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Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

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Dorfsippenbüchern umzuarbeiten. Man vergleiche das Schreiben des Verwaltungsamtes der<br />

Landesbauernschaft Thüringen vom 27. Juni 1938. 35<br />

Schon ein Jahr zuvor war man aus denselben Beweggründen heraus ersucht worden, auch den<br />

Gesamtbestand der kirchlichen Archivalien von <strong>Frankenheim</strong> und Birx aufzunehmen. Dass<br />

etliche Angaben einer näheren Überprüfung heute nicht mehr standhalten, ist weniger erheblich<br />

als die Feststellung, dass Pfr. Kohlstock durch ein solches Begehren ein weiteres Mal von der<br />

Wichtigkeit dieser Materialien überzeugt worden sein muß. Nachweisen lässt sich das anhand<br />

eines Zählbogens, den derselbe Pfarrer 1939 im Hinblick auf die hiesigen Tauf- und<br />

Konfirmandenregister ausfüllte. Auch die Trau- und Totenverzeichnisse wurden berücksichtigt.<br />

Erklärtermaßen ging es um die von der Reichsstelle für Sippenforschung unter Schutz gestellten<br />

Schriftdenkmäler. Während des Krieges wurden dann, wann genau und wohin ist nicht bekannt,<br />

die Birxer und <strong>Frankenheim</strong>er Kirchenbücher auswärts gesichert. Zurück kamen sie erst Anfang<br />

1947, so Pfr. Kohlstock an den Kirchenarchivwart der evangelischen Kirche Thüringens in<br />

einem Schreiben vom 2. Februar desselben Jahres.<br />

Neben ideologisch motivierten Anstrengungen, die 1942/43 in die Gesamtarchivierung der<br />

<strong>Frankenheim</strong>-Birxer Bestände einmünden werden, ist noch ein Zweites zu bedenken. Wie es<br />

aussieht, stand Alexander Kohlstock als letzter <strong>Frankenheim</strong>er Pfarrer noch in der großen<br />

kulturellen Tradition, die man gemeinhin dem evangelischen Pfarrhaus zuschreibt. Anhand<br />

mehrerer Belegstücke aus einem der ersten Kästen des neuen Pfarrarchivs wird offensichtlich, 36<br />

wie viel ihm die Pfarrei- und Ortsgeschichte bedeutete. Der erwähnte Briefwechsel mit der<br />

Landesbauernschaft und dem Thüringer Kirchenarchivwart liegt neben anderer Korrespondenz,<br />

die ein um das andere Mal das ebenso weit gespannte wie fundierte historische Interesse dieses<br />

Pfarrers bezeugt.<br />

Da sind aus den Jahren 1940 und 41 die Briefe zwischen Kohlstock und den Nachkommen von<br />

Traugott Hunnius. Hierbei ging es um biographische Auskünfte zum ersten Pfarrer von<br />

<strong>Frankenheim</strong> wie um dessen Familie. 1936 bis 1938 schrieb sich Kolhlstock mit dem<br />

Heimatforscher Fritz Rollberg, der seinerzeit an einer Geschichte des Amtes Kaltennordheim<br />

arbeitete. Ob diese zum Abschluß kam, war 2006 nicht zu ermitteln. Wohl aber förderten die<br />

Recherchen einen kleinen Text zum Jahrhundert nach der Reformation zutage, der etwa für die<br />

tannischen Besetzungsrechte nicht uninteressant ist, aber auch die ersten Visitationen im Amt<br />

Kaltennordheim in den Blick nimmt. 37 Rollberg beschäftigte sich darüber hinaus mit der<br />

Hexenverfolgung, wie aus einer Bitte an Kohlstock hervorgeht. Es verstand sich quasi von<br />

selbst, dass Rollberg von Kohlstock zu einem Vortrag anlässlich des 50. Kirchweihtages nach<br />

<strong>Frankenheim</strong> eingeladen wurde.<br />

Und vom September 1936 wissen wir aus einem Brief an einen Familienangehörigen, dass<br />

Kohlstock für diesen im Staatsarchiv Weimar verschiedene Aktenstücke durchgearbeitet habe.<br />

Am Ende gab Kohlstock sogar noch eine Reihe von Lesetipps zur Rhöner und <strong>Frankenheim</strong>er<br />

Geschichte, die Kennerschaft verraten. Mehr noch: Aus dem Briefwechsel mit der Familie von<br />

der Tann ist unter dem 18. Juli 1942 zu erfahren, dass Kohlstock offenbar seit längerem im<br />

dortigen Privatarchiv gearbeitet hatte. Nun verspricht ihm die Freiherrin eine ungehinderte<br />

„Forschungsarbeit“ nach dem Krieg. Dann würden Kohlstock auch wieder die „ratsprechenden<br />

Beamten“ zur Verfügung stehen, heißt es voller Zuversicht in deutsches Waffenglück.<br />

Den sprechendsten Beleg für solches Gelehrtentum lieferte Alexander Kohlstock in fünf<br />

Jahrgängen der Ostheimer Heimatglocken von 1936 bis 1940, möglicherweise einer Beilage der<br />

35 Hierzu wie zum Nachfolgenden siehe Pfarrarchiv <strong>Frankenheim</strong>/Birx, K 034/204.<br />

36 Pfarrarchiv <strong>Frankenheim</strong>/Birx, K 002/165.<br />

37 Fritz Rollberg, Bilder aus der Kirchengeschichte des Dekanats Kaltennordheim während des<br />

Reformationsjahrhunderts, Sonderdruck aus: Thüringer Fähnlein 1936, S. 421-442 (Standort: Thüringisches<br />

Staatsarchiv Meiningen, Ak 1).<br />

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