café · restaurant - St. Peter-Ording
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Ich stelle mir <strong>St</strong>orms stürmische See und<br />
kreischende Möwen vor, wenn ich an die<br />
Nordsee denke. Das ist genau das richtige<br />
für unsere Beziehung, überlege ich, die<br />
an einem Punkt angelangt ist, wo ihr eine<br />
frische Brise guttun würde. So starten wir<br />
an einem nebligen Novembermorgen mit<br />
dem von Seminarbesuchern und Schulkindern<br />
gut gefüllten Zug von Hamburg nach<br />
Husum. Zum Glück wird schon ab Elmshorn<br />
42<br />
WOLKEN, WIND UND GLEICHSCHRITT<br />
Die Nordsee<br />
im November<br />
Unlängst erreichte die Tourismus-Zentrale<br />
die Erzählung eines Gastes. Geschrieben<br />
hatte Egga Schmidt sie als Dank für ihre<br />
schönen <strong>St</strong>unden in <strong>St</strong>. <strong>Peter</strong>-<strong>Ording</strong> und als<br />
Quelle der Inspiration für andere Gäste. Im<br />
Folgenden eine leicht gekürzte Fassung des<br />
Originals.<br />
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der Himmel blau und die Sonne scheint auf<br />
raureifweiße Felder. Ohne Schwierigkeiten<br />
finden wir in <strong>St</strong>. <strong>Peter</strong>-<strong>Ording</strong> in einem kleinen<br />
Hotel ein gemütliches Zimmer und gönnen<br />
uns in den blau-weiß karierten Betten<br />
eine kurze Mittagsruhe. Aber schon bald<br />
lockt uns der windstille Sonnentag, wie er<br />
zu dieser Jahreszeit eher selten ist, nach<br />
draußen. Trotzdem sind es nur wenige<br />
Men schen, die sich dem Hauptan zie -<br />
hungspunkt, der langen Badbrücke, ent gegenbewegen.<br />
Wir gehen nebeneinander und<br />
freuen uns darüber,<br />
dass wir wie von selbst<br />
im Gleichschritt laufen<br />
und das lang entbehrte<br />
Gefühl genießen, einander<br />
sehr nahe zu sein. Nachmittags macht<br />
uns der Himmel ein ganz besonderes<br />
Geschenk. Eine bizarre Wolkenbildung in<br />
allen Farbabstufungen vom zartesten Blau<br />
bis zum Dunkelgrau wetteifert mit der sinkenden<br />
Sonne um unsere Aufmerksamkeit.<br />
Ein wenig befangen und fast erdrückt von<br />
Erinnerungen bitte ich meinen Begleiter um<br />
eine kurze Pause. Der nächste Morgen<br />
bringt ein anderes Schauspiel. <strong>St</strong>urm ist<br />
aufgekommen. Er bläst den Dünensand<br />
strandwärts und drückt das Wasser gegen<br />
das Land. Er reißt selbst festsitzende Mützen<br />
vom Kopf und macht das Gucken durch<br />
„Wir gehen noch immer<br />
im Gleichschritt.“<br />
die Brillengläser fast unmöglich. Weit draußen<br />
brechen sich die Wellen und der<br />
Schaum wird eins mit der grauweißen Farbe<br />
des Himmels. Die Pfahlbauten, Zentrum<br />
des sommerlichen Badelebens, scheinen<br />
unwirklich und in sehr weiter Ferne. Wir<br />
haben das Gefühl, ein gemeinsames Abenteuer<br />
zu erleben. Abends treibt uns der<br />
Wind in ein gemütliches Gasthaus im Dorf.<br />
Der Wirt kommt selbst herbei und stellt uns<br />
eine Kerze auf den Tisch. Hier können wir<br />
ohne unerwünschte Musikbegleitung ein<br />
ruhiges Mahl einnehmen.<br />
Die Menschen, die man hier<br />
trifft, sind nicht von der lauten<br />
Sorte und Äußerlichkeiten<br />
un wichtig. Es werden<br />
ein paar Worte gewechselt, aber nicht<br />
mehr. Eine Gelegenheit, in sich hineinzuhorchen<br />
und sich ganz bewusst auf die winterlichen<br />
Freuden einzustellen.<br />
Unser letzter Ferientag bringt nun typisches<br />
Novemberwetter, Wolken, Wind und Dauer -<br />
regen. Doch wir brauchen keinen Grog –<br />
uns ist innerlich warm. Diese drei Tage<br />
haben uns unerwartete Erlebnisse in der<br />
Natur beschert und uns wieder aufeinander<br />
zugeweht. Wir gehen noch immer im<br />
Gleichschritt und können miteinander<br />
schweigen und genießen.<br />
Egga Schmidt/AK<br />
Foto: Team Fotohorizonte