Fachbeiträge - und Fußchirurgie
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Die minimalinvasive OP-Technik bei<br />
Hüftendoprothesen-Implantation<br />
von Gerd Gruber<br />
Nachdem an anderen Gelenken, wie z.B. am Schulter- oder am Kniegelenk, minimalinvasive<br />
Verfahren längst standardisiert sind, etablieren sich nun auch in der Endoprothetik<br />
des Hüftgelenks minimalinvasive Verfahren.<br />
Der endoprothetische Ersatz des Hüftgelenkes<br />
bei Coxarthrose <strong>und</strong> Schenkelhalsfrakturen<br />
wird in den USA als „der erfolgreichste<br />
operative Eingriff des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts“<br />
eingestuft.<br />
Mehr als einh<strong>und</strong>ert Jahre sind vergangen,<br />
seit T. Gluck 1891 mit seinen wegweisenden<br />
Arbeiten den Gr<strong>und</strong>stein der Endoprothetik<br />
gelegt hat. Vor 65 Jahren erfolgte die erste<br />
Implantation einer Hüftgelenk-Totalendoprothese<br />
durch Wiles in London (1938).<br />
Heute zählt die OP-Technik zur Implantation<br />
von Hüftgelenkendoprothesen – seien diese<br />
zementfrei oder mit Zement fixiert – längst<br />
zu den Standardverfahren.<br />
Am Knie- <strong>und</strong> am Schultergelenk haben sich<br />
minimalinvasive Eingriffe durch arthroskopische<br />
Techniken längst etabliert. Dagegen ist<br />
der minimalinvasive Zugang zum Hüftgelenk<br />
ein Novum. Hierbei sind zwei OP-Verfahren<br />
gr<strong>und</strong>legend zu unterscheiden:<br />
➔ Minimalinvasive Technik mit einem einzigen,<br />
kurzen Hautschnitt<br />
(single-incision-technique).<br />
➔ Minimalinvasive Technik mittels mehrerer<br />
kleiner Haut-Inzisionen<br />
(multi-incision-technique).<br />
Beide Verfahren sind bei Primärimplantationen<br />
von Hüftgelenk-Totalendoprothesen<br />
(TEP) möglich. Bei Endoprothesen-Wechseleingriffen<br />
sind diese OP-Techniken aufgr<strong>und</strong><br />
des kleinen OP-Zuganges mit seiner eingeschränkten<br />
Übersicht derzeit nicht einsetzbar.<br />
Indikationen der minimalinvasiven Hüft-TEP<br />
➔ Primäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Coxarthrosen<br />
bei normalgewichtigen Patienten<br />
➔ Primäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Femurkopfnekrosen<br />
bei normalgewichtigen Patienten<br />
Die minimalinvasive Technik mit<br />
einem einzigen, kurzen Hautschnitt<br />
Bei dieser Technik erfolgt der etwa 7 bis 10 cm<br />
lange Zugang wie beim konventionellen<br />
Hüftgelenk-Zugang nach Bauer über <strong>und</strong> proximal<br />
des Trochanter major. Eine Fortführung<br />
des Hautschnittes nach distal (wie bisher bei<br />
diesem Zugang üblich) erfolgt nicht. Auch<br />
nach proximal ist der Hautschnitt deutlich<br />
kürzer als gewohnt. Nach Vorpräparation<br />
durch das Subcutangewebe, Darstellen <strong>und</strong><br />
Spalten des Tractus iliotibialis erfolgt der Zugang<br />
zum Hüftgelenk zwischen den Muskelschichten.<br />
Die früher übliche Ablösung <strong>und</strong><br />
Durchtrennung der Muskulatur am Trochanter<br />
major ist nicht mehr erforderlich. Nach Darstellung<br />
des Hüftgelenkes wird die Gelenkkapsel<br />
reseziert. Sodann werden Hohmann-<br />
Haken eingesetzt, um den Schenkelhals darzustellen.<br />
Es folgt die Schenkelhals-Osteotomie<br />
<strong>und</strong> die Resektion des Femurkopfes.<br />
Nun wird ein Retraktor eingesetzt, um das<br />
proximale Femurende abzudrängen, <strong>und</strong> die<br />
NEWS<br />
Präparation des Acetabulum erfolgt. Die Pfannenkomponente<br />
ist auch beim minimalinvasiven<br />
Zugang zementiert oder zementfrei – als<br />
Schraubpfanne oder als Pressfitpfanne – einsetzbar.<br />
Anschließend wird nach Absenken des<br />
gegenseitigen Oberschenkels das Femur in die<br />
typische „Vierer-Position“ in maximaler Adduktionsstellung<br />
bei gleichzeitiger Außenrotationsstellung<br />
von 90° gebracht. In dieser<br />
Position wird das proximale Femur wie im herkömmlichen<br />
Verfahren für die Aufnahme des<br />
Endoprothesen-Stieles vorbereitet. Die Implantation<br />
des Endoprothesenstieles erfolgt wie<br />
bisher, zementfrei oder zementiert fixiert.<br />
Anschließend wird die erforderliche Halslänge<br />
des Endoprothesenkopfes ermittelt, der Original-Keramik-<br />
oder Metallkopf mit entsprechender<br />
Halslänge <strong>und</strong> entsprechendem Durchmesser<br />
aufgesetzt <strong>und</strong> das Gelenk reponiert.<br />
Der W<strong>und</strong>verschluss betrifft nun lediglich den<br />
Tractus iliotibialis, das Subcutangewebe <strong>und</strong><br />
die Haut, da keine Muskeldurchtrennung oder -<br />
ablösung erfolgt ist.<br />
Die minimalinvasive Technik mit<br />
mehreren kurzen Hautinzisionen<br />
Auch bei diesem Verfahren wird die Glutealmuskulatur<br />
weder durchtrennt noch abgelöst.<br />
Erforderlich sind jedoch mehrere kleine Hautinzisionen,<br />
um das Acetabulum <strong>und</strong> das proximale<br />
Femur präparieren <strong>und</strong> die Endoprothesen-Komponenten<br />
implantieren zu können.<br />
Bislang können mit dieser Technik nur ausgewählte<br />
Stiele bzw. sogenannte „Kurzschäfte“<br />
verankert werden. ➔<br />
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