Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach
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Akte nimmt ausdrücklich auf Kirche und Pfarrei Bezug und zwar für die Jahre 1940 bis<br />
1944, auch für 1955, als über Leistungen der politischen Gemeinde an die örtliche Kirche<br />
gestritten wurde. Wiederum beeindruckt das reiche Material zur <strong>Frankenheim</strong>er und Birxer<br />
Schule. Es geht um die Jahre der Trennung von Kirche und Staat wie um die Jahrzehnte danach<br />
(Stichwort: Zentralschule <strong>Frankenheim</strong>). Die Informationen reichen bis hin zu den<br />
Lehrerwohnungen. Verschiedentliche Erkundungen im Herbst 2006, damals ging es uns um die<br />
Schulverhältnisse in der vormaligen DDR-Gemeinde <strong>Frankenheim</strong>, förderten aber auch andere,<br />
nicht weniger aufschlußreiche Dokumente zutage, so etwa die Klassenbücher der fünfziger<br />
Jahre.<br />
3. Kirchliche und weltliche Verfassung<br />
Die Einführung bliebe unvollständig, würde nicht auf die weltliche und kirchliche Verfassung<br />
beider Dörfer eingegangen werden, auf ihre geschichtliche als institutionelle und insoweit auch<br />
als politische Gesamtsituation. Für den kirchlichen Rahmen seit der Reformation verweisen wir<br />
auf die kleine, noch heute lesenswerte Neue Thüringer Kirchenkunde von Erich W. Reichardt<br />
aus dem Jahr 1952. Dort wird nicht nur die Zeit der verschiedenen Landeskirchen, sondern auch<br />
das 20. Jahrhundert behandelt, als es im Gefolge des Ersten Weltkrieges zur Gründung der<br />
Thüringer Evangelisch-Lutherischen Kirche kam. In ihr ging die Landeskirche von Sachsen-<br />
Weimar-<strong>Eisenach</strong> auf bzw. jenes Großherzogtums Sachsen, zu dem am Ende die Parochie<br />
<strong>Frankenheim</strong>/Birx gehört hatte. Bei Reichardt kommt auch die Organisation der neuen Thüringer<br />
Kirche zur Sprache, über die Superintendentur und das Kreiskirchenamt bis hinauf zur Synode<br />
oder zum Landeskirchenrat und zum Landeskirchenamt. Obenan steht der Landesbischof. Nicht<br />
weniger geht es aber – was für viele der hiesigen Akten so wichtig ist – um das Finanzwesen und<br />
die frühe DDR, insbesondere um das Verhältnis von Staat und Kirche und um die Arbeit der<br />
christlichen Werke (Innere Mission, Evangelisches Hilfswerk, Gemeindedienst beim<br />
Landeskirchenrat usw.).<br />
Sollen die (kirchen-)geschichtlichen Zusammenhänge ab der Pfarreigründung von 1866<br />
einbezogen werden, eignet sich hierfür ganz besonders die Thüringische Geschichte von Ulrich<br />
Heß. Von ihm gibt es eben nicht nur einen guten Überblick zur Verwaltungsorganisation der<br />
Landeskirchen bis 1919 17 oder seine eben angesprochene Dissertation zur Verwaltung der<br />
gefürsteten Grafschaft Henneberg (1584-1660). Und dass bei Heß 18 viel von Klassenkampf und<br />
dergleichen die Rede ist, darf nicht stören: Seine archivalisch fundierten, teils statistisch<br />
untermauerten Hinweise auf die wachsende Entkirchlichung und die sonstigen<br />
Krisenerscheinungen des Staatskirchentums oder auf das Schulwesen und eine längst<br />
fragwürdige geistliche Ortsschulaufsicht vermögen manches <strong>Frankenheim</strong>er Dokument von<br />
vornherein zu relativieren. Sollte, um nur dieses Beispiel zu nehmen, am Ende die Landeskirche<br />
in der Tat ein Rückzugsgebiet fürstlicher Herrschaft geworden sein, wie Heß behauptet, wird das<br />
Verhalten von Pfr. Schultz verständlicher, sein deutsch-nationaler Konservatismus und sein<br />
grenzenloses Vertrauen in die Weimarer landesherrliche Familie. Auf diese Art kamen sich<br />
gleich Gesinnte näher, waren sich gegenseitig Stütze und das, wie <strong>Frankenheim</strong>/Birx deutlich<br />
macht, bis in die ortskirchliche Gemeinde hinunter.<br />
Dieses Kirchspiel wurde 1866 auf dem Hintergrund kirchlichen Wandels geschaffen. Von der<br />
vormaligen Landeskirche Sachsen-Weimar-<strong>Eisenach</strong> sollten Mitte des 19. Jahrhunderts nur<br />
17 Ulrich Heß, Die Verwaltungsorganisation der evangelischen Landeskirchen in Thüringen bis zur Gründung der<br />
Thüringer Evangelischen Kirche 1919, in: Amtsblatt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen 20 (1967),<br />
S. 42-64.<br />
18 Zum Folgenden vgl. Ulrich Heß, Geschichte Thüringens. 1866 bis 1914, Weimar 1991, S. 286-297 und 536-551.<br />
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