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Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

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thüringischen Kirchenzeitung Glaube und Heimat. 38 Können auch die im Vergleich<br />

fachmännischen Editionen zur neuzeitlichen <strong>Frankenheim</strong>er und Birxer Kirchen- und<br />

Schulgeschichte eigentliche historische Forschung nicht ersetzen, so zählen diese Texte doch<br />

zweifellos zu den wertvollsten Beiträgen, die seither bekannt wurden. Das Ergebnis ist<br />

frappierend, öffnet weiteren Erkundungen eine neue Dimension, läßt an eine andere Kirchen-<br />

und folglich Ortsgeschichte beider Gemeinden denken.<br />

Auf den Punkt gebracht besaß <strong>Frankenheim</strong> demnach ab etwa 1586 eine erste Kirche und<br />

Schule und das bis 1634. Eine zweite Kirche und Schule wurde 1666 errichtet, eine dritte Kirche<br />

1716, wofür die Schule in die vormalige Kirche verlegt wurde. Die vierte Kirche wurde nach<br />

Gründung der Parochie (1866) im Jahre 1886 eingeweiht. Birx hingegen erhielt seine Kirche und<br />

Schule nicht vor 1689, ging zuvor demzufolge 100 Jahre mit beidem nach <strong>Frankenheim</strong>. In den<br />

rund dreihundert Jahren nach 1586 war man in <strong>Frankenheim</strong> und Birx auf sich selbst<br />

angewiesen. Da war kein Pfarrer ständig präsent, allenfalls ein Schulmeister. Birx gar empfing<br />

bis 1686 nur alle drei Wochen den <strong>Frankenheim</strong>er Lehrer in einer Stube zu einem<br />

Lesegottesdienst. Ansonsten mußte man sich nach <strong>Frankenheim</strong> begeben, wo in der dortigen<br />

Kirche dann dem <strong>Frankenheim</strong>er Lehrer vor allem bei seiner Art der Predigt zugehört wurde.<br />

Für solche Anfänge spricht vieles, um nur als Erstes bei der Patronatsfrage, entsprechenden<br />

Initiativen und einem nie auszuschliessenden Konkurrenzdruck zu beginnen. Ab Ende des 16.<br />

Jahrhunderts ging vom nunmehr sächsisch dominierten Meiningen aus ein Ruck durch die<br />

Verwaltung des ehemals hennebergischen Territoriums und zwar im hiesigen Fall aller<br />

Wahrscheinlichkeit nach auf Kosten der ritterschaftlichen Tanns, von denen nun schon<br />

wiederholt die Rede war. Ein Kenner wie Zickgraf spricht ausdrücklich davon, die Herren von<br />

der Tann würden seit dem Ende des 14. Jahrhunderts einen zähen, wenn auch vergeblichen<br />

Kampf gegen das Vordringen der hennebergischen Landeshoheit gekämpft haben. 39 Ob dies in<br />

<strong>Frankenheim</strong> und Birx zur Etablierung evangelischer Kirchlichkeit seit dem ausgehenden 16.<br />

Jahrhundert beitrug, darf zumindest gefragt werden. Verläßliches, was die vogteilichen und<br />

somit auch patronatsrechtlich entscheidenden Aspekte betrifft, dürfte sich allerdings erst aus den<br />

Papieren des Staatsarchivs Meiningen und den Tannschen Dokumenten im Staatsarchiv Marburg<br />

ergeben. Nicht zu vergessen die Pfarreiakten in Wüstensachsen und seine Würzburger Bezüge.<br />

Auf den sächsisch-hennebergischenen Einschlag und etwaige Sonderanstrengungen von dieser<br />

Seite wird unten, bei den drei ersten Predigtsammlungen nach 1605, nochmals zurückzukommen<br />

sein.<br />

Mit den Texten, die Kohlstock zutage förderte, zieht Archiv und Bibliothek endgültig gleich.<br />

Immer deutlicher zeichnet sich eine historische Rekonstruktion ab, die über bauliche<br />

Maßnahmen ins Herz der gottesdienstlichen Verkündigung führt und so am Ende Gemeinde und<br />

Evangelium aufeinander beziehen könnte. Tragend scheint dabei die Rolle des Schulmeisters zu<br />

sein. Dessen materielle Bedingungen und sonstige Abhängigkeiten sind zu ermitteln, seine<br />

Funktion und interpersonelle Effizienz in geistlichen Dingen zu begreifen, um die<br />

lebensweltliche als kulturelle Entwicklung auf der Hohen Rhön generell zu verstehen. Was<br />

Kohlstock den Aktenstücken 374 und 375 der Abteilung Konsistorialsachen des sog. <strong>Eisenach</strong>er<br />

Archivs beim Weimarer (Haupt-)Staatsarchiv diesbezüglich entnahm, wirft einmal mehr die<br />

38 Vgl. die Beiträge <strong>Frankenheim</strong> und Birx in Heimatglocken des Kirchenkreises Ostheim, 1936 (10) und 1937 (3),<br />

beide Hefte mit Alexander Kohlstocks Transkription eines 1827 verfaßten Dokuments, das seinerzeit in den<br />

Turmknopf der <strong>Frankenheim</strong>er Kirche gelegt worden war. Beachtung verdient außerdem Kohlstocks<br />

Teilübertragung des Weimarer Aktenstücks 375, abgedruckt in den Jahrgängen 1937 (5), 1938 (7, 8, 9, 10, 12),<br />

1939 (7) und 1940 (2-3, 4-5), zudem seine Edition des Aktenstücks 374 im Jahrgang 1940 (7, 8, 9, 10, 11, 12). Die<br />

Serie sollte fortgeführt werden, wie aus dem letzten Heft des Jahres 1940 hervorgeht - ob dies der Fall war, bleibt<br />

momentan ungeklärt.<br />

39 Eilhard Zickgraf: Die gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen. Geschichte des Territoriums und seiner<br />

Organisations, Marburg: Elwert, 1944, S. 173-174.<br />

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