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Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

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Justifikationsdekret abgeschlossen wurde. Bei den Einîahmen fällt an dieser und<br />

vergleichbaren Rechnungen sofort die lange Liste derer auf, die auf ihr geborgtes Geld Jahr um<br />

Jahr an den Vermögensfonds der Birxer Kirche Zinsen zu zahlen haben. Solche Zinsen<br />

übersteigen das Klingel-Geld bei Weitem.<br />

Anhand des Ausgabenteils`lässt sich nachvollziehen, wie sich die Kirche verwaltete, etwa<br />

Hostien und Weiî gekauft und auf welche Art und von wem die Kirchenbücher oder die<br />

Seelenregister geführt wurden, auch dass immer wieder Botengänge anfielen. Des Weiteren<br />

kommt die Lehrerbesoldung und die des Pfarrers zur Sprache, so Letzterer sich des Abendmahls<br />

oder eines Begräbnisses wegen ausnahmsweise von Oberweid nach Birx oder <strong>Frankenheim</strong><br />

aufgemacht hatte. Baukosten für Kirche und Schule fehlen nicht, ebenso wenig, um beim<br />

gewählten Beispiel zu bleiben, drei Gänge des Birxer Rechnungsführers. Gleich dreimal musste<br />

der Kastenverwalter zwischen Petri 1807 und Petri 1808 nach <strong>Frankenheim</strong> zum Freyherrl(ich)<br />

Tannischen Gericht, weil ein Schuldner mit seiner Rückzahlung gegenüber der Birxer Kirche in<br />

Verzug geraten war, einfach nicht zahlen wollte. 44<br />

Mit welchen ortsgeschichtlichen Fragen man sich an die Kirchrechnungen wendet, hier dürfte<br />

fast jeder fündig werden. Die Außenkontakte waren derart zahlreich und vielgestaltig, dass der<br />

rein kirchliche Rahmen leicht gesprengt wird. Wir denken für solche Offenheit insbesondere an<br />

die Schule. Aufmerksam gemacht sei weiterhin auf die Kommunikationsmöglichkeiten, die sich<br />

hinter ständig neuen Reisekosten verbergen oder den zahlreichen Botengängen zugrunde liegen.<br />

So betrachtet waren beide Dörfer keineswegs von der Außenwelt abgeschnitten, lässt sich<br />

kulturgeschichtlich differenzieren, sind jene Männer, gelegentlich auch Frauen, durchaus<br />

ausfindig zu machen, die sich über ihre Kirchgemeinde mehr als andere mit der Umwelt<br />

austauschten.<br />

Selbstverständlich ist in den Kirchrechnungen auch vom innerkirchlichen Bereich die Rede.<br />

Andererseits: Wer käme schon auf den Gedanken, die Anlage zum Birxer Haushaltsplan 1966<br />

und somit Kirchrechnungen nach der religiösen Situation einer Gemeinde zu befragen. Dort zeigt<br />

sich aber, dass man die Lage in den sechziger Jahren durchaus nicht mehr für aussichtslos hielt.<br />

Kennzeichnenderweise bat Pfr. Stammberger im November 1965 darum, den Posten für das<br />

Kleinschrifttum erheblich zu erhöhen. Seiner Meinung nach sei die Gefahr groß, den Anschluss<br />

zu verpassen. Pfarrer Stammberger wollte unbedingt mit der Entwicklung Schritt halten, weshalb<br />

gleich mehrere Gründe ins Feld geführt wurden. Argumentiert wird mit dem<br />

volksmissionarischen Gemeindeaufbau, mit steigenden Konfirmandenzahlen und mit der<br />

Notwendigkeit, bei Haus- und Krankenbesuchen, beim Kindergottesdienst wie für geleistete<br />

Hilfsdienste, etwa beim Kohle Tragen, Holz Spalten oder Gelder Sammeln, kleine Büchlein oder<br />

Bildchen zu verteilen.<br />

Schon die Anfänge der <strong>Frankenheim</strong>-Birxer Kirchrechnungen verdienen erhöhte<br />

Aufmerksamkeit. Gemeint sind die Jahre 1661 bis 1693. Daran scheint auf, was es im Einzelnen<br />

bedeutet, in die neuzeitliche Begründung eines gezielten Wirtschaftens einbezogen zu werden, ja<br />

diese mitzutragen. So unwahrscheinlich dies auch klingen mag, selbst auf der Hohen Rhön und<br />

folglich unter widrigsten Umständen schlug sich die allmähliche Ökonomisierung unserer<br />

Lebenswelt nieder, kristallisierte sich im kirchlichen Rahmen vorsichtig aus, was gegenwärtig<br />

alles und jedes Warencharakter annehmen lässt. Bevor darauf näher eingegangen werden kann,<br />

ein Wort zur Quellenlage. Anders als die großen Rechnungsserien der Jahre nach 1704 (Birx)<br />

bzw. 1712 (<strong>Frankenheim</strong>), ist das 17. Jahrhundert im ersten Kirchenbuch beider Gemeinden<br />

geradezu versteckt. Die Verfilmung des mehrhundertseitigen Bandes hat 1938 ein Chaos<br />

zurückgelassen. Vom Inhaltverzeichnis ist keine Hilfe zu erwarten. Es verwirrt eher, als das es<br />

hilft.<br />

44 Kirchrechnung Birx 1807/1808, Ausgaben, Capitel 8 (Pfarrarchiv <strong>Frankenheim</strong>/Birx, K 137/806).<br />

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