16.12.2012 Aufrufe

Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wo solches Engagement nicht zu beobachten ist oder die Überlieferung einfach abbricht,<br />

lassen sich heutzutage die Lücken bis zu einem gewissen Grad schließen. <strong>Frankenheim</strong>er<br />

Kirchendaten sind ergänzbar. Als Erstes kommt dafür das Archiv der benachbarten evangelischlutherischen<br />

Kirchgemeinde Oberweid in Betracht. Wie erinnerlich, waren <strong>Frankenheim</strong> und<br />

Birx mehr als zweihundert Jahre, von 1656 bis 1866, Filialdörfer des alten Kirchspiels<br />

Oberweid. Aus der Vielzahl der einschlägigen Hinweise sei angesichts der <strong>Frankenheim</strong>er<br />

Entwicklung zum sozialen Brennpunkt vorab auf die Oberweider Kirchenchronik der Jahre nach<br />

1817 verwiesen.<br />

Hier ist unter dem 10. Dezember 1855, lange vor dem Engagement eines Pfr. Wuttig, vom<br />

Weimarer Kirchenrat Dr. Dittenberger zu lesen, dass er dem Oberweider Pfarrer Seidler einen<br />

nicht unbeträchtlichen Geldbetrag schickte. Damit sollte eine Spinnanstalt „zum Besten der<br />

Nothleidenden in <strong>Frankenheim</strong> und Birx“ gegründet werden. Weisungsgemäß kam es auch dazu.<br />

Der Lohn soll in Geld oder in Naturalien ausgezahlt worden sein, in Erbsen oder Linsen, so „wie<br />

es jeder bedurfte“. Nicht genug damit, die Anfänge evangelischer Philanthropie lassen sich<br />

anhand derselben Chronik durchaus weiterverfolgen. Unter dem 23. Dezember des Jahres 1855<br />

ist die Rede von mehreren Paketen mit wollenen Sachen und von mehreren Zuschriften der<br />

Schülerinnen des Weimarer Sophienstiftes. Adressat ist derselbe Pfr. Seidler. Er wurde gebeten,<br />

die Stricksachen an arme Schulkinder im <strong>Eisenach</strong>er Oberland zu verteilen, vornehmlich in<br />

<strong>Frankenheim</strong> und Birx, doch auch in Oberweid. Von Weimar aus war die Geheime<br />

Regierungsrätin Rathgen vermittelnd tätig geworden. Den Mädchen ging es anscheinend darum,<br />

mit ihren Zuwendungen eine Weihnachtsfreude zu bereiten. Vermutlich entstammten sie einem<br />

begüterten Elternhaus. Unter ihnen befand sich auch Emilie Dittenberger, die Tochter des<br />

gleichnamigen Kirchenrates. 6<br />

Darüber hinaus liegt es nahe, das Oberweider Archiv auf seine Register zu befragen. In der<br />

dortigen Taufmatrikel bestätigt sich dann, was der damalige Pfr. von Oberweid, Johannes<br />

Matthaeus Sell, im ersten Kirchenbuch von <strong>Frankenheim</strong> und Birx notierte, dass sich nämlich<br />

vor 1656 keine einschlägigen Eintragungen nachweisen lassen und alle späteren Taufen<br />

richtigerweise nur im besonderen <strong>Frankenheim</strong>-Birxer Kirchenbuch vermerkt werden. 7 Weit<br />

interessanter sind jedoch drei Eintragungen im Oberweider Trau- und Sterberegister derselben<br />

Jahre. 8 So setzt etwa die Oberweider Information, 1654 hätten zwei junge Frauen aus den Birxer<br />

Familien Abe und Röll nach Oberweid geheiratet, vor dem ersten Kirchenbuch der hiesigen<br />

Pfarrei an. Und für die Zeit danach lässt aufmerken, dass laut eines Trauvermerks von 1665<br />

Erhard Lautenbach, der erste einer langen Reihe von <strong>Frankenheim</strong>er und Birxer Lehrern, aus<br />

Oberweid stammte. Hauptort und Filialorte waren über die Lehrerschaft mithin auch familiär<br />

verzahnt, innerhalb der evangelischen Kirche mit ihrer unübersehbaren Zentrierung auf Schule<br />

und Lehrer eine nicht unbeachtliche Feststellung.<br />

Von da aus ist es allenfalls ein Schritt, will einer auf die vielen Textstellen zugreifen, welche<br />

die übrige kirchliche Verfassung erhellen, damit jedoch für jene Jahre unbestreitbar auch die<br />

weltliche Realität von <strong>Frankenheim</strong> und Birx. Das Oberweider Archiv enthält unter anderem<br />

präzise Informationen zur Pfarrinvestitur von 1748, damit aber unter anderem zur bisherigen<br />

Karriere des neuen Pfarrers. Angesprochen wird die Zustimmung von „Franckenheim“ und<br />

„Pirx“, inwieweit beide Ortschaften mit seiner „Person, Lehr und Leben“ einverstanden sind.<br />

6 Kirchen-Chronik der Parochie Oberweid, angefangen im Jahr 1817 von Heinrich August Blättner, damaligen<br />

Pfarrer daselbst, fol. 170v-r (Pfarrarchiv Oberweid).<br />

7 In nomine Sacramentae ac individuae Trinitatis. Kirchenregister aller zu Oberweid Getaufften ab anno 1651<br />

(Pfarrarchiv Oberweid; geprüft wurden die Folios 1v bis 18r); Kirchen-Register aller Getaufften <strong>Frankenheim</strong>er und<br />

Birxemer Kinder von anno 1656, in: Kirchenbuch von <strong>Frankenheim</strong> und Birx, 1656-1756 (Rückentitel von 1938),<br />

fol.1r (Pfarrarchiv <strong>Frankenheim</strong>: K 034/664*).<br />

8 Register der Copulirten zu Oberweid und Register der Verstorbenen zu Oberweid von 1651, beides in: Trau- und<br />

Sterberegister Oberweid, 1651-1760, fol. 130v und 133r (Pfarrarchiv Oberweid).<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!