ermittelt<br />

nun, ob es sich bei dem Todesfall<br />

um fahrlässige Tötung handelte.<br />

Die Ärztin wurde in der Vergangenheit<br />

bereits zweimal<br />

wegen fahrlässiger Tötung verurteilt:<br />

1994 starb ein vierjähriger<br />

Junge, 2007 wachte eine 44­jährige<br />

Frau nicht mehr aus der Narkose<br />

auf. In beiden Fällen machte<br />

das Gericht die Anästhesistin<br />

für grobe medizinische Fehler<br />

verantwortlich.<br />

KV-Zulassungsentzug mit<br />

fünf Jahren Verspätung<br />

Dass die Anästhesistin trotz<br />

dieser beiden Urteile weiter<br />

praktizieren konnte und damit<br />

unter Umständen den Tod eines<br />

weiteren Menschen verursachen<br />

konnte, liegt am mangelnden Informationsfluss<br />

zwischen Behörden<br />

und ärztlicher Selbstverwaltung.<br />

So hat die Kassenärztliche<br />

Vereinigung Nordrhein (KVNO)<br />

der Ärztin erst Anfang 2012 die<br />

KV­Zulassung entzogen.<br />

„Die KV wird leider nicht<br />

automatisch über Strafsachen<br />

gegen ihre Mitglieder informiert.<br />

Der Datenschutz ist hierzulande<br />

derart rigide, dass die Behörden<br />

kaum Informationen weitergeben“,<br />

sagte der KVNO­Pressesprecher<br />

Heiko Schmitz. „Wir haben<br />

nur zufällig von den beiden Urteilen<br />

erfahren und dann sofort mit<br />

dem Zulassungsentzug reagiert.“<br />

Für die 78­jährige Patientin kam<br />

dieser Akt viel zu spät.<br />

Bezirksregierung prüft<br />

Entzug der Approbation<br />

In der Bezirksregierung Köln<br />

werden nun die aktuellen straf­<br />

rechtlichen Vorwürfe gegen die<br />

Anästhesistin geprüft. Im Falle<br />

einer Verurteilung und einer ent­<br />

» Der Fall ist brisant und bietet an mehreren<br />

Stellen Anhaltspunkte für unnachsichtige Kritik:<br />

Kritik am möglichen ärztlichen Fehlverhalten<br />

und ebenso an Behörden und Selbstverwaltung. «<br />

sprechenden Empfehlung durch<br />

die Landesärztekammer kann die<br />

Bezirksregierung der Ärztin auch<br />

noch die Approbation entzie­<br />

hen und sie damit künftig an jeglicher<br />

weiterer Berufsausübung<br />

hindern.<br />

Der Fall ist also brisant und<br />

bietet an mehreren Stellen Anhaltspunkte<br />

für unnachsichtige<br />

Kritik: Kritik am möglichen<br />

ärztlichen Fehlverhalten der beschuldigten<br />

Ärztin ebenso wie<br />

Kritik an den Behörden und Or­<br />

ganen der Selbstverwaltung, die<br />

aufgrund mangelnden Informa­<br />

tionsaustausches erst jetzt, und<br />

damit viel zu spät, reagierten.<br />

Doch die „Spiegel“­Autoren<br />

Udo Ludwig und Barbara Schmid<br />

gehen deutlich weiter: In ihrem<br />

Artikel holen sie aus zum verall­<br />

gemeinernden Rundumschlag<br />

gegen das Ambulante Operie­<br />

ren. So schreiben sie, die aktuelle<br />

Anklageschrift zeige „auch die<br />

Gefahren auf, die mit manchen<br />

schnellen Eingriffen verbunden<br />

sind: Kontrollen gibt es nicht,<br />

Komplikationen werden nicht<br />

systematisch erfasst“.<br />

Niemand weiß, wie viele<br />

ambulante OPs gelingen …<br />

Ambulante Operationen<br />

seien bei den Patienten und Kas­<br />

sen gleichermaßen beliebt, daher<br />

seien sie in den vergangenen<br />

Jahren „erheblich ausgeweitet<br />

worden“. Doch niemand wisse,<br />

wie viele dieser Eingriffe gelin­<br />

gen: „Behandlungsfehler werden<br />

1 CHirurgenMagazin


allenfalls bekannt, wenn vor Ge­<br />

richt darüber gestritten wird“,<br />

schreiben die Autoren weiter.<br />

Untermauert durch Zitate<br />

nicht namentlich genannter Uni­<br />

versitätsprofessoren, stellt der<br />

„Spiegel“ gleich das „Gesamt­<br />

konzept der ambulanten opera­<br />

tiven Medizin“ in Frage, weil es<br />

wegen unzureichender Nachsor­<br />

ge „immer wieder zu schwersten<br />

Komplikationen, ja sogar zu<br />

Todesfällen führt“.<br />

Für diese Nachlässigkeiten<br />

machen Ludwig und Schmid den<br />

Sparzwang in den Praxen nieder­<br />

gelassener Ärzte verantwortlich.<br />

Die investigativen Journalisten,<br />

aus deren Feder auch „Spiegel“­<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

Artikel mit den Überschriften<br />

„Ärztepfusch – das schreit zum<br />

Himmel“ oder „Gesundheit –<br />

Ärzte auf Montage“ stammen, re­<br />

cherchieren auch auf der Inter­<br />

netseite des BNC. Dort finden sie<br />

im Online­Archiv des Chirurgen<br />

Magazins einen Artikel, der ihre<br />

These zu untermauern scheint.<br />

Falsch zitiert aus der Kosten-<br />

strukturanalyse des BDC<br />

Ende 2010 nämlich berich­<br />

teten wir darin über die Kosten­<br />

strukturanalyse des Berufsver­<br />

bandes Deutscher Chirurgen<br />

(BDC), die Investitionsstau und<br />

Unterfinanzierung in chirur­<br />

gischen Praxen zu Tage gefördert<br />

Pressemitteilung: Inkompetenz einer einzelnen Ärztin<br />

rechtfertigt keine üble Verallgemeinerung!<br />

Unmittelbar nach Erscheinen des Artikels im „Spiegel“ nahmen der BNC<br />

und der Bundesverband Ambulantes Operieren (BAO) in einer gemeinsamen<br />

Pressemitteilung Stellung zu dem „Spiegel“-Artikel. Darin heißt es:<br />

„ Ambulante Operateure in Deutschland wehren sich gegen die falsche und<br />

verallgemeinernde Darstellung des Ambulanten Operierens in einem Artikel<br />

in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ (Heft<br />

5.2012). (…) Aus dem eklatanten unärztlichen Verhalten einer einzelnen<br />

Ärztin schließen die „Spiegel“-Autoren zu Unrecht, dass es sich beim Ambulanten<br />

Operieren generell um einen rechtsfreien Raum handelt, in dem<br />

Patienten nur zu leicht zu Schaden kommen.<br />

BNC-Präsident Dr. Dieter Haack erklärte hierzu: „Jeder Tod eines Patienten<br />

bei einem operativen Eingriff ist eine Katastrophe. Aber dies bedeutet<br />

nicht, dass das System des Ambulanten Operierens per se schlecht ist.“<br />

Haack kritisierte insbesondere die Darstellung des „Spiegel“, es gebe keine<br />

Kontrollinstanzen beim Ambulanten Operieren: „Qualitätskontrollen werden<br />

von allen Seiten durchgeführt, von Begehungen der Operationssäle bis<br />

zu Qualitätskontrollen der Kassenärztlichen Vereinigungen.“<br />

Haack empfahl den „Spiegel“-Autoren die Lektüre der von der Kassenärztlichen<br />

Bundesvereinigung (KBV) zusammengefassten und auch regelmäßig<br />

kontrollierten Regelungen zum Ambulanten Operieren: „Die Vorgaben,<br />

die wir erfüllen müssen, reichen vom Infektionsschutzgesetz über<br />

das Medizinproduktegesetz, Arzneimittelgesetz, die Biostoffverordnung,<br />

Röntgenverordnung und das Transfusionsgesetz bis hin zum Arbeitsschutzgesetz<br />

und zur Arbeitsstättenverordnung.“ Haack erinnerte daran,<br />

dass die Infektionsrate beim Ambulanten Operieren nachweislich deutlich<br />

geringer ist als im Krankenhaus, „gleiches gilt übrigens auch für die<br />

Arbeitsunfähigkeitszeiten.“<br />

Auch der BAO distanzierte sich von der verallgemeinernden Darstellung.<br />

BAO-Vorstandsmitglied Dr. Petra Tietze-Schnur, selbst Fachärztin für Anästhesie,<br />

bewertete das dargestellte ärztliche Handeln ihrer Kollegin zwar<br />

als „grob fahrlässig.“ Sie betonte allerdings: „Auch wenn ein Handwerker<br />

einen folgenschweren Fehler macht, folgere ich daraus nicht automatisch,<br />

dass alle seine Berufskollegen ihr Handwerk nicht verstehen!“<br />

hatte. So hatte BDC­Vizepräsi­<br />

dent Dr. Jörg­Andreas Rüggeberg<br />

anhand der Daten vorgerechnet,<br />

dass sich eine Praxis bis zu einer<br />

Größe von etwa 750 Scheinen pro<br />

Quartal nicht rechnet. Sie sei erst<br />

ab 1.500 Scheinen pro Quartal<br />

optimal profitabel.<br />

Im Artikel des „Spiegel“ liest<br />

sich der Hinweis auf diese Quelle<br />

dann so: „Der Bundesverband<br />

Niedergelassener Chirurgen hat<br />

errechnet, dass sich eine Praxis<br />

erst ab 750 bis 1.500 Eingriffen<br />

pro Quartal lohnt.“<br />

Wohlgemerkt: Aus dem BDC<br />

als Herausgeber der zitierten<br />

Studie wird hier fix der BNC, weil<br />

man ja über die Internetseite des<br />

BNC auf den Artikel gestoßen<br />

war. Und aus 750 beziehungs­<br />

weise 1.500 Scheinen werden auf<br />

einmal Eingriffe – schließlich darf<br />

man ja davon ausgehen, dass<br />

jeder Patient, der eine chirur­<br />

gische Praxis betritt, zwangsläu­<br />

fig auf dem OP­Tisch landet.<br />

Aussagen prüfen, Namen,<br />

Daten und Zitate checken<br />

Derartige Recherchepannen<br />

dürfen insbesondere beim „Spie­<br />

gel“ nicht passieren. Immerhin<br />

leistet sich die Redaktion eine<br />

eigene Dokumentationsabtei­<br />

lung, die nach eigenen Angaben<br />

über 50 Millionen Textdokumen­<br />

te archiviert hat und in der „70<br />

hochspezialisierte Dokumenta­<br />

tionsjournalisten“ alle Aussagen<br />

in jedem Beitrag auf ihre Plausi­<br />

bilität prüfen und zudem Namen,<br />

Daten und Zitate checken.<br />

„Ein solchermaßen überprüf­<br />

ter und gegebenenfalls korrigierter<br />

Beitrag sichert den Qualitätsjournalismus<br />

im Spiegel“, lobt<br />

der Verlag seine Abteilung. Im<br />

Fall von „Atemstillstand auf<br />

Zimmer 8“ scheinen es die Doku­<br />

antje Thiel<br />

BNC Aktuell<br />

Redaktionsleitung VMK Verlag für<br />

Medizinkommunikation GmbH<br />

Chirurgen Magazin, www.bncev.de<br />

Essener Straße , D<br />

22 1 Hamburg<br />

Tel.: 0 0 25 6116<br />

Fax: 0 0 25 6112<br />

antje.thiel@vmk-online.de<br />

www.vmk-online.de<br />

mentationsjournalisten mit dem<br />

Fact­Checking allerdings nicht so<br />

genau genommen zu haben.<br />

Und der Autor Udo Ludwig,<br />

der neben seiner Arbeit für den<br />

„Spiegel“ auch Recherche­Semi­<br />

nare für Nachwuchsjournalisten<br />

leitet und 2008 für seine inves­<br />

tigative Berichterstattung sogar<br />

mit dem Henri­Nannen­Preis<br />

ausgezeichnet wurde, findet das<br />

auch nicht weiter tragisch.<br />

„Es dürfte auch unerheblich<br />

sein …“, findet der Autor<br />

Denn auf einen Leserbrief,<br />

in dem der BNC und die Redak­<br />

tion des Chirurgen Magazin ihn<br />

mit seinem laxen Umgang mit<br />

recherchierten Daten konfron­<br />

tieren, erwidert er lapidar: „Sie<br />

werden Verständnis dafür haben,<br />

dass in der Praxis die fließen­<br />

den (auch personellen) Grenzen<br />

zwischen BNC und BDC schon<br />

einmal durcheinander gehen.“<br />

Und weiter: „Da sich die Um­<br />

frage auf Angaben niedergelas­<br />

sener Chirurgen bezog, dürfte<br />

Foto: Thiel<br />

15


BNC Aktuell<br />

es sich bei den Befragten zudem<br />

mehrheitlich um Mitglieder Ihres<br />

Verbandes gehandelt haben.“<br />

Auch die Gleichsetzung von<br />

„Schein“ und „Eingriff“ erscheint<br />

Ludwig nicht als relevanter Feh­<br />

ler: Zum einen habe man nach<br />

einem Begriff gesucht, der den<br />

Fachbegriff des Scheins einer<br />

nicht­fachkundigen Leserschaft<br />

vermittelt. „Zudem dürfte es in<br />

der Bandbreite von 750 bis 1.500<br />

Scheinen auch unerheblich sein,<br />

wenn einige wenige Patienten<br />

des Chirurgen nicht auf dem OP­<br />

Tisch landen.“<br />

Bis heute keine Richtig-<br />

stellung der Falschaussagen<br />

Hätte Ludwig nicht nur die<br />

knappe Zusammenfassung der<br />

BDC­Analyse im Chirurgen Ma­<br />

gazin studiert, sondern sich die<br />

Original­Studie besorgt, dann<br />

wäre ihm nicht entgangen, dass<br />

von den insgesamt 260 Befragten<br />

fast die Hälfte angegeben hatte,<br />

überwiegend konservativ tätig<br />

zu sein – und dass damit die pau­<br />

schale Gleichsetzung von Schein<br />

und Eingriff nicht haltbar ist.<br />

Daher forderten BNC und Re­<br />

daktion Ludwig nach seiner Ant­<br />

wort ein weiteres Mal auf, eine<br />

Richtigstellung im Sinne des<br />

Pressekodex zu veröffentlichen.<br />

Dieses zweite Schreiben ist bis<br />

heute unbeantwortet, das Leit­<br />

medium „Spiegel“ veröffentlich­<br />

te auch keine Richtigstellung.<br />

Mangelnde Sorgfalt auch bei<br />

der Apotheken-Umschau<br />

Ähnlich erschreckend ist es<br />

um die journalistische Sorgfalt<br />

und den Umgang mit Leserkritik<br />

in der „Apotheken­Umschau“<br />

bestellt, mit einer monatlichen<br />

Auflage von zehn Millionen<br />

Exemplaren ein weiteres reich­<br />

weitenstarkesPublikumsmedium in diesem Land.<br />

In der Januar­Ausgabe 2012<br />

der „Apotheken­Umschau“ findet<br />

sich unter der Überschrift „Diagnose<br />

Leistenbruch“ ein Hintergrundartikel<br />

über die Diagnostik<br />

und Therapie von Leistenhernien.<br />

Diese werden bekanntlich mit<br />

vielen verschiedenen Verfahren<br />

operiert, von denen die meisten<br />

auch – je nach den individuellen<br />

Gegebenheiten des Patienten –<br />

fachliche Berechtigung haben.<br />

» Hier wird dem Leser und potenziellen<br />

Plug-Technik gerät erneut<br />

unter Generalverdacht<br />

Doch für den sachlichen Vergleich<br />

der verschiedenen Methoden<br />

bietet der Artikel von<br />

Dr. Christian Guht keine Hilfestellung,<br />

wie die Hernienexperten<br />

Dr. Ralph Lorenz (Berlin) und<br />

Dr. Andreas Koch (Cottbus) bemängeln:<br />

„Hier wird das Gegenteil<br />

bewirkt: Ratlosigkeit durch<br />

journalistische Einseitigkeit.“<br />

Zur Verunsicherung trägt<br />

etwa die Warnung vor der Plug­<br />

Technik bei, „obgleich sie in einer<br />

2010 vorgestellten Leitlinie bereits<br />

als Behandlungsoption anerkannt<br />

ist, deren Ergebnisse mit<br />

anderen Operationstechniken<br />

vergleichbar sind“, erklären<br />

Lorenz und Koch.<br />

Stattdessen beschwört der<br />

Autor die Vorteile der laparosko­<br />

pischen Verfahren mit zum Teil<br />

fragwürdigen Argumenten, wie<br />

die beiden Hernienchirurgen be­<br />

merken: „Als Besonderheit wird<br />

im Nebensatz ein extrem seltenes<br />

Ereignis, das Vorliegen einer Obtu­<br />

ratorhernie beim Mann erwähnt.“<br />

„Little old lady’s hernia“ als<br />

Argument für Laparoskopie?<br />

Wörtlich heißt es in dem Ar­<br />

tikel hierzu: „Die endoskopische<br />

Kamera zeigt eine sogenannte<br />

Obturatorhernie. Hierbei han­<br />

delt es sich um einen Sonderfall.<br />

Der Bruchsack liegt unter dem<br />

Schambeinast und reizt dort<br />

einen Beinnerv. ‚So etwas über­<br />

sieht man ohne Bauchspiegelung<br />

Patienten eindeutig ein für die Kostenträger<br />

teures Verfahren empfohlen. Dabei wird die<br />

Versorgungsrealität nur am Rande gestreift. «<br />

leicht‘, nennt der Chirurg einen<br />

weiteren, hier ganz konkreten<br />

Vorteil der Methode.“<br />

Doch die Inzidenz dieses<br />

Hernientypes ist äußerst gering,<br />

wie Lorenz und Koch betonen:<br />

„Betroffen sind überwiegend un­<br />

tergewichtige Frauen zwischen<br />

80 und 90 Jahren, weshalb diese<br />

Hernie als ‚little old lady’s hernia‘<br />

bezeichnet wird. Als Begründung<br />

für ein laporaskopisches Vorge­<br />

hen beim Mann ist dies fachlich<br />

kaum nachvollziehbar.“<br />

Lorenz und Koch kritisieren<br />

außerdem, dass in diesem Ratge­<br />

ber­Artikel die komplette präope­<br />

rative Diagnostik und Differenzial­<br />

diagnose der Leistenhernie und<br />

des Leistenschmerzes unzuläs­<br />

sig in den Hintergrund tritt. „Der<br />

Ultraschall wird genauso wenig<br />

erwähnt wie die Computertomo­<br />

grafie bei unklaren Schmerzen.“<br />

Eine fundierte Vordiagnostik<br />

wäre nach ihrer Auffassung für<br />

den Patienten tatsächlich wesent­<br />

lich hilfreicher als sich journa­<br />

listisch in den Pro und Contra<br />

der möglichen Operationstech­<br />

niken zu verstricken – zumal be­<br />

stehende Leitlinien und wissen­<br />

schaftliche Studien geflissentlich<br />

übersehen oder derart selektiv<br />

wahrgenommen würden, wie<br />

es die persönliche Meinung und<br />

Wertung gerade erfordert.<br />

Lorenz und Koch mei­<br />

nen: „Der Artikel stellt aus dem<br />

Zusammenhang herausgelöste<br />

Teilaspekte in den Vordergrund.<br />

Diese sollten besser in Fachkrei­<br />

sen als in der Öffentlichkeit dis­<br />

kutiert werden.“ Die schlecht<br />

recherchierten Einzelmeinungen<br />

seien offenbar durch Journalis­<br />

ten weiter modifiziert und an das<br />

quotengemessene Artikelformat<br />

angepasst worden.<br />

Review externer Gutachter<br />

auch für Publikumsmedien?<br />

„In wissenschaftlichen Zeit­<br />

schriften wird ein Review von<br />

zwei externen Wissenschaftlern<br />

vorgeschrieben, bevor ein Artikel<br />

veröffentlicht wird. Warum gibt<br />

es eine solche Kontrollinstanz<br />

nicht auch in Publikumsmedien?<br />

Wer beurteilt die Qualifikation<br />

von Medizinjournalisten?“ fragen<br />

Lorenz und Koch.<br />

Mit Blick auf den Hernien­<br />

Artikel in der „Apotheken­Rund­<br />

schau“, den besagten schlecht re­<br />

cherchierten Artikel im „Spiegel“<br />

und einen weiteren unsäglichen<br />

Bericht in der „Bild­Zeitung“ von<br />

Februar 2012 (siehe Kasten) mei­<br />

nen sie: „Diese Artikel bieten<br />

keine Hilfestellung in einer tat­<br />

sächlich sehr komplexen, auch<br />

kontroversen wissenschaft­<br />

lichen Diskussion. Sie tragen zur<br />

Verunsicherung bei und halten<br />

Patienten möglicherweise von<br />

notwendigen chirurgischen oder<br />

anderen medizinisch indizierten<br />

16 CHirurgenMagazin


Therapien ab. Über die Folgen ist<br />

sich offenbar keiner im Klaren.“<br />

Ähnlich kritisch beurteilt<br />

auch der Vorsitzende des Hessi­<br />

schen Chirurgenverbandes (HCV),<br />

Dr. Christoph Schüürmann (Bad<br />

Homburg), den Hernien­Artikel<br />

in der „Apotheken­Umschau“. Er<br />

stößt sich nicht nur an den fachlichen<br />

Mängeln, sondern auch an<br />

den politischen Implikationen<br />

einer einseitigen Empfehlung<br />

durch das Laienmagazin.<br />

Niedergelassene Chirurgen<br />

werden gar nicht erwähnt<br />

„Hier wird dem Leser und<br />

potenziellen Patienten eindeutig<br />

ein für die Kostenträger teures<br />

Verfahren empfohlen. Dabei wird<br />

die Versorgungsrealität nur am<br />

Rande gestreift. Niedergelassene<br />

Operateure werden sogar überhaupt<br />

nicht erwähnt, obwohl<br />

sie viele der offenen Eingriffe<br />

ambulant und bei Bedarf auch<br />

stationär durchführen“, moniert<br />

Schüürmann, der selbst jährlich<br />

bis zu 400 Hernien operiert.<br />

Ganz besonders ärgert sich<br />

Schüürmann über die Reaktion<br />

des Chefredakteurs der<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

„Apotheken­Umschau“, Dr. Hans<br />

Haltmeier, auf seine Kritik: „Er<br />

antwortete mir sinngemäß, dass<br />

man niedergelassene Operateure<br />

nicht gern befragt, weil deren<br />

Antworten kommerziell gesteu­<br />

ert seien.“<br />

Krankenhäuser ohne<br />

kommerzielle Zwänge?<br />

Tatsächlich kommen in dem<br />

Artikel ausschließlich die Vertre­<br />

Abrechnung<br />

ist Knochenarbeit<br />

ter zweier universitärer Einrich­<br />

tungen und der stellvertretende<br />

Chefarzt einer Heidelberger Kli­<br />

nik zu Wort. „Auf meine Rück­<br />

frage, ob Krankenhäuser denn<br />

keinen kommerziellen Zwängen<br />

unterliegen, wollte der Redakteur<br />

gar nicht mehr antworten.“<br />

Auf die versprochene schrift­<br />

liche Stellungnahme des Chef­<br />

redakteurs wartet Schüürmann<br />

bis heute. Sein abschließendes<br />

BNC Aktuell<br />

BNC-Pressemitteilung zum „Bild“-Bericht: Todesfälle in der Medizin sind Katastrophen –<br />

doch die Misserfolgsquote ist sehr gering!<br />

Mitte Februar sorgte auch die „Bild“-Zeitung für Aufsehen,<br />

als sie unter dem Titel „Schockzahlen! 1.712 Todesfälle<br />

durch Ärztepfusch oder mangelhafte Medizinprodukte“<br />

über einen Anstieg der Zahl der Todesfälle infolge von<br />

Ärztefehlern berichtete. Die Zahl stammte aus einer Ant-<br />

wort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-<br />

Fraktion im Bundestag. Auch in diesem Fall reagierten BNC<br />

und BAO umgehend mit einer Pressemitteilung.<br />

Darin betonten die Verbände, dass Behandlungen in<br />

Arztpraxen und in Krankenhäusern in Deutschland in der<br />

überwiegenden Mehrzahl der Fälle erfolgreich verlau-<br />

fen. Die von der „BILD“-Zeitung verbreitete Zahl sei daher<br />

Panikmache in typischer Boulevard-Manier, von der sich<br />

BNC und BAO distanzierten. BNC-Präsident Dr. Dieter<br />

Haack erklärte hierzu: „Jedes Versagen und jeder Misserfolg<br />

bei einer ärztlichen Behandlung ist ein Desaster für<br />

den Patienten und auch für seinen Arzt.“ Haack erinnerte<br />

aber daran, dass 2009 in Deutschland rund 45 Millionen<br />

Behandlungen in Krankenhäusern und weitere über<br />

580 Millionen Behandlungen und Untersuchungen von<br />

gesetzlich Versicherten bei niedergelassenen Ärzten<br />

durchgeführt wurden. „Bei dieser riesigen Leistungsmenge<br />

ist die Misserfolgsquote also extrem gering.“<br />

BAO-Präsident Dr. Axel Neumann wies ergänzend darauf<br />

hin, dass es keinen anderen Wirtschaftszweig gibt,<br />

der von derart vielen Gesetzen und Verordnungen reglementiert<br />

wird wie der Medizinbetrieb. „Alle Auflagen<br />

werden von Gesundheitsämtern, Regierungspräsidien,<br />

TÜV und Kassenärztlichen Vereinigungen überprüft. Die<br />

Erfüllung aller Auflagen ist für die Betriebe im Gesundheitswesen<br />

sehr kostenintensiv. Und dies alles unter dem<br />

Aspekt eines seit Jahren rigorosen Spardiktates für Ärzte<br />

und Krankenhäuser zu Lasten der Patienten – und vor<br />

dem Hintergrund, dass Krankenkassen Milliardensum-<br />

men anhäufen anstelle sie in die Versorgungsqualität<br />

ihrer Versicherten zu investieren“, kritisierte Neumann.<br />

„Das ist der eigentliche Skandal, den die BILD-Zeitung<br />

einmal publik machen sollte!“<br />

Urteil lautet daher: „Wie auch<br />

immer Pressefreiheit verstanden<br />

sein will, hier kann mit Fug und<br />

Recht ein Grundsatz von seriö­<br />

sem Journalismus eingefordert<br />

werden – auch und gerade bei<br />

der ,Apotheken­Umschau‘, weil<br />

durch sie regelhaft und gezielt<br />

betroffene Laien angesprochen<br />

werden: Et audiatur altera pars –<br />

es muss immer auch die andere<br />

Seite gehört werden!“<br />

... und erfordert Spezialwissen, Akribie und Durchsetzungsvermögen!<br />

Wir sind Ihr kompetenter Ansprechpartner für alle Fragen rund um Ihre Abrechnung:<br />

optimale Rechnungsprüfung und Rechnungserstellung durch GOÄ-Experten<br />

unter Berücksichtigung aktueller Rechtsprechungen (auch vor Ort)<br />

fachkundige Korrespondenz mit Kostenträgern und Patienten<br />

zuverlässige Auszahlung innerhalb von 5 Arbeitstagen zu 100 %<br />

individuelles erfolgreiches Mahnwesen mit einer Erfolgsquote von 99,7 %<br />

aussagekräftige Statistiken, auch im anonymen Vergleich mit Ihren Kollegen<br />

Unsere Erfahrung ist Ihre Sicherheit – seit 40 Jahren im Dienste der Ärzte<br />

Dr. Meindl u. Partner Verrechnungsstelle GmbH � Willy-Brandt-Platz 20 � 90402 Nürnberg � Tel: 0911 98 47 8-50 � www.verrechnungsstelle.de<br />

1


Private Krankenversicherung<br />

Auslaufmodell PKV ? Streit zwischen Kassen,<br />

Politik, Verbänden und Verbraucherschutz<br />

Von Antje Thiel<br />

Mit Beginn des neuen Jahres<br />

haben die meisten Unterneh-<br />

men der Privaten Krankenver-<br />

sicherung (PKV) ihre Beiträge<br />

kräftig angehoben. Für manche<br />

sind diese Erhöhungen ein will-<br />

kommener Anlass, das System<br />

der PKV grundsätzlich in Frage<br />

zu stellen.<br />

BNC Aktuell<br />

Einer von ihnen ist der ge­<br />

sundheitspolitische Sprecher der<br />

CDU/CSU­Bundestagsfraktion,<br />

Jens Spahn. Zur Überraschung<br />

seiner CSU­Kollegen bezeichnete<br />

er die Trennung in GKV und PKV<br />

in ihrer heutigen Form als „nicht<br />

mehr zeitgemäß“.<br />

CDU-Forderung als Vorbote<br />

einer Großen Koalition?<br />

Der Vorsitzende des Hart­<br />

mannbundes, Dr. Klaus Reinhardt,<br />

witterte hierin bereits Vorboten<br />

einer Großen Koalition nach der<br />

Bundestagswahl 2013, im Rah­<br />

men derer sich die CDU/CSU an<br />

den Gedanken der Bürgerversi­<br />

cherung gewöhnen müsste. An­<br />

gesichts eines konjunkturbe­<br />

dingten Einnahme­Hochs in der<br />

GKV ließen sich einige gesund­<br />

heitspolitische Akteure dazu ver­<br />

leiten, „fahrlässig das Ende der<br />

PKV einzuläuten“.<br />

Gemeint ist unter anderem<br />

die Vorsitzende des GKV­Spit­<br />

zenverbandes, Dr. Doris Pfeiffer,<br />

die der PKV prophezeit, dass sich<br />

ihr Geschäftsmodell „von selbst<br />

ausläuft“, weil es nicht tragfähig<br />

sei. Gegenüber der Presse sagte<br />

Gerechtigkeitsdefizite auszuglei­<br />

chen und Effizienzsteigerungen<br />

zu erzielen“. Als Bestandteile<br />

einer solchen grundsätzlichen<br />

PKV­Reform nannte Billen die<br />

Einführung des Sachleistungs­<br />

prinzips, die Angleichung der<br />

» AOK-Chef Graalmann erfindet ein Horrorszenario,<br />

das durch nichts belegt ist. «<br />

Pfeiffer, bei den Versicherten<br />

mache sich zunehmend Skepsis<br />

gegenüber der PKV breit.<br />

VZBV will GKV-Elemente<br />

in die PKV einführen<br />

Entsprechend populär ist<br />

derzeit der Ruf nach einem<br />

gleichberechtigten Miteinander<br />

von GKV und PKV. So forderte<br />

der Verbraucherzentrale Bundes­<br />

verband (VZBV) die Bundesregie­<br />

rung nicht nur auf, angesichts der<br />

massiven Prämiensteigerungen<br />

den Wechsel von PKV­Versicher­<br />

ten in günstigere Tarife oder zu<br />

anderen Anbietern per Gesetz zu<br />

vereinfachen.<br />

VZBV­Vorstand Gerd Billen<br />

plädierte auch für „grundlegende<br />

Änderungen in der PKV, „um<br />

Gebührenordnung an das Ni­<br />

veau der GKV und eine Ein­<br />

kommenskomponente bei der<br />

Prämienkalkulation.<br />

Ähnlich argumentierte der<br />

Vorsitzende des AOK­Bundes­<br />

verbands, Jürgen Graalmann. Er<br />

machte sich für gleiche Rahmen­<br />

bedingungen für die gesetzlichen<br />

und privaten Krankenversicherer<br />

und damit einen einheitlichen<br />

Versicherungsmarkt stark.<br />

Einheitlicher Versicherungs-<br />

markt für GKV und PKV?<br />

Dies sei nicht gleichzuset­<br />

zen mit einer Abschaffung der<br />

PKV, betonte Graalmann. Viel­<br />

mehr biete der Wettbewerb in<br />

einem gemeinsamen Versiche­<br />

rungsmarkt unter gleichen Be­<br />

dingungen für alle Teilnehmer<br />

auch für die auf dem bisher ab­<br />

geschotteten PKV­Markt tätigen<br />

Unternehmen neue Chancen.<br />

Dem Verband der Privaten<br />

Krankenversicherung (PKV) ge­<br />

fallen diese Szenarien nicht.<br />

PKV­Direktor Volker Leienbach<br />

erklärte: „Wider besseres Wis­<br />

sen erfindet Herr Graalmann ein<br />

Horrorszenario, das durch nichts<br />

belegt ist.“ Tatsächlich gebe es<br />

derzeit so viele Privatversicher­<br />

te wie nie zuvor. „Neun Millionen<br />

Vollversicherte und 22 Millio­<br />

nen Zusatzversicherte – und alle<br />

kommen freiwillig in die PKV.“<br />

Deutschland habe dank sei­<br />

nes Zwei­Säulen­Systems aus<br />

GKV und PKV eine „auch im inter­<br />

nationalen Vergleich hervorra­<br />

gende Gesundheitsversorgung<br />

mit kurzen Wartezeiten, freier<br />

Arztwahl und medizinischem<br />

Fortschritt für alle“.<br />

Nur die PKV treffe Vorsorge<br />

für den demografischen Wandel.<br />

„Die Privatversicherten haben<br />

einen großen Kapitalstock für<br />

ihre höheren Kosten im Alter ge­<br />

bildet – während die GKV ihre<br />

steigenden Ausgaben einfach<br />

den kleiner werdenden künf­<br />

tigen Generationen überlässt“,<br />

kritisierte Leienbach.<br />

1 CHirurgenMagazin


1. Vorsitzende<br />

der ANC<br />

ANC Baden-Württemberg Nord<br />

Dr. Werner Schebesta<br />

Karlstraße 24–26<br />

74564 Crailsheim<br />

Telefon 07951 64 70<br />

Fax 07951 435 61<br />

ANC Berlin<br />

Dr. Thomas Kühne<br />

Senftenberger Ring 5 a<br />

13439 Berlin<br />

Telefon 030 415 90 93<br />

Fax 030 415 90 30<br />

ANC Brandenburg<br />

Dr. Torsten Braunsdorf<br />

Karl-Marx-Straße 104<br />

03205 Calau<br />

Telefon 03541 80 17 77<br />

Fax 03541 80 19 19<br />

ANC Hamburg<br />

Dr. Manfred Giensch<br />

Am Wall 1<br />

21073 Hamburg<br />

Telefon 040 766 13 60<br />

Fax 040 77 73 72<br />

HCV Hessen<br />

Dr. Christoph Schüürmann<br />

Louisenstraße 19<br />

61348 Bad Homburg<br />

Telefon 06172 210 39<br />

Fax 06172 17 79 97<br />

ANC Mecklenburg-Vorpommern<br />

Ulrich Braune<br />

Rahlstedter Straße 29<br />

19057 Schwerin<br />

Telefon 0385 550 75 02<br />

Fax 0385 56 95 01<br />

ANC Mittelfranken<br />

Dr. Hans Peter Koerfgen<br />

Schwabedastraße 1<br />

91522 Ansbach<br />

Telefon 0981 48840-0<br />

Fax 0981 48840-30<br />

ANC Niederbayern<br />

Dr. Walter Richter<br />

Achdorferweg 5<br />

84036 Landshut<br />

Telefon 0871 250 55<br />

Fax 0871 251 50<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

Überblick der ANC-Niederlassungen<br />

ANC Niedersachsen<br />

Dr. Gerd-Dieter von Koschitzky<br />

Großer Graben 23<br />

29664 Walsrode<br />

Telefon 05161 730 21<br />

Fax 05161 730 23<br />

ANC Nordrhein<br />

Dr. Manfred Weisweiler<br />

Vogteistraße 16<br />

52511 Geilenkirchen<br />

Telefon 02451 910 68-0<br />

Fax 02451 910 68-20<br />

ANC Oberbayern<br />

Dr. Dieter Galewski<br />

Rosenheimer Str. 41 d<br />

83043 Bad Aibling<br />

Telefon 08061 93 36-0<br />

Fax 08061 93 36-22<br />

ANC Oberfranken<br />

Dr. Rainer Woischke<br />

Luitpoldstraße 11<br />

95326 Kulmbach<br />

Telefon 09221 666 66<br />

Fax 09221 60 70 30<br />

ANC Oberpfalz<br />

Dr. Martin Pöllath<br />

Obere Gartenstraße 13 A<br />

92237 Sulzbach-Rosenberg<br />

Telefon 09661 803 36<br />

Fax 09661/803 37<br />

BNC Vorstand<br />

Dr. Dieter Haack<br />

Geschäftsführer und 1. Vorsitzender<br />

Eierstraße 46<br />

70199 Stuttgart<br />

Telefon 0711 60 17 60-0<br />

Fax 0711 60 17 60-29<br />

Dr. Michael Bartsch<br />

Schatzmeister<br />

Gartenstraße 81<br />

91154 Roth<br />

Telefon 09171 622 62<br />

Fax 09171 604 86<br />

Dr. Gerd-Dieter von Koschitzky<br />

Großer Graben 23<br />

29664 Walsrode<br />

Telefon 05161 730 21<br />

Fax 05161 730 23<br />

ANC Rheinland-Pfalz<br />

Dr. Lutz Riedel<br />

Am Brand 12<br />

55116 Mainz<br />

Telefon 06131 23 34 42<br />

Fax 06131 23 10 63<br />

ANC Saarland<br />

Dr. Achim Schweitzer<br />

Schwarzenbergstraße 5<br />

66663 Merzig<br />

Telefon 06861 720 42<br />

Fax 06861 722 47<br />

ANC Sachsen<br />

Dr. Roland Kluge<br />

Naumannstraße 3<br />

01309 Dresden<br />

Telefon 0351 314 22 40<br />

Fax 0351 314 22 38<br />

ANC Sachsen-Anhalt<br />

Dr. Kay Brehme<br />

Weidenplan 16 – 17<br />

06108 Halle / Saale<br />

Telefon: 0345 226480-0<br />

Fax: 0345 226480-80<br />

ANC Schleswig-Holstein<br />

Dr. Jan Ulmer<br />

Apenrader Straße 2<br />

24939 Flensburg<br />

Telefon 0461 40 81<br />

Fax 0461 47 01 81<br />

Dr. Philipp Zollmann<br />

2. Vorsitzender<br />

Post-Carré Engelplatz 8<br />

07743 Jena<br />

Telefon 03641 69 93 00<br />

Fax 03641 69 93 99<br />

Dr. Peter Schwalbach<br />

Promenadenstraße 18<br />

64625 Bensheim<br />

Telefon 06251 58 01 50<br />

Fax 06251 58 07 53<br />

ANC Schwaben<br />

Dr. Thomas Fleiner<br />

Frölichstraße 13<br />

86150 Augsburg<br />

Telefon 0821 519077<br />

Fax 0821 311726<br />

ANC Südbaden<br />

Dr. Alex Furtwängler<br />

Wirthstraße 11 a<br />

79110 Freiburg<br />

Telefon 0761 208 82 00<br />

Fax 0761 28 99 46<br />

ANC Südwürttemberg<br />

Dr. Hans-Eckardt Süssmann<br />

Sandöschstraße 1<br />

88045 Friedrichshafen<br />

Telefon 07541 337 33<br />

Fax 07541 337 34<br />

ANC Thüringen<br />

Dr. Philipp Zollmann<br />

Post-Carré Engelplatz 8<br />

07743 Jena<br />

Telefon 03641 69 93 00<br />

Fax 03641 69 93 99<br />

ANC Unterfranken<br />

Dr. Harald Herterich<br />

Hermann-Löns-Straße 2<br />

97447 Gerolzhofen<br />

Telefon 09382 999 92<br />

Fax 09382 999 93<br />

ANC Westfalen-Lippe<br />

Dr. Karl-Dieter Stotz<br />

Brüderstraße 4<br />

58285 Gevelsberg<br />

Telefon 02332 21 71<br />

Fax 02332 127 87<br />

BNC Geschäftsstelle<br />

Rosemarie Plassmann<br />

Wulfsdorfer Weg 7<br />

22359 Hamburg<br />

Telefon 040 60 32 91 10<br />

Fax 040 60 32 91 18<br />

BNC Redaktion<br />

Antje Thiel<br />

ANC Aktuell<br />

Essener Straße 4, D3 – Belle Etage R7<br />

22419 Hamburg<br />

Tel.: 040 32 59 61 16<br />

Fax: 040 32 59 61 12<br />

1


ANC Aktuell<br />

Baden-Württemberg<br />

Krankenhäuser und Niedergelassene<br />

gleich behandeln !<br />

Der Vorstandsvorsitzende der<br />

Kassenärztlichen Vereinigung<br />

Baden­Württemberg (KVBW), Dr.<br />

Norbert Metke, hat eine Gleichbe­<br />

handlung von Kliniken und ambu­<br />

lantem Sektor bei der Verteilung<br />

staatlicher Förderung gefordert.<br />

Hierzu sagte er am 29. März 2012:<br />

„Die Politik im Land und im Bund<br />

muss wissen, dass wir sehr genau<br />

hinschauen, welche Förderungen<br />

den Krankenhäusern gewährt<br />

werden, den niedergelassenen<br />

Ärzten jedoch nicht.“<br />

Er erinnerte daran, dass der<br />

Investitionsstau, den die Kran­<br />

kenhäuser vorbringen, in min­<br />

destens gleichem Maße auch<br />

im ambulanten Bereich beste­<br />

he. Metke bezog sich dabei auf<br />

eine Studie des Zentralinstituts<br />

für die vertragsärztliche Versor­<br />

gung (ZI), wonach Vertragsärzte<br />

aufgrund der wirtschaftlich un­<br />

sicheren Situation in den vergan­<br />

genen Jahren weniger investieren<br />

konnten. Der Investitionsstau be­<br />

ziffert sich nach Angaben des ZI<br />

auf rund zwei Milliarden Euro.<br />

Eine Gleichbehandlung mit<br />

den Krankenhäusern sei nur<br />

recht und billig: „Die niedergelas­<br />

senen Ärzte haben einen großen<br />

Beitrag dazu geleistet, dass das<br />

Gesundheitssystem seine Quali­<br />

tät gesteigert hat und gleichzeitig<br />

die Kosten im Rahmen geblieben<br />

sind“, betonte Metke.<br />

Die Honorarsteigerungen in<br />

den vergangenen Jahren hätten<br />

weit unter denen anderer Berufs­<br />

gruppen – insbesondere auch in<br />

den Krankenhäusern – gelegen,<br />

obwohl sich die Kosten in den<br />

Praxen weiter erhöht hätten. „Wir<br />

können viele Beispiele zeigen, wo<br />

die Mittel der Krankenhäuser in<br />

der Subvention von Medizini­<br />

schen Versorgungszentren und<br />

damit im Aufbau neuer Struktu­<br />

ren in Bereichen landen, die nicht<br />

ihre Aufgabe sind“, sagte Metke.<br />

Der KV­Chef forderte weiter:<br />

„Wenn Fördermaßnahmen zur<br />

Planungssicherheit von Beschäf­<br />

tigungsverhältnissen in Kranken­<br />

häusern erforderlich sind, steht<br />

dies wohl auch 60.000 überwie­<br />

gend weiblichen Beschäftigten in<br />

niedergelassenen Praxen zu.<br />

www.kvbw.de<br />

Aktivitäten der ANC: Was ist los in Ihrer Region ?<br />

Die Rubrik „ANC Aktuell“ ist ein Marktplatz für regionale Nachrichten.<br />

Lassen Sie die Redaktion und damit auch die anderen Leser des Chirurgen<br />

Magazins an den Aktivitäten Ihrer ANC teilhaben.<br />

Bitte informieren uns über alle Neuigkeiten aus Ihrer Region – zum<br />

Beispiel, wenn Sie einen neuen ANC-Vorstand gewählt haben, wenn Sie<br />

mit einer politischen Aktion regional für Wirbel sorgen, wenn Sie Selektivverträge<br />

aushandeln, wenn Sie innerhalb Ihrer regionalen KV für die<br />

Interessen Ihrer Fachgruppe kämpfen oder wenn Sie im Zuge einzelnder<br />

Projekte mit anderen Verbänden kooperieren.<br />

Kontakt: Antje Thiel, Redaktion Chirurgen Magazin<br />

Tel.: 040 32596116, Fax: 040 32596112, antje.thiel@bncev.de<br />

ANC Niedersachsen<br />

Gemeinsame Fortbildung, aber<br />

weiterhin getrennte Verbände<br />

Am 4. Februar 2012 hat die ANC<br />

Niedersachsen zusammen mit<br />

dem niedersächsischen Landes­<br />

verband des Berufsverbandes<br />

Deutscher Chirurgen (BDC) eine<br />

gemeinsame Fortbildung durch­<br />

geführt. Außerdem fanden die<br />

jeweiligen Mitgliederversamm­<br />

lungen der beiden Verbände<br />

20 CHirurgenMagazin<br />

statt.<br />

ANC und BDC dokumen­<br />

tierten damit „die zahlreichen<br />

Gemeinsamkeiten“ zwischen<br />

den beiden Verbänden. „Ganz im<br />

Sinne der fortschreitenden Ein­<br />

heit der deutschen Chirurgie stre­<br />

ben wir für die Zukunft an, die<br />

Mitgliederversammlungen des<br />

ANC und des BDC Niedersachsen<br />

regelmäßig am selben Tag und<br />

am selben Ort abzuhalten“, hieß<br />

es hierzu in der Einladung.<br />

Wie der ANC­Vorsitzende Dr.<br />

Gerd­Dieter von Koschitzky mit­<br />

teilte, nahmen insgesamt knapp<br />

60 Chirurgen teil. „Im Programm<br />

waren sehr interessante Beiträ­<br />

ge sowohl für die ambulant als<br />

auch für die stationär tätigen<br />

Chirurgen enthalten“, sagte der<br />

ANC­Vorsitzende.<br />

Ein besonderes Highlight zu<br />

Beginn der Veranstaltung war<br />

eine Präsentation der Kampagne<br />

„Begrenzte Leistung für begrenz­<br />

tes Geld“ durch den Vorstands­<br />

vorsitzenden der KV Niedersach­<br />

sen (KVN), Mark Barjenbruch. Bei<br />

der Mitgliederversammlung der<br />

ANC Niedersachsen im Anschluss<br />

an das Programm beschlossen die<br />

Mitglieder der ANC Niedersach­<br />

sen eine Verlängerung der Bei­<br />

tragsfreiheit für Niedersachsen<br />

um ein weiteres Jahr.<br />

Dr. Gerd-Dieter von Koschitzky,<br />

Vorsitzender der ANC Nieder-<br />

sachsen, will die Eigenständig-<br />

keit der ANC erhalten<br />

Von Koschitzky berichte­<br />

te außerdem: „Einige Mitglieder<br />

haben noch einmal betont, dass<br />

sie die Eigenständigkeit der ANC<br />

weiter schätzen und auch für die<br />

Zukunft wünschen.“ Daraufhin<br />

habe der Vorstand zugesichert,<br />

dass die Vertretung der beson­<br />

deren Belange durch die ANC<br />

„in gewohnter Weise fortgeführt<br />

wird und auch die Organisations­<br />

struktur der ANC in keiner Weise<br />

geändert werden wird“.<br />

Aktueller Schwerpunkt der<br />

Arbeit in der ANC Niedersach­<br />

sen ist der neue Honorarvertei­<br />

lungsmaßstab (HVM) der KVN,<br />

für den Ende Februar 2012 eine<br />

grobe Marschroute festgelegt<br />

wurde. Anders als die KV Rhein­<br />

land­Pfalz, die als erste einen<br />

neuen regionalen HVM vorgelegt<br />

hat, setzt die KVN weiterhin auf<br />

die bisherige Systematik der Re­<br />

gelleistungsvolumina (RLV). Das<br />

Ergebnis der Abstimmung der<br />

Sondervertreterversammlung der<br />

KVN am 18. April 2012 lag bei Re­<br />

daktionsschluss noch nicht vor.<br />

Foto: von Koschitzky


ANC Sachsen-Anhalt<br />

Ein komplett neuer Vorstand hat<br />

seine Arbeit aufgenommen<br />

Die Mitglieder der ANC Sachsen­<br />

Anhalt haben einen neuen Vor­<br />

stand gewählt. Bei der turnus­<br />

mäßigen Mitgliederversammlung<br />

Ende März in Halle war der ge­<br />

samte bisherige Vorstand unter<br />

dem Vorsitz von Dr. Hans­Jürgen<br />

Höhler aus Halle nicht erneut zur<br />

Wahl angetreten.<br />

Zum neuen Vorsitzenden<br />

wählten die Anwesenden Dr. Kay<br />

Brehme aus Halle. Sein Stellver­<br />

treter ist Dr. Kai­Uwe Heyer, eben­<br />

falls aus Halle. Zum Schatzmeis­<br />

ter wurde Dr. Karsten Streuber<br />

aus Eisleben gewählt. Der neue<br />

Vorsitzende Brehme ist Facharzt<br />

für Orthopädie und Unfallchi­<br />

Reinigen/Desinfi zieren,<br />

Sterilisieren,<br />

Dokumentieren,<br />

Garantieren<br />

rurgie und war von 2006 bis 2010<br />

Ärztlicher Leiter der Klinik für<br />

Unfallchirurgie, Sporttraumato­<br />

logie und Arthroskopische Chi­<br />

rurgie am Universitätsklinikum<br />

Halle. Heute arbeitet er in einem<br />

siebenköpfigen Ärzteteam in der<br />

Sportklinik Halle.<br />

Kontakt:<br />

ANC Sachsen-Anhalt<br />

Dr. Kay Brehme, 1. Vorsitzender<br />

Weidenplan 16 – 17<br />

06108 Halle / Saale<br />

Tel.: 0345 226480-0<br />

Fax: 0345 226480-80<br />

info@sportklinik-halle.de<br />

www.sportklinik-halle.de<br />

ANC Aktuell<br />

KV Hamburg<br />

Niedergelassene können Leistungen<br />

rund um MRSA abrechnen<br />

Seit dem 1. April 2012 können nie­<br />

dergelassene Ärzte in Hamburg<br />

Leistungen rund um die Diagnos­<br />

tik und Behandlung von multire­<br />

sistenten Erregern (MRSA) in der<br />

ambulanten Versorgung erbrin­<br />

gen und auch abrechnen. Dar­<br />

auf hat die KV Hamburg (KVHH)<br />

hingewiesen. Eine entsprechende<br />

Vergütungsvereinbarung soll zu­<br />

nächst bis 31. März 2014 gelten.<br />

Dr. Stephan Hofmeister,<br />

stellvertretender Vorsitzender<br />

der Vertreterversammlung der<br />

KVHH, erklärte hierzu: „Das sind<br />

wichtige Voraussetzungen für<br />

die Verminderung von Infektio­<br />

nen. Aber das kann nur ein ers­<br />

ter Schritt sein, Krankenhäuser<br />

und Pflegeheime müssen ein­<br />

bezogen werden, wollen wir die<br />

Ausbreitung der Keime wirklich<br />

zurückdrängen.“<br />

Ein echter Erfolg benötige<br />

klar definierte Schnittstellen und<br />

standardisierte Verfahren in allen<br />

Sektoren. Hier hätten die ver­<br />

schiedenen Versorgungsbereiche<br />

noch erheblichen Abstimmungs­<br />

bedarf. Eine Unterstützung der<br />

Arbeit der niedergelassenen<br />

Ärzte durch die Gesundheits­<br />

ämter wäre ein wichtiger Schritt<br />

zum Erfolg.<br />

www.kvhh.de<br />

Schnell. Sicher. Zuverlässig. – Klein-Sterilisator PS 1202B<br />

Schnell. 6 kg verpacktes Sterilgut in 24 min.<br />

Sicher. Schutzvorrichtung für Wasserzulauf, serienmäßig.<br />

Zuverlässig. VE-Wasser in bester Qualität, serienmäßig.<br />

Plus. Keine Kosten für Inbetriebnahme.<br />

*0,06 €/Anruf aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.<br />

Miele & Cie. KG<br />

www.miele-professional.de<br />

Telefon 0180 230 31 31*


ANC Aktuell<br />

Bayern<br />

KVB: Regionale Lösungen für Bedarfsplanung und Honorarverteilung<br />

Die Vertreterversammlung (VV)<br />

der Kassenärztlichen Vereinigung<br />

Bayerns (KVB) hat am 26. März<br />

2012 in München über regionale<br />

Lösungen im Hinblick auf die<br />

künftige Bedarfsplanung sowie<br />

über die Verteilung der ärztlichen<br />

Honorare beraten.<br />

Die Mitglieder der VV be­<br />

schlossen mit großer Mehrheit<br />

einen neuen Honorarverteilungs­<br />

maßstab (HVM), der für das zwei­<br />

te Halbjahr 2012 gilt. Für 2013 soll<br />

dann in Bayern eine neue Sys­<br />

tematik der Honorarverteilung<br />

greifen, die derzeit in Koopera­<br />

tion mit den Berufsverbänden er­<br />

arbeitet wird.<br />

In seinem Bericht über die<br />

Honorarverhandlungen mit<br />

den bayerischen Krankenkas­<br />

Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns: Dr. Pedro<br />

Schmelz, Dr. Ilka Enger und Dr. Wolfgang Krombholz (von links nach rechts)<br />

sen für das Jahr 2012 kritisierte<br />

der KVB­Vorstandsvorsitzende<br />

Dr. Wolfgang Krombholz, dass<br />

die Kassen derzeit weder das be­<br />

sondere Engagement der baye­<br />

rischen Ärzte bei der Verordnung<br />

von Arzneimitteln noch beson­<br />

ders förderungswürdige Leistun­<br />

gen honorierten. „Diese Haltung<br />

der Kassenvorstände geht zulas­<br />

ten der Ärzte und vor allem ihrer<br />

Patienten“, warnte Krombholz.<br />

22 CHirurgenMagazin<br />

Foto: KVB<br />

Der stellvertretende KVB­<br />

Vorstandesvorsitzende Dr. Pedro<br />

Schmelz erläuterte die Neuge­<br />

staltung der Bedarfsplanung in<br />

der ambulanten Versorgung, die<br />

laut GKV­Versorgungsstruktur­<br />

gesetz im Jahr 2013 umzusetzen<br />

ist. Auf Basis der bisher vorlie­<br />

genden Rechenmodelle ergebe<br />

sich ein diffuses Bild, so Schmelz:<br />

„Je nachdem, welchen Stichtag<br />

man als Basis wählt, kommt man<br />

zu völlig gegensätzlichen Ergeb­<br />

nissen. Mal wird eine Über­, mal<br />

eine Unterversorgung ausgewie­<br />

sen. Darum wird ein brauchbares<br />

Bedarfsplanungskonzept für<br />

Bayern nur auf regionaler Ebene<br />

entstehen können.“<br />

www.kvb.de<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

HVM ohne Individualbudgets soll Planbarkeit der Vergütung verbessern<br />

In Mecklenburg­Vorpommern ist<br />

mit dem GKV­Versorgungsstruk­<br />

turgesetz ein neuer Honorarver­<br />

teilungsmaßstab (HVM) in Kraft<br />

getreten. Damit war die KV Meck­<br />

lenburg­Vorpommern (KVMV) die<br />

erste KV, in der die neuen Mög­<br />

lichkeiten der regionalen Hono­<br />

rarverteilung genutzt werden.<br />

BNC-Praxisbörse: Kleinanzeigenmarkt<br />

Übernehme Praxisvertretungen<br />

Mit dem neuen HVM könn­<br />

ten Vertragsärzte im Nordosten<br />

Deutschlands ihre Vergütung über<br />

die Fallzahl im laufenden Quartal<br />

selbst steuern. Der Begriff Regel­<br />

leistungsvolumen (RLV) soll er­<br />

halten bleiben, man verzichtet auf<br />

Individualbudgets. Der neue HVM<br />

soll nach dem Grundsatz funktio­<br />

Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie, Spezielle Unfallchirugie, Plastische<br />

Chirurgie, Handchirurgie (Schwerpunkt!) mit Zertifizierung in Fußchirurgie<br />

(GFFC), Alter 63 Jahre, übernimmt bundesweit Praxisvertretungen.<br />

Kontakt:<br />

Dr. med. Ernst-Bernhard Plock<br />

In der Pfeifing 34, 93138 Lappersdorf<br />

Tel.: 0941 897220<br />

bplock@arcor.de<br />

nieren, dass erbrachte Leistungen<br />

auch vergütet werden.<br />

Die Fallzahl soll sich nicht<br />

länger am Vergleichsquartal des<br />

Vorjahres orientieren. Vielmehr<br />

ist für das Honorar die individu­<br />

elle Fallzahl aus dem aktuellen<br />

Quartal entscheidend. Diese wird<br />

mit dem Fallwert multipliziert.<br />

Die Fallwerte der einzelnen Arzt­<br />

gruppen sind im HVM verzeich­<br />

net und sollen für ein Jahr gelten.<br />

Dies soll auch für die Fallwerte<br />

der qualifikationsgebundenen<br />

Zusatzvolumen gelten, welche<br />

zusammen mit den Berufsver­<br />

bänden ausgestaltet wurden.<br />

Zuwachsbegrenzungen bei<br />

den Fallzahlen und entspre­<br />

chende Abstaffelungen sind nach<br />

Angaben der KV eine eher theo­<br />

retische Gefahr für die Ärzte in<br />

Mecklenburg­Vorpommern. Im­<br />

merhin bewältigten die dortigen<br />

Praxen bereits seit Langem einen<br />

hohen Patientenandrang und<br />

wiesen entsprechend hohe Fall­<br />

zahlen auf.<br />

Allerdings waren die Vertrags­<br />

verhandlungen zum Honorarver­<br />

trag 2012 zwischen der KVMV<br />

und den Landesverbänden der<br />

Kassen sowie der Knappschaft<br />

bei Redaktionsschluss noch<br />

nicht abgeschlossen. Damit steht<br />

das Ausgabenvolumen für die<br />

Gesamtheit der zu vergütenden<br />

vertragsärztlichen Leistungen in<br />

Mecklenburg­Vorpommern noch<br />

nicht fest.<br />

www.kvmv.de


„ Ich will mich einfach<br />

nur um meine Patienten<br />

kümmern.“<br />

Die HARTMANN <strong>Systempartnerschaft</strong>: Lösungen für ambulante medizinische Zentren.<br />

Warenwirtschaft, Raumorganisation, Verwaltung, Qualitätsmanagement:<br />

Die Anforderungen an ambulante medizinische Zentren steigen ständig und werden<br />

immer vielfältiger. Genau wie unser Angebot für Sie: die HARTMANN <strong>Systempartnerschaft</strong>.<br />

Damit Sie sich ganz um Ihre Patienten kümmern können, unterstützen<br />

wir Sie mit durchdachten und individuell zusammensetzbaren Lösungen für Prozesse,<br />

die viel Zeit und Ressourcen in Anspruch nehmen:<br />

• Organisation: Managementlösungen zur Steigerung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit.<br />

• Wissen: Schulung und Fortbildung in allen branchenrelevanten Bereichen.<br />

• Produkte: Hochwertige, bewährte Qualitätsprodukte für die ambulante medizinische Versorgung.<br />

• Service: Der Kern unseres Angebots – Fachberater und Außendienstmitarbeiter, die Sie umfassend unterstützen.<br />

Mehr Informationen erhalten Sie von Ihrem Außendienstpartner, unter www.hartmann.de oder unter 0180 2 304275.<br />

Dieser Anruf kostet 0,06 € aus dem gesamten deutschen Festnetz. Bei Anrufen aus den Mobilfunknetzen gelten max. 0,42 €/Min.<br />

HARTMANN<br />

<strong>Systempartnerschaft</strong><br />

„ Dann kümmern wir uns<br />

um den Rest.“


ANC Aktuell<br />

KV Rheinland-Pfalz<br />

Neuer HVM verabschiedet sich von der ungeliebten RLV-Systematik<br />

Die Vertreterversammlung der<br />

Kassenärztlichen Vereinigung<br />

Rheinland­Pfalz (KVRLP) hat<br />

in ihrer Sitzung am 15. Februar<br />

einen neuen Honorarverteilungs­<br />

maßstab (HVM) beschlossen. Die­<br />

ser ist bereits zum zweiten Quar­<br />

tal 2012 in Kraft getreten und<br />

ersetzt die bisherigen Regelleis­<br />

tungsvolumina (RLV) durch<br />

Individualbudgets.<br />

Damit ist die KVRLP nach<br />

eigenen Angaben die erste KV im<br />

Bundesgebiet, welche die Mög­<br />

lichkeiten des GKV­Versorgungs­<br />

strukturgesetzes (GKV­VSG) nutzt<br />

und die RLV­Systematik ver­<br />

lässt. Hierfür hatte die Vertre­<br />

terversammlung der KVRLP be­<br />

reits im September 2011 in einer<br />

Klausurtagung die Grundzüge<br />

einer neuen Honorarverteilung<br />

abgestimmt.<br />

Als wesentlichen Nachteil<br />

der RLV­Systematik empfanden<br />

die Ärzte demnach die Nivel­<br />

lierung der Fallwerte innerhalb<br />

einer Fachgruppe und die damit<br />

einhergehenden Verwerfungen<br />

ohne Berücksichtigung von Praxis­<br />

besonderheiten. Einziges Kriteri­<br />

um des Leistungsgeschehens war<br />

die Fallzahl einer Praxis. Auch das<br />

Aufsatzjahr 2008 bildete das Ver­<br />

hältnis der Fachgruppen zuein­<br />

ander nicht realistisch ab.<br />

Mit dem GKV­VSG wurde die<br />

gesetzliche Verpflichtung zur Bil­<br />

dung von RLV abgeschafft, damit<br />

ist der Gesetzgeber zu dem be­<br />

reits vor 2009 bestehendem Sys­<br />

tem der regionalen Honorarver­<br />

teilung zurückgekehrt. Die KVen<br />

können nun wieder allein und<br />

ohne zwingende Zustimmung<br />

der Krankenkassen die Honorar­<br />

verteilung festlegen. Auch die<br />

Vorgaben der Kassenärztlichen<br />

Bundesvereinigung (KBV) sind<br />

überschaubar.<br />

Die neue HVM­Regelung<br />

sieht ab dem zweiten Quartal<br />

2012 Individualbudgets mit einer<br />

Mengenbegrenzung auf Basis der<br />

tatsächlich erbrachten Leistungs­<br />

menge des Vorjahresquartals vor.<br />

Die jeweiligen Praxisschwer­<br />

punkte damit nach Angaben der<br />

KVRLP bereits abgebildet.<br />

Für die Haus­ und Fachärzte<br />

der Grundversorgung liegen die<br />

Grundpauschalen bei einem<br />

weitgehend festen Punktwert<br />

von 3,70 Cent im hausärztlichen<br />

und 3,20 Cent im fachärztlichen<br />

Bereich. Dieser Punktwert liegt<br />

für Fachärzte sogar noch deutlich<br />

unter dem von der KBV 2009 fest­<br />

gelegten Orientierungspunktwert<br />

von 3,5 Cent, vom ursprünglich<br />

im EBM 2000 Plus kalkulierten<br />

Punktwert von 5,11 Cent einmal<br />

ganz zu schweigen.<br />

Doch die Vorsitzende der<br />

KVRLP, Dr. Sigrid Ultes­Kaiser,<br />

argumentierte: „Honorarsteige­<br />

rungen können nun wieder in<br />

vollem Umfang an die Praxen<br />

weitergegeben werden.“ Die KV<br />

sei zudem nicht mehr an die Aus­<br />

schöpfung der RLV gebunden.<br />

„Mit der neuen Honorarsys­<br />

tematik haben wir eine aktuelle<br />

Berechnungsbasis, nämlich das<br />

Jahr 2011. Bei einer unverändert<br />

gedeckelten Honorarmenge sind<br />

auch Honorarveränderungen<br />

zwischen den Fachgruppen mög­<br />

lich; eine Honorarklammer von<br />

fünf Prozent soll jedoch größere<br />

Verwerfungen verhindern“, er­<br />

klärte Ultes­Kaiser.<br />

Fast zeitgleich mit dem<br />

neuen HVM wurde in Rhein­<br />

land­Pfalz am 14. Februar 2012<br />

eine neue Hygieneverordnung<br />

» Mit dem neuen HVM können Honorarsteigerungen<br />

nun wieder in vollem Umfang an die Praxen weitergegeben<br />

werden. «<br />

vorgestellt, die vom Gesundheits­<br />

ministerium erarbeitet wurde<br />

und in Kürze in Kraft treten soll.<br />

Gesundheitsministerin Malu<br />

Dreyer erklärte hierzu, angesichts<br />

steigender Zahlen nosokomialer<br />

Infektionen sei es notwendig,<br />

die bestehenden Empfehlungen<br />

beispielsweise des Robert Koch­<br />

Institutes (RKI) verbindlich zu<br />

machen. Grundlage sei die Neu­<br />

fassung des Infektionsschutz­<br />

gesetzes, mit der die Bundes­<br />

regierung die Länder ermächtigt<br />

und verpflichtet, Rechtsverord­<br />

nungen zur Hygiene zu erlassen.<br />

Die neue Verordnung umfasst<br />

nach Angaben des Landesminis­<br />

teriums nicht nur Krankenhäuser,<br />

sondern auch Einrichtungen für<br />

Ambulantes Operieren, Vorsorge­<br />

und Rehaeinrichtungen, in denen<br />

eine den Krankenhäusern ver­<br />

gleichbare medizinische Ver­<br />

sorgung erfolgt, Dialyseeinrich­<br />

tungen und Tageskliniken.<br />

Die Einrichtungen werden<br />

in Anlehnung an ein entspre­<br />

chendes Stufenmodell des RKI in<br />

Einrichtungen mit hohem oder<br />

geringerem Risiko für nosoko­<br />

Will den Spielraum für regionale<br />

Honorarverteilung voll ausnutzen:<br />

die KVRLP-Vorsitzende<br />

Dr. Sigrid Ultes-Kaiser<br />

miale Infektionen eingeteilt. Die<br />

Träger der Einrichtungen werden<br />

den Angaben zufolge verpflichtet,<br />

die baulich­funktionellen und betrieblich­organisatorischenVoraussetzungen<br />

für die Einhaltung<br />

der Hygiene sicherzustellen.<br />

Alle Einrichtungen müssten<br />

künftig eine Hygienekommission<br />

einrichten, die mindestens<br />

halbjährlich, bei Bedarf auch<br />

häufiger zusammenkommen soll.<br />

Die Einrichtungsleitung sei auch<br />

für die Ausstattung mit Hygienefachpersonal<br />

bis zum Ende der<br />

vom Bundesgesetzgeber festgelegten<br />

Übergangsfrist im Jahr<br />

2016 zuständig.<br />

„Mit der Hygieneverordnung<br />

betonen wir, dass die Verantwortung<br />

für die Hygiene in einem<br />

Krankenhaus oder einer vergleichbaren<br />

Einrichtung Chefsache<br />

sein muss“, sagte Dreyer.<br />

Oberstes Ziel sei der Schutz der<br />

Patienten und des Personals vor<br />

Infektionen, die durch bessere<br />

Hygiene vermeidbar wären.<br />

www.msagd.rlp.de<br />

www.kvrlp.de<br />

2 CHirurgenMagazin<br />

Foto: KVRLP


Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

ANC Aktuell<br />

Gesundheitskongress des Westens<br />

Ministerin Steffens kritisiert die Benachteiligung von Ärzten in NRW<br />

Die Gesundheitsminsterin des<br />

Landes Nordrhein­Westfalen<br />

(NRW) Barbara Steffens (Bündnis<br />

90/Grüne) hat beim Gesundheitskongress<br />

des Westens Mitte März<br />

2012 in Köln bessere Arbeitsbedingungen<br />

für Ärzte gefordert.<br />

Sie nannte speziell die finanzielle<br />

Benachteiligung der Ärzte in<br />

Nordrhein­Westfalen gegenüber<br />

Ärzten in anderen Bundesländern<br />

„indiskutabel“.<br />

Der Vorstandsvorsitzende<br />

der Kassenärztlichen Vereinigung<br />

Nordrhein (KVNO). Dr. Peter<br />

Potthoff ergänzte: „Junge Ärzte<br />

müssen sich auf ihre eigentlichen<br />

Aufgaben konzentrieren können.<br />

Wer möchte, dass sich junge Ärzte<br />

in Nordrhein­Westfalen nieder­<br />

lassen, muss endlich auf drin­<br />

Thüringen<br />

IV-Vertrag soll die Versorgung bei diabetischem Fußsyndrom verbessern<br />

Seit Januar 2012 gibt es für Ver­<br />

sicherte der AOK Plus in Thürin­<br />

gen und Sachsen ein neues Ange­<br />

bot zur besseren Versorgung bei<br />

diabetischem Fußsyndrom. Wie<br />

die AOK Plus und die Kassen­<br />

ärztliche Vereinigung Thüringen<br />

(KVT) mitteilten, soll der neue<br />

Vertrag helfen, das diabetische<br />

Fußsyndrom so früh wie mög­<br />

lich zu erkennen, eine bessere<br />

Behandlungskette für Betroffene<br />

aufzubauen und Versorgungs­<br />

lücken zu schließen.<br />

Der Vorstandsvorsitzende der<br />

AOK Plus, Rainer Striebel, erklärte<br />

hierzu: „Wir haben das Programm<br />

gemeinsam mit den Thüringer<br />

Ärzten entwickelt. Es garantiert<br />

unseren Versicherten eine hohe<br />

und praxisorientierte Wirksamkeit<br />

gende Wünsche der Ärzteschaft<br />

eingehen.“ Ärzte müssten entlas­<br />

tet werden. „Die Praxen sind über­<br />

frachtet mit Dingen, die nichts<br />

mit dem Arztberuf zu tun haben.“<br />

Ärzte müssten Chipkarten ein­<br />

lesen, Praxisgebühr erheben und<br />

sich mit einer hochgradig diver­<br />

sifizierten Vertragslandschaft<br />

auseinandersetzen.<br />

Ein wichtiger Aspekt beim<br />

Wettbewerb um Ärzte­Nach­<br />

wuchs sei auch die Honorierung,<br />

bei der die Arbeitsbedingungen<br />

und kürzere Heilungszeiten durch<br />

früheren Behandlungsbeginn.“<br />

Als wichtigste Eckpunk­<br />

te nannte der Kassenchef die<br />

Vermeidung von Krankenhaus­<br />

aufenthalten, eine Verringerung<br />

der Amputationsrate und eine<br />

abgestimmte Arzneimittelthera­<br />

pie nach einheitlichen Richtlinien.<br />

Hierfür sollen Versorgungs­<br />

netze aus rund 1.500 Hausärz­<br />

ten und 60 Fachärzten in diabe­<br />

tologischen Schwerpunktpraxen<br />

in Nordrhein­Westfalen schlech­<br />

ter seien als in anderen Bundes­<br />

ländern. „Ich erwähne hier das<br />

Stichwort Konvergenz. Es liegt<br />

» Geringere Mittel für die ärztliche Versorgung<br />

sind ein knallharter Wettbewerbsnachteil im Kampf<br />

um Talente. «<br />

auf der Hand, dass junge Ärzte<br />

dorthin gehen, wo es ein höheres<br />

Regelleistungsvolumen gibt.“<br />

Steffens pflichtet ihm bei:<br />

„Ich sehe das genauso wie die<br />

aufgebaut werden. Ärzte erhalten<br />

für die Leistungen innerhalb des<br />

neuen Vertrages eine extrabudge­<br />

täre Vergütung.<br />

» Ziel ist es, das diabetische Fußsyndrom<br />

Ärzte“, sagte Steffens. Geringere<br />

Mittel für die Versorgung seien<br />

ein „knallharter Wettbewerbs­<br />

nachteil im Kampf um Talente“.<br />

„Ich werde das nicht akzeptieren.<br />

früh zu erkennen, eine bessere Behandlungs-<br />

kette aufzubauen und Versorgungslücken<br />

zu schließen. «<br />

Die Vorstandsvorsitzende<br />

der KVT, Dipl.­Med. Regina Feld­<br />

mann, sagte hierzu: „Mit diesem<br />

Vertrag ist es gelungen, eine enge<br />

Verzahnung zwischen Hausärz­<br />

ten und besonders spezialisier­<br />

ten Arztpraxen zur Verbesserung<br />

der Behandlung dieser Patienten­<br />

gruppe zu erreichen.“<br />

Die Ärzte wissen mich dabei an<br />

ihrer Seite, denn Konvergenz ist<br />

auch eine Frage der Gerechtig­<br />

keit“, so die Ministerin.<br />

www.kvno.de<br />

Auch niedergelassene Chi­<br />

rurgen können an dem neuen<br />

IV­Vertrag teilnehmen. In Thü­<br />

ringen sind nach Angaben<br />

des Pressesprechers der AOK<br />

Plus, Jürgen Frühauf, derzeit<br />

zwei, in Sachsen drei Chirurgen<br />

eingeschrieben.<br />

Frühauf sagte: „Anfang des<br />

Jahres waren noch keine Ärzte<br />

eingeschrieben, so dass auch Ver­<br />

sicherte noch nicht teilnehmen<br />

konnten. Doch jetzt geht es los,<br />

inzwischen nimmt der Vertrag<br />

langsam Gestalt an.“ Eine erste<br />

Zwischenbilanz sei für Sommer<br />

2012 geplant.<br />

Kontakt:<br />

Kritisiert die finanzielle<br />

Benachteiligung von Ärzten<br />

in NRW: Landesgesundheits-<br />

ministerin Barbara Steffens<br />

KVT, Tel.: 03643 559714<br />

AOK PLUS, Tel.: 0361 6532381382<br />

Foto: Bündnis 0/Grüne<br />

25


Arztrecht<br />

Ein aktuelles Urteil des Branden-<br />

burgischen Oberlandesgerichts<br />

(OLG) vom 7. März 2012 (Akten-<br />

zeichen 3 U 107/11) lässt Fragen<br />

aufkommen, inwiefern ein wirk-<br />

samer mietvertraglicher Konkur-<br />

renzschutz in einem OP-Zentrum<br />

möglich ist.<br />

Im vorliegenden Fall klagte<br />

ein Facharzt für Chirurgie, Un­<br />

fallchirurgie und Orthopädie auf<br />

seinen mietvertraglichen Kon­<br />

kurrenzschutz gegen eine im sel­<br />

ben Haus untergebrachte Praxis<br />

für Anästhesiologie. Der Chirurg<br />

unterhielt im Gebäude eine Pra­<br />

xis mit einem geschlossenen<br />

OP­Bereich, die nachträglich ein­<br />

gezogene Anästhesiepraxis an­<br />

fänglich lediglich Eingriffsräume,<br />

in welchen sie mit Gynäkologen<br />

tätig war.<br />

Service<br />

Mietvertraglicher Konkurrenzschutz –<br />

Einfallstor Anästhesie ?<br />

In vielen Mietverträgen für Arztpraxen ist der Konkurrenzschutz innerhalb des<br />

Mietobjekts nur vage geregelt. Dies ist von Nachteil, wenn weitere Ärzte eine<br />

Praxis anmieten und durch Kooperationen mit anderen Ärzten Konkurrenz ins<br />

Haus holen. Neue Mietverträge sollten auch diese Aspekte berücksichtigen.<br />

Von Jörg Hohmann<br />

Gilt ein Konkurrenzschutz<br />

gegen die Gastoperateure?<br />

Die Anästhesiepraxis weitete<br />

sodann ihr Tätigkeitsgebiet aus<br />

und kooperierte mit Ärzten ande­<br />

rer Fachrichtungen. Der Chirurg<br />

sah seinen mietvertraglichen<br />

Konkurrenzschutz verletzt, da<br />

auch Gastoperateure im selben<br />

Tätigkeitsgebiet im OP­Zentrum<br />

tätig wurden.<br />

Das OLG Brandenburg ent­<br />

schied, dass dem Chirurg ge­<br />

genüber den Anästhesisten kein<br />

Konkurrenzschutz gegen die<br />

Gastoperateure zusteht. Das Ge­<br />

richt war der Ansicht, dass der<br />

Mietvertrag dem Chirurgen kei­<br />

nen Schutz vor den im selben<br />

Fachgebiet tätigen Operateuren<br />

einräumt.<br />

OLG: Kein Verstoß gegen<br />

Konkurrenzschutz ersichtlich<br />

Die tätigen Gastoperateure<br />

hätten in dem Ärztehaus keine<br />

Räumlichkeiten angemietet,<br />

sondern lediglich Operationen<br />

gemeinsam mit den Anästhe­<br />

sisten durchgeführt. Ein Verstoß<br />

gegen den vertraglich vereinbar­<br />

ten Konkurrenzschutz sei daher<br />

nicht ersichtlich.<br />

Das Urteil des Brandenbur­<br />

gischen OLG ist eines von vielen,<br />

welches sich mit dem mietver­<br />

traglich immanenten sowie auch<br />

vertraglich vereinbarten Konkur­<br />

renzschutz in Mietverträgen für<br />

Arztpraxen beschäftigt.<br />

Grund für die häufigen Rechts­<br />

streitigkeiten sind zum einen un­<br />

genau formulierte Konkurrenz­<br />

schutzklauseln in Mietverträgen.<br />

Weitere Gründe sind Gegeben­<br />

heiten, die erst nach Abschluss<br />

der Mietverträge im Laufe des<br />

Mietverhältnisses entstehen.<br />

Gerichte legen Konkurrenz-<br />

schutz unterschiedlich aus<br />

So entschied das Kammer­<br />

gericht Berlin mit Urteil vom<br />

6. Juni 2005 (Aktenzeichen 8 U<br />

25/05) durch Auslegung, dass<br />

eine später in ein Ärztehaus ein­<br />

gezogene Ärztin, welche ihre<br />

Tätigkeit von „chinesischer Heil­<br />

EUGH-Urteil:<br />

Künftig keine GEMA-Gebühr mehr für Musik in Arztpraxen?<br />

Normalerweise kassiert bei jeder öffentlichen Wiedergabe von Musik die<br />

Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte<br />

(GEMA) mit. Aus den Abgaben finanziert die Verwertungsgesellschaft<br />

Ausschüttungen an Musiker und an die Hersteller von Tonträgern.<br />

Bislang war die GEMA-Gebühr auch in Arztpraxen fällig, wenn<br />

beispielsweise im Warte- oder Behandlungszimmer Musik von einer CD<br />

läuft. Meist zahlen Arztpraxen hierfür zwischen 80 und 200 Euro im Jahr<br />

an die GEMA.<br />

Diese Ausgaben können sie sich unter Umständen bald sparen. Denn<br />

der Europäische Gerichshof (EUGH) hat in einer Vorabentscheidung<br />

(Aktenzeichen C-135-10) am 15. März 2012 entschieden, dass es sich<br />

hierbei nicht um eine öffentliche Wiedergabe im Sinne von Art. 8 Abs. 2<br />

der Richtlinie 92/100 handele. Voraussetzung hierfür ist nämlich, dass die<br />

Ausstrahlung von Musik im Zusammenhang mit dem Erwerbszweck des<br />

Nutzers stehen muss – bei Arztpraxen ist dies in der Regel zu verneinen,<br />

denn wer besucht schon eine Arztpraxis ausschließlich zu dem Zweck, dort<br />

im Wartezimmer einmal in Ruhe Musik zu hören?<br />

Hier gelangen Sie zur Internetseite des EUGH, auf der Sie gezielt nach<br />

einzelnen Rechtssachen und Urteilen suchen können:<br />

www.curia.europa.eu/jcms/jcms/j_6<br />

26 CHirurgenMagazin


kunde“ auf „Allgemeinmedizin“<br />

änderte, die Rechte eines bereits<br />

im Ärztehaus praktizierenden<br />

Praktischen Arztes verletzt.<br />

Das Kammergericht legte<br />

in diesem Fall die Konkurrenz­<br />

schutzklausel weit aus. Danach<br />

konnte der Arzt sowohl gegen<br />

die Konkurrenzschutztätigkeit<br />

als praktischer Arzt als auch<br />

gegen einen Hausarztinternisten<br />

Schutz beanspruchen.<br />

In dem Urteil des OLG Dres­<br />

den vom 20. Juli 2010 (Aktenzei­<br />

chen 5 U 1286/09) wiederum ging<br />

es um einen Orthopäden, der eine<br />

mietvertragliche Konkurrenz­<br />

schutzklausel in der Form ver­<br />

einbarte, dass der Vermieter die<br />

Fachrichtung Orthopädie und den<br />

Schwerpunkt Chirotherapie nicht<br />

im Objekt aufnehmen durfte.<br />

Ausgenommen hiervon waren die<br />

Traumatologie für Kinder und Ju­<br />

gendliche und die Chirotherapie.<br />

Tätigkeitsspektrum von<br />

Chirurgen und Orthopäden<br />

Ein Jahr später wurde im<br />

selben Gebäude ein weiterer<br />

Mietvertrag zum Betrieb einer<br />

Arztpraxis für die Fachdisziplin<br />

Chirurgie und Unfallchirurgie<br />

sowie einen Durchgangsarzt ab­<br />

geschlossen. Auch dieser enthielt<br />

einen Konkurrenzschutz für die<br />

Fachrichtung Chirurgie und den<br />

Schwerpunkt Unfallchirurgie.<br />

Der Orthopäde wandte sich<br />

an den Vermieter und verlangte<br />

Konkurrenzschutz. Beim OLG<br />

Dresden konnte sich der Ortho­<br />

päde dem Grunde nach durch­<br />

setzen. Der Orthopäde konnte<br />

im Rahmen seines Konkurrenz­<br />

schutzes vom Vermieter verlan­<br />

gen, dass dieser Behandlungen<br />

von Verletzungen der Stütz­ und<br />

Bewegungsorgane durch die chi­<br />

rurgische Praxis unterbindet.<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

Ähnlich wurde der Fall des<br />

Bundesgerichtshofes vom 11. Ja­<br />

nuar 2012 (Aktenzeichen XII ZR<br />

40/10) entschieden. Hier stritten<br />

ein Optiker und ein Hörgerätege­<br />

schäft mit ihrem Vermieter über<br />

der Tätigkeit eines HNO­Arztes.<br />

Dieser hatte einen „verkürzten<br />

Versorgungsweg“ geltend ge­<br />

macht und seinen Patienten Hör­<br />

geräte angeboten.<br />

Vermieter muss nicht jeden<br />

Wettbewerber fernhalten<br />

Der BGH sah allerdings<br />

durch die Abgabe von Hörgerä­<br />

ten im verkürzten Versorgungs­<br />

weg durch die Arztpraxis keinen<br />

Verstoß gegen die mietvertrag­<br />

liche Konkurrenzschutzklausel.<br />

Der BGH betonte, dass bereits<br />

im Rahmen des vertragsimma­<br />

nenten Konkurrenzschutzes ein<br />

Vermieter nicht gehalten ist,<br />

dem Mieter jeden fühlbaren<br />

oder unliebsamen Mitbewerber<br />

fernzuhalten.<br />

Vielmehr ist nach den Um­<br />

ständen des Einzelfalls abzuwä­<br />

gen, inwieweit nach Treu und<br />

Glauben und unter Berücksichti­<br />

gung der Belange der Parteien die<br />

Fernhaltung von Konkurrenz ge­<br />

boten ist (BGH Z 70, 79).<br />

Konkurrenzschutzklausel<br />

konkret ausformulieren!<br />

Wie die Rechtsprechung zeigt,<br />

ist bei Abschluss des Mietver­<br />

trages die Aufnahme einer kon­<br />

kreten Konkurrenzschutzklausel<br />

besonders wichtig. Diese sollte<br />

den zu schützenden Tätigkeits­<br />

bereich genau wiedergeben.<br />

Fraglich ist allerdings, inwie­<br />

fern auch bei weiteren in das Ob­<br />

jekt einziehenden Ärzten die Un­<br />

tervermietungsverhältnisse zu<br />

bedenken und zu regeln sind. Wie<br />

der Fall des Brandenburgischen<br />

OLG zeigt, läuft ansonsten ein<br />

gewährter Konkurrenzschutz bei<br />

Aufnahme eines Anästhesisten<br />

in ein OP­Zentrum ins Leere.<br />

Gelten Gastoperateure<br />

faktisch als Untermieter?<br />

Das Brandenburgische OLG<br />

hat sich zudem nicht mit der<br />

Rechtsfrage beschäftigt, ob die<br />

Kooperation mit den Gastope­<br />

rateuren nicht mit einem fak­<br />

tischen Untermietverhältnis –<br />

auf welche in den Grundsätzen<br />

auch Konkurrenzschutz überge­<br />

hen muss – gleichsteht. Der Bun­<br />

desgerichtshof (BGH) hat zu einer<br />

solchen speziellen Situation bis­<br />

her noch nicht geurteilt.<br />

Bei der Formulierung von<br />

mietvertraglichen Konkurrenz­<br />

schutzklauseln sollten betrof­<br />

fene Chirurgen daher in Zukunft<br />

Jörg Hohmann<br />

auch etwaige mögliche Unterver­<br />

mietungen im gleichen Objekt<br />

mitbedenken.<br />

Service<br />

Rechtsanwalt, Justiziar des BNC<br />

Kanzlei für Medizinrecht<br />

Prof. Schlegel Hohmann<br />

und Partner GbR<br />

Paul-Nevermann-Platz 5<br />

22 65 Hamburg<br />

Tel.: 0 0 106 0<br />

Fax: 0 0 106 10<br />

www.gesundheitsrecht.com<br />

Foto: Websitefactory<br />

2


Service<br />

Praxisteam<br />

Hilfe, Streit zwischen zwei Praxischefs –<br />

und ich stehe genau dazwischen!<br />

Von Heidrun Polegek<br />

In Gemeinschaftspraxen mit<br />

mehreren Ärzten und Ärztinnen<br />

geraten Arzthelferinnen oft in<br />

kritische Situationen.<br />

Fallbeispiel: Gabi M. steht zwi­<br />

schen den Stühlen. Ihre zwei<br />

Chefs haben häufig Dispute und<br />

sind darauf bedacht, dass sie<br />

ja keinen von beiden bei ihrer<br />

Arbeitseinteilung bevorzugt.<br />

Es kommt auch vor, dass<br />

beide sie sofort für eine wich­<br />

tige Aufgabe brauchen. Bei einer<br />

Auseinandersetzung macht Gabi<br />

M. einen gravierenden Fehler: Sie<br />

mischt sich ein und ergreift Partei<br />

für den Arzt, der aus Ihrer Sicht<br />

im Recht ist.<br />

Niemals in einen Streit der<br />

beiden Chefs eingreifen<br />

Allerdings interessiert das<br />

keinen mehr, denn alle beide<br />

gehen auf sie los. „Mir ist schon<br />

aufgefallen, dass Sie Dr. Meier<br />

immer bevorzugen und mich<br />

hinten anstellen!“ Und Dr. Meier<br />

zu ihr: „Sie haben sich da über­<br />

haupt nicht einzumischen … !“<br />

Wenn Sie für zwei oder mehr<br />

Chefs arbeiten, sollten Sie sich<br />

bei Konflikten so verhalten:<br />

} Greifen Sie nie in eine Ausein­<br />

andersetzung Ihrer Chefs ein.<br />

Denn dabei ziehen Sie zwangs­<br />

läufig den Kürzeren.<br />

} Am besten verlassen Sie bei<br />

Streit den Raum und reagieren<br />

mit: „Ich denke, es ist besser, Sie<br />

klären das Problem unter sich.“<br />

} Bleiben Sie neutral und machen<br />

Sie deutlich, dass Sie sich unter<br />

keinen Umständen in die Sache<br />

hineinziehen lassen werden.<br />

} Sind Sie bei einem Gespräch an­<br />

wesend, versuchen Sie, so wenig<br />

Tarifabschluss: MFA erhalten 2,9 Prozent mehr Gehalt<br />

Nach Ablauf der Einspruchsfrist ist der Tarifabschluss für Medizinische<br />

Fachangestellte (MFA) nun besiegelt. Darauf hat der Verband Medizinische<br />

Fachberufe (VMF) hingewiesen. Am 1. März 2012 hatten sich die Arbeitsgemeinschaft<br />

zur Regelung der Arbeitsbedingungen von Medizinischen<br />

Fachangestellten / Arzthelferinnen (AAA) und der Verband medizinischer<br />

Fachberufe e. V. in Berlin im zweiten Verhandlungsgespräch auf eine lineare<br />

Gehaltssteigerung von 2,9 Prozent geeinigt.<br />

Der neue Gehaltstarifvertrag tritt nach Angaben des VMF rückwirkend<br />

zum 1. Januar 2012 in Kraft und hat eine Laufzeit bis zum 31. März 2013.<br />

Die Gehaltssteigerung gilt ab dem 1. April 2012. Für den Zeitraum von<br />

Januar bis März 2012 sollen die Beschäftigten in den Tätigkeitsgruppen<br />

I und II eine Einmalzahlung in Höhe von 150 Euro erhalten, in den Tätig-<br />

keitsgruppen III und IV gibt es nach Angaben des VMF 200 Euro. Erstmals<br />

sei auch für Auszubildende eine Einmalzahlung in Höhe von 90 Euro ver-<br />

einbart worden. Die Ausbildungsvergütungen steigen um rund 50 Euro<br />

und damit zirka acht Prozent. Pro Monat erhalten Auszubildende im ersten<br />

Ausbildungsjahr somit 610 Euro, im zweiten Jahr 650 Euro und im dritten<br />

Ausbildungsjahr 700 Euro.<br />

VMF-Tarifexpertin Margret Urban erklärte hierzu: „Im Vergleich zum<br />

Arbeitgeberangebot in Höhe von zunächst 1,25 Prozent können wir mit<br />

dem Ergebnis zufrieden sein. Wir haben unser Etappenziel – die 10-Euro-<br />

Stundenlohn-Marke für Berufseinsteiger/innen – zwar noch nicht erreicht,<br />

aber wir sind mit diesem Ergebnis einen wichtigen Schritt voran gekom-<br />

men.“ Die Einstiegsgehälter für medizinische Fachangestellte lägen jetzt in<br />

der ersten Tätigkeitsgruppe bei 1.538 und in der zweiten bei 1.615 Euro<br />

und damit zwischen 9,20 und 9,67 Euro pro Stunde.“ Man habe zudem<br />

eine Strukturreform der Gehaltstabelle beschlossen, die den gestiegenen<br />

Anforderungen an die Medizinischen Fachangestellten im Rahmen der<br />

delegierbaren Leistungen und der höheren Verantwortung im Praxisteam<br />

Rechnung tragen soll. Deren Umsetzung sei für 2013 geplant.<br />

Zur Internetseite des VMF gelangen Sie hier: www.vmf-online.de<br />

Heidrun Polegek<br />

Redakteurin „Arzthelferin exklusiv“<br />

Abensweg<br />

0 2 Au i. d. Hallertau<br />

Tel.: 0 52 101<br />

Fax: 0 52 101 5<br />

heidrun.polegek@pkv-verlag.de<br />

www.medizinischefachangestellte.de<br />

wie möglich Partei zu ergreifen.<br />

Beschränken Sie sich ausschließ­<br />

lich auf die Fakten.<br />

} Lassen Sie sich auf keinen Fall<br />

dazu provozieren, unüberlegt<br />

Stellung zu beziehen oder Partei<br />

zu ergreifen.<br />

} Betonen Sie immer wieder die<br />

Gemeinsamkeiten und versuchen<br />

Sie, Lösungen anzubieten.<br />

Konflikte gehen auf Dauer<br />

an die Substanz<br />

Setzen Sie auf Ihr diplomati­<br />

sches Geschick, wenn Ihre Chefs<br />

nicht miteinander auskommen:<br />

Diese Situation ist für Sie wo­<br />

2 CHirurgenMagazin<br />

Foto: Polegek


möglich sehr belastend, denn<br />

die Stimmung im Team wird auf­<br />

grund der Differenzen der Praxis­<br />

chefs sicher nicht die beste sein.<br />

Außerdem gehen unterschwel­<br />

lige oder offen ausgetragene Kon­<br />

fl ikte auf Dauer an die Substanz.<br />

Das können Sie tun:<br />

} Am besten akzeptieren Sie<br />

diese Konstellation und halten<br />

sich aus allem raus.<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

} Ist die Situation für Sie nicht } Ganz wichtig ist, dass Sie Ihre<br />

mehr tragbar, sollten Sie etwas<br />

unternehmen. Reden Sie mit<br />

jedem Praxischef einzeln über<br />

das Problem. Sprechen Sie an,<br />

dass Sie unter den Spannungen<br />

leiden, die es zwischen Ihren Vor­<br />

gesetzten gibt und bitten Sie sie<br />

darum, auf Ihre Situation „zwi­<br />

schen zwei Stühlen“ Rücksicht<br />

zu nehmen.<br />

Fortbildung: Termine für das Praxisteam<br />

20. April 2012, Puchheim<br />

Praxis der modernen Wundbehandlung<br />

Inhalte u. a.: Die Haut, Wundheilungsphasen, Problem-<br />

wunden, phasengerechte Wundversorgung, Behandlung<br />

chronischer Wunden, Anwendung der verschiedenen<br />

Produkte in den einzelnen Wundheildungsphasen<br />

Information und Anmeldung:<br />

Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />

Landesverband Süd, Sigrun Ostermann<br />

Tel.: 08193 996165, der.apfel@gmx.de<br />

25. April 2012, Neumünster<br />

Fachtagung Impfen 2012<br />

Inhalte u. a.: Erfolgreiches Impfen im Team – Informationen,<br />

Positionen, Erfahrungen (Impfpass, Kontraindikationen,<br />

Lagerung und Vorbereitung des Impfstoffes, Durchführung,<br />

Dokumentation und Abrechnung der Impfung, Meldung un-<br />

erwünschter Impfreaktionen, Beispiele aus der Impfpraxis)<br />

Information und Anmeldung:<br />

Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-<br />

Holstein e. V., Flämische Straße 6–10, 24103 Kiel<br />

Tel.: 0431 94294, Fax: 0431 94871<br />

gesundheit@lvgfsh.de, www.lv-gesundheit-sh.de<br />

25. April 2012, Nürnberg<br />

Intensivkurs Aufbereitung von Sterilgut und<br />

Medizinprodukten in der Praxis<br />

Inhalte u. a.: Gesetzliche Grundlagen und Rahmen-<br />

bedingungen, Infrastruktur, Schutzausrüstung, Check-<br />

listen, Sterilisationsverfahren, manuelle und maschinelle<br />

Aufbereitung, Sterilgutverpackung, Dokumentation und<br />

Archivierung, Lagerung von Medizinprodukte<br />

Information und Anmeldung:<br />

TÜV Süd Akademie GmbH, Yasemin Bernhardt<br />

Edisonstraße 15, 90431 Nürnberg<br />

Tel.: 0911 6557-366, Fax: 0911 6557-364<br />

akd.nuernberg@tuev-sued.de<br />

5. Mai 2012, Hagen<br />

Azubitag West<br />

Inhalte u. a.: Hygiene und QM – was ist zu beachten?,<br />

praktische Prüfung für MFA – wie läuft sie ab?, moderne<br />

Wundversorgung, gekonnt kommunizieren, Schutz vor und<br />

Umgang mit Nadelstichverletzungen, Entsorgung – Wert-<br />

stofftrennung – Umweltschutz, Erste Hilfe im Notfall,<br />

Entspannungsübungen und körpergerechtes Arbeiten,<br />

Verbände praktisch anlegen, Durchblick im Formularwesen<br />

Information und Anmeldung:<br />

Verband medizinischer Fachberufe (VMF)<br />

Chefs absolut und ohne Ausnah­<br />

me gleich behandeln, um ihnen<br />

keinen Angriffspunkt zu bieten.<br />

Arrangieren Sie sich mit un­<br />

terschiedlichen Cheftypen und<br />

Arbeitsweisen:<br />

} Sprechen Sie das Problem offen<br />

an und bitten Sie darum, dass<br />

man gemeinsam Lösungsmög­<br />

lichkeiten fi ndet.<br />

Judith Stephan, stellv. Landesvorsitzende West<br />

Karl-Wagenfeld-Str.18a, 44534 Lünen<br />

Tel.: 02306 782429, Fax: 02306 959269<br />

jstephan@vmf-online.de<br />

7. Mai – 6. Juli 2012<br />

Weiterbildung zum Wundexperten /<br />

zur Wundexperin DEKRA<br />

Inhalte: Physiopathologie der Haut, Kompressions therapie,<br />

Lymphödem, Phasen der Wundheilung, Wundheilungs-<br />

störungen, Wundinfektion, akute und chronische Wunden,<br />

moderne Wundverbände, Verbandswechsel, Dokumenta-<br />

tion, Ernährung<br />

7.–11. Mai 2012, Hannover<br />

21.–25. Mai 2012, Aue<br />

4.–8. Juni 2012, Hamburg<br />

11.–15. Juni 2012, Erfurt<br />

2.–6. Juli 2012, Nürnberg<br />

Information und Anmeldung:<br />

Murimed Akademie Ltd. & Co. KG<br />

Prof. Richard-Beck-Straße 1, 08280 Aue<br />

Tel.: 03771 598110, Fax: 03771 598111<br />

www.murimed.de<br />

1. Juni–10. November 2012, Jena<br />

Fortbildungscurriculum „Ambulantes Operieren<br />

für Medizinische Fachangestellte“<br />

Verkürzter Kurs nach der Richtlinie der Bundesärzte kammer<br />

zur Qualitätssicherung ambulanter Operationen mit<br />

60 Stunden (ohne Praktikum) für Medizinische Fachange-<br />

stellte mit mindestens zweijähriger Tätigkeit in einer ambu-<br />

lant operierenden Einrichtung sowie Auszubildende aus<br />

einschlägigen Praxen. Der Abschluss umfasst den Erwerb<br />

der Sachkunde gemäß MBetreibV, entspricht dem zum<br />

Sterilgut assistent und ist durch das Thüringer Ministerium<br />

für Soziales, Familie und Gesundheit anerkannt.<br />

Kurs an fünf Wochenenden:<br />

1.–2. Juni 2012: Mikrobiologie, Epidemiologie, Hygiene,<br />

Rechtsgrundlagen, Geräte- und Instrumentenkunde<br />

29.–30. Juni 2012: Haut- und Geschlechtskrankheiten /<br />

Kinderchirurgie / Urologie, Aufbereitung von Medizin-<br />

produkten, Validierung und Routinekontrollen, Dokumen-<br />

tation und QM, Kenntnisprüfung Sterilgutassistent<br />

7.–8. September 2012: Physiologische Abläufe unter OP,<br />

Anästhesieverfahren, Ambulantes Operieren in HNO und<br />

Service<br />

} Versuchen Sie, alle Routineab­<br />

läufe gemeinsam mit Ihren Chefs<br />

zu planen und so einen Mittelweg<br />

zwischen den unterschiedlichen<br />

Anforderungen zu fi nden.<br />

Fazit: Widerstehen Sie der<br />

Versuchung, einen Lieblingschef<br />

zu küren. Seien Sie zu beiden<br />

gleich verbindlich und freund­<br />

lich, damit Konfl ikte gar nicht<br />

erst entstehen können.<br />

Ortho pädie, Umgang mit Patienten und Begleitpersonen<br />

5.–6. Oktober 2012: Ambulantes Operieren in Gynäkologie<br />

und Augenheilkunde, perioperative Notfälle<br />

9.–10. November 2012: Rechtliche Qualitätssicherung,<br />

Arbeitsschutz, Pathologie, Instrumenten- und Material-<br />

kunde, spezielle Chirurgie, Thromboseprophylaxe,<br />

Prüfungsgespräche<br />

Information und Anmeldung:<br />

Landesärztekammer Thüringen, Stefan Heller<br />

Akademie für ärztliche Fort- und Weiterbildung<br />

Postfach 10 07 40, 07707 Jena<br />

Tel.: 03641 614-145, Fax: 03641 614-149<br />

heller.akademie@laek-thueringen.de<br />

9. Juni 2012, Waiblingen<br />

„Ist der Quick jetzt out?“ Wo fi nden die neuen<br />

oralen Antikoagulantien ihren Einsatz?<br />

Inhalte u. a.: Lösungsansätze zu aktuellen Fragestellungen<br />

(Blutentnahme, INR, praktische Auswirkungen)<br />

Information und Anmeldung:<br />

Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />

Landesverband Süd, Sabine Winkler<br />

Tel.: 07141 862467, Fax: 07141 1336885<br />

sabine_winkler@gmx.de<br />

9. Juni 2012, Görwihl<br />

Castschulung mit neuen Longuettentechniken<br />

Inhalte u. a.: Tipps und Tricks im Anlegen von Unter-<br />

und Oberarmschienen, Daumen- und Fingerschienen<br />

Information und Anmeldung:<br />

Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />

Landesverband Süd, Esther Müller<br />

Tel.: 07628 8687, Fax: 07628 942019<br />

he_mueller@gmx.de<br />

Einstieg jederzeit<br />

Fernlehrgang Leitende Arzthelferin / MFA<br />

Fernlehrgang in zehn Lektionen: Aufgaben und Kompe-<br />

tenzen, Personalführung, BWL-Wissen, Praxisorganisati-<br />

on, QM, Praxis-Marketing, Kommunikation, Abrechnung,<br />

IGeL, Persönlichkeitstraining. Zertifi ziert von der Staatlichen<br />

Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU)<br />

Information und Anmeldung:<br />

PKV Informationszentrum, FLG Leitende Arzthelferin / MFA<br />

Residenzstraße 24, 80333 München<br />

Tel.: 089 45228090, Fax: 089 452280950<br />

www.pkv-verlag.de<br />

2


Buchtipps<br />

Proktologie<br />

Fundierter Überblick über operative Behandlungsmöglichkeiten<br />

Lange, Mölle, Girona: Chirurgische<br />

Proktologie. 2. Auflage. Heidelberg:<br />

Springer Verlag, 2012. 478 Seiten, ge-<br />

bunden, 219 Euro<br />

Zum Arbeitsgebiet des Prokto­<br />

logen gehören eine Vielfalt von<br />

Erkrankungen sowie zahlreiche<br />

konservative und operative<br />

Therapieverfahren. Im vorliegen­<br />

den Werk stellt ein 45­köpfiges<br />

Autorenteam das gesamte prok­<br />

tologische Spektrum dar. Es kon­<br />

zentriert sich dabei auf die opera­<br />

tiven Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Das Buch gliedert sich in sei­<br />

ner zweiten, vollständig überar­<br />

beiteten Auflage in einen allge­<br />

meinen und einen speziellen Teil.<br />

Taktische Medizin<br />

Krieg, Amoklauf, Terroranschlag<br />

oder Naturkatastrophe …<br />

Neitzel, Ladehof: Taktische Medizin –<br />

Notfallmedizin und Einsatzmedizin.<br />

Heidelberg: Springer Verlag, 2012.<br />

508 Seiten, gebunden, 79,95 Euro<br />

Das Chirurgen Magazin hat<br />

chirurgischen Einsätzen in der<br />

Bundeswehr und in Hilfsorgani­<br />

sationen bereits eine Reihe von<br />

Artikeln gewidmet, auch auf dem<br />

BNC­Jahreskongress 2012 war<br />

chirurgische Tätigkeit „abseits<br />

des Mainstream“ Thema. Das<br />

vorliegende Buch beschreibt nun<br />

erstmals umfassend die Organi­<br />

sation, Taktik und Versorgung<br />

von Verletzten bei polizeilichen<br />

oder militärischen Einsätzen.<br />

Namhafte Autoren vermit­<br />

teln neben den Grundlagen zu<br />

Einsatzplanung, Ausrüstung und<br />

Evakuierung auch das Wissen<br />

über die häufigsten Krankheits­<br />

bilder und Verletzungsmuster,<br />

die unter Gefechtsbedingungen<br />

auftreten. Sie adaptieren dabei<br />

die amerikanischen Leitlinien<br />

„Tactical Combat Casualty Care“<br />

(TCCC) an europäische Erforder­<br />

nisse. Darüber hinaus beleuchten<br />

sie die Rolle von Rettungsdienst,<br />

Feuerwehr sowie Polizei und er­<br />

läutern auch die Besonderheiten<br />

bei extremen klimatischen Bedin­<br />

gungen sowie das Vorgehen bei<br />

Verletzungen durch ABC­Waffen.<br />

Fazit: Pflichtlektüre für<br />

Bundeswehrärzte und jeden Arzt,<br />

der im Rettungsdienst arbeitet<br />

oder in die Planung für Katastro­<br />

phen oder Großereignisse einge­<br />

bunden ist.<br />

Ersterer beschreibt die Physiolo­<br />

gie der Beckenbodenmuskula­<br />

tur und der Defäkation sowie<br />

grundlegende Diagnostik und<br />

Behandlungsprinzipien.<br />

Der spezielle Teil ist einzel­<br />

nen proktologischen Indikatio­<br />

nen gewidmet: Hier werden<br />

Hämorrhoiden, Analfissur, ano­<br />

rektale Abszesse und Fisteln,<br />

Analinkontinenz, Obstipation,<br />

Rektumprolaps, Anal­ und Rek­<br />

tumtumoren, dermatologische<br />

Erkrankungen, Analschmerzen,<br />

urologische Maßnahmen und<br />

Kinderproktologie dargestellt.<br />

Leser beim Online­Buch­<br />

händler Amazon bemängeln trotz<br />

großen Lobs für die umfassende<br />

fachliche Darstellung allerdings,<br />

das Buch enthalte für ein Werk<br />

in dieser Preisklasse eindeutig zu<br />

viele Rechtschreibfehler.<br />

Fazit: Ein umfassender und<br />

reich bebilderter Überblick über<br />

den aktuellen Stand in der moder­<br />

nen Proktologie, Empfehlung für<br />

jede aktiven Proktologen.<br />

Sonografie<br />

Das gesamte Wissen zum Ultraschall –<br />

Organ für Organ dargestellt<br />

Dietrich (Hg.): Ultraschall-Kurs. Organ-<br />

bezogene Darstellung von Grund-,<br />

Aufbau- und Abschlusskurs. Köln:<br />

Deutscher Ärzteverlag, 2012. 506 Sei-<br />

ten, kartoniert, 79,95 Euro<br />

Die sechste völlig überarbei­<br />

tete und erweiterte Auflage des<br />

Standardwerks fasst erneut das<br />

aktuelle sonografische Wissen<br />

zusammen und berücksichtigt<br />

dabei die Richtlinien der Kassen­<br />

ärztlichen Bundesvereinigung<br />

und der Fachgesellschaften.<br />

Der Leser erhält Organ für<br />

Organ eine schrittweise Einfüh­<br />

rung in die modernen Verfahren<br />

der Sonografie. Alle durch Richt­<br />

linien vorgegeben Inhalte von<br />

Grund­, Aufbau­, und Abschluss­<br />

kurs werden berücksichtigt, ohne<br />

die Darstellung künstlich in drei<br />

Kursteile zu splitten. Darüber<br />

hinaus eignet sich der Titel aber<br />

auch als diagnostischer Leitfaden<br />

oder Nachschlagewerk für erfah­<br />

rene Ärzte.<br />

Neu in der sechsten Auf­<br />

lage sind Kapitel über die Ge­<br />

schichte und Entwicklung der<br />

Ultraschalldiagnostik und den<br />

perinealen Ultraschall. Die dazu­<br />

gehörige DVD enthält 60 Videos<br />

mit schrittweiser Erläuterung<br />

der Untersuchungstechnik, Basis­<br />

schnitte zum Ausdrucken und<br />

Nachzeichnen sowie alle Abbil­<br />

dungen des Buches .<br />

Fazit: Songrafischer Streif­<br />

zug von Organ zu Organ in klaren,<br />

aufschlussreichen Bildern – für<br />

ein kursübergreifendes Arbeiten.<br />

0 CHirurgenMagazin


Healthcare Marketing<br />

Patienten im Fokus der<br />

Gesundheitsvermarktung<br />

Strahlendorf (Hg.): Healthcare Marke-<br />

ting 2012. Hamburg: New Business<br />

Verlag, 2012. 328 Seiten, gebunden,<br />

48 Euro<br />

Auch wenn es letztlich der<br />

Arzt ist, der den Rezeptblock<br />

zückt, haben Unternehmen aus<br />

der Pharma­ und Medizintechnik­<br />

branche bei der Vermarktung<br />

ihrer Produkte längst nicht mehr<br />

nur Ärzte, sondern zunehmend<br />

auch Patienten im Visier.<br />

Im vorliegenden Jahrbuch<br />

geben 53 Experten aus Werbung,<br />

Marktforschung und Marketing<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

in fünf Kapiteln ihr Fachwis­<br />

sen weiter, das sie in den Berei­<br />

chen Marketing, Kommunikation<br />

und Kreation für Medikamente,<br />

Healthcare­Produkte, Kranken­<br />

kassen und Versicherungen,<br />

Ärzte, Kliniken und Apotheken<br />

gewonnen haben. Zugleich wird<br />

der Umgang der Akteure mit den<br />

Herausforderungen von Markt<br />

und Politik beschrieben.<br />

Fallstudien und Beispiele<br />

preisgekrönter Kampagnen aus<br />

dem In­ und Ausland sollen dem<br />

Leser Anregungen für eigene<br />

Marketingaktivitäten liefern. Auf<br />

einer Liste mit Agenturen und<br />

Dienstleistern finden sie dann<br />

geeignete Experten, die diese<br />

Ideen gleich fachkundig umset­<br />

zen können.<br />

Fazit: Einblicke in die Marke­<br />

ting­ und Kommunikationsakti­<br />

vitäten von Gesundheitsmarken –<br />

und Anregungen für die eigene<br />

Unternehmenskommunikation.<br />

Buchtipps<br />

GKV-VSG<br />

Orientierung im Umgang mit den<br />

neuen gesetzlichen Grundlagen<br />

Halbe, Orlowski, Preusker, Schiller,<br />

Wasem: Versorgungsstrukturgesetz<br />

(GKV-VStG) – Auswirkungen auf die<br />

Praxis. Heidelberg: Medhochzwei<br />

Verlag, 2012. 379 Seiten, kartoniert,<br />

49,95 Euro.<br />

Ob Vertragsarzt, Kranken­<br />

haus, Medizinisches Versorgungs­<br />

zentrum (MVZ) oder gesetzliche<br />

Kasse – das neue GKV­Versor­<br />

gungsstrukturgesetz (GKV­VSG)<br />

konfrontiert fast alle Akteure im<br />

deutschen Gesundheitswesen<br />

mit erheblichen strukturellen<br />

Veränderungen.<br />

Dieses Buch fasst die ge­<br />

setzlichen Neuregelungen zu­<br />

sammen und erläutert ihre<br />

Auswirkungen auf die Praxis.<br />

Hierzu zählen die Themenbe­<br />

reiche Sicherstellung der am­<br />

bulanten ärztlichen Versorgung,<br />

Reform des vertragsärztlichen<br />

Vergütungssystems, ambulante<br />

spezialfachärztliche Versorgung,<br />

innovative Behandlungsme­<br />

thoden, Weiterentwicklung der<br />

Strukturen des Gemeinsamen<br />

Bundesausschusses, Stärkung<br />

des Kassenwettbewerbs, Zulas­<br />

sungsregeln für MVZ sowie Rege­<br />

lungen zur Datentransparenz.<br />

Eine Synopse mit den wich­<br />

tigsten Passagen der betroffenen<br />

Gesetze sowie ein Glossar mit<br />

neuen Fachtermini bieten zusätz­<br />

lichen praktischen Nutzwert.<br />

Fazit: Ein unverzichtbares<br />

Buch für alle, die gesundheits­<br />

politisch auf dem neuesten Stand<br />

mitreden möchten.<br />

Pharmakotherapie<br />

60 aktuelle Patientenbeispiele für Wechselwirkungen von Arzneimitteln<br />

Verspohl: Interaktionen. Einführung<br />

mit Rezeptbeispielen aus der Praxis.<br />

Stuttgart: DAV, 2011. 207 Seiten, kar-<br />

toniert, 29,90 Euro<br />

Eins plus eins gleich drei?<br />

Die Wechselwirkungen zwi­<br />

schen zwei gleichzeitig einge­<br />

nommenen Medikamenten sind<br />

komplex: Sie reichen von der Wir­<br />

kungsverstärkung über die Intoxi­<br />

kation oder Abschwächung bis<br />

zur Wirkungslosigkeit. Arztpraxis<br />

und Apotheke sind hier gleicher­<br />

maßen gefordert, den Überblick<br />

zu behalten.<br />

Die Autoren dieses Buches<br />

nehmen in 60 Patientenbeispie­<br />

len Wechselwirkungen unter die<br />

Lupe, die Ärzten oder Apothe­<br />

kern Tag für Tag begegnen oder<br />

begegnen können. Sie beschrei­<br />

ben Wechselwirkungen zwischen<br />

verordneten Arzneimitteln, aber<br />

auch Reaktionen zwischen die­<br />

sen Arzneimitteln und Präpara­<br />

ten der Selbstmedikation, Nah­<br />

rungsmitteln sowie Suchtmitteln<br />

wie Alkohol oder Rauchen.<br />

Sie geben damit Antworten<br />

auf die Frage, wie schwerwiegend<br />

die erwartete Wechselwirkung<br />

einzuschätzen ist und welche<br />

Empfehlungen folglich gegeben<br />

werden müssen. Die vorliegende<br />

fünfte Auflage wurde aktualisiert<br />

– Kriterien für die Neuaufname<br />

oder Streichung von Substanzen<br />

waren die Schwere einer Interak­<br />

tion, ein neu im Markt eingeführ­<br />

ter Arzneistoff sowie Anregungen<br />

aus der klinischen Praxis.<br />

Fazit: Wirkungsvolles Eingrei­<br />

fen im Bedarfsfall ist das A und<br />

O einer verantwortungsvollen<br />

Pharmakotherapie – schulen Sie<br />

daher Ihre Alarmglocken!<br />

1


Termine<br />

april 2012<br />

2 .– 2 . . 2012, Berlin<br />

12 . Kongress der Deutschen Gesellschaft<br />

für Chirurgie (DGCH)<br />

Motto: Chirurgie in Partnerschaft<br />

Insbesondere mit den Partnerfächern Kardiologie und Kardiochirurgie,<br />

Pädiatrie und Kinderchirurgie, Neurologie und Neurochirurgie, Medizi­<br />

nische und Chirurgische Onkologie.<br />

Information und Anmeldung:<br />

MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG<br />

Neuwieder Straße 9, 90411 Nürnberg, Tel.: 0911 393160, Fax: 0911 331204<br />

mcn@mcn-nuernberg.de, www.chirurgie2012.de<br />

2 . .– 1. 5. 2012, Baden-Baden<br />

60. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher<br />

Orthopäden und Unfallchirurgen<br />

Motto: Sicherheit in Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

Themen: Verringerung von Risiken, Fehlermanagement, Kommunika­<br />

tion mit Patienten und Medien, Sicherheit von Implantaten, Revisions­<br />

operationen, Protheseninfektionen, zweiseitiger Prothesenwechsel<br />

Information und Anmeldung:<br />

Geschäftsstelle der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen e. V.<br />

Maria-Viktoria-Straße 9, 76530 Baden-Baden<br />

Tel.: 07221 29683, info@vsou.de, www.vsou.de<br />

Mai 2012<br />

.– 5. 5. 2012, Wiesbaden<br />

2. Kongress Aktuelle Entwicklungen und Trends<br />

in Fuß- und Sprunggelenkschirurgie<br />

Information und Anmeldung:<br />

Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH, Carl-Pulfrich-Straße 1<br />

07745 Jena, Tel.: 03641 3116-305, Fax: 03641 3116-243, info@conventus.de<br />

www.conventus.de, www.gelenkzentrum-wiesbaden-kongress.de<br />

10.– 12. 5. 2012, Berlin<br />

1 . Jahreskongress der Deutschen Vereinigung für<br />

Schulter- und Ellenbogenchirurgie (DVSE)<br />

Themen: Proximale Humerusfrakturen (konservative Therapie, Osteo­<br />

synthese, Fraktur­ und inverse Endoprothetik), Schulterinstabilität<br />

(Weichteilpathologien, knöcherne Defekte, Endoprothetik), Rotatoren­<br />

manschette (arthroskopische vs. mini­open Techniken, Muskellappen­<br />

plastiken und inverse Endoprothese), Ellenbogenfrakturen und ­instabili­<br />

täten (konservative Therapie, rekonstruktive Verfahren, Endoprothetik)<br />

Information und Anmeldung:<br />

Intercongress GmbH, Düsseldorfer Straße 101, 40545 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211 585897-80, Fax: 0211 585897-99, info.duesseldorf@intercongress.de<br />

www.intercongress.de, www.dvse-kongress.de<br />

11.– 12. 5. 2012, Hamburg<br />

Anorektaler Endo-Sonographiekurs (CME)<br />

Grund­ und Aufbaukurs mit praktischen Übungen an Probanden, zerti­<br />

fiziert von Landesärztekammer und DEGUM<br />

Information und Anmeldung:<br />

Akademie für Anorektale Endosonographie, c/o End- und Dickdarm-Zentrum<br />

Mannheim, Angelika Wiedenmann, Bismarckplatz 1, 68165 Mannheim<br />

Tel.: 0621 123475-10, Fax: 0621 123475-12, mail@enddarm-zentrum.de<br />

12. 5. 2012, Berlin<br />

Aktuelle Proktologie 2012<br />

Themen u. a.: Operationsindikationen in der Proktologie, proktologische<br />

Wunden, Fallstricke und Komplikationen, periproktischer Abszess,<br />

analer Juckreiz, dermatologisch­proktologische Blickdiagnostik, prokto­<br />

gene Entleerungsstörung, erblicher Darmkrebs, Therapie der chronisch­<br />

entzündlichen Darmerkrankung, parasitäre Darmerkrankungen<br />

Information und Anmeldung:<br />

Medical Event Solutions GmbH, Bahnhofstraße 48, 12305 Berlin<br />

Tel.: 030 7007895-0, www.aktuelle-proktologie.de<br />

15.– 1 . 5. 2012, Bad Neustadt<br />

Workshop und internationales Symposium Handchirurgie<br />

Themen u. a.: Die schwierige Kahnbeinfraktur und ­pseudarthrose,<br />

Endoprothetik an der Hand, am Hand­ und Ellbogengelenk, Handchirurgie<br />

im Wandel der Zeit. Ganztägige Workshops mit Live­Operationen.<br />

Information und Anmeldung:<br />

Klinik für Handchirurgie Bad Neustadt, Prof. Karl-Josef Prommersberger,<br />

Prof. Jörg van Schoonhoven, Salzburger Leite 1, 97616 Bad Neustadt a. d. Saale<br />

Tel.: 09771 66-2889 oder -2802, Fax: 09771 65-9201 / -9204, ad@handchirurgie.de<br />

Juni 2012<br />

1.– 2. 6. 2012, Berlin<br />

1. TrueMed Symposium<br />

Sportmedizin zwischen Voodoo und Wissenschaft<br />

Themen u. a.: Rechtliche Grundlagen der Sportlerbetreuung, chronische<br />

Leistenbeschwerden, „Return­to­play“­Entscheidungen, Muskelverletzungen,<br />

Bandverletzungen, Sehnenpathologien, biomechanische<br />

Grundlagen, Nahrungsergänzung<br />

Information und Anmeldung:<br />

Medical Event Solutions GmbH, Bahnhofstraße 48, 12305 Berlin<br />

Tel.: 030 7007895-0, anmeldung@mes-berlin.com, www.mes-berlin.com<br />

1.– 2. 6. 2012, Hamburg<br />

10. Jahrestagung der Deutschen Herniengesellschaft<br />

Leitthema: Chronische Schmerzen nach Hernienoperationen (Schmerzentstehung,<br />

Nervenanatomie, Schmerzprävention, Stellenwert des präoperativen<br />

Schmerzes, Risikofaktoren, quantitative sensorische Testung,<br />

Nervenmanagement, alloplastische Materialien, konservative und chi­<br />

2 CHirurgenMagazin


urgische Therapie chronischer Schmerzen, sozioökonoische Bedeutung)<br />

Weitere Themen: Hernienchirurgie bei Leberzirrhose, Hernienopera­<br />

tionen nach Organtransplantation, Hernienchirurgie und Eingriffe an<br />

Uterus und Adnexen, palliative Hernienchirurgie bei fortgeschrittenen<br />

Tumorleiden, Hydrozele und Spermatozele – einseitige oder zweiseitige<br />

Versorgung?, symptomatische Cholezystilithiasis, Kolorektalchirurgie,<br />

perioperatives Management bei Patienten mit kardiovaskulären Begleit­<br />

erkrankungen und Antikoagulation<br />

Information und Anmeldung:<br />

Interplan Congress, Meeting & Event Management AG, Kaiser-Wilhelm-Straße 93<br />

20355 Hamburg, Tel.: 040 325092-30, Fax: 040 325092-44<br />

dhg2012@interplan.de, www.dhg2012.de<br />

.– . 6. 2012, Stade<br />

1 . Tagung der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen<br />

Motto: Neues denken – Bewährtes lehren<br />

Themen u. a.: MIC und Fast Track, Allgemein­ und Viszeralchirurgie,<br />

Update Magenkarzinom/Kolonkarzinom, Unfallchirurgie, Gefäßchirurgie,<br />

Operieren ohne Gerinnung, Videodemonstrationen, Workshops (Gefäß­<br />

intervention, Naht­ und Staplertechniken, Single Port Surgery, transanale<br />

endoskopische Mikrochirurgie, aktuelle Osteosynthesetechniken)<br />

Information und Anmeldung:<br />

MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG<br />

Neuwieder Straße 9, 90411 Nürnberg, Tel.: 0911 3931640, Fax: 0911 3931666<br />

mcn@mcn-nuernberg.de, www.mcn-nuernberg.de<br />

1 .– 16. 6. 2012, Kassel<br />

15. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für<br />

Wundheilung und Wundbehandlung (DGfW)<br />

Motto: Leitlinien und Qualitätsstandards – Faszination Palliativmedizin<br />

Themen u. a.: MRE und MRSA, Entzündung und Infektionskrankheit, Ins­<br />

trumentenaufbereitung und deren Risiken, OP­Vorbereitung, Laser­ und<br />

Diathermieanwendung, Dialyse, Dekubitus­Prophylaxe und ­therapie,<br />

Schmerz, Mobilität, Ernährung, Patientensicherheit<br />

Information und Anmeldung:<br />

Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH<br />

Carl-Pulfrich-Straße 1, 07745 Jena, Tel.: 03641 3116160, Fax: 03641 3116244<br />

info@conventus.de, www.conventus.de, www.wunde-wissen.de<br />

15.– 16. 6. 2012 und 21. 6. 2012, Stuttgart<br />

Das Patellofemoral-Gelenk (CME)<br />

Teil 1 (15.– 16. 6. 2012): Grundlagen, Workshops, Live­Operationen<br />

(Biomechanik des Patellofemoralgelenks, Bildgebung, Klinik, operative<br />

Strategien, konservatives Management)<br />

Teil 2 (21. 6. 2012): Cadaver Lab (arthroskopische Diagnostik und Thera­<br />

pie, ligamentäre Eingriffe, Tuberositas Transfer, Trochleaplastik, ACT)<br />

Information und Anmeldung:<br />

Intercongress GmbH, Düsseldorfer Straße 101, 40545 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211 585897-80, Fax: 0211 585897-99, info.duesseldorf@intercongress.de<br />

www.intercongress.de, www.sportklinik-stuttgart.de<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

2 .– 2 . 6. 2012, Salzburg (Österreich)<br />

Termine<br />

2 . Jahreskongress der Gesellschaft für Orthopädisch-<br />

Traumatologische Sportmedizin (GOTS)<br />

Themen u. a.: Extremsportmedizin, Meniskuschirurgie, Implantate und Bio­<br />

materialien in der Sportmedizin, Lebensbewältigung nach Sporttrauma,<br />

Workshops und Instruktionskurse (Wettkampfmedizin, Protektoren im<br />

Sport, Techniken in der Physiotherapie, Visualisieren von Biomechanik)<br />

Information und Anmeldung:<br />

Intercongress GmbH, Rebecca Tomaszewski<br />

Mommsenstraße 5, 10629 Berlin, Tel.: 030 893877-11, Fax: 030 893877-15<br />

gots@intercongress.de, www.intercongress.de, www.gots-kongress.de<br />

2 .– 0. 6. 2012, Köln<br />

Kölner Ellenbogen-Kurs<br />

Themen u. a.: State of the Art in der Ellenbogenchirurgie, chirurgische<br />

Techniken (arthroskopisch und offen), Live­Operationen an einer Leiche,<br />

Fallpräsentationen, praktische Übungen (Zugangswege, Arthroskopie,<br />

arthroskopische Arthrolyse, Distraktionsarthrolyse, Osteosynthesen,<br />

Endoprothetik, Hemiendoprothese, Radiuskopfprothese, Neurolyse,<br />

Epikondylitis, Revisionsendoprothetik)<br />

Information und Anmeldung:<br />

Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie, Prof. L. P. Müller, Kerpener Straße 62, 50937 Köln<br />

www.orthopaedie-unfallchirurgie.uk-koeln.de<br />

Juli 2012<br />

1 .– 21. . 2012, Wildbad Kreuth<br />

. Tegernseer Schulter- und Ellenbogenkurs<br />

Themen u. a.: Schulterinstabilität, Ellenbogeninstabilität, Frakturen,<br />

ASK/Prothetik, Rotatorenmanschette, Prothetik, Anatomie und Zugänge,<br />

Bildgebung, Differenzialdiagnostik, Frakturprothetik vs. Rekonstruktion,<br />

stadiengerechte Behandlung der komplexen Radiuskopffraktur<br />

Information und Anmeldung:<br />

Intercongress GmbH, Karlsruher Straße 3, 79108 Freiburg, Tel.: 0761 69699-0<br />

Fax: 0761 69699-11, info.freiburg@intercongress.de, www.tese-kurs.de<br />

25.– 2 . . 2012, Regensburg<br />

. Jahrestagung der Vereinigung Bayerischer Chirurgen<br />

Motto: Ratio et Emotio in Chirurgia<br />

Themen u. a.: Allgemein­ und Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie, Kinder­<br />

chirurgie, Thoraxchirurgie, Plastische Chirurgie, Unfallchirurgie, Leber­<br />

chirurgie, regenerative Chirurgie, Medizintechnik, Polytrauma, außerdem<br />

chirurgische Forschung, klinische Falldemonstrationen, Live­Übertragungen<br />

aus dem OP, Pflegesymposium sowie diverse Sondersitzungen<br />

Information und Anmeldung:<br />

MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG<br />

Neuwieder Straße 9, 90411 Nürnberg, Tel.: 0911 3931640, Fax: 0911 3931666<br />

vbc@mcn-nuernberg.de, www.mcn-nuernberg.de


Industrie<br />

Neue Lösungen der <strong>Systempartnerschaft</strong><br />

Mehr als nur reiner Lager- und Lieferservice<br />

Die Firma HARTMANN hat auf<br />

ihr Angebot der Systempartner­<br />

schaft für umfassende kunden­<br />

individuelle Lösungen zu Orga­<br />

nisation, Wissen und Produkten<br />

hingewiesen. Aufwändige Ne­<br />

benprozesse in operierenden<br />

Praxen und OP­Zentren lassen<br />

sich demzufolge durch die maß­<br />

geschneiderten Lösungsansätze<br />

optimieren.<br />

Gemeinsamer Bundeskongress Chirurgie 2012<br />

Gratulation zu einer gelungenen Veranstaltung !<br />

Als ein Industrieaussteller der<br />

ersten Stunde schildert an dieser<br />

Stelle Dr. Rudolph Meindl seine<br />

Eindrücke vom Gemeinsamen<br />

Bundeskongress Chirurgie 2012:<br />

„Es ist mir wiederum ein großes<br />

Vergnügen, meine persönlichen<br />

Eindrücke wiederzugeben, zumal<br />

ich auf Erfahrung aus sämt­<br />

lichen bisher durchgeführten 13<br />

BNC­Kongressen zurückblicken<br />

kann.“<br />

Damit könnten die medizi­<br />

nischen Einrichtungen perso­<br />

nelle und finanzielle Ressourcen<br />

einsparen, um sie für die Patien­<br />

tenversorgung einzusetzen. Ein<br />

Modul der <strong>Systempartnerschaft</strong><br />

ist der OP­Planer. Operationen<br />

Der Zusammenschluss aller<br />

an diesem Kongress beteilig­<br />

ten Verbände und Institutio­<br />

nen wurde nach Einschätzung<br />

Meindls in erster Linie deshalb<br />

vollzogen, weil mehr denn je<br />

gemeinsame Stärke entwickelt<br />

und gezeigt werden muss. „Den<br />

verantwortlichen Referenten an<br />

der Podiumsdiskussion ist es in<br />

hervorragender Form gelungen,<br />

dieses Motto plakativ, engagiert<br />

könnten damit zeit­ und orts­<br />

unabängig über das Internet im<br />

OP­Zentrum terminiert werden.<br />

Der OP­Planer bilde die Eingriffe,<br />

den benötigten medizinischen<br />

Sachbedarf sowie die vorhande­<br />

nen Ressourcen ab.<br />

Das Kostenstellenmanage­<br />

ment schaffe Kostentransparenz<br />

und Abrechnungsgenauigkeit: Es<br />

richtet sich nach Informationen<br />

des Unternehmens an Zentren,<br />

und authentisch zu analysieren,<br />

um das so notwendige Wir­Gefühl<br />

aller an der Versorgung der Bevölkerung<br />

Beteiligten zu mobilisieren“,<br />

sagte Meindl weiter.<br />

„BNC­Präsident Dr. Dieter<br />

Haack hat die politische Lage<br />

wieder einmal dynamisch, kämpferisch,<br />

informativ und zukunftsperspektivisch<br />

analysiert, insbesondere<br />

was die Einschätzung<br />

des GKV­Versorgungsstrukturgesetzes<br />

anbetrifft“, erklärte<br />

Meindl. Haack habe festgestellt,<br />

dass dieses Gesetz sich erstmals<br />

nicht gegen die Ärzte richte, dass<br />

die Politik den drohenden Ärztemangel<br />

erkannt habe und mehr<br />

Flexibilität in der Niederlassung<br />

nunmehr bestehen dürfte.<br />

Haack habe jedoch auch<br />

auf viele Schwierigkeiten und<br />

zukunftsperspektivische Einengungen<br />

der freiberuflichen<br />

Die Beiträge der Rubrik Industrie beruhen auf Informationen der angegebenen Firmen.<br />

Herausgeber und Redaktion sind nicht verantwortlich für die Inhalte.<br />

in denen mehrere Ärzte ihren<br />

OP­, Praxis­ und Sprechstunden­<br />

bedarf aus einem gemeinsamen<br />

Lager beziehen.<br />

» Durchdachte Lösungen zur Effizienzsteigerung –<br />

mehr als nur Warenwirtschaft und Logistik «<br />

Um die <strong>Systempartnerschaft</strong><br />

bedarfsgerecht und maßge­<br />

schneidert aufzubauen, analy­<br />

siere ein Experte mit den Verant­<br />

wortlichen der medizinischen<br />

Einrichtungen die aktuelle Situa­<br />

tion und entwickele gemeinsame<br />

und bedarfsgerechte Lösungen.<br />

Ärzte hingewiesen. Meindl hierzu:<br />

„Haack wird nie aufhören zu<br />

mahnen, dass die Freiberuflichkeit<br />

erhalten bleiben muss.“<br />

BAO­Präsident Dr. Axel<br />

Neumann habe auf klare und<br />

provokative Weise darauf hinge­<br />

wiesen, dass Ärzte mehr Stärke<br />

und nicht Schwäche demonstrie­<br />

ren sollten. „Ärzte sollten sich im<br />

Klaren sein, dass sie sich nach wie<br />

vor höchster sozialer Anerken­<br />

nung erfreuen, im Gegensatz zur<br />

Einschätzung der Ärzteschaft als<br />

globales Konstrukt der Medien“,<br />

betonte Meindl und ergänzte:<br />

„In die gleiche Kerbe schlugen in<br />

wohltuender Weise auch BDC­<br />

Präsident Professor Hans­Peter<br />

Bruch und Anne­Katrin Döbler.“<br />

Meindl resümierte: „Der Arzt<br />

sollte sich bewusst sein, dass<br />

Arztsein und Gesellschaft als<br />

Einheit in einer untrennbaren<br />

In Kooperation mit der QM­<br />

Service GmbH, einem Unterneh­<br />

men der HARTMANN Gruppe,<br />

begleite der Anbieter Praxen und<br />

Zentren beim Aufbau eines Qua­<br />

litätsmanagements. Abgerundet<br />

werde der Service durch umfas­<br />

sende Fachberatung, praxisnahe<br />

Fortbildung sowie durch bewähr­<br />

te Qualitätsprodukte.<br />

Wie das Unternehmen be­<br />

tonte, hört die HARTMANN<br />

<strong>Systempartnerschaft</strong> also nicht<br />

bei effizienten Logistik­ bzw.<br />

Warenwirtschaftslösungen auf.<br />

Kontakt<br />

www.hartmann.info<br />

Dr. rer. pol. rudolph Meindl<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Dr. Meindl u. Partner<br />

Verrechnungsstelle GmbH<br />

Willy-Brandt-Platz 20<br />

0 02 Nürnberg<br />

Tel. 0 11 -2<br />

Fax 0 11 - 0<br />

www.verrechnungsstelle.de<br />

Wechselbeziehung existieren.<br />

Es war wieder eine sehr gelun­<br />

gene Veranstaltung – die letzte,<br />

in der fachliche Diskussionen<br />

geführt werden, ohne den pri­<br />

vaten Small Talk zu vergessen.<br />

Gratulation!“<br />

CHirurgenMagazin<br />

Foto: Meindl


Die Beiträge der Rubrik Industrie beruhen auf Informationen der angegebenen Firmen.<br />

Herausgeber und Redaktion sind nicht verantwortlich für die Inhalte.<br />

Versicherungen<br />

Berufshaftpflichtversicherung:<br />

Deckungssumme und Aufklärung<br />

Ärzte haben in ihren Verträ-<br />

gen zur Berufshaftpflichtver-<br />

sicherung häufig zu niedrige<br />

Deckungssummen vereinbart.<br />

Darauf hat die Firma Helmsauer<br />

& Kollegen hingewiesen, die eine<br />

Vielzahl von Verträgen auf diesen<br />

Punkt hin überprüft hat.<br />

Eine Versicherungssumme<br />

von mindestens drei, besser je­<br />

doch fünf Millionen Euro pau­<br />

schal für Personen­ und Sach­<br />

schäden sowie 500.000 Euro für<br />

Vermögensschäden bietet Ärzten<br />

zwar die Sicherheit, im Fall der<br />

Fälle ausreichend versichert zu<br />

sein. Allerdings steigen durch den<br />

medizinischen Fortschritt und<br />

immer höhere Pflege­ und Thera­<br />

piekosten auch die Schadener­<br />

satzleistungen stetig an. Momen­<br />

tan ist eine Deckungssumme von<br />

fünf Millionen Euro noch ausrei­<br />

chend, die Tendenz geht aber für<br />

die Zukunft sicherlich zu höhe­<br />

ren Deckungssummen.<br />

Versicherungssumme auf<br />

10 Millionen Euro erhöhen?<br />

Bereits heute können Ärzte<br />

Verträge mit einer Versicherungs­<br />

summe von zehn Millionen Euro<br />

pauschal für Personen­ und Sach­<br />

schäden und 500.000 Euro für<br />

Vermögensschäden abschließen.<br />

Denkbar sind Schäden in dieser<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

Größenordnung im Bereich der<br />

Geburtshilfe oder generell bei<br />

hohen Rentenzahlungen.<br />

Jedoch haben die Versicherer<br />

hier noch keine Erfahrungswerte<br />

für ihre Kalkulation, da derar­<br />

tige Schäden über fünf Millio­<br />

nen Euro derzeit praktisch nicht<br />

vorkommen.<br />

Daher kalkulieren die Ver­<br />

sicherer die Beiträge für diese<br />

Deckungssumme in der Regel<br />

individuell, so dass die Beitrags­<br />

höhe bei den einzelnen Versiche­<br />

rern momentan noch sehr unter­<br />

schiedlich ausfallen kann.<br />

Gute Aufklärung kann vor<br />

Schadensfällen schützen<br />

Ebenso wichtig wie eine aus­<br />

reichende Absicherung sind ge­<br />

eignete Vorkehrungen, damit<br />

es gar nicht erst zum Schaden<br />

kommt. Eine entscheidende Rolle<br />

spielt hier die Aufklärung, der die<br />

Gerichte bereits in den vergan­<br />

genen Jahren immer mehr Ge­<br />

wicht beigemessen haben.<br />

Vor jedem diagnostischen<br />

oder operativen Eingriff muss ein<br />

Aufklärungsgespräch zwischen<br />

Arzt und Patient geführt und<br />

schriftlich dokumentiert werden.<br />

Die Dokumentation erbringt den<br />

juristisch notwendigen Nachweis,<br />

dass der Patient mit der Behand­<br />

lung einverstanden ist. Es genügt<br />

also weder nur ein persönliches<br />

Arzt­Patientengespräch, noch die<br />

reine Dokumentation, beides zu­<br />

sammen wird gefordert. Der Arzt<br />

kann – auch bei sonst fehlerloser<br />

Behandlung – bei fehlender oder<br />

nur unvollständiger Aufklärung<br />

schadenersatzpflichtig gemacht<br />

werden. Die Beweislast für die<br />

Aufklärung liegt hier beim Arzt.<br />

Erleichtern lässt sich die<br />

Dokumentation mit Patienten­<br />

aufklärungsbögen der Firmen<br />

„Diomed“ oder „proCompliance“.<br />

Diese bieten unter dem gemein­<br />

samen Firmendach „Thieme<br />

Compliance“ über 2.000 Aufklä­<br />

rungsbögen für alle wichtigen<br />

medizinischen Diagnose­ und<br />

Therapieverfahren an. Eine stän­<br />

dige Überarbeitung und Anpas­<br />

sung an die aktuellen Entwick­<br />

lungen in Medizin und Recht ist<br />

selbstverständlich.<br />

Risikoaufklärung und<br />

therapeutische Aufklärung<br />

Die Bögen sind in patien­<br />

tenverständlicher Sprache ge­<br />

schrieben. Sie helfen bei der<br />

Aufklärung über den Eingriff<br />

(Risikoaufklärung) und auch bei<br />

der therapeutischen Aufklärung<br />

(Sicherungsaufklärung). Diese<br />

Verhaltenshinweise können hel­<br />

fen, den Patienten auch vor einer<br />

Selbstschädigung durch Fehlver­<br />

Industrie<br />

Bernd Helmsauer<br />

Vorstand der Helmsauer & Kollegen<br />

Assekuranzmakler AG<br />

Am Plärrer 5<br />

0 Nürnberg<br />

Tel.: 0 11 2 2-1 5<br />

Fax: 0 11 2 2-22<br />

info@helmsauer-gruppe.de<br />

www.helmsauer-gruppe.de<br />

halten zu schützen und den Be­<br />

handlungserfolg zu sichern.<br />

Sollten Sie Fragen zu die­<br />

sem Thema oder auch anderen<br />

Versicherungsthemen haben<br />

oder Ihre Haftpflichtpolice ent­<br />

sprechend prüfen lassen wol­<br />

len, nehmen Sie bitte Kontakt<br />

mit der Helmsauer & Kollegen<br />

Assekuranzmakler AG unter der<br />

speziell für ANC­Mitglieder reser­<br />

vierten Telefon­Hotline 0911 9292­<br />

185 auf. Alternativ dazu können<br />

Sie unter der Fax­Nummer 0911<br />

9292­224 weitere Informationen<br />

anfordern.<br />

Foto: Helmsauer<br />

5


Frage: Inwieweit ist Wissen vor-<br />

handen über den Einsatz von<br />

Mikrofasertüchern zur Flächen-<br />

reinigung oder Flächendesinfek-<br />

tion in Krankenhäusern? Es geht<br />

insbesondere um die Reinigung<br />

und Desinfektion von Arbeitsflä-<br />

chen. Können Mikrofasertücher<br />

überhaupt zur Flächensdesinfek-<br />

tion mit Desinfektionsmittel an-<br />

gewendet werden? Sind spezielle<br />

Maßnahmen bei der Wiederauf-<br />

bereitung der Mikrofasertücher<br />

zu beachten?<br />

Medizin<br />

Hygienefrage<br />

Was ist bei Flächenreinigung und<br />

-desinfektion mit Mikrofaser zu beachten ?<br />

Antwort: Mikrofasertücher sind<br />

zur Reinigung und Desinfektion<br />

von Oberflächen prinzipiell ge­<br />

eignet. Sie bieten „normalen“ Tü­<br />

chern gegenüber sogar den Vor­<br />

teil, dass sie durch ihre abrasive<br />

Oberfläche eine bessere Reini­<br />

gungswirkung erzielen als etwa<br />

Tücher aus Baumwollmateri­<br />

alien. Durch diese Wirkung kön­<br />

nen haftende Verschmutzungen<br />

einfacher und effektiver entfernt<br />

werden als das bei herkömm­<br />

lichen Tüchern der Fall ist.<br />

Jedoch gibt es eine Einschrän­<br />

kung: Werden Desinfektionsmit­<br />

tel mit quartären Ammonium­<br />

verbindungen (QAV) verwendet,<br />

können diese sich an die Fasern<br />

der Textilien anlagern und ver­<br />

mindern dadurch die Konzentra­<br />

tion der Desinfektionswirkstoffe<br />

in der Flotte.<br />

Haben auch Sie Fragen zur Praxishygiene?<br />

Daher sind bei der Reinigung<br />

mit Mikrofasertextilien mit der<br />

Desinfektionslösung diese vorab<br />

gründlich durchzufeuchten. Ein<br />

bloßes Ansprühen der Tücher<br />

Unser Hygiene-Experte berät unsere Leser in allen Fragen der Praxishygiene<br />

und Infektionsprophylaxe. Anfragen richten Sie bitte an die BNC-Geschäfts-<br />

stelle (info@bncev.de) oder an die Redaktion des Chirurgen Magazin<br />

(antje.thiel@bncev.de).<br />

oder Moppbezüge reicht bei Ver­<br />

wendung von QAV meist nicht.<br />

Bei der Aufbereitung ist dieser<br />

Effekt nicht von Bedeutung, da in<br />

den Spülgängen die Substanzen<br />

wieder ausgespült werden.<br />

Für die Aufbereitung ist kein<br />

besonderes Verfahren notwen­<br />

dig, das heißt, Mikrofasertücher<br />

können wie üblich mit den für<br />

den Zweck geforderten Verfah­<br />

ren aufbereitet werden. Gleiches<br />

gilt auch für Moppbezüge aus<br />

Mikrofasermaterial.<br />

Dr. Ernst Tabori<br />

Leitender Arzt am Beratungszentrum<br />

für Hygiene (BZH) des<br />

Universitätsklinikums Freiburg<br />

6 CHirurgenMagazin<br />

Foto: BHS GmbH


Chronische Wunden<br />

Konsensuskonferenz: Mehr Evidenz für den<br />

Einsatz teurer Medizinprodukte erforderlich<br />

Am 3. Februar 2012 trafen sich<br />

in Berlin 25 Experten für die<br />

Diagnostik und Behandlung<br />

„chronischer“ oder „schlecht<br />

heilender“ Wunden zu einer<br />

Konsensuskonferenz. Initiatoren<br />

waren Prof. Matthias Augustin<br />

vom Hamburger Institut für Ver-<br />

sorgungsforschung in der Der-<br />

matologie und bei Pflegeberufen<br />

(IVDP) sowie Prof. Eike Sebastian<br />

Debus, Vizepräsident der Deut-<br />

schen Gesellschaft für Gefäßchi-<br />

rurgie und Gefäßmedizin (DGG).<br />

Die Teilnehmer waren Wis­<br />

senschaftler aus dem gesamten<br />

Bundesgebiet, die sich schwer­<br />

punktmäßig mit Versorgungs­<br />

forschung, Outcome­Messungen,<br />

patientenbezogenen Endpunkten<br />

und Kriterien der Nutzenbewer­<br />

tung befassen. Eingeladen waren<br />

Vertreter von 162 Organisationen,<br />

Verbänden, wissenschaftlichen<br />

Fachgesellschaften, Krankenkas­<br />

sen und Politik.<br />

Versorgungsrealität lässt sich<br />

nicht immer in RCT abbilden<br />

Hauptproblem in der täg­<br />

lichen Wundversorgung ist, dass<br />

sich die Versorgungswirklichkeit –<br />

anders als von Vertretern der<br />

Kostenträger und auch dem Insti­<br />

tut für Qualität und Wirtschaft­<br />

lichkeit im Gesundheitswesen<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

(IQWiG) immer wieder gefordert<br />

– nicht adäquat in randomisiert­<br />

kontrollierten Studien (RCT) oder<br />

Metaanalysen mit hohem Evi­<br />

denzgrad darstellen lässt.<br />

Wenn die Versorgung zahl­<br />

reicher Patienten mit schlecht<br />

heilenden Wunden kostenbe­<br />

wusst, aber auch dem wissen­<br />

schaftlichen Stand entsprechend<br />

erfolgen soll, müssen andere<br />

Wege des Wirksamkeitsnach­<br />

weises von Medizinprodukten<br />

beschritten werden, etwa versor­<br />

gungswissenschaftliche Studien<br />

wie die Registerforschung.<br />

Vergleichbare und nachvoll-<br />

ziehbare Kriterien schaffen<br />

Das Treffen war als Grund­<br />

satzdiskussion gedacht, um wei­<br />

tere Eckpunkte in der Bewertung<br />

von Nutzen und Anwendbarkeit<br />

zu konsentieren. Die Teilnehmer<br />

waren sich einig, dass zunächst<br />

Grundlagen – etwa die Definition<br />

von Parametern – geschaffen<br />

werden müssen, damit in Klinik,<br />

Praxis, klinischer Forschung und<br />

Versorgungsforschung vergleich­<br />

bare, nachvollziehbare Kriterien<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Zum Teil existieren diese<br />

Grundlagen durch die Arbeit der<br />

Versorgungsforscher bereits, be­<br />

dürfen jedoch einer Normierung<br />

und Weiterentwicklung. Zum Teil<br />

müssen verbindliche Standards<br />

auch erst erarbeitet und konsen­<br />

tiert werden.<br />

Zwar werden unmittelbar<br />

keine Auswirkungen einer sol­<br />

chen Klarstellung durch die Ver­<br />

sorgungsforschung zu erwar­<br />

ten sein. Langfristig werden aber<br />

diejenigen profitieren, die die<br />

Probleme rund um die Studie zur<br />

Unterdrucktherapie (VAC) verfolgt<br />

haben, die das MDS­Gutachten<br />

zur „modernen Wundversorgung“<br />

kennen und die angesichts von<br />

Regressandrohung und Rechtsun­<br />

sicherheit regelmäßig Bedenken<br />

bei der Verordnung wissenschaft­<br />

lich begründeter, aber hochprei­<br />

siger Medizinprodukte auf die­<br />

sem Markt hegen.<br />

Für die Zukunft sind weitere<br />

Konferenzen geplant<br />

Insofern war es sehr förder­<br />

lich, dass neben Versorgungsfor­<br />

schern, die selbst auch in der täg­<br />

lichen Patientenversorgung aktiv<br />

sind, mehrere Wissenschaftler,<br />

ein Vertreter der „Rechtsdepe­<br />

sche“, ein hochrangiger Medizi­<br />

ner im Dienste einer Kranken­<br />

kasse (DAK) sowie ein Vertreter<br />

der Arbeitsgemeinschaft Wissen­<br />

schaftlich­MedizinischerFach­ gesellschaften (AWMF) und der<br />

Leiter einer Managementgesell­<br />

schaft mitdiskutierten.<br />

Dr. elmar Schäfer<br />

Facharzt für Chirurgie, Proktologie,<br />

Unfallchirurgie, Hernienchirurgie<br />

Spezialist für chronische Wunden<br />

Langelohstraße 16, 2260 Hamburg<br />

Tel.: 0 0 2 60<br />

Fax: 0 0 6 55<br />

Dr. E.Schaefer@t-online.de<br />

Die Experten waren sich einig,<br />

dass regelmäßige weitere Konfe­<br />

renzen unter der Federführung der<br />

Initiatoren Augustin und Debus<br />

sowie Prof. Jochen Schmitt von<br />

der Universität Dresden folgen<br />

müssen, um zeitnah eine Lösung<br />

dieser brennenden Probleme bei<br />

der steigenden Zahlen von Pa­<br />

tienten mit schlecht heilenden<br />

Wunden zu finden.<br />

Ausdrücklicher Wunsch aller<br />

Teilnehmer war die Einbindung<br />

von Patientenvertretern, politi­<br />

schen Entscheidungsträgern und<br />

weiteren meinungsbildenden<br />

Institutionen.<br />

Medizin<br />

Foto: Schäfer


Gemeinsamer Bundeskongress Chirurgie 2012<br />

Kurzberichte von einigen Fachvorträgen:<br />

Die bunten Facetten der Chirurgie<br />

Von Antje Thiel<br />

Medizin<br />

Krebstherapie<br />

Hofmann: „Portkathetersystem sollte mindestens fünf Jahre liegen”<br />

Krebs ist nach Angaben der<br />

Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO noch immer die häufigste<br />

Todesursache. Wie der Chirurg<br />

Dr. Herbert A. F. Hofmann aus<br />

Mühlberg berichtete, erkrank­<br />

ten 2010 weltweit zwölf Millio­<br />

nen Menschen an Krebs. Dass<br />

im gleichen Zeitraum nur sieben<br />

Millionen Menschen an Krebs<br />

sterben, liegt nach seiner Auffas­<br />

sung unter anderem an Portkathe­<br />

tersystemen, die als „pipelline<br />

for survival“ über das Überleben<br />

und die Lebensqualität von Krebs­<br />

patienten entscheiden können.<br />

Ein funktionierendes Port­<br />

kathetersystem sollte daher nicht<br />

leichtfertig wieder entfernt wer­<br />

den, meinte Hofmann. Es solle<br />

mindestens fünf Jahre im Pati­<br />

enten belassen werden, weil der<br />

schlechte Gefäßstatus von Krebs­<br />

patienten im Zweifelsfall nicht<br />

immer eine erneute Implantation<br />

erlaube. Daher müsse jeder noch<br />

so leise Hinweis des betroffenen<br />

Patienten auf Veränderungen am<br />

Portkatheter oder auf Missemp­<br />

findungen ernst genommen und<br />

untersucht werden.<br />

Hierfür sei es wichtig, dass<br />

Chirurg, Onkologe und Pflegeper­<br />

sonal gleichermaßen auf den Pa­<br />

tienten eingehen und an seiner<br />

Therapie mitwirken. „Ein Port<br />

unterscheidet sich von anderen<br />

Implantaten, weil nach dem Ope­<br />

rateur viele weitere Menschen<br />

Zugang zu ihm haben, ihn punk­<br />

tieren und ihn nutzen“, betonte<br />

Hofmann.<br />

Weil die Venen von Krebs­<br />

patienten sich häufig nicht mehr<br />

für eine Blutentnahme eignen,<br />

sei auch eine Blutentnahme über<br />

den Port nicht kontraindiziert<br />

„Dies gibt die beste Gewissheit,<br />

dass der Port richtig sitzt“, sagte<br />

Hofmann. Allerdings müsse das<br />

System unmittelbar nach der Blut­<br />

entnahme gründlich mit Koch­<br />

salzlösung gespült werden.<br />

Referent:<br />

Dr. Herbert A. F. Hofmann (Mühlberg)<br />

Gefäßchirurgie<br />

Bei cruralen Stenosen bietet ein pedaler Bypass die beste Durchgängigkeit<br />

Bei der Behandlung von Gefäß­<br />

verschlüssen kommt man trotz<br />

aller Fortschritte auf dem Gebiet<br />

endovaskulärer Stents nicht an<br />

der Chirurgie vorbei. Dieses Fazit<br />

zog Prof. Werner Lang von der<br />

Universität Erlangen­Nürnberg<br />

bei seinem ausführlichen Vortrag<br />

über Neues aus der Gefäßchirur­<br />

gie am Freitag.<br />

Die chirurgischen Verfah­<br />

ren seien in den vergangenen<br />

Jahren zu Unrecht ins Hinter­<br />

treffen geraten: „Doch ab einer<br />

Verschlusslänge von mehr als<br />

20 Zentimetern sind die Ergeb­<br />

nisse der endovaskulären Stents<br />

signifikant schlechter als die Er­<br />

gebnisse chirurgischer Bypass­<br />

chirurgie“, sagte Lang. Diese Be­<br />

obachtung treffe zu unabhängig<br />

vom Stent­Typ.<br />

„Aktuelle Studien zeigen, dass<br />

der Stent lediglich bei kurzstre­<br />

ckigen Verschlüssen von Vorteil<br />

ist“, erläuterte Lang. Insbeson­<br />

dere bei cruralen Stenosen mit<br />

schwerem Verschluss sei ein pe­<br />

daler Bypass Standard in puncto<br />

Durchgängigkeit und sollte als<br />

Firstline­Treatment angesehen<br />

werden.<br />

Mit Blick auf die geeignete<br />

Diagnostik empfahl Lang: „Die<br />

Angiographie hat ihren Stellenwert,<br />

vor allem, was die Beschaffenheit<br />

der Gefäßwände angeht.<br />

Allerdings sollte sie erst nachrangig<br />

nach Sonografie und Duplex­<br />

Sonografie eingesetzt werden.“<br />

Im Falle eines begleitenden<br />

Ulcus cruris sei es wichtig, die<br />

Erkenntnisse aus der Angiografie<br />

mit dem Erscheinungsbild<br />

der Wunde in Einklang zu bringen.<br />

Mit einer Kombination aus<br />

Bypass und Lappenplastik in<br />

Zusammenarbeit mit der Plasti­<br />

schen Chirurgie ließen sich sogar<br />

komplizierte Fußdefekte wieder<br />

schließen.<br />

Wichtig sei es, den eigenen<br />

Blick für den Patienten und<br />

seine Erkrankung zu schärfen.<br />

Hierzu gehöre auch eine gründliche<br />

Aufklärung des Patienten:<br />

„Denn viele Patienten gehen wieder,<br />

wenn sie erfahren, dass auch<br />

ohne Behandlung keine unmittelbare<br />

Amputationsgefahr besteht“,<br />

berichtete Lang.<br />

Referent:<br />

Prof. Werner Lang (Erlangen)<br />

CHirurgenMagazin


Chirurgie des Häufigen<br />

Morbus Dupuytren: Operieren oder konservativ behandeln ?<br />

In der Sitzung zur „Chirurgie des<br />

Häufigen“ ging es unter ande­<br />

rem um die Therapie des Mor­<br />

bus Dupuytren. Hier präsentierte<br />

Prof. Riccardo Giunta, Hand­<br />

chirurg von der LMU München,<br />

die gängigen konservativen<br />

Therapiemethoden.<br />

Neben der konventionellen<br />

Nadelfasziotomie steht dabei seit<br />

April 2011 auch die Injektionsthe­<br />

rapie mit Kollagenase (Xiapex ® )<br />

zur Verfügung. Noch lägen keine<br />

Langzeitergebnisse vor, betonte<br />

Giunta, dennoch bescheinigte er<br />

der Methode ein großes Potenzial<br />

– insbesondere für den Einsatz bei<br />

Patienten, die sich sonst gar nicht<br />

operieren lassen würden.<br />

Sein niedergelassener Kolle­<br />

ge Dr. Martin Bues aus Ahrens­<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

Medizin<br />

Chirurgie abseits des Mainstream<br />

Medizinische Versorgung von Obdachlosen in einer Berliner Sozialstation<br />

In der Sitzung „Chirurgie abseits<br />

des Mainstream“ berichtete die<br />

Kinderchirurgin Dr. Jenny de la<br />

Torre von ihrem Engagement für<br />

die Gesundheitsversorgung von<br />

Obdachlosen in Berlin. Was 1994<br />

mit der behelfsmäßigen Versor­<br />

gung von Obdachlosen am Ber­<br />

liner Ostbahnhof begann, mün­<br />

dete 2006 in der Gründung eines<br />

spendenfinanzierten Gesund­<br />

heitszentrums für Obdachlose.<br />

Diese kämen nicht so einfach<br />

in den Genuss sozialer Leistun­<br />

gen wie man gemeinhin denke,<br />

sagte de la Torre: „Man braucht<br />

einen Ausweis und eine offizielle<br />

Meldeadresse, daran scheitert es<br />

schon bei vielen Obdachlosen.“<br />

Ebenso brauche man aber auch<br />

Dr. Martin Bues (Ahrensburg), Dr. Michael Waldeck (Bad Vilbel) und<br />

Prof. Riccardo Giunta (München) bei der Diskussion der Vorträge<br />

burg hingegen beurteilte die neue<br />

Methode deutlich kritischer. Zum<br />

einen habe er beobachtet, dass<br />

insbesondere ältere Patienten<br />

häufig Wert darauf legten, dass<br />

ihre Hände „total saniert“ und<br />

alle Kollagenstränge operativ voll­<br />

Informationen über seine Rechte<br />

und behördliche Zuständigkei­<br />

ten. Zudem müsse man offen<br />

auf Hilfsangebote zugehen und<br />

sich an bestimmte Terminvor­<br />

gaben halten. Auch diese Anfor­<br />

derungen könnten Obdachlose<br />

häufig nicht erfüllen.<br />

„Zu Beginn dachte ich, mein<br />

Ziel müsse die soziale Reintegra­<br />

tion dieser Menschen sein“, be­<br />

richtete de la Torre. Doch ihre Pa­<br />

tienten hätten nicht nur typische<br />

Erkrankungen wie Schleppe (Im­<br />

petigo Contagiosa), Krätze, Läuse­<br />

befall, Mykosen, eitrige Abszesse,<br />

Schnittwunden, Beinödeme, In­<br />

fektionen mit Madenbefall, psy­<br />

chische Erkrankungen, Selbst­<br />

verletzungen, Alkoholabusus<br />

ständig entfernt werden. Zum an­<br />

deren stünden die immens hohen<br />

Kosten von derzeit 1.100 Euro pro<br />

Ampulle Injektionslösung im<br />

Raum. „Wir tragen nicht nur das<br />

Haftungsrisiko, wenn versehent­<br />

lich die Beugesehne durch die<br />

und Ernährungsdefizite. Hinzu<br />

kämen vielfältige soziale Pro­<br />

bleme, die eine vollständige Hei­<br />

lung geschweige denn eine Rein­<br />

tegration sehr schwer bis nahezu<br />

unmöglich machten. „Sie schä­<br />

men sich, sie haben Angst, ihnen<br />

fehlt jegliche Perspektive – und<br />

vor allem haben sie jegliches Ver­<br />

trauen in gesellschaftliche Insti­<br />

tutionen verloren.“<br />

„73 Prozent meiner Patien­<br />

ten haben keine Krankenver­<br />

sicherung. Zu mir kommen Men­<br />

schen, die seit ein paar Wochen<br />

ihre Schuhe nicht mehr ausge­<br />

zogen haben und deren Socken<br />

mit ihren Wunden verwachsen<br />

sind“, sagte de la Torre. „Das Pro­<br />

blem sind weniger die Krank­<br />

Foto: Thiel<br />

Kollagenase aufgelöst wird, son­<br />

dern wir tragen auch das Regress­<br />

risiko“, warnte Bues.<br />

Beide Referenten waren sich<br />

allerdings einig, dass man Patien­<br />

ten trotz etwaiger Bedenken auch<br />

auf die Option einer Kollagenase­<br />

Injektion hinweisen müsse. „Un­<br />

sere Patienten sind durch Inter­<br />

net und Medien längst informiert<br />

über diese Methode und fordern<br />

sie auch aktiv ein“, betonte Bues<br />

und ergänzte: „Das entschei­<br />

dende medizinische Kriterium<br />

für den Einsatz von Kollagenase<br />

wird die langfristige Rezidivrate<br />

sein.“<br />

Referenten:<br />

Prof. Riccardo Giunta (München),<br />

Dr. Martin Bues (Ahrensburg)<br />

heiten, denn die lassen sich<br />

eigentlich relativ leicht behan­<br />

deln. Doch häufig kommt der Pa­<br />

tient ein paar Wochen später in<br />

einem ähnlichen Zustand wie­<br />

der – wenn er denn überhaupt<br />

wiederkommt.“<br />

Die wenigsten Patienten lie­<br />

ßen sich überzeugen, sich selbst<br />

für eine dringliche stationäre Be­<br />

handlung in eine Klinik einwei­<br />

sen zu lassen. „Das Krankenhaus<br />

verlangt Papiere und muss derar­<br />

tige Fälle an die Behörden mel­<br />

den – das schreckt diese Men­<br />

schen ab“, sagte de la Torre.<br />

Referentin:<br />

Dr. Jenny de la Torre (Berlin)<br />

Spenden: www.delatorre-stiftung.de


Hernienchirurgie<br />

Große und monströse Narbenhernien<br />

sind die Herausforderung der Zukunft<br />

Sieben Milliarden Menschen leben derzeit auf der Erde, etwa eine Milliarde<br />

von ihnen wird im Laufe ihres Lebens an einer Leisten- oder Bauchwandhernie<br />

erkranken. Welche Herausforderungen Viszeralchirurgen neben diesen hohen<br />

Patientenzahlen begegnen, wurde bei einem Symposium in Hamburg diskutiert.<br />

Von Antje Thiel<br />

Medizin<br />

Die große Herausforderung für<br />

die Hernienchirurgie sind rie-<br />

sige und monströse Narben-<br />

hernien, so der Ausblick des<br />

Alterspräsidenten der Deutschen<br />

Herniengesellschaft (DHG), Prof.<br />

Volker Schumpelick. Er sprach<br />

beim 4. Wilhelmsburger Hernien-<br />

symposium vom 20. bis 21. Janu-<br />

ar 2012 in Hamburg vor über 300<br />

Chirurgen aus dem In- und Aus-<br />

land über „weiße Flecken aur der<br />

Landkarte“ der Hernienchirurgie.<br />

Die moderne Hernienchirur­<br />

gie hat nach Einschätzung von<br />

Schumpelick auf dem Gebiet der<br />

Leistenhernien in den vergan­<br />

genen drei Jahrzehnten wichtige<br />

Erkenntnisse gesammelt.<br />

Wachsender Anteil älterer<br />

und adipöser Patienten<br />

Viel unbekanntes Terrain<br />

gebe es hingegen auf dem Gebiet<br />

der großen und monströsen Nar­<br />

benhernien, deren Inzidenz auf­<br />

grund von immer mehr älteren<br />

Patienten und einen immer hö­<br />

heren Anteil adipöser Patienten<br />

in Zukunft weiter steigen werde.<br />

Schumpelick zufolge begüns­<br />

tigen eine Reihe von Faktoren die<br />

Entstehung monströser Narben­<br />

hernien: Adipositas, ein zu hoher<br />

seitlicher Zug auf der Narbe und<br />

ein zu hoher hydrostatischer und<br />

intraabdomineller Druck, der mit<br />

jedem Atemzug auf das Zwerch­<br />

griff von dem österreichischen<br />

Hernienchirurgen Priv.­Doz. Dr.<br />

Christian Hollinsky.<br />

Neuer Terminus „loss of<br />

domain hernia“ geprägt<br />

Dieser hat hierzu eine Arbeit<br />

geschrieben, die noch in 2012 im<br />

Fachmagazin „Hernia“ erschei­<br />

nen wird. Er definiert eine „loss<br />

» Adipositas, zu hoher Zug auf der Narbe, zu viel<br />

intraabdomineller Druck und schlechter Kollagenstatus<br />

begünstigen große Narbenhernien. «<br />

fell drückt. Hinzu komme in der<br />

Regel auch qualitativ schlechtes<br />

Narbengewebe infolge eines un­<br />

günstigen Kollagenstatus.<br />

„Wir Chirurgen müssen Stra­<br />

tegien entwickeln, mehr Platz im<br />

Bauchraum zu schaffen und den<br />

hohen Druck zu mindern“, be­<br />

schrieb Schumpelick das Problem,<br />

das international inzwischen als<br />

„loss of domain hernia“ bezeich­<br />

net wird. Geprägt wurde der Be­<br />

of domain hernia“ mit Hilfe der<br />

Relation zwischen dem intraab­<br />

dominellen Druck im Bauchraum<br />

und dem Bruchsackvolumen.<br />

In Aachen folge man derzeit<br />

folgendem Algorithmus für die<br />

Operation monströser Narben­<br />

hernien: Erste Operationsme­<br />

thode der Wahl sei die Implanta­<br />

tion einer präperitonealen Mesh<br />

Prothese (PMP) mit Faszienver­<br />

schluss. Falls dies nicht ausreiche,<br />

komme eine PMP mit Komponen­<br />

tenseparation nach Ramirez zum<br />

Einsatz.<br />

Wenn dieses Verfahren eben­<br />

falls keinen Erfolg verspreche und<br />

auch eine total extraperitone­<br />

ale Netzplastik (TEP) nicht mög­<br />

lich sei, setze man auf ein intra­<br />

abdominelles Bridging mit Inlay,<br />

Sublay oder Ipom. Auch wenn<br />

Bridging­Techniken in der Her­<br />

nienchirurgie sonst verpönt seien,<br />

komme man bei monströsen<br />

Narbenhernien häufig nicht um<br />

diese Technik herum, betonte<br />

Schumpelick: „Wir setzen das<br />

Verfahren nicht gern ein, weil es<br />

die Gefahr eines Darmkontakts<br />

mit dem Netz birgt, doch manch­<br />

mal geht es nicht anders.“<br />

Bei monströsen Hernien<br />

Pulmologen hinzuziehen<br />

Der Hernienexperte riet sei­<br />

nen Kollegen dazu, immer die<br />

Grenzen der operativen Möglich­<br />

keiten zum Verschluss monströ­<br />

ser Narbenhernien im Blick zu<br />

behalten. Eine davon sei die pul­<br />

0 CHirurgenMagazin


Hält intraabdominelles<br />

Bridging bei monströsen Hernien<br />

für manchmal unausweichlich:<br />

Altpräsident der DHG Prof. Volker<br />

Schumpelick<br />

monale Funktion: „Wenn ich<br />

unten alles schließe, kann der<br />

Mensch oben nicht mehr atmen!“<br />

Bei monströsen Narbenhernien<br />

sollte der Chirurg bei der Pla­<br />

nung seiner Behandlungsstrate­<br />

gie daher immer auch einen Pul­<br />

mologen hinzuziehen.<br />

Weitere Herausforderungen<br />

in der Hernienchirurgie sind In­<br />

fektionen nach offenem oder<br />

laparoskopischem Hernienver­<br />

schluss. So berichtete der nie­<br />

dergelassene Chirurg Dr. An­<br />

dreas Koch aus Cottbus (siehe<br />

Artikel auf Seite 42) über die un­<br />

sichere Datenlage bei bakteri­<br />

ellen Infektionen nach offenen<br />

Leistenhernienoperationen.<br />

Kaum Daten über die Zahl der<br />

Infektionen nach Hernien-OP<br />

Während die US­amerika­<br />

nische Zulassungsbehörde Fede­<br />

ral Drugs Administration (FDA)<br />

davon ausgehe, dass 42 Prozent<br />

aller Meldungen über Komplika­<br />

tionen in der Hernienchirurgie<br />

Infektionen betreffen, schwank­<br />

ten die Zahlen in Deutschland<br />

zwischen einer Inzidenzrate von<br />

Foto: Schumpelick<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

ein bis acht Prozent. An spezia­<br />

lisierten Hernienzentren träten<br />

sogar nur in 0,2 bis ein Prozent<br />

aller Fälle Infektionen auf.<br />

Antibiotikaprophylaxe bei<br />

allen Risikopatienten<br />

Als patientenbezogene Risiko­<br />

faktoren für das Auftreten einer<br />

Infektion nannte Koch Adipositas,<br />

Nikotinabusus, Diabetes mellitus<br />

sowie eine Immunsuppression.<br />

Um Infektionen zu vermei­<br />

den, empfahl Koch, bei Risiko­<br />

patienten grundsätzlich eine<br />

Antibiotikaprophylaxe durchzu­<br />

führen, atraumatisch zu operie­<br />

ren und Hämatome zu vermeiden.<br />

„Denken Sie aber auch immer an<br />

mögliche Spätinfektionen und<br />

Fisteln“, riet Koch: „In solchen<br />

Fällen ist eine Netzexplantation<br />

die beste Lösung.“<br />

Bei Netzinfektionen muss das<br />

Material explantiert werden<br />

Eine Entfernung des Netzes<br />

ist auch bei Netzinfektionen<br />

(„deep surgical site infects“,<br />

DSSI) nach TEP oder transabdo­<br />

minaler präperitonealer Netz­<br />

plastik (TAPP) zwingend erforder­<br />

lich, wie Priv.­Doz. Dr. Dirk Weyhe<br />

vom Pius­Hospital in Oldenburg<br />

berichtete. „Es gibt zwar Fälle, in<br />

denen sich die Infektion auch<br />

mit einer Multistep­Strategie be­<br />

seitigen lässt, aber dies ist in der<br />

Regel mit einer Krankheitsge­<br />

schichte von ein bis anderthalb<br />

Jahren verbunden.“<br />

Die Diagnose einer Netzin­<br />

fektion richte sich zunächst nach<br />

den klinischen Symptomen, da­<br />

nach komme die Sonografie zum<br />

Einsatz, bei weiter bestehenden<br />

Zweifeln auch die Computerto­<br />

mografie (CT). „Aber auch mit So­<br />

nografie und CT lassen sich nicht<br />

alle Infektionen abklären. Nur<br />

die Antigranulozytenszintigrafie<br />

(AGSG) kann Infektionen mit 100<br />

Prozent Genauigkeit erkennen“,<br />

erläuterte Weyhe. Dies gelte ins­<br />

besondere für Spätinfekte.<br />

Glatte Oberflächen verhindern<br />

Entstehen von Biofilm<br />

Ein besonderes Problem bei<br />

der Bekämpfung von Netzinfektio­<br />

nen sei der sogenannte Biofilm:<br />

„Nach der Implantation eines<br />

Netzes adherieren bereits inner­<br />

» Wir müssen schleche Netze ausselektieren,<br />

bevor uns der ‚Spiegel‘ oder die ,Bild-Zeitung‘ mit<br />

der Nase auf Probleme mit den Netzen stoßen. «<br />

halb weniger Sekunden Keime<br />

am Netz. Beim Andocken ändert<br />

der Keim seine Eigenschaften<br />

und spricht unter Umständen<br />

nicht mehr auf Antibiotika an“,<br />

sagte Weyhe.<br />

Dieses Verhalten müsse Kon­<br />

sequenzen auf die Oberflächen­<br />

beschaffenheit von neuen Netzen<br />

haben: „Eine glatte Oberfläche<br />

verhindert die Adhärenz von Kei­<br />

men. Gentamycinbeschichtete<br />

Netze wiederum können die Ent­<br />

stehung eines Biofilms verhin­<br />

dern“, erklärte Weyhe.<br />

Um den Einfluss verschie­<br />

dener Netzmaterialien auf das<br />

Operationsergebnis untersu­<br />

chen zu können, forderte Prof.<br />

Uwe Klinge vom Universitäts­<br />

klinikum der RWTH Aachen<br />

eine klare Klassifikation von<br />

Netzen und Netzmaterialien.<br />

antje Thiel<br />

Markennamen seien wenig<br />

geeignet für allgemeingültige<br />

Aussagen über Netze, vielmehr<br />

brauche man für eine sinnvolle<br />

Gruppierung vernünftige Bewer­<br />

tungskriterien. Diese sind nach<br />

Auffassung Klinges zum einen<br />

die Neigung zur bakteriellen Kon­<br />

tamination, aber auch Rezidiv­<br />

häufigkeit, Biokompatibilität und<br />

postoperative Schmerzen.<br />

Klinge schloss: „Eine Grup­<br />

pierung nach diesen Kriterien<br />

ist notwendig, damit wir künf­<br />

tig proaktiv schlechte Netze mit<br />

schlechten Eigenschaften aus­<br />

selektieren können – und zwar<br />

bevor der ‚Spiegel‘ oder die ,Bild­<br />

Zeitung‘ uns mit der Nase auf Pro­<br />

bleme mit den Netzen stoßen.“<br />

Das Wilhelmsburger Herniensym-<br />

posium findet künftig im jährlichen<br />

Wechsel mit den Berliner Hernien-<br />

tagen statt.<br />

Medizin<br />

Redaktionsleitung VMK Verlag für<br />

Medizinkommunikation GmbH<br />

Chirurgen Magazin, www.bncev.de<br />

Essener Straße , D<br />

22 1 Hamburg<br />

Tel.: 0 0 25 6116<br />

Fax: 0 0 25 6112<br />

antje.thiel@vmk-online.de<br />

www.vmk-online.de<br />

www.wilhelmsburger-<br />

herniensymposium.de<br />

www.berliner-hernientage.de<br />

www.hernie-kompakt.de<br />

Foto: Thiel<br />

1


Medizin<br />

Hernienchirurgie<br />

Lebensqualität nach<br />

ambulanter Hernienchirurgie<br />

Interimsergebnisse einer prospektiven Multizenterstudie ambulanter Leistenhernienoperationen<br />

mit dreidimensionalen und teilresorbierbaren Implantaten.<br />

Demnach kann ein großer Anteil der Eingriffe ohne erhöhtes Risiko für den<br />

Patienten bei hoher Patientenzufriedenheit ambulant durchgeführt werden.<br />

Von Dr. Andreas Koch und Dr. Ralph Lorenz<br />

„Ich weiß, dass ich nichts weiß!“<br />

ist ein bekanntes Zitat des Ge-<br />

lehrten Sokrates (469–399 v. Chr.).<br />

Es ist aktueller denn je, und bezo-<br />

gen auf die Hernienchirurgie im<br />

Jahre 2012 kann man die 2.500<br />

Jahre alten Aussagen Sokrates<br />

noch fortsetzen: „Wir sind zahlreichen<br />

Sinnestäuschungen<br />

ausgesetzt, und das beste Mittel<br />

dagegen ist: Zählen, Messen,<br />

Wiegen!“<br />

Die Leistenhernienversorgung<br />

ist heute durch zahlreiche<br />

Operationsverfahren und Netzvarianten<br />

möglich. Neben den<br />

endoskopischen Verfahren haben<br />

sich seit den 90er Jahren auch<br />

zahlreiche neue offene Verfahren<br />

zur Leistenhernienversorgung<br />

etabliert.<br />

Aktuelle Konzepte in der<br />

Hernienversorgung<br />

Hierzu zählen auch die<br />

„mehrdimensionalen Netzverfahren“,<br />

wobei es dabei zu einer<br />

Netzplatzierung nicht nur in<br />

einer Bauchdeckenschicht, son­<br />

dern in mehreren kommt. Diese<br />

Verfahren gehen sowohl auf Ira<br />

M. Rutkow 1993 (Plug & Patch­<br />

Verfahren) als auch auf Arthur<br />

Gilbert 1999 (Prolene Hernia Sys­<br />

tem, PHS, sowie Ultrapro Hernia<br />

System, UHS) zurück. Beide Ver­<br />

fahren wurden zwischenzeitlich<br />

in ihren verwendeten Materialien<br />

an das derzeit empfohlene leicht­<br />

gewichtige, makroporöse Netz­<br />

konzept angepasst.<br />

Darüber hinaus sind das<br />

Ultrapro­Plug­System ® und das<br />

Abb. 1: Bildschirmansicht des<br />

Carolina-Scale zur Auswertung<br />

der Lebensqualität des Patienten<br />

Ultrapro­Hernia­System ® als teil­<br />

resorbierbare Netze entwickelt<br />

worden. Beide Methoden entspre­<br />

chen dem heute überwiegend fa­<br />

vorisierten Grundsatz „Weniger<br />

ist mehr!“<br />

Prospektive multizentrische<br />

Beobachtungsstudie<br />

Vor dem Hintergrund der<br />

Sokrates’schen Forderungen hat<br />

seit Oktober 2009 erstmals eine<br />

Gruppe niedergelassener Chirur­<br />

gen in Deutschland eine prospek­<br />

tive, multizentrische Beobach­<br />

tungsstudie zur Versorgung von<br />

Leistenhernien mit dreidimen­<br />

sionalen Netzen begonnen.<br />

Zielkriterien der Unter­<br />

suchung sind der postoperative<br />

Schmerz, die Lebensqualität und<br />

die Rezidivrate. Wesentlicher Be­<br />

standteil der Unteruchung ist<br />

dabei die Evaluierung der Ergeb­<br />

nisse durch eine unabhängige<br />

Patientenbefragung mittels des<br />

Carolina­Comfort­Scale.<br />

Material und Methode:<br />

Online-Modul zur Evaluation<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

An­Institut für Qualitätssiche­<br />

rung in der operativen Medizin<br />

der Universität Magdeburg wurde<br />

ein Online­Modul entwickelt, das<br />

eine Erfassung aller relevanten<br />

prä­, intra­ und postoperativen<br />

Patientendaten ermöglicht. Nach<br />

vier, zwölf und 52 Wochen wer­<br />

den alle Patienten durch den<br />

2 CHirurgenMagazin


Operateur nachuntersucht. Es<br />

erfolgt zusätzlich eine Patienten­<br />

befragung mit einem evaluierten<br />

Lebensqualitätsbogen (Carolina<br />

Comfort Scale, siehe Abb. 1).<br />

Der Fragebogen wird dem<br />

Patienten per Post zugestellt<br />

und unabhängig vom Opera­<br />

teur selbstständig ausgefüllt. Die<br />

Rücksendung erfolgt an die Stu­<br />

dienzentrale (An­Institut). Dort<br />

erfolgt die Weiterverarbeitung<br />

der Daten, so dass jegliche Ein­<br />

flussnahme seitens des Opera­<br />

teurs ausgeschlossen ist.<br />

Material und Methode:<br />

Aktuell 27 beteiligte Praxen<br />

Vor Beginn der Unter­<br />

suchungen wurde ein einheit­<br />

licher Operationsstandard, so­<br />

wohl für das Plug­ als auch für<br />

das Gilbert­Verfahren (UHS) ent­<br />

wickelt. Abweichungen von die­<br />

sem Standard müssen dokumen­<br />

tiert werden.<br />

In der ersten, einjährigen<br />

Evaluierungsphase wurden 16<br />

Praxen an der Studie beteili­<br />

gt. Seit November 2011 ist die<br />

Studie weiter geöffnet worden.<br />

Derzeit sind 27 Praxen mit 36<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

Operateuren beteiligt. Die Tatsa­<br />

che, dass die beteiligten Opera­<br />

teure sowohl ambulant als auch<br />

stationär tätig sind, erlaubt eben­<br />

falls eine Beurteilung des real<br />

möglichen Anteils ambulanter<br />

Leistenernienchirugie.<br />

Ergebnisse: Follow-up von<br />

insgesamt 75 Prozent<br />

Die vorliegenden Daten sind<br />

das Ergebnis einer Interimsana­<br />

lyse mit Stand vom 1. März 2012<br />

und somit nahezu tagesaktuell.<br />

} Es wurden 3.547 Patienten<br />

erfasst.<br />

} Follow­up nach vier Wochen<br />

beim Arzt: 3.109 (88 Prozent).<br />

} Follow­up nach zwölf Wochen<br />

beim Arzt: 2.576 (73 Prozent).<br />

} Follow­up nach vier Wochen<br />

mittels Carolina­Comfort­Scale:<br />

2.545 (81 Prozent).<br />

} Follow­up nach zwölf Wochen<br />

mittels Carolina­Comfort­Scale:<br />

1.936 (75 Prozent).<br />

} Follow­up beim Arzt nach<br />

52 Wochen: 1.215 von 1.406<br />

(86,4 Prozent).<br />

} Follow­up nach 52 Wochen<br />

mittels Carolina­Comfort­Scale:<br />

1.011 von 1.406 (71,9 Prozent).<br />

Abb. 2: Carolina Score (Maximalwert 15 je Aktivität)<br />

im Vergleich zufriedener vs. unzufriedener Patienten<br />

Mittelwerte<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

Aktivitäten vs. Zufriedenheit – 52 Wochen Follow-up<br />

Gesamtpopulation – zufrieden Gesamtpopulation – nicht zufrieden<br />

Hieraus ergibt sich eine<br />

Follow­up­Rate von derzeit 75<br />

Prozent. Hierbei muss festgestellt<br />

werden, dass es sich um eine fort­<br />

laufende Erfassung handelt, und<br />

dass noch nicht alle Patienten<br />

aus der Primärerfassung den<br />

Zeitraum der vier beziehungs­<br />

Liegen Bücken Sitzen Aktivitäten Husten Laufen Treppen Sport<br />

Frage<br />

Dr. ralph Lorenz<br />

Facharzt für Chirurgie,<br />

Rettungsmedizin, Handchirurgie<br />

Praxis Chirurgen<br />

Klosterstraße / 5<br />

1 5 1 Berlin<br />

Tel.: 0 0 11 12<br />

info@ chirurgen.de<br />

www. chirurgen.de<br />

weise zwölf Wochen Nachunter­<br />

suchung erreicht haben.<br />

Das mittlere Alter der Pati­<br />

enten betrug 53 Jahre. Es wur­<br />

den 87 Prozent Männer und 13<br />

Prozent Frauen operiert. Der<br />

Anteil ambulanter Operationen<br />

wurde mit 62,2 Prozent ange­<br />

geben, elf Prozent der Eingriffe<br />

im Gesamtkrankengut waren<br />

Rezidiveingriffe.<br />

Ergebnisse: Niedrige Kompli-<br />

kations- und Infektionsrate<br />

Die postoperative Kompli­<br />

kationsrate lag bei 1,6 Prozent,<br />

wobei die Wundinfektionsrate<br />

mit 0,15 Prozent ermittelt wurde.<br />

Insgesamt kam es innerhalb des<br />

ersten Jahres zu sieben Rezidiven,<br />

was einer Rezidivrate von durch­<br />

schnittlich 0,6 Prozent entspricht.<br />

Diese Zahlen beziehen sich auf<br />

alle Fälle, in denen bereits 52 Wo­<br />

chen Follow­up abgeschlossen<br />

wurden.<br />

Medizin<br />

Dr. andreas Koch<br />

Facharzt für Chirurgie,<br />

Viszeralchirurgie, Sportmedizin<br />

Chirurgische Praxis<br />

Thiemstraße 112<br />

0 050 Cottbus<br />

Tel.: 0 55 25 11<br />

www.chirurgie-cottbus.de<br />

info@chirurgie-cottbus.com<br />

Foto: Koch


Medizin<br />

Ergebnisse: Hohe Patienten-<br />

zufriedenheit von 98,6 %<br />

Die Evaluation der Lebens­<br />

qualität mit Hilfe der Fragebogen<br />

nach dem Carolina­Comfort­Scale<br />

ergab eine Patientenzufrieden­<br />

heit von 98,6 Prozent nach 52 Wo­<br />

chen. Es fanden sich weder ge­<br />

schlechts­ noch netzspezifische<br />

Unterschiede (siehe Abb. 2 bis<br />

5). Die Evaluation der Carolina­<br />

Fragebögen erfolgte analog zur<br />

Originalarbeit von Heniford et al.<br />

(siehe Abb. 3).<br />

Diskussion: Lebensqualität<br />

nach den Kriterien der WHO<br />

Nach Definition der Welt­<br />

gesundheitsorganisation (World<br />

Health Organization, WHO)<br />

ist Lebensqualität die subjek­<br />

tive Wahrnehmung einer Per­<br />

son über ihre Stellung im Leben<br />

in Relation zur Kultur und den<br />

Wertsystemen, in denen sie lebt,<br />

und in Bezug auf ihre Ziele, Er­<br />

wartungen, Standards und An­<br />

liegen. Die Lebensqualität um­<br />

schreibt somit das körperliche,<br />

psychische und soziale Befinden<br />

eines Individuums.<br />

Nach Porzolt (Universität<br />

Ulm) stellt Lebensqualität die<br />

Differenz zwischen dem Soll­<br />

und dem Ist­Wert dar, wobei<br />

der Sollwert die Ansprüche des<br />

Menschen ausdrückt und der Ist­<br />

Wert die Realität. Ist die Differenz<br />

sehr groß, ist die Lebensqualität<br />

schlecht. Ist die Differenz gering,<br />

ist die Lebensqualität gut.<br />

Diskussion: Bewertung von<br />

Lebensqualität ist schwierig<br />

Dementsprechend bedarf es<br />

hinsichtlich der gesundheitsbe­<br />

zogenen Lebensqualität spezi­<br />

fischer, krankheitsbezogener In­<br />

strumente. Das bisher am besten<br />

etablierte Instrument stellt der<br />

Fragebogen SF 36 dar (zu finden<br />

unter www.sf­36.org).<br />

Es bestehen jedoch krank­<br />

heitsbezogene Unterschiede in<br />

der Wahrnehmung und Ausprä­<br />

gunglebensqualitätsbeschrän­ kender Einflüsse, sodass die<br />

Abbildung mit dem SF 36 zuneh­<br />

mend schwieriger wird.<br />

Vor diesem Hintergrund<br />

entwickelte die Arbeitsgruppe<br />

um Heniford et al. den Carolina­<br />

Abb. 3: Referenzdaten aus der Originalarbeit zur Evaluierung des Carolina Scores.<br />

Heniford et al. J Am Coll Surg 2008;206:638–644<br />

Mean Score<br />

6.0000<br />

5.0000<br />

4.0000<br />

3.0000<br />

2.0000<br />

1.0000<br />

0<br />

Laying Down<br />

Satisfied<br />

Bending Over Sitting Up<br />

Dissatisfied p-value < 0.05<br />

Carolina-Comfort-Scale<br />

ADL Coughing or<br />

Deep Breathing<br />

Score und hat diesen gegen den<br />

etablierten SF 36 validiert. Damit<br />

steht ein für die Hernienchirur­<br />

gie spezifisches Instrument zur<br />

Ermittlung der postoperativen<br />

Lebensqualität zur Verfügung.<br />

Dieses wurde von unserer Ar­<br />

beitsgruppe übernommen.<br />

Diskussion: Leistenbruch-OP<br />

ist ein ambulanter Eingriff<br />

Die Ergebnisse der vorgestell­<br />

ten Interimsanalyse zeigen, dass<br />

entgegen der aktuell existie­<br />

renden Realität in Deutschland<br />

mit überwiegend stationären<br />

Leistenbruchoperationen, zwei<br />

Drittel aller Leistenbruchopera­<br />

tionen ambulant bei hoher Qua­<br />

lität durchgeführt werden kön­<br />

nen. Voraussetzung für die hohe<br />

Walking Stairs Exercising<br />

CHirurgenMagazin


Mittelwerte<br />

Abb. 4: Keine Unterschiede zwischen den verwendeten Netzarten<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Ergebnisqualität ist, dass der<br />

Operateur gemeinsam mit dem<br />

Patienten entscheidet, ob ein am­<br />

bulantes oder stationäres Vorge­<br />

hen unter Berücksichtigung der<br />

patientenbezogenen Risikofak­<br />

toren und der sozialen Umge­<br />

bung indiziert ist.<br />

Die vorgelegten Ergebnisse<br />

mit einer Morbiditätsrate von 1,5<br />

Prozent, einer Wundinfektions­<br />

rate von 0,15 Prozent und einer<br />

Rezidivrate von 0,6 Prozent bele­<br />

gen eine hohe Qualität der Her­<br />

nienversorgung bei hohem am­<br />

bulanten Anteil.<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

Aktivitäten vs. Netzart – 52 Wochen Follow-up<br />

Gesamtpopulation – UPP Gesamtpopulation – UHS<br />

Liegen Bücken Sitzen Aktivitäten Husten Laufen Treppen Sport<br />

Diskussion: QS-Systeme<br />

dokumentieren hohes Niveau<br />

Um jedoch nicht nur die<br />

nüchternen Daten der unmit­<br />

telbar perioperativen Phase zu<br />

analysieren, haben wir uns dazu<br />

entschlossen, auch die Lebens­<br />

qualität, respektive Patienten­<br />

zufriedenheit in unsere Analy­<br />

se mit einzubeziehen. Wie oben<br />

beschrieben, wurde hierfür ein<br />

entsprechendes Instrument ge­<br />

wählt, das eine vom jeweiligen<br />

Operateur unabhängige Evaluie­<br />

rung erlaubt.<br />

Frage<br />

Abb. 5: Zufriedenheit der Gesamtpopulation nach 52 Wochen von 98,6 Prozent<br />

Prozent<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Sind Sie zufrieden? – 52 Wochen Follow-up<br />

JA NEIN<br />

Gesamtpopulation – männlich<br />

Gesamtpopulation – alle<br />

Gesamtpopulation – weiblich<br />

Die Analyse des Patienten­<br />

Follow­up ergab eine Zufrieden­<br />

heit von 98,6 Prozent. Unsere<br />

Ergebnisse zeigen also, dass ein<br />

großer Anteil der Leistenbruch­<br />

operationen ohne erhöhtes Risiko<br />

für den Patienten bei hoher Pati­<br />

entenzufriedenheit ambulant<br />

durchgeführt werden kann.<br />

Derartige Qualitätssiche­<br />

rungssysteme sollten in Zukunft<br />

in allen spezialisierten Zentren<br />

begleitend eingeführt werden,<br />

um klar zu dokumentieren, auf<br />

welchem Niveau ambulante Chi­<br />

rurgie hierzulande stattfindet.<br />

Literatur bei den Verfassern<br />

Beteiligte Praxen<br />

(in alphabetischer Reihenfolge)<br />

Peter Ahsbahs / Dr. med. Martin Glaubitz,<br />

Lindenstraße 36 A, 24539 Neumünster,<br />

martin­glaubitz@gmx.de<br />

Dr. med. Henry Born, Zschochersche Allee 68,<br />

04207 Leipzig, henryborn@hotmail.de<br />

Dr. med. Stephan Cejnar, Dr. med. Andreas<br />

Grube, Diakoniewerk München,<br />

Hessstraße 22, 80799 München,<br />

stephan.cejnar@arcor.de, info@dr­grube.net<br />

Dr. med. Dirk Danneberg, Ambulantes<br />

OP­Zentrum, Kaiserstraße 11,<br />

68623 Lampertheim,<br />

Medizin<br />

praxisklinik­lampertheim@t­online.de<br />

Dr. med. Thorsten Decker, Dr. med. Heiner<br />

Schmitz, Dr. med. Philipp Zollmann,<br />

MVZ Postcarré, Engelplatz 8, 07743 Jena,<br />

info@jena­praxisklinik.de<br />

Dr. med. Michael Demmel, Neumarkt 7,<br />

59821 Arnsberg, LM.Demmel@t­online.de<br />

Dr. med. Gregor Döppenschmitt,<br />

Ambulantes OP­Zentrum,<br />

Wellinghofer Straße 25, 44263 Dortmund,<br />

praxis@dr­doeppenschmitt.de<br />

Dr. med. Holger Glutig, Michael Lamnek,<br />

Chirurgische Gemeinschaftspraxis,<br />

Cöllner Straße 5, 01662 Meissen,<br />

gp­chirurgie­meissen@t­online.de<br />

Dr. med. Andreas Grube, Fürstenstraße 19,<br />

80333 München, info@dr­grube.net<br />

Dr. med. Andreas Koch, Ärztehaus,<br />

Thiemstraße 112, 03050 Cottbus,<br />

akchirurg@aol.com<br />

Dr. med. Hans Kornblum, Dr. med. Albrecht<br />

Frunder, Loretto Klinik, Katharinenstraße 10,<br />

72072 Tübingen, info@lorettoklinik.de<br />

Dr. med. Peter Kranen, Dr. med. Jörg<br />

Jochims, Zentrum für Chirurgie/Orthopädie,<br />

Peterstraße 88, 47798 Krefeld, kranen@chirurgie­krefeld.de,<br />

jochims@arcor.de<br />

Dr. med. Ralph Lorenz, 3 CHIRURGEN,<br />

Klosterstraße 34/35, 13581 Berlin­Spandau,<br />

info@3chirurgen.de<br />

Dr. med. Stephan Maurer, Chirurgie am<br />

Germania Campus, An der Germania<br />

Brauerei 6, 48159 Münster, dr.maurer@<br />

chirurgie­germania­campus.de<br />

Dr. med. Frank Sinning, Sanaklinik,<br />

Weiltinger Straße 7, 90449 Nürnberg,<br />

drfranksinning@t­online.de<br />

Martin Wiese, Gesundheitszentrum<br />

Kelkheim, Frankenallee 1, 65779 Kelkheim,<br />

martinwiese@t­online.de<br />

5


Medizin<br />

Hernienchirurgie<br />

Chronische Leistenschmerzen<br />

nach Hernienoperationen<br />

Die Ursachen für chronischen Leistenschmerz sind schwierig zu erfassen.<br />

Die wichtigsten Hinweise im Rahmen der zeitaufwändigen Diagnostik stammen<br />

vom Patienten selbst. Die Behandlung sollte patientenadaptiert entweder<br />

medikamentös, durch Akupunktur, Physiotherapie oder chirurgisch erfolgen.<br />

Von Prof. René G. Holzheimer<br />

Chronische postoperative Leis-<br />

tenschmerzen kommen häufiger<br />

als angenommen vor [1, 2, 3]<br />

und sind das schwierigste Lang-<br />

zeitproblem nach Hernienope-<br />

rationen. Nach Poobalan (2001)<br />

tritt chronischer Leistenschmerz<br />

bei bis zu 62,9 Prozent der ope-<br />

rierten Patienten auf [4].<br />

Nur ein Prozent der Pati­<br />

enten mit chronischem Leisten­<br />

schmerz werden aber in speziali­<br />

sierten Einrichtungen behandelt<br />

[5]. Weiter fällt auf, dass die Anga­<br />

ben für chronische postoperative<br />

Schmerzen nach Hernienopera­<br />

tionen mit fünf bis 35 Prozent<br />

stark schwanken und im Ver­<br />

gleich zu anderen Operationen<br />

wie etwa Hüft­Totalendoprothe­<br />

sen­Operationen (zwölf Prozent)<br />

doch recht hoch erscheinen [6].<br />

Erinnerung an Schmerzen<br />

unterliegt Schwankungen<br />

Was sind mögliche Ursachen<br />

dafür? Wir müssen uns in der Be­<br />

urteilung des chronischen post­<br />

operativen Schmerzes auf die<br />

Angaben der Patienten verlassen.<br />

Die Erinnerung der Patienten an<br />

den postoperativen Schmerz un­<br />

terliegt starken Schwankungen<br />

und Einflüssen [7, 8].<br />

turgemäß bei den heutigen<br />

Rahmenbedingungen des Ge­<br />

sundheitssystems Mangelware.<br />

Die Qualität und Zuverlässig­<br />

keit der Daten in den Studien<br />

ist zudem recht unterschiedlich,<br />

» Eine genaue Abklärung der Schmerzen des<br />

Patienten erfordert Zeit – und diese ist<br />

angesichts der heutigen Rahmenbedingungen<br />

des Gesundheitssystems Mangelware. «<br />

Patienten erwähnen Schmer­<br />

zen oft nur, wenn sie ausdrück­<br />

lich danach gefragt werden. Oft<br />

ist es schwierig, die Symptome<br />

zu unterscheiden, was die Be­<br />

urteilung der Schmerzen er­<br />

schwert hinsichtlich der unter­<br />

schiedlichen Arten von Schmerz<br />

(neuropathischer Schmerz, nicht­<br />

neuropathischer Schmerz, Nar­<br />

benschmerz, viszeraler Schmerz,<br />

somatischer Schmerz).<br />

Eine genaue Abklärung der<br />

Schmerzen der Patienten er­<br />

fordert Zeit (!), und diese ist na­<br />

was zum Teil auch an dem Feh­<br />

len einer allgemeinen Definition<br />

von postoperativen Schmerzen in<br />

den Studien liegt.<br />

Definition chronischer<br />

postoperativer Schmerzen<br />

Macrae legte 1999 eine Defi­<br />

nition des chronischen postope­<br />

rativen Schmerzes vor [9]:<br />

Schmerzentstehung erst­<br />

mals nach dem chirurgischen<br />

Eingriff.<br />

Der Schmerz besteht seit<br />

mindestens zwei Monaten.<br />

Andere Ursachen für chro­<br />

nischen Schmerz, zum Beispiel<br />

Karzinom oder Infektion, müssen<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Die Möglichkeit, dass der<br />

Schmerz Ursache eines bereits<br />

vorher bestehenden Problems<br />

ist, muss untersucht und ausge­<br />

schlossen werden [9].<br />

Bereits bestehende Erkran­<br />

kungen des Abdomens, des Be­<br />

wegungsapparates, urologische<br />

oder gynäkologische Erkran­<br />

kungen können Schmerzen ver­<br />

ursachen [10] und sollten aus<br />

diesem Grund als Ursache aus­<br />

geschlossen werden. Leider lässt<br />

sich dies nicht immer sofort für<br />

den Patienten zufriedenstellend<br />

klären. Die genaue Ursache chro­<br />

nischer Leistenschmerzen ist<br />

nicht in jedem Fall diagnostizier­<br />

bar (zum Beispiel Fibromyalgie).<br />

Verletzung eines Nervs<br />

durch Naht oder Klammer<br />

Neuropathische Schmerzen<br />

entstehen durch die Verletzung<br />

6 CHirurgenMagazin<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.


eines Nervs (N. ilioinguinalis, N.<br />

iliohypogatricus, N. genitofemo­<br />

ralis, N. femoralis, N. cutaneus<br />

femoris) durch Durchtrennung,<br />

Dehnung, Quetschung, Elektro­<br />

kauter, Naht oder Klammer (siehe<br />

Abbildung 1).<br />

Es kommt zu Schmerz (Neural­<br />

gie), Brennen (Parästhesie), Taub­<br />

heit (Hypoästhesie), Überemp­<br />

findlichkeit (Hyperästhesie) mit<br />

Ausstrahlung in den Genital­<br />

bereich, Oberschenkel und auch<br />

nach dorsal in den Rücken. Oft<br />

lassen sich die Schmerzen ge­<br />

zielt an einem bestimmten Punkt<br />

(Triggerpunkt) auslösen. Sie ver­<br />

laufen in der Regel episodenhaft<br />

und können sich bei Sitzen und<br />

Gehen verstärken (siehe Abbil­<br />

dung 2).<br />

Konstanter dumpfer Schmerz<br />

in der Leistenregion<br />

Nicht-neuropathische Schmerzen<br />

werden sekundär durch entzünd­<br />

liche Veränderungen im Gewe­<br />

be, sei es durch Netzfibrose oder<br />

postoperative Fibrose, ausgelöst.<br />

Es besteht meist ein konstanter<br />

dumpfer Schmerz in der Leisten­<br />

region – ohne Triggerpunkt – und<br />

Verschlechterung der Symptoma­<br />

tik durch sportliche Aktivitäten.<br />

Somatischer Schmerz,<br />

zum Beispiel im Bereich des<br />

Schambeinhöckers, wird häu­<br />

fig durch die Fixierung des<br />

Netzes ausgelöst [11]. Taubheit<br />

im Bereich der Leiste oder des<br />

Oberschenkels mit besonde­<br />

Heft 56 | Jahrgang 10 | Ausgabe 2.2012<br />

rer Schmerzempfindlichkeit des<br />

Tuberculum pubicum weisen<br />

darauf hin.<br />

Diffuser Schmerz im<br />

Bereich des Samenstranges<br />

Viszeraler Schmerz<br />

wird als diffuser Schmerz im Be­<br />

reich des Samenstranges (Leis­<br />

tenringbereich, Genitalbereich, N.<br />

genitofemoralis) mit Schmerzen<br />

beispielsweise bei der Ejakulation<br />

angegeben. Dies kann durch eine<br />

» Es gibt derzeit keinen allgmein akzeptierten<br />

Konsens darüber, wie der Chirurg bei der<br />

Abklärung und Behandlung chronischer postoperativer<br />

Leistenschmerzen vorgehen sollte. «<br />

Stauung im venösen Geflecht des<br />

Samenstranges und / oder Umhüllung<br />

des Samenstranges mit<br />

Netz verursacht sein [12].<br />

Erschwert wird die Diagnose<br />

chronischer postoperativer<br />

Schmerzen grundsätzlich dadurch,<br />

dass häufig eine Kombination<br />

von neuropathischem und<br />

nicht­neuropathischem, viszeralen<br />

und somatischen Schmerz<br />

vorliegt.<br />

Schmerzen nach offenen und<br />

laparoskopischen Verfahren<br />

Chronische postoperative<br />

Leistenschmerzen treten sowohl<br />

nach offenen als auch nach laparoskopischen<br />

Herniotomien auf.<br />

Bei der laparoskopischen Herniotomie<br />

sind insbesondere der N.<br />

ilioinguinalis lateral des inneren<br />

Leistenringes, der N. genitofemoralis<br />

medial des inneren Leistenringes<br />

und der N. iliohypogatricus<br />

in seiner Gesamtlänge<br />

durch die Fixierung des Netzes<br />

gefährdet [13, 14, 15]. Aber auch<br />

der N. femoralis und der N. cuta­<br />

neus femoris lateralis sind durch<br />

die laparoskopische Herniotomie<br />

gefährdet [16, 17, 18].<br />

Die diagnostische Abklärung<br />

beruht auf der ausführlichen<br />

Anamnese, der genauen Kenntnis<br />

der Anatomie der inguinalen Ner­<br />

ven, der gründlichen klinischen<br />

Untersuchung und der Erfassung<br />

von möglichen Risikofaktoren für<br />

chronischen Schmerz. Typische<br />

Risikofaktoren für chronischen<br />

postoperativen Schmerz sind [19,<br />

20, 21]:<br />

} Alter unter dem Alters­<br />

durchschnitt,<br />

} Weibliches Geschlecht,<br />

} Weitere postoperative Kompli­<br />

kationen,<br />

} Rezidivhernienoperation,<br />

} Anamnestisch präoperativer<br />

Schmerz,<br />

} Operation vor weniger als<br />

drei Jahren,<br />

} Fibromyalgie,<br />

} Migräne,<br />

} Operationsdauer von über<br />

drei Stunden.<br />

} Raynaud­Syndrom,<br />

} Rückenschmerzen oder<br />

Kopfschmerzen,<br />

} Starke postoperative<br />

Schmerzen,<br />

} Reizdarmsyndrom.<br />

www.vmk-online.de<br />

Chirurgen Magazin<br />

Online-Archiv<br />

und Aktuelles aus<br />

dem Verlag<br />

Medizin<br />

Prof. Dr. rené g. Holzheimer<br />

Facharzt für Chirurgie, Sportmedizin<br />

Tegernseer Landstraße<br />

205 Sauerlach<br />

Tel.: 0 10 66 5<br />

Fax: 0 10 66 5<br />

RGHolzheimer@t-online.de<br />

www.praxisklinik-sauerlach.de<br />

Es gibt derzeit keinen all­<br />

gemein akzeptierten Konsens<br />

darüber, wie der Chirurg bei der<br />

Abklärung und Behandlung von<br />

chronischen postoperativen Leis­<br />

tenschmerzen vorgehen sollte.<br />

Diagnostisches Vorgehen in<br />

unserer Praxisklinik<br />

In unserer Praxisklinik<br />

kommen bei Patienten mit<br />

chronischen postoperativen<br />

Schmerzen nach Leistenhernien­<br />

opeationen in der Regel folgende<br />

<strong>ChirurgenMagazin</strong><br />

VMK Verlag für<br />

Medizinkommunikation GmbH<br />

Foto: Holzheimer


Medizin<br />

diagnostische Methoden zum<br />

Einsatz:<br />

} Nervenblock,<br />

} Computertomografie (CT)<br />

beziehungsweise Magnet­<br />

resonanztomografie (MRT),<br />

} Elektromyogramm.<br />

Wir haben in den meisten<br />

Fällen durch die Angaben des Pa­<br />

tienten, die klinische Untersu­<br />

chung, Ultraschalluntersuchung<br />

und Nervenblock die Diagnose<br />

stellen können. Wichtig ist es,<br />

vom Patienten umfassend Be­<br />

funde über vorangegangene Un­<br />

tersuchungen und Behandlungen<br />

zu erhalten.<br />

Nach individuellem Befund<br />

erst konservative Therapie<br />

Die Behandlung chronischer<br />

postoperativer Leistenschmerzen<br />

sollte zunächst unter Berück­<br />

sichtigung des individuellen Be-<br />

fundes konservativ erfolgen. Hier<br />

bieten sich für die analgetische<br />

Behandlung nichtsteroidale An­<br />

tirheumatika, Opioide, Muskel­<br />

relaxantien, Antiepileptika und<br />

Antidepressiva an. Als physika­<br />

lische Therapiemethoden kom­<br />

men Physiotherapie und Aku­<br />

punktur in Frage.<br />

Der Nervenblock mit kurz­<br />

oder langwirkenden Lokalanäs­<br />

thetika, die Injektion von Stero­<br />

iden und Glycerol oder eine<br />

neurolytische Behandlung mit<br />

Alkohol oder Phenol stehen zur<br />

Diskussion [22]. Mit einem Ner­<br />

venblock allein konnten wir bis­<br />

her nur bei einem Patienten eine<br />

Verbesserung seiner Beschwer­<br />

den erreichen.<br />

Chirurgische Therapie bei<br />

persistierenden Schmerzen<br />

Die neurodestruktive Be-<br />

handlung durch Kryoablation<br />

Abb. 1: Fixierung des Nerven im Bereich der Externusaponeurose<br />

und Netz<br />

Abb. 2: Patientin nach zweimal offener Herniotomie mit ungewöhnlicher<br />

Inzision mit neuropathischem Schmerz und Narbenschmerz. Das Bild zeigt<br />

den Zustand sechs Monate nach der letzten Operation<br />

oder Kryoanalgesie beziehungs­<br />

weise transkutane elektrische<br />

Nervenstimulation sollte nicht<br />

ohne vorangegangenen Nerven­<br />

block und nur in besonderen Fäl­<br />

len erfolgen [23, 24].<br />

Die Radiofrequenzpulswel-<br />

lenbehandlung steht als neue<br />

Methode nach entsprechender<br />

Diagnostik durch Block gezielt<br />

zur Behandlung im Ausbrei­<br />

tungsgebiet inguinaler Nerven<br />

als Alternative unter Umständen<br />

in bestimmten Zentren zur Ver­<br />

fügung [25].<br />

Chirurgische Therapie bei<br />

persistierenden Schmerzen<br />

Kriterien für die Indikation<br />

zur chirurgischen Behandlung<br />

sind der therapieresistente<br />

Schmerz nach Versuch einer<br />

oralen Analgetikabehandlung<br />

und/oder Nervenblockade. Die<br />

chirurgische Intervention sollte<br />

unter Berücksichtigung der indi­<br />

viduellen persönlichen Umstän­<br />

de frühestens drei bis vier Monate<br />

nach einem Leistenbrucheingriff<br />

stattfinden, um eine Neuropraxie<br />

Foto: Holzheimer<br />

Foto: Holzheimer<br />

als Schmerzursache ausschlie­<br />

ßen zu können und eine ausrei­<br />

chend lange medikamentöse Be­<br />

handlung nachweisen zu können<br />

[26].<br />

Das chirurgische Vorgehen<br />

kann offen, laparoskopisch oder<br />

offen­laparoskopisch sein [27, 28].<br />

Ausschlaggebend für die Wahl der<br />

Operationsmethode ist in erster<br />

Linie die Erfahrung des jewei­<br />

ligen Chirurgen.<br />

Neurektomie ist abhängig<br />

vom intraoperativen Befund<br />

Es gibt keine verbindlichen<br />

Angaben, wie viele Nerven ent­<br />

fernt werden sollen. Wir haben<br />

in unserer Praxisklinik mit der<br />

patientenadaptierten („tailored“)<br />

Neurektomie in Abhängigkeit<br />

vom intraoperativen Befund<br />

(Veränderungen der Nerven)<br />

sehr gute Erfahrungen gemacht<br />

und können damit auch die bei<br />

der „Triple“ Neurektomie mit<br />

der Entfernung aller drei Ner­<br />

ven (N. ilioinguinalis, N. iliohypo­<br />

gastricus, N. genitofemoralis)<br />

anschließende komplette Leis­<br />

ten­Taubheit vermeiden.<br />

In der Regel wird das im­<br />

plantierte Netz bei intraoperativ<br />

sichtbarer Fibrose und unmit­<br />

telbarer Nachbarschaft zum be­<br />

troffenen Nerven entfernt. Das<br />

entnommende Gewebe wird zur<br />

histologischen Untersuchung ins<br />

Labor geschickt. Auf diese Weise<br />

bestätigten sich in unserem Pati­<br />

entengut bisher durchgehend die<br />

degenerativen Veränderungen<br />

am Nerven und die Fibrosierung<br />

des Gewebes.<br />

Schonhaltung kann Folge-<br />

beschwerden verursachen<br />

Ohne eine Beseitigung der<br />

Schmerzursache haben die Pa­<br />

tienten neben den Leisten­<br />

CHirurgenMagazin


Werden Sie Mitglied im BNC,<br />

… denn nur im Berufsverband niedergelassener<br />

Chirurgen (BNC) fi nden Sie eine lupenreine Interessen-<br />

vertretung für Chirurgen in eigener Praxis.<br />

… denn nur der BnC ist als Berufs verband dezentral<br />

und damit basisnah organisiert.<br />

… denn der BnC-Vorstand und die regionalen ANC-<br />

Vorsitzenden verfügen über ausgezeichnete Kontakte in<br />

den verschiedenen Gremien der Kassenärztlichen Bundes-<br />

vereinigung (KBV), der regionalen Kassenärztlichen Vereini-<br />

gungen (KVen), zu den Krankenkassen und in die Politik.<br />

… denn der BnC macht sich für eine leistungsgerechte<br />

Vergütung ambulanter chirurgischer Leistungen stark und<br />

verteidigt Ihre ärztliche Freiberufl ichkeit.<br />

… denn der BnC unterstützt Sie mit einem bundesweiten<br />

Jahreskongress, regionalen zertifi zierten Qualitätszirkeln<br />

und Fortbildungsveranstaltungen bei Ihrer persönlichen<br />

fachlichen und berufspolitischen Fortbildung – und nicht<br />

zuletzt beim Sammeln von CME-Punkten.<br />

Wir schenken<br />

der Basis Gehör<br />

… denn der BnC hält Sie mit einer zweimonatlich<br />

erscheinenden Verbandszeitschrift und tagesaktuellen<br />

Online-Nachrichten immer auf dem Laufenden.<br />

… denn als BnC-Mitglied haben Sie Zugang zu attrak-<br />

tiven Sonderkonditionen bei etlichen Versicherungen und<br />

anderen Dienstleistern.<br />

… denn der BnC hat für seine Mitglieder eine Unfall- und<br />

eine Spezial-Strafrechtsversicherung abgeschlossen.<br />

… denn der BnC hilft Ihnen bei juristischen und<br />

betriebswirtschaftlichen Problemen mit einer kosten-<br />

losen Erstberatung.<br />

einen Beitrittscoupon fi nden Sie auf Seite 51.<br />

Für Fragen und eine ausführliche Beratung<br />

steht Ihnen die BNC-Geschäftsstelle unter<br />

Telefon 040 60 32 91 10<br />

oder info@bncev.de<br />

gern zur Verfügung.


Medizin<br />

Chirurgen Magazin 58: Autoren gesucht<br />

In eigener Sache<br />

Autoren gesucht zum Thema<br />

ambulante Fußchirurgie<br />

in Heft 4.2012<br />

In Ausgabe 4.2012 des Chirurgen Magazins, die Ende August<br />

2012 erscheinen wird, möchten wir uns in der Rubrik „Medizin“<br />

schwerpunktmäßig mit dem Thema „Fußchirurgie“ beschäftigen.<br />

Ein weiteres Thema sind Rückenschmerzen.<br />

Wir suchen Autoren, die aus der Praxis für die Praxis über<br />

die Behandlung von Hallus valgus, kindlichen Fußdeformitäten,<br />

Fersenschmerz, Zehenfehlstellungen oder Nagelchirurgie berich­<br />

ten. Ebenso sind wir auf der Suche nach Hintergrundartikeln und<br />

Kasuistiken zur Nationalen Versorgungsleitlinie Rückenschmerz,<br />

Operationen an der Wirbelsäule, medikamentöse Therapie<br />

sowie die Kooperation mit Physiotherapeuten, Orthopäden und<br />

Sportstudios.<br />

Außerdem berichten wir ausführlich vom 115. Deutschen<br />

Ärztetag und vom Hauptstadtkongress Gesundheit 2012. Wir<br />

freuen uns auch hierzu über Ihre Themenanregungen.<br />

Die Redaktion berät Sie gern bei der Aufbereitung Ihrer<br />

Daten und der Gestaltung Ihres Manuskripts sowie bei der<br />

Auswahl von Bildmaterial und Grafiken – Anruf oder E­Mail<br />

genügt. Redaktionsschluss ist der 15. Juli 2012, bitte nehmen Sie<br />

aber möglichst frühzeitig Kontakt mit uns auf.<br />

antje Thiel<br />

Redaktion Chirurgen Magazin<br />

und www.bncev.de<br />

Essener Straße , D , 22 1 Hamburg<br />

Tel.: 0 0 25 6116, Fax: 0 0 25 6112<br />

antje.thiel@bncev.de, antje.thiel@vmk-online.de<br />

www.bncev.de<br />

Foto: ©iStockphoto.com/Andrey Zyk<br />

schmerzen durch die Schonhal­<br />

tung an schweren Veränderungen<br />

des Bewegungsapparates (Hüfte<br />

und Wirbelsäule) zu leiden. Diese<br />

Beschwerden gehen mit wei­<br />

terem Verlust der Lebensquali­<br />

tät und in Folge möglicherweise<br />

auch mit weiteren Operationen<br />

50 CHirurgenMagazin<br />

einher.<br />

» Ohne Beseitigung der Schmerzursache<br />

Chronische postoperative<br />

Schmerzen sind vermeidbar!<br />

Chronische postoperative<br />

Leistenschmerzen lassen sich<br />

vermeiden. Und zwar mit einer<br />

perioperativen Schmerzprophy­<br />

laxe durch Infiltration mit Lokal­<br />

anästhetika, gewebeschonende<br />

und komplikationsvermeidende<br />

Präparation, eine postoperative<br />

Analgesie innerhalb der ersten<br />

drei Tage nach der Operation.<br />

Cave: Auch eine zentral-<br />

nervöse Sensitivierung kann<br />

die Ursache für seltene Therapie­<br />

versager sein.<br />

Zusammenfassung<br />

Chronische postoperative<br />

Leistenschmerzen treten häu­<br />

figer auf als zumeist angenom­<br />

men wird. Die Ursachen sind<br />

schwierig zu erfassen. Die Dia­<br />

gnostik der chronischen post­<br />

operativen Leistenschmerzen<br />

braucht Zeit. Der Patient selbst<br />

gibt wichtige Hinweise für die<br />

Entstehung der Schmerzen. Kli­<br />

nische Untersuchung, Ultra­<br />

schalluntersuchung und Nerven­<br />

block sind die Hauptpfeiler der<br />

Diagnostik.<br />

Die Behandlung der chro­<br />

nischen postoperativen Leisten­<br />

schmerzen kann medikamentös,<br />

durch Akupunktur oder Physio­<br />

therapie sowie chirurgisch erfol­<br />

haben die Patienten durch ihre Schonhaltung<br />

in der Folge an schweren Veränderungen<br />

des Bewegungsapparates zu leiden. «<br />

gen. Durch eine patientenadap­<br />

tierte („tailored“) Neurektomie<br />

und gegebenenfalls Entfernung<br />

des fibrosierten Gewebes zusam­<br />

men mit dem Netz kann der Chi­<br />

rurg den meisten schmerzgeplag­<br />

ten Patienten helfen.<br />

Literatur<br />

1. Nienhuijs et al., 2007<br />

2. Beldi et al., 2008<br />

3. Jenkins und O’Dwyer, 2008<br />

4. Poobalan et al., 2001<br />

5. Hindmarsh et al., 2003<br />

6. Macrae, 2008<br />

7. Nikolajsen et al., 1997<br />

8. Tasmuth et al., 1996<br />

9. Macrae et al., 1999<br />

10. Holzheimer, 2010<br />

11. Delikoukos et al., 2008<br />

12. Loos et al., 2007<br />

13. O’Dwyer, 2005<br />

14. Davis und Arregui, 2003<br />

15. Amid, 2008<br />

16. Broin et al., 1995<br />

17. Sampath et al., 1995<br />

18. Keating und Morgan, 1993<br />

19. Kalliomaki e al., 2008<br />

20. Courtney et al., 2002<br />

21. Macrae, 2008<br />

22. Heise und Starling, 1998<br />

23. Aasvang et al., 2008<br />

24. Fanelli et al., 2003<br />

25. Rozen und Parvez, 2006<br />

26. Amid, 2002<br />

27. Keller et al., 2008<br />

28. Rosen et al., 2006


Bitte einsenden an den<br />

Berufsverband<br />

Niedergelassener Chirurgen (BNC)<br />

Geschäftsstelle<br />

Wulfsdorfer Weg<br />

22 5 Hamburg<br />

oder faxen an: 040 60 32 91 18<br />

Ja, ich will Mitglied des Berufsverbandes<br />

Niedergelassener Chirurgen Deutschland e.V.<br />

(BNC) werden.<br />

Dazu beantrage ich die Mitgliedschaft in der für<br />

mich zuständigen regionalen Arbeitsgemein­<br />

schaft Niedergelassener Chirurgen (ANC) und<br />

bitte Sie, dieses Schreiben an den jeweiligen<br />

Vorsitzenden weiterzuleiten.<br />

Titel | Name | Vorname<br />

Straße | PLZ | Ort<br />

Zuständiger KV­Bereich<br />

Geburtsdatum | Telefon privat<br />

Telefon­ und Faxnummer Praxis<br />

E­Mail­Adresse | ggf. Homepage<br />

Beitrittscoupon<br />

Der Jahresbeitrag für den BNC beträgt 300 Euro.<br />

Hinzu kommt der individuell unterschiedliche<br />

Jahresbeitrag meiner ANC.<br />

Mit meiner Mitgliedschaft unterstütze ich die<br />

gesundheitspolitischen Aktivitäten des BNC für<br />

alle niedergelassenen Chirurgen in Deutsch­<br />

land und erhalte Zugang zum exklusiven<br />

BNC­Mitgliederservice.<br />

Ort | Datum | Unterschrift CM56 – 2.2012

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!