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Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

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Mit dieser Ordnung sei gleich in mehrfacher Hinsicht gebrochen, nicht nur mit Blick auf<br />

die Gemeindebücherei. Von nun an hat man es mit einer einzigen, virtuellen Bibliothek zu tun.<br />

Frühere Unterteilungen besonders der Anfangsjahre waren letztlich nur sozial bedingt. Wenn<br />

auch die Besitzereinträge der nachfolgenden Jahrzehnte die Grenzen zu verwischen scheinen,<br />

zunehmend die Kirchgemeinde als Eigentümer auftritt: In der Sache ging es insbesondere<br />

anfänglich darum, zwischen Pfarrer und Gemeindevolk zu unterscheiden. Bei dieser Logik stand<br />

allenfalls die Schule, vielleicht noch die Pfarrfrau oder das Pfarrhaus als Ganzes für Übergänge.<br />

Den augenfälligsten Beweis für eine sozial begründete Verteilung von Lesestoff liefern die<br />

zahlreichen Praktiker-Schriften der ehemaligen Volksbibliothek, so etwa zum Kartoffelanbau<br />

oder zur Milchwirtschaft. Und für die sog. Pfarr(amts)bibliothek ist es nicht grundlegend anders.<br />

Was differiert, sind allenfalls die Vorzeichen. Zu denken ist an die Predigtanleitungen teils gar<br />

aus dem frühen 17. Jahrhundert. Oder nehmen wir die theologische Literatur, die verschiedenen<br />

Editionen der Hl. Schrift und deren wechselnde Kommentierung. Sieht man von der Lehrerschaft<br />

ab, wären Laien vom einen wie vom anderen nur verunsichert worden.<br />

Ob man will oder nicht: Auch praktische Hilfen haben es an sich, im selben Zug einen<br />

bestimmten gesellschaftlichen Status zuzuweisen. So schrieb jede noch so flüchtige Lektüre an<br />

der jeweiligen Schichtzugehörigkeit weiter, insistierte auf dem Status quo, platzierte in der Regel<br />

schon die nächste Generation, ohne dass die Ratschläge deswegen abgewiesen worden wären –<br />

eher umgekehrt. Auf Vorteile dieses Schlages wollten die Betroffenen beider Seiten nicht<br />

verzichten. Die völlig zerlesenen Exemplare der Volksbücherei seien dafür des Beweises genug.<br />

Festgehalten zu werden verdient ein ausgesprochenens Beharrungsvermögen bei der<br />

Leserschaft. Es sind strukturellen Vorgaben, an denen die Benutzer durch ihr mehr oder weniger<br />

intensives Leseverhalten mittrugen. Gelegentliches Rebellieren war deswegen nicht gänzlich<br />

ausgeschlossen. Dörflicher Friede, wie er einem auf den ersten Blick begegnet, sollte nicht<br />

täuschen: Weder Birx noch <strong>Frankenheim</strong> kamen jemals zur Ruhe und dies trotz der<br />

Pfarreigründung von 1866/67 mit ihren stark ordnungspolitischen Intentionen.<br />

Mit der vorgefundenen Einteilung wird aber auch aus rein arbeitstechnischen Erwägungen<br />

gebrochen. Gründe einfachster Praktikabilität sprachen dafür, den neuen Gesamtbestand nicht –<br />

wie gemeinhin üblich – alphabetisch oder thematisch und dann wiederum chronologisch<br />

aufzustellen. Ältere, meist beschädigte und in absehbarer Zeit wohl kaum restaurierte Werke<br />

sollten nicht der Gefahr ausgesetzt werden, unnötig wieder umgestellt zu werden. Und was jede<br />

neuerliche Auflistung der Bücher angeht, brauchen weitere Anschaffungen oder Geschenke<br />

künftig nur am Ende des jetzigen Verzeichnisses angefügt werden. Nicht viel anders ist es für<br />

den verbleibenden Regalplatz. Für die gewünschte Ordnung sorgt der Computer, ganz wie die<br />

jeweilige Fragestellung über die Trefferquote bestimmt, etwa das gesuchte Buch zutage fördert,<br />

den zu ermittelnden Autor auch wirklich findet oder verschiedene Schriften einander zuordnet,<br />

so dass weiterführende Zusammenhänge ersichtlich werden. Statt eines fixen Schemas ist das<br />

Verzeichnis benutzerdienlich ausgelegt. Zudem konnten, was keine geringe Rolle spielt, Platz<br />

sparende Erwägungen über die Aufstellung entscheiden.<br />

Wie bei allem rechnergestützten Datenmanagement, wird jede größere Texteinheit mit einem<br />

identity code versehen, der zugleich den Standort festlegt. Unser Codierungsverfahren orientiert<br />

sich am Tagesdatum; hinzu kommt eine laufende Nummer. Derartige Kombinationen können<br />

sich nicht wiederholen, schließen mithin alle Verwechselung aus. Ein Asteriskus (*), gefolgt von<br />

der jeweiligen Altsignatur, verrät noch die ehemalige Volksbibliothek. Mitunter wird bereits jetzt<br />

ein Ordnungskriterium beigegeben, nämlich ein „P“, das uns die Predigtsammlungen markieren<br />

soll. Von dieser Urdatei ausgehend, kann sich jeder Benutzer die eigene Unterteilung oder seine<br />

Feinverteilung auf der Kopie zusammenstellen. Wie von selbst dürfte er sich dabei bewusst<br />

werden, wie doch Klassifikationen zuallererst vom persönlichen Interesse abhängen. Und dass<br />

gar Mehrfachbewertungen desselben Werkes auf diese Art möglich werden, jederzeit<br />

auswechselbare Zuordnungskriterien denkbar sind, wird sich über kurz oder lang als sinnvoll<br />

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