16.12.2012 Aufrufe

Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Böhlau, der Kirchgemeinde Birx anläßlich der Einweihung der neuen Kirche, im Jahre<br />

1870, höchstpersönlich schenkte.<br />

Seien am Ende noch die Quellen und Sekundärliteratur angesprochen, die uns in die<br />

Geschichte einer sich organisatorisch ständig erneuernden Kirche einführen. Dass dieses Archiv<br />

über einen verhältnismäßig guten Bestand auch von Informationen dieser Art verfügt, ist ein<br />

Glücksfall. So läßt sich neben den Verwerfungen im Rahmen der Synodalbewegung der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts beispielsweise über die Trennung von Kirche und Staat detailliert<br />

nachlesen. Dafür stehen die gedruckten Materialien zur Gründung der Thüringischen<br />

Landeskirche nach 1918 zur Verfügung. In welch problematische Lage man durch den Wegfall<br />

des landesherrlichen Kirchenregiments geraten war, wie das Wegbrechen der Arbeiterschaft<br />

aufgefangen werden sollte, was in einem zunehmend entkirchlichten, der Kirche weitgehend<br />

unzugänglich gewordenen Umfeld für die Weitergabe religiös fundierten Wissens ohne eine<br />

kirchlich vorprogrammierte Schule zu tun sei – man kann es in <strong>Frankenheim</strong> etwa anhand der<br />

Lageberichte des Landesbischofs Reichardt bis in die seinerzeitigen Diskussionen hinein<br />

verfolgen.<br />

Daran nimmt vieles bereits voraus, was nach dem Zweiten Weltkrieg erneut anstand. Nur<br />

würde es in den Jahren nach 1945 nicht mit früheren Antworten getan sein, speziell nicht in der<br />

DDR. Erinnert sei aus der Fülle des Materials an die Kirchentage der 50er Jahre. Noch im<br />

Layout der nachträglichen Zusammenfassung und über deren Abbildungen, man betrachte nur<br />

die Pose des Präsidenten oder die blonden, an bestimmte Aufnahmen der dreißiger Jahre<br />

erinnernden Chorsänger, 87 tritt mit dem Berliner Treffen von 1951 eine kirchlich<br />

unverwechselbare Welt auf den Plan. Wie schon aus diesen wenigen Bildern ersichtlich, erwuchs<br />

der neuen Kirche ihre ureigenste Problematik auch daraus, dass man sich habituell überaus<br />

langsam von dem zu lösen vermochte, was eine schicksalhafte Verstrickung, wenn nicht bloß<br />

eine unheilvolle Entgleisung zu sein hatte, nämlich die allerjüngste Geschichte, die ja auch eine<br />

Geschichte der evangelischen Kirche war.<br />

Von daher betrachtet überlagerten sich die Probleme in den frühen Jahren der DDR. Damals<br />

ging es nicht mehr einzig und allein um eine vergleichsweise simple, sozusagen abstrakte<br />

Trennung von Kirche und Staat. Jede verbale Kehrtwendung schuf hier nur bedingt Abhilfe. Da<br />

mochte von Thadden in der Abschlußpublikation der Berliner Tage noch so bestimmt einer<br />

Kirche fern der „weltlichen Machtsysteme“ das Wort reden, Bischof Lilje am selben Ort<br />

jedwede „Anleihe bei der propagandistischen Manier der Welt“ noch so weit von sich weisen,<br />

jede „Aufpeitschung der Empfindungen“ für die soeben erlebten „Massenversammlungen großen<br />

Stils“.<br />

Letzten Endes eben doch weniger abgelegen, als es zunächst den Anschein hatte, sind beide<br />

Kirchgemeinden von all dem nicht ausgenommen. Unaufgearbeitete Geschichte war und ist<br />

Gegenwart. Fragwürdige Kontinuitäten kultureller Art gibt es auch hier. So kamen über<br />

Jahrzehnte gleich mehrere Exemplare des deutsch-christlichen Gesangbuches von 1941 ganz so,<br />

als ob es nicht anders sein könne, neben eine Anzahl von Singheften des Thüringer<br />

Kirchenchorwerkes aus den fünfziger Jahren zu stehen. 88 Und dabei war der allseits geschätzte<br />

Herausgeber dieser Hefte bereits zuvor mit Hymnen auf ein „deutsche(s) Werden“ in dem<br />

Gesangbuch von 1941 hervorgetreten, bezeichnenderweise unweit dem „Gebet für Führer und<br />

87 Friedrich Bartsch (Hg.), Der Deutsche Evangelische Kirchentag Berlin 1951. Ein Bericht in Wort und Bild.<br />

Herausgegeben von … im Auftrage des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Berlin:<br />

Evangelische Verlagsanstalt, 1952, S. 30 und 45 (Bilder), 70 (nachfolgendes Zitat) und 77 (Bischof Lilje)<br />

(Pfarrarchiv <strong>Frankenheim</strong>/Birx, 061020/85).<br />

88 Vgl. zu den Singheften die Nummern 061124/11 und 061124/17 bis 061124/19, daneben: Großer Gott wir loben<br />

dich, Weimar: Der neue Dom. Verlag für deutschchristliches Schrifttum, 1941, ebenfalls im hiesigen Archiv unter<br />

061124/60.<br />

60

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!