Fachbeiträge - und Fußchirurgie
Fachbeiträge - und Fußchirurgie
Fachbeiträge - und Fußchirurgie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Bei der Varus-Deformität, welche mit einem<br />
Anteil von mehr als 80% der Fälle die häufigste<br />
Deformität in der Arthrose des Kniegelenks<br />
darstellt, bestehen osteophytäre Ausziehungen<br />
medialseitig (vgl. Abb. 7 c), verb<strong>und</strong>en mit<br />
einem kontrakten Ligamentum collaterale<br />
mediale. Aufgr<strong>und</strong> der leichten Überdehnung<br />
bei zunehmender Fehlstellung ist das Ligamentum<br />
collaterale laterale etwas lax.<br />
Sollte sich bei einem ausreichenden Release<br />
in tiefer Beugung immer noch eine Spannung<br />
medial abzeichnen, ist auch ein vermehrter<br />
tibialer Slope, der heutzutage bis 7° durchgeführt<br />
wird, erfolgversprechend.<br />
Weichteilrelease bei Valgus-Deformitäten<br />
Die Valgus-Deformität zeigt sehr häufig eine<br />
Verkürzung im Bereich des Tractus ilio-tibialis<br />
mit einem vermehrten Streckdefizit. Von<br />
daher ist gerade bei der Valgus-Deformität<br />
genau zu untersuchen, ob eine Fixierung der<br />
lateralen Strukturen sowohl in Streckung als<br />
auch in Beugung vorliegt. Sehr häufig besteht<br />
vermehrt eine kontrakte Spannung in der<br />
Streckung.<br />
Beim lateralen Release bei Valgus-Deformitäten<br />
werden in Streckung der posterolaterale<br />
Komplex <strong>und</strong> der ilio-tibiale Tractus<br />
eingekerbt oder im Bereich des Gerdy-Tuberkels<br />
subperiostal gelöst (s. Abb. 8 a).<br />
In der Beugung sind wiederum die Strukturen<br />
nahe der Epicondylenlinien, wie beispielsweise<br />
das laterale Kollateralband oder auch<br />
die Popliteussehne, für die Spannung verantwortlich,<br />
so dass auch hier ein Release durchgeführt<br />
werden kann.<br />
Im Gegensatz zur Sichtweise vieler amerikanischer<br />
Lehrbücher sollte aus meiner Sicht<br />
weder die Popliteussehne noch das Ligamentum<br />
collaterale femorale vollständig abgetrennt<br />
werden, weil damit die lateralen Bandstrukturen<br />
so geschwächt werden, dass letztendlich<br />
eine mobile Plattform nicht mehr<br />
implantierbar ist. Sicherlich resultiert die<br />
Technik der Amerikaner auch daraus, dass<br />
meistens eine „posterior stabilized“-Prothese<br />
eingebracht wird. In diesem Fall sollte – bei<br />
einer kontrakten Popliteussehne – im Sinne<br />
einer Z-Plastik (s. Abb. 7 c), wie sie auch bei<br />
der Achillessehne bekannt ist, ein Release<br />
durchgeführt werden.<br />
Abb. 7 b:<br />
Release des hinteren Kreuzbandes<br />
bei Beugekontraktur<br />
Abb. 7 c:<br />
Posteromedialer Release<br />
Abb. 8 b:<br />
Dorsales Kapselrelease<br />
NEWS<br />
Mit entscheidend beim Release der Flexionskontrakturen<br />
ist die Entfernung von posterioren<br />
Osteophyten (vgl. Abb. 8 b) sowie ein<br />
Release der dorsalen Kapsel bis hoch zum M.<br />
Gastrocnemius.<br />
John Insall, einer der berühmtesten Kniechirurgen<br />
<strong>und</strong> Erfinder des Oberflächenersatzes,<br />
sagte in der Bewertung der neueren Designentwicklung<br />
zur „mobilen Plattform“:<br />
„Fixed bearing knee design has reached his<br />
ultimate expression, this stage of development<br />
indicates impending obsolescence.<br />
The mobile bearing knee offers an attractive<br />
avenue for future developments!“<br />
Prof. Dr. Hajo Thermann<br />
Zentrum für Knie- <strong>und</strong> <strong>Fußchirurgie</strong><br />
Thermann@atos.de<br />
Abb. 8 a:<br />
Einkerbung des<br />
Tractus iliotibialis<br />
■<br />
33