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Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

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Arbeitsmethoden anpreisen. Versprochen, ja garantiert wurde dergestalt ein anderes Leben.<br />

Im Vordergrund steht die Landwirtschaft, vom Kartoffel- bis hin zum Flachsanbau. Drainage<br />

und eine neue Viehzucht deuten den Weg in die Zukunft. Eine gekonnte Buchführung stößt<br />

gleichsam die Tür auf zu einer modernen Welt.<br />

Auch der Mensch würde nicht mehr derselbe sein. Dem fleißigen Leser wird von Prof. Dr.<br />

Bock in dessen Bau, Leben und Pflege des menschlichen Körpers (1878) aufgezeigt, was eine<br />

neue „Hygieine“, wie es damals noch heißt, und eine gesunde Lebensweise (Diätetik) bewirken.<br />

So aber ist der Katechismus der Uhrmacherkunst von Friedrich Hermann mehr als nur eine<br />

treffliche Bastelanleitung. Als praktische Ökonomik der Zeit passte sich das Buch 1874 nur zu<br />

gut in eine Reihe ein, die der Leipziger Verleger J. J. Weber den „Belehrungen aus dem Gebiete<br />

der Wissenschaften, Künste und Gewerbe“ widmete. Nimmt man alles zusammen, treffen wir in<br />

der <strong>Frankenheim</strong>er Volksbücherei auf ein Kaiserreich, wie es auch auf diesem Weg, über ein<br />

derart sublimes Verfahren dazu beitrug, den Einzelnen – ohne, dass er sich dessen groß bewusst<br />

wurde – auf seinen wirtschaftlichen Nutzwert zu reduzieren.<br />

45<br />

• Hl. Schrift, Predigtsammlungen und Erbauungsliteratur<br />

Bibeltexte und Predigtanleitungen geben den Schwerpunkt der vormaligen und jetzigen Kirchen-<br />

bzw. Pfarramtsbibliothek ab. Unmittelbar daneben steht eine Vielzahl von Agenden. Hiermit<br />

gleichauf liegt allenfalls der Religionsunterricht, aber nur, weil die evangelische Kirche seit dem<br />

frühen 20. Jahrhundert mehr und mehr die Schule verlor und später, in der DDR, auf diesem<br />

Gebiet enorm investieren musste, um sich der Konkurrenz bzw. des staatlichen Drucks zu<br />

erwehren. Mit solchen Eckpunkten ist aber, was nie unterschätzt werden sollte, auch der<br />

pfarrliche, für die frühen Jahre sogar der schulische Aufgabenbereich, demnach kirchliche Arbeit<br />

vor Ort umschrieben. Alle Schätze des 17. und 18. Jahrhunderts vorübergehend ausgenommen:<br />

Wir haben es quantitativ mit einer Praktikerbibliothek des späten 19. Jahrhunderts zu tun, die bis<br />

weit ins 20. Jahrhundert ihre zeitgemäße Forsetzung findet. Ablesbar wird das nicht zuletzt<br />

daran, wie schwach die Theologie oder das kanonische Recht vertreten sind. Dementsprechende<br />

Fragen lagen allem Anschein nach über den gesamten Zeitraum hin fern.<br />

Jeder Überblick wäre im vorliegenden Fall unvollständig, ohne die Erbauungsliteratur<br />

anzusprechen, gehören doch beachtlich viele der anzuzeigenden Bücher gerade diesem Genre an.<br />

Zu einer solchen Massierung vorab nicht mehr, als was sich angesichts des kulturellen Gefälles<br />

ohnehin aufdrängt und nur auf Kosten eines umfassenden Verständnisses übergangen würde:<br />

Wie die schöngeistige Literatur dieser kleinen, aber in sich reichen Bibliothek, ist auch derartiges<br />

Schriftgut vor allem anderen mit der religiös-kulturellen, gemessen an seinem Umfeld exquisiten<br />

Vorbildung des evangelischen Pfarrhauses in Verbindung zu bringen. Für derart einfühlsame<br />

Texte voller Poesie eigener Art mußte erst ein gewisser Sinn vorhanden sein, eine bestimmte<br />

Grunddisposition, bevor man sich auf dieser Seite für die eine oder andere Anschaffung<br />

entschied.<br />

Dass sich insofern die Gewichtungen allmählich verschoben, mit den Jahren der DDR, doch<br />

weitgehend unabhängig von allen rein politischen Vorgaben, ein noch lange nicht<br />

abgeschlossener Prozess einsetzte, wird an den voluminösen lateinischen oder griechischen<br />

Wörterbüchern mit Händen greifbar, über die diese Bibliothek wie selbstverständlich verfügt.<br />

Bis ins späte 18. Jahrhundert zurückgehend, entstammen sie einer anderen Zeit, sind<br />

humanistischen Bildungsidealen verpflichtet, sprechen bei aller Materialität und Monotonie einer<br />

feinsinnigeren Ästhetik das Wort, sind mittlerweile indessen – wenn es hoch kommt – bestaunte<br />

Fossilien geworden. Doch nach diesem kultursoziologischen Vorspann, endlich zum Kern des<br />

hiesigen Buchbestandes, zur Hl. Schrift, danach zu den Predigtwerken und abschließend zu den<br />

Erbauungsschriften.

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