Fachbeiträge - und Fußchirurgie
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<strong>Fachbeiträge</strong><br />
Die Speiche bricht selten allein –<br />
arthroskopische Diagnostik bei karpalen<br />
Begleitverletzungen der distalen Radiusfraktur<br />
von S. Polzer, H. Frobenius, H.-W. Bouman, K. Witt<br />
Frakturen des distalen Radius haben auch bei anatomisch korrekter Ausheilung oft<br />
bleibende Funktionsstörungen des Handgelenkes zur Folge. Häufig sind die Gründe<br />
dafür unbehandelte Begleitverletzungen der karpalen Ligamente, die primär nicht<br />
erkannt wurden. Die Einführung der Handgelenksarthroskopie in die orthopädische<br />
Chirurgie ermöglicht es, diese Verletzungen zeitgleich mit der Fraktur zu erkennen<br />
<strong>und</strong> so auch von Anfang an mit zu behandeln.<br />
Das funktionelle Endergebnis bei der Behandlung<br />
der distalen Radiusfraktur ist nicht<br />
allein abhängig von der Ausheilung der Fraktur<br />
in anatomisch korrekter Stellung (1). Karpale<br />
Bandverletzungen, Verletzungen des distalen<br />
Radioulnargelenkes (DRUG), Verletzungen des<br />
triangulären fibrokartilaginären Komplexes<br />
(TFCC) <strong>und</strong> Knorpelschäden sind wichtige zusätzliche,<br />
das Behandlungsergebnis beeinflussende<br />
Faktoren (2, 3).<br />
Die knöchernen Verletzungen können anhand<br />
der nativen Röntgenaufnahmen diagnostiziert<br />
werden (4); bei komplexen Frakturen mit<br />
Gelenkbeteiligung gibt die Anwendung der<br />
Computertomografie weiteren Aufschluss.<br />
Abb. 2:<br />
Pathologisch vergrößerter<br />
skapholunärer Winkel;<br />
34<br />
Abb. 3:<br />
Gilulabögen, 2 an der proximalen<br />
Handwurzelreihe proximal <strong>und</strong><br />
distal, 1 als proximale Begrenzung<br />
der distalen Handwurzelreihe;<br />
Dagegen ist die Einschätzung der ligamentären<br />
karpalen Begleitverletzungen nicht ohne<br />
weiteres möglich, <strong>und</strong> zwar vor allem dann,<br />
wenn sie nicht mit statischen Fehlstellungen<br />
von Handwurzelknochen einhergehen.<br />
Unbehandelt können karpale Bandverletzungen<br />
mit interkarpaler Instabilität zur schmerzhaften<br />
Funktionseinschränkung des Handgelenkes<br />
<strong>und</strong> letztlich zur Handgelenksarthrose<br />
führen (5).<br />
Ziel der primären Diagnostik ist es also, die<br />
akuten karpalen Begleitverletzungen bei der<br />
distalen Radiusfraktur zu erkennen, um sie<br />
gegebenenfalls gleichzeitig mit der Fraktur zu<br />
behandeln.<br />
Abb. 4:<br />
Unterbrechung der Gilulabögen<br />
der proximalen Handwurzelreihe<br />
proximal <strong>und</strong> distal mit<br />
Stufenbildung skapholunär <strong>und</strong><br />
lunotriquetral durch Längszug<br />
mit Fixateur externe<br />
Abb. 1:<br />
Skapholunäre Diastase<br />
bei extraartikulärer distaler Radiusfraktur<br />
Die Diagnostik<br />
der karpalen Verletzungen<br />
Die Eckpfeiler der Diagnostik der ligamentären<br />
karpalen Verletzung sind das native Röntgen<br />
<strong>und</strong> die Arthroskopie des Handgelenkes (Tab. 1),<br />
weil in der akuten Situation eine dezidierte<br />
Untersuchung wegen der Schmerzen nicht<br />
möglich ist.<br />
Auf dem nativen Röntgenbild in zwei Ebenen<br />
können karpale Bandverletzungen diagnostiziert<br />
werden, wenn sie mit einer massiven<br />
Instabilität einhergehen. Die Kriterien hierfür<br />
sind die Weite des skapholunären Intervalls,<br />
der skapholunäre Winkel im Seitbild sowie die<br />
Gilulabögen.<br />
Eine skapholunäre Diastase weist auf eine<br />
Läsion des skapholunären Ligamentes mit<br />
erheblicher interkarpaler Instabilität hin (s.<br />
Abb. 1). Da ein erweitertes skapholunäres Intervall<br />
aber auch als Normvariante vorkommen<br />
kann, sind Vergleichsaufnahmen mit der ges<strong>und</strong>en,<br />
unverletzten Seite zu empfehlen.<br />
Die Größe des skapholunären Winkels beträgt<br />
30° bis 60°, im Durchschnitt 47°. Zwischen 60°<br />
<strong>und</strong> 80° kann er normal oder pathologisch