Fachbeiträge - und Fußchirurgie
Fachbeiträge - und Fußchirurgie
Fachbeiträge - und Fußchirurgie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Fachbeiträge</strong><br />
Die OP-Technik bei der mobilen<br />
Plattform<br />
Operationstechnisch hat Freeman 1973 die<br />
„conditio sine qua non“ für die Schnittführung<br />
bei der Knieendoprothetik klar analysiert.<br />
Der wesentliche Faktor ist die exakte<br />
Balancierung von Flexion <strong>und</strong> Extension im<br />
Sinne eines gleichen Flexions- <strong>und</strong> Extensionsspaltes<br />
(vgl. Abb. 5a <strong>und</strong> 5b). Dies bedeutet,<br />
dass die Spannung sowohl in der<br />
Streckung als auch in der Beugung nach den<br />
primär gesägten Schnitten definitiv gleich<br />
sein muss, was mit entsprechenden Spacern<br />
„evaluiert“ werden kann.<br />
Warum müssen die Weichteile balanciert<br />
werden?<br />
Die Achsendeformitäten bei arthrotischen<br />
Veränderungen des Kniegelenkes sind immer<br />
eine Kombination aus ossären Deformitäten<br />
der Tibia, des Femur oder von beiden. Hinzu<br />
kommt eine Dysbalance der Weichteile im<br />
Sinne von Sehnen-, Muskeln- <strong>und</strong> Bandverlängerungen<br />
bzw. -verkürzungen. Bei einer<br />
Varusarthrose sind die medialen Strukturen<br />
stärker gespannt als die lateralen, entsprechend<br />
umgekehrt bei der Valgusarthrose.<br />
Fehlende Weichteilbalance führt immer zu<br />
Fehlfunktionen – sowohl bei den Rotationskomponenten<br />
der mobilen Plattform wie<br />
auch bei der fixierten Plattform oder bei<br />
anderen „Designformen“. Es kommt zu Störungen<br />
der Gelenkfunktion, zu frühzeitigem<br />
Implantatversagen <strong>und</strong>, infolge der fehlenden<br />
Weichteilbalancierung, zu einer Störung<br />
der Propriozeption.<br />
32<br />
Abb. 5 a:<br />
Evaluation<br />
des „Extension-Gaps“<br />
Wie können die Weichteile des Knies<br />
balanciert werden?<br />
Hierzu muss in der klinischen Untersuchung<br />
intraoperativ eine Analyse der kapselligamentären<br />
Strukturen in Streckung, in 30° Beugung<br />
sowie in 90° Beugung durchgeführt werden<br />
(vgl. Abb. 6a bis c). Anschließend kann ein<br />
kontrolliertes capsuloligamentäres Release<br />
erfolgen.<br />
Präoperativ sollte schon eine klare Analyse<br />
getroffen werden, in welcher Form die periartikulären<br />
Weichteile balancierbar sind. Für die<br />
Untersuchung in den verschiedenen Beugestellungen<br />
werden auf die lateralen Strukturen<br />
in Außenrotation des Hüftgelenkes ein<br />
Varus-Stress <strong>und</strong> entprechend umgekehrt für<br />
die Analyse der medialen Strukturen in Innenrotation<br />
ein Valgus-Stress in den verschiedenen<br />
Winkelgraden der Beugung ausgeübt.<br />
Weichteilrelease bei Varus-Deformitäten<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der Kinematik des Kniegelenkes<br />
bei verstärkter Kontraktur der medialen<br />
Strukturen muss man die vermehrte Spannung<br />
in Streckung <strong>und</strong> Beugung differenzieren.<br />
Besteht eine vermehrte Spannung in<br />
Streckung, so wird das oberflächliche mediale<br />
Kolateralligament <strong>und</strong> der Pes anserinus<br />
gelöst.<br />
Abb. 5 b:<br />
Evaluation<br />
des „Flexion-Gaps“<br />
Abb. 6 a bis c:<br />
Evaluation der ligamentären Strukturen bei<br />
Kniestreckung, bei 30° Beugung <strong>und</strong> bei 90°<br />
Beugung.<br />
Sollte das nicht ausreichen, werden die Sehnen<br />
des Musculus semimembranosus subperiostal<br />
mit einem Meißel vom Knochen<br />
gelöst (vgl. Abb. 7 a).<br />
In Beugung haben alle Bänder, welche im<br />
Bereich der Epicondylenlinie ansetzen, einen<br />
erheblichen Einfluss auf die Spannung. Von<br />
daher sind in Beugung die mediale Kapsel,<br />
das tiefe Ligamentum collaterale mediale<br />
sowie die postero-mediale Kapsel entscheidend.<br />
Darüber hinaus sind bei der Beugekontraktur<br />
eine Verkürzung des posterioren<br />
Kreuzbandes sowie mediale Osteophyten von<br />
großer Bedeutung. Diese sollten primär nach<br />
Evaluation der Spannungsverhältnisse entfernt<br />
werden. Ein Release im Bereich des hinteren<br />
Kreuzbandes im Sinne von subperiostalen<br />
Lockerungen im tibialen Ansatz sollte bei<br />
vermehrter Spannung in der tiefen Beugung<br />
durchgeführt werden (vgl. Abb. 7 b).<br />
Abb. 7 a:<br />
Subperiostale Lösung der Sehnen<br />
des M. semimembranosus