16.12.2012 Aufrufe

ATOS News 15 - ATOS Klinik München

ATOS News 15 - ATOS Klinik München

ATOS News 15 - ATOS Klinik München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

P R I V A T K L I N I K E N<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

:: Im Fokus: Golf<br />

Knieverletzungen<br />

im Golf<br />

Golf nach Endoprothese<br />

Der Golferellenbogen<br />

:: Endoprothetik<br />

Die anatomische<br />

Knieprothese<br />

<strong>ATOS</strong>news | Ausgabe <strong>15</strong> | April 2010


���������<br />

��������������������������<br />

�����������������������������������<br />

�� ���������������������������������������������<br />

�� ����������������������������������������������<br />

�� ������������������<br />

�� ��������������������������������������������<br />

�� ��������������������<br />

�������������������������������<br />

�����������������������������<br />

�������<br />

���������������<br />

���������������<br />

����������������������<br />

�����������������������������<br />

������������������������<br />

��������������������������������������������������<br />

������������������<br />

�������������������<br />

������������@����������


:: Editorial <strong>ATOS</strong>news<br />

Gesünder mit Golf<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

erstmals haben Sie eine Ausgabe in der<br />

Hand, die sich überwiegend mit einer<br />

Sportart und deren Verletzungsrisiken<br />

beschäftigt. Der Grund ist die rasante<br />

Zunahme von insbesondere älteren<br />

Menschen, die sich diesem Sport verschreiben,<br />

und damit auch eine Zunahme<br />

der Verletzungen aller dabei<br />

belasteten Regionen unseres Skelettsystems.<br />

Dennoch soll nicht der Eindruck<br />

entstehen, dass Golf ein besonders<br />

schädlicher Sport ist. Im Gegenteil,<br />

Golf kann ein gutes Investment für die<br />

Gesundheit sein, wie aus einer neuen<br />

Studie des Karolinska Instituts Stockholm<br />

hervorgeht. Die Studie basiert<br />

auf den Daten von 300.000 der rund<br />

600.000 Golf spielenden Schweden.<br />

Danach ist die Todesrate für Golfer<br />

um 40 % niedriger als für Nichtgolfer<br />

des gleichen Geschlechts, Alters und<br />

sozio ökonomischen Status. Dies entspricht<br />

einer Erhöhung der Lebenserwartung<br />

um fünf Jahre. Dabei schnitten<br />

die Golfer mit einem niedrigen Handicap<br />

am besten ab, offenbar da es wesentlich<br />

mehr Trainings und einer höheren<br />

Spielfrequenz bedarf, um ein niedriges<br />

Handicap aufrecht zu erhalten. Prof.<br />

Anders Ahlborn, der Leiter der Studie,<br />

war über das Ergebnis nicht überrascht,<br />

da er der Meinung ist, dass verschie­<br />

dene Aspekte des Spiels sich positiv auf<br />

die Gesundheit auswirken: Eine Runde<br />

Golf bedeutet, sich vier bis fünf Stunden<br />

im Freien aufzuhalten und sechs bis<br />

sieben Kilometer zügig zu gehen. Hinzu<br />

kommen positive soziale und psychologische<br />

Aspekte. Golfer führen generell<br />

ein ge sünderes Leben, aber der wichtigste<br />

Faktor für die Gesundheit ist das<br />

Spiel selbst, auch das Training auf der<br />

Driving Range.<br />

Doch wie bei jedem Sport gilt auch<br />

beim Golfspiel die Regel: warm up before,<br />

cool down after game. Nur so lassen<br />

sich Verletzungen der Muskulatur,<br />

der Sehnen und der Gelenke vermeiden.<br />

Von großer Bedeutung sind dabei die<br />

bei jedem Schlag auftretenden enormen<br />

Torsionskräfte, die mit Mikroverletzungen<br />

des Knorpels aller Gelenke, insbesondere<br />

auch der kleinen Wirbelgelenke,<br />

einhergehen können. Hier scheint<br />

die Golfschuhindustrie nun einen Weg<br />

gefunden zu haben, dieses Torsionsproblem<br />

signifikant zu mindern, wie Sie<br />

in dieser Ausgabe nachlesen können.<br />

Viel Spaß bei der Lektüre!<br />

Hans H. Pässler<br />

3 |


:: Inhalt <strong>ATOS</strong>news<br />

:: Editorial 3<br />

:: Kongress­Highlights<br />

Kongress der ACL-Study Group in Phuket/Thailand 6<br />

27. Berliner Arthroskopie-Symposium in Oberwiesenthal 8<br />

:: Fachbeiträge<br />

Knieverletzungen im Golf und deren Prophylaxe 10<br />

Von Hans H. Pässler<br />

Medizinisch sinnvoller Paradigmenwechsel im Golfschuhbau? 13<br />

Von Hans Joachim Rist<br />

Golf und Endoprothetik 17<br />

Von Stefanie Donner und Hajo Thermann<br />

Der Golferellenbogen – Epicondylitis humeri ulnaris 20<br />

Von Markus Loew<br />

Golfspielen nach Schulterprothese 22<br />

Von Peter Habermeyer und Gaspar da Silva<br />

Golf und Hand 24<br />

Von Stefan Polzer, Hans­Werner Bouman und Steffen Berlet<br />

Sonne hat auch Schattenseiten 27<br />

Von Claudia Jäger<br />

Die anatomische Prothese des Kniegelenks – 31<br />

ist das die Zukunft?<br />

Von Hajo Thermann<br />

Nachbehandlung nach Knorpelersatzoperationen 37<br />

am Kniegelenk<br />

Von Hans H. Pässler und Rainer Siebold<br />

Revisionen nach Sprunggelenksendoprothetik 41<br />

Von Hajo Thermann<br />

Bei Instabilität im Sprunggelenk – Peroneus longus 48<br />

auf Peroneus brevis-Transfer<br />

Von Robert Kilger<br />

Die Midhead Resection – Neues aus der Hüftendoprothetik 52<br />

Von Raimund Völker<br />

Golf bringt Venenfitness, aber was tun bei manifester 58<br />

Varikosis?<br />

Von Peter G. Friedl und Eberhard M. Rappold<br />

Unterlidplastik 60<br />

Von Wolfgang Mühlbauer und Charlotte Holm Mühlbauer<br />

:: Notes & <strong>News</strong><br />

Die <strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> <strong>München</strong> stellt sich vor: Dr. Michael Schubert 26<br />

Dr. Heckmann mit Medaille „Verdienste um Europa“ geehrt 36<br />

<strong>ATOS</strong> intern: Alexander Zugsbradl neuer Geschäftsführer 40<br />

der <strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong>en<br />

Untersuchungskurse Schulter und Knie: Termine 2010 56<br />

Ankündigung <strong>ATOS</strong> Symposium 2010: Moderne Gelenkchirurgie 65<br />

Neue Bücher: AE Manual Schulter, Lehrbuch & Atlas Schulter 66<br />

Impressum 57<br />

5 |


:: Kongress­Highlights<br />

ACL Study Group Kongress<br />

in Phuket<br />

Von Rainer Siebold<br />

Die ACL Study Group wurde 1984 von Dr. John Feagin in Westpoint, USA<br />

gegründet. Die Gruppe trifft sich alle zwei Jahr zu einem Kongress, abwechselnd<br />

in Europa und USA. Als Mitglieder werden stets die führenden Kreuzbandchirurgen<br />

jedes Landes angesprochen und zunächst als Gastredner zum<br />

nächsten Meeting eingeladen. Danach hat der Eingeladene die Möglichkeit,<br />

sich als Mitglied zu bewerben. Heute zählt die Gruppe über 180 Mitglieder<br />

aus fünf Kontinenten. 2010 fand das Meeting erstmals in Asien statt.<br />

Prof. Hertel aus Berlin, Prof. Pässler und Dr.<br />

Lehrberger, <strong>München</strong>, zählten zu den ersten<br />

Deutschen und sind bereits seit 20 Jahren<br />

Mitglieder. Hinzu kamen inzwischen fünf<br />

weitere deutsche Spezialisten, darunter PD<br />

Dr. Siebold. Präsident ist derzeit Prof. Friederich<br />

aus Basel, Executive Director Prof. John<br />

Bergfeld aus Cleveland. Das von Prof. Pässler<br />

in seinem Winterdomizil Phuket/Thailand<br />

ausgewählte Hotel Le Meridien Phuket Beach<br />

Resort erwies sich als perfekt. Nicht nur die<br />

Kongressräumlichkeiten waren ideal, sondern<br />

auch die Tatsache, dass das Hotel über<br />

eine eigene Badebucht verfügt, machte den<br />

Aufenthalt zu einem Genuss.<br />

Das wissenschaftliche Programm umfasste<br />

fünf Tage mit 100 Vorträgen und sieben<br />

Symposien über aktuelle Erkenntnisse<br />

zum vorderen Kreuzband. Trotz des traumhaft<br />

schönen Wetters war der Konferenzsaal<br />

stets voll. Die Tagung der ACL Study Group<br />

besticht damit, dass jedem Vortrag eine<br />

zehnminütige sehr offene Diskussion folgt.<br />

Ein wichtiges Thema war die klinische<br />

Überprüfung der Ergebnisse nach vorderem<br />

Kreuzbandersatz. Um die feinen Unterschiede<br />

zwischen den Techniken zu erfassen,<br />

ist ein möglichst Untersucher­unabhängiger<br />

Messvorgang notwendig. Weltweit wird daran<br />

gearbeitet, neben der objektiven Ermittlung<br />

der ap­Translation auch eine instrumentelle<br />

Erfassung der Rotation und des<br />

komplexen Pivot shift – Tests durchzuführen.<br />

Zaffagnini aus Bologna und Sanchis­Alfonso<br />

| 6<br />

stellten ihre Entwicklung zur nichtinvasiven<br />

Erfassung des Pivot Shift­Tests vor. Hierbei<br />

handelt es sich um dynamische Plattformen,<br />

bzw. automatisierte computergesteuerte<br />

Bewegungsabläufe, die den Pivot Shift­Test<br />

am Knie simulieren sollen. Weitere neu entwickelte<br />

Messmethoden wurden von Hermann<br />

Mayr aus <strong>München</strong>, Espregueira aus<br />

Porto, Andrew Amis aus London und Pascal<br />

Cristel vorgestellt und im Plenum diskutiert.<br />

Hans Pässler untersuchte die Knotenfestigkeit<br />

der neuen Generation ultrafester<br />

Nahtmaterialien, die bei der Kreuzbandrekonstruktion<br />

häufig verwendet werden, und<br />

verglich sie mit herkömmlichem Nahtmaterial<br />

gleicher Stärke. Dabei konnte er nachweisen,<br />

dass z. B. das häufig verwendete Fiber­<br />

Wire acht chirurgische Knoten benötigt im<br />

Gegensatz zu vier bis fünf beim Ethibond,<br />

um eine sichere Knotenfestigkeit zu erreichen.<br />

Der zweite Kongresstag war der Revision<br />

von vorderen Kreuzbandplastiken, dem kindlichen<br />

Kreuzbandersatz, der anatomischen<br />

femoralen Bohrkanalpositionierung und Meniskusbegleitverletzungen<br />

gewidmet. Bei der<br />

Vorbereitung der Revisions­Kreuzbandplastik<br />

scheint sich die Durchführung einer Computertomographie<br />

immer mehr durchzusetzen,<br />

betonte John Bartlett aus Melbourne.<br />

Zur genauen präoperativen Ermittlung der<br />

Bohrkanalposition nach erster VKB­Plastik<br />

werden heute auch 3D­CT­Aufnahmen angefertigt.<br />

Die größte Schwierigkeit bei der<br />

Das Kongresshotel Le Meridien<br />

Phuket Beach Resort<br />

Prof. Pässler und Dr. Siebold beim Festabend


Dr. John Feagin, Westpoint, der Gründer der ACL Study Group.<br />

Im Hintergrund am Mikrofon Prof. Tassos Georgoulis, Griechenland<br />

Revision sind alte Implantate sowie Knochendefekte,<br />

die sowohl bei der Einbündel­<br />

als auch bei der Doppelbündel­Technik bedacht<br />

werden müssen. Die Experten sind sich<br />

einig, dass bei großen Knochendefekten ein<br />

zweizeitiges Vorgehen mit Spongiosaauffüllung<br />

vom Beckenkamm und Kreuzbandrevisionsplastik<br />

sechs Monate später notwendig<br />

wird.<br />

Bei Kindern und Jugendlichen hat die<br />

Schonung der Wachstumsfuge oberste Priorität.<br />

Es besteht Einigkeit darüber, dass die<br />

Wachstumsfugen nicht durch Knochen oder<br />

Schrauben bzw. andere Implantate überbrückt<br />

werden dürfen. Sind diese Voraussetzungen<br />

erfüllt, so wird im Kinder­ und Jugendalter<br />

der Kreuzbandersatz empfohlen,<br />

um frühzeitige Sekundärschäden am Meniskus<br />

und Knorpel zu vermeiden.<br />

Am dritten Tag stand u.a. das Thema<br />

VKB­Plastik in Doppel­Bündel­Technik auf<br />

dem Programm. Timo Jarvela aus Finnland<br />

stellte seine Ergebnisse nach Doppelbündeltechnik<br />

mit vierfacher Schraubenfixation<br />

vor. Er berichtete über eine vergleichsweise<br />

höhere Re­Rupturrate bei Patienten in Einbündeltechnik.<br />

Aus USA, Japan, Südafrika<br />

und der Türkei wurden in diesem Zusammenhang<br />

vergleichende biomechanische<br />

Studien zur Ein­ und Zweibündeltechnik referiert.<br />

Der vordere Kreuzbanderstz in Zweibündeltechnik<br />

scheint in diesem Zusammenhang<br />

eine bessere Stabilität nahe Streckung<br />

zu gewährleisten.<br />

Am vorletzten Tag wurde der Einfluss von<br />

Wachstumsfaktoren auf das Ergebnis nach<br />

Kreuzbandrekonstruktion und Langzeitverläufe<br />

nach Kreuzbandersatz diskutiert. Leider<br />

weiß man über den Einfluss der Wachstumsfaktoren,<br />

wie z. B. TGF­Beta, PDGF,<br />

VEGF bisher noch sehr wenig. Tatsache ist<br />

jedoch, dass große Anstrengungen unternommen<br />

werden, um den Heilungsverlauf<br />

nach Kreuzbandplastik positiv zu beeinflussen,<br />

betonte Matteo Denti aus Mailand<br />

Auch am letzten Tag des Kongresses waren<br />

die Spezialisten noch eifrig bei der Sache.<br />

Rainer Siebold berichtete über seine<br />

kernspintomographischen Untersuchungen<br />

zur Bohrkanalerweiterung bei Ein­ und Zwei­<br />

Der Executive Director der ACL Study Group, Prof. John Bergfeld,<br />

Cleveland.<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

bündeltechnik. Hier zeigten sich keine Unterschiede<br />

zwischen beiden Techniken. Grundsätzlich<br />

muss zwischen intraoperativer<br />

Bohrkanalerweiterung durch das Eindrehen<br />

eines Implantats und dem klassischen postoperativen<br />

Tunnel­Widening unterschieden<br />

werden. Auch eine korrekte Beinachse ist für<br />

einen langfristigen Erfolg der Kreuzbandplastik<br />

von großer Bedeutung, unterstrichen Albert<br />

van Kampen aus Holland und Arne Ekeland<br />

aus Norwegen. ::<br />

Pastpräsident John Feagin schrieb an die Mitglieder<br />

der ACL Study Group:<br />

Thank you for the Phuket Meeting –<br />

the best ever!<br />

PD Dr. Rainer Siebold<br />

Zentrum für Knie- und Fußchirurgie, Sporttraumatologie<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg<br />

siebold@atos.de<br />

7 |


:: Kongress­Highlights<br />

27. Berliner Arthroskopie-Symposium<br />

in Oberwiesenthal<br />

Eingriffe an Schulter und Knie als Schwerpunkte<br />

Von Heinz Wuschech und Gunter Frenzel<br />

Traditionsgemäß fand das 27. Berliner<br />

Arthroskopie-Symposium am zweiten<br />

Januarwochenende im tief verschneiten<br />

Oberwiesenthal statt.<br />

Dank des frostigen Winterwetters im Erzgebirge<br />

nutzten die über 500 Teilnehmer das<br />

exzellente Angebot an Vorträgen, Seminaren<br />

und 10 Industrieworkshops ausgiebig. Eröffnet<br />

wurde das Symposium durch Dr. Gunter<br />

Frenzel, der den erkrankten Tagungspräsidenten<br />

PD Dr. Manfred Bernard vertrat. Vor<br />

der Eröffnung würdigte Dr. Wuschech den<br />

2009 verstorbenen Dr. Erich Ahrendt, einen<br />

der Wegbereiter der Arthroskopie in der DDR,<br />

der an allen vorausgegangenen 26 Symposien<br />

aktiv als Referent, Vorsitzender und Instruktor<br />

teilgenommen hatte.<br />

Das wissenschaftliche Programm begann<br />

mit dem 1. Hauptthema „Die Rotatorenmanschettenruptur“.<br />

Die Auswahl an operativen<br />

Möglichkeiten zu deren Behandlung ist<br />

vielfältig und hat im letzten Jahrzehnt eine<br />

große Entwicklung durchlaufen. Namhafte<br />

Schulterspezialisten wie Markus Scheibel,<br />

Berlin (RM­Läsion: der Stellenwert heilungsinduzierender<br />

Faktoren), Sven Lichtenberg,<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg (RM­Partialruptur<br />

– eine Therapie für alle Pathologien), Uwe<br />

König, Offenbach (Komplette RM­Ruptur –<br />

offene oder arthroskopische Intervention?),<br />

Ulrich Irlenbusch, Arnstadt (Stellenwert der<br />

Lappenplastiken – Indikation und Ergebnisse<br />

des Latissimus­Transfers) und Achim Hedtmann,<br />

Hamburg (RM­Ruptur – muss alles<br />

operiert werden?) stellten ihre Ergebnisse<br />

und Erfahrungen zur Diskussion.<br />

Auch das zweite und dritte Hauptthema<br />

befassten sich mit der Schulter, zum ei­<br />

| 8<br />

nen mit „Knorpelschaden und Arthrose im<br />

Schultergelenk“ sowie erstmalig mit „Endoprothetik<br />

der Schulter“. Dabei wurde ein<br />

weiter Bogen von der Pathophysiologie und<br />

funktionellen Bedeutung über klinische und<br />

radiologische Diagnostik des Knorpelschadens<br />

bis zu verschiedenen therapeutischen<br />

Möglichkeiten und deren Grenzen gespannt.<br />

Die Thematik rief enormes Interesse hervor,<br />

und Matthias Steinwachs (Zürich) lieferte<br />

als ausgezeichneter Kenner der Materie evidenzbasierte<br />

Daten. In seiner Zusammenfassung<br />

vermittelte er das Verständnis für die<br />

Komplexität des Knorpelschadens und forderte<br />

eine kritische Betrachtung der Therapiemethoden.<br />

Bei der Endoprothetik­Sitzung standen<br />

die Indikationsstellung und die Ergebnisse<br />

der verschiedenen Verfahren im Mittelpunkt.<br />

Parallel zu den Hauptthemen befassten<br />

sich auch die Sonderthemen mit der Schulter.<br />

„Schulterschmerz als mögliches systemisches<br />

Problem“, moderiert von Joachim Buchmann<br />

(Rostock) und Marina Heidrich (Stollberg),<br />

zog ebenfalls einen großen Zuhörerkreis<br />

an. Anschließend wurde das McKenzie­Konzept<br />

der Schulterbehandlung von Jan Kuiper<br />

(Flensburg) vorgestellt, wobei die Zuhörer mit<br />

praktischen Übungen und Live­Großbilddarstellung<br />

via Kamera praktische Erfahrungen<br />

sammeln konnten.<br />

Zum Abschluss des ersten Kongresstages<br />

wurde das vielfach diskutierte und strapazierte<br />

Thema „Doping im Sport“ aufgegriffen,<br />

moderiert von dem Juristen Dr. Peter­Michael<br />

Diestel (Potsdam) und dem Sportarzt<br />

Gunter Frenzel (Berlin). Alle Beteiligten traten<br />

gegen jede Art von Doping im Sport ein.<br />

Peter­Michael Diestel wies insbesondere darauf<br />

hin, dass – auch zum Schutze des Arztes<br />

– alle sportmedizinischen Maßnahmen von<br />

der Prophylaxe über die leistungsmedizinische<br />

Betreuung bis zur Behandlung von<br />

„kleinen und großen Wehwehchen“ auf je­


den Fall ohne den Einsatz unerlaubter Mittel<br />

erfolgen müssen. Keines der Verfahren und<br />

keine der Substanzen, die auf der internationalen<br />

Dopingliste stehen, dürfen eingesetzt<br />

werden.<br />

Auf dem Festabend nach dem ersten<br />

Kongresstag wurden Prof. Dr. Hans H. Pässler<br />

(<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg) und Dr. Rudi<br />

Birr (Halberstadt) durch das wissenschaftliche<br />

Komitee mit einer Yachtuhr aus der<br />

bekannten Uhrenstadt Glashütte ausgezeichnet<br />

und für 27malige Mitwirkung am<br />

Symposium als Vortragende, Seminarleiter,<br />

Tagungsvorsitzende und vieles mehr geehrt.<br />

Hans Pässler, in Dresden geboren und<br />

daher dem Erzgebirge verbunden, bedankte<br />

sich mit bewegten Worten. Er gehört mit zu<br />

den Pionieren deutscher Arthroskopeure, die<br />

seit Mitte der achtziger Jahre ihr Wissen und<br />

Können ohne Vorbehalte auf Tagungen und<br />

Workshops an die DDR­Chirurgen weitergaben.<br />

Rudi Birr war damals ein sehr interessierter<br />

junger Assistent in der chirurgischen<br />

Ausbildung am Städtischen Krankenhaus<br />

Berlin­Weißensee, der heutigen Parkklinik.<br />

Er nahm aktiv an allen 27 Berliner Symposien<br />

teil.<br />

Am zweiten Kongresstag wurden die weiteren<br />

Hauptthemen „Knorpeltherapie am<br />

Kniegelenk“ unter Moderation von Heinz Laprell<br />

(Kiel) und Hans H. Pässler sowie „Meniskuschirurgie“<br />

mit den Moderatoren Christian<br />

Fink (Innsbruck) und Wolf Petersen (Berlin)<br />

besprochen. Zur Knorpeltherapie wurden<br />

viele verschiedene Verfahren von der Abrasionsarthroplastik<br />

über autologe Chondrozytentransplantation,<br />

Mikrofrakturierung<br />

bis zur Einbringung von Sphäroiden beim retropatellaren<br />

Knorpelschaden vorgestellt. In<br />

seiner Zusammenfassung konstatierte Hans<br />

Pässler, dass sich trotz vielschichtiger Untersuchungen<br />

der Behandlungsverfahren bisher<br />

keines als eindeutig überlegen herausgestellt<br />

habe. Die vergleichende Bewertung wird unter<br />

anderem dadurch erschwert, dass selbst<br />

bei prinzipiell gleicher Methode unterschiedliche<br />

Techniken angewandt werden.<br />

Beim Thema Meniskuschirurgie amüsierte<br />

der Innsbrucker Christian Fink gleich bei der<br />

Begrüßung das Auditorium mit folgender<br />

Anekdote: Bei seiner Zusage zum Symposium<br />

zu kommen, glaubte er, Oberwiesenthal<br />

liege in der Nähe von Garmisch­Partenkirchen,<br />

und war sehr überrascht, als ihm seine<br />

Mitarbeiter den Wintersportort im Erzgebirge<br />

auf der Landkarte zeigten – 500 km Autofahrt<br />

entfernt! In Oberwiesenthal angekommen,<br />

zeigte er sich aber rasch von diesem<br />

Schreck erholt und war begeistert vom nachweihnachtlichen<br />

abendlichen Lichterglanz<br />

der Häuser im Erzgebirge und der gesamten<br />

Atmosphäre der Tagung. Fachlich konzentrierte<br />

Fink sich auf die Komplikationen<br />

nach Meniskuschirurgie und hielt in seiner<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

Zusammenfassung der Sitzung fest, dass bei<br />

Meniskuseingriffen möglichst eine 3­4 mm<br />

breite Basis für die Stoßdämpferfunktion erhalten<br />

werden sollte. Verbleiben nur noch<br />

Reste an den Anheftungsstellen, dann sei die<br />

Arthrose vorprogrammiert. Welche Bedeutung<br />

in Zukunft Meniskusimplantate haben<br />

werden, blieb offen. Weitere Hauptthemen<br />

des zweiten Tages waren Kniegelenksendoprothetik,<br />

Hygiene in der arthroskopischen<br />

Chirurgie sowie berufspolitische Fragen wie<br />

Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen<br />

ambulanter und stationärer Chirurgie oder<br />

Chancen und Risiken von integrierter Versorgung<br />

und MVZ.<br />

Das 28. Berliner Arthroskopiesymposium<br />

findet vom 13. bis 16. Januar 2011 in Oberwiesenthal<br />

statt. Dann werden arthroskopische<br />

Eingriffe an Sprunggelenk/Achillessehne,<br />

Ellen bogen, Femoropatellar­ und Hüftgelenk<br />

sowie Sportmedizin und Sportphysiotherapie<br />

auf der Tagesordnung stehen. ::<br />

OMR Dr. sc. med. Heinz Wuschech<br />

Dr. Gunter Frenzel<br />

Tagesklinik Esplanade<br />

Esplanade <strong>15</strong><br />

13187 Berlin<br />

info@tagesklinik-esplanade.de<br />

Impressionen vom gut<br />

besuchten Symposium<br />

im tief verschneiten<br />

Oberwiesenthal mit<br />

den Organisatoren<br />

Gunter Frenzel und<br />

Heinz Wuschech sowie<br />

engagierten Referenten<br />

9 |


:: Fachbeiträge<br />

Knieverletzungen im Golf und deren Prophylaxe<br />

Von Hans H. Pässler<br />

Die Verletzungsgefahr beim Golfspielen wird<br />

als gering eingeschätzt, weswegen dieser<br />

Sport vor allem gerne von älteren Menschen<br />

betrieben wird. Die kürzlich veröffentliche<br />

Golfer Health Study [8] ergab jedoch, dass<br />

die Verletzungsanfälligkeit beim Golfsport<br />

weit unterschätzt wird: 60 % der Golfprofis<br />

und 40 % der Amateurgolfer leiden jede<br />

Saison an Verletzungen. Neben Rückenproblemen<br />

(27 %) treten Knieverletzungen<br />

oder ­überlastungsschäden mit 22 % nahezu<br />

gleich häufig auf. Eine Erklärung für diese<br />

hohe Verletzungsrate ist das wiederholte<br />

Beugen und Verdrehen des ganzen Körpers<br />

beim Golfschwung. Außerdem ist zu beobachten,<br />

dass die meisten Golfer keinerlei<br />

Präventivtraining betreiben wie Aufwärmübungen<br />

vor Sportbeginn, insbesondere keinerlei<br />

Training außerhalb der Golfsaison.<br />

Die Durchsicht der Literatur zur Biomechanik<br />

des Golfschwungs zeigt, dass hierbei<br />

erhebliche Torsionskräfte auf die Schultern,<br />

Ellenbogen, Wirbelsäule, Hüft­, Knie­ und<br />

Sprunggelenke auftreten, also jenen Körperpartien,<br />

die auch am häufigsten von Verletzungen<br />

betroffen sind. Die Kenntnis dieser verletzungsauslösenden<br />

Parameter ermöglicht es,<br />

ein sportspezifisches Präventionsprogramm<br />

gegen Verletzungen zu entwickeln (s. Kasten).<br />

Überlastung des Kniegelenks beim<br />

A b s c h l a g<br />

Nach einer epidemiologischen Studie von<br />

Gosheger et al [35] waren 95,7 % der Knie­<br />

| 10<br />

Der Golfsport erfreut sich weltweit einer rasch wachsenden Popularität. Die Anzahl<br />

der unter dem Dach des Deutschen Golf-Verbandes DGV organisierten Spieler hat sich<br />

während der letzten 25 Jahre fast verzehnfacht – von 56.000 in 1982 auf fast 600.000 im<br />

Jahr 2009. Laut VEG-Trend-Studie verstehen sich 3,4 Prozent der Deutschen als Golfer.<br />

Gemessen an der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren sind das rund 2,2 Millionen Menschen,<br />

knapp 40 % davon Frauen. Da die meisten Hobbygolfer keinerlei Präventivtraining<br />

betreiben und viele von ihnen in höherem Alter sind, treten insbesondere Rückenprobleme<br />

und Knieverletzungen weitaus häufiger auf als gemeinhin angenommen.<br />

verletzungen bei 637 verletzten Golfspielern<br />

auf Überlastung (Overuse) zurückzuführen.<br />

Die Abschlagbewegung beim Golfspielen ist<br />

ein komplexer Bewegungsablauf, bei dem<br />

enorme Rotations­ und Scherkräfte im Kniegelenk<br />

auftreten.<br />

Näheres zur Biomechanik des Golfschwungs<br />

und Verletzungsmechanismen<br />

finden Sie im nachfolgenden Beitrag von<br />

Hans Joachim Rist (S. 13).<br />

Der „Free-Release“-Golfschuh<br />

Die beim herkömmlichen Golfschwung auf<br />

das Kniegelenk einwirkenden Belastungen<br />

werden bei richtiger Umsetzung der Free­Release­Methode<br />

nahezu vollständig neutralisiert.<br />

Der Schuh (Abb. 1) ist für Wettkämpfe<br />

zugelassen und auf dem Markt erhältlich.<br />

Bei der Verwendung herkömmlicher Golfschuhe<br />

sorgen die im Boden verankerten<br />

Spikes dafür, dass die Fuß­ und Unterschenkelpartie<br />

im Verhältnis zum Boden in einer<br />

weitgehend statischen Position gehalten<br />

wird, während die Schulter­ und Hüftachse<br />

in der Schwungphase nach dem Balltreffpunkt<br />

(Bewegungsamortisationsphase) eine<br />

Rotation von 90 Grad und mehr durchlaufen.<br />

Da also die Fuß­/Unterschenkelpartie<br />

der Körperrotation nicht folgen kann und<br />

zugleich die transversale Drehfähigkeit des<br />

Kniegelenks nur gering ist, zwingt die Körperrotation<br />

in der Ausschwungphase vor<br />

allem das Kniegelenk in eine Seitenrotation,<br />

bei der extreme Torsionsbelastungen im<br />

Kniegelenk entstehen. Anders beim „Free­<br />

Release“­Golfschuh: Durch dessen Drehmechanismus<br />

kann ein erheblicher Teil der bei<br />

Verwendung herkömmlicher Golfschuhe in<br />

der Gelenkkette Hüfte­Knie­Sprunggelenk des<br />

Führungsbeins und in der Wirbelsäule auftretenden<br />

Torsionen reduziert werden.<br />

Kniebinnentemperatur zeigt Gelenkbelastung<br />

an<br />

Ein etablierter Indikator für Belastungen im<br />

Kniegelenk ist die Kniebinnentemperatur.<br />

Messungen der Kniebinnentemperatur am<br />

Menschen wurden erstmals 1949 von Horvath<br />

und Hollander [14] durchgeführt, basierend<br />

auf der Annahme, dass arthritische<br />

Kniegelenke nicht nur äußerlich erwärmt<br />

sind, sondern auch eine höhere intraartikuläre<br />

Temperatur aufweisen. Seither sind etliche<br />

Studien durchgeführt worden, die Veränderungen<br />

der intraartikulären Temperatur<br />

im Kniegelenk evaluierten. Eine statistisch<br />

signifikante Abnahme der Kniebinnentemperatur<br />

durch die Verabreichung von Kältekompressionen<br />

auf der Haut wurde erstmals<br />

von Martin et al. 2001 dokumentiert [19].<br />

Verschiedene Autoren untersuchten den Einfluss<br />

der Applikation von Kälte, Wärme oder<br />

von pathologischen Zuständen wie Synovitis<br />

auf die Veränderung der intraartikulären<br />

Knietemperatur [5, 7, 9, 11, <strong>15</strong>, 18, 19, 20, 23,<br />

25, 29, 36].<br />

Günstige Auswirkungen der Kühlung von<br />

Gelenken nach akuten Verletzungen oder in


Verletzungen im Golfsport –<br />

Ursachen und Prävention<br />

Um ein erfolgreiches Präventivtraining<br />

absolvieren zu können, muss man die<br />

Ursachen der Verletzung kennen:<br />

Überbeanspruchung (Overuse)<br />

Fehlschläge wie Einschlag in den<br />

Boden während des Schwungs<br />

Überschwung<br />

Kein Aufwärmtraining<br />

Überdrehen der Wirbelsäule<br />

während des Schwungs<br />

Unkorrekter Golfclubgriff<br />

Die Vermeidung und Prävention<br />

derartiger Fehler gelingt durch:<br />

Korrekten Schwung (Trainerstunden!)<br />

Ausreichendes Aufwärm­ und Konditionstraining,<br />

z. B. Radfahren (1 Std),<br />

Kräftigung der Unterarmmuskulatur<br />

z. B. am Rudertrainingsgerät<br />

Gutes Equipment (weicher Clubgriff,<br />

Eisen mit großen Köpfen sowie Graphitschäfte<br />

zur Verminderung der<br />

Vibration)<br />

Vermeidung von übermäßigem Training<br />

auf der Driving Range<br />

Zu Beginn der Saison nicht sofort 36<br />

Loch spielen, Programm aufbauen<br />

Bei Schmerzen aufhören<br />

der postoperativen Phase werden mit verkürztem<br />

Krankenhausaufenthalt, geringerem<br />

Schmerz und verminderter Schwellung beschrieben<br />

[4, 16, 17, 23, 32, 37]. Verbesserter<br />

Bewegungsumfang und höhere Toleranz von<br />

Bewegungsbelastung sind weitere Vorteile [1,<br />

4, 16, 17, 22, 32, 37]. Umgekehrt können Kälte<br />

oder Wärme jedoch auch einen negativen<br />

Einfluss auf die Muskelfunktion und das Risiko<br />

einer Verletzung haben und werden deshalb<br />

kontrovers diskutiert [1, 6, 12, 13, 21, 30,<br />

34]. Sowohl Oosterveld et al. [25, 26, 27], als<br />

auch Zaffagnini et al. [39, 40] beschreiben<br />

eine Schädigung des Gelenkknorpels bei ent­ ➔


:: Fachbeiträge<br />

zündlichen Zuständen. Dies ist auf die Produktion<br />

destruktiver Enzyme bei Temperaturen<br />

von über 35 °–36 °Celsius, wie sie bei<br />

einer Synovitis erreicht werden können, zurückzuführen.<br />

Temperaturveränderungen in Gelenken<br />

während physischer Belastung sind in<br />

mehreren Studien nachgewiesen worden.<br />

Schneider et al. untersuchten 1997 die Wirkungsweise<br />

von Hyaluronsäure bei Gonarthrose<br />

[31]. Bei der Messung der intraartikulären<br />

Temperatur war am Ende der Therapie<br />

eine leichte Reduktion festzustellen. Bei der<br />

Evaluation von intraartikulären Temperaturveränderungen<br />

während sportlicher Belastung<br />

ermittelten Becher et al. [2] einen signifikanten<br />

Temperaturanstieg beim Joggen,<br />

während die Kniebinnentemperatur beim<br />

Skifahren sank.<br />

Bergman et al. [3] haben mit biometrischen<br />

Sensoren ausgestattete Hüftgelenksimplantate<br />

bei Patienten eingebaut und<br />

unter anderem die Temperatur im Ersatzgelenk<br />

beim normalen Laufen gemessen. Nach<br />

einer Stunde fanden sie dabei Anstiege bis<br />

auf 43,1 Grad, die sie mit der entstandenen<br />

Reibungswärme erklärten. Derartig hohe<br />

Temperaturen können aber zu thermischen<br />

Schäden im Gelenk führen [25]. Grundsätzlich<br />

ist also aus orthopädischer Sicht auch<br />

bei gesunden Sportlern eine zu hohe intraartikuläre<br />

Temperatur zu vermeiden, um Schäden<br />

und Verletzungen zu verhindern.<br />

Studie zur Kniebinnentemperatur<br />

während Abschlagstraining<br />

Mit Zustimmung der Ethikkommission der<br />

Universität Heidelberg führen wir derzeit eine<br />

in­vivo Studie durch mit dem Ziel, den Temperaturunterschied<br />

des Kniebinnenraums<br />

während eines jeweils einstündigen Abschlagstrainings<br />

unter konsekutiver Verwendung<br />

von zwei verschiedenen Schuhpaaren<br />

(innovativer Golfschuh: Free­Release­Golfschuh<br />

versus etablierter Golfschuh) zu messen.<br />

Unsere Hypothese ist, dass die Verwendung<br />

des Free­Release­Golfschuhs zu einem<br />

signifikant geringeren Anstieg der Kniebinnentemperatur<br />

im Kniegelenk als bei einem<br />

herkömmlichen Golfschuh führt.<br />

| 12<br />

Abb. 1: „Free-Release“ Golfschuh im Einsatz<br />

In Zusammenarbeit mit der radiologischen<br />

Abteilung des DKFZ (PD Dr. Bock, M.<br />

Kraft, Division of Medical Physics in Radiology,<br />

Research Group Interventional Methods)<br />

Heidelberg wurde ein Verfahren entwickelt,<br />

bei dem erstmals die Temperaturänderungen<br />

mittels eines 3 Tesla MRT evaluiert werden<br />

können und somit anschließend mit den invivo<br />

Temperaturmessungen verglichen werden<br />

können.<br />

Das Kniegelenk der Probanden wird sowohl<br />

klinisch als auch unmittelbar vor dem<br />

Testablauf kernspintomographisch im 3 Tesla<br />

MRT untersucht. Dies geschieht, um den<br />

Zustand der Kniegelenke zu dokumentieren<br />

und um auszuschließen, dass degenerative<br />

oder traumatische Schädigungen im jeweiligen<br />

Kniegelenk bestehen, die zu einem Ausschluss<br />

aus der Studie führen. Es dient auch<br />

als Basis für die vergleichende Temperaturmessung<br />

mittels MRT.<br />

Die Einteilung der Probanden in die zwei<br />

Untersuchungsgruppen erfolgt per Losverfahren.<br />

Um gleich große Gruppen zu realisieren,<br />

wird eine gerade Anzahl Spieler<br />

rekrutiert und eine Blockrandomisierung<br />

vorgenommen. Das Studiendesign ist Abbildung<br />

2 zu entnehmen.<br />

Nach einer standardisierten Ruhephase<br />

trainiert Gruppe 1 eine Stunde lang Abschläge<br />

mit dem neuen Golfschuh. Während<br />

dieses Zeitraums wird der Temperaturanstieg<br />

im Kniegelenk gemessen. Unmittelbar danach<br />

erfolgt ein weiteres MRT, um den Tempera­<br />

Abb. 2: Studiendesign der<br />

Heidelberger Golfschuh-Studie<br />

tur anstieg vergleichsweise zu messen. Nach<br />

einer erneuten Ruhephase trainiert Gruppe 1<br />

dann eine Stunde lang Abschläge (intraindividuell<br />

gleiche Anzahl) mit einem Standardschuh.<br />

Studiengruppe 2 trainiert zunächst<br />

mit einem Standardschuh und dann mit dem<br />

neuen Golfschuh. Während dieses Zeitraums<br />

wird der Temperaturanstieg im Kniegelenk<br />

gemessen. Umgehend nach Abschluss erfolgt<br />

ein drittes MRT.<br />

Die Ergebnisse der Studie werden in der<br />

Herbstausgabe der <strong>ATOS</strong>­<strong>News</strong> (Nr. 16) dargestellt.<br />

::<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Prof. Dr. Hans H. Pässler<br />

Zentrum für Knie- und Fußchirurgie<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg<br />

paessler@atos.de


Medizinisch sinnvoller Paradigmenwechsel<br />

im Golfschuhbau?<br />

Von Hans Joachim Rist<br />

Beim klassischen Golfschwung wird nicht wie in vielen anderen Sportarten ein<br />

mehr oder weniger streng vorwärts gerichtetes Bewegungsmuster durchgeführt.<br />

Die Hauptbewegungsrichtung ist eine vorwiegend seitwärts gerichtete Rotation<br />

mit mehreren Bewegungsachsen. Hierin liegt wahrscheinlich der Grund,<br />

warum Golf koordinativ als eine der schwierigsten Sportarten eingeschätzt<br />

wird. Gleichzeitig dürften die dabei auftretenden Torsionsbelastungen für einen<br />

Großteil der Verletzungen beim Golf verantwortlich sein. Mit Hilfe eines innovativen<br />

Golfschuhs mit drehbarer Sohle lassen sich diese Belastungen jedoch<br />

verringern.<br />

Beim so genannten klassischen Golfschwung,<br />

der erstmals vor mittlerweile 80 Jahren von<br />

Ben Hogan (8) beschrieben wurde und weitgehend<br />

immer noch so gelehrt wird (10),<br />

soll in der Durchschwung­ und Finishphase<br />

angestrebt werden, dass die Sagittalachse<br />

durch das Becken am Ende der Bewegung<br />

in Richtung Ziel zeigt. So gilt das von Hogan<br />

im Jahre 1957 erstmals veröffentlichte<br />

Golf­Lehrbuch „Der Golfschwung“ als unübertroffenes<br />

Standardwerk. Nach dem Balltreffpunkt<br />

kommt es bei der so ausgeführten<br />

Technik zu Verwindungen der Körperachsen<br />

und dementsprechend hohen Torsionsbelastungen<br />

am Bewegungsapparat, die für einen<br />

Grossteil der beim Golf entstehenden Verletzungen<br />

ursächlich zu sein scheinen.<br />

Problematik des klassischen Golfschwungs<br />

Die Entstehung dieser unphysiologisch hohen<br />

Torsionsbelastungen hat mehrere Gründe:<br />

Die beim Golfschwung auftretenden<br />

Kräfte wurden lange Zeit wahrscheinlich unterschätzt,<br />

weil keine genauen Messapparaturen<br />

zur Verfügung standen. Erst durch die<br />

die Möglichkeiten der modernen Biomechanik<br />

eröffnete sich die Möglichkeit, Beschleunigungs­,<br />

Abbrems­ und Torsionskräfte im<br />

Sport – so auch beim Golf – zu objektivieren.<br />

So zeigte sich, dass beim Durchschwung ➔<br />

Abb. 1: Klassisches „Finish“: Hyperextension/Rotation der Wirbelsäule,<br />

Hyperextension, Innenrotation und Varus des linken Kniegelenkes.<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

13 |


:: Fachbeiträge/Gastbeitrag<br />

Beschleunigungskräfte von 0,6–1,0 Tonnen<br />

entstehen (10). Berechnungen von Cochran<br />

& Stobbs (3) zeigten, dass beim Drive eine<br />

mittlere Leistung von 2000–3000 Watt<br />

erbracht wird. Mit besonderem Interesse<br />

für die potenziell gesundheitsschädigenden<br />

Torsions kräfte zeigte Schiebl (12) in biomechanischen<br />

Untersuchungen, dass in der<br />

Transversalachse auf das vordere Bein des<br />

Golfspielers sehr hohe Drehmomente im<br />

Hüft­, Knie­ und Sprunggelenk einwirken.<br />

Nicht der Rückschwung („Ausholbewegung“),<br />

sondern besonders der Durchschwung<br />

mit seinem ausgeprägten Finish ist unter anderem<br />

durch die starke Hyperlordosierung der<br />

Wirbelsäule gekennzeichnet (2, 9, 14).<br />

Der Kompressionsdruck, der durch einen<br />

Golfschwung erzeugt wird, beträgt nach<br />

einer Studie von Hosea et al. (9) sowohl bei<br />

Amateuren als auch bei Professionals mehr<br />

als das Achtfache des Körpergewichts, wobei<br />

bei den Amateuren (bis 560 N) wesentlich<br />

höhere Scherkräfte als bei den Professionals<br />

(bis 329 N) entstehen (9). McCarroll (11) und<br />

Thériault (<strong>15</strong>) kamen zum Schluss, dass die<br />

bessere Schwungtechnik von Professionals<br />

im Vergleich zu Amateuren weniger Stress<br />

auf den Bewegungsapparat verursacht. In<br />

einer Studie mit Amateurgolfern (1) wurden<br />

bei 57 % der Untersuchten Verletzungen in<br />

Handgelenk, Rücken, Muskeln, Ellenbogen<br />

und Kniegelenk infolge von Überlastung und<br />

schlechter Technik gefunden. In der „Golfer<br />

Health Study“ (6) zeigte sich, dass Rückenprobleme<br />

mit 27 % am häufigsten auftreten,<br />

gefolgt von Kniebeschwerden und ­verletzungen<br />

mit einer Häufigkeit von 22 %. Gosheger<br />

(4) zeigte 2003 in einer epidemiologischen<br />

Studie, dass 95,7 % der von ihm<br />

gefundenen Fälle mit golfinduzierten Kniegelenksproblemen<br />

auf Über­ und Fehlbelastungen<br />

zurückzuführen sind. Gregori (7)<br />

beschrieb im Jahr 1994 zwei Fälle von Profigolfern<br />

mit Tibiastressfrakturen. Die Knorpelschäden,<br />

die Tibiastressfrakturen und die<br />

Kreuzbandruptur von T. Woods sind in der<br />

medizinischen Literatur nicht beschrieben.<br />

In allen bisher vorliegenden Studien und<br />

Fallbeschreibungen werden Über­ und Fehlbelastungen<br />

der geschädigten Strukturen als<br />

ursächlich postuliert. Die sportmedizinisch<br />

| 14<br />

Abb. 2: Finish Golfschwung mit Rückfussvarisierung<br />

und -Supination.<br />

Abb. 3: um 20–25° drehende Spikesohle<br />

des „Free-Release“- Golfschuh<br />

therapeutischen Ansätze sind am Symptom<br />

orientiert, und die präventiv empfohlenen<br />

Maßnahmen beschränken sich auf allgemeine<br />

und spezifische trainingsmethodische<br />

Ansätze, ursachenbezogene Lösungsansätze<br />

fehlten jedoch bisher.<br />

Spikes steigern die Verletzungshäufigkeit<br />

Entsprechend der Literatur sind die hohen<br />

Kräfte des klassischen golfspezifischen Bewegungsablaufs<br />

in Verbindung mit schlech­<br />

ter Technik als ursächlich anzusehen, andererseits<br />

scheint auch die Verwendung von<br />

Golfschuhen mit Spikes die Verletzungshäufigkeit<br />

zu beeinflussen (5), so dass dieser Bereich<br />

besondere Aufmerksamkeit hinsichtlich<br />

einer möglichen Verletzungsprävention<br />

verdient.<br />

Bei der Verwendung herkömmlicher Golfschuhe<br />

sorgen die im Boden verankerten<br />

Spikes dafür, dass Fuß­ und Unterschenkel<br />

des vorderen (beim Rechtshänder linken)<br />

Beins im Verhältnis zum Boden in einer weitgehend<br />

statischen Position gehalten werden.<br />

Beim Durchschwung nach dem Balltreffpunkt<br />

durchläuft dann die Hüft­ und Oberkörperpartie<br />

eine Rotation von 90° und mehr<br />

in Zielrichtung.<br />

Diese beim klassischen Schwung gewünschte<br />

Torsion der Rumpfachse gegen<br />

den fixierten vorderen Fuß um teilweise über<br />

90° ist besonders dann problematisch, wenn<br />

noch ungünstige individuelle Gegebenheiten<br />

wie degenerative oder entzündliche Gelenk­<br />

und Knochenveränderungen, allgemeine<br />

Hypo­ oder Hypermobilität oder ausgeprägte<br />

muskuläre Dysbalancen vorliegen.<br />

Die Belastung des Bewegungsapparats<br />

beim Golfschwung<br />

Unter diesem besonderen Aspekt sollen die<br />

folgenden Ausführungen die grenzüberschreitende<br />

Belastung des Bewegungsapparates<br />

beim klassischen Golfschwung darlegen,<br />

wobei die Angaben das physiologische<br />

durchschnittliche Bewegungsausmass zu<br />

Grunde legen.<br />

1. Die Anatomie der Facettengelenke der<br />

Lendenwirbelsäule mit ihrer vertikalen Stellung<br />

erlaubt im Bereich der LWS keine Rotationsbewegungen.<br />

In der BWS sind die Facettengelenke<br />

um ca. 80° geneigt, so dass dort<br />

eine leichte Rotationsbewegung möglich ist.<br />

Bei fixiertem Becken ist eine Drehung der<br />

Schulterachse zur Beckenachse um maximal<br />

20° in eine Richtung aus der Neutralstellung<br />

im physiologischen Rahmen möglich. Diese<br />

wird jedoch noch eingeschränkt durch die im<br />

Finish des Golfschwungs entstehende Dorsalextension<br />

von BWS und LWS (Abb. 1).


2. Die vertikale Gelenkstellung des Sacroiliacalgelenks<br />

mit seinem straffen Bandapparat<br />

erlaubt ebenfalls keine Rotation.<br />

3. Das Finish des klassischen Golfschwungs<br />

verlangt im vorderen, beim Rechtshänder<br />

linken Hüftgelenk eine endgradige Innenrotation<br />

bei gleichzeitiger Extension. Durch<br />

die knöchernen und knorpeligen Anteile von<br />

Kopf und Pfanne ist im Hüftgelenk eine maximale<br />

Extension von ca. 20 ° möglich, die Innenrotation<br />

beträgt normalerweise 40–50°.<br />

Dieser Wert ist jedoch in Extension durch<br />

die schraubenartige Verwringung der Hüftgelenksbänder<br />

reduziert. Als Folge forcierter<br />

Innenrotation und Extension entsteht darüber<br />

hinaus eine Konfliktsituation zwischen<br />

Schenkelhals und Labrum/Pfannen­Komplex.<br />

Prädisponierende Faktoren wie Off­Set­Störungen,<br />

CAM­Impingement, Dysplasien, degenerative<br />

Veränderungen mit Osteophytenbildungen<br />

sowie muskuläre Dysbalancen<br />

können diese Konfliktsituation verstärken.<br />

Abb. 4a:<br />

Winkelpositionen<br />

der Körperachsen<br />

mit normalem<br />

Golfschuh.<br />

Abb. 4b:<br />

Winkelkonstella -<br />

tion mit dem „Free-<br />

Release“ Golfschuh:<br />

Vergrösserung<br />

Winkel Beta,<br />

Reduzierung<br />

Winkel Alpha.<br />

Mit freundlicher<br />

Genehmigung von<br />

Prof. Wank,<br />

Tübingen (<strong>15</strong>)<br />

4. Im Kniegelenk kommt es beim klassischen<br />

Golfschwung im Finish am vorderen Bein zu<br />

einer endgradigen Kombination aus Innenrotation,<br />

Extension und Varusbelastung (Abb.1).<br />

Die hier limitierenden anatomischen Strukturen<br />

sind das vordere Kreuzband, das Außenmeniskushinterhorn,<br />

das hintere Kreuzband,<br />

die dorsolaterale Kapsel, das Außenband<br />

sowie die knöchernen und kartilaginären<br />

Strukturen. Eine Innenrotation der Tibia gegen<br />

den Femur ist bei extendiertem Kniegelenk<br />

nicht möglich, im Gegenteil findet hier<br />

sogar physiologischerweise die so genannte<br />

Schlussrotation statt. Diese zwangsläufige<br />

Außenrotation der Tibia gegen den Femur bei<br />

endgradiger Streckung ist individuell unterschiedlich<br />

stark ausgeprägt und beträgt zwischen<br />

5 und 10°. Dementsprechend kommt<br />

es bei repetitiver „frustraner“ Ausführung<br />

des oben genannten Bewegungsablaufs mit<br />

endgradiger Extension, Varusbelastung und<br />

Innenrotation zu Schädigungen der limitierenden<br />

anatomischen Strukturen.<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

5. Die Anatomie des oberen Sprunggelenkes<br />

als Scharniergelenk erlaubt keine Rotation.<br />

Hinsichtlich des vorderen Fußes ist<br />

bei den meisten Golfspielern im Finish bei<br />

tatsächlich durchgeführter 90° Rotation gegen<br />

den durch den Spikeschuh fixierten Fuß<br />

eine Ausweichbewegung im Sinne einer Supination<br />

mit Rückfußvarisation erkenntlich<br />

(Abb. 2). Dies führt zwangsläufig zu einer<br />

Belastung der limitierenden anatomischen<br />

Strukturen, nämlich der knöchernen Gabel,<br />

den Syndesmosen, der Außenbänder, der Peronealsehnen<br />

und der Achillessehne.<br />

6. Die von den meisten Golfern durchgeführte<br />

Ausweichbewegung im Sinne<br />

einer Supination findet auch im USG, dem<br />

Chopard`schen und Lisfranc`schen Gelenk<br />

statt. Das physiologische Ausmaß beträgt<br />

maximal 60°. Die hierbei limitierenden Strukturen<br />

sind die Gelenkfacetten der oben genannten<br />

Gelenke, die kurzen Bandverbindungen<br />

sowie die Peronealmuskulatur.<br />

„The turning shoe“, ein ursachenorientierter<br />

Lösungsansatz…<br />

Eine Innovation im Golfschuhbau, der so genannte<br />

„Free­Release“ ­Golfschuh, ist mit einer<br />

drehbaren Sohle ausgestattet. Diese lässt<br />

sich in einem Winkel von bis zu 25° um die<br />

Sohlenmitte zur rechten (beim Linkshänder)<br />

oder zur linken Seite (beim Rechtshänder)<br />

ausdrehen. Die Drehfunktion des dem Ziel<br />

abgewandten (hinteren) Schuhs ist grundsätzlich<br />

mechanisch fixiert, weil die Körperrotation<br />

beim Rückschwung weitaus geringer<br />

ausfällt als beim Vorschwung.<br />

Die Drehsohle ist mit den für Golfschuhe<br />

üblichen Spikes ausgestattet. Diese Spikes<br />

verankern den Schuh während des Golfschwungs<br />

im Boden, so dass der oberhalb<br />

liegende Teil des Schuhs (Leisten) – bei voller<br />

Standstabilität – mitsamt dem Fuß des<br />

Spielers eine Drehung vollziehen kann, wenn<br />

der Spieler im Durchschwung in Richtung<br />

des Ziels dreht (Abb. 3). Die hierzu durchgeführten<br />

biomechanischen und kinematischen<br />

Messungen und Analysen (12, 16)<br />

konnten eine deutliche Reduktion der Torsionskräfte<br />

nachweisen. Es wurde gezeigt,<br />

<strong>15</strong> |<br />


:: Fachbeiträge/Gastbeitrag<br />

dass der Mechanismus dieses Spezialgolfschuhs<br />

eine Drehung des vorderen Fusses<br />

um ca. 20– 25° in Schlagrichtung erlaubt, so<br />

dass die mit dem Durchschwung einhergehende<br />

Verwringung der Körperachse gegenüber<br />

der Fussachse mit 10° weniger Torsion<br />

erfolgt. Der Drehwinkelgewinn von insgesamt<br />

ca. 20° reduziert die Beinachsentorsion<br />

und auch die Torsion der Schulter zur<br />

Beckenachse. Die hierdurch reduzierte, restliche<br />

Wirbelsäulentorsion liegt im physiologischen<br />

Bereich (Abb. 4 a und 4b).<br />

In unserem eigenen Patienten/Sportlergut<br />

wurde der „Free­Release“ Golfschuh<br />

bereits häufig therapeutisch mit Erfolg eingesetzt.<br />

In allen Fällen konnte durch den<br />

Einsatz des „turning shoe“ nach zunächst<br />

konservativer Therapie der Verletzungen<br />

das Wiederauftreten der golfinduzierten Beschwerden<br />

weitgehend verhindert werden.<br />

Wir publizierten hierzu 2010 exemplarisch<br />

drei typische Casereports. Fall 1: degeneratives<br />

LWS­ Syndrom mit Hüftimpingement.<br />

Fall 2: mediale Tibiastressfraktur mit VKB­<br />

Ödem. Fall 3: Peronealsehnen(sub)luxation<br />

bei chronischer OSG/USG­ Instabilität (13).<br />

Die Einfachheit des Funktionsprinzips des<br />

„Free­Release“ Golfschuhs, das den Golfschwung<br />

in physiologischen Bewegungsausmaßen<br />

ermöglicht, stellt eine Weg wei­<br />

Literatur<br />

1. Batt M.E.: A Survey of golf injuries in<br />

amateurs. Royal London Hospital<br />

Medical College, UK (1992).<br />

2. Boldt F. & Wolf, R.: Sportmedizinische<br />

Aspekte des Golfsports. Dt. Ärzteblatt,<br />

98(37), 1886­1889 (2001).<br />

3. Cochran A. J. & Stobbs J.: Search for the<br />

perfect swing. Chicago: Triumph Books,<br />

(1999).<br />

4. Gosheger G., Liem D., Ludwig K.,<br />

Greshake O., Winkelmann W.: Injuries<br />

and Overuse Syndromes in Golf. The<br />

American Journal of Sports Medicine 31;<br />

438­443 (2003).<br />

5. Guten G.N.: Knee Injuries in Golf. Clinics<br />

in Sports Medicine, (1996), <strong>15</strong>(1) 111­28.<br />

6. Golfer Health Study: Golf Digest (2006).<br />

| 16<br />

sende und medizinisch sinnvolle Innovation<br />

im Golfsport dar, die vielen Patienten wieder<br />

die Rückkehr zur schmerzfreien Aus übung<br />

des Golfsports ermöglicht. Ausserdem ist<br />

aus sportmedizinischer Sicht anzunehmen,<br />

dass die Benutzung von Golfschuhen mit<br />

drehender Sohle ein großes Potenzial zur<br />

Prophylaxe golftypischer Verletzungen birgt.<br />

Diesbezügliche Studien mit unterschiedlichen<br />

Ansätzen werden derzeit durchgeführt.<br />

Die Bedeutung derartiger Innovationen<br />

im Sport, vergleichbar mit der Einführung der<br />

Großkopfschläger im Tennis oder der Carving<br />

Ski, wird anfangs meist unterschätzt und ein<br />

Paradigmenwechsel – wenngleich medizinisch<br />

wünschenswert – vollzieht sich meist langsam.<br />

Man wird wohl in Zukunft akzeptieren,<br />

dass sich Golfschuhe – ähnlich wie einst die<br />

Skischuhe – vom Kleidungsstück zum „Sportgerät“<br />

entwickeln und somit über funktionelle<br />

Eigenschaften verfügen müssen.<br />

Zusammenfassung<br />

Der bereits 1930 von Ben Hogan beschriebene<br />

klassische Golfschwung wird im Grunde<br />

genommen heute noch unverändert gelehrt<br />

und durchgeführt. Hierbei kommt es<br />

im Durchschwung und Finish zu unphysiolo­<br />

7. Gregori A.C.P.: Tibial Stress Fractures in<br />

Two Professional Golfers. J Bone Joint<br />

Surg [Br] 76B, <strong>15</strong>7­58 (1994).<br />

8. Hogan B.: „Der Golfschwung“, Kosmos<br />

Verlag (Erstausgabe 1957).<br />

9. Hosea T., Gatt, C. & Gertner, E.: Biomechanical<br />

analysis of the golfer‘s back<br />

(1994). In C. Stover, J. McCarroll & W. J.<br />

Mallon (Hrsg.): Feeling up to par:<br />

medicine from tee to green (S. 97­108).<br />

Philadelphia: FA Davis.<br />

10. Letzelter H.: Golftechniken: Wieso,<br />

weshalb, warum?: Eine Trainings­<br />

und Bewegungslehre des Golfspiels,<br />

Münster: Philippka­Sportverlag (2002).<br />

11. McCarroll J.: The frequency of golf<br />

injuries. Clinics in Sports Medicine, <strong>15</strong>(1),<br />

1­7 (1996).<br />

12. Schiebl F.: Forschungsbericht „D­Carver“,<br />

Institut der Sportwissenschaft der<br />

gischen Torsionsbelastungen von Wirbelsäule,<br />

Hüft­, Knie­, Sprung­ und Fussgelenken<br />

mit entsprechenden Beschwerdebildern. Dies<br />

betrifft nicht nur Golfspieler fortgeschrittenen<br />

Alters, sondern auch Tour­Professionals,<br />

wie in jüngster Zeit höchst prominente Beispiele<br />

gezeigt haben.<br />

Eine patentierte Innovation im Golfschuhbau<br />

kann diese Torsionsbelastungen<br />

deutlich reduzieren. Technisch besteht der<br />

Ansatz darin, dass der Schuhschaft über der<br />

mit Spikes behafteten Sohle eine Rotation<br />

um ca. 20–25° in Schwungrichtung um eine<br />

Achse im Mittelfussbereich freigibt. Dieses<br />

Funktionsprinzip, das den Golfschwung in<br />

physiologischen Bewegungsausmassen ermöglicht,<br />

birgt sowohl in therapeutischer als<br />

auch präventiver Hinsicht ein bedeutendes<br />

Potenzial und wird wohl einen Paradigmenwechsel<br />

im Golfschuhbau einleiten. ::<br />

Dr. Hans Joachim Rist<br />

Leitung Sportmedizin<br />

Praxisklinik Rennbahn AG<br />

St. Jakobs-Straße 106<br />

CH-4132 Muttenz<br />

www.rennbahnklinik.ch<br />

achim.rist@rennbahnklinik.ch<br />

Eberhard Karls Universität Tübingen<br />

(2005).<br />

13. Rist H.J.: Eine Innovation im Golfschuhbau<br />

von sportmedizinischer Bedeutung:<br />

therapeutischer Einsatz an drei Fallbeispielen,<br />

Sport Orthopädie – Sport Traumatologie<br />

(1­2010).<br />

14. Seaman D. R.A.: Review of Back Pain in<br />

Golfers: Etiology and Prevention. Sports<br />

Medicine Training and Rehabilitation,<br />

9(3), 169­188 (2000).<br />

<strong>15</strong>. Thériault G. & Lachance P.: Golf Injuries<br />

­ An Overview. Sports Medicine, 26(1),<br />

43­57 (1998).<br />

16. Wank V.: Biomechanische Analyse der<br />

Bewegungskinematik ausgewählter<br />

Körperachsen beim Golfschwung mit<br />

normalem Golfschuh und mit dem<br />

Free­Release Golfschuh, Institut der<br />

Sportwissenschaft der Eberhard Karls<br />

Universität Tübingen (2007).


Foto: © photocase<br />

Golf und Endoprothetik<br />

Von Stefanie Donner und Hajo Thermann<br />

Der Golfsport erfreut sich auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit.<br />

Gegenwärtig sind im Deutschen Golfverband 575.176 Mitglieder registriert,<br />

52,4 % davon sind älter als 55 Jahre. Der Anteil der über 50jährigen<br />

ist seit dem Jahr 2000 um bemerkenswerte 76,6 % angestiegen (3).<br />

Viele ältere Golfer schätzen den Golfsport als low-impact Sportart zur<br />

Steigerung ihrer körperlichen Fitness und Verbesserung des kardiovaskulären<br />

Gesundheitszustandes. Gleichzeitig steigt der Anteil derjenigen<br />

Golfer, die mit einer Knie- oder Hüftendoprothese weiter ihrem Sport<br />

nachgehen möchen.<br />

In einer Studie unter Amateurgolfspielern von<br />

Batt et al. (1) gaben 57 % der Befragten Verletzungen<br />

an. Handgelenks­, Rücken­, Ellbogen­<br />

und Kniegelenksbeschwerden wurden am häufigsten<br />

genannt. Im Rahmen der Golfer Health<br />

Study (Golf Digest) wurden ebenso Rückenbeschwerden<br />

am häufigsten angegeben (2).<br />

Mit steigenden Implantationszahlen von<br />

Hüft­ und Kniegelenksendoprothesen steigt<br />

auch die Anzahl der Patienten, die nach der<br />

Operation mit gleicher oder sogar wenn möglich<br />

gesteigerter Intensität zum Golfsport zurückkehren<br />

wollen. Diese Patienten haben<br />

den Anspruch, ihr körperliches Aktivitätsniveau<br />

nach der Operation steigern zu können<br />

und hoffen auf die Reduktion der arthrosebedingten<br />

Schmerzen (8).<br />

Patienten, die sich der Implantation einer<br />

Knieendoprothese unterzogen haben, haben<br />

die Chance, postoperativ ihren kardiovaskulären<br />

Gesundheitszustand zu verbessern. Das<br />

komplette Ablaufen des Golfkurses stellt eine<br />

effiziente Art des kardiovaskulären Trainings<br />

dar, da es durchschnittlich 11.000 Schritte<br />

oder ca. 5 km Gehstrecke bei geringer Intensität<br />

und Belastung umfasst (7).<br />

Im Rahmen einer Umfrage unter den Teilnehmern<br />

der Jahrestagung der American<br />

Association for Hip and Knee Surgeons 2007<br />

wurde nach empfohlenen Sportarten nach<br />

Knie­ und Hüftendoprothesenimplantation<br />

gefragt. Mehr als 95 % der Befragten sahen<br />

in der Ausübung von Golf als low­impact<br />

Sportart keine Einschränkung. Insgesamt<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

waren die Empfehlungen bzgl. der Hüftendoprothetik<br />

im Vergleich zur Knieendoprothetik<br />

noch liberaler (9).<br />

Knieendoprothese kein Hindernis<br />

fürs Golfen<br />

Jackson et al. (5) untersuchten <strong>15</strong>1 Golfsportler<br />

(Durchschnittsalter 66 Jahre, Range 44–79<br />

Jahre) nach Implantation einer Knieendoprothese<br />

in einem durchschnittlichen Nachuntersuchungszeitraum<br />

von 8,7 Jahren. Als<br />

Erfassungsprotokoll diente sowohl das Knee<br />

Society Clinical Rating System als auch die<br />

University of California Los Angeles Activity<br />

Rating Scale (UCLA Rating Scale) . Von den<br />

1.206 Studienteilnehmern gaben 249 (20,7 %)<br />

17 |<br />


Foto: © Niceshot ­ Fotolia<br />

:: Fachbeiträge<br />

an, aktive Golfspieler zu sein. Nach Ausschluss<br />

von Patienten mit bilateraler Knieendoprothesenimplantation<br />

wurden <strong>15</strong>1 Golfspieler untersucht.<br />

Der durchschnittliche Knee Society Pain<br />

Score betrug 44 von 50 Punkten, der Knee<br />

Society Function Score 83 von 100 Punkten,<br />

der durchschnittliche Punktwert der UCLA<br />

Rating Scale 8,3 von 10 Punkten. 83 % der<br />

Patienten gaben an, während des Golfspielens<br />

keine Schmerzen zu haben (versus 13 %<br />

präoperativ). 57 % der Golfspieler waren<br />

in der Lage, innerhalb von 6 Monaten zum<br />

Golfsport zurückzukehren. 81 % der Patienten<br />

gaben an, genau so oft (60 %) oder<br />

öfter (21 %) im Vergleich zur präoperativen<br />

Phase Golf zu spielen. Lediglich 31 % der<br />

| 18<br />

Patienten hatten eine Empfehlung bzgl. der<br />

Ausübung des Golfsportes von Ihrem Operateur<br />

erhalten. 59 % von diesen Operateuren<br />

empfahlen ihren Patienten, die Gehstrecke<br />

während des Golfspiels einzuschränken (z. B.<br />

Benutzen eines Golf Carts), 30 % gaben eine<br />

Einschränkung bzgl. der Verwendung von<br />

Schuhen mit Spikes aus. In einer Studie von<br />

Guten konnte ein erhöhtes Risiko für Meniskusverletzungen<br />

bei Verwendung von Golfschuhen<br />

mit Spikes durch die Verankerung<br />

der Spikes im Boden gezeigt werden (4).<br />

Interessanterweise ging die Anzahl der<br />

Patienten, die keinen motorisierten Golf Cart<br />

benutzen, d.h. den Golfkurs selbst komplett<br />

abliefen, von präoperativ 28 % auf postoperativ<br />

14 %, somit auf die Hälfte, zurück.<br />

Zu diesem Aspekt lagen keine signifi kanten<br />

Korrelationen zum Alter, Geschlecht, zu der<br />

Schmerzintensität während des Golfspielens<br />

oder zu Nebenerkrankungen oder sonstigen<br />

Einschränkungen vor. Auch bestand<br />

kein signifi kanter Zusammenhang zwischen<br />

der Verwendung eines Carts und der vorher<br />

ausgesprochenen Empfehlung des Operateurs,<br />

die Laufdistanz während des Golfspielens<br />

zu reduzieren. Insgesamt konnten<br />

60 % der operierten Patienten ihr Handicap<br />

auf gleichem Niveau halten (69 %) oder sogar<br />

verbessern (10 %). 60 % der Golfsportler<br />

hatten ein Handicap zwischen 11 und 30.<br />

Mehr sportliche Aktivität nach<br />

Knieprothesenimplantation<br />

In einer eigenen, im Zentrum für Knie­ und<br />

Fußchirurgie der <strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg durchgeführten<br />

Studie (10) wurde die Sport­ und<br />

Alltagsaktivität von Patienten vor und nach<br />

Implantation einer unikondylären (Gruppe 1,<br />

UKP) oder totalen Knieendoprothese (Gruppe<br />

2, TKP) untersucht. Unter den 106 Patienten<br />

waren 13 Golfspieler (12,3 %) (Gruppe<br />

1:4, Gruppe 2:9). Das Durchschnittsalter aller<br />

Patienten lag bei 65,9 Jahren (Gruppe 1: 65,5<br />

Jahre, Gruppe 2: 66,5 Jahre). Die Analyse aller<br />

Patienten zeigte, dass die durchschnittliche<br />

Anzahl der Wochenstunden, die für das Golfspiel<br />

verwendet wurde, von präoperativ 4,3<br />

auf postoperativ 6 Stunden gesteigert werden<br />

konnte. Bei genauer Analyse der beiden<br />

Gruppen zeigte sich, dass sich durchschnittlich<br />

beide Gruppen jeweils verbessern konnten.<br />

Die Anzahl der Wochenstunden in der<br />

UKP Gruppe war jedoch merklich höher (nach<br />

TEP von 2,7 auf 4,1 h, nach UKP von 8 auf 10,4<br />

h). Im Vergleich zu anderen in dieser Studie<br />

analysierten Sportarten zeigte sich beim Golf<br />

ein ähnlicher Trend: die Sportaktivität konnte<br />

nach erfolgter Knieendoprothesenimplantation<br />

gesteigert werden. Dies gilt offensichtlich<br />

auch für die Golfspieler, wenngleich hier nur<br />

ein sehr kleines Patientenkollektiv vorliegt.<br />

Zusammenfassung<br />

Nach Expertenmeinung kann Golf als lowimpact<br />

Sportart insbesondere zur Verbes­


serung der kardiovaskulären Fitness nach<br />

Implantation von Knie­, Hüft­ und Schulterendoprothesen<br />

empfohlen werden. Zu speziellen<br />

Aspekten des Golfsports mit Schulterendoprothese<br />

siehe Beitrag Habermeyer/da<br />

Silva (S. 22). Die Patienten sollten ermutigt<br />

werden, den kompletten Golfkurs abzulaufen<br />

und keinen Golfcart zu benutzen. Auf<br />

die Verwendung von Golfschuhen mit Spikes<br />

sollte nach der Operation hingegen verzichtet<br />

werden. Da eine exakte Technik die im<br />

Kniegelenk wirkenden Scherkräfte signifi ­<br />

kant reduziert, sollte postoperativ ein intensives<br />

Techniktraining fortgesetzt werden. ::<br />

Dr. Stefanie Donner<br />

Orthopädische <strong>Klinik</strong> Wiesbaden<br />

St. Josefs-Hospital<br />

Beethovenstraße 20<br />

65189 Wiesbaden<br />

stefanie.donner@email.de<br />

Prof. Dr. Hajo Thermann<br />

Zentrum für Knie- und Fußchirurgie<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg<br />

thermann@atos.de<br />

Krankenversicherungsverein a. G.<br />

Literatur<br />

1. Batt, M. E.: A survey of golf injuries<br />

in amateur golfers. Br J Sports Med,<br />

26(1): 63­5, 1992.<br />

2. Golf Digest, G.: 6,17.<br />

3. Deutscher Golfverband: Golfer nach<br />

Alter und Geschlecht von 2001 bis<br />

2009. 2009.<br />

4. Guten, G. N.: Knee injuries in golf.<br />

Clin Sports Med, <strong>15</strong>(1): 111­28,<br />

1996.<br />

5. Jackson, J. D.; Smith, J.; Shah, J. P.;<br />

Wisniewski, S. J.; and Dahm, D. L.: Golf<br />

after total knee arthroplasty: do patients<br />

return to walking the course? Am<br />

J Sports Med, 37(11): 2201­4, 2009.<br />

6. Kobriger, S. L.; Smith, J.; Hollman, J.<br />

H.; and Smith, A. M.: The contribution<br />

of golf to daily physical activity<br />

recommendations: how many steps<br />

does it take to complete a round of<br />

golf? Mayo Clin Proc, 81(8): 1041­3,<br />

2006.<br />

Private Krankenversicherung speziell für Ärzte<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

7. Lingard, E. A.; Sledge, C. B.; and<br />

Learmonth, I. D.: Patient expectations<br />

regarding total knee arthroplasty:<br />

differences among the United<br />

States, United kingdom, and<br />

Australia. J Bone Joint Surg Am,<br />

88(6): 1201­7, 2006.<br />

8. Swanson, E. A.; Schmalzried, T. P.;<br />

and Dorey, F. J.: Activity recommendations<br />

after total hip and<br />

knee arthroplasty: a survey of the<br />

American Association for Hip and<br />

Knee Surgeons. J Arthroplasty,<br />

24(6 Suppl): 120­6, 2009.<br />

9. Thermann H, D. S., Ziegler A: Sports<br />

and Every­DAy Life Activity after<br />

Unicondylar Knee Arthroplasty<br />

versus Total Knee Arthroplasty.<br />

7th Biennial ISAKOS Congress,<br />

Osaka Japan, 2009.<br />

Kundenmonitor®<br />

Deutschland 20 09<br />

TESTSIEGER<br />

Kundenzufriedenheit<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

Wiederwahlabsicht<br />

Weiterempfehlungsabsicht<br />

Branche: Private Krankenversicherungen<br />

Details unter www.debeka.de/kundenmonitor<br />

Ärzte wissen, wie wertvoll die richtige medizinische Versorgung im Krankheitsfall ist. Unsere Tarife<br />

speziell für Humanmediziner/innen sowie Studierende der Humanmedizin tragen diesen besonderen<br />

Ansprüchen Rechnung. Profitieren auch Sie und Ihre Familie von den besonderen Angeboten der<br />

größten privaten Krankenversicherung Deutschlands.<br />

erfahren. sicher. günstig.<br />

Debeka-Landesgeschäftsstelle<br />

<strong>München</strong><br />

Damenstiftstraße 9<br />

80308 <strong>München</strong><br />

Telefon (0 89) 2 35 01-0<br />

Landesgeschaeftsstelle_<br />

Muenchen@debeka.de<br />

Debeka-Geschäftsstelle<br />

Heidelberg<br />

Plöck 22<br />

69117 Heidelberg<br />

Telefon (0 62 21) 60 54-0<br />

Heidelberg@debeka.de


:: Fachbeiträge<br />

Der Golferellenbogen – Epicondylitis<br />

humeri ulnaris<br />

Von Markus Loew<br />

Korrespondierend zum Tennisellenbogen als häufige, überlastungsbedingte<br />

Ansatztendinose am Epicondylus radialis<br />

wird das chronische Schmerzsyndrom am Epicondylus ulnaris<br />

humeri als Golferellenbogen bezeichnet. Die Tendinopathie<br />

der medial ansetzenden Flexor-Pronator Gruppe ist sehr<br />

viel seltener als die der Extensoren; das Verhältnis wird in<br />

der Literatur mit 4:1 bis 7:1 angegeben.<br />

Ätiologisch spielen die chronische Überlastung<br />

und repetitive Mikrotraumen eine wesentliche<br />

Rolle, wie sie beim Valgusstress<br />

in der Aushol­ und Schlagbewegung im<br />

Golfsport häufig vorkommen. Sehr viel seltener<br />

ist ein einmaliges Trauma z. B. bei einem<br />

Fehlschlag in den Boden, wenn die Schlagbewegung<br />

etwa abrupt durch einen Valgusstress<br />

gebremst wird. Wenn auch beim<br />

Golfspieler besonders häufig, so betrifft die<br />

Erkrankung ebenso andere Wurf­ und Überkopfsportler,<br />

z. B. Speerwerfer, Volleyballspieler<br />

und im amerikanischen Raum den Pitcher<br />

beim Baseball. Darüber hinaus kann das<br />

Abb. 1: Sehnenverkalkung mit<br />

ausgeprägter fibroblastischer<br />

und teilweise chondroider<br />

Hyperplasie. Vermehrte<br />

Makrophagen infiltration.<br />

| 20<br />

Krankheitsbild auch als Überlastungssyn­<br />

drom bei monotonen Arbeiten an Schreibtisch<br />

und Fließband beobachtet werden.<br />

Pathologie<br />

In der Vergangenheit war die Tendinopathie<br />

als ein primärer inflammatorischer Prozess<br />

angesehen worden. Nach neueren Untersuchungen<br />

handelt es sich jedoch um tendinöse<br />

Mikrorupturen, die von einer unvollständigen<br />

Sehnenheilung gefolgt werden. Es<br />

persi stieren nekrotische, angioproliferative<br />

Areale mit einer sekundären Entzündungsreaktion,<br />

gelegentlich gefolgt<br />

von lokalen Verkalkungen<br />

(Abbildung 1).<br />

Nach Nirschl wird<br />

der Verlauf der Pathologie<br />

in vier Stadien eingeteilt<br />

(Tabelle 1).<br />

Abb. 2: Magnetresonanztomographie:Signalanhebung<br />

am Epicondylus<br />

ulnaris bei Sehnennekrose.<br />

Differenzialdiagnosen<br />

Die wichtigste Differenzialdiagnose<br />

ist eine<br />

Schädigung des ulnaren<br />

Kapsel– Band– Apparates<br />

mit resultierender<br />

Valgus­ oder Rotationsinstabilität,<br />

die gerade<br />

beim Wurfsportler, aber<br />

auch beim Golfspieler<br />

zu einer fast identischen<br />

Symptomatik führen kann. Seltener sind intraartikuläre<br />

Pathologien in Form von Osteonekrosen,<br />

freien Gelenkkörpern oder Falten<br />

der Synovialis (Plica ulnaris­Syndrom), die zu<br />

Einklemmungsphänomenen und uncharakteristischen<br />

Schmerzen führen. Auch eine Irritation<br />

des N. ulnaris im Sinne eines Sulcus Nervi<br />

Ulnaris­Syndroms (SNUS) kann zunächst mit<br />

lokalen Beschwerden einhergehen, bevor es<br />

zu spezifischen neurogenen Ausstrahlungen<br />

kommt.<br />

Diagnostik<br />

Führendes Symptom ist der lokale Schmerz,<br />

der sich bei Belastung, bei Valgusstress und<br />

bei Flexion im Handgelenk gegen Widerstand<br />

verstärkt. Die klinische Untersuchung<br />

umfasst eine ulnare Stabilitätsprüfung im<br />

Seitenvergleich und die Überprüfung eventueller<br />

neurologischer Irritationen oder Defizite.<br />

Röntgenologisch ist in wenigen Fällen<br />

eine ansatznahe Sehnenverkalkung erkennbar.<br />

Bei Verdacht auf eine mediale Instabilität<br />

sind Röntgenaufnahmen unter Valgusstress<br />

(gravity test) im Seitenvergleich zu empfehlen.<br />

Zur Differenzialdiagnose einer Bandläsion<br />

gibt das MRT wesentliche Hinweise (Abbildung<br />

2), wobei es allerdings nicht immer<br />

möglich ist, Sehnennekrosen von Schäden<br />

am Kapsel­ und Bandapparat strukturell eindeutig<br />

abzugrenzen (Walz et a. 2010).<br />

Therapie<br />

Beim Golferellenbogen hilft häufig bereits<br />

eine Schonung und Expositionsprophylaxe<br />

über einige Wochen. In dieser Phase sind lokale<br />

durchblutungsfördernde Maßnahmen,<br />

z. B. Friktionsmassagen, sowie die Applikation<br />

antiphlogistischer Salben mit oder ohne Elektrotherapie<br />

(Iontophorese, Ultraschall) erfolgversprechend.<br />

Bei ausgeprägten Beschwerden<br />

auch in Ruhe kann eine zeitlich begrenzte Anwendung<br />

oraler NSAR die Heilung beschleu­


Stadium Morphologie<br />

I fibroblastische Hyperplasie<br />

II vaskuläre Hyperplasie<br />

III abnorme Kollagenproduktion<br />

IV fokale Nekrose<br />

Tabelle 1: Stadieneinteilung der<br />

Epicondylitis humeri nach Nirschl<br />

nigen. Gute Behandlungserfolge werden auch<br />

nach Akupunktur berichtet, wobei hierzu keine<br />

evidenzbasierten Studiendaten vorliegen.<br />

In wenigen Fällen entwickelt sich dennoch ein<br />

chronisches Beschwerdebild.<br />

Bandagen<br />

Von verschiedenen Firmen werden Epikondylitisbandagen<br />

angeboten, die mit einer Pelotte<br />

sanften Druck auf den gereizten Sehnenansatz<br />

ausüben sollen. Einerseits führen<br />

die Orthesen zu einer gewissen ulnaren Stabilisierung<br />

des Gelenkes, andererseits kann<br />

der Impuls durch neurophysiologische Mechanismen<br />

zu einer analgetischen Wirkung<br />

führen. Evidenzbasierte Erkenntnisse über<br />

den tatsächlichen Nutzen dieser Bandagen<br />

existieren allerdings nicht.<br />

Injektionsbehandlung<br />

Eine Injektionsbehandlung durch ein bis zwei<br />

Lokalinfiltrationen mit einem Steroidzusatz<br />

ist in chronischen Schmerzsituationen in<br />

Erwägung zu ziehen. Allerdings ist bei dem<br />

sehr dünn ausgeprägten Subkutangewebe<br />

nicht selten mit Einziehungen des Unterhautfettgewebes<br />

und manchmal auch mit<br />

Hautnekrosen zu rechnen.<br />

Stoßwellentherapie<br />

Seit einigen Jahren wird die fokussierte<br />

oder radiäre extrakorporale Stoßwellenthe­<br />

Abb. 3: Synovialitis und Chondromatose<br />

im anteromedialen Kompartiment bei<br />

ulnarem Ellenbogenschmerz.<br />

rapie (ESWT) in der Behandlung chronischer<br />

Golfer ellenbogen eingesetzt. Sehr viel besser<br />

überprüft sind die Resultate bei der radialen<br />

Epicondylitis; medial ist nach fokussierter<br />

ESWT in einer einzigen Untersuchung eine<br />

Erfolgsrate von unter 30 % beschrieben worden<br />

(Krischek et al. 1998). Die radiäre, d.h.<br />

flächenhafte Anwendung niedrigenergetischer<br />

Stoßwellen scheint nach publizierten<br />

Beobachtungen zu besseren Resultaten zu<br />

führen – kontrollierte Studien sind bis dato<br />

allerdings nicht publiziert.<br />

Operation<br />

Chirurgische Eingriffe sind bei dem Golferellenbogen<br />

selten indiziert – in den allermeisten<br />

Fällen führen die beschriebenen<br />

therapeutischen Maßnahmen zu einer Heilung<br />

ohne Restbeschwerden. Bei persistierenden<br />

Beschwerden sollte unbedingt eine<br />

assoziierte artikuläre oder neurogene Läsion<br />

ausgeschlossen werden (Rineer und Ruch<br />

2009). Bei nicht eindeutigem Beschwerdebild<br />

wird empfohlen, vor dem spezifischen<br />

Eingriff eine Arthroskopie vorzunehmen,<br />

die nicht selten eine Synovialitis, einklemmende<br />

Plicae oder sonstige intraartikuläre<br />

Läsionen zeigt (Abbildung 3). Wegen<br />

der Nähe zum N. ulnaris wird der Eingriff<br />

am Ansatz des M. Flexor communis in der<br />

Regel nicht endoskopisch ausgeführt. Gabel<br />

et al. empfehlen eine Längsinzision in<br />

den Sehnenansatz, um angioproliferative<br />

Areale oder fokale Nekrosen zu exzidieren.<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

Gleichzeitig wird meistens eine semizirkuläre<br />

Denervierung des Periosts um den Epicondylus<br />

ulnaris ausgeführt. Die Erfolgsaussicht<br />

wird allgemein mit etwa 80 % angegeben.<br />

Prospektive, kontrollierte und vergleichende<br />

Studien zu den Resultaten wurden bis dato<br />

allerdings nicht publiziert. ::<br />

Prof. Dr. Markus Loew<br />

Zentrum für Schulter- und<br />

Ellbogenchirurgie<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg<br />

markus.loew@atos.de<br />

www.schulter.de<br />

Literatur<br />

1. Gabel G., Morrey B. (2008)<br />

Medial Epicondylitis. In: Morrey<br />

B (Hrsg.) The Elbow and its disorders.<br />

Saunders Elsevier: 643 ­<br />

649<br />

2. Krischek O., Rompe J.D., Hopf C.,<br />

Vogel J., Herbsthofer B., Nafe B.,<br />

Bürger R. (1998). Extracorporeal<br />

shockwave therapy in epicondylitis<br />

humeri ulnaris or radialis­­<br />

a prospective, controlled, comparative<br />

study. Z Orthop Ihre<br />

Grenzgeb.136 : 3­7.<br />

3. Nirschl R., Alvarado G. (2008).<br />

Tennis Elbow Tendinosis. In:<br />

Morrey B (Hrsg.) The Elbow<br />

and its disorders. Saunders<br />

Elsevier: 626 – 642<br />

4. Rineer C.A., Ruch D.S. (2009).<br />

Elbow tendinopathy and<br />

tendon ruptures: epicondylitis,<br />

biceps and triceps ruptures.<br />

J Hand Surg Am 34; 3<br />

566 – 576<br />

5. Walz D.M., Newman J.S., Konin<br />

G.P., Ross G. (2009). Epicondylitis:<br />

pathogenesis, imaging,<br />

and treatment. Radiographics.<br />

30 (1):167­84.<br />

21 |


:: Fachbeiträge<br />

Golfspielen nach Schulterendoprothese<br />

Von Peter Habermeyer und Gaspar da Silva<br />

In unserer modernen Gesellschaft zeigt sich auch in fortgeschrittenem<br />

Alter ein hoher Anspruch an Lebensqualität, welche durch regelmäßige<br />

Sportaktivitäten aufrechterhalten werden kann. Altersbedingte arthrotische<br />

Gelenkveränderungen können bei unserer im Durchschnitt stets<br />

älter werdenden Population jedoch einen limitierenden Faktor für den<br />

Erhalt der Sporttätigkeit darstellen. Nach endoprothetischem Gelenkersatz<br />

ist heutzutage jedoch die Wiederaufnahme einer Sportart durchweg<br />

möglich.<br />

Mit den Zielen Schmerzlinderung und Beweglichkeitsverbesserung<br />

(3) kann durch<br />

operative Gelenkersatzmaßnahmen mittels<br />

Totalendoprothese bei inzwischen gut ausgereiften<br />

Operationstechniken und hoher<br />

Implantathaltbarkeit zur Wiedererlangung<br />

der Sportfähigkeit beigetragen werden. Dank<br />

fortgeschrittener Technik sind gegenwärtig<br />

verwendete Schulterprothesen in der Lage,<br />

das natürliche Gelenkspiel weitestgehend<br />

nachzuahmen. Dabei handelt es sich um<br />

modulare Systeme mit verschiedenen Größen<br />

und Orientierungen der einzelnen Prothesenkomponenten,<br />

welche die Anatomie<br />

der Schulter nahezu identisch nachbilden.<br />

Zu denen von Patienten am häufigsten<br />

genannten Gründen für den Wunsch nach<br />

Implantation einer Totalendoprothese zählt<br />

neben Schmerzreduktion und Beweglich­<br />

Woche 8 Putten<br />

Woche 9 Putten kurze Chip Shots<br />

Woche 10 Putten kurze Chip Shots<br />

| 22<br />

keitsverbesserung die Aufnahme der zuvor<br />

ausgeübten Sportart. Etwa 65 % der Patienten<br />

entscheiden sich für eine Schultertotalendoprothese,<br />

um weiter an Sportaktivitäten<br />

teilnehmen zu können. Wenn die<br />

Entscheidung für den Gelenkersatz aus diesem<br />

Grund getroffen wird, kann im Regelfall<br />

auch davon ausgegangen werden, dass die<br />

gewohnte Sportart auf gleichem Niveau wie<br />

vor der Operation weiter betrieben werden<br />

kann. Zwischen Teil­ und Totalendopro these<br />

ist bislang kein Unterschied nachgewiesen<br />

worden hinsichtlich der Fähigkeit, wieder<br />

Sport zu treiben (4).<br />

Bevor Endoprothesenträger mit dem<br />

Sport beginnen, bedarf es einer intensiven<br />

Beratung, welche Sportart mit welcher Belastungsintensität<br />

und Dauer betrieben werden<br />

darf. Der Zeitpunkt der Wiederaufnahme<br />

Woche 11 Putten kurze Chip Shots mittlere/lange Irons<br />

Woche 12 Putten kurze Chip Shots mittlere/lange Irons<br />

Woche 13 Putten kurze Chip Shots mittlere/lange Irons<br />

Ein Jahr lang nach Prothesenimplantation: immer Tee verwenden<br />

Tabelle 1: Zeitlicher Verlauf der Wiederaufnahme von Golfspielen nach (2)<br />

sportlicher Aktivität nach Prothesenimplantation<br />

richtet sich nach der operativ und<br />

physiotherapeutisch erreichten Beweglichkeit<br />

und der muskulären Gelenkstabilisierung.<br />

Vorerfahrungen in der entsprechenden<br />

Sportart sind im Allgemeinen von großem<br />

Nutzen, da der Patient die erforderlichen Bewegungsmuster<br />

nicht erst erlernen muss.<br />

Welche Sportarten sind geeignet?<br />

Zu den nur bedingt bzw. wenig geeigneten<br />

Sportarten bei Schulterprothese zählen<br />

jene mit einseitiger Anforderung der oberen<br />

Extremitäten (Fitness, Reiten, Kegeln,<br />

Leichtathletik, Rudern, Segeln, Badminton,<br />

Volleyball, Turnen, Fußball, Klettern, Mountainbiking).<br />

Ungeeignet sind Sportarten mit<br />

erhöhten Verletzungsrisiken, Kontakt­ und<br />

Überkopfsportarten (Kampfsport, Schnellkraftdisziplinen,<br />

Bodybuilding). Wurfbelastungen<br />

und abrupte dynamische Belastungsspitzen<br />

sind zu vermeiden (5). Eine<br />

Übersicht bietet Tabelle 2.<br />

Golfspielen bringt keine wesentlich vermehrte<br />

Belastung des Schultergelenkes mit<br />

sich. Laut einer Befragung von 50 Mitgliedern<br />

der American Shoulder and Elbow Society<br />

(2) wird Golfspielen überwiegend zu den<br />

empfehlenswerten Sportarten mit Schulterendoprothese<br />

gezählt, wie z. B. Wandern,<br />

Jogging, Radfahren, Schwimmen, Gymnastik<br />

(5). Der Bewegungsablauf sollte jedoch dynamisch<br />

kontrolliert ablaufen (1).


Tabelle 2:<br />

Sportarten bei Schulter­<br />

totalendoprothese<br />

in Anlehnung an (4)<br />

Bedingt geeignete Sportarten:<br />

Fitness<br />

Reiten<br />

Kegeln<br />

Leichtathletik<br />

Rudern<br />

Segeln<br />

Badminton<br />

Volleyball<br />

Turnen<br />

Fußball<br />

Klettern<br />

Mountainbiking<br />

Ungeeignete Sportarten:<br />

Kampfsport<br />

Schnellkraftdisziplinen<br />

Bodybuilding<br />

Literatur<br />

1. Glousman R. Electromyographical<br />

analysis and its role in the athletic<br />

shoulder. Clin Orthop 1993;288:27­34.<br />

2. Jensen K.L., Rockwood C.A. Jr: Shoulder<br />

Arthroplasty in Recrealtional Golfers.<br />

J Shoulder Elbow Surg 7: 362­67,<br />

1998.<br />

3. Kasten P., Maier M., Wendy P., Rettig<br />

O., Raiss P., Wolf S., Loew M. Can<br />

shoulder arthroplasty restore the range<br />

of motion in activities of daily li­<br />

Aufgrund eines ausgewogenen Verhältnisses<br />

zwischen körperlicher Belastung und<br />

sozialen sowie kompetitiven Aspekten genießt<br />

das Golfspielen einen hohen Beliebtheitsgrad<br />

und zählt in der Altersgruppe<br />

der 55­ bis 65jährigen zu den beliebtesten<br />

Sportarten. Folglich besteht von Patientenseite<br />

häufig der Wunsch, das Golfspielen<br />

wieder aufzunehmen und möglichst lange<br />

fortzusetzen.<br />

Für Golf ist nach Schultertotalendoprothese<br />

eine sehr hohe Wiederaufnahmerate<br />

von 96 % belegt. Hierbei kann die Fähigkeit,<br />

eine ganze Runde mit 18 Loch zu spielen,<br />

nach ca. 4,5 bis 6 Monaten wieder erlangt<br />

werden (2, 4). Bei circa 70 % der Fälle<br />

ist sogar eine Verbesserung im Rahmen des<br />

Sporttreibens (Steigerung von Leistung/Teilnahme/Handicap)<br />

möglich (4). In diesem<br />

Zusammenhang wird bei Golf in der Fachliteratur<br />

eine postoperative Handicapverbesserung<br />

um durchschnittlich fünf Schläge bei<br />

einer Zunahme der Spielhäufigkeit um 20 %<br />

angegeben (2).<br />

Schmerzfreies Golfspielen ist in den meisten<br />

Fällen möglich. Die in der Literatur beschriebene<br />

Schmerzsymptomatik tritt meist<br />

erst nach Spielende auf und wird von den<br />

Patienten als überwiegend geringfügig und<br />

von kurzer Dauer eingestuft; Dauerschmerz<br />

ist nicht beobachtet worden (2). Während<br />

vor der Operation 71 % der Patienten unter<br />

regelmäßiger Schmerzmedikation stehen,<br />

ving? A 3D video motion analysis study.<br />

J Shoulder Elbow Surg 19: 59­65,<br />

2010.<br />

4. McCarty E.C., Marx R.G., Maerz D.,<br />

Altchek D., Warren R.F. Sports Participation<br />

after Shoulder Replacement<br />

Surgery. Am J Sports Med 36:<br />

<strong>15</strong>77­81, 2008.<br />

5. Schmidt­Wiethoff R. Sport mit<br />

Schulterprothesen. GOTS <strong>News</strong>. Aus<br />

www.gots.org.<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

zeigt sich postoperativ bei lediglich 39 %<br />

noch ein tendenziell geringerer Medikationsbedarf<br />

(4).<br />

Kein erhöhtes Risiko für Golfer mit<br />

Schulterendoprothese<br />

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Befragung<br />

unter Schulterchirurgen gaben mehr<br />

als die Hälfte der Operateure (60 %) keine<br />

Obergrenze für die Häufigkeit des Golfspielens<br />

an, 90 % der befragten Schulterspezialisten<br />

sahen bei Golfspielern mit Schulterendoprothese<br />

im Vergleich zu Nichtgolfern mit<br />

Endoprothese keine postoperativen Komplikationen<br />

(z. B. radiologische Hinweise<br />

für Lockerung) nach Wiederaufnahme des<br />

Golfsports (2).<br />

Zum zeitlichen Verlauf wurde in einer Studie<br />

von Rockwood und Mitarbeitern empfohlen,<br />

postoperativ nach acht Wochen zu<br />

Putten, mit kurzen Chip Shots nach vier bis<br />

sechs, mit mittleren und langen Irons nach<br />

sechs bis acht Wochen zu üben. Ferner wird<br />

empfohlen, das Spielen einer vollen Runde<br />

mit 18 Loch unter Beachtung eben genannter<br />

Maßgaben nach Patientenermessen zu gestalten,<br />

wobei das Spielen in der Fairway für<br />

ein Jahr unter Verwendung eines Tee erfolgen<br />

sollte (2) (Tabelle 1).<br />

Fazit<br />

Nach Implantation einer Schultertotalendoprothese<br />

kann ein Golf spielender Patient<br />

seine sportliche Aktivität in etwa einem halben<br />

Jahr wiederaufnehmen – und zwar ohne<br />

Bedenken bezüglich einer erhöhten Lockerungsrate<br />

und sogar mit der Wahrscheinlichkeit,<br />

die Spielleistung zu steigern. Gelegentliche<br />

Schmerzen nach dem Spiel sind dabei<br />

einzukalkulieren. ::<br />

Prof. Dr. Peter Habermeyer<br />

Dr. Gaspar da Silva<br />

Zentrum für Schulter- und Ellbogenchirurgie/<br />

Sporttraumatologie<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg<br />

www.schulter.de<br />

assistenzaerzte.habermeyer@atos.de<br />

23 |


:: Fachbeiträge<br />

Golf und Hand<br />

Von Sigmund Polzer, Hans­Werner Bouman und Steffen Berlet<br />

Hand und Handgelenk sind beim Golf einer besonderen Belastung<br />

ausgesetzt. Sie stellen die Verbindung zwischen dem<br />

Golfschläger und dem Arm her. Mit der Hand werden der<br />

Schaft und der Griff des Schlägers umfasst. Durch die Einstellung<br />

des Handgelenkes in Flexion und Extension, Radial- und<br />

Ulnardeviation sowie Supination und Pronation wird die Kraft<br />

der Muskulatur von Schultergürtel sowie Ober- und Unterarm<br />

über die Sehnen und Knochen auf den Schläger übertragen.<br />

Um den Ball mit der erforderlichen Abschlagstärke<br />

in die gewünschte Richtung zu<br />

spielen, ist ein abgestimmtes Zusammenspiel<br />

der dafür erforderlichen Muskelgruppen untereinander<br />

und mit den anderen Strukturen<br />

der oberen Extremität erforderlich. Diese<br />

vielgliedrige Kette von Knochen, Gelenken,<br />

Sehnen und Muskeln ist störanfällig durch<br />

Verletzungen, Fehlbelastungen und Überlastungen.<br />

Daneben können auch golfunabhängige<br />

Verletzungen bzw. Verletzungsfolgen<br />

oder Erkrankungen der Hand und des<br />

Handgelenkes die regelrechte Funktion beeinträchtigen.<br />

Allein die Kenntnis der Anatomie, der<br />

Funktion und Biomechanik der Hand bzw.<br />

des Handgelenkes ermöglichen die rasche<br />

| 24<br />

Diagnosestellung. Dies ist die Voraussetzung<br />

zur Einleitung einer zielgerichteten Therapie,<br />

um die Funktionsfähigkeit der Hand<br />

schnellstmöglich wiederherzustellen.<br />

Häufigkeit von Hand- und Handgelenksbeschwerden<br />

bei Golfern<br />

Beschwerden im Bereich des Handgelenkes<br />

sind nach älteren Untersuchungen sowohl<br />

bei Amateurgolfern (Batt 1992), als auch bei<br />

Profigolfern (McCarroll 1982) die häufigste<br />

Ursache für eine Spielbeeinträchtigung. Bei<br />

weniger geübten Spielern wird eine unzureichende<br />

Schlagtechnik dafür verantwortlich<br />

gemacht, während bei den Profispielern die<br />

Überlastung im Vordergrund steht (Bayes<br />

and Wadsworth 2009). Neuere Studien sehen<br />

die Handgelenksbeschwerden bei Golfern<br />

an zweiter Stelle nach den Rückenbeschwerden<br />

(McHardy, et al. 2006). Auch bei<br />

Unfällen im Zusammenhang mit Golf­Carts<br />

stehen Verletzungen der oberen Extremität<br />

nach den Verletzungen der unteren Extremität<br />

an zweiter Stelle (McGwin, et al. 2008).<br />

Fehlbelastung und Überlastung<br />

Sehnenläsionen<br />

Am häufigsten treten Überlastungen der<br />

Beuge­ und Strecksehnen auf, die zu Tenosynovialitiden<br />

führen können, wobei die Beugesehnen<br />

wesentlich häufiger betroffen sind<br />

als die Strecksehnen. Besonders oft betroffen<br />

1: Sehne des Flexor carpi radialis<br />

2: Sehne des Flexor carpi ulnaris<br />

3: Tiefe Beugesehne<br />

4: Sehne des Extensor carpi radialis brevis<br />

5: Sehne des Extensor carpi radialis longus<br />

6: Sehne des Extensor carpi ulnaris<br />

7: Retinakulum extensorum<br />

8: Retinakulum flexorum<br />

9: Hamulus ossis hamati<br />

10: Os pisiforme<br />

11: Nervus ulnaris<br />

12: Nervus medianus<br />

13: Arteria ulnaris<br />

14: Ringband A1 der Beugesehnenscheide<br />

<strong>15</strong>: Daumensattelgelenk<br />

Abb. 1: Schematische Übersicht Hand und<br />

Handgelenk von palmar und dorsal mit den<br />

genannten relevanten Strukturen


Abb. 2: Basisfraktur Hamulus ossis hamati<br />

(CT-Aufnahme)<br />

Abb. 3: Schraubenosteosynthese von<br />

Frakturen des Hamulus ossis hamati<br />

und des Scaphoids (Röntgenaufnahme)<br />

ist die Sehne des M. Flexor carpi ulnaris (Abb.<br />

1). Die Ursache liegt oft in unzureichender<br />

Technik. So wurde gezeigt, dass Spieler mit<br />

Beschwerden einen größeren Bewegungsausschlag<br />

des Handgelenkes aufweisen als<br />

solche ohne Handgelenkbeschwerden (Cahalan<br />

et al. 1991). Die Symptomatik zeigt<br />

ein ulnares Handgelenkschmerzsyndrom.<br />

Die Schmerzen werden akzentuiert durch<br />

Belastung der Sehne gegen Widerstand<br />

und lokalen Druck. Ist die Diagnose durch<br />

eine lokale Injektion mit einem Anästhetikum<br />

gesichert, kann zur Therapie eine lokale<br />

Kortisoninjektion durchgeführt werden. Im<br />

Weiteren sollte eine Schonung evtl. mittels<br />

Handgelenks­Schienung bzw. Orthese erfolgen.<br />

Gegebenenfalls kann eine Modifikation<br />

des Schlägers oder der Technik sinnvoll sein.<br />

Bei Persistenz der Symptome kann unter<br />

Umständen eine operative Synovialektomie<br />

erforderlich werden.<br />

Durch die Griffhaltung beim Einlochen<br />

kann es zu einer Ansatz tendopathie des Flexor<br />

carpi radialis (Abb. 1) der bevorzugten<br />

Hand kommen. Die Schmerzen treten ausschließlich<br />

beim Putten auf, da das Handgelenk<br />

durch die modifizierte Handstellung<br />

in starker Extension und ulnarer Deviation<br />

gehalten werden. Durch die Änderung der<br />

Griffhaltung lassen sich die Symptome bessern<br />

(McHardy and Pollard 2004).<br />

Stressfrakturen<br />

Stressfrakturen treten auf, wenn eine durch<br />

Überlastung induzierte Läsion nicht ausheilen<br />

kann. Dies ist dadurch bedingt, dass die<br />

physiologischen Reparaturvorgänge durch<br />

die fortwährende Belastung nicht Schritt<br />

halten können. Die Diagnose wird mittels<br />

Magnetresonanztomografie (MRT) gestellt.<br />

Bei einem positivem MRT­Befund sollte eine<br />

weitergehende Diagnostik mittels Computertomografie<br />

(CT) durchgeführt werden, um<br />

eine manifeste Fraktur auszuschließen. Lässt<br />

sich keine Frakturlinie nachweisen, handelt<br />

es sich um eine Stressläsion. Dabei ist das<br />

Röntgenbild in der Regel unauffällig.<br />

Eine golftypische knöcherne Stressläsion<br />

an der Hand ist die Stressfraktur des Hamulus<br />

ossis hamati (Abb. 2). Es bestehen spontane<br />

zunehmende Schmerzen in der ulnaren<br />

Handfläche bei Belastung. Lokal ist ein umschriebener<br />

Druckschmerz auslösbar. Die Läsion<br />

findet sich an der Hand, die den Schlägergriff<br />

hält (Guha and Marynissen 2002;<br />

Skolnick 1998; Stark et al. 1977). Entscheidend<br />

ist die rasche Diagnosestellung, da es<br />

bei längerem Bestehen oder nach Kortisoninjektionen<br />

zu Beugesehnenrupturen kommen<br />

kann (Crosby and Linscheid 1974). Die<br />

Therapie besteht in der Entfernung des Fragmentes,<br />

wodurch eine raschere Wiederaufnahme<br />

des Sports möglich ist.<br />

Weitere Stressfrakturen sind beschrieben,<br />

unter anderem bei einer 44­jährigen<br />

Frau mit wochenlanger täglicher Golfaktivität.<br />

Hier kam es zu einer Stressfraktur der distalen<br />

Ulnadiaphyse, die konservativ behandelt<br />

wurde (Koskinen et al. 1997). Bei einer<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

29­jährigen Golfspielerin trat eine Stressreaktion<br />

im Grundgliedknochen des linken Zeigefingers<br />

nach täglichem Training über eine<br />

Woche auf. Die Schmerzen sistierten nach<br />

Sportpause (Grampp et al. 1998).<br />

Nervenläsionen<br />

Durch lokalen Druck können Nervenkompressionssyndrome<br />

hervorgerufen werden.<br />

Eine spezielle lokale Druckschädigung wurde<br />

bei einem Anfängergolfer beschrieben, bei<br />

dem es durch die beidhändige Griffhaltung<br />

zu einer Läsion des N. medianus kam (Hsu<br />

et al. 2002). Nach korrekter Diagnose kann<br />

durch eine Veränderung der Grifftechnik<br />

eine rasche Besserung erreicht werden.<br />

Gefäßschäden<br />

Schädigungen der Handgefäße sind neben<br />

akuten Verletzungen durch wiederholte Mikrotraumen<br />

möglich. So wurde das Hypothenar­Hammer­Syndrom<br />

auch bei Golfspielern<br />

beschrieben (Mueller et al. 2000). Dabei handelt<br />

es sich um eine Durchblutungsstörung<br />

der ulnaren Hand und der ulnaren Finger, die<br />

durch eine umschriebene Thrombosierung<br />

der A. ulnaris im Kleinfingerballenbereich<br />

hervorgerufen wird. Die Symptome bestehen<br />

in Schmerzen und Verfärbungen der minderversorgten<br />

Areale. Die Diagnose wird mittels<br />

Anamnese und klinischem Befund (Inspektion<br />

und des Allen­Tests) gestellt. Das Ausmaß<br />

der Thrombose wird mittels Angiografie<br />

dokumentiert. Die weitere Therapie (operativ<br />

oder konservativ) ist abhängig vom Angiografiebefund<br />

(Klitscher et al. 2005).<br />

Verletzungen<br />

Weichteilverletzungen<br />

Muskelzerrungen oder Kapsel­Bandläsionen<br />

können durch Schlag gegen ein hartes Hindernis<br />

hervorgerufen werden. Wenn nötig,<br />

müssen radiologisch knöcherne Läsionen<br />

ausgeschlossen werden, die weitere<br />

Abklärung erfolgt zunächst durch die klinische<br />

Untersuchung. Die Therapie besteht<br />

in Kryotherapie, systemisch verabreichten<br />

nichtsteroidalen Antiphlogistika, selbst ma­<br />

25 |


:: Fachbeiträge<br />

nipulierbaren Orthesen, Schonung, ggf. Physiotherapie.<br />

Knöcherne Verletzungen<br />

Eine golftypische knöcherne Verletzung ist<br />

die Fraktur des Hamulus ossis hamati. Sie<br />

entsteht in der Regel durch einen Schlag in<br />

den Boden. Die über den Schlägergriff abrupt<br />

einwirkende Kraft frakturiert den Hamulus.<br />

Die Folgen sind akute Schmerzen<br />

und im Falle der verzögerten Diagnose chronische<br />

Schmerzen bei sämtlichen Tätigkeiten,<br />

bei denen Druck auf den Hamulus ausgeübt<br />

wird. Häufig wird bei dieser Fraktur die Diagnose<br />

verzögert gestellt, da die Fraktur auf<br />

Nativröntgenaufnahmen in der Regel nicht<br />

darstellbar ist. Das entscheidende diagnostische<br />

Moment ist es, eine derartige Fraktur<br />

zu bedenken. Dann kann sie mittels CT verifiziert<br />

werden (Abb. 2). Die Therapie besteht<br />

wie bei der Stressfraktur in der Entfernung<br />

des Fragmentes. Im Beispiel ist die operative<br />

Versorgung mit Schrauben osteosynthese<br />

dargestellt, weil die Patientin zusätzlich eine<br />

Kahnbeinfraktur hatte, die in der gleichen<br />

Sitzung operativ versorgt wurde (Abb. 3).<br />

Golfunabhängige Läsionen<br />

Bei Golfspielern treten degenerative Gelenkerkrankungen<br />

wie z. B. Rhizarthrose, Fingergelenksarthrosen,Nervenkompressionssyndrome,<br />

die Tendovaginitis stenosans der<br />

Finger oder des 1. Streckfaches (Abb. 1) sowie<br />

frische Hand­ und Handgelenksverletzungen<br />

mit der gleichen Häufigkeit auf wie<br />

in der Gesamtbevölkerung. Auch diese Erkrankungen<br />

und Verletzungen bedürfen der<br />

zielgerichteten Diagnose und schnellen Therapie<br />

ohne Umwege. ::<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Dr. Sigmund Polzer<br />

Dr. Hans-Werner Bouman<br />

Dr. Steffen Berlet<br />

Hand-, Ellbogen- und Fußchirurgie<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg<br />

sigmund.polzer@atos.de<br />

| 26<br />

NOTES & NEWS<br />

Die <strong>ATOS</strong> Privatklinik <strong>München</strong> stellt sich vor:<br />

:: Dr. Michael Schubert leitet das Zentrum<br />

für Wirbelsäulenchirurgie<br />

Dr. Michael Schubert ist Facharzt für Orthopädie<br />

und Sportmedizin. Von 1992 bis<br />

1994 war er als Chirurg im Kantonspital<br />

Altstätten/St. Gallen tätig, bevor er 1994<br />

an das Deutsche Wirbelsäulen­ und Skoliosezentrum<br />

in Bad Wildungen wechselte.<br />

Ab 1997 war Dr. Schubert in der<br />

Orthopädischen Fachklinik in Bad Oeynhausen,<br />

seit 1999 als leitender Arztes für<br />

die Wirbelsäulenchirurgie. 2001 bis 2002<br />

war Dr. Schubert als leitender Arzt der<br />

Wirbelsäulenchirurgie an der Euromed<br />

Clinic in Fürth tätig, bevor er sich 2003<br />

bis 2008 in der Alpha <strong>Klinik</strong> als Wirbelsäulenspezialist<br />

in der Abteilung von Dr.<br />

Hoogland auf die Anwendung der endoskopischen<br />

Operationstechniken im Bereich<br />

der Hals­ und Lendenwirbelsäule<br />

spezialisierte. Im Mai 2008 gründete er<br />

zusammen mit Dr. Armin Helmbrecht das<br />

APEX Spine Center. Seit September 2008<br />

ist Dr. Schubert schwerpunktmäßig im<br />

Wirbelsäulenzentrum der <strong>ATOS</strong> Privatklinik<br />

<strong>München</strong> tätig. Seine operativen<br />

Schwerpunkte sind<br />

– Perkutane Nukleotomie an der HWS<br />

– Endoskopische Nukleotomie im Bereich<br />

der LWS und BWS<br />

– Mikroskopische Dekompression im<br />

Bereich der LWS<br />

– Spinale Arthroplastie an der HWS.<br />

Mit vielen nationalen wie internationalen<br />

Vorträgen ist Dr. Schubert nicht nur<br />

an der praktischen Umsetzung, sondern<br />

auch an der wissenschaftlichen Aufarbeitung<br />

und Verbreitung der Behandlung<br />

von Wirbelsäulenerkrankungen durch<br />

minimal invasive Techniken im Bereich<br />

der gesamten Wirbelsäule interessiert.<br />

So hat er sich im März 2010 aktiv am<br />

4. Internationalen Live OP­Workshop zur<br />

endoskopischen Wirbelsäulenchirurgie in<br />

<strong>München</strong> beteiligt, im April stehen Vorträge<br />

im Rahmen des ISMISS Kongresses<br />

in der Türkei und in Peking auf dem Programm,<br />

und auch beim Süddeutschen<br />

Orthopädenkongress in Baden­Baden ist<br />

Dr. Schubert mit zwei Vorträgen vertreten.<br />

Im Juli wird er in Sao Paulo auf dem<br />

2. Brasilianischen Kongress für Wirbelsäulenchirurgie<br />

eine Live­Op­Demonstration<br />

durchführen – was ihm leicht fallen<br />

wird, da er Portugiesisch spricht und<br />

einen Teil seines Studiums in Recife/Brasilien<br />

absolviert hat.<br />

Die nötige Kondition für dieses umfangreiche<br />

Programm holte er sich bisher<br />

in seiner Freizeit: Dr. Schubert ist begeisterter<br />

Ausdauersportler, hat sogar<br />

am IronMan Wettbewerb bereits erfolgreich<br />

teilgenommen. In letzter Zeit nehmen<br />

aber seine beiden Kinder seine Zeit<br />

immer stärker in Anspruch, was ihn vor<br />

neue Herausforderungen stellt.


Sonne hat auch Schattenseiten<br />

Sonnenexposition als Risikofaktor beim Golfspielen<br />

von Claudia Jäger<br />

Chronische UV-Exposition führt zu einer kumulativen<br />

UV-Schädigung der Haut und ist verantwortlich für<br />

bis zu 90 % der nicht-melanozytären Hautkrebserkrankungen<br />

(heller Hautkrebs) und der sichtbaren Hautalterung.<br />

Auch Golfspieler sind gefährdet, denn vor allem<br />

Menschen, die sich während der Arbeit oder in ihrer<br />

Freizeit über viele Jahre ungeschützt der UV-Strahlung<br />

aussetzen, haben ein erhöhtes Risiko, an epithelialem<br />

Hautkrebs zu erkranken. Daher ist während des Golfspiels<br />

auf ausreichenden Sonnenschutz zu achten.<br />

Durch die Sonne hervorgerufene chronische<br />

Hautschäden lassen sich am Handrücken<br />

von langjährigen Golfern beobachten: Während<br />

eine Hand meist ungeschützt der Sonne<br />

ausgesetzt wird, ist die andere während<br />

des Spiels immer mit einem Handschuh bedeckt.<br />

In einer die Haut der beiden Handrücken<br />

vergleichenden funktionellen und morphologischen<br />

Studie konnte der chronische<br />

Sonnenschaden erfasst werden (Kikuschi­<br />

Numagami et al., 2000). Bei der untersuchten<br />

Gruppe – Japaner mittleren Alters – konnten<br />

deutliche Zeichen für chronische Sonnenschäden<br />

wie Faltenbildung, Pigmenteinlagerungen<br />

und Feuchtigkeitsverlust der ungeschützten<br />

Haut aufgezeigt werden.<br />

Aktinische Keratose, Plattenepithel-<br />

und Basalzellkarzinom<br />

Derzeit erkranken in Deutschland etwa<br />

118.000 Menschen jährlich neu an hellem<br />

Hautkrebs, der häufigsten Krebsart. Dazu<br />

gehören Spinaliom (Plattenepithelkarzinom)<br />

und Basaliom (Basalzellkarzinom).<br />

Eine Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms<br />

ist die aktinische Keratose, die sich über<br />

Jahre langsam entwickelt. Sie stellt ein<br />

Platten epithelkarzinom der Epidermis in situ<br />

dar [Heaphy & Ackerman 2000, Ackerman<br />

2003]. Diese Präkanzerose ist eine auf die<br />

Epidermis beschränkte maligne Veränderung<br />

der Hautzellen, die durch eine hohe Mutationsrate<br />

gekennzeichnet ist [Fu & Cockerell<br />

2003, Mittelbronn et al. 1998]. Schätzungen<br />

gehen davon aus, dass in Zukunft jeder<br />

zweite Deutsche an aktinischen Keratosen<br />

und jeder dritte an einem Basalzellkarzinom<br />

erkranken wird. Eine frühe Behandlung und<br />

die Prävention kann die Transformation verhindern.<br />

Aktinische Keratosen treten besonders<br />

häufig an Stellen auf, die dem Sonnenlicht<br />

ungeschützt ausgeliefert sind. Dazu gehören<br />

die Kopfhaut (Glatze), das Gesicht<br />

(Nase, Stirn), Arme, Ohren und Handrücken.<br />

Bei etwa 10 Prozent aller Patienten mit aktinischen<br />

Keratosen und bei etwa 30 Prozent<br />

der Patienten mit zusätzlicher Immunsuppression<br />

wird im weiteren Verlauf das Auftreten<br />

eines invasiven Plattenepithelkarzinoms<br />

der Haut beobachtet. In einer Studie, in<br />

der mehr als 1.000 Plattenepithelkarzinome<br />

auf sonnengeschädigter Haut histologisch<br />

untersucht wurden, konnte gezeigt werden,<br />

dass in der Peripherie der Plattenepithelkarzinome<br />

in fast 100 Prozent der Fälle histopathologische<br />

Veränderungen im Sinne von<br />

aktinischen Keratosen vorliegen [Guenthner<br />

et al. 1999]. Daher ist bei aktinischen Keratosen<br />

Behandlungsbedarf gegeben [Glogau<br />

2000, Stockfleth et al. 2002a]. ➔<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

Spielregeln für vernünftigen<br />

Umgang mit der Sonne auf<br />

dem Golfplatz<br />

Wenden Sie regelmäßig ein Sonnen<br />

schutzprodukt an, das mindestens den<br />

LSF 25 enthält.<br />

Der UVA­Schutz sollte mind. 1/3 des<br />

ausgewiesenen Lichtschutzfaktors<br />

betragen.<br />

Achten Sie auf Wasserresistenz.<br />

Am geeignetsten sind Produkte mit<br />

einem geringen Anteil chemischer<br />

Filter und einem hohen Anteil physikalischer<br />

Filter<br />

Optimal ist das Auftragen des Sonnenschutzproduktes<br />

30 Minuten vor Beginn<br />

der Strahlenbelastung. Der LSF<br />

muss ausreichend dick aufgetragen<br />

werden.<br />

Unterschätzen Sie nicht die Bedeutung<br />

von textilem Lichtschutz. Tragen<br />

Sie einen Hut oder eine Kappe.<br />

Die Sonne ist zwischen 11 und <strong>15</strong> Uhr<br />

am intensivsten: meiden Sie die Mittagszeit.<br />

Essen Sie gesund: Radikalfänger, wie<br />

Vitamine (insbesondere Vitamin C und<br />

E), Karotinoide, Flavinoiden und mehrfach<br />

ungesättigte Fettsäuren wirken<br />

als photoprotektive Nahrungsmittel.<br />

Versäumen Sie ab dem 35. Lebensjahr<br />

nicht die regelmäßige jährliche Hautkrebsvorsorge.<br />

27 |


:: Fachbeiträge<br />

Da die chronische UV­Exposition als Auslöser<br />

gilt, tritt die aktinische Keratose bevorzugt<br />

jenseits des 50. Lebensjahres auf, wobei<br />

Männer etwas häufiger betroffen sind als<br />

Frauen. Personen mit hellem Hauttyp haben<br />

ein deutlich höheres Risiko an der sogenannten<br />

solaren Keratose zu erkranken.<br />

Klinisch beginnt die aktinische Keratose<br />

meist mit einem nur Millimeter großen geröteten<br />

Fleck mit rauer Oberfläche auf lichtgeschädigter<br />

Haut. Diese Veränderung ist daher<br />

besser tastbar als sichtbar. Im weiteren Verlauf<br />

wird die Veränderung oft warzig­höckrig<br />

und fühlt sich wie „Schmirgelpapier“ an.<br />

Meist treten mehrere derartige Flecken nebeneinander<br />

auf, so dass hier auch von einer<br />

Feldkanzerisierung gesprochen wird [Braakhuis<br />

et al. 2003, Slaughter et al. 1953].<br />

Plattenepithelkarzinome heben sich in der<br />

Regel von der Hautoberfläche ab, sind meist<br />

derb. Sie treten oft am Kopf (insbesondere an<br />

Ohren und Lippe) oder im Nacken auf, oft aber<br />

auch an der Rückseite der Arme und Hände.<br />

Prävention<br />

Eine wichtige Präventionsmaßnahme ist die<br />

äußerliche Anwendung von Sonnenschutzmitteln.<br />

Die sogenannte Photoprotektion ist<br />

eine aus dermatologischer Sicht effektive<br />

und praxisgerechte Methode zur Verhinde­<br />

Abb. 1:<br />

Handrücken mit<br />

chronischem Lichtschaden<br />

und zahlreichen<br />

aktinischen<br />

Keratosen<br />

| 28<br />

rung schädigender Ultravioletteffekte wie<br />

Karzinogenese und vorzeitige Hautalterung.<br />

Im Vordergrund des Lichtschutzes steht<br />

ein vernünftiges Verhalten an sonnenreichen<br />

Tagen wie das Vermeiden von direkter oder<br />

indirekter UV­Exposition sowie textiler<br />

Lichtschutz. Unerlässlich ist auch die tägliche<br />

Applikation von Lichtschutzpräparaten<br />

mit einem mittleren Lichtschutzfaktor an<br />

lichtexponierten Arealen.<br />

UV­Filter sind längst nicht mehr nur in<br />

ausgewiesenen Sonnenschutzmitteln enthalten,<br />

sondern werden vermehrt in zahlreichen,<br />

für den täglichen Bedarf konzipierten,<br />

kosmetischen Produkten angeboten<br />

(Tagespflege mit Lichtschutzfaktor).<br />

Auf diese Produkte sollte man zurückgreifen,<br />

denn die Empfehlung im Schatten<br />

zu bleiben und/oder die Haut konsequent<br />

mit Textilien zu schützen, hat in der Praxis<br />

wenig Chance auf Befolgung.<br />

UV-Filter<br />

Besonders begrüßenswert ist, dass gerade in<br />

den letzten Jahren im Bereich der UV­Filter­<br />

Entwicklung enorme technologische Fortschritte<br />

gemacht wurden. Diese erlauben<br />

es, die Haut in einem zuvor nicht gekannten<br />

Ausmaß gegen unerwünschte UV­B und<br />

UV­A Strahlung zu schützen.<br />

Zu unterscheiden ist zwischen chemischen<br />

und physikalischen UV­Filtern. Physikalische<br />

Filter enthalten sehr feine, mikropulverisierte<br />

Partikel, die die UV­Strahlung reflektieren,<br />

streuen und absorbieren. Es sind<br />

fast beliebig hohe Schutzwerte über einen<br />

breiten Wellenlängenbereich möglich. Physikalische<br />

Filter gelten als gut verträglich, da<br />

sie praktisch inert sind und die Bildung reaktiver<br />

freier Radikale verhindern. Auch sind sie<br />

kaum allergen oder fotosensibilisierend. Da<br />

die meisten physikalischen UV­Filter „weißeln“,<br />

ist jedoch die kosmetische Akzeptanz<br />

eingeschränkt. Die liposomale Verkapselung<br />

der Pigmente in modernen Präparaten ermöglicht<br />

eine wesentliche Abschwächung<br />

dieses Effektes (z. B. Daylong Präparate).<br />

Chemische Filter dagegen schützen durch<br />

die Absorption von UV­Strahlung eines bestimmten<br />

Wellenlängenbereichs. Die energiereiche<br />

Strahlung wird in der Epidermis absorbiert<br />

und in Form von Wärme abgegeben,<br />

wodurch ein Teil der Nebenwirkungen wie<br />

Kontakt­ oder Fotoallergien begünstigt werden.<br />

Der LSF ist begrenzt, die Filter sind zum<br />

Teil nicht fotostabil. Die kosmetischen Eigenschaften<br />

sind allerdings gut. Auf der anderen<br />

Seite muss jedoch heute fest davon ausgegangen<br />

werden, dass der durch UV­Filter<br />

hervorgerufene Schutz nicht 100 % beträgt.<br />

Daher werden die Sonnenschutzpräparate<br />

heute häufig mit Substanzen kombiniert, die<br />

protektiv wirken, in dem sie in sekundäre,<br />

UV­induzierte Signalprozesse eingreifen:<br />

ein Paradebeispiel sind die Gruppe der Antioxidantien<br />

wie Vitamin E oder C, Flavinoide<br />

und Gallate.<br />

UV-Strahlung<br />

Die schädigende ultraviolette Strahlung besteht<br />

vorwiegend aus den bekannten UV­A<br />

und UV­B Strahlen. Während das mittelwellige<br />

UVB­Strahlenspektrum (280–320 nm)<br />

als Sonnenbrandspektrum gilt und durch<br />

normales Fensterglas gefiltert wird, wird das<br />

langwellige UVA­Spektrum (320­400 nm)<br />

als Hautalterungsspektrum bezeichnet. Seine<br />

Strahlen führen zu Schäden bis in die<br />

Dermis und durchdringen sogar Fensterglas.<br />

Beide werden für die Hautkrebsentste­


Abb. 3: Basalzellkarzinom<br />

(Basaliom)<br />

Abb. 4: Plattenepithelkarzinom<br />

(Spinaliom)<br />

hung verantwortlich gemacht. Jedoch stellt<br />

UVA mit mehr als 95 % den Hauptanteil des<br />

UV­Lichtes der Sonne dar, ist aber 800 bis<br />

1000fach weniger erythematogen als UVB.<br />

Lichtschutzfaktoren – LSF<br />

Abb. 2:<br />

Aktinische Keratose<br />

(Präkanzerose),<br />

Ausschnitt<br />

Der auf handelsüblichen Präparaten angegebene<br />

Lichtschutzfaktor (LSF) bezieht sich<br />

nur auf den Schutz vor UVB­Strahlen und ist<br />

weltweit über die International Sun Protection<br />

Factor Test Method 2006 festgelegt. Es<br />

handelt sich um eine biologische Definition,<br />

die den x­fachen Zeitfaktor der minimalen<br />

Erythemdosis MED­UVB angibt. Vereinfacht<br />

bedeutet das, dass es mit LSF 20 im Vergleich<br />

zu schutzloser UV­Exposition zwanzigmal so<br />

lange dauert, unter identischen Bedingungen<br />

ein Erythem zu entwickeln. Die UVB­Absorptionskurve<br />

bei ansteigendem LSF zeigt somit<br />

eine exponentielle Form, bei mittlerem LSF<br />

<strong>15</strong>–25 ist die UVB­Absorption 92 %, bei hohem<br />

LSF 30–50 größer als 95 %. Da der auf<br />

den Produkten gekennzeichnete LSF nur für<br />

UVB­Strahlen gilt, sollte ein geeignetes und<br />

vor vorzeitiger Hautalterung schützendes<br />

Dermatokosmetikum in jedem Fall auch einen<br />

ausreichenden UVA­Schutz beinhalten.<br />

Denn die extrinsische Hautalterung wird<br />

überwiegend durch UVA­Strahlung hervorgerufen.<br />

Der aufgetragene UVA­Schutz<br />

sollte nach Empfehlungen der Europäischen<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

Kommission mindestens ein Drittel des ausgewiesenen<br />

Lichtschutzfaktors betragen.<br />

Fazit<br />

Den größten Risikofaktor für die Entwicklung<br />

einer aktinischen Keratose, eines Basalzellkarzinoms<br />

und Plattenepithelkarzinoms sowie<br />

vorzeitiger Hautalterung stellt die Schädigung<br />

der Haut durch die Sonnenexposition<br />

dar. Der helle Hautkrebs hat zwar grundsätzlich<br />

eine günstige Prognose, wenn frühzeitig<br />

erkannt und behandelt, kann jedoch in einzelnen<br />

Fällen letal enden. Eine wichtige Vorsorgemaßnahme<br />

ist daher neben geeigneten<br />

Sonnenschutzmaßnahmen eine regelmäßige<br />

Hautkrebsvorsorge. ::<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Dr. Claudia Jäger<br />

Fachärztin für Dermatologie<br />

Phlebologie, Proktologie, Allergologie<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg<br />

claudia.jaeger@atos.de<br />

29 |


:: PR­Anzeige<br />

Xarelto® (Rivaroxaban) bewährt sich in der Praxis<br />

Erster oraler, direkter Faktor­Xa­Inhibitor Rivaroxaban auch in der Langzeitanwendung wirksam<br />

Die venösen Thromboembolien (VTE) sind potentiell schwerwiegende Komplikationen<br />

von operativen Eingriffen und eine der häufigsten Todesursachen in den westlichen<br />

Industrieländern. Bislang erfolgte die Prophylaxe und Behandlung von VTE<br />

mit Medikamenten, die entweder gespritzt oder sehr genau dosiert und regelmäßig<br />

kontrolliert werden müssen. Seit anderthalb Jahren ist mit Xarelto® der erste orale<br />

direkte Faktor-Xa-Inhibitor auf dem Markt.<br />

Grundlage dieses neuartigen Therapieansatzes,<br />

der 2009 mit dem Deutschen Zukunftspreis<br />

ausgezeichnet wurde, ist der bei<br />

der Bayer Schering Pharma AG entwickelte<br />

Wirkstoff Rivaroxaban. Dieser Wirkstoff<br />

greift selektiv an zentraler Stelle in die Blutgerinnung<br />

ein. Das Enzym Faktor Xa steuert<br />

die Bildung des Enzyms Thrombin. Dieses<br />

spaltet Fibrinogen zu Fibrin – dem „Klebstoff“<br />

der Blutgerinnung. Der Wirkstoff Rivaroxaban<br />

hemmt die Aktivität des Faktor<br />

Xa. Die Blutgerinnung wird allerdings nicht<br />

völlig verhindert, sodass der Körper weiterhin<br />

Blutungen – etwa nach einer Verletzung<br />

oder einer Operation – stoppen kann.<br />

Rivaroxaban wurde nach einer Entwicklungszeit<br />

von acht Jahren in mehr als 80<br />

Ländern zur Vorbeugung von VTE bei erwachsenen<br />

Patienten nach elektiven Hüft­<br />

oder Kniegelenkersatzoperationen zugelassen.<br />

„Seit der Zulassung vor eineinhalb<br />

Jahren haben zahlreiche orthopädische <strong>Klinik</strong>en<br />

von niedermolekularen Heparinen auf<br />

| 30<br />

Rivaroxaban umgestellt“, sagte Dr. Patrick<br />

Mouret, Frankfurt, auf einem Journalisten­<br />

Workshop der Bayer Schering AG. Als Gründe<br />

für diese Entwicklung nannte Mouret die<br />

überlegene Wirksamkeit bei vergleichbarer<br />

Sicherheit von Rivaroxaban gegenüber der<br />

bisherigen Standardprophylaxe Enoxaparin.<br />

Die vier Studien RECORD 1–4 (Eriksson<br />

et al. 2008, Kakkar et al. 2008, Lassen et al.<br />

2008 und Turpie et al. 2009) haben dies an<br />

über 12.700 Patienten mit elektivem totalem<br />

Hüft­ oder Kniegelenk ersatzoperationen gezeigt<br />

(Abb. 1). „Unter Rivaroxaban entfällt<br />

zudem das Plättchenmonitoring, Spritzen<br />

müssen nicht mehr vorbereitet und verabreicht<br />

werden, und die Patienten benötigen<br />

keine Schulung zur Selbstinjektion“, sagte<br />

Mouret. Zudem entfallen die Verletzungsgefahr<br />

und die Kosten für die Spritzenentsorgung.<br />

Auch in der Anästhesiologie lässt sich<br />

Rivaroxaban leicht in den Ablauf integrieren.<br />

„Die erste Gabe von Rivaroxaban er­<br />

folgt sechs bis zehn Stunden postoperativ,<br />

was die Anwendung der Regionalanästhesie<br />

erleichtert“, unterstrich Mouret (Abb. 2).<br />

„Die Halbwertszeit ermöglicht es zudem, den<br />

24­Stunden­Rhythmus der VTE­Prophylaxe<br />

auch bei Entfernung eines liegenden epiduralen<br />

Katheters beizubehalten.“ All dies<br />

erkläre, warum die Prozessumstellung in<br />

den meisten Fällen einfach verlief. Und die<br />

Patien ten zeigten ohnedies eine klare Präferenz:<br />

„Vor die Wahl gestellt, entscheiden<br />

sich mehr als 70 Prozent für die Tablette anstelle<br />

der Spritze“, so Mouret.<br />

Die Zukunft: Xarelto bei der Behandlung<br />

von venösen Thromboembolien<br />

Während sich Rivaroxaban im Bereich VTE­<br />

Prophylaxe bei elektiven Hüft­ und Kniegelenkersatzoperationen<br />

schon etabliert hat,<br />

muss die Substanz ihr Potenzial für weitere<br />

Indikationen noch in anderen Phase­III­Studien<br />

unter Beweis stellen. Insgesamt sollen<br />

am Studienprogramm mit Rivaroxaban mehr<br />

als 65.000 Patienten teilnehmen und weitere<br />

Zulassungen, etwa zur Behandlung von Venenthrombosen<br />

und Lungenembolien oder<br />

zur Schlaganfallprophylaxe bei Patienten mit<br />

Vorhofflimmern, sollen folgen.<br />

::


Die anatomische Prothese des<br />

Kniegelenkes – ist das die Zukunft?<br />

Von Hajo Thermann<br />

Die Geschichte der Endoprothetik des Kniegelenkes ist eine Erfolgsgeschichte.<br />

Aus den anfänglichen Scharniergelenken entwickelten sich<br />

zunehmend Prothesen, welche die kinematische Funktion des Kniegelenks<br />

zu erhalten versuchen und den funktionellen Strukturen des Kniegelenkes<br />

nach und nach angepasst wurden und immer noch werden.<br />

Im letzten Jahrzehnt hat sich eine deutliche<br />

Aufteilung der Kniegelenksendoprothetik in<br />

der Form dargestellt, dass bei lokalen Pathologien<br />

– wie einseitige innere oder äußere<br />

Arthrose – nicht gleich eine Vollprothese implantiert<br />

werden soll.<br />

Die herausragende Struktur für die Kinematik<br />

des Kniegelenkes ist das vordere<br />

Kreuzband, welches beim herkömmlichen<br />

Oberflächenersatz nicht erhalten werden<br />

kann, so dass wir unter kinematischen Aspekten<br />

ein künstliches Knie erzeugen. Schlittenprothesen<br />

(Abb. 1), femuropatellare Prothesen<br />

(Abb. 2a+b) und bikompartimentelle<br />

Prothesen des medialen Kniegelenkes plus<br />

des Femuropatellargelenkes (Abb. 3a+b)<br />

verfolgen die Richtung eines Kreuzbanderhaltes.<br />

Die Ergebnisse vieler Studien bewei­<br />

Abb. 1:<br />

Radiologische<br />

Aufnahme<br />

einer Schlittenprothese<br />

sen eine optimale Funktion dieser Prothesen,<br />

die praktisch mit einem normalen Kniegelenk<br />

vergleichbar sind.<br />

Die Ansprüche steigen<br />

Grosse Teile der heutigen Patienten geben<br />

sich nicht mehr mit einem schmerzfreien<br />

Kniegelenk, egal welcher Beweglichkeit und<br />

welcher Mechanik, zufrieden. Die Mitglieder<br />

der Freizeitgesellschaft, zumindest in der<br />

westlichen Welt, möchten gerade im mittleren<br />

Alter, trotz schwerster Knorpelzerstörung<br />

und Einschränkung der Beweglichkeit,<br />

wieder zurückkehren in die Karawane der<br />

vielzähligen Freizeitaktivitäten. Die Industrie<br />

hat in den letzten Jahren diesen Ball gerne<br />

aufgenommen und die Knieendoprothe­<br />

a b<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

sen innovativ weiterentwickelt, was zu enormen<br />

Wachstumsraten geführt hat. Allein<br />

in Deutschland wurde die Knieendoprothetik<br />

in den letzten zehn Jahren von 60.000 auf<br />

120.000 Eingriffe pro Jahr verdoppelt.<br />

In der neueren Entwicklung der Kinematik<br />

der Knieendoprothesen existieren zwei konkurrierende<br />

Modelle. Das eine ist die kreuzbanderhaltende<br />

Prothese (hinteres Kreuzband<br />

erhaltende Prothese). Das zweite ist<br />

die posterior stabilisierende Prothese mit<br />

Resektion des vorderen und hinteren Kreuzbandes.<br />

Bei beiden Prothesen wird das vordere<br />

Kreuzband reseziert.<br />

Ohne im Einzelnen auf die seit Anbeginn<br />

dauernden Diskussionen über die Superiorität<br />

eines der Design­Formen einzugehen,<br />

gibt es jedoch auch Gemeinsamkeiten. Eine<br />

Abb. 2:<br />

Radiologische Aufnahme<br />

einer Femuropatellaren<br />

Prothese von vorne (a)<br />

und seitlich (b)<br />

31 |<br />


:: Fachbeiträge<br />

a b<br />

dieser Gemeinsamkeiten ist, dass die Radien<br />

des Femurs medial und lateral im Gegensatz<br />

zum normalen Kniegelenk gleich sind. Unter<br />

diesem Aspekt ist bezüglich des Prothesendesigns<br />

ein weiterer Wettbewerb zwischen<br />

Single­Radius und einem Multiplen Radius<br />

vorhanden.<br />

„Posterior Stabilized“ Prothese: Gute<br />

Beugung, Instabilität in der Mittelphase<br />

Aufgrund der „Kopplungsmechanismen“ zwischen<br />

Tibia und Femur zeigt sich, mit oder<br />

ohne Kreuzband, ein kinematisch unterschiedliches<br />

Muster. Die „Posterior Stabi­<br />

a b<br />

| 32<br />

Abb. 3:<br />

Radiologische<br />

Aufnahme einer<br />

Bikompartimentellen<br />

Prothese von vorne<br />

(a) und seitlich (b)<br />

lized“ Prothese ist ein „vorderes und hinteres<br />

Kreuzband defizientes Knie“, welches bis 90<br />

Grad eine paradoxe Bewegung des Femurs<br />

hat und leicht nach vorne geht. Im Gegensatz<br />

zum normalen Knie hat dieses bei über<br />

90 Grad einen lateralen Pivot, sprich ein laterales<br />

Drehmoment mit abnormer Rotation<br />

nach posterior und Translation des Femurs.<br />

Im Bereich des patellofemoralen Gelenkes<br />

kommt es zu medio­lateralen Scherkräften.<br />

Insgesamt überzeugt das Knie durch eine<br />

sehr gute Beugung aufgrund der Resektion<br />

des hinteren Kreuzbandes. Es ergibt sich<br />

jedoch eine Instabilität in der Mittelphase<br />

der Bewegung, die von den Patienten un­<br />

terschiedlich bewertet wird. Das Gros der<br />

amerikanischen Patienten mit deutlichem<br />

Übergewicht und geringer Aktivität empfindet<br />

diese Art von Prothese als sehr funktionell,<br />

da die Beweglichkeit gut erhalten ist<br />

und die Beugung gut wiederhergestellt wird.<br />

Eine Schwachstelle ist jedoch die erhebliche<br />

Belastung des Zapfens im Kasten, der gerade<br />

bei nicht ausreichend balancierten Kniegelenken<br />

einer Hebelfunktion mit erhöhtem<br />

Abrieb ausgesetzt ist.<br />

„Cruciate Retaining“ Prothese:<br />

Gute Stabilität, wenig Abrieb<br />

Die CR – „Cruciate Retaining“­Prothese mit<br />

Erhalt des hinteren Kreuzbandes weist eine<br />

komplett andere Kinematik auf (Abb. 4a+b).<br />

Hierbei haben wir nur ein „vorderes Kreuzband<br />

defizientes Knie“. Wir haben kein „Roll<br />

Back“, wie es im normalen Knie der Fall ist,<br />

sondern ein „Vorwärtsrollen“ des Femurs in<br />

der Flexion. Die tibiale Rotation ist falsch<br />

und durch das Fehlen des vorderen Kreuzbands<br />

gibt es kein genaues Rotationszentrum,<br />

sondern es ist variabel.<br />

Der Vorteil dieser Prothese ist eine gute<br />

Stabilität, auch in der Mittelphase der Bewegung.<br />

Bei Verkürzungen des hinteren Kreuzbandes<br />

kommt es jedoch häufig zu einer<br />

deutlichen Einschränkung der endgradigen<br />

Beugung. Dies hängt auch damit zusammen,<br />

dass vom Operateur ein tibiales Off­<br />

Abb. 4a+b:<br />

„Cruciate Retaining“-<br />

Prothese Innex® mit<br />

zusätzlicher AP Translation


a b<br />

set (Abstand/Absatz) nicht optimal wiederhergestellt<br />

wird. Ein weiterer Vorteil ist aber,<br />

dass aufgrund der großen Kontaktfläche<br />

bei Rotation und Translation der Polyäthylen­Abrieb,<br />

zumindest in den Laboruntersuchungen,<br />

geringer sein soll und damit die<br />

Standzeiten der Prothesen wahrscheinlich<br />

länger sind. Ziel einer Knieendoprothetik ist<br />

das schmerzfreie Kniegelenk mit einer guten<br />

„vollständigen Funktion und Beweglichkeit<br />

sowie einer langen Standzeit mit geringem<br />

Polyäthylen­Abrieb.“<br />

In der internationalen Literatur finden wir<br />

Standzeiten von 95 % über zehn Jahre und<br />

über 90 % über fünfzehn Jahre. Es muss jedoch<br />

dezidiert werden, dass all diese Studien<br />

strengen Kriterien der evidenzbasierten<br />

Medizin nicht standhalten. Es sind meistens<br />

Level­4 Studien. Wobei sicherlich in der longitudinalen<br />

Erfassung nur ein Bruchteil der<br />

operierten Patienten im Vergleich zu den<br />

nach fünfzehn Jahren erfassten Patienten<br />

wieder evaluiert werden konnte.<br />

Nichtsdestotrotz werden diese Daten in<br />

der wissenschaftlichen Diskussion als real<br />

und wahrhaftig akzeptiert. Die Problematik<br />

der „missing data und drop outs“, die sicherlich<br />

bei vielen häufig zitierten Studien bis zu<br />

80 % beträgt, muss aber in der Gesamtbewertung<br />

immer berücksichtigt werden.<br />

Unabhängig davon ist die Knieendoprothetik<br />

in Händen des Experten unbestreitbar<br />

eine Erfolgsgeschichte. Es stellt sich nun die<br />

Abb. 5:<br />

Radiologische Aufnahme<br />

der Journey® Knieendoprothese<br />

von vorne (a)<br />

und seitlich (b)<br />

Frage, wo wir schon in der Literatur so gute<br />

Ergebnisse haben, was man noch optimieren<br />

kann, um diese Ergebnisse noch zu verbessern.<br />

Wo ist noch Spielraum für<br />

Verbesserungen?<br />

Wie schon am Anfang erwähnt, werden die<br />

Anforderungen der Patienten an die Prothesen<br />

immer höher gestellt, im Sinne von Bei­<br />

Abb. 6: Radien (medial und lateral) der<br />

Journey® Knieendoprothese im Vergleich<br />

zur normalen Anatomie<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

behaltung der herkömmlichen Freizeitaktivitäten<br />

wie Walking, Wandern, Golfspielen,<br />

Tennisspielen, Skifahren etc.<br />

Hier ist natürlich die Frage einer verbesserten<br />

Beweglichkeit zentral, da mit einer Beweglichkeit<br />

von 90–110 Grad in der Beugung<br />

zumindest eine Behinderung in der Ausübung<br />

der Freizeitaktivitäten besteht. Den Anforderungen<br />

an das Design wurde mit dem<br />

Konzept der anatomischen Bicruciated Stabilizing<br />

(Kreuzbandstabilisierende) –Prothese<br />

Rechnung getragen (Abb. 5a+b).<br />

Die „Bicruciated Stabilizing“ Prothese<br />

Die besonderen Merkmale im Design zeichnen<br />

sich in dem Versuch aus, das Kniegelenk<br />

in der Form des anatomischen Femurs<br />

und der Tibia nachzuempfinden (Abb. 6).<br />

Dies bedeutet einen größeren lateralen und<br />

einen kleineren medialen Radius, ein asymmetrisches<br />

Tibiaplateau mit größerem medialen<br />

Plateau, welches konkav ist, und einem<br />

kleineren lateralen Plateau, welches konvex ist<br />

(Abb. 7). Zusätzlich zeigt sich wie bei der normalen<br />

Knieachse ein Valgus von 3 ° (Abb. 8).<br />

Die Verbindung der anatomischen Strukturen<br />

in eine natürliche Kinematik ist mit<br />

einem asymmetrischen Zapfenkammer­(Post­<br />

Abb. 7: Entsprechend der natürlichen<br />

Anatomie unterschiedliche Formgebung<br />

von medialem und lateralem Kompartiment<br />

der Journey® Knieendoprothese<br />

33 |<br />


:: Fachbeiträge<br />

cam)­Mechanismus, der die kreuzbandstabilsierende<br />

Funktion nachahmt, konzipiert worden.<br />

Die Anforderungen an die mittels „radiated<br />

motion knee“­Design „geführte“ Kniebewegung<br />

sind eine Wiederherstellung der<br />

anterioren Stabilität sowie Erreichen einer<br />

normale Kinematik und einer tiefen, fast<br />

normalen Flexion (Abb. 9a+b). In der Widerstandsfähigkeit<br />

soll trotz vermehrten Beweglichkeit<br />

der Polyäthylenabrieb nicht größer<br />

sein als bei herkömmlichen Prothesen.<br />

Das Design soll eine gewisse Robustheit haben<br />

mit Toleranz für Einbauten in geringer<br />

Fehlstellung.<br />

Abb. 8: Wiederherstellung der<br />

normalen Joint-Line durch anatomische<br />

Femurkondylen und Polyethylen<br />

| 34<br />

Das Besondere neben dem femoralen und tibialen<br />

Kondylendesign ist die anteriore Kammer.<br />

Im Gegensatz zur „Posterior Stabilizing<br />

Prothese“ haben wir hier eine anteriore Kammer,<br />

die eine anteriore Stabilisierung im Frühgangbild<br />

bis 20 Grad Flexion ermöglicht. Hierbei<br />

gibt es etwa eine Laxität von 1–2 mm und<br />

6 Grad Hyperextensionsflexibilität (Abb. 10).<br />

Das spezielle Design ist vergleichbar mit dem<br />

normalen Knie, wo es in der Streckung keinen<br />

Überhang in den posterioren Femurkondylen<br />

gibt, welcher bei konventionellen Oberflächenersatzverfahren<br />

bis zu 8 mm beträgt,<br />

während bei dem Bicruciate Stabilized System<br />

ein fast normaler Überhang (bis maximal<br />

2 mm) besteht (Abb. 11).<br />

Weiter kommt es zum Einrasten des Zapfens<br />

in der Kammer bei etwa 50–60 Grad<br />

Flexion, wodurch ein normales Roll back der<br />

lateralen Femurkondyle in der Beugung eingeleitet<br />

wird. Durch den asymmetrischen<br />

Zapfen und die asymmetrische Kammer<br />

bleibt auch in weiterer Beugung und in der<br />

axialen Rotation der Mechanismus kongruent<br />

in Kontakt.<br />

Die mediale Oberfläche des Polyäthylens<br />

ist konkav, während die laterale Oberfläche<br />

konvex ist und somit dem normalen Kniegelenk<br />

entspricht. Wir haben eine kleine anteriore<br />

Lippe und nach posterior hin wird das<br />

mediale Plateau flach. Im lateralen Plateau<br />

zeigt sich die konvexe Form, die die Abrollbewegung<br />

nicht behindert oder fixiert.<br />

Abb. 9:<br />

Volle Beugung bei<br />

implantierter anatomischer<br />

Knieendoprothese in radiologischer<br />

Aufnahme (a) und<br />

Fotografie (b)<br />

Im sagittalen Profil zeigt sich, dass sich<br />

die mediale und laterale Kondyle sowie die<br />

Trochlea bezüglich ihrer Radien sehr an die<br />

normale Anatomie annähern. Die mediale<br />

Kondyle ist weiter distal als die laterale Kondyle.<br />

Die Trochlea ist fast normal anatomisch<br />

und die laterale Kondylendicke ist geringer<br />

als medial.<br />

Zur Verbesserung der tiefen Flexion wird<br />

eine <strong>15</strong> Grad posteriore Resektion durchgeführt,<br />

welche die posteriore femorale Oberfläche<br />

um etwa 4 mm erweitert. Die Größe<br />

der Resektion des Knochens ähnelt der Polyäthylendicke<br />

und der Implantatdicke, und<br />

der „posteriore Offset“ wird beibehalten.<br />

Abb. 10: Knie in Flexion, asymmetrische<br />

Zapfen-Kammer zur Unterstützung des<br />

„Roll Back“


Aufgrund der <strong>15</strong> Grad posterioren Resektion<br />

kann die Prothese nicht gerade eingeschlagen<br />

werden, sondern muss aufgezogen<br />

werden, ähnlich einem Reifen, und ist<br />

damit sofort Pressfit eingebracht. In den<br />

Abriebtests zeigte die anatomische Journey­Prothese<br />

im Vergleich zu einer Chrom­<br />

Kobalt­Cruciate­Retaining­Prothese 75 %<br />

weniger Abrieb. Aufgrund der Oxinium­Beschichtung<br />

zeigte sie im Vergleich zu einer<br />

nicht ana to mischen Prothese (Genesis II) immerhin<br />

noch 32 % weniger Abrieb.<br />

Die paradoxe Bewegung führt zu einer<br />

Abriebresistenz. Ferner wurde der Zapfen<br />

etwas anguliert, so dass ein „Patella­Zapfenimpingement“<br />

nicht entstehen kann. Bei<br />

der Sensitivitätsmessung mit verschiedenen<br />

Einbauten von leichten Fehlstellungen zeigte<br />

sich, dass der Polyäthylen­Inlay­Stress in­<br />

nerhalb von 10 % im Vergleich zum optimalen<br />

Alignment lag, welches einer sehr guten<br />

Sensitivität entspricht.<br />

Mittlerweile wurden nach der FDA­Zulassung<br />

2005 fast 30.000 Operationen weltweit<br />

durchgeführt. Versuche mit funktionellen<br />

Bewegungsabläufen wie vom Stuhl aufste­<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

hen und Treppen steigen, konnten die fast<br />

anatomische Kinematik nachweisen (Catani<br />

et all 2008). Fluoroskopische Untersuchungen<br />

am CRD­Modell bei Live­Untersuchungen<br />

konnten nachweisen, dass weder<br />

ein Impingement in der tiefen Flexion noch<br />

eine Subluxation vorliegt.<br />

VISIONAIRE: Ihre Zeit ist wertvoll, nutzen Sie doch unsere!<br />

Was würden Sie zu einem reduzierten Zeit- und Instrumentenbedarf im OP sagen?<br />

Die neue VISIONAIRE Technologie macht dies für die Knieendoprothetik möglich:<br />

• Mit speziellen patientenindividuellen Schneideblöcken<br />

• Auf Basis einer Knie-MRT und einer Ganzbein-Röntgen aufnahme<br />

• Präzise Ausrichtung der Schnittebenen an den mechanischen Beinachsen,<br />

für einen maßgeschneiderten Implantatsitz und für eine längere Standzeit<br />

• Einsparung zahlreicher OP-Schritte durch reduziertes Instrumentarium<br />

• Für eine Vielzahl von Smith & Nephew Knieendoprothesen erhältlich<br />

Kontakt<br />

Smith & Nephew GmbH<br />

Orthopädie & Traumatologie<br />

Mainstraße 2, 45768 Marl<br />

T +49 (0)2365 91 81 0<br />

F +49 (0)2365 91 81 10<br />

info.marl@smith-nephew.com<br />

www.smith-nephew.de<br />

Bestellannahme<br />

T 0800 664 75 78<br />

F +49 (0)2365 91 81 50<br />

E-Mail cs.ortho@smith-nephew.com<br />

Abb. 11:<br />

Vergleich des Überhanges<br />

zwischen<br />

konventionellen<br />

Prothesen und der<br />

Journey® Knieendoprothese<br />

35 |<br />

➔<br />

Markenzeichen von Smith & Nephew.


:: Fachbeiträge<br />

Ergebnisse der Journey-Prothese<br />

Die Frühergebnisse zeigten einen Anstieg<br />

der Beweglichkeit von 107 Grad Beugung<br />

auf 136,5 Grad innerhalb von neun Monaten<br />

postoperativ. Der Komplikationsreport von<br />

26.000 internationalen Prozeduren ergab<br />

eine Revisionsrate von 0,5 %. Auffallend ist<br />

jedoch eine leicht erhöhte Rate von anteriorem<br />

Knee Pain (vorderer Knieschmerz) und<br />

Manipulationen sowie ein Friktionssyndrom<br />

vom ileotibialen Band. Bei einem Anwendertreffen<br />

in Leyden wurden dafür folgende<br />

Gründe genannt: Die Messung der Dicke der<br />

Resektate ist extrem wichtig, um diese mit<br />

dem Prothesenprofil zu vergleichen, damit<br />

bei flachen Femura im lateralen Kondylenbereich<br />

die Prothese nicht aufträgt und somit<br />

zu anteriorem Knee Pain und IT­Band­Flexion­Syndrom<br />

führt. Ferner muss in Rechnung<br />

gestellt werden, dass die Prothese primär ein<br />

NOTES & NEWS<br />

:: Dr. Heckmann als Mitbegründer der Europäischen Präventivmedizin geehrt<br />

Dr. Frank Heckmann, Internist, Angiologe und Phlebologe an<br />

der <strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg, erhielt eine hohe Auszeichnung. Er<br />

wurde mit der Medaille „Verdienste um Europa“ der Stiftung<br />

Mérite Européen Luxembourg geehrt, die als „Vorläufer eines<br />

hoffentlich bald existierenden europäischen Ordens“ anzusehen<br />

ist, wie es die Präsidentin des Stiftungs­Freundeskreises,<br />

Ursula Braun­Moser, ausdrückte. Überreicht wurde Dr. Heck­<br />

Dr. Heckmann erhält die Medaille aus der Hand der<br />

Europa-Abgeordneten Diemut R. Theato.<br />

| 36<br />

hohes Maß an Beweglichkeit erlaubt (anatomisches<br />

Roll­back?), so dass es bei den<br />

stark vorgeschädigten Weichteilen zu einer<br />

Narbenüberreaktion kommen kann, die dann<br />

zu Manipulationen führt. Daher ist wichtig,<br />

ein konsequentes krankengymnastisches<br />

Übungsprogramm oder/und ein eigenständiges<br />

Trainingsprogramm durchzuführen,<br />

wobei besonderer Wert auf die Bedeutung<br />

des iliotibialen Bandes und die Mobilisation<br />

im Hüftgelenk gelegt werden muss.<br />

Da die Prothese, aufgrund ihres speziellen<br />

Designs, wieder eine normale Beweglichkeit<br />

in der Radialstruktur und der Kinematik<br />

ermöglicht, ist bei vorgeschädigtem<br />

Weichteilapparat im arthrotischen Kniegelenk<br />

in Einzelfällen eine Diskordanz eingetreten,<br />

die entsprechend mit einer längeren<br />

Rehabilitationsphase einhergeht. Ohne Frage<br />

kann die anatomische Prothese, optimal<br />

eingebaut, bei einem engagierten Patienten<br />

Bewegungen und eine Leistungsfähigkeit<br />

ermöglichen, die mit anderen Prothesen so<br />

nicht erreichbar ist.<br />

Natürlich beinhaltet jeder Fortschritt in<br />

Design und Funktion eine Lernkurve für Operateure<br />

und Patienten. Die Botschaft aus der<br />

Spezialisten­User­Gruppe ist folgende: Je<br />

mehr man sich mit einer Prothese der natürlichen<br />

Anatomie nähert, desto weniger werden<br />

Fehler in der Implantation verziehen. Daraus<br />

folgt, dass diese Prothese mit höchster<br />

Präzision eingebracht werden muss, um ihre<br />

Höchstleistungen zu bieten. ::<br />

Prof. Dr. Hajo Thermann<br />

Zentrum für Knie- und Fußchirurgie<br />

Sporttraumatologie<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg<br />

hajo.thermann@atos.de<br />

mann die Medaille von der Europa­Abgeordneten Diemut R.<br />

Theato in der <strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg. Heckmann befindet sich<br />

mit dieser Auszeichnung in illustrer Gesellschaft: Hans­Dietrich<br />

Genscher, Walter Scheel und der langjährige israelische<br />

Botschafter in Deutschland, Avi Primor, haben die Ehrung<br />

ebenfalls erhalten.<br />

„Ein guter Arzt heilt die Krankheit, ein besserer verhindert sie“<br />

– getreu seinem Motto hat Heckmann die Europäische Gesellschaft<br />

für Prävention mit begründet und setzt sich seit Jahren<br />

unermüdlich für eine Grenzen überschreitende Gesundheitsvorsorge<br />

ein. Mit verschiedensten Initiativen und Projekten<br />

geht die Gesellschaft in ganz Europa an Kindergärten und<br />

Schulen, um über die Bedeutung von gesunder Ernährung und<br />

ausreichender Bewegung gerade für Kinder und Jugendliche<br />

aufzuklären. Darüber hinaus unterstützt sie Forschungsprojekte,<br />

medizinische Verbände und Einrichtungen, die sich für<br />

die Prävention einsetzen.<br />

Heckmann selbst sieht das Ziel seines Engagements jedoch<br />

nicht in erster Linie in der Förderung von Institutionen: „Ich<br />

möchte den Menschen damit auch helfen, ein glücklicheres<br />

Leben zu führen.“


Nachbehandlung nach Knorpelersatz-<br />

operationen am Kniegelenk<br />

Von Hans H. Pässler und Rainer Siebold<br />

In der Atos-<strong>News</strong> 13 haben wir eingehend über den Ersatz von Knorpeldefekten<br />

am Kniegelenk mittels verschiedener Verfahren berichtet. An dieser<br />

Stelle möchten wir etwas ausführlicher über die Prinzipien der Rehabilitation<br />

nach derartigen Eingriffen berichten und unser Nachbehandlungsprogramm<br />

darlegen. Denn für alle knorpelchirurgischen Eingriffe ist ein postoperatives<br />

Rehabilitationsprogramm unverzichtbar. Dies gilt insbesondere für die Mikrofrakturierung<br />

wie für die autologe Knorpelzellimplantation (ACI).<br />

Bereits 1975 veröffentlichte der kanadische<br />

Arzt Salter eine experimentelle Untersuchung<br />

am Kaninchen, bei der künstliche<br />

Knorpeldefekte bis auf den Knochen gesetzt<br />

wurden. Er konnte nachweisen, dass es unter<br />

Bewegungstherapie zu einer Ausheilung<br />

der Knorpeldefekte mit hyalinem Knorpel<br />

kam. In der nicht bewegten Gruppe hingegen<br />

blieben die Defekte erhalten oder wurden<br />

nur von Faserknorpel aufgefüllt. Die positive<br />

Wirkung von CPM (Continuous Passive<br />

Motion), auch in der Knorpelheilung, wurde<br />

von zahlreichen Autoren bestätigt. Zyklische<br />

Gelenkbewegungen sind demnach notwendig<br />

für den Nährstofftransport zu den Knorpelzellen<br />

und dienen der Entfernung von<br />

Stoffwechselabfallprodukten.<br />

Auch bei der Arthrose haben verschiedene<br />

Autoren beobachtet, dass ein vermin­<br />

derter Kontaktdruck der Gelenkflächen durch<br />

Teilbelastung kombiniert mit Bewegung die<br />

Wiederherstellung der Gelenkoberfläche stimulieren<br />

kann. Grundsätzlich gelten diese<br />

Prinzipien für alle Knorpelersatzoperationen<br />

mit Ausnahme der Mosaikplastik.<br />

Bei der Rehabilitation von Operationen<br />

am Knorpel ist zu unterscheiden, ob es sich<br />

um einen belasteten oder unbelasteten Gelenkabschnitt<br />

handelt und wie groß der behandelte<br />

Defekt war. So ist eine Teilbelastung<br />

oder gar Entlastung bei sehr kleinflächigen<br />

Mikrofrakturierungen (


:: Fachbeiträge<br />

<strong>ATOS</strong> Rehabilitationsprogramm nach Knorpelersatz­Eingriffen:<br />

A. Frü he Pha se der Re ha bi li ta tion<br />

Wo che 0 bis 2:<br />

1. Be la stung:<br />

Der Pa tient sollte das Bein ent la sten<br />

sowie stän dig ei ne Orthese tragen, die<br />

möglichst die volle physiologische Überstreckung<br />

erlaubt (z. B. Hy pex­Lite, Fa.<br />

Albrecht). Die Orthese wird nur für CPM­<br />

Training und physiotherapeutische Re habi<br />

li ta tion ent fernt.<br />

2. Be weg lich keit:<br />

CPM­Schie ne im Idealfall 6 Stun den<br />

am Tag benutzen. Der Be we gungs umfang<br />

auf der CPM Schie ne sollte anfangs<br />

0­40° betragen, wo bei man um 5­10°<br />

je den Tag stei gern sollte, so fern das die<br />

Schmer zen er lau ben.<br />

Wich tig: Unmittelbar postoperativ<br />

mit der passiven Bewegung beginnen.<br />

As si stier t­ak ti ve Be we gun gen sind<br />

ebenfalls er laubt.<br />

Eine Mobilisierung der Pa tel la ist<br />

angezeigt.<br />

3. Schwel lung:<br />

Kühlung, z. B. mit Cryo/Cuff Kühl­Kompressionssystem<br />

bewährt hat (Aircast,<br />

Fa. Ormed). Hoch la ge rung und Lymphdrai<br />

na ge sinnvoll.<br />

4. Mu skel trai ning:<br />

Iso me tri sche Übun gen für die Qua drizeps­und<br />

Kniebeuge mu sku la tur (Fle xion,<br />

Ex ten sion, Ad duk tion, Ab duk tion). Al le<br />

Übun gen mit Orthese durchführen.<br />

Elek tri sche Muskelsti mu la tion sinn voll.<br />

Wo che 2 bis 6:<br />

1. Be la stung:<br />

Teilb e la stung von 10 bis <strong>15</strong> kg er laubt,<br />

Drehbewegungen sollten möglichst ver­<br />

| 38<br />

mieden werden. Nur bei Operationen an<br />

der Patellarückfläche oder der Trochlea<br />

kann die Orthese auf 5­0­<strong>15</strong>° eingestellt<br />

werden, womit eine volle Belastung zum<br />

Gehen ohne Gehhilfen möglich ist, da in<br />

dieser Position die Patella noch überwiegend<br />

oberhalb der Trochlea positioniert<br />

ist. Die Orthese darf nur dann ent fernt<br />

wer den, wenn die Qua dri zeps mu sku latur<br />

stark ge nug ist und das Bein in vol ler<br />

Streckung oh ne Be la stung gut kon trol lie rt<br />

werden kann. Wäh rend der 5. und 6. Woche<br />

kann man mit ca. 30­40 kg be la sten.<br />

2. Be weg lich keit:<br />

Wei ter CPM Schie ne bis En de der 5. Woche.<br />

Ab der 3. Wo che kann der Pa tient<br />

mit der ak ti ven Be we gung beginnen. Ziel<br />

ist, dass er am En de der 4. Wo che ca. 90°<br />

Beu gung er reicht hat (ak tiv und pas siv,<br />

oh ne Be la stung) und die 130° Beu gung<br />

am En de der 6. bis 7. Wo che.<br />

3. Mu ske lauf bau:<br />

Wei ter iso me tri sche Übun gen. Ab der<br />

3. Wo che Übun gen mit Wi der stand am<br />

Un ter schen kel. Außerdem Übun gen in<br />

der ge schlos se nen ki ne ti schen Ket te,<br />

eben so mit Bein pres se (mit Ther ab and),<br />

wobei der Wi der stand nicht grö ßer als<br />

die erlaub te Be la stung sein darf. Liegt<br />

der De fekt in der Hauptbelastungszone,<br />

sollte man Be la stungen in vol ler<br />

Streckung ver mei den. Liegt der De fekt<br />

weit dorsal, keine Be la stungen in über<br />

45° Flexion (keine Hocke!). Aqua jog ging<br />

ab der 3. Wo che nach abgeschlossener<br />

Wundheilung.<br />

Wo che 6 bis 12:<br />

1. Be la stung:<br />

Ab An fang der 7. Wo che Vollbelastung<br />

möglich.<br />

Be weg lich keit:<br />

Kei ne CPM­Schie ne mehr, vol le Beugung<br />

erlaubt.<br />

Mu ske lauf bau:<br />

Gleich ge wichts ü bun gen mit vol ler Belastung,<br />

wei ter Übun gen im ge schlossenen<br />

isoki ne ti schen Sy stem, eben so im<br />

offe nen Sy stem (auch beid sei ti ge<br />

Übungen kön nen aus ge führt wer den).<br />

Ab der 8. Wo che kann auf dem Er go meter<br />

ge arbei tet wer den. Der Pa tient kann<br />

ab der 10. Wo che frei mit Mu ske lauf bautraining<br />

für die Qua dri zeps mu sku la tur<br />

und Kniebeuger beginnen.<br />

Ziel am En de der Frühpha se<br />

der Re ha bi li ta tion:<br />

Vol ler Be we gungs um fang<br />

Kein Er guss, keine Schwel lung<br />

Kei ne Schmer zen<br />

Gu te Mu skel kon trol le<br />

Gu tes Sta bi li täts ge fühl<br />

B . Sp ä te re Pha s e der Re ha bi li t a tion<br />

4. bis 6. Mo nat:<br />

Mu ske lauf bau trai ning, alle Übun gen f ür<br />

ge schlos se ne ki ne ti sche Ket te, Step,<br />

Er go me ter, Rad fah ren, Kraulschwim men,<br />

Aquajogging.<br />

7. bis 9. Mo nat<br />

Gehen auf dem Er go me ter mit grö ße ren<br />

Ge schwin dig kei ten.<br />

Wei ter Stret ching (Trai nings zeit soll te<br />

ca. 45 Mi nu ten be tra gen). Beginn mit<br />

Walking. Radfah ren, Skilanglauf<br />

10. bis 18. Mo nat<br />

Beginn mit Jog gen, Springen, Kontaktsport<br />

erst ab dem 16. Mo nat. Volle Sportfähigkeit<br />

je nach Sportart nach 12 bis 18<br />

Monaten.


enutzt werden. Aktive Bewegungsgeräte,<br />

wie die neu entwickelte CAMOPED® (Fa.<br />

Oped, Abb. 2), sind ebenfalls hervorragend<br />

für die Bewegungstherapie geeignet, doch<br />

verlangen diese aktiven Geräte einen hohen<br />

persönlichen Einsatz des Patienten, da<br />

er schließlich mehrere Stunden täglich trainieren<br />

muss.<br />

Rodrigo et al. haben in einer prospektiven<br />

Studie an 77 Patienten u.a. die Frage<br />

untersucht, ob die kontinuierliche passive<br />

Bewegung mit einer CPM­Maschine einen<br />

positiven Einfluss auf die Neubildung von Ersatzknorpel<br />

hat. Hierzu wurden 46 Patienten<br />

mit und 31 Patienten ohne CPM nachbehandelt.<br />

Alle Patienten wurden arthroskopisch<br />

nachuntersucht. Dabei zeigten nur <strong>15</strong> % in<br />

der CPM­Gruppe keine Besserung des Knor­<br />

ERHÄLT DIE NATÜRLICHE<br />

KNIE�FUNKTION<br />

ARTROCELL 3D®<br />

Autologe Chondrozyten-Transplantation<br />

ARTROCELL 3D® FULLFORCE<br />

ARTROMOT®�K1<br />

Service-Hotline: 0800 8 676 333<br />

pelbefundes, während dies in der Gruppe<br />

ohne CPM 45 % waren.<br />

Als medikamentöse Unterstützung hat<br />

sich die Verwendung von Voltaren® oral<br />

oder ähnlichen NSAR bewährt. Bei Unverträglichkeit<br />

verwenden wir Enzymderivate<br />

wie Phlog enzym.<br />

Patellastabilisierende Bandagen können<br />

beim Femoropatellargelenk, vor allem bei instabiler<br />

Patella, sinnvoll eingesetzt werden,<br />

während sie bei Knorpeloperationen am Femorotibialgelenk<br />

nicht nötig sind. Längeres<br />

Spazierengehen und Stehen kann erst nach<br />

zwei Monaten begonnen werden. Nach unseren<br />

Erfahrungen auf Grund zahlreicher<br />

Kontrollarthroskopien dauert es je nach Defektgröße<br />

nach Knorpelzellimplantation<br />

sechs bis zehn Monate, ehe der Ersatzknorpel<br />

➔<br />

Abb. 2: Camoped-Schiene zur aktiven<br />

Bewegungstherapie im Einsatz<br />

IDEEN BEWEGEN.<br />

ARTROCELL 3D®: Autologe Knorpelzell-Transplantation<br />

� Behandlung mit körpereigenen Zellen<br />

� Bildung von belastbarem Knorpel<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

Sichern Sie Ihren ARTROCELL 3D®- Behandlungserfolg!<br />

FULLFORCE: Knieorthese<br />

� Extensionsdämpfung schont aktiv Knorpel und vorderes Kreuzband<br />

ARTROMOT®-K1: CPM-Bewegungsschiene für das Kniegelenk<br />

��erhält die Gelenkbeweglichkeit<br />

www.ormed-djo.de<br />

39 |<br />

© ORMED.DJO 04/10


:: Fachbeiträge<br />

palpatorisch fest und voll belastbar ist. Nach<br />

einer Mikrofrakturierung ist die volle Belastbarkeit<br />

wegen der meist kleinflächigeren Areale<br />

früher gegeben. Erfahrungsgemäß dauert<br />

es etwa sechs Monate, bis der Ersatzknorpel<br />

voll belastbar ist.<br />

Der Gelenkknorpel hat keinen unmittelbaren<br />

Anschluss an das Blutgefäßsystem<br />

und regeneriert deshalb nur sehr langsam.<br />

Aus diesem Grund muss sich nach den beiden<br />

hier exemplarisch angeführten operativen<br />

Knorpelregenerationsverfahren eine<br />

intensive Nachbehandlung zur Unterstützung<br />

der Heilungsphase anschließen (siehe<br />

Übersicht).<br />

Sie beginnt noch während des stationären<br />

Aufenthaltes mit manueller Beübung des Pa­<br />

NOTES <strong>ATOS</strong> INTERN<br />

& NEWS<br />

| 40<br />

tienten, unterstützt durch Lymphdrainage<br />

sowie durch Kühlung. Unterarmgehstützen<br />

dienen der Entlastung und unterstützen die<br />

Wiederaufnahme der Mobilität des Patienten.<br />

Sie sollten für die folgenden vier bis sechs<br />

Wochen eingesetzt werden.<br />

Grundsätzlich ist nach Knorpelzelltransplantation<br />

eine unterschiedliche Einschränkung<br />

des Bewegungsumfanges in Abhängigkeit<br />

von der Lokalisation der Defektheilung<br />

zur Regeneration notwendig. Durch eine<br />

Kniegelenksorthese, die eine physiologische<br />

Überstreckung zulässt (z. B. (Hypex­lite­<br />

Schiene®, Fa. Albrecht) kann der Bewegungsumfang<br />

stadiengerecht eingestellt werden.<br />

Anders verhält es sich nach Mikrofrakturierung.<br />

Hier ist eine Entlastung mit Sohlen­<br />

:: <strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong>en unter neuer Geschäftsführung<br />

Seit dem 1. Januar 2010 ist Dipl­Kfm.<br />

Alexander Zugsbradl neuer kaufmännischer<br />

Geschäftsführer der <strong>ATOS</strong> Privatkliniken<br />

in Heidelberg und <strong>München</strong>. Er<br />

leitet gemeinsam mit Prof. Dr. Peter Habermeyer,<br />

dem ärztlichen Geschäftsführer,<br />

beide Standorte. Herr Zugsbradl wird in<br />

seiner Tätigkeit durch die kaufmännischen<br />

Leiter Frau Eva Metzger in Heidelberg und<br />

Herrn Johannes Knarr in <strong>München</strong> unterstützt.<br />

Eins der primäreren Ziele der neuen<br />

Geschäftsführung ist es, die Standorte<br />

Heidelberg und <strong>München</strong> stärker miteinander<br />

zur vernetzen, um so Synergieeffekte<br />

besser nutzen zu können.<br />

Alexander Zugsbradl studierte von 1987<br />

bis 1994 an den Universitäten in Göttingen<br />

und Passau Betriebswirtschaftslehre<br />

sowie berufsbegleitend von 1998 – 1999<br />

Gesundheitsökonomie an der European<br />

Business School in Oestrich­Winkel.<br />

Bis 1995 arbeitete er als Assistent der<br />

Geschäftsleitung sowie als Verwaltungsleiter<br />

in der <strong>Klinik</strong> Bavaria in Kreischa/<br />

Sachsen, bevor er als Verwaltungsleiter,<br />

Prokurist und Geschäftsführer im Suchtbehandlungszentrum<br />

Leipzig der Rhön­<br />

<strong>Klinik</strong>um AG tätig war. Anschließend<br />

führte er ab Juli 2000 als Geschäftsführer<br />

die Reorganisation und Sanierung<br />

eines Familienunternehmens der <strong>Klinik</strong>en<br />

Harthausen Geschäftsführungs GmbH<br />

durch. Bis Ende 2007 übernahm er in<br />

diesem Unternehmen zudem die Position<br />

als Geschäftsführer sowie den Aufbau<br />

und Betrieb der Geriatrieklinik Rosen heim<br />

sowie die Geschäftsführung der <strong>Klinik</strong>en<br />

Harthausen Ambulanz GmbH. Ab Januar<br />

2008 war er als Kaufmännischer Leiter<br />

der <strong>Klinik</strong>en Harthausen und Rosen heim<br />

tätig und verantwortlich für die Integration<br />

der Unternehmensgruppe in den<br />

Konzern der Schön <strong>Klinik</strong>en.<br />

kontakt des frisch operierten Kniegelenks<br />

für etwa vier bis sechs Wochen mit Gehhilfen<br />

erforderlich, ohne dass der Bewegungsumfang<br />

eingeschränkt werden muss. ::<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Prof. Dr. Hans H. Pässler<br />

PD Dr. Rainer Siebold<br />

Zentrum für Knie- und Fußchirurgie<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg<br />

paessler@atos.de<br />

Alexander Zugsbradl ist verheiratet und<br />

Vater zweier Töchter. In seiner Freizeit<br />

spielt er gerne Golf, liebt Ausdauersport<br />

und Tauchen und bekocht seine Familie<br />

gerne mit kreativen Gerichten.


Revisionen nach Sprunggelenks endoprothetik<br />

Von Hajo Thermann<br />

Die Gründe für die zunehmende Indikation<br />

und Hinwendung der Patienten zur Sprunggelenksendoprothetik<br />

sind eindeutig in der<br />

besseren Mobilität zu sehen, da die Metaanalysen<br />

in Hinsicht auf Schmerzfreiheit und<br />

Komplikationen bislang keine Vorteile für die<br />

Sprunggelenksendoprothesen erbracht haben<br />

[10, 11].<br />

Betrachtet man die Metaanalysen der<br />

Sprunggelenksendoprothetik, so berichtet<br />

das Schwedische Sprunggelenksprothesenregister<br />

bei einer Datenerhebung von 531<br />

Operationen zwischen 1993 und 2005, im<br />

wesentlichen in drei <strong>Klinik</strong>en. Hierbei kam<br />

es zu einer Überlebensrate von 78 % (Konfidenz­Intervall:<br />

74 %–82 %). Die ersten 30<br />

Fälle hatten schlechtere Ergebnisse als die<br />

nachfolgenden Fälle (86 %) [8]. Das norwegische<br />

Sprunggelenksprothesenregister von<br />

1994 bis 2005 zeigt 257 Fälle mit einer Fünfjahresüberlebensrate<br />

von 98 % und im 10<br />

Jahres­Intervall von 76 % [3].<br />

In einer Metaanalyse von Haddad et al.<br />

zeigen sich zwischen Sprunggelenksprothesen<br />

und Sprunggelenksfusionen vergleichbare<br />

Überlebensraten [5].<br />

Auffallend ist, dass die Sprunggelenksprothesen<br />

größeren Anteil an „Major Revisions“<br />

haben (7 % bei den Prothesen), wobei<br />

hier Lockerungen mit 28 % innerhalb dieser<br />

Gruppe die größte Komponente ist. Nach<br />

Sprunggelenksversteifungen waren in erster<br />

Linie Pseudarthrosen (65 %) für die Revisionen<br />

(9 %) verantwortlich.<br />

Die Sprunggelenksendoprothetik hat in den letzten<br />

zehn Jahren eine weite Verbreitung gefunden und<br />

wird als Alternative zur Versteifung des oberen<br />

Sprunggelenkes angesehen. Allerdings sind viele Probleme<br />

bisher ungelöst – die Ergebnisse lassen bei<br />

beiden Verfahren sehr zu wünschen übrig, und zu<br />

Revisionseingriffen fehlen belastbare Daten.<br />

Die publizierten Probleme der amerikanischen<br />

Endoprothetik, mit den riesigen Resektionen<br />

bei der Agility­Prothese (Abb. 1), zeigen sich<br />

besonders beim Infekt. Hier kommt es immer<br />

wieder in Serien zu nicht beherrschbaren Infektionen<br />

mit Unterschenkelamputationen<br />

[13, 19, 21].<br />

Ernüchternde Zahlen für Endoprothetik<br />

und für Versteifung<br />

Insgesamt sind die Zahlen ernüchternd, aber<br />

auch die Alternative durch die Sprunggelenksversteifung<br />

zeigt keine besseren Ergebnisse.<br />

Hierbei ist immerhin zu berücksichtigen,<br />

dass die Häufigkeit der durchgeführten<br />

Abb. 1: Tibiale Resektion bei<br />

Agility Prothese<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

Arthrodesen im Vergleich zu den Sprunggelenksprothesen<br />

erheblich höher ist [2, 4, 18].<br />

Übersichtspublikationen geben im Faktor<br />

10:1 (4800/480 Pat.) das Verhältnis Fusion/<br />

OSG Prothese an. Sicherlich wird im<br />

klinischen Alltag die Rate zwischen Prothesen<br />

im Verhältnis zu Fusionen immer noch –<br />

wie in der Studie dargestellt – um 10:1, wenn<br />

nicht sogar höher, betragen [18].<br />

Die mangelnde Routine einer zumindest<br />

wöchentlich oder 14tägig durchgeführten<br />

Operation ist ohne Frage immer noch ein<br />

entscheidender Faktor für Versagen und<br />

Komplikationen in der OSG­Endoprothetik.<br />

Die Durchsicht der Literatur zeigt immer nur<br />

wenige Fälle in den Studien mit einer sichtbaren<br />

Learning Curve [1, 14, 16].<br />

Immerhin ergibt sich im Vergleich zweier<br />

nacheinander operierter Patientenklientele,<br />

dass in der zweiten Gruppe schon Verbesserungen<br />

in der Vermeidung von Fehlern erzielt<br />

wurden. Es finden sich jedoch auch in<br />

der zweiten Gruppe noch Fehler wie Malleolusfrakturen<br />

und Malpositionen [14].<br />

Probleme der OSG-Endoprothetik<br />

Wenn wir die Probleme der Sprunggelenksendoprothetik<br />

aufzählen, so sind es der Schmerz,<br />

die Steifigkeit und mangelnde Mobilität, das<br />

Implantatversagen und als GAU die Infektion.<br />

Betrachtet man den Schmerz nach Endoprothetikversorgung,<br />

so finden wir ihn<br />

häufiger im medialen, antero­medialen und<br />

postero­medialen (Malleolus)Bereich, weniger<br />

häufig im Bereich der Syndesmose und<br />

lateral. Hierbei sind verschiedene Fragen zu<br />

diskutieren. Die Frage der Fehlposition der<br />

Implantate, die Frage des ausreichenden<br />

„Resurfings der arthrotisch veränderten Gelenke<br />

(mediale Gutter und laterale Gutter“),<br />

nicht balanciertes Einbringen der Endoprothese<br />

mit Spannungsprofilen im beschriebenen<br />

anatomischen Bereich, „Overstuffing“<br />

der tibialen oder auch talaren Komponenten,<br />

41 |<br />


:: Fachbeiträge<br />

Abb. 2a: Patient 1 Jahr postoperativ,<br />

volle Plantarflexion<br />

überhöhte Belastungsprofile der Patienten<br />

durch wieder gewonnene Mobilität (Lasten<br />

tragen, Sportaktivitäten) (Abb. 2 a+b).<br />

Die Steifigkeit betrifft vornehmlich die<br />

Dorsalextension, besonders in Fällen, in denen<br />

Prothesen nach steifen posttraumatischen<br />

Arthrosen implantiert wurden.<br />

Insgesamt sind folgende Prämissen, gerade<br />

bei der Indikation und Implantation und<br />

bei der Aufklärung des Patienten zu beachten:<br />

Ein präoperativ steifes Gelenk wird niemals<br />

eine normale Mobilität erreichen. Es ist<br />

ein Fakt, dass bei den herkömmlichen Zugängen<br />

und Techniken nur präoperativ mobile<br />

Gelenke nach Prothetik eine vergleichbare<br />

Mobilität wie ein gesundes Sprunggelenk erreichen<br />

können.<br />

Die Steifigkeit in der Dorsalextension als<br />

auch in der Plantareflexion hängt häufig mit<br />

dem „Overstuffing“ von Implantaten zusammen,<br />

mit Kontrakturen vor allem in den posterioren<br />

Anteilen, Verkürzung der Achilles­<br />

| 42<br />

Abb. 2b: Patient 1 Jahr postoperativ,<br />

volle Dorsalextension<br />

Abb. 3:<br />

Wechselnde instante<br />

multiple Rotationsebenen<br />

sehne, sowie anterior durch Verwachsungen<br />

im Strecksehnenbereich.<br />

Ein bedeutsamer Fehler aus meiner Sicht<br />

ist immer noch ein „Overstuffing“ der Prothese<br />

(es sollte immer die kleinere der möglichen<br />

Komponenten eingesetzt werden). Die<br />

Nachbehandlungsprofile mit der Frage einer<br />

frühzeitigeren Mobilisation und Quengelungen<br />

müssen hier nochmals darauf überprüft<br />

werden, inwieweit nicht zementierte<br />

Prothesen frühzeitiger mobilisiert werden<br />

können.<br />

Komplikationen und Versagen durch Prothesenlockerung<br />

betreffen die Einzelkomponenten<br />

tibial und talar. Dass beide Komponenten<br />

betroffen sind, ist auch bei der<br />

Durchsicht der Literatur eher selten.<br />

Ein weiteres Problem ist die Instabilität. Ursachen<br />

sind verbliebene Instabilitäten medial<br />

(Valgusdeformitäten) oder im lateralen Bereich<br />

(Varusdeformitäten), oder die Auswahl<br />

einer zu kleinen Polyäthylenkomponente.<br />

Malposition von Prothesen in koronarer und<br />

sagittaler als auch in transversaler Ebene haben<br />

eine herausragende Bedeutung für das<br />

funktionelle Ergebnis. Uneingeschränkt kann<br />

gesagt werden, dass vorwiegend Malpositionen<br />

von Komponenten zumindest zu Einschränkungen<br />

der Mobilität mit Einsteifungen<br />

führen, im Sinne einer natürlichen Reaktion<br />

des Gewebes auf die nichtbalancierten Druck­<br />

und Belastungsverhältnisse. Dies geht in der<br />

Regel auch mit Schmerzen einher.<br />

Da präoperativ alle Patienten einen extrem<br />

hohen Schmerzlevel haben, muss man<br />

die postoperative Schmerzsituation relativieren,<br />

so dass die Patienten häufig angeben,<br />

dass sie zwar Schmerzen haben, die<br />

aber akzeptabel sind. Meine persönliche<br />

Analyse über 10 Jahre zeigt, dass kein Patient<br />

mit Malposition der Implantate absolut<br />

schmerzfrei ist.<br />

Zu diskutieren ist hierbei natürlich auch,<br />

ob mit den heute verfügbaren, nichtanatomischen,<br />

funktionell biomechanisch „inkorrekten“<br />

Implantaten eine Schmerzfreiheit<br />

überhaupt in jedem Fall zu erreichen ist.<br />

Verfolgt man die Weiterentwicklung der<br />

OSG­Endoprothetik, so zeigt sich im Hinblick<br />

auf Instrumentation, Reproduzierbarkeit und<br />

Abb. 4: Radiologische<br />

Aufnahme einer proximalen<br />

Fehllage der Prothese


Hilfeleistung zum Erreichen einer optimalen<br />

Implantation ein deutlicher Fortschritt,<br />

jedoch ohne wesentliche Veränderung des<br />

bisherigen Designs, welches nachweislich<br />

nicht der Anatomie und der Biomechanik<br />

des Sprunggelenks entspricht (Abb. 3). Wir<br />

müssen jedoch darauf verweisen, dass auch<br />

in der Knieendoprothetik seit Jahrzehnten<br />

nichtanatomische Implantate eine absolut<br />

erfolgreiche endoprothetische Versorgung<br />

mit optimalen funktionellen Ergebnissen gewährleisten.<br />

Analyse der Fehlpositionen<br />

Die Analyse der Malposition der Implantate<br />

nach proximal führt zu einer Elongation<br />

des Gastrocnemius­Soleus­Achillessehnenkomplexes.<br />

Wir haben eine Veränderung des<br />

Gangbildes (Push Up) sowie eine proximale<br />

Migration des Talus und eine erhöhte ligamentäre<br />

Spannung, die in der Plantarflexion<br />

abnimmt. Häufig bestehen ein mediales und<br />

laterales Impingement und ein erhöhtes Luxationsrisiko<br />

der talaren Komponente (Abb. 4).<br />

Bei der distalen Malposition der Implantate<br />

kommt es zu einer Verkürzung des Gastroc­Soleus­Achillessehnenkomplexes.<br />

Wir<br />

haben vermehrte Knochenresektion im Bereich<br />

des Talus und ein abschließendes Implantat<br />

auf dem weicheren spongiösen<br />

Knochen. Die Spannung der Ligamente in<br />

Dorsalextension ist herabgesetzt. Es entstehen<br />

Veränderungen des Gangbildes in der<br />

Schwungphase. Das Risiko einer Komponentenluxation<br />

ist erhöht und eine Instabilität<br />

des Polyäthylens ist möglich.<br />

Abb. 5: Radiologische<br />

Aufnahme einer Varus-<br />

Fehllage der Prothese<br />

Bei der Varusfehlposition der Implantate haben<br />

wir eine Rückfußinversion mit deutlicher<br />

Belastung der lateralen Strukturen und Ligamente<br />

sowie erhöhten Stress auf das Polyäthylen<br />

mit Impingement im medialen Kompartiment,<br />

„Overload“ im Bereich des MT­V<br />

und der lateralen Fußsäule. Es bestehen<br />

Schmerzen und auch Instabilität im Bereich<br />

der lateralen Sprunggelenksstrukturen, Bänder<br />

und Peronealsehnen sowie ein deutlich<br />

erhöhter Polyäthylenabrieb (Abb. 5).<br />

Die Valgusfehlposition des Sprunggelenks<br />

führt auch zu einer Valgusfehlposition des<br />

Rückfußes mit erhöhtem Stress im Bereich<br />

der medialen Ligamente (deltoid, spring liga­<br />

Abb. 7:<br />

Radiologische<br />

Aufnahme einer<br />

posterioren<br />

Fehllage der<br />

Prothese<br />

Abb. 6: Radiologische<br />

Aufnahme einer anterioren<br />

Fehllage der Prothese<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

ment), erhöhtem Stress auf das Polyäthylen,<br />

Impingement im Bereich des lateralen Kompartimentes,<br />

Pronationsdeformität mit erhöhtem<br />

Abrieb im Bereich des Polyäthylens<br />

sowie Schmerzen im Bereich der Tibialis posterior­Sehne<br />

und der medialen Bandstrukturen<br />

mit fraglicher medialer Instabilität.<br />

Die anteriore Malposition betrifft in erster<br />

Linie die talare Komponente und führt zu einer<br />

anterioren Dislokation des Rotationszentrums<br />

des Talus im Vergleich zur Tibiaachse mit nicht<br />

isometrischer Belastung des Polyäthylens und<br />

der Kollateralbänder. Die Dorsalextension ist<br />

auf Grund des anterioren Impingements vermindert.<br />

Es kommt teilweise zu einem anterioren<br />

„Tilting“ der tibialen Komponente sowie<br />

zu Instabiliät, Luxation und Lockerung der talaren<br />

Komponente (Abb. 6).<br />

In der posterioren Malposition ist das Rotationszentrum<br />

in einer Fehlstellung. Auch<br />

hier findet sich eine nicht isometrische Belastung<br />

des Polyäthylens und der Kollateralbänder<br />

mit verminderter Plantarflexion, posteriorem<br />

Tilting der tibialen Komponente und auch<br />

Lockerung der talaren Komponente (Abb. 7).<br />

Die mediale Malposition führt zur Stressfraktur<br />

häufig im Bereich des medialen<br />

Malleolus. Bei „Edge Loading“ der talaren<br />

Komponente kommt es zu einer frühen<br />

43 |<br />


:: Fachbeiträge<br />

a b<br />

Abb. 8a, 8b: Radiologische Aufnahme „Overstuffing“<br />

Zystenbildung durch Polyäthylenabrieb und<br />

auch Brüchen von Polyäthylen. Für lateral<br />

gilt dasselbe mit lateralem Impingement bis<br />

hin zur Osteolyse und Fibulafraktur als auch<br />

Valgusfehlstellung [9, 20].<br />

„Overstuffing“<br />

Sicherlich resultiert es aus der Sorge des Operateurs,<br />

bei der geringen Knochensubstanz so<br />

wenig wie möglich zu resezieren. Anfängliche<br />

Endoprothesen­Implantationsempfehlungen<br />

haben bis vor wenigen Jahren bei der Wahl<br />

zwischen zwei Komponenten immer die größere<br />

Komponente empfohlen. Dies hat sich<br />

jetzt aber vollständig geändert. Overstuffing<br />

führt zu konstanten, unspezifischen Schmerzen,<br />

häufig medialseitig. Aufgrund der Reaktion<br />

des Gewebes auf die „Enge“ kommt es in<br />

den meisten Fällen zu einer Arthrofibrose mit<br />

Einsteifung des Gelenkes (Abb. 8).<br />

Entscheidend für die Überprüfung der<br />

Ausrichtung der Prothesen sind nicht nur<br />

Belastungsaufnahmen (sagittal, dorsoplantar<br />

und Rückfußachse), sondern – auch bei<br />

Schmerzproblemen – die Durchführung einer<br />

Ganzbeinaufnahme, um hier die Ausrichtung<br />

der Sprunggelenksprothese in der gesamten<br />

Beinachse zu überprüfen.<br />

| 44<br />

Osteophytäre Ausziehungen<br />

Weitere Ursachen für Schmerzen und Einsteifung<br />

sind osteophytäre Ausziehungen,<br />

die häufig im posterioren Anteil des Tibiaplafonds<br />

mit Abstützreaktionen vorkommen.<br />

Hierbei ist die Frage der Länge der posterioren<br />

tibialen Komponente wichtig. Diese<br />

sollte länger sein als die posteriore „Corticalis“,<br />

um somit ein Überwuchern zu verhindern.<br />

Dieses wird beim „neueren Design“ berücksichtigt.<br />

Zweitens ist zum jetzigen Zeitpunkt der<br />

Einfluss von kleinem „Sägemehl“ bei der<br />

Implantation mit nicht ausreichender Ausspülung<br />

und Resektion von Kapselanteilen<br />

im posterioren Kompartiment noch zu bedenken.<br />

Fehlimplantation der tibialen Komponente<br />

in der Sagittalebene, die häufig dorsalextensiert<br />

ist, erlaubt keine optimale Protheseninkorporation<br />

in den Knochen. Häufig finden<br />

sich dann Osteolysen im Tibiaplafond.<br />

Das Problem der osteophytären Ausziehung<br />

ist auch gerade bei posttraumatischen<br />

Veränderungen relevant, da es teilweise trotz<br />

aufwendiger Operation nicht gelingt, im posterioren<br />

als auch im medialen und lateralen<br />

Gelenkabschnitt eine komplette Entfernung<br />

der bestehenden osteophytären Veränderungen<br />

zu erreichen.<br />

Ermüdungsbrüche<br />

Ermüdungsbrüche haben nicht nur ihre Ursache<br />

in einem Overstuffing. Zu bedenken<br />

ist hierbei auch, besonders im Bereich des<br />

medialen Malleolus, eine Verletzung beim<br />

Sägen des tibialen „Cuts“ der medialen Corticalis,<br />

welche im Zusammenspiel mit einem<br />

Stretching der medialen Strukturen, durch<br />

Korrektur von Varusfehlstellungen, zu einem<br />

vermehrten Stress auf den geschwächten<br />

medialen Malleolus führt. Diese Art der<br />

Frakturen tritt in der Regel zeitnah vier bis<br />

sechs Monate bei forcierter Belastung und<br />

vermehrter Aktivität auf (Abb. 9).<br />

Große zystische Veränderungen im Bereich<br />

der Malleola innerhalb eines Jahres<br />

sind meiner Meinung nach durch Resorption<br />

und nicht durch Polyäthylenabrieb bedingt.<br />

Durch die Verletzung der Corticalis im<br />

Bereich der Fibula, als auch im Bereich des<br />

medialen Malleolus kommt es zur „Auswaschung“<br />

von Spongiosa durch Gelenkflüssigkeit.<br />

Dies ist leicht durch eine Spongiosaplastik<br />

zu beheben. PEs aus dem zystischen<br />

Gewebe haben in unseren Untersuchungen<br />

keinen Polyäthylenabrieb gezeigt. Von daher<br />

Abb. 9: Radiologische Aufnahme eines<br />

Ermüdungsbruches am medialen Malleolus


sind diese Art der Zysten einfach zu behandeln<br />

(Abb. 10).<br />

Schmerzhafte posteriore osteophytäre<br />

Ausziehungen wie auch Arthrofibrosen mit<br />

medialen Osteophyten lassen sich bei entsprechender<br />

Expertise arthroskopisch debridieren.<br />

Jedoch sollte man gerade für die posteriore<br />

Endoskopie viel Erfahrung haben, da<br />

sie auf Grund der erheblichen Verwachsungen<br />

maximale technische Anforderungen stellt.<br />

Prothesenlockerungen und Revisionseingriffe<br />

Bei Prothesenlockerung zeigen sich in der<br />

Regel Fälle von Dysbalancen im Bereich des<br />

Sprunggelenkes mit Fehlstellungen tibialer<br />

oder auch talarer Komponenten, die sich im<br />

Laufe der Belastungen verstärken und damit<br />

zu einer Lockerung mit erheblichen Schmerzen<br />

führen. Eine Grundvoraussetzung für<br />

die Revision einer Endoprothese in eine Revisionsendoprothese<br />

ist der unabdingbare<br />

Wunsch des Patienten, dass er wiederum<br />

eine Endoprothese implantiert haben möchte<br />

und auf keinen Fall einer Fusion zustimmt.<br />

Abb. 10: Zystenbildungen im lateralen<br />

Malleolus<br />

Prinzipiell sollte der Operateur als erstes in<br />

der Lage sein, den Mechanismus, der zur vermehrten<br />

Fehlstellung und damit zur Lockerung<br />

führt, klar zu analysieren.<br />

Zum zweiten sollte er sich, auf Grund<br />

seiner Erfahrung und seiner chirurgischen<br />

Fähigkeiten, darauf verstehen, eine Korrekturoperation<br />

so durchzuführen, dass die<br />

analysierten Probleme definitiv gelöst werden.<br />

Hierbei können auch Osteotomien (supramalleolär,<br />

Rückfuß, medialer Malleolus)<br />

mit in Betracht gezogen werden. Weichteilrelease,<br />

Tibialis posterior, Achillessehne, mediales<br />

Ligamentum deltoideum etc. sollten<br />

berücksichtigt werden [20].<br />

Ohne Zweifel lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt<br />

sagen, dass zumindest bei Verdacht<br />

auf „Low Grade Infection“ (zwei Komponenten­Lockerungen<br />

ohne klare Gründe für die<br />

Lockerung) die Umwandlung in eine Fusion<br />

die Lösung für dieses Problem ist.<br />

Hierbei ist zu berücksichtigen, dass nach<br />

Prothesenentfernung und Debridement, erhebliche<br />

Knochendefekte auftreten. Nach<br />

der vorheriger Resektion können diese Defekte<br />

für die Komponenten um 1,5 bis 3,5<br />

cm betragen. Die Stabilisierung eines solchen<br />

Knochendefektes mittels Arthrodese<br />

ist ohne Frage nicht vergleichbar mit einer<br />

„Indexoperation“ – einer Arthrodese bei Arthrose<br />

des oberen Sprunggelenkes [6, 21].<br />

Bei talaren Komponentenwechseln ist<br />

mittlerweile eine sichere Revision möglich,<br />

gerade von einem Hersteller mit einer<br />

Flatcut­Prothese, die ein auftragendes, defektauffüllendes<br />

Profil hat. Ziel ist die Wiederherstellung<br />

der Gelenklinien, durch das<br />

technisch relativ einfache und stabile „Resurfing“<br />

des Talus zu ermöglichen. Aus meiner<br />

Erfahrung und auch aus der Erfahrung von<br />

europäischen Protagonisten ist die Anwendung<br />

eines Hybrid­Implantates, d. h. Wechsel<br />

einer talaren Komponente und „Belassen“<br />

der tibialen Komponente unterschiedlicher<br />

Anbieter (falls diese fest ist!!) durchaus zulässig,<br />

da im Wesentlichen die flachen tibialen<br />

Komponenten für die verschiedenen<br />

talaren Komponenten mit entsprechenden<br />

Gleitkernen kompatibel sind (Abb. 11a+b).<br />

Die Frage von Low Grade Infektionen ist<br />

immer extrem schwierig zu behandeln, da<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

es meistens nicht gelingt, einen entsprechenden<br />

Keim nachzuweisen. Obwohl immer<br />

verneint wird und obwohl der wissenschaftliche<br />

Nachweis fehlt, denke ich, dass ein Teil<br />

der Low Grade Infektionen ohne nachweisbaren<br />

Keim als allergische Reaktion auf Implantate<br />

nicht auszuschließen sind.<br />

Insgesamt zeigen die „Porous Coated Prothesen“<br />

ein sehr gutes Einwachsverhalten,<br />

wobei die individuelle und nicht vollständige<br />

Inkorporation, trotz optimaler Technik,<br />

schicksalshaft vorkommt.<br />

Lysesäume, die sich vergrößern, sollten als<br />

Lockerung gewertet werden. In Zusammenhang<br />

mit Wundheilungsstörungen im Bereich<br />

der anterioren Wunde oder auch im Bereich<br />

der Wundverschlüsse nach Achillessehnenverlängerungen<br />

muss immer über eine Low<br />

Grade Infektion nachgedacht werden.<br />

Ein erhebliches Problem stellt die Osteolysenbildung<br />

ohne wesentlichen Funktionsverlust<br />

dar. Hierbei ist im Einzelfall möglich,<br />

bei guter und relativ schmerzfreier Funktion,<br />

den Befund über Monate zu kontrollieren, so<br />

dass man bei einer relativ schmerzfreien Situation<br />

nicht unter Zeitdruck steht. Ausgeprägte<br />

Osteolysen führen in der Revisionsoperation<br />

eher zu einer Arthrodese [7, 9].<br />

Konzept zur Fusion nach<br />

OSG-Endoprothetik<br />

Aseptische Lockerung mit geringem Knochenverlust,<br />

guter Knochenqualität, keine<br />

Talusnekrosen, keine symptomatische subtalare<br />

Arthrose:<br />

Hier sollte mit einem großen corticospongiösem<br />

Span das OSG fixiert werden. Ich erachte<br />

die Fusion mit einem großen corticospongiösem<br />

Span singulär für das OSG mit<br />

Schraubenfixation für ausreichend. Der corticospongiöse<br />

Span und Spongiosa sollten<br />

bei zunehmender Größe aus dem hinteren<br />

Beckenkamm genommen werden, um somit<br />

einen großen Pressfit­Span einfalzen zu<br />

können. Hierbei kann eine Schraubenfixation<br />

oder eine neuere anteriore „Arthrodesenplatte“<br />

zur Anwendung kommen (Abb. 12).<br />

Aseptische Fusionen mit großem Knochendefekt,<br />

schlechter Knochenqualität<br />

45 |<br />


::<br />

(Talusnekrosen), symptomatische subtalare<br />

Arthrose:<br />

Fusion mit großem corticospongialem<br />

Block, evtl. Mischung von Implantation eines<br />

Allografts (Hüftkopf gemischt mit Knochenmark<br />

und evtl. thrombozytenassoziierten<br />

Wachstumsfaktoren sowie autologer<br />

Spongiosa). Die Fixierung sollte durch einen<br />

„Rückfußarthrodesenagel“ erfolgen.<br />

In diesen Situationen ist das Subtalargelenk<br />

nicht zu retten, auch bei nur geringen<br />

Beschwerden im Subtalargelenk [17].<br />

Fusionen nach septischer OSG-Prothese<br />

mit geringem Knochendefekt und einem<br />

guten Weichteilmantel, Low Grade Infekten,<br />

keine subtalare Gelenkinfektion:<br />

Hier sollten eine Implantatentfernung<br />

durchgeführt, Palacos Spacer® und ein externer<br />

Fixateur angebracht werden. Bei guten<br />

Weichteilverhältnissen Fusion ohne großen<br />

corticospongiösen Span, teilweise unter Verkürzung<br />

mit Schraubenfixation, evtl. auch eine<br />

der „neueren“ anterioren Arthrodesenplatten.<br />

| 46<br />

Abb. 11a:<br />

Radiologische<br />

Aufnahme vor<br />

Revisionsoperation,<br />

talare<br />

Komponente zu<br />

weit dorsal<br />

Abb. 11b:<br />

Radiologische<br />

Aufnahme nach<br />

Revisionsoperation,<br />

Wechsel<br />

der talaren<br />

Komponente und<br />

der Polyäthylenkomponente<br />

Fusion nach septischer Totalendoprothese<br />

mit großem Knochenverlust, Weichteilnekrosen,<br />

schlechtem Weichteilmantel, purulente<br />

Infektion (auch das Subtalargelenk<br />

betreffend):<br />

Implantatentfernung, Palacos Spacer®,<br />

Fixateur externe und sequentielle Debridements,<br />

evtl. Vacu Seal®, falls kleiner Defekt.<br />

Weitere Therapie: „free flap“ zur stabilen Versorgung<br />

des Weichteilmantels, nach Weichteilstabilisierung<br />

retrograder Rückfußnagel<br />

unter Verkürzung evtl., bei sehr sauberen<br />

Verhältnissen, mit Spongiosa. Zu überlegen<br />

wäre in solchen Situationen, einen Ilisarov­Fixateur<br />

anzubringen und dann eine<br />

proximale Verlängerung durchzuführen (bei<br />

größeren Defekten), um die Verkürzung zu<br />

vermindern.<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend kann man feststellen,<br />

dass das Hauptproblem der OSG­Endoprothetik<br />

zum jetzigen Zeitpunkt immer noch<br />

eine mangelnde, geringere Expertise der<br />

Operateure in der Breite im Vergleich zur<br />

Knie­ oder Hüftendoprothetik ist. Dies liegt<br />

an den geringeren Zahlen als auch vielleicht<br />

an erheblich schwierigeren technischen Herausforderungen<br />

bei einem hochkomplizierten<br />

Gelenk und den multiplen Pathologien<br />

des Fußes und des Sprunggelenkes.<br />

Die Indikationsstellung muss sehr eng an<br />

die Expertise des Operateurs geknüpft werden.<br />

Einer der herausragenden Sprunggelenksendoprothetiker,<br />

Peter Wood, hat über<br />

Jahre keine Sprunggelenke in Fehlstellung<br />

mit einer Prothese versorgt, was sich auch<br />

im Erfolg seiner Ergebnisse in den Nachuntersuchungen<br />

dokumentiert [22].<br />

Die Instrumentation der Prothesen haben<br />

sich für den Anwender verbessert, geben<br />

aber immer noch eine große Breite an Fehler­<br />

Abb. 12:<br />

Fusion mittels<br />

Schraubenfixation<br />

des oberen<br />

Sprunggelenks


möglichkeiten. Eine radiologische Überprüfung<br />

der primären Schnitte im Bereich der<br />

Tibia als auch des Talus in der a.p. Ebene und<br />

im sagittalen, seitlichen Bild sollte obligatorisch<br />

durchgeführt werden. Ganz entscheidend<br />

hierfür ist die Ausrichtung des Rotationszentrums<br />

des Talus zur tibialen Achse. Aus<br />

meiner Sicht ist dieses richtungsweisend für<br />

den weiteren Verlauf der Funktion und des<br />

Erfolges einer Sprunggelenksendoprothese.<br />

Hier sollten die Hersteller noch stärker die<br />

Instrumentation verbessern, um große Fehler<br />

in der Einstellung der talaren zur tibialen<br />

Komponente zu vermeiden. Die Revisionen<br />

nach Endoprothetik zeigen eindeutig, dass<br />

in einem vergleichbar höheren Maß als bei<br />

der Hüft­ und Knieendoprothetik technische<br />

Fehler zu frühzeitigen Misserfolgen führen.<br />

Die Frage stellt sich, ab wann ein Operateur<br />

welche Eingriffe selbständig vornehmen<br />

kann und welchen Support er haben sollte,<br />

um diese optimal durchzuführen. Hier muss<br />

sich jeder Operateur kritisch selbst hinterfragen,<br />

ob seine Learning curve und sein Verständnis<br />

und Erfahrung für die OSG­Endoprothetik<br />

und im speziellen Fall auch für die<br />

entsprechende Prothese ausreichend sind,<br />

um dem Patienten ein erfolgreiches Ergebnis<br />

zu gewährleisten. Dies sind die Lehren meiner<br />

eigenen Learning curve!<br />

Die Revisionsendoprothetik/Wechseloperation<br />

ist für den kompletten Komponentenwechsel<br />

wissenschaftlich nur anekdotisch<br />

dokumentiert, ohne klare wissenschaftliche<br />

Statements und Konzepte. Es gibt auch, gemessen<br />

an den persönlichen Mitteilungen<br />

führender Prothesenimplanteure ebenso wie<br />

in den Statistiken, keine klaren Behandlungs­<br />

Algorhythmen. Auch die Fusion nach einer<br />

Sprunggelenksprothese hat in den meisten<br />

Fällen nichts mit einer Fusion zu tun,<br />

die primär durchgeführt wird. Von daher ist<br />

per se die Konversion in Form einer Arthrodese<br />

als absolut erfolgreiche Operation<br />

nach einer gelockerten Sprunggelenksprothese<br />

nicht zwingend wissenschaftlich belegt<br />

[9, 12, <strong>15</strong>].<br />

Wie aus eigenen Erfahrungen und aus der<br />

Statistik hervorgehen, ist eine klare Analyse<br />

der zum Misserfolg der Prothese führenden<br />

Faktoren durchzuführen. Bei einer aseptischen<br />

Lockerung mit beherrschbaren, klar<br />

������������<br />

����������������������������������<br />

* Verbesserte, anatomisch angepasste Stützlasche<br />

* Inklusive Fersenkeile für eine Versorgung<br />

von 120 bis 90 Grad Spitzfußstellung<br />

* EVA Keilsohle mit Pufferabsatz und Fersen-Absatzrolle<br />

* Frühfunktionelle Therapie der Achillessehnenruptur<br />

nach operativer und/oder konservativer Behandlung<br />

* Stabilitätshilfe bei Belastungsinsuffi zienzen und<br />

Bewegungsschmerzen im Bereich von Unterschenkel<br />

und Rückfuß im Sinne eines fl exiblen Arthrodesenstiefels<br />

* Nachversorgung von Frakturen und Arthrodesen<br />

im Bereich zwischen Fußwurzel und distalem Unterschenkel<br />

Grubmühl 20<br />

D-82131 Stockdorf<br />

Telefon: +49 (0)89 - 89 35 87 - 0<br />

Telefax: +49 (0)89 - 89 35 87 - 20<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

definierten Lösungsmöglichkeiten sollte bei<br />

entsprechendem Support der Patienten die<br />

Prothese, in Form einer Revisionsprothese,<br />

belassen werden. Hierzu sollten gerade nicht<br />

so erfahrene Operateure, die Patienten zu<br />

ausgewiesenen Endoprothesen­Operateuren<br />

– zumindest zur Analyse und Meinungsbildung<br />

– vorstellen. ::<br />

Dieser Beitrag erscheint in der nächsten Ausgabe<br />

der Zeitschrift „Aktuelle Rheumatologie“.<br />

Vorabdruck in der <strong>ATOS</strong>news mit freundlicher<br />

Genehmigung des Thieme Verlags.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Prof. Dr. Hajo Thermann<br />

Zentrum für Knie- und Fußchirurgie<br />

Sporttraumatologie<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg<br />

hajo.thermann@atos.de<br />

����<br />

2-Weitensystem durch<br />

mitgelieferte Einlegesohlen<br />

hohe Atmungsaktivität durch<br />

spezielle Mikrofaser<br />

info@orthotech-gmbh.de<br />

www.orthotech-gmbh.de


:: Fachbeiträge<br />

Bei Instabilität im Sprunggelenk:<br />

Peroneus longus auf brevis Transfer<br />

Von Robert Kilger<br />

Cavovarische Fußdeformitäten (Hohlfuß) werden seit einigen Jahren als<br />

mögliche Ursache der chronischen subtalaren Instabilität des Fußes angesehen<br />

(1). Pathophysiologische Faktoren wie abgeschwächte Propriozeption,<br />

Cavovarus-Deformität und Peronealmuskelschwäche wurden<br />

als ursächlich aufgezeigt (2-4). Dennoch werden diese Ursachen bzw.<br />

Faktoren bei den meisten Therapieoptionen nicht berücksichtigt.<br />

Viele chirurgische Methoden wurden beschrieben,<br />

um die chronische anterolaterale<br />

Instabilität des Sprunggelenkes zu behandeln.<br />

Diese können hauptsächlich in zwei<br />

Hauptkategorien eingeteilt werden: Nicht<br />

anatomische Rekonstruktionen wie die<br />

Tenodese und anatomische Rekonstruktionen<br />

mit direkter Rekonstruktion oder Dopplung<br />

des lateralen Bandapparates (5–8). Bei<br />

den nicht anatomischen Rekonstruktionsmethoden<br />

werden das anteriore fibulotalare<br />

Ligament und das fibulocalcaneare Ligament<br />

mit einem autologen Transplantat rekonstruiert.<br />

Üblicherweise wird hierfür eine Peronealsehne<br />

benutzt (2,9–<strong>15</strong>).<br />

Bei der anatomischen Rekonstruktion<br />

werden die Enden des gerissenen oder die<br />

elongierten Reste der lateralen Ligamente<br />

adaptiert und vernäht (5–7, 16–20). Einige<br />

Studien zeigten die Ergebnisse der Tenodese­<br />

Prozeduren, welche ein schlechteres postoperatives<br />

Outcome als die anatomisch rekonstruktiven<br />

Prozeduren aufwiesen. Nur<br />

etwa 50 % erzielten exzellente oder gute<br />

Ergebnisse im Langzeit Follow­up­Zeitraum<br />

(21, 22) Die Tenodese­Prozeduren haben den<br />

Nachteil, die Kraft des Peroneus brevis­Muskels<br />

und den Bewegungsumfang des Sprunggelenks<br />

zur reduzieren (21, 22). Es gibt jedoch<br />

derzeit keine Studien, welche anatomische<br />

gegen nicht­anatomische Rekonstruktionen<br />

direkt vergleichen. Des Weiteren sind die<br />

Langzeitergebnisse nach ligamentärer Stabilisation<br />

weitestgehend unbekannt.<br />

| 48<br />

Interessanterweise werden Peronealsehnentransfer­Prozeduren<br />

in der chirurgischen<br />

Behandlung des Klumpfußes vorgeschlagen,<br />

um aktiv die Varuskomponente zu reduzieren<br />

und um eine Balance zwischen den supinatorischen<br />

und pronatorischen Kräften, welche<br />

für ein normales Gangbild erforderlich ist, zu<br />

liefern (23, 24). Aus diesem Grund wurde der<br />

Peroneus longus auf brevis­Sehnentransfer<br />

entwickelt, um die rekonstruierten lateralen<br />

Ligamente bei der chronischen Instabilität<br />

des Sprunggelenkes zu unterstützen und die<br />

Plantarflexionskraft des ersten Strahles zur<br />

reduzieren.<br />

Abb. 1:<br />

Der chirurgische Zugang:<br />

Landmarken sind die Basis vom 5. Os<br />

metatarsale und die Spitze des lateralen<br />

Malleolus. Schnittlänge ca. 4 cm parallel<br />

zur langen Peronealsehne.<br />

In diesen Artikel wird die Behandlung der<br />

chronischen Sprunggelenksinstabilität aufgrund<br />

einer Cavovarus­Fehlstellung des<br />

Fußes mittels Peroneus longus auf brevis­<br />

Sehnentransfer in Kombination mit den<br />

folgenden Prozeduren vorgestellt: Entweder<br />

Rekonstruktion des lateralen Bandapparates<br />

oder Korrektur der Achse bei einem<br />

mechanischen Malalignment wie z. B. distale<br />

tibiale Valgisationsosteotomie, subtalare Fusion<br />

oder Totalendoprothese des Sprunggelenks.<br />

Indikationen<br />

Eine generelle Beurteilung der Beweglichkeit<br />

wie Dorsalextension, Plantarflexion, Inversion<br />

und Eversion, sowie palpatorische Evaluation<br />

der Schwellung und der Schmerzen<br />

sollte in jeden Fall dokumentiert werden. Außerdem<br />

sollte das Aktivitätslevel vor der Verletzung<br />

evaluiert werden, um das Benefit/Risikoverhältnis<br />

für jeden individuellen Fall zu<br />

beurteilen.<br />

Unsere Indikation für einen Peroneus<br />

longus auf brevis­Transfer ist die Cavovarus­Fußdeformität<br />

mit defizitärer Pronation<br />

kombiniert mit einer verringerten lateralen<br />

Stabilität des Sprunggelenkes. Die Instabilität<br />

sollte für propriozeptives Training therapierefraktär<br />

über mehr als drei Monate sein.<br />

Die Patienten weisen gewöhnlich eine Anamnese<br />

mit rezidivierenden Sprunggelenksdistorsionen<br />

auf. Die klinischen Befunde zei­


a<br />

b<br />

Abb. 2a, 2b:<br />

Die Tenotomie wird soweit wie möglich<br />

distal durchgeführt, was durch eine maximale<br />

Eversion und Plantarflexion des Vorfußes<br />

und eine temporäre Haltenaht mit<br />

Zug auf die Sehne vereinfacht werden kann.<br />

gen eine Gelenklaxizität und einen positiven<br />

vorderen Schubladentest. Weitere klinische<br />

Befunde sind Schmerzen in der Peroneusloge<br />

und reduzierte Muskelkraft. Der Peroneus­Provokationstest<br />

zeigt einen geringeren<br />

Eversionstonus im Vergleich zur kontralateralen<br />

Seite. Manche Patienten zeigten eine<br />

Hyperkeratose im Bereich der plantaren lateralen<br />

Säule aufgrund eines invertierten<br />

Gangbildes. Die Rückfußachse zeigt eine Varusdeformität<br />

mit oder ohne Arthrose des<br />

oberen Sprunggelenks, sowie eventuell eine<br />

partielle Ruptur der Peroneus brevis­Sehne.<br />

Kontraindikationen<br />

Vorgängige Behandlung (z. B. Infiltration mit<br />

Steroiden und/oder bereits erfolgter chirurgischer<br />

Eingriff) und Infektionen im Bereich<br />

a<br />

b<br />

Abb. 3a, 3b:<br />

Das Ende der Sehne wird mit<br />

Baseball-Stitches versehen<br />

(FiberWire Nr. 0 Naht)<br />

des betroffenen Körperteils. Systemische Erkrankungen<br />

wie z. B. Diabetes, rheumatoide<br />

Arthritis, Spondylarthropathie, Gicht, generalisierte<br />

neuromuskuläre Erkrankungen,<br />

familiäre Hyperlipidämien und Sarkoidosen<br />

müssen beachtet werden, weil sie zur Sehnendegeneration<br />

beitragen können.<br />

Paresen der Peroneus­Muskeln können<br />

das postoperative Ergebnis verschlechtern<br />

und sind deshalb ungünstig für den Transfer.<br />

Selbstverständlich sollten Patienten mit<br />

einem erstmaligen Distorsionstrauma entweder<br />

konservativ oder durch eine unmittelbare<br />

ligamentäre Rekonstruktion behandelt werden.<br />

Obwohl die kurze Inzision wenig Wundheilungsstörungen<br />

aufweist, sollten Raucher,<br />

Patienten mit Diabetes oder chronischer Einnahme<br />

von Kortikosteroiden und Patienten<br />

mit Gefäßerkrankungen individuell beurteilt<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

und die Indikation zurückhaltend gestellt<br />

werden. Zuletzt sollten Athleten, welche auf<br />

eine intensive Kraftentwicklung der Plantarflexion<br />

des ersten Strahls angewiesen sind,<br />

nicht mit dieser Technik operiert werden.<br />

Technik<br />

Die Prozedur kann unter spinaler, epiduraler<br />

oder Vollnarkose durchgeführt werden. Normalerweise<br />

wird eine prophylaktische, perioperative<br />

intravenöse Antibiose verabreicht<br />

und eine Blutsperre benutzt. Der Patient<br />

wird in Rückenlage gelagert. Ein Schaumstoff­Kissen<br />

wird unter der ipsilateralen Gesäßhälfte<br />

eingeschoben, um das Bein nach<br />

innen zu rotieren.<br />

Der Zugang wird durch eine kurze Inzision<br />

von der Basis des fünften Metatarsale ca. 4<br />

cm in Richtung des lateralen Malleolus, parallel<br />

zu der langen Peronealsehne angesetzt<br />

(Abb. 1). Das Vorpräparieren geschieht unter<br />

sorgfältiger Schonung der Blutgefäße bis<br />

auf das Paratendineum. Besondere Vorsicht<br />

ist geboten, um den N. suralis nicht zu verletzen.<br />

Dieser wird nach plantar retrahiert.<br />

Verdicktes und degeneriertes Paratendineum<br />

wird entfernt. Anschließend wird die Peronealsehnenscheide<br />

eröffnet und die Sehne mit<br />

einem Elevator hinausgezogen. Unterschieden<br />

wird die lange von der kurzen Peronealsehne<br />

durch einen distal weiter plantaren<br />

Verlauf. Die lange Peronealsehne wird dann<br />

soweit wie möglich distal abgehängt, was<br />

durch ein maximales Evertieren und Plantarflektieren<br />

des ersten Strahls vereinfacht<br />

werden kann (Abb. 2 und 3). Nach einer proximalen<br />

Mobilisierung der Sehne wird eine<br />

transossäre Fixation an der Basis des fünften<br />

Os metatarsale durchgeführt. Zusätzlich<br />

wird die Sehne an dem Ansatz der kurzen<br />

Peronealsehne mit einer side­to­side­Naht<br />

gesichert (Abb. 4 und 5). Am Schluss werden<br />

die Spannung sowie die Positionierung<br />

des Vor­ und Rückfußes kontrolliert. Das Ziel<br />

ist eine gerade Rückfußachse (kombiniert<br />

mit Rückfußosteotomien) und eine balancierte<br />

neutrale Position. Das subkutane Gewebe<br />

und die Haut werden mit Einzelknopf­<br />

Rückstichnähten verschlossen. Einlage einer<br />

Redon­Drainage ist nicht erforderlich, wenn<br />

49 |<br />


:: Fachbeiträge<br />

ein Wattekompressionsverband angelegt<br />

wird. Eine Lagerungsschiene ist notwendig,<br />

um einen neutrale plantigrade Position des<br />

Fußes zu gewährleisten.<br />

Komplikationen<br />

Eine sorgfältige Technik, minimale Dissektion<br />

mit einer peniblen Hämostase können<br />

die Inzidenz von Komplikationen erheblich<br />

reduzieren. Wundnekrose, Verletzung des N.<br />

suralis mit Hypästhesie, Versagen der Sehnennaht<br />

und Wiederauftreten von Symptomen<br />

sind mögliche Probleme. Bei den von<br />

uns operierten Patienten zeigte sich keine<br />

schwere Komplikation und weniger als 10 %<br />

leichte Komplikationen. Diese bestanden<br />

hauptsächlich in kleineren Hämatomen oder<br />

Seromen, welche sich von selbst resorbierten.<br />

Wundheilungsstörungen konnten mit lokaler<br />

Behandlung, oralen Antibiotika oder beidem<br />

behoben werden. Das häufigste Problem<br />

war eine persistente Schwellung des Rückfußes,<br />

welche durch Anlegen eines VenaFlow<br />

Foot­Cuffs reduziert werden konnte. Zwei<br />

Patienten beklagten eine temporäre Hypästhesie<br />

im Versorgungsgebiet des N. suralis.<br />

Einige Patienten fühlten sich durch eine prominente<br />

Insertion der Peronealsehne an der<br />

Basis des fünften Metatarsale gestört. Umso<br />

wichtiger ist das Trimming des Endes der Peroneus<br />

longus Sehne. Dieses Problem kann<br />

auch durch eine mehr plantare transossäre<br />

Fixation behoben werden.<br />

Nachbehandlung<br />

Der Wattekompressionsverband und die Lagerungsschiene<br />

werden für zwei Tage belassen,<br />

um die Schwellung zu reduzieren. Anschließend<br />

wird ein Unterschenkel­Gehgips<br />

(Scotchcast®) in Neutralposition angelegt, um<br />

den Sehnentransfer zu schützen. Teilbelastung<br />

mit <strong>15</strong> kg sollte für zwei Wochen eingehalten<br />

werden. Abhängig von begleitenden Prozeduren<br />

kann der Patient in der dritten Woche<br />

mit einem Voll­Kontakt­Unterschenkelgips<br />

oder Vacoped­Schuh auf Vollbelastung übergehen.<br />

Das Rehabilitationsprogramm beinhaltet<br />

Kräftigung, Propriozeption, Gangschulung<br />

| 50<br />

und Beweglichkeitstraining und sollte erst<br />

acht Wochen nach der Operation begonnen<br />

werden. Sportliche Aktivitäten sollten erst<br />

sechs Monate nach der Operation aufgenommen<br />

werden.<br />

Eigene Ergebnisse<br />

Zwischen 2000 und 2007 wurden 35 Peroneus<br />

longus auf brevis­Sehnentransfers<br />

von einem einzigen Chirurgen durchgeführt<br />

Abb. 4:<br />

Die Sehne wird über ein transossäres Loch<br />

in der Basis des 5. Os metatarsale fixiert.<br />

Im Falle einer harten Corticalis kann ein 2<br />

mm Bohrloch die Naht vereinfachen.<br />

Abb. 5:<br />

Side-to-Side-Naht der Peroneus longus<br />

auf die Peroneus brevis Sehne mit einem<br />

Syntofil-Nr.0 Faden.<br />

(31 Patienten, Durchschnittsalter 55 Jahre,<br />

(32­81 Jahre). Das Verhältnis von weiblichen<br />

zu männlichen Patienten war 12/20.<br />

In allen Fällen wurde die beschriebene Methode<br />

als begleitender Schritt einer anderen<br />

Prozedur wie z. B. OSG­Totalendoprothese<br />

(N = 25), laterale ligamentäre Rekonstruktion<br />

(N = 3), supramalleoläre Valgisationsosteotomie<br />

(SVO) (N=3), subtalare Arthrodese<br />

(N = 2), kombinierte SVO und subtalare<br />

Arthrodese (N = 1) oder in Kombination<br />

mit einer dislozierten Jones­Fraktur (N =<br />

1), durchgeführt. Eine revisionspflichtige<br />

Infektion gab es in keinem Fall. Kein Versagen<br />

der Sehneninsertion wurde beobachtet.<br />

Alle Patienten waren zufrieden und würden<br />

den Eingriff wieder vornehmen lassen. Das<br />

subjektive und objektive Ergebnis wurde<br />

durch zwei wissenschaftliche Scores erhoben.<br />

Der AOFAS­Score für Sprunggelenk und<br />

Rückfuß basiert auf einer 100 Punkte Skala,<br />

welche Schmerz, Achse, Aktivitätslevel und<br />

medizinische Hilfsmittel, Gehdistanz, Fähigkeit<br />

auf unebenem Boden zu laufen, Gangbild,<br />

Sprunggelenk­ und Rückfußstabilität<br />

und Beweglichkeit des oberen und unteren<br />

Sprunggelenks beinhaltet. Der SF­36­Score<br />

ist eine allgemeine, kurze Gesundheitsbefragung<br />

mit nur 36 Fragen. Er beinhaltet ein<br />

Acht­Stufen­Profil wie funktionelle Gesundheits­<br />

und Wohlfühl­Scores sowie psychometrisch<br />

basierte physikalische und mentale<br />

Gesundheitsmessungen sowie einen „Preference­based­health­utility­Index“<br />

. Die Ergebnisse<br />

von beiden Scores waren gut bis<br />

exzellent.<br />

Zusammenfassung<br />

Der Peroneus longus auf brevis­Transfer ergibt<br />

eine exzellente Verstärkung der aktiven<br />

lateralen Stabilisatoren und unterstützt damit<br />

den lateralen Bandapparat. Aus diesem<br />

Grunde kann die Technik mit anderen Prozeduren,<br />

welche eine Unterstützung der lateralen<br />

Stabilisatoren erfordern, kombiniert<br />

werden. Der Transfer stellt eine attraktive<br />

Alternative zur alleinigen Rekonstruktion der<br />

lateralen Bänder oder aufwändigeren und<br />

technisch anspruchsvollen Prozeduren wie z.<br />

B. der Chrisman­Snook­Procedure (13) dar.


Des Weiteren ist es von essenzieller Bedeutung,<br />

die Funktion der Peronealsehnen zu<br />

erhalten; im Gegensatz zu mehreren Techniken<br />

der letzten 30 Jahre, die diese Sehnen<br />

als Autografts für Augmentationen benutzt<br />

haben.<br />

Die subjektiven und objektiven mittelfristigen<br />

Ergebnisse sind ermutigend und<br />

lassen auf gute Langzeitergebnisse hoffen,<br />

insbesondere in Bezug auf die Reduktion<br />

der talonavikularen Subluxation. Ein möglicher<br />

Nachteil dieser Technik ist die Reduktion<br />

der Funktion der Peroneus longus­Sehne<br />

als Plantarflexions­ sowie Inversionshebel<br />

für den ersten Strahl. Eine Limitation dieser<br />

Studie ist sicherlich die Tatsache, dass der<br />

TM<br />

RESURFACING HEAD<br />

CEMENTED<br />

REVERSED<br />

FRAKTURPROTHESE<br />

REVERSED FRAKTUR<br />

Transfer nicht als alleinige Prozedur evaluiert<br />

werden konnte, da er nur in Kombination<br />

mit anderen Verfahren durchgeführt<br />

werden sollte. Interessanterweise zeigten die<br />

Ganganalyse und Zufriedenheit­Scores keinen<br />

funktionellen Verlust der Peroneus longus­Sehne,<br />

was zu der Annahme führt, dass<br />

andere Plantarflexoren diesen Verlust kompensieren<br />

können. Auch sollte ein möglicher<br />

Einfluss auf die laterale Hyperkompression<br />

des oberen Sprunggelenkes in Hinblick auf<br />

die Entwicklung einer Sprunggelenksarthrose<br />

untersucht werden. Hierfür sind weitere<br />

biomechanische und klinische Studien erforderlich,<br />

welche durch die Autoren in Zukunft<br />

angestrebt werden. ::<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Aequalis ®<br />

, einen vollen Zug voraus.<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

Dr. Robert Kilger<br />

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

Sporttraumatologie<br />

Leiter der Akutambulanz<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> <strong>München</strong><br />

robert.kilger@atos-muenchen.de<br />

Industriestrasse 48, 51399 Burscheid, Tel: 02174 -788844, Fax: 02174 -78 88 88, www.tornier.de<br />

51 |


:: Fachbeiträge<br />

Die Midhead Resection – Neues aus<br />

der Hüftendoprothetik<br />

Von Raimund Völker<br />

Die Midhead Resection bietet die größte Knochenerhaltung aller derzeit verfügbaren<br />

Schaftoptionen in der Hüftendoprothetik. Langzeitergebnisse stehen allerdings noch aus.<br />

Die ersten Hüftgelenksendoprothesen wurden<br />

in den 50er Jahren eingesetzt. Es handelte<br />

sich um Implantate mit einer Kobalt­<br />

Chrom­Molybdän­Legierung, die auch heute<br />

noch wegen ihrer hervorragenden tribologischen<br />

Eigenschaften verwendet werden.<br />

Diese Metall­Metall­Prothesen haben einen<br />

geringen Abrieb und eine geringe Reibung. In<br />

Deutschland waren besonders die Prothesen<br />

von McKee­Farrar bekannt und wurden in<br />

hoher Zahl implantiert. Aufgrund der damals<br />

zur Anwendung kommenden Prothesenstiele<br />

und der noch nicht ausgereiften Operationstechnik<br />

traten vielfältige Probleme auf. Zusätzlich<br />

war auch die Fertigungsqualität sehr<br />

aufwendig und teuer. Dies führte schließlich<br />

zur Einführung des einfacher und billiger<br />

herzustellenden Polyäthylens und so zur<br />

Kunststoff­Metall­Gleitpaarung. Die Form<br />

der Prothesenstiele wurde verbessert und<br />

auch die Operationstechnik wurde standardisiert.<br />

Aufgrund des hohen Abriebs beim<br />

Kunststoff kam es jedoch zu Osteolysen.<br />

| 52<br />

Deshalb müssen auch heute noch kleinere<br />

Hüftköpfe verwendet werden, die wiederum<br />

den Nachteil der erhöhten Luxationsrate<br />

haben. Später stellte sich heraus, dass<br />

die Haltbarkeit der Metall­Metall­Gleitpaarungen<br />

deutlich besser war und auch nach<br />

fast 40 Jahren kein erkennbarer Abrieb bei<br />

fehlenden Lockerungen festzustellen war.<br />

Daher wurde die Metall­Metall­Gleitpaarung<br />

Ende der 80er Jahre wieder eingeführt.<br />

Dies führte dazu, dass auch beim zunächst<br />

nur mit geringem Erfolg erprobten Oberflächenersatz<br />

die Metall­Metall­Gleitpaarung<br />

Einzug hielt. Die früheren Misserfolge beim<br />

Ober flächenersatz mit Teflon und dann Polyäthylen<br />

durch Prof. Wagner in Deutschland<br />

beruhten auf dem hohen Abrieb dieser Materialien<br />

im Bereich der Pfanne (1). Früher<br />

war man der Auffassung, dass dieser Misserfolg<br />

auf ein Durchblutungsproblem des<br />

Hüftkopfes zurückzuführen ist. Dies konnte<br />

widerlegt werden (2, 3, <strong>15</strong>). In den folgenden<br />

Jahren konnten die guten Ergebnisse<br />

BMHR 9/06–9/09<br />

n=<strong>15</strong>0<br />

m=89 (59 %) f=61 (41 %)<br />

Durchschnittsalter: 60 J. (23 J.–75 J.)<br />

Diagnosen<br />

Primäre Arthrose 90 (60 %)<br />

Dysplasie 44 (29 %)<br />

AVN 8 (5 %)<br />

Posttr. Arthrose 5 (3 %)<br />

Komplikationen<br />

Infekte 2 (1,3 %)<br />

Schenkelhalsfraktur 1 (0,7 %)<br />

Neurologie 1 (0,7 %)<br />

Ges. 4 (2,7 %)<br />

Tab. 1: Ergebnisse BMHR Implantation<br />

9/06 bis 6/09<br />

Abb. 1:<br />

Erstes BMHR-<br />

Design im<br />

Follow-up<br />

(aus Modern<br />

Hip Resurfacing,<br />

Derek McMinn,<br />

Springer-Verlag<br />

2009)


des Oberflächenersatzes, welcher 1996 nach<br />

einer vorausgegangenen Erprobungszeit<br />

wieder aufgenommen wurde, belegt werden<br />

(4, 5, 6, 7). Alle namhaften Hersteller führten<br />

daher modifizierte oder kopierte Oberflächenersatzimplantate<br />

ein. Es bestand aber<br />

nun eine Lücke zwischen dem knochenerhaltendem<br />

Oberflächenersatz (Resurfacing)<br />

und der Standard­Hüft­Totalendoprothese.<br />

Für Patienten, welche für einen Oberflächenersatz<br />

nicht infrage kamen, entstand<br />

die Idee einer Resektion in Höhe des Femurkopfes,<br />

um die Knochenerhaltung gewährleisten<br />

zu können. Die wichtigsten Kontraindikationen<br />

des Resurfacings, bei denen eine<br />

Midhead Resection erwogen werden kann,<br />

sind neben dem Alter schwere Femurkopfdeformitäten,<br />

große Zysten im Femurkopf<br />

Abb. 3:<br />

Neues BMHR-<br />

Schaftdesign<br />

(zur Verfügung<br />

gestellt<br />

vom Hersteller<br />

Smith&Nephew)<br />

und Kopfnekrosen. Das Ziel ist die sparsame<br />

und dabei sichere Resektion des erkrankten<br />

Teils des Femurkopfes, um ein sehr<br />

hoch sitzendes Implantat fest verankern zu<br />

können.<br />

Midhead Resection<br />

Abb. 2:<br />

Resektionshöhen am<br />

Femurkopf und­hals,<br />

A: Standard­TEP,<br />

A­B: Kurzschaft,<br />

C: Midhead,<br />

D: Oberflächenersatz<br />

(aus Modern Hip<br />

Resurfacing, Derek<br />

McMinn, Springer­<br />

Verlag 2009)<br />

Die ersten Versuche durch Derek McMinn /<br />

Birmingham, GB, der als Birmingham Midhead<br />

Resection (BMHR) benannten Operationsmethode<br />

wurden mit einem geschwungenen<br />

Kopf­/Halsimplantat begonnen, auf<br />

das ein spezieller Metallkopf aufgesetzt<br />

wurde (Abb. 1). Die Resektionslinie sollte<br />

gut oberhalb des Kopf­/Halsüberganges liegen<br />

(Abb. 2). Auf der Pfannenseite wurde die<br />

beim Resurfacing eingesetzte und dort bereits<br />

bewährte Monoblockpfanne aus Metall<br />

mit Pressfitverankerung verwendet. Der<br />

geschwungene kurze Schaft hatte jedoch<br />

wesentliche Nachteile. Zum einen ließ sich<br />

durch die speziellen kurzen gebogenen Raspeln<br />

zur Vorbereitung des Schenkelhalses nur<br />

Freihand arbeiten. Dies führte zu unsicheren<br />

Implantat­Positionierungen. Zum anderen<br />

war die Möglichkeit eines intraoperativen<br />

Umstiegs vom Resurfacing zur Midhead Resection<br />

umständlich oder gar unmöglich.<br />

Der wesentliche Grund für den geschwungenen<br />

Kurzschaft war die Rotationsstabilität.<br />

Dieses Problem und die ungenauen<br />

Raspelschritte konnten durch Verwendung<br />

eines geraden Schaftes mit kräftigen Längs­<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

rillen gelöst werden (Abb. 3). Zudem bestand<br />

die Möglichkeit, wie beim Resurfacing einen<br />

zentralen Führungsstift einzusetzen. Dieses<br />

Vorgehen ermöglicht einen problemlosen<br />

Umstieg vom einen zum anderen Verfahren.<br />

Die Midhead Resection erzielte in den ersten<br />

Untersuchungen ähnliche Resultate wie<br />

das Resurfacing. Rein äußerlich und in der<br />

Rehabilitationszeit der Patienten gab es keinen<br />

Unterschied. Die bekannten klinischen<br />

Vorteile des Resurfacings ließen sich auf die<br />

Midhead Resection übertragen (19). Dies<br />

sind bekanntlich die Knochenerhaltung, die<br />

Beibehaltung oder Wiederherstellung der<br />

natürlichen Größen­ und Längenverhältnisse,<br />

der gleichbleibende Hebelweg, die<br />

vereinfachte Einhaltung der Beinlänge, das<br />

geringe Risiko der Luxation und die Möglichkeit<br />

einer leichten Revision durch Umwandlung<br />

in eine Standard­TEP unter Belassen der<br />

Pfanne. Untersuchungen zeigten eine stressshielding<br />

vermeidende physiologische Krafteinleitung<br />

(Abb. 4). Begleitende RSA­Studien<br />

(8) belegten die gute Osseointegration.<br />

Durch Prof. Michael Faensen und Dr. Raimund<br />

Völker wurde im September 2006 die<br />

erste Midhead Resection auf dem europäischen<br />

Kontinent in den DRK <strong>Klinik</strong>en Berlin<br />

durchgeführt. Im Verlauf der klinischen<br />

Erprobungszeit wurden die verfügbaren<br />

Schäfte verkürzt, um so einen sicheren Abstand<br />

zur lateralen Korticalis zu gewährleisten.<br />

Die klinische Erprobung endete im<br />

Frühjahr 2009 und es erfolgte die Markteinführung<br />

der Midhead Resection (Abb. 5). ➔<br />

Abb. 4: Krafteinleitung physiologisch und<br />

beim Implantat BMHR (zur Verfügung<br />

gestellt vom Hersteller Smith&Nephew)<br />

53 |


:: Fachbeiträge<br />

Abb. 5: Produktabbildung BMHR (zur Verfügung gestellt vom Hersteller Smith&Nephew)<br />

Material und Methode<br />

Im Zeitraum von 9/2006 bis 9/2009 wurden<br />

<strong>15</strong>0 Midhead Resections in den DRK­<strong>Klinik</strong>en<br />

Berlin und in der Schreiber­<strong>Klinik</strong> <strong>München</strong><br />

durchgeführt (Tab. 1). Es wurden neben den<br />

allgemeinen Zeitdaten das Patientenalter,<br />

das Geschlecht, die Implantatgrößen und die<br />

Komplikationen erfasst. Alle prä­ und postoperativen<br />

radiologischen Befunde wurden<br />

dokumentiert. Die Nachuntersuchungen<br />

nach sechs und zwölf Monaten und dann in<br />

| 54<br />

jährlichen Abständen wurden unter Verwendung<br />

des Harris Hip Scores, des Tegner­ und<br />

UCLA­Scores durchgeführt.<br />

Ergebnisse<br />

Der Anteil männlicher zu weiblichen Patienten<br />

betrug 59 % zu 41 %. Das Durchschnittsalter<br />

lag bei 60 Jahren. Die primäre<br />

Coxarthrose war mit 60 % die häufigste Dia­<br />

a b<br />

Abb. 6a, 6b: Beispiel eines sportlichen, 67 Jahre alten Patienten mit posttraumatischer Coxarthrose nach<br />

Acetabulum­Fraktur vor 20 Jahren (ehemaliger Wasserball­Nationalspieler): präoperativ (Abb. 6a), nach<br />

Versorgung mit einer BMHR 11/09 (Abb. 6b) (Quelle: Archiv Dr. Völker)<br />

gnose, gefolgt von der Dysplasiecoxarthrose<br />

mit 29 %. Der mediane Wert beim Harris Hip<br />

Score verbesserte sich von 58 Punkten auf<br />

96 Punkte bei 100 erreichbaren Punkten. Die<br />

Komplikationsrate lag bei 2,7 %. Zwei Patienten<br />

hatten einen oberflächlichen Infekt,<br />

welche unter Vermeidung einer Explantation<br />

der Prothese revidiert wurden. Ein Patient<br />

hatte eine Schenkelhalsfraktur, welche unter<br />

Beibehalten der Pfanne in eine Standard­TEP<br />

mit einem zementfreien Schaft mit Modularkopf<br />

umgewandelt wurde. Ein Patient erlitt<br />

eine temporäre Femoralisläsion.<br />

Diskussion<br />

Nach hoffnungsvollen ersten Ergebnissen<br />

stehen Langzeitergebnisse aus. Die Midhead<br />

Resection muss zum einen am Oberflächenersatz<br />

als auch an der Standard­TEP gemessen<br />

werden. Zusätzlich besteht die Option<br />

eines meta­/diaphysären Kurzschaftes.<br />

Übereinstimmung herrscht über die belegten<br />

guten allgemeinen Ergebnisse in der Standard­Endoprothetik<br />

und beim Oberflächenersatz.<br />

In jüngeren Altersgruppen sind die<br />

Ergebnisse bei der Standard­Endoprothetik<br />

jedoch deutlich schlechter (9, 10, 11). Der<br />

Oberflächenersatz wird bei älteren Patienten<br />

nicht eingesetzt.<br />

Es gibt bei der Midhead Resection wie<br />

auch bei anderen Verfahren drei wesentliche<br />

Hauptgründe für chirurgische Komplikationen:<br />

1. Die falsche Operation rich­


a b c<br />

Abb 7a–c: Knochenmodelle von Hüft-TEP (7a), Oberflächenersatz (7b)<br />

und Midhead Resection (7c) im Vergleich.<br />

tig durchgeführt, 2. Die richtige Operation<br />

falsch durchgeführt und 3. am häufigsten,<br />

die falsche Operation falsch durchgeführt<br />

(12, 13, 14). Bei allen Verfahren spielt die<br />

Auswahl der Patienten für das jeweilige Verfahren<br />

in der Tat eine sehr große Rolle. Der<br />

Anspruch des Patienten kann hier durchaus<br />

irritieren, er sollte aber nicht zur Bereitschaft<br />

verleiten, ein Risiko einzugehen.<br />

Einige betroffene Hüftpatienten wollen nur<br />

bestimmte OP­Methoden, die eventuell nicht<br />

zur eigenen Situation passen (16). Auch die<br />

Position der Komponenten spielt eine sehr<br />

große Rolle. Hier kommt gerade der Pfanne<br />

eine große Bedeutung zu. Es konnte bei großer<br />

Inklination ein „edge loading“ mit einem<br />

vielfach erhöhten Abrieb festgestellt werden.<br />

Daher ist eine flache Pfannenposition<br />

von ca. 40° Inklination mit einer Anteversion<br />

von ca. 10–<strong>15</strong>° wichtig (20). Um dies zu erreichen,<br />

stehen dem Operateur verschiedene<br />

Hilfsmittel einschließlich der Navigation zur<br />

Verfügung. Die Navigation ist jedoch nicht<br />

zwingend erforderlich. In der Standard­Hüftendoprothetik<br />

mit ihren kleinen Köpfen ist<br />

die exakte Position der Komponenten insbesondere<br />

zur Minderung der Luxationsgefahr<br />

wichtig. Hier ist die Verwendung von Modularköpfen<br />

in natürlicher Größe sehr hilfreich<br />

und mindert die Luxationsrate.<br />

Zusammenfassung<br />

Auf dem Gebiet der Hüftendoprothetik werden<br />

regelmäßig innovative Ideen erprobt.<br />

Weitere Entwicklungen insbesondere bei den<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

Materialien werden erwartet. Die Entwicklungen<br />

beinhalten stetige Verbesserungen<br />

in der Tribologie, aber auch bei der Osseointegration<br />

und den Verankerungsprinzipien<br />

allgemein.<br />

Mit der Midhead Resection steht eine<br />

weitere Option in der Hüftendoprothetik zur<br />

Verfügung. Sie wird zementfrei verankert<br />

und verwendet die Metall­Metall­Gleitpaarung.<br />

Hierbei ist sie die kürzeste und höchste<br />

Kurzschaftoption – verbunden mit größter<br />

Knochenerhaltung – aller derzeitigen<br />

Schaftoptionen. Die Revisions­ und Rückzugsmöglichkeiten<br />

sind durch den hohen<br />

Sitz leichter gewährleistet. Die Komplikationsrate<br />

in Händen erfahrener Operateure ist<br />

niedrig (17, 18). Langzeitergebnisse bleiben<br />

abzuwarten. ::<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Dr. Raimund Völker<br />

Zentrum für Hüftchirurgie<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> <strong>München</strong><br />

raimund.voelker@atos-muenchen.de<br />

für<br />

Aktivisten<br />

Natürlich stabil, mit allen Gleitpaarungsoptionen:<br />

Das Silent Micro-Implantat<br />

für junge, aktive Patienten.<br />

www.depuy.de Aufstieg<br />

TM


:: <strong>ATOS</strong> intern<br />

Agenda Knie<br />

UNTERSUCHUNGSKURS KNIE, TEIL I<br />

17:00 Uhr Meniskus und Kreuzbänder<br />

:: Meniskuserhaltende Chirurgie & Ersatz<br />

:: Anatomischer Kreuzbandersatz<br />

18:00 Uhr Kaffeepause<br />

18:30 Uhr Hands-on Knie<br />

:: Patientenvorstellung und Untersuchung<br />

des Kniegelenkes in kleinen Gruppen<br />

:: Demonstration wichtiger Untersuchungstechniken<br />

UNTERSUCHUNGSKURS KNIE, TEIL II<br />

17:00 Uhr Knorpel & Arthrose<br />

:: Regeneration und Transplantation von Knorpel<br />

:: Moderner Kniegelenkersatz<br />

18:00 Uhr Kaffeepause<br />

18:30 Uhr Hands-on Knie<br />

:: Patientenvorstellung und Untersuchung<br />

des Kniegelenkes in kleinen Gruppen<br />

:: Vertiefung der Untersuchungstechniken<br />

19:45 Uhr Gemeinsames Abendessen<br />

Kursleitung Knie<br />

| 56<br />

UN T ER SU C HUN G SK UR S SC HULT ER U ND KNIE<br />

Kurse 2010<br />

Hands on <strong>ATOS</strong><br />

Weiterbildungsveranstaltung der <strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg<br />

Agenda Schulter<br />

UNTERSUCHUNGSKURS SCHULTER, TEIL I<br />

17:00 Uhr Uhr Häufi ge Krankheitsbilder<br />

:: Schulterimpingement<br />

:: Rotatorenmanschette<br />

18:00 Uhr Kaffeepause<br />

18:30 Uhr Hands-on Schulter<br />

:: Patientenvorstellung und Untersuchung<br />

des Schultergelenkes in kleinen Gruppen<br />

:: Demonstration wichtiger Untersuchungstechniken<br />

UNTERSUCHUNGSKURS SCHULTER, TEIL II<br />

17:00 Uhr Instabilität und Arthrose<br />

:: Die instabile Schulter<br />

:: Moderne Schulterprothesen<br />

18:00 Uhr Kaffeepause<br />

18:30 Uhr Hands-on Schulter<br />

:: Patientenvorstellung und Untersuchung<br />

des Schultergelenkes in kleinen Gruppen<br />

:: Vertiefung der Untersuchungstechniken<br />

19:45 Uhr Gemeinsames Abendessen<br />

Kursleitung Schulter<br />

PD Dr. Rainer Siebold Dr. Sven Lichtenberg<br />

www.atos.de


Termine 2010<br />

JUNI<br />

Kursgebühr (Teil I und Teil II) inklusive Kursheft<br />

und gemeinsamem Abendessen: € 60,00<br />

Anmeldung unter<br />

info@atos.de<br />

oder per Fax an die<br />

06221 983 919<br />

www.atos.de<br />

Teil I Teil II<br />

Knie 02.06.2010 16.06.2010, mit Abendessen<br />

OKTOBER<br />

Teil I Teil II<br />

Schulter 20.10.2010 27.10.2010, mit Abendessen<br />

NOVEMBER<br />

Teil I Teil II<br />

Knie 03.11.2010 17.11.2010, mit Abendessen<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>ATOS</strong> Praxisklinik Heidelberg<br />

Wissenschaftsredaktion<br />

Prof. Dr. Hans H. Pässler<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

Redaktion<br />

Dr. Barbara Voll­Peters<br />

51427 Bergisch Gladbach<br />

redmed.barbara.voll@t­online.de<br />

Grafi sche Umsetzung und<br />

Anzeigenverwaltung<br />

GIT Verlag GmbH & Co. KG<br />

A Wiley Company<br />

Dipl.­Kfm. Manfred Böhler<br />

Rößlerstraße 90<br />

64293 Darmstadt / Germany<br />

info@gitverlag.com<br />

www.gitverlag.com<br />

Grund-Layout<br />

Reinshagen & Hartung GmbH,<br />

68161 Mannheim<br />

Produktion<br />

GIT Verlag GmbH & Co. KG<br />

A Wiley Company<br />

Herstellung: Christiane Potthast<br />

Layout: Ruth Herrmann, Ralf Prötzel<br />

Litho: Elke Palzer, Ramona Rehbein<br />

Druck: Frotscher Druck, Darmstadt<br />

V.i.S.d.P.:<br />

<strong>ATOS</strong> Praxisklinik<br />

GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer<br />

Prof. Dr. Peter Habermeyer<br />

Dipl.­Kfm. Alexander Zugsbradl<br />

Bismarckstraße 9–<strong>15</strong><br />

691<strong>15</strong> Heidelberg<br />

Telefon 06221 983­0<br />

Telefax 06221 983­919<br />

info@atos.de<br />

www.atos.de<br />

Bildnachweis:<br />

Titelbild: © shoot4u | Fotolia.com<br />

57 |


:: Fachbeiträge<br />

Golf bringt Venenfitness, aber was tun<br />

bei manifester Varikosis?<br />

Von Peter G. Friedl und Eberhard M. Rappold<br />

Der positive Effekt auf die periphere arterielle Durchblutung und den venösen<br />

Rückstrom bei Sportarten mit kontinuierlicher Belastung der Muskulatur ist<br />

hinreichend bekannt. Neben Walking, Radfahren, Wandern ist das Golfen<br />

einer dieser bevorzugten sportlichen Aktivitäten. Wie sich Golfen jedoch auf<br />

eine bereits bestehende Varikosis auswirkt, und was Golfer gegen Venenprobleme<br />

tun können, beschreibt dieser Beitrag.<br />

Ähnlich dem Walking wird auch beim Golfen<br />

durch das Gehen und beim Schwingen mit dem<br />

Golfschläger die Funktionsfähigkeit der Venen<br />

über die Aktivierung der Muskelpumpe gefördert.<br />

Die Beinmuskulatur wird beim Gehen<br />

angespannt und auf diese Weise wird Druck<br />

auf die Venen ausgeübt. Bei Venengesunden<br />

kommt es so über gesunde, verschlussfähige<br />

Venenklappen zu einem geregelten Blutrückfluss<br />

von der Peripherie zum Herzen hin.<br />

Doch was geschieht mit Golfspielern, die<br />

von einem Venenleiden betroffen sind? (Abb. 1)<br />

Immerhin handelt es sich beim Venenleiden<br />

um eine Volkskrankheit: etwa 20 Millionen<br />

Bundesbürger haben Schätzungen zufolge<br />

ein behandlungsbedürftiges Beinvenenleiden.<br />

Deshalb ist auch mit einer hohen Anzahl aktiver<br />

Golferinnen und Golfer zu rechnen, die<br />

Abb. 1: Venenkranker Golfer<br />

| 58<br />

eine manifeste Venenerkrankung aufweisen.<br />

Trotz der Bewegung können während und<br />

nach einer vier bis fünf Stunden dauernden<br />

Golfrunde bei einer nicht adäquat versorgten<br />

venenkranken Person durchaus gravierende<br />

Probleme auftreten. Neben einer schmerzhaften<br />

Weichteilgewebsschwellung kann es<br />

durch Stauungsphänomene in den unteren<br />

Extremitäten bei manifester Varikosis, aber<br />

auch bei einer Schwäche des tiefen Venensystems<br />

(Leitveneninsuffizienz), zu Venenwandentzündungen<br />

(Thrombophlebitiden), oder<br />

sogar bei einer Thrombophlebitis insuffizienter<br />

Muskelvenen zur Thrombose des tiefen<br />

Venensystems kommen. Im schlimmsten Fall<br />

droht als Konsequenz der tiefen Venenthrombose<br />

eine lebensbedrohliche Lungenembolie.<br />

Diagnostik bei Venenerkrankungen<br />

Neben der klinischen Untersuchung haben<br />

sich die Doppler­ und die Farbduplexsonographie<br />

als die wichtigsten instrumentellen<br />

Untersuchungen durchgesetzt. Vor allem<br />

die Farbduplexsonographie vermittelt verlässliche<br />

Informationen über die Situation<br />

im epifaszialen Venensystem und kann über<br />

die Dynamik des tiefen Venensystems Aufschluss<br />

geben. Die Phlebographie als invasive<br />

und strahlenbelastende Untersuchung<br />

hat mittlerweile an Bedeutung abgenommen<br />

und wird nur bei besonderen Fragestellungen<br />

eingesetzt. Zur Quantifizierung der Venendruckpathologie<br />

kommen zwei physikalische<br />

Messungen in Frage: Die Pumpfunktion der<br />

Muskulatur wird mit der Photoplethysmographie<br />

erfasst, die venöse Kapazität der extra­<br />

und intrafaszialen Venen wird durch die<br />

Venenverschlussplethysmographie bestimmt.<br />

Beide Untersuchungen werden für die Routinediagnostik<br />

nur fakultativ eingesetzt.<br />

Vorbeugende Maßnahmen<br />

Als vorbeugende Maßnahmen bei venengesunden<br />

Personen wird beim Golfsport folgendes<br />

empfohlen:<br />

- Übermäßige, direkte Sonneneinstrahlung<br />

auf die Beine (Hitze) soll vermieden werden.<br />

- Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr,<br />

im Zweifel eher mehr, während der<br />

Golfrunde achten.<br />

- UV­Licht­protektive Salben und Cremes<br />

für beide Unterschenkel verwenden.<br />

- Beine regelmäßig kalt duschen, an den<br />

Füßen beginnend bis zu den Oberschenkeln<br />

aufwärts.<br />

- Kompressive Unterschenkelsportstrümpfe<br />

(Running Socks) zur Verbesserung<br />

der Venendrainage sowie der arteriellen<br />

Ruhe– und Maximaldurchblutung tragen.<br />

Therapiestrategien bei Venenkranken<br />

Als konservative Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Symptomatik, also gegen Schweregefühl,<br />

periphere Ödeme und Wadenschmerzen,<br />

bewähren sich folgende Maßnahmen:<br />

- Kompression mit Kompressionsstrümpfen<br />

unterschiedlichen Anpressdrucks zwischen


30 und 60 mm/Hg in Abhängigkeit von<br />

der Schwere und Art der Venenerkrankung<br />

- Medikamentöse Therapie mit Kapseln,<br />

Sprays und Salben auf der Basis von<br />

rotem Weinlaub, Rosskastanie, Arnika<br />

oder Mäusedorn.<br />

Interventionell operative Verfahren<br />

Diese dienen der Wiederherstellung einer<br />

suffizienten, venösen Drainage durch Ausschalten<br />

transfaszialer Refluxe, sowie der<br />

Entfernung irreversibel geschädigter epifaszialer<br />

Venenanteile. Ein optimales kosmetisches<br />

Ergebnis ist durch stadienadaptierte<br />

minimal invasive Verfahren zu erwarten.<br />

Als Goldstandard gilt auch heute noch die<br />

komplette Sanierungsoperation mit Ausschaltung<br />

des Rezirkulationskreises durch<br />

Crossektomie, partielle Saphenektomie, selektive<br />

Perforansdissektion und Exhairese<br />

der konjugierenden Seitenäste durch Miniphlebektomie.<br />

Die partielle Saphenektomie<br />

bis zum distalen Insuffizienzpunkt, der durch<br />

Farbduplexsonographie bestimmt wird, erfolgt<br />

bei uns mittels Kryoverfahren. Dieses<br />

Abb. 2:<br />

Kryosonde<br />

Abb. 3:<br />

Zugang zur<br />

Magnacrosse<br />

Abb. 4: Intraoperativer Crossensitus<br />

minimal invasive Verfahren hat sich bestens<br />

bewährt: Seit 1993 wurden über 16.000 Eingriffe<br />

mit diesen Verfahren in der <strong>ATOS</strong>­<strong>Klinik</strong><br />

erfolgreich und komplikationslos durch<br />

uns durchgeführt. Die erkrankte Stammvene<br />

wird dabei stadiengerecht ohne weitere Inzision<br />

im distalen Ober­/Unterschenkelbereich<br />

behutsam entfernt. Der Rest der gesunden<br />

Vene bleibt erhalten (siehe Abb. 2 bis 6).<br />

Alternativ zu Crossektomie und Venenexhairese<br />

werden in den letzten Jahren auch<br />

endoluminale nicht resizierende Verfahren<br />

eingesetzt. Dabei handelt es sich um Kathetersysteme,<br />

bei denen durch Laserenergie<br />

oder Radiowellen energie an der Katheterspitze<br />

Wärme erzeugt wird. Durch die intravasale<br />

Wärme kommt es zu einer Okklusion des Gefäßlumens.<br />

Auf eine Crossektomie wird bei<br />

diesen Verfahren verzichtet. Über den nachhaltigen<br />

Erfolg dieser Verfahren ist zur Zeit<br />

noch keine Aussage möglich, da nur kurze<br />

Nachbeobachtungszeiten und noch wenig<br />

randomisierte kontrollierte Vergleichsstudien<br />

zum Standardverfahren, wie oben beschrieben,<br />

publiziert sind.<br />

Die für den Patienten sichtbaren Seitenäste,<br />

und Besenreiser werden nach den oben<br />

beschriebenen differenten Stammvenensa­<br />

Abb. 5: Intraoperativ in die Magna<br />

eingeführte Kryosonde<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

nierungen durch gesonderte Inzisionen im<br />

Sinne einer Miniphlebektomie und zusätzlicher<br />

intravasaler Sklerosierungstherapie –<br />

sei es mit Schaum oder flüssig – beseitigt.<br />

Fazit<br />

Die heute zur Verfügung stehenden Verfahren<br />

zur Beseitigung der Varikosis sind in erfahrener<br />

Hand sicher und erzielen bei minimaler<br />

Invasivität sehr gute funktionelle<br />

und kosmetische Langzeitergebnisse. Durch<br />

die Beseitigung der pathologischen Refluxe<br />

normalisiert sich der venöse Rückfluss sowohl<br />

im verbliebenen epifaszialen als auch<br />

im subfaszialen Venensystem. So ist auch bei<br />

einem früher Venenkranken mit einer positiven<br />

Leistungssteigerung beim Golfspiel zu<br />

rechnen. ::<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Dr. Peter G. Friedl<br />

Dr. Eberhard M. Rappold<br />

Chirurgische Gemeinschaftspraxis<br />

in der <strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> Heidelberg<br />

peter.friedl@atos.de<br />

Abb. 6:<br />

Zustand nach<br />

Magna-Kryoexhairese<br />

(ohne<br />

Schnitt am Bein)<br />

59 |


:: Fachbeiträge<br />

Unterlidplastik<br />

Von Wolfgang Mühlbauer und<br />

Charlotte Holm Mühlbauer<br />

Sogenannte Tränensäcke, Augenringe, ausgeprägte Falten oder allgemeine Erschlaffung<br />

der Unterlider lassen müde, alt oder sogar krank aussehen. Sind<br />

krankheitsbedingte Ursachen ausgeschlossen, so kann ein plastisch-chrirurgischer<br />

Eingriff am Unterlid das Erscheinungsbild sehr verbessern.<br />

Systemische Krankheiten wie Herz­, Nieren­,<br />

Schilddrüsenleiden, Stoffwechsel­, Hormon­<br />

und Elektrolytstörungen, Allergien etc. sind als<br />

Ursache für Tränensäcke und Augenringe auszuschließen,<br />

ehe eine operative Intervention<br />

in Betracht gezogen wird. In den meisten Fällen<br />

liegt jedoch eine altersbedingte Erschlaffung<br />

der Lidstrukturen zu Grunde. Typischerweise<br />

tritt sie im mittleren Lebensalter erstmals<br />

in Erscheinung. Aber auch familiär belastete<br />

Jugendliche können schon darunter leiden.<br />

Die Lidhaut verliert an Elastizität, wird<br />

überdehnt, der Lidsphinkter (M. orbicularis<br />

oculi) erschlafft ebenso wie das dahinter lie­<br />

| 60<br />

gende Septum orbitale. Das orbitale Fettgewebe<br />

drängt wie eine Hernie nach vorne aus<br />

seinen nasalen, zentralen und lateralen Kompartements.<br />

Ungesunder Lebenswandel wie<br />

Schlafmangel, übermäßiges Sonnenbaden,<br />

Rauchen und Trinken beschleunigen diesen<br />

Vorgang.<br />

Operationsindikationen<br />

Abb. 1: Patient demonstriert “Schnapptest” bei Hypotonie des Unterlides<br />

Seniles Ek­ oder Entropion, paretischer Lagophthalmus<br />

bei Fazialislähmung, endokrine<br />

Ophthalmopathie mit sog. Basedow Augen<br />

u.a. stellen medizinische Gründe zur Opera­<br />

tion dar. In der Regel führen jedoch die mehr<br />

oder weniger auffälligen ästhetischen Beeinträchtigungen<br />

zum Plastischen Chirurgen.<br />

Präoperative Konsultation<br />

Die körperliche und organbezogene Untersuchung<br />

soll krankheitsbedingte Ursachen<br />

ausschließen. Der Schirmertest orientiert grob<br />

über ein Trockenes Auge­Syndrom (Sicca­<br />

Syndrom).<br />

Die klinische Sehprüfung hat schon manche<br />

einseitige Fehlsichtigkeit oder gar eine<br />

unbekannte einseitige Blindheit aufgedeckt.<br />

Im Zweifel sollte immer ein augenärztliches<br />

Konsil eingeholt werden. Ferner ist präoperativ<br />

auf Asymmetrien zu achten, denn<br />

diese können durch den Eingriff verstärkt<br />

werden, dann erst auffallen, und dem Operateur<br />

angelastet werden. Ganz wichtig ist<br />

der sog. Schnapptest, bei dem das Unterlid<br />

kurz vom Bulbus abgezogen wird. Wenn<br />

es zurückschnappt, liegt ein normaler Tonus<br />

des Unterlides vor. Träge Rückkehr in die<br />

Ausgangsposition oder sogar länger anhaltende<br />

Verziehung deuten auf eine Hypo­ bis<br />

Atonie der Unterlidstrukturen hin, die operativ<br />

berücksichtigt werden muss, um ein<br />

post operatives Ektropion zu verhindern. Vermutete<br />

Orbitafetthernien lassen sich durch<br />

Druck auf den Bulbus über das Oberlid verstärken<br />

und abgrenzen. Im Liegen reponieren<br />

sie sich nämlich selbst und fallen dann nicht<br />

mehr auf.<br />

Plastisch–chirurgische Eingriffe an den<br />

Unterlidern sind wesentlich schwieriger und<br />

komplikationsträchtiger als an den Oberlidern.<br />

Die eingehende mündliche und schrift­


liche Risikoaufklärung ist deshalb besonders<br />

wichtig. Eine unerwartete Lidrandverziehung<br />

oder gar ein postoperatives Ektropion belasten<br />

den Patienten, aber auch den Operateur<br />

über Monate. Wer sich als Operateur an die<br />

Unterlidplastik wagt, muss auch die Behandlung<br />

etwaiger Komplikationen beherrschen.<br />

Die Unterlidplastik wird häufig mit einer<br />

Korrektur der Oberlider verbunden, um beide<br />

Probleme in einer Sitzung zu lösen. Ein<br />

kombinierter Eingriff erhöht das Risiko nicht<br />

nennenswert.<br />

Ambulante oder stationäre Behandlung<br />

Die Behandlung kann ambulant in örtlicher<br />

Betäubung durchgeführt werden, ergänzt<br />

durch eine i.v. Analgosedierung. Die stationäre<br />

Unterbringung ist besonderen Umständen<br />

vorbehalten.<br />

Die örtliche Betäubung hat gegenüber der<br />

Narkose den Vorteil, dass der Patient während<br />

des Eingriffs „mitarbeiten“ kann, z. B.<br />

bei der Bestimmung des Ausmaßes der Haut/<br />

Muskel­Resektion.<br />

Operationstechniken<br />

Erschlaffte, faltige Unterlider und „Tränensäcke“<br />

werden schon seit über 100 Jahren<br />

operiert. Die genaue Kenntnis der chirurgischen<br />

Anatomie und Funktion des Unterlides<br />

ist absolute Voraussetzung.<br />

Das Auge bzw. die Hornhaut schützt<br />

man während der Operation am besten<br />

Abb. 4: Orbitale Septorrahie am Unterlid<br />

(nach Mühlbauer)<br />

Abb. 2: Patient mit ausgeprägten<br />

Tränensäcken<br />

mit einer lichtundurchlässigen Kontaktlinse<br />

gegen versehentliche Verletzung und das<br />

grelle Licht der Op­Lampe. Eine Lupenbrille<br />

erleichtert dem Operateur die Arbeit mit den<br />

feinen Lidstrukturen. Adrenalinzusatz, Radiotom<br />

oder Laser und bipolarer Koagulator<br />

ermöglichen das Operieren in blutarmer Umgebung.<br />

Beim üblichen äußeren, transpalpebralen<br />

Zugang wird die Inzision 1–2 mm<br />

unterhalb des Wimpernrandes angezeichnet<br />

mit einem Ausläufer in eine Krähenfußfalte<br />

seitlich des Lidwinkels. In der dünnen Lidhaut<br />

ist die Narbe schon nach einigen Wochen<br />

kaum noch zu erkennen.<br />

Klassisches Operationsverfahren<br />

Über den Schnitt entlang des Wimpernrandes<br />

wird ein Hautlappen präpariert. Vorherige<br />

„Hydrodissektion“ durch Injektion<br />

Abb. 5: Patient mit Orbitafetthernien<br />

an den Unterlidern<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

Abb. 3: Patient nach dem klassischen<br />

OP-Verfahren mit Haut-, Muskel- und<br />

Orbitafettresektion am Ober-und Unterlid<br />

des Betäubungsmittels unter die Lidhaut erleichtert<br />

die Ablösung vom M. orbicularis. Je<br />

nach Ausgangslage kann dieser Hautlappen<br />

bis über den Unterrand der Orbita hinaus<br />

gehoben werden. Der Hautlappen wird sodann<br />

geglättet, nach oben und temporalwärts<br />

verschoben und dabei gestrafft. Die<br />

Bestimmung des Hautüberschusses im Liegen<br />

auf dem Op.­Tisch wird erleichtert, wenn<br />

man den Patienten auffordert, nach oben zu<br />

blicken und gleichzeitig den Mund weit zu<br />

öffnen. Damit simuliert man die notwendige<br />

funktionelle Beanspruchung des Unterlides<br />

in aufrechter Körperhaltung. Eine zu großzügige<br />

Hautresektion führt postoperativ unweigerlich<br />

zu „Puppenaugen“ oder gar zum<br />

gefürchteten iatrogenen Ektropion.<br />

Häufig liegt gleichzeitig eine Erschlaffung<br />

des M. orbicularis oculi vor. Sinnvollerweise<br />

hebt man dann einen muskulokuta­<br />

Abb. 6: Patient nach orbitafetterhaltender<br />

Unterlidplastik (Septorraphie) nach Mühlbauer<br />

61 |<br />


:: Fachbeiträge<br />

Abb. 7: Junge Patientin mit Fetthernien<br />

am Unterlid ohne Hautüberschuss<br />

nen Lappen. Die Pars prätarsalis muss dabei<br />

geschont werden. Die Pars palpebralis des<br />

M. orbicularis wird temporalwärts gestrafft<br />

und mit 2–3 resorbierbaren Nähten an die<br />

Fascia temporalis superficialis fixiert (Myoraphie).<br />

Manche Operateure straffen den M.<br />

orbicularis zusätzlich mittels punktförmiger<br />

Koagulationen mit nachfolgender Teilfibrosierung.<br />

Bei ausgeprägter Hypo­ oder Atonie<br />

wird ein Orbicularisstreifen im Faserverlauf<br />

reseziert. Die Gefahr der Denervierung der<br />

cranialen Muskelanteile ist gering, da der M.<br />

orbicularis oculi durch ein dichtes Geflecht<br />

von N. facialis­Ästen der Rami zygomatici<br />

und buccales innerviert wird. Für den Ruhetonus<br />

ist überwiegend der nasale Anteil verantwortlich.<br />

Ist auch das Septum orbitale erschlafft,<br />

wölbt sich das intraorbitale Fettgewebe hernienartig<br />

vor zum sog. Tränensack. Beim<br />

klassischen Verfahren wird das vorgefallene<br />

Fettgewebe über Stichinzisionen oder breiter<br />

Eröffnung des Septums aus den drei Kompartementen<br />

(nasal, zentral, temporal) abgetragen.<br />

Die Resektionslinie muss sorgfältig<br />

koaguliert werden, um eine retrobulbäre<br />

Blutung zu verhindern.<br />

Orbitafetterhaltende Verfahren<br />

Die Orbitafettresektion kann noch nach Jahren<br />

zu stigmatisierenden Hohlaugen mit<br />

echtem Enophthalmus führen. Das Orbitafettgewebe<br />

hypertrophiert nicht (Ausnahme:<br />

endokrine Ophthalmopathie). Es ist deshalb<br />

physiologischer, die Hernie zu reponieren an­<br />

| 62<br />

Abb. 8: Patientin nach transkonjunktivaler<br />

Unterlidplastik mit Arcus marginalis Release<br />

und Orbitafett-Gleitlappen (nach Hamra).<br />

statt zu resezieren. Wir bevorzugen hierfür<br />

die orbitale Septoraphie (nach Mühlbauer).<br />

Der überdehnte caudale Septumanteil wird<br />

eingestülpt, damit verstärkt und mit nichtresorbierbaren<br />

Nähten an den Arcus marginalis<br />

fixiert. Alternativ kann man hierfür<br />

das kapsulopalpebrale Ligament verwenden.<br />

Die anatomischen Verhältnisse sind etwas<br />

schwieriger. Die Orbita wird dabei eröffnet<br />

und der M. depressor inf. durchtrennt.<br />

Orbicularismuskel und Unterlidhaut werden<br />

behandelt wie beim klassischen Vorgehen.<br />

Loeb und später Hamra schlugen die Lösung<br />

der bindegewebigen Verwachsung zwischen<br />

unterem Orbitarand und Orbicularis­<br />

Hautlamelle vor („arcus marginalis release“)<br />

mit anschließender Vorverlagerung der Fetthernie<br />

als gestielter Fettlappen und Fixierung<br />

einige Millimeter caudal davon. Mit diesem<br />

Verfahren lässt sich die Vorwölbung glätten<br />

und die augenringartige Einkerbung am Übergang<br />

zur Wangenhaut auffüllen.<br />

Transkonjunktivale Unterlidplastik<br />

Über einen Querschnitt durch die Konjunktiva<br />

ca. 5–6 mm kaudal der Unterlidkante<br />

gelangt man direkt auf das Septum orbitale<br />

bzw. die Orbitafetthernie. Sie wird nach<br />

dem Fetterhaltungsprinzip reponiert und das<br />

Septum durch eine Septoraphie verstärkt.<br />

Alternativ lässt sich über diesen versteckten<br />

Zugang auch das Verfahren des Arcus marginalis<br />

Release mit den Fettgleitlappen durchführen,<br />

wenn auch räumlich beengt.<br />

Einfacher dagegen ist dabei die Orbitafettresektion<br />

über Stichinzisionen. Der transkonjunktivale<br />

Zugang schont den M. orbicularis.<br />

Die Übersicht ist jedoch eingeschränkt. Man<br />

neigt deshalb zur Überdehnung des Lidhalteapparates.<br />

Die ideale Indikation sehen wir<br />

deshalb bei der isolierten Korrektur der Orbitafettherniation.<br />

Eine gleichzeitige feinfaltige<br />

Hauterschlaffung kann man mit einer<br />

zusätzlichen Laserabrasion und ­straffung<br />

glätten. Hierzu ist entsprechende Erfahrung<br />

und apparative Ausrüstung nötig, außerdem<br />

kann sich die Abheilung in die Länge ziehen.<br />

Neuerdings wird empfohlen, die transkonjunktivale<br />

Korrektur von „Tränensäcken“<br />

mit einer kleinen lateralen Lidhautresektion<br />

und einer seitlichen M. orbicularis – Straffung<br />

zu kombinieren bei Patienten, die ein<br />

erhöhtes Risiko für ein postoperatives Ektropion<br />

aufweisen.<br />

Kanthopexie – Kanthoplastik –<br />

Tarsektomie<br />

Ist der Lidhalteapparat (Tarsus und Ligg.canthi)<br />

erschlafft, sackt der Unterlidrand ab und<br />

tendiert zum Abkippen vom Bulbus. Die Korrektur<br />

muss die normale horizontale Spannung<br />

wiederherstellen.<br />

In leichten Fällen reicht eine Kanthopexie<br />

aus. Der untere Anteil des seitlichen Lidbändchens<br />

wird dabei mit einer Matratzennaht<br />

aus nicht resorbierbarem Material um<br />

2–3 mm gekürzt.<br />

Bei ausgeprägter Erschlaffung ist eine<br />

Kanthoplastik angezeigt. Bei ihr wird das<br />

Abb. 9: OP-Aufnahme: Laterale Kanthoplastik<br />

mit Bohrloch durch den Orbitarand


Abb. 10: Patientin mit tiefen Nasen-<br />

Wangen Furchen (Augenringen)<br />

seitliche Lidbändchen an der Innenseite<br />

des knöchernen Orbitarandes desinseriert,<br />

gekürzt und am besten über ein Bohrloch<br />

trans ossär oder an die Temporalisfaszie mit<br />

einer nicht resorbierbaren Naht (4­0) fixiert.<br />

Die vorherige Einkerbung der Ligg. retinacula<br />

am seitlichen Unterlid erleichtert das Vorgehen.<br />

Eine Kanthoplastik ohne Bohrlochfixierung<br />

neigt dazu, den lateralen Lidwinkel vom<br />

Bulbus abzuheben.<br />

Bei atonischem Unterlid oder seniler Erschlaffung<br />

(Ek­ und Entropion) verkürzt man<br />

am besten den Tarsus direkt durch pentagonale<br />

Resektion von bis zu 5 mm etwas medial<br />

des seitlichen Lidwinkels um diesen zu<br />

schonen.<br />

Die beschriebenen Methoden der horizontalen<br />

Unterlidstraffung/­kürzung werden<br />

isoliert oder im Zusammenhang mit einer<br />

Unterlidplastik insbesondere bei Sekundärkorrekturen<br />

eingesetzt.<br />

Nasen-Wangenfurche<br />

(tear trough deformity)<br />

Manchen stört eine tiefe Furche zwischen<br />

Nasenabhang und medialem Unterlid. Die<br />

dünne Haut und der M. orbicularis sind hier<br />

bindegewebig mit dem knöchernen Orbitarand<br />

verwachsen. Die Rinne wird durch Vorwölbung<br />

des benachbarten Unterlides durch<br />

Prolaps des Orbitafettgewebes optisch verstärkt<br />

und vermittelt dann den Eindruck von<br />

Müdigkeit oder sogar Krankheit.<br />

Zur Korrektur stehen uns verschiedene<br />

Möglichkeiten zur Verfügung. Aus unserer<br />

Abb. 11: Patientin nach Unterfütterung<br />

mit Orbitafett-Gleitlappen<br />

Sicht hat sich die Lösung der Adhäsion entlang<br />

des Orbitarandes (arcus marginalis release)<br />

und zusätzliche Unterfütterung mit<br />

den gestielten Orbitafettlappen aus dem<br />

nasalen und gegebenenfalls zentralen Kompartement<br />

am besten bewährt. Die Unterfütterung<br />

mit einem Dermis­Fett­Transplant<br />

aus der Retroaurikularregion stellt eine Alternative<br />

besonders bei gleichzeitigem Facelift<br />

dar.<br />

Eigenfetteinspritzungen sind wegen der<br />

nicht vorhersehbaren Resorptionsquote unzuverlässig.<br />

Die Injektion von alloplastischem Material<br />

wie Hyaluronsäureprodukten löst das Problem<br />

auf einfache Weise, jedoch nur mit vorübergehendem<br />

Erfolg.<br />

Von der Unterfütterung mit festen Kunststoffimplantaten<br />

raten wir wegen der dünnen<br />

Weichteilbedeckung ab.<br />

Postoperative Phase<br />

Eingriff und Heilverlauf sind praktisch<br />

schmerzlos. Stützende Steri­Strips entlasten<br />

das Unterlid, bis die Schwellungen zurückgegangen<br />

sind. Okklusions­ oder sogar<br />

Druckverbände sind gefährlich, weil sie die<br />

notwendige postoperative Visuskontrolle erschweren.<br />

Zudem können sie eine klaustrophobe<br />

Panik auslösen. Kalte, nasse Kompressen<br />

oder eine Kühlpackung werden als<br />

angenehm empfunden. Abschwellende Augentropfen<br />

sind empfehlenswert. Die intrakutanen<br />

Ausziehfäden können 6 Tage belassen<br />

werden. Schwellungen und Verfärbungen des<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

Unterlids im Sinne einer Ekchymosis bilden<br />

sich normalerweise im Verlauf einer Woche<br />

zurück. Sie lassen sich mit einer Sonnenbrille<br />

verdecken. Nach einem transkonjunktivalen<br />

Zugang kommt es meist zu einer Bindehautschwellung,<br />

manchmal sogar mit Unterblutung.<br />

Sie sieht beängstigend aus und kann<br />

das Unterlid vom Bulbus abheben. Abschwellende<br />

Augentropfen und beruhigende Worte<br />

lösen das Problem in einigen Tagen.<br />

Ergebnisse<br />

Fachmännisch ausgeführt können die beschriebenen<br />

Verfahren der Unterlidplastik<br />

befriedigende und lang anhaltende Ergebnisse<br />

erzielen. Für den Erfolg wichtig sind die<br />

richtige Auswahl der Patienten und das individuell<br />

abgestimmte Behandlungsverfahren.<br />

Entscheidender jedoch sind Geschick und<br />

Erfahrung des Operateurs.<br />

Probleme und Komplikationen<br />

Die Unterlidplastik ist anspruchsvoller und<br />

deutlich risikoreicher als der Eingriff an den<br />

Oberlidern.<br />

Intraoperativ<br />

Operieren im blutarmen Feld unter Lupenbrillenvergrößerung<br />

ist Voraussetzung, um die<br />

delikaten Lidstrukturen zu erkennen und entsprechend<br />

zu behandeln. Schutzlinsen helfen<br />

versehentliche Verletzungen von Kornea und<br />

Bulbus zu vermeiden. Dies gilt besonders für<br />

den transkonjunktivalen Zugang.<br />

Die Bestimmung des zu resezierenden<br />

Haut­/­Muskelüberschusses im Liegen auf<br />

dem Op.­Tisch ist schwierig. Wir verweisen<br />

auf die oben beschriebene, bewährte<br />

Methode. Im Zweifel immer zu wenig entfernen!<br />

Eine Überresektion von nur 1–2 mm<br />

kann zum Albtraum werden. Die stigmatisierende<br />

Verziehung oder gar Ektropionierung<br />

– euphemistisch auch postoperative<br />

„Stellungsanomalie“ genannt – zieht eine<br />

wochen­ bis monatelange konservative<br />

Nachbehandlung nach sich. Vielfach lässt sie<br />

sich nur durch sekundäre Korrektureingriffe<br />

wie Kanthoplas tik, Schläfen­Wangenlift oder<br />

Hauttransplantation beseitigen.<br />

63 |<br />


:: Fachbeiträge<br />

Bei Eingriffen am M. orbicularis benützen<br />

wir immer seitliche Aufhängenähte als<br />

Myoraphie zur Unterstützung des temporär<br />

geschwächten Ringmuskels .<br />

Eine Hypo­/Atonie der Unterlider besonders<br />

bei Männern mit schwerer, dicker Haut<br />

muss unbedingt präoperativ diagnostiziert<br />

werden, um böse Überraschungen zu vermeiden.<br />

In diesen Fällen muss die Unterlidplastik<br />

durch eine Kanthoplastik ergänzt<br />

werden.<br />

So genannte Jochbeinsäcke jenseits der<br />

eigentlichen Unterlider stellen ein besonderes<br />

Problem dar. Neben einer erweiterten<br />

Unterlidplastik dünnen wir zusätzlich das<br />

ödematöse Unterhautfettgewebe aus. Teilrezidive<br />

sind dennoch nicht selten.<br />

Postoperativ<br />

Anhaltende Ödeme behandeln wir mit<br />

Lymphdrainage. Außer durch Überresektion<br />

kann es durch fibrosierende Hämatome<br />

zwischen Lidhaut und Orbikularis oder zwischen<br />

Orbikularis und Septum zu Schrumpfung<br />

und Verziehungen des Unterlides kom­<br />

men. Längeres aktives Abwarten unterstützt<br />

durch Massage, topische Salbenanwendung<br />

und ggf. Injektion von Kortikosteroiden führt<br />

zur allmählichen Erweichung und Rückbildung<br />

der „Stellungsanomalie“. In hartnäckigen<br />

Fällen wird dennoch eine operative<br />

Revision unvermeidlich.<br />

Gelegentlich manifestiert sich ein latentes<br />

Sicca­Syndrom nach dem Eingriff. Es<br />

ist sehr schmerzhaft und belastend für den<br />

Patienten. Eine augenärztliche Kontrolle und<br />

Behandlung sollte sofort in die Wege geleitet<br />

werden.<br />

Bei Wiederholungseingriffen am Unterlid<br />

empfiehlt sich besondere Zurückhaltung.<br />

Zusammenfassung<br />

Falten und „Tränensäcke“ sind zumeist die<br />

Folge von alterungsbedingter Erschlaffung<br />

der Lidstrukturen, verstärkt durch ungesunden<br />

Lebenswandel. Die störenden Erscheinungen<br />

lassen sich durch eine Reihe von indivi duell<br />

abgestimmten plastisch­chirurgischen Behandlungsverfahren<br />

korrigieren meist im<br />

Rahmen einer ambulanten Behandlung unter<br />

örtlicher Betäubung ergänzt durch Dämmerschlafsedierung.<br />

Die Unterlidplastik ist operationstechnisch<br />

anspruchsvoller als der<br />

Eingriff am Oberlid und mit einem etwas höheren<br />

Risiko verbunden. In fachmännischen<br />

Händen führt sie zu sehr befriedigenden<br />

und lang anhaltenden Ergebnissen. Eventuelle<br />

Komplikationen sind mit konservativen<br />

oder operativen Behandlungsmaßnahmen<br />

beherrschbar. ::<br />

Prof. Dr. Wolfgang Mühlbauer<br />

PD Dr. Charlotte Holm Mühlbauer<br />

Fachärzte für Plastische und Ästhetische<br />

Chirurgie<br />

<strong>ATOS</strong> <strong>Klinik</strong> <strong>München</strong><br />

www.prof-muehlbauer.de<br />

www.dr-holm-muehlbauer.de<br />

holm@atos-muenchen.de<br />

Gesundwerden und Wohlfühlen<br />

in traumhafter Lage<br />

Medical Park Bad Wiessee St. Hubertus ist eine anerkannte<br />

Rehabilitationsklinik für Orthopädie/Traumatologie/Sportmedizin<br />

sowie Innere Medizin/Kardiologie. Unser Haus<br />

verfügt über modernste Medizintechnik und ein eigenes<br />

Labor. Optimale Diagnostik und Therapie sind damit zu jedem<br />

Zeitpunkt gewährleistet. Unser hochqualifiziertes Team unterstützt<br />

Sie mit Kompetenz und umsorgt Sie mit Herzlichkeit.<br />

Für unsere anspruchsvollen Patienten bieten wir exklusive,<br />

grosszügige Suiten an, wo auch der Wunsch nach Privatsphäre<br />

professionell erfüllt wird: eigene Therapie-, Wellnessund<br />

Aufenthaltsbereiche stehen zur Verfügung.<br />

Medical Park Bad Wiessee St. Hubertus<br />

Sonnenfeldweg 29 • 83707 Bad Wiessee<br />

Telefon: 0 80 22/8 43-0 • Telefax: 0 80 22/8 37 08<br />

E-Mail: st.hubertus@medicalpark.de • www.medicalpark.de<br />

Gesundwerden und Wohlfühlen<br />

in traumhafter Lage


<strong>ATOS</strong> Symposium 2010<br />

Arthroskopische Gelenkchirurgie – Live aus der Praxis<br />

Heidelberg<br />

Samstag, 13. November 2010<br />

Heidelberger Schloss<br />

Anmeldung:<br />

www.kreuzband.de<br />

VERTEBRIS<br />

das vollendoskopische,<br />

Wirbelsäulen-Instrumentarium<br />

von RICHARD WOLF<br />

erweitert in einmaliger<br />

Weise das Anwendungsspektrum<br />

bei der Operation<br />

von Bandscheibenvorfällen<br />

und Spinalkanalstenosen in<br />

minimalinvasiver Technik.<br />

RICHARD WOLF ist der<br />

kompetente Partner in der<br />

vollendoskopischen<br />

Wirbelsäulenchirurgie.<br />

Dieses Instrumentarium<br />

bietet Ihnen, durch seinen<br />

modularen Aufbau, eine<br />

große Bandbreite des<br />

Anwendungsspektrums.<br />

Sebastian Ruetten<br />

info@richard-wolf.com · www.richard-wolf.com<br />

Während sich<br />

andere aufwärmen –<br />

setzen wir Maßstäbe!<br />

VERTEBRIS<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

RICHARD WOLF GmbH · Postfach 1164 · D-75434 Knittlingen · Tel.: 0 70 43 - 35-0 · Fax: 0 70 43 -35300<br />

BELGIEN / NIEDERLANDE · DEUTSCHLAND · FRANKREICH · INDIEN · ÖSTERREICH · UK · USA · V.A.E.<br />

Auch im Jahr 2010 möchten wir Sie wieder recht herzlich<br />

zu einer praxisnahen Weiterbildungsveranstaltung<br />

einladen.<br />

Im Mittelpunkt stehen interessante Themen rund um die<br />

moderne arthroskopische Gelenkchirurgie an Kniegelenk,<br />

Schulter, Hüfte und Fuß bei Jugendlichen und Erwachsenen,<br />

dargestellt von erfahrenen Referenten.<br />

Die Vorträge werden durch aktuelle Live­Operationsvideos<br />

veranschaulicht.<br />

Freuen Sie sich mit uns auf einen kurzweiligen und unterhaltsamen<br />

Kongress in den historischen Räumlichkeiten<br />

des Heidelberger Schlosses.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Rainer Siebold, Hajo Thermann und Hans H. Pässler<br />

<strong>ATOS</strong>news<br />

spirit of excellence<br />

Info / Service-Nr. 067.05


T E R M I N E 2 0 1 0<br />

4. und 5. Mai 2010<br />

TESSYS ® Workshop<br />

Neurochirurgie<br />

Institut für Anatomie Graz / LKH Graz<br />

Neurochirurgie, Vorträge, praktische<br />

Übungen am Präparat, Live-OP<br />

14. und <strong>15</strong>. Mai 2010<br />

TESSYS ® User Meeting<br />

in Veenhuizen / NL, Rugkliniek Iprenburg<br />

18. und 19. Juni 2010<br />

TESSYS ® Workshop Ruprecht-<br />

Karls-Universität Heidelberg<br />

Institut für Anatomie und Zellbiologie<br />

Vorträge, praktische Übungen am Präparat<br />

23. bis 26. September 2010<br />

IGOST OP-Kurs Wirbelsäule<br />

Münster<br />

Vorträge, praktische Übungen am Präparat<br />

und Industrieausstellung<br />

5. und 6. November 2010<br />

TESSYS ® Workshop Paracelsus<br />

Medizinische Privatuniversität<br />

Salzburg<br />

Vorträge, praktische Übungen am Präparat<br />

Weitere Informationen erhalten Sie unter:<br />

www.joimax.com<br />

joimax ® GmbH<br />

An der RaumFabrik 33a, Amalienbadstraße 36<br />

76227 Karlsruhe - Germany<br />

PHONE +49 (0) 721 255 14-0<br />

FAX +49 (0) 721 255 14-920<br />

MAIL info@joimax.com<br />

:: Notes & <strong>News</strong><br />

„Schulterchirurgie“ von Prof. Habermeyer<br />

in neuer Auflage erhältlich<br />

Im April 2010 erschien die völlig überarbeitete und wesentlich erweiterte<br />

4. Auflage der „Schulterchirurgie“, herausgegeben von Prof. Dr. Peter Habermeyer,<br />

Dr. Sven Lichtenberg und Dr. Petra Magosch.<br />

Mit 880 Seiten und 1600 farbigen Abbildungen ist eine aktuelle Übersicht über den<br />

gesamten Stand der Schulterchirurgie entstanden: Nachschlagewerk, Lehrbuch und<br />

Operationsatlas – das gesamte schulterchirurgische Wissen in einem Buch.<br />

Die Diagnoseverfahren sowie alle offenen und arthroskopischen Operationstechniken<br />

wurden umfangreich überarbeitet. Neu hinzu kamen die arthroskopischen<br />

Operationen des AC­Gelenkes.<br />

Die Schulterendoprothetik wurde in drei Kapitel unterteilt:<br />

– Primäre und sekundäre Frakturprothetik,<br />

– anatomische Schulterendoprothetik und<br />

– inverse Schulterprothetik.<br />

Als weitere neue Kapitel ergänzen die Schulterinfektionen,<br />

die Arthrodese mit skapulothorakaler Stabilisierung und die<br />

Schulterscores as Standardwerk.<br />

Das Werk ist im Elsevier­Verlag erschienen<br />

(ISBN 978­3­437­22341­9) und 299 EUR kosten.<br />

Der Subskriptionspreis liegt bei 249 EUR.<br />

„AE­Manual Endoprothetik Schulter“ von<br />

Prof. Loew neu erschienen<br />

Das AE­Manual der Endoprothetik Schulter, herausgegeben von Prof. Markus Loew,<br />

ist neu erschienen.<br />

Der Band zur Schulterendoprothetik ist Teil des Gesamtwerkes „Manual der Endoprothetik“,<br />

herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik. Er wendet<br />

sich an alle an der Schulterchirurgie interessierten Ärzte und vermittelt in umfassender,<br />

verständlicher Form sowohl Basis­ als auch Expertenwissen. Gut strukturiert<br />

und reich bebildert, enthält der Band alle notwendigen Informationen zu Geschichte<br />

und technischer Entwicklung in der Schulterendoprothetik. Die operativen Zugänge<br />

werden Schritt für Schritt dargestellt einschließlich operativer<br />

Tipps und Tricks bei speziellen Indikationen wie rheumatischer<br />

Gelenkzerstörung, Nekrose, Defektarthropathie,<br />

Humeruskopffrakturen, posttraumatischen Deformitäten<br />

und Tumoren. Die unterschiedlichen Prothesenmodelle<br />

werden darüber hinaus ausführlich beschrieben.<br />

Das AE­Manual „Schulterprothetik“ umfasst 310 Seiten<br />

mit 397 Abbildungen. Es ist erschienen im Springer Verlag<br />

(ISBN 978­3­642­02853­3) und kostet <strong>15</strong>9,95 EUR.


Resorption Erster Wahl<br />

MegaFix ® - bioresorbierbare Interferenzschrauben<br />

ART 50/D/08/08/A<br />

KARL STORZ GmbH & Co. KG, Mittelstraße 8, D-78532 Tuttlingen/Deutschland, Telefon: +49 (0)7461 708-0, Fax: + 49 (0)7461 708-105, E-Mail: info@karlstorz.de<br />

KARL STORZ Endoskop Austria GmbH, Landstraßer-Hauptstraße 146/11/18, A-1030 Wien/Österreich, Tel.: +43 1 7<strong>15</strong> 6047-0, Fax: +43 17<strong>15</strong> 6047-9, E-Mail: storz-austria@karlstorz.at<br />

www.karlstorz.com


Hergestellt in Deutschland<br />

Made in Germany<br />

Hallux Valgus Schiene<br />

Dynamische<br />

Redressionsorthese<br />

mit einstellbarem<br />

Federgelenk<br />

Funktionsweise<br />

Ein stufenlos einstellbarer Federmechanismus erzeugt eine<br />

Korrekturkraft in Richtung der physiologischen Grundstellung.<br />

Durch den elastischen Dauerzug wird die Dehnung des<br />

verkürzten Gewebes stimuliert. Eine schädliche, schmerzhafte<br />

Überdehnung wird vermieden.<br />

Hilfsmittelnummer 23.01.01.0002<br />

albrecht GmbH • Simser Weg 2 • D-83071 Stephanskirchen<br />

Phone +49 (0)8036 / 30329-0 • Fax +49 (0)8036 / 30329-20 • www.albrechtgmbh.com

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!