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Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

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Weil im allgemeinen übersehen, sei ausdrücklich auf zeitgeschichtliche Fragestellungen<br />

aufmerksam gemacht. Die Jahre der DDR– durch die Grenznähe beider Dörfer schärfer<br />

konturiert als anderswo – lassen sich nämlich mit den hiesigen Papieren und den zugehörigen<br />

Büchern und Periodika sowohl, was die Kirche angeht, als auch für das staatliche Streben nach<br />

gänzlicher Vereinnahmung hervorragend beleuchten. Zu denken ist dabei in erster Linie an die<br />

Jugend, an den Kampf, der um sie entbrannte, und wie sich hauptsächlich auf diesem Gebiet die<br />

Konflikte aufschaukelten. Für die fünfziger und sechziger Jahren treffen wir zudem auf eine<br />

Mangelwirtschaft, im Rahmen derer nie abreißende Bausorgen um Kirche und Pfarrhaus<br />

zwangsläufig kollidieren mussten. Ungeachtet dessen oder vielleicht gerade deswegen ist ein<br />

bemerkenswertes Engagement festzustellen. Nur so hielten die Ortspfarrer im Verein mit einer<br />

kleinen Schar durch; gemeinsam bestand man eine Gratwanderung ohnegleichen.<br />

Niederschlag findet auch die gottesdienstliche Liturgie und die übrige Ausgestaltung des<br />

Gemeindelebens. Beides wird insbesondere anhand der Lieder- und Abkündigungsbücher über<br />

fast zwei Jahrhunderte greifbar. Ganz zu schweigen von einer Bibliothek mit dementsprechenden<br />

Texten. Die Hl. Schrift in verschiedenen Fassungen, angefangen bei den Lutherbibeln des 17.<br />

und 18. Jahrhunderts, und eine beachtliche Anzahl von Predigtwerken, die gar bis auf die Wende<br />

zum selben 17. Jahrhundert zurückgehen, geben dem Ganzen erst sein Gepräge. Ähnlich gut<br />

sortiert ist die Erbauungsliteratur. Und bei den Gesangbüchern fehlt es weder an älteren noch an<br />

neueren Versionen. Für die Ausgewogenheit von Archiv und Buchbestand ist es typisch, dass die<br />

Agenden und sonstigen Texte zur Organisation des innerkirchlichen Bereichs nicht<br />

unterrepräsentiert sind.<br />

1. Archivordnung, Bestandsverzeichnis und Lesehilfen<br />

Schon beim Ordnen des handschriftlichen und gedruckten Materials wie dann bei der<br />

endgültigen Konzeption des Bestandsverzeichnisses wurde im Einvernehmen mit dem<br />

<strong>Landeskirchenarchiv</strong> (<strong>Eisenach</strong>) von zwei Modellen ausgegangen. Einmal von der Verordnung<br />

über Archiv und Registratur der Pfarrämter vom 3. Januar 1927 in der Fassung vom 19. April<br />

1939. Damit war letzten Endes die Archivordnung für Sachsen-Weimar-<strong>Eisenach</strong> vom 1. Juli<br />

1885 in Bezug genommen. Zum anderen hielten wir uns grundsätzlich an die Anleitung zur<br />

pfarramtlichen Aktenführung von Hugo Stüber aus dem Jahre 1930. 1 Vorsortiert wurde mit Hilfe<br />

eines Zettelkatalogs, ganz so, wie es Kirchenarchivwart Rudolf Herrmann, der Verfasser der<br />

Thüringischen Kirchengeschichte, anlässlich seiner Ergänzungen zu den Archivvorschriften des<br />

Jahres 1939 vorgesehen hatte. 2 Praktisch blieben überlieferte Aktenstücke auf diese Weise<br />

weitgehend erhalten (Provenienzprinzip), was nicht zuletzt unnötige Querverweise vermied.<br />

Andererseits erwiesen sich derartige Vorgaben durchaus auch als problematisch. Erwähnt sei<br />

gleich, weil besonders gravierend, eine bei Stüber stillschweigend zugrunde gelegte Trennung<br />

von Kirche und Schule. Das mag für das Jahr 1930 angehen. Genau genommen war ja Stübers<br />

Anleitung für die pfarramtliche Registratur seiner Tage gedacht. Für die zurückliegenden<br />

1 Hugo Stüber (ed.), Die Aktenführung des Pfarramtes und des Oberpfarramtes. Eine Anleitung. Im Auftrag des<br />

Thüringer Evangelischen Pfarrervereins herausgegeben von Hugo Stüber, Oberpfarrer in Ohrdruf, Ostheim vor der<br />

Rhön 1930 (Pfarrarchiv <strong>Frankenheim</strong>/Birx, u. a. K 034/204).<br />

2 Vgl. Anleitung zur Ordnung der Pfarrachive und zur Anlegung der Bestandsverzeichnisse für Akten und Bücher<br />

vom 19.4.1939 (Pfarrarchiv <strong>Frankenheim</strong>/Birx, K 034/662*). Zu Leben und Werk Rudolf Herrmanns, etwa zu<br />

seiner Unterstützung der Dorfkirchenbewegung, aber Distanzierung gegenüber der „deutsch-christlichen<br />

Überfremdung“ des Landeskirchenrates und dafür Hinwendung zu „kirchenhistorischen Arbeiten“, insofern jedoch<br />

auch zur Übernahme der „neuen Dienststelle eines Kirchenarchivwarts der Thüringer Evangelischen Kirche“, siehe<br />

Reinhold Jauernig, D. Rudolf Herrmann zum Gedächtnis, in: Herbergen der Christenheit. Jahrbuch für deutsche<br />

Kirchengeschichte (Berlin) 1965, S. 178-184 (Pfarrarchiv <strong>Frankenheim</strong>/Birx, 061109/1-P).<br />

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