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Fachbeiträge - und Fußchirurgie

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Verwaltungsnotizen<br />

Altruismus<br />

von Richard Voigt<br />

Im März 2002 erreichte uns eine Anfrage aus<br />

dem Norden des Irak. Ein dort beschäftigter<br />

Mitarbeiter der UN suchte für einen seiner<br />

Angestellten eine kostenlose Behandlungsmöglichkeit<br />

inclusive notwendiger Operation.<br />

Der Patient, Herr A., litt an multiplen cartilaginären<br />

Exostosen (Knochenauswüchsen<br />

beider Ober- <strong>und</strong> Unterschenkel) <strong>und</strong> war vor<br />

etwa sechs Jahren schon einmal kostenlos<br />

von Herrn Dr. Terbrüggen in der ATOS Klinik<br />

operiert worden.<br />

Nach einer kurzen Rücksprache erfolgte die<br />

Zusage an den UN-Beamten. Die Einladung<br />

zur OP in Heidelberg ging sofort per Fax an<br />

Herrn A. <strong>und</strong> war mit dem Wunsch verb<strong>und</strong>en,<br />

die Behandlung möglichst im Juli oder<br />

August anzutreten. Zu dieser Zeit verfügt die<br />

ATOS Klinik am ehesten über freie Kapazitäten.<br />

Der Patient, ein Kurde aus Nordirak, bemühte<br />

sich nun um die Einreisegenehmigung nach<br />

Deutschland. Die zuständige Behörde hierfür<br />

war die deutsche Botschaft in Ankara. Von<br />

dort wurden auch gleich behördliche Maßstäbe<br />

angelegt, die für den Patienten eine fast<br />

unüberwindbare Hürde bedeuteten.<br />

Gefordert wurde der Nachweis über eine<br />

sichere Existenzgr<strong>und</strong>lage von Herrn A. in<br />

Nordirak. Des Weiteren, in Zusammenhang<br />

mit der Einladung, eine Verpflichtungserklärung<br />

der Klinik mit behördlich beglaubigter<br />

24<br />

Unterschrift, für die gesamten anfallenden<br />

Kosten aufzukommen. Diese beinhaltete<br />

auch die Haftung für den Patienten bezüglich<br />

Lebensunterhalt <strong>und</strong> ggf. die Pflicht zur Übernahme<br />

der Rückreisekosten. Außerdem den<br />

Nachweis, dass die Behandlung nicht in Irak<br />

durchgeführt werden konnte, dazu verschiedene<br />

Beglaubigungen, die bestätigten, dass<br />

sein Reisepass auch sein Reisepass war, sowie<br />

zahlreiche „kleine”, jedoch schwierig zu besorgende<br />

Bestätigungen.<br />

Herrn A. wurde unsere Unterstützung zuteil,<br />

indem wir ihm sämtliche Unterlagen, soweit<br />

sie von unserer Seite gefordert waren, zusandten.<br />

Gleichzeitig schickten wir Kopien<br />

von allen Dokumenten sicherheitshalber<br />

auch an die Botschaft in Ankara. Herr A. musste<br />

trotzdem dreimal nach Ankara reisen, um<br />

jeweils fehlende Dokumente nachzureichen.<br />

Das dritte Mal blieb A. in Ankara, um hartnäckig<br />

um das Visum zu kämpfen. Die<br />

Botschaft ließ ihn allerdings mehr als drei<br />

Wochen warten – <strong>und</strong> zwar so lange, bis A.<br />

Dr. Terbrüggen mit<br />

dem irakischen Patienten<br />

pleite war. Nun verfügte er über das Visum,<br />

hatte aber kein Geld mehr für die Reise.<br />

Nachdem er sich die nötigen Devisen besorgt<br />

hatte, traf er schließlich im November in<br />

Heidelberg ein, wurde hier operiert <strong>und</strong> im<br />

Dezember nach Hause entlassen. Außer<br />

einem Billig-Fotoapparat <strong>und</strong> den Kleidern,<br />

die er am Leib trug, war er mittellos. Die<br />

Krankenschwestern besorgten ihm zunächst<br />

einige Garnituren frischer Leibwäsche, <strong>und</strong><br />

die Mitarbeiter der Klinik statteten ihn mit<br />

reichlich Kleidern <strong>und</strong> Koffern aus. Schließlich<br />

sammelten sie noch eine für ihn sicher<br />

ordentliche Summe, die ihm eine komfortable<br />

Rückreise ermöglichte.<br />

Der Termin hatte sich zwar verzögert <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Komplikationen waren<br />

nicht unerheblich, aber man bedenke, er war<br />

auf jeden Fall rechtzeitig zum Golfkrieg wieder<br />

zu Hause.<br />

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