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Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

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Einführung<br />

Mitsamt seiner Bibliothek veranschaulicht das Archiv der Kirchgemeinden Birx und<br />

<strong>Frankenheim</strong> rund vierhundert Jahre Geschichte eines ländlichen Raumes. Wer die<br />

Abgeschiedenheit beider Orte kennt, ihre Lage auf der Hohen Rhön, auch die relativ geringe<br />

Einwohnerzahl veranschlagt, ist umso verblüffter über die Fülle des Materials. Die<br />

mehrhundertjährigen Heiligen- und Kirchrechnungen sind bis in die Belege und das<br />

Kontrollverfahren fast vollständig erhalten. Hierüber wie über vergleichbare Archivalien, der<br />

Bücher- und Zeitschriftenbestand gehören fest dazu, erschließt sich weit über den kirchlichen<br />

Bereich hinweg eine Vergangenheit, die zunächst nichts Weltbewegendes an sich hat. Dafür<br />

scheint eine in ihrer kulturellen Feingliederung und Vielgestaltigkeit umso interessantere Sozial-<br />

und Wirtschaftsordnung auf, in der Christ sein und Kirche einen bedeutenden Platz einnehmen,<br />

sich mit den Jahren freilich immer weniger von selbst verstehen.<br />

Hermetisch abgeschlossen war diese Welt allerdings nie. Nach der Errichtung einer eigenen<br />

Parochie, seit 1866, wurde solche Durchlässigkeit von der Amtskirche sogar genutzt, ja zum<br />

Motor aller weiteren Entwicklung gemacht. Beide Gemeinden fanden auf diese Weise an die<br />

Moderne Anschluss, allerdings zu einem hohen Preis. Im Ergebnis hatten nicht unbeträchtliche<br />

materielle Errungenschaften einer im Kern nie befriedigend gelösten Sozialen Frage die Waage<br />

zu halten. Eine ausgezeichnete Bestätigung dafür ist die besonders umfangreiche Dokumentation<br />

zur sozialen Tätigkeit.<br />

Die <strong>Frankenheim</strong>er Darlehnskasse und ein blühendes Vereinswesen, die sog. Volksbibliothek<br />

nicht zu vergessen, mögen den Hauptverantwortlichen, gedacht ist namentlich an die Pfarrer<br />

Adolf Wuttig und Otto Schultz, Garantie für eine aus ihrer Sicht unerlässliche Wende gewesen<br />

sein. In ihren gesellschaftlichen Folgen konnte diese auch von ihnen weder vorhergesehen noch<br />

letztendlich gesteuert werden. Als während der großen Inflation der zwanziger Jahre dieses<br />

Projekt wie ein Kartenhaus zusammenfiel, spätestens dann war fatalerweise der Weg bereitet für<br />

extreme politische Spannungen, eine Polarisierung auch der Gemeindeglieder, damit aber für<br />

kirchliche Einbußen, von denen sich die Gesamtpfarrei bis hoch in die Zeit der Deutschen<br />

Demokratischen Republik kaum erholen wird.<br />

Nicht übersehen seien die familiären Verflechtungen und das konfessionsgeprägte<br />

Miteinander. Kirchenbücher enthalten mehr Informationen, als sie die Ahnenforschung bemüht.<br />

Seelenregister und Kommunikantenlisten des 17. und 18. Jahrhunderts illustrieren neben<br />

innerdörflichen Strukturen sogar Anbindungen an die Evangelischen vornehmlich aus dem<br />

benachbarten Ulstertal. Etwaigen Vereinfachungen, und das reicht hin bis zu angeblich<br />

unüberwindbaren konfessionellen Gegensätzen, wird dergestalt von Anfang an vorgebeugt.<br />

Historisch Interessierte haben es – wie eigentlich überall – mit jederzeit komplexen Abläufen zu<br />

tun, im Letzten mit Widerstreit und Widerspruch, die nicht leicht auf einen Nenner zu bringen<br />

sind.<br />

Erweisen wird sich das unter anderem dort, wo von der kirchlichen und weltlichen Verfassung<br />

zu sprechen ist und von der Ortsgeschichtsschreibung einschließlich ihrer Sorge um ein<br />

wohlgeordnetes Archiv. Und dabei war noch nicht die Rede von Verknüpfungen, von weiterem<br />

Archivmaterial, in dessen Zentrum sich <strong>Frankenheim</strong> und Birx wiederfinden, weshalb auch<br />

gesondert hierauf zurückzukommen ist. Da wird auf die kleinen Nachbararchive einzugehen und<br />

von den Staatsarchiven, angefangen bei Meiningen und endend bei Weimar, Marburg und<br />

Würzburg, zumindest der Punkt zu nennen sein, an dem künftig Nachforschungen<br />

aufgenommen werden sollten.<br />

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