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Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

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Freilich sollte dieser Zustand nur so lange währen, bis die leidvolle Erfahrung zeigte, dass<br />

Oberweid viel bequemer zu erreichen ist. Zumindest konnte 1653 ein entsprechendes Begehren<br />

anläßlich der allgemeinen Kirchen- und Schulenvisitation vorgebracht werden, wie Sell an<br />

derselben Stelle verrät. Zu mehr kam es aber bis 1657 offensichtlich nicht. Das Versprechen, das<br />

Konsistorialpräsident Hanwacker und Superintendent Wagner abgegeben hatten, brauchte Jahre.<br />

Welche Widerstände zwischenzeitlich auftauchten, wird zu eruieren sein. Möglicherweise war<br />

von Meiningen aus doch auf die Tanns Rücksicht zu nehmen. Sie gehörten der Hennebergischen<br />

Landschaft an und waren der Herrschaft steuerpflichtig, bis zur Durchsetzung dieser Pflicht<br />

konnte es gegebenenfalls aber ein weiter Weg sein.<br />

Mit den Tanns war in Patronatsfragen nicht zu spaßen, um es salopp zu sagen. Nicht zufällig<br />

handelt der letzte Eintrag des ersten <strong>Frankenheim</strong>-Birxer Kirchenbuches genau von dieser Frage.<br />

Zwar wird der Ort des Geschehens nicht ausdrücklich genannt, mit Sicherheit geht es aber um<br />

die Filialgemeinde Unterweid. Bestätigt sehen wir uns in dieser Vermutung wiederum durch<br />

Schultes in seiner Beschreibung des Amtes Kaltennordheim. 29 Nach besagtem Eintrag habe sich<br />

der tannische „Centgraff“ im August 1853 mit „vielen Gefärten“ Zugang zur Unterweider Kirche<br />

verschaffen wollen, sei indes am Schulmeister gescheitert, der auf den „hennebergischen<br />

Schultheiß“ verwiesen habe, da nur dieser über den Schlüssel verfüge. Vom anschließenden Hin<br />

und Her ist festzuhalten, inwieweit der „Centgraff“ all denen mit Strafe gedroht haben soll, die,<br />

wie zuvor, in den den Jahren des Krieges, nach Oberweid gehen, um dort ihre „Pfarrrechte, alß<br />

Hochzeit, Tauffe (und) Begräbnis … zu suchen“, statt beim Tanner Kaplan. Der Oberweider<br />

Pfarrer dürfe auch nicht mehr in Unterweid predigen, so der Centgraf überdeutlich. Im Raum<br />

stehen blieb obendrein die Drohung, die Tanner „wollten ein andermal stärker kommen“.<br />

Vorsorglich, so der Bericht weiter, habe die Meininger „Chur und Fürstlich Hennebergische<br />

Regierung“ daraufhin für zwei Tage aus den Ämtern Wasungen, Maßfeld und Kaltennordheim<br />

100 Mann in Unterweid zusammengezogen.<br />

Wie umstritten die Rechtslage blieb, wie prinzipiell offen, und wie notwendig es daher war,<br />

solches auch den künftigen Pfarrern von Oberweid und somit auch den zukünftigen Pfarrherren<br />

von <strong>Frankenheim</strong> und Birx einzuschärfen, zeigt sich gleich zweifach. Einmal, und davon wurde<br />

ja schon gesprochen, war man von der Oberweider Seite aus um Testate der Tanner Kapläne<br />

bemüht, bislang jedenfalls die Unterweider Kirche nicht in Besitz genommen zu haben, schon<br />

gar nicht mit Gewalt. Zum anderen verrät sich der nie abreißende Zwist um diese Stelle daran,<br />

dass nach Schultes wohl bis in seine Jahre die Tannschen „Prätensionen“ über eine „Vokation“<br />

erinnert wurden, der zufolge dem „jedesmaligen Kaplan zu Tann“ der „Titel eines Pfarrers zu<br />

Unterweid“ beigelegt wurde.<br />

Den unten näher anzusprechenden Urkunden der Jahre um 1716, die uns dank Pfr. Kohlstock<br />

vom Weimarer Staatsarchiv aus über den Bau der dritten <strong>Frankenheim</strong>er Kirche unterrichten,<br />

sind weitere Details zu entnehmen. 30 Wiederum stehen schwere Auseinandersetzungen im<br />

Mittelpunkt, bestenfalls ein Zögern von Seiten der Tanns, das wahrscheinlich zur finanziellen<br />

Trennung beider Kirchgemeinden führte, positiver formuliert: zu einem eigenen Kirchenbau in<br />

Birx. Ein Brief des Kaltennordheimer Amtsmannes Schröter an das nunmehr <strong>Eisenach</strong>ische<br />

Oberkonsistorium verrät für die Jahre bis 1716 eine Hinhaltetaktik der Herren von der Tann, die<br />

für den Birxer Neubau wie für den jetzigen Bau der Kirche in <strong>Frankenheim</strong> nur aus der heftig<br />

umstrittenen patronats- als einer letzlich vogteirechtlich nicht mehr gesicherten Postion zu<br />

erklären ist. Immerhin ging Schröter davon aus, dass die Tanns über kurz oder lang beim<br />

Oberkonsistorium um ihren „Kirchenstand“ für <strong>Frankenheim</strong> nachsuchen würden, <strong>Eisenach</strong><br />

demnach auf die eine oder andere Weise über diesen privilegierten Sitz in der neuen Kirche zu<br />

29 Schultes, Historisch-statistische Beschreibung, II (1804) (Anm. 25), S. 111.<br />

30 Abteilung <strong>Frankenheim</strong> und Birx in Heimatglocken des Kirchenkreises Ostheim, Jahrgang 1938, Hefte 9, 10 und<br />

12 (teils unpaginiert).<br />

19

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