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Frankenheim - Landeskirchenarchiv Eisenach

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hatte sein Laufbahn 1889/90 in Kaltenwestheim begonnen und sich daher genauer vorstellen<br />

müssen.<br />

Unmittelbar auf unsere zwei Kirchengemeinden bezieht sich vor allem, in welcher Form der<br />

Kaltenwestheimer Pfarrer Johann Wolfgang Leffler allein schon aus finanziellen Gründen den<br />

Weggang von <strong>Frankenheim</strong> und Birx beklagt, sich 1660 einfach nicht geschlagen geben will; nur<br />

um dem „Edelmann“, d. h. den Tanns, „zu gefallen“, habe man beide Dörfer der Pfarrei<br />

Oberweid zugeschlagen; und dabei würden sich die – nunmehr entgangenen – Abgaben im Jahr<br />

auf 3 Gulden, 4 Maß Korn und 4 Maß Hafer belaufen, für ihn anscheinend eine beträchtliche<br />

Einnahme. 12 Die Chronik enthält für die nachfolgenden Jahrzehnte weitere Ansatzpunkte.<br />

Aufgefallen ist die Vergabe der Kirchenstühle als Etablierung einer sozialen Rangfolge im<br />

Mikrobereich, hieran wird die Aufstellung der Birxer und <strong>Frankenheim</strong>er Kommunikantenlisten<br />

zu messen sein; Beachtung verdient die Korrespondenz mit dem geistlichen Untergericht zu<br />

Kaltennordheim, eventuell ergeben sich daraus überlokale Schlüsse bis hinauf in die Hohe Rhön;<br />

von Interesse sind auch die Berichte über die Schullehrer von Kaltenwestheim und seinen<br />

Filialdörfern Reichen- und Erbenhausen, sie wären mit den Verhältnissen in <strong>Frankenheim</strong> und<br />

Birx zu relationieren.<br />

Im Kaltenwestheimer Archiv kommt zudem das erste Kirchenbuch der Jahre nach 1641 in<br />

Betracht. 13 Dort bezieht sich nämlich schon der zweite Taufeintrag desselben Jahres auf einen<br />

Birxer, auf Martin Röll, den Sohn von Hans Röll. Eine Überprüfung der Jahre 1642 und 1653 bis<br />

1655 ergab im Schnitt mehr als eine Taufe aus beiden Gebirgsdörfern; in der Regel enstammen<br />

auch die Paten diesen Gemeinden. Der letzte Taufeintrag umreißt genau die Situation, die kurz<br />

darauf ein gutes Argument für den Wechsel nach Oberweid abgab. Am 3. Dezember 1655 waren<br />

<strong>Frankenheim</strong>er Eltern mit ihrem Täufling und dem Gevatter aus Birx „wegen großer Kälte und<br />

vergeblichen Weges bey dickem Schnee“ nur bis Erbenhausen gelangt, wo dann notgedrungen<br />

getauft werden mußte; nach Kaltenwestheim habe man es nicht mehr geschafft, heißt es. Den<br />

Bestattungslisten dieses Kirchenbuches ist zu entnehmen, dass in Birx begraben wurde (1654,<br />

1655). Kennzeichnenderweise ist in all den Jahren zwischen 1641 und 1656 keine einzige<br />

Copulation anzutreffen, was statistisch nicht erstaunt. Der Große Krieg hatte <strong>Frankenheim</strong> und<br />

Birx fast dem Erdboden gleichgemacht. Erst 1662 heiratet ein Mädchen aus Birx in eine<br />

Kaltenwestheimer Familie ein.<br />

Die textliche Überlieferung des Wüstensachsener Archivs gibt manches Rätsel auf.<br />

Gegenwärtig sieht es ganz danach aus, als ob die Bewohner von <strong>Frankenheim</strong> und Birx zwischen<br />

1588/89 und 1611 ihre Kinder in Wüstensachsen, in der Hauptpfarre, taufen ließen. Der dortige<br />

evangelische Pfr. Hans Günther nahm auch die Trauungen vor. Ab 1591 kommen Bestattungen<br />

hinzu, höchst wahrscheinlich auf dem <strong>Frankenheim</strong>er Friedhof. Für die Zeit von 1612 bis 1628<br />

werden weder <strong>Frankenheim</strong> noch Birx in Wüstensachsen geführt. Alle Angaben sind einer<br />

Abschrift des ersten Wüstensachsener Kirchenbuches der Jahre zwischen 1588 und 1628<br />

entnommen. Für diese – möglicherweise lückenhafte – Übertragung soll Horst Keßler<br />

(Johannesberg) verantwortlich sein. Das Original liegt im Domarchiv Würzburg. Hierhin kam es<br />

aller Wahrscheinlichkeit nach im Zuge der Rekatholisierung, gegen 1628.<br />

Ob für die Abkehr von Wüstensachsen auch die zerrütteten Verhältnisse in Betracht kommen,<br />

die Karl V. von Thüngen seiner Gemahlin Anna Marie von Herbilstadt 1612 zurückließ, oder gar<br />

12 Acta des Pfarramtes Kaltenwestheim betr(effend) das Inventar der drei Kirchen und Schulen des Kirchspiels<br />

Kaltenwestheim sowie auch weitere Nachrichten, Baulichkeiten, Besoldung, …, 1660-1748, S. 169 (Pfarrarchiv<br />

Kaltenwestheim).<br />

13 Kirchenbuch für die Gemeinde Kaltenwestheim oder Verzeichnisse der Geborenen seit 1641-1726, der<br />

Gestorbenen seit 1641-1718, der Copulirten seit 1641-1749, geführt von den Pfarrern Johann Wolfgang Leffler,<br />

Johann Sigismund Leffler, Balthasar Heinrich Graner und bezüglich Johann Heinrich Khollenius. Erster Theil/Band<br />

(Pfarrarchiv Kaltenwestheim).<br />

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