Anhang - Cornelsen Verlag
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Förderkonzept<br />
Vielfältig lesen und<br />
schreiben lernen<br />
Materialien für die inklusive Praxis
Vielfältig lesen und schreiben lernen –<br />
Anregungen für die inklusive Praxis<br />
auf der Basis von „Meine Fibel“<br />
2<br />
unter wissenschaftlicher Beratung von<br />
Katrin Liebers, Annedore Prengel, Ute Geiling<br />
Illustration<br />
Illustration der Seiten: Jens Reinert<br />
Illustration Umschlag, S. 15: Tanja Székessy<br />
Layout<br />
Umschlaggestaltung und Layoutkonzept: Corinna Babylon<br />
Layout und technische Umsetzung: Corinna Babylon, Saskia Klemm<br />
Redaktion<br />
Monika Gade<br />
www.vwv.de<br />
1. Auflage, 1. Druck 2011<br />
© 2011 <strong>Cornelsen</strong> <strong>Verlag</strong> / Volk und Wissen <strong>Verlag</strong>, Berlin<br />
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf<br />
der vorherigen schriftlichen Einwilligung des <strong>Verlag</strong>es.<br />
Hinweis zu den §§ 46, 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine<br />
solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt oder sonst öffentlich<br />
zugänglich gemacht werden.<br />
Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen.<br />
Druck: Druckhaus Berlin-Mitte GmbH<br />
P 986149<br />
L<br />
Inhalt gedruckt auf säurefreiem Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
Gliederung<br />
1 Einleitung 4<br />
2 Grundlagen der inklusiven Praxis 5<br />
2.1 Pädagogische Grundlagen:<br />
Warum sollen alle Kinder als gleich und als verschieden anerkannt werden? 5<br />
2.2 Grundlagen des Rahmenlehrplans:<br />
Wie sind Standardisierung und Individualisierung auszubalancieren? 7<br />
2.3 Didaktische Grundlagen: Wie arbeitet man im inklusiven Unterricht? 8<br />
2.4 Die Fibel als Grundlage einer inklusiven Didaktik? 9<br />
3 Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument der pädagogischen Diagnostik 10<br />
3.1 Weshalb sind Lernstandsanalysen hilfreich für inklusive Didaktik? 11<br />
3.2 In welchen Stufen lernen Kinder lesen und schreiben? 11<br />
3.3 Wie kann man im Alltag feststellen, auf welcher Stufe des<br />
Schriftspracherwerbs sich ein Kind befindet? 14<br />
3.4 Wie arbeitet man mit dem Stufenmodell? 17<br />
4 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien 18<br />
5 Kooperation und Entlastung 24<br />
5.1 Entlastung durch Zusammenarbeit im Team 24<br />
5.2 Zusammenarbeit mit Eltern 28<br />
5.3 Entlastung bei Verhaltensproblemen im ersten Schuljahr 30<br />
6 Ausblick 32<br />
7 Literatur 33<br />
8 <strong>Anhang</strong>:<br />
Kopiervorlagen, Tabellen, Bilderlesebild und Kinderbuchempfehlungen 37<br />
3
4<br />
Kap. 1<br />
Einleitung<br />
Seit die UN-Behindertenrechtskonvention am<br />
26. März 2009 in Deutschland in Kraft getreten ist,<br />
ist in allen Bereichen des Bildungswesens eine neue<br />
Aufmerksamkeit für die Heterogenität von Lerngruppen<br />
entstanden. Jetzt geht es darum, niemanden<br />
mehr auszuschließen und alle Lernenden in eine<br />
gemeinsame Schule aufzunehmen. Das Bildungswesen<br />
soll „inklusiv“ werden. Schulische Inklusion lässt sich<br />
sehr einfach definieren: Inklusiv ist ein Unterricht,<br />
der mit seinen pädagogischen Angeboten jedes Kind<br />
willkommen heißt.<br />
Das Gleichheitsrecht auf Bildung und die Individualität<br />
der Lebenslagen und Lernwege sollen anerkannt<br />
werden.<br />
Inklusive Didaktik fordert dabei jedes Kind in seiner<br />
persönlichen Leistungsfähigkeit heraus.
2.1 Pädagogische Grundlagen: Warum<br />
sollen alle Kinder als gleich und<br />
als verschieden anerkannt werden?<br />
Für den Anfangsunterricht sind folgende Einsichten<br />
grundlegend: Schulanfänger unterscheiden sich in<br />
ihren Lebenserfahrungen und Lernvoraussetzungen.<br />
Kinder haben, wenn sie eingeschult werden, auch<br />
zur Welt der gesprochenen und der geschriebenen<br />
Sprache ganz verschiedene Zugänge entwickelt.<br />
Dazu gehört, dass die sprachlichen Entwicklungs -<br />
stände unterschiedlich sind oder dass manche<br />
Kinder Deutsch als zweite Sprache erst noch erlernen<br />
müssen. Wenn in inklusiv arbeitenden Grundschulen<br />
z. B. auch Kinder mit dem Förderschwerpunkt<br />
geistige Entwicklung willkommen geheißen werden,<br />
wird es vorkommen, dass Einzelne die Schriftsprache<br />
nicht oder nur in Ansätzen für sich erschließen können.<br />
Diese Vielfalt der sprachlichen und schriftsprachspezifischen<br />
Lernvoraussetzungen geht einher mit einer<br />
Fülle anderer Differenzen, die das Leben und Lernen<br />
der Schulanfänger prägen:<br />
• Kinder haben sehr verschiedene vorschulische<br />
Erfahrungen in den Bereichen der späteren Fächer<br />
in der Grundschule gemacht, so dass manche<br />
hinsichtlich der Lernvoraussetzungen in allen schulischen<br />
Bereichen schon weit und andere durchschnittlich<br />
entwickelt sind, während noch andere<br />
sich erst langsam herantasten.<br />
• Kinder haben sehr verschiedene Erfahrungen als<br />
Mädchen und Jungen gemacht. Auch innerhalb jedes<br />
Geschlechts finden wir große Unterschiede, denn<br />
manche wollen typische Mädchen und Jungen sein,<br />
während andere genau das nicht wollen und Geschlechtergrenzen<br />
überschreiten.<br />
• Kinder haben sehr verschiedene Erfahrungen mit<br />
ihrer sozialen Herkunft gemacht. Manche Kinder<br />
leiden unter materieller Armut und andere leben<br />
im Überfluss, viele Kinder werden relativ ange -<br />
messen versorgt.<br />
Grundlagen der inklusiven Praxis<br />
Kap. 2<br />
• Kinder haben sehr verschiedene Erfahrungen in<br />
ihren Familien gemacht, denn manche genießen<br />
eine sichere, vertrauensvolle Bindung an ihre Eltern,<br />
an Großeltern und Geschwister; andere leiden unter<br />
emotionaler Unzuverlässigkeit. In Ausnahmefällen<br />
erleiden kleine Kinder sogar Gewalt in Form von Vernachlässigungen,<br />
Misshandlungen, psychischen<br />
Verletzungen oder sexuellem Missbrauch.<br />
• Kinder haben gegebenenfalls sehr verschiedene<br />
Erfahrungen als Angehörige unterschiedlicher<br />
Kulturen gemacht und gehen verschieden mit ihren<br />
kulturellen Erfahrungen und ihrem Leben in der<br />
heutigen Einwanderungsgesellschaft um.<br />
• Kinder haben sehr verschiedene Erfahrungen mit<br />
anderen Kindern gemacht, so dass manche viele<br />
Freundinnen und Freunde haben und andere in der<br />
Kindergruppe einsam sind oder Ablehnung erfahren.<br />
Gerade Kinder, die zu Hause wenig Halt haben,<br />
neigen dazu, entweder kontaktscheu oder aggressiv<br />
zu werden; das führt dazu, dass gerade diejenigen,<br />
die gute Beziehungen zu Gleichaltrigen am<br />
dringendsten brauchen, eher von diesen abgelehnt<br />
werden.<br />
• Kinder haben verschiedene Erfahrungen mit den<br />
eigenen körperlichen und geistigen Möglichkeiten<br />
gesammelt. Manche Kinder haben sich unter der<br />
Bedingung körperlicher, seelischer, geistiger oder<br />
Sinnesbeeinträchtigung zum Schulkind entwickelt.<br />
Wenn in der Bildungstheorie diese vielfältigen<br />
Differenzen thematisiert werden, spricht man von<br />
sogenannten „Heterogenitätsdimensionen“, die sich<br />
über schneiden. Denn wie alle anderen Menschen werden<br />
neu eingeschulte Kinder gleichzeitig mehreren<br />
ganz verschiedenen sozialen Gruppierungen zugerechnet.<br />
„Heterogenität“ ist ein bedeutendes Thema<br />
der Pädagogik geworden und hat sich in der Gestaltung<br />
zahlreicher Lernmedien und Schulbücher niedergeschlagen.<br />
So kommt es auch in der Fibel „Meine<br />
Fibel“ in Bildern und Texten zum Ausdruck, da die<br />
5
6<br />
Kap. 2 Grundlagen der inklusiven Praxis<br />
abgebildeten Menschen in ihrer Verschiedenheit zu<br />
erkennen sind. Aus der Entwicklungspsychologie und<br />
aus pädagogischen Theorien wissen wir, dass jedes Kind<br />
von klein auf Anerkennung braucht. Kinder können sich<br />
nur gut entwickeln, wenn sie von den für sie wichtigen<br />
Menschen, den Erwachsenen und Kindern in ihrer<br />
Umgebung, verlässlich anerkannt werden. Auch die in<br />
der Erziehung notwendigen Anforderungen, Zumutungen<br />
und Grenzen müssen von einer solchen grundsätzlichen,<br />
Halt gebenden Anerkennung getragen sein.<br />
Kognitives Lernen gelingt in allen Lernbereichen<br />
umso besser, je klarer jedes Kind die Erfahrung macht,<br />
angenommen zu sein. Wenn Kinder in ihren ersten<br />
Versuchen beginnen, etwas zu lesen und etwas zu<br />
schreiben, ist es für sie äußerst wichtig, dass andere<br />
Menschen, Kinder und Erwachsene, anerkennend und<br />
bestärkend darauf reagieren. In ganz hohem Maße<br />
gilt das für Kinder, die am Anfang ihrer schriftsprachlichen<br />
Entwicklung stehen und deren Versuche noch<br />
vorsichtig und tastend sind, so dass Lehrkräfte in<br />
allen Aktivitäten und Produkten des Kindes die<br />
Anstrengung oder den Fortschritt erkennen und<br />
würdigen sollten.<br />
Aus den hier erläuterten pädagogischen und<br />
ethischen Grundlagen folgt: Jedes Kind braucht Anerkennung<br />
bei seinen Versuchen, sich der Schriftsprache<br />
anzunähern. Das gilt auch dann, wenn einem<br />
Kind zum Beispiel der Zugang zur Schriftsprache<br />
auf Grund langfristiger, gravierender Beeinträchti gungen<br />
voraussichtlich nicht vollständig gelingen wird. Und in<br />
jedem Kind, auch in den Kindern, die wir als sehr<br />
schulschwach empfinden, sind schon Kompetenzen<br />
angelegt, auf denen die nächsten Lernschritte aufbauen<br />
können. Darum gilt als Leitsatz einer inklusiven<br />
Pädagogik:<br />
Jedes Kind ist auf seiner Stufe kompetent. Zugleich<br />
haben Lehrerinnen und Lehrer die Aufgabe, bei<br />
der Akzeptanz bestehender kind licher Kompetenzen<br />
nicht stehen zu bleiben, sondern Kinder zum Erreichen<br />
der Zone der nächsten Entwicklung, und<br />
damit zum Erwerb von neuen Kompetenzen, anzuleiten<br />
und anzuspornen. Daraus folgen konkrete<br />
Regeln für die Art und Weise, wie man professionell<br />
Rückmeldung gibt auf schriftliche oder mündliche<br />
Leistungen von Kindern:<br />
1. Die vorgelegte Leistung sachlich benennen.<br />
(Beispiel: „Ich sehe, du hast die Buchstaben …,<br />
die Wörter … geschrieben. Ich sehe, du kannst<br />
jetzt …“). Entsprechend kann auch in einem Dialog<br />
das Kind selbst seine Leistung benennen (Beispiel:<br />
„Sag mir, was du geschrieben hast“<br />
oder „Warum hast du das so geschrieben?“).<br />
Dabei kann die Lehrerin auch ihre Wertschätzung<br />
oder Freude zum Ausdruck bringen.<br />
2. Eine erbrachte Leistung nicht negativ kommentieren!<br />
(zum Beispiel Wendungen wie die folgenden<br />
vermeiden: „Gefällt mir noch nicht, wie du<br />
geschrieben hast“, „Was du geschrieben hast, ist<br />
falsch“)<br />
3. Die darauf aufbauende Anforderung ermutigend<br />
benennen. (Beispiel: „Als Nächstes möchte ich,<br />
dass du wieder einen Text schreibst und dabei den<br />
Rand einhältst“, oder „ …dass du jeden Satz mit<br />
einem groß geschriebenen Wort beginnst“…).<br />
Entsprechend kann auch das Kind selbst seine<br />
nächste Anforderung benennen (Beispiel: „Sag mir,<br />
was du als Nächstes noch besser machen kannst.“<br />
„Sag mir, was du als Nächstes schreiben möchtest.“<br />
Im Dialog mit dem Kind kann geantwortet werden:<br />
„Ja, das ist jetzt eine gute Idee.“ Oder: „Diesen<br />
Vorschlag finde ich jetzt nicht so sinnvoll, es ist mir<br />
wichtig, dass du zuerst noch einmal … übst.“)<br />
4. Wenn der Eindruck entsteht, dass ein Kind<br />
keine Leistung erbracht hat, geht es darum danach<br />
zu fragen, was es beschäftigt und Anforderungen<br />
zu formulieren, die an seinem Leistungsvermögen<br />
und an seinen Interessen anknüpfen.<br />
Eine solche Form der sachlichen Rückmeldung kann<br />
im Anfangsunterricht auf Unzufriedenheit verzichten<br />
und gerade deshalb Kinder zu Anstrengungsbereit-
schaft und guten Leistungen motivieren. In der zweischrittigen<br />
Form des Lehrerkommentars, in Worte<br />
fassen, was das Kind jetzt kann und in Worte fassen,<br />
was das Kind als Nächstes bearbeiten soll, beziehungsweise,<br />
was es bearbeiten will, kommt ein Herzstück<br />
einer anerkennungsbasierten inklusiven Didaktik zum<br />
Ausdruck. Diese Art des Umgangs mit Kindern ist<br />
nicht zu verwechseln mit Lobhudelei oder Laisser-faire,<br />
sie stellt vielmehr hohe Anforderungen an die Kinder<br />
und die Lehrpersonen und beruht auf der Beobachtung,<br />
dass Kinder sich am Schulanfang danach sehnen,<br />
in ihrer Tüchtigkeit und Leistungsbereitschaft anerkannt<br />
zu werden.<br />
2.2 Grundlagen des Rahmenlehrplans:<br />
Wie sind Individualisierung und<br />
Standardisierung auszubalancieren?<br />
Die Anerkennung der individuell verschiedenen<br />
Kompetenzen wird im gemeinsamen Rahmenlehrplan<br />
für die Grundschulen der Länder Brandenburg,<br />
Berlin, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern<br />
beschrieben. Dort heißt es: „Die Grundschule ist<br />
Lernstätte und Lebensraum für Schülerinnen<br />
und Schüler mit einer großen Heterogenität hinsichtlich<br />
ihrer Lernvoraussetzungen und Lernmöglichkeiten“<br />
(Rahmenlehrpläne 2004, S. 3). Zugleich finden<br />
sich im Rahmenlehrplan selbstverständlich auch<br />
Angaben dazu, was die Schülerinnen und Schüler<br />
lernen sollen. So heißt es: „In den Rahmenlehrplänen<br />
beschreiben Standards, welche Kompetenzen die<br />
Schülerinnen und Schüler in den Fächern bis zum<br />
Ende der Grundschulzeit entwickelt haben müssen“<br />
(Rahmenlehrpläne 2004, S. 6). Für Kinder mit besonderen<br />
Förderschwerpunkten gelten bei zielgleicher<br />
Inklusion die Standards ebenfalls, bei zieldifferenter<br />
Inklusion in adaptierter Form.<br />
Wenn man die beiden Zitate aus dem Rahmenlehrplan<br />
liest, stellt man sich die Frage, ob darin nicht<br />
ein großer Widerspruch, der Lehrerinnen und Lehrer<br />
sehr belasten kann, angelegt ist: Einerseits sollen die<br />
Grundlagen der inklusiven Praxis<br />
Kap. 2<br />
Lehrkräfte jedes Kind individuell anerkennen, andererseits<br />
sollen sie so unterrichten, dass alle Kinder gleiche<br />
Kompetenzen bis zum Ende der Grundschulzeit<br />
entwickelt haben. Wie man oben sehen kann, wird<br />
sogar formuliert, dass Kinder diese Kompetenzen<br />
entwickeln „müssen“. Konkret wird zum Schriftspracherwerb<br />
in den Anforderungen zum Ende der Jahrgangsstufe<br />
2 erwartet, dass Kinder geübte Texte flüssig<br />
lesen, einen Übungs- bzw. Mindestwortschatz richtig<br />
schreiben und erste Lese- und Rechtschreibstrategien<br />
und Arbeitstechniken ausgebildet haben. Zugleich<br />
bedeutet die Realisierung von inklusiver Pädagogik<br />
aber auch, dass Verschiedenheit ganz normal dazugehört<br />
und dass Kinder, die sich auf anderen, früheren<br />
oder späteren, Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
befinden genauso akzeptiert werden.<br />
Individualisierung und Kompetenzorientierung<br />
lassen sich dann verknüpfen, wenn daran gearbeitet<br />
wird, dass jedes Kind, soweit es irgend möglich ist,<br />
in seinem Lernprozess vorankommt. Daraus folgt für<br />
den Schriftspracherwerb, dass für alle Kinder die<br />
gleichen Lernziele bezogen auf die Anforderungen zum<br />
Lesen- und Schreibenlernen gelten, dass diese Ziele<br />
jedoch zu individuell unterschiedlichen Zeiten, auf<br />
unterschiedlichen methodischen Wegen, mit unterschiedlichen<br />
Hilfen durch die Lehrerinnen und anhand<br />
unterschiedlicher Lernmittel erreicht werden können.<br />
Das ist eine Möglichkeit beim Schriftspracherwerb<br />
Individualisierung und Standardisierung in der Arbeit<br />
mit heterogenen Lerngruppen auszubalancieren.<br />
Zukünftige Rahmenlehrpläne werden diese Gedanken<br />
noch stärker aufgreifen und auf heterogene Lernausgangslagen<br />
deutlicher Bezug nehmen, um inklusive<br />
Lernangebote im Anfangsunterricht abzubilden.<br />
Die Auseinandersetzung mit den Standards des<br />
Rahmenlehrplans macht bewusst, dass die Anerkennung<br />
von Heterogenität nicht etwa gleichzusetzen ist<br />
mit einer Akzeptanz für die bei den Kindern gegebenen<br />
Lernausgangslagen oder gar Resignation angesichts<br />
fehlender Voraussetzungen bedeutet.<br />
7
8<br />
Kap. 2 Grundlagen der inklusiven Praxis<br />
Sie muss vielmehr einhergehen mit dem hohem<br />
Engagement und großer Anstrengung der Lehrer und<br />
Kinder für die Verbesserung der Schulleistungen.<br />
2.3 Didaktische Grundlagen:<br />
Wie arbeitet man im inklusiven<br />
Unterricht?<br />
Für inklusive Didaktik gelten allgemeine didaktische<br />
Annahmen, die prinzipiell für jeden guten Unterricht<br />
grundlegend sind. Dabei erscheint ein an der Lernentwicklung<br />
orientiertes Vorgehen als besonders<br />
erfolgversprechend. Ein solcher Unterricht hat unter<br />
pädagogischer Perspektive die Förderung der Persönlichkeit<br />
des Kindes und seiner Leistungsentwicklung<br />
im Blick, aus didaktischer Perspektive ergibt sich daraus<br />
eine Orientierung an den Leistungsständen jedes<br />
einzelnen Kindes. Das Konzept eines an der Entwicklung<br />
orientierten Unterrichts, nimmt die jeweiligen<br />
Lernvoraussetzungen, das Wissen und die Strategien<br />
von Kindern in den Blick, um darauf aufbauend Lernangebote<br />
bereitzustellen, die individuell passfähig sind.<br />
Das Lernen jedes Kindes wird durch Prozessdiagnostik<br />
begleitet, denn didaktisch vorrangig sind beim Schriftspracherwerb<br />
Denkaktivitäten der Kinder und ihre<br />
kognitiven Strategien.<br />
Eine solche Didaktik beruht auf vier Leitfragen:<br />
• Wie ist der aktuelle Lernstand des Kindes?<br />
• Welche Deutung habe ich dazu vor dem Hintergrund<br />
meines Wissens über das Kind, seine<br />
Interessen und Themen und sein Umfeld?<br />
• Was könnten Nahziele im Hinblick auf die<br />
in Standards formulierten Fernziele sein?<br />
• Mit welchen Mitteln und auf welchen Wegen<br />
kann das Kind diese Ziele erreichen?<br />
Ein entwicklungsorientierter, inklusiver Unterricht<br />
lässt sich durch zwei komplementäre Grundmuster<br />
beschreiben, nämlich individualisierte Lernsituationen<br />
auf der einen Seite, die sich streng an den Lernbedürfnisse<br />
eines Kindes orientieren und gemeinsame<br />
Lernsituationen auf der anderen Seite, die das gemeinsame<br />
Arbeiten der Kinder herausfordern und<br />
Kooperation verlangen.<br />
Individualisierender Unterricht ermöglicht es<br />
jedem Kind auf seinem Niveau und mit seinen<br />
aktuellen Möglichkeiten Fähigkeiten aufzubauen,<br />
erfolgreich zu üben, Fertigkeiten zu sichern und stellt<br />
dafür aus reichende Zeit zur Verfügung, z.B. durch<br />
tägliche Zeiten der Arbeit mit einem Tages- oder<br />
Wochenplan nach eigenem Programm. Basis für derart<br />
individuelle Lerngänge sind in der Regel adaptive<br />
Lernmaterialien, die aufeinander aufbauen und Lernbegleithefte<br />
oder Portfolios, in denen das persönliche<br />
Fortschreiten dokumentiert werden kann. Eine theoretische<br />
Perspektive, die hinter dieser Didaktik steht, ist<br />
der Ansatz von Wygotski (1934), der das Voranschreiten<br />
von der Zone der aktuellen Leistung zur Zone der<br />
nächsten Entwicklung fokussiert und damit eine<br />
Anleitung für die Gestaltung individueller Lernsituationen<br />
gibt.<br />
Neben der oben beschriebenen individuellen<br />
Förderung in koexistenten Lernsituationen, in denen<br />
Kinder zur gleichen Zeit und im gleichen Raum an<br />
unterschiedlichen Zielen zum Beispiel des Schriftspracherwerbs<br />
arbeiten, braucht ein inklusiver Unterricht<br />
nach Wocken (1998) auch gemeinsame Lernsituationen,<br />
die das soziale Miteinander der Kinder<br />
fördern und Kooperationen verlangen.<br />
Dazu gehören:<br />
A Kooperative Lernsituationen<br />
In kooperativen Lernsituationen arbeiten die Schüler<br />
an gemeinsamen Zielen und Aufgabenstellungen,<br />
wozu jeder Schüler seinen Beitrag leistet (solidarische<br />
Lernsituationen). Diese Beiträge können sich in der
Zusammenschau ergänzen, d. h. nicht alle Kinder<br />
machen das Gleiche. Wenn Lesetexte der Fibel<br />
bearbeitet werden, können Kinder je nach ihrer Lesefähigkeit<br />
unterschiedliche Aufgaben zum Textverstehen<br />
übernehmen. Manche Kinder werden nur kleine Abschnitte<br />
lesetechnisch bewältigen oder etwas zum<br />
Text malen können, andere können Fragen zum Text<br />
mündlich und schriftlich beantworten oder eigene<br />
Fragen an den Text formulieren, Fortsetzungsgeschichten<br />
schreiben oder ein erstes Lesetagebuch führen.<br />
In einer abschließenden gemeinsamen Präsentation<br />
können alle diese Beiträge zusammen zu einem<br />
vertieften Textverständnis für alle Kinder führen.<br />
Kooperatives Lernen kann auch bedeuten, dass Kinder<br />
eigene Ziele verfolgen, dafür aber Kooperationspartner<br />
benötigen, z. B. beim Partnerdiktat oder bei<br />
Freiarbeitsangeboten (komplementäre Lernsituationen).<br />
Ebenso können Kinder im Stationenlernen<br />
oder in Sprach- und Lesewerkstätten Verantwortung<br />
für einzelne Aufgaben oder Stationen, also einen<br />
Expertenstatus, übernehmen.<br />
Die jeweiligen „Experten“ für eine Station oder eine<br />
Aufgabe überprüfen die Lösungen anderer Kinder<br />
und helfen ihnen gegebenenfalls bei der Bearbeitung.<br />
B Subsidiäre Lernsituationen<br />
In subsidiären Lernsituationen helfen sich Schüler<br />
gegenseitig zum Beispiel durch Patenschaften oder<br />
auch durch spontane Kooperationen, in dem sie z. B.<br />
Tipps und Hinweise bei schriftlichen Arbeiten im<br />
Tagesplan geben, Denkanstöße für Aufgabenlösungen<br />
und Motivationen unterstützen, dabei aber weiter<br />
ihre eigenen Ziele und Aufgaben verfolgen.<br />
C Kommunikative Lernsituationen<br />
In kommunikativen Lernsituationen steht weniger<br />
ein didaktisch geplanter Inhalt im Mittelpunkt, sondern<br />
es werden Themen aus dem gemeinsamen Handeln<br />
miteinander zum Gegenstand des Austauschs.<br />
Diese Form des Austauschs ereignet sich oft spontan<br />
Grundlagen der inklusiven Praxis<br />
Kap. 2<br />
und findet Raum in Pausen, im Morgenkreis und im<br />
offenen Anfang. Hieraus können für den Schriftspracherwerb<br />
jedoch persönlich bedeutsame Inhalte<br />
abgeleitet werden, z. B. das Schreiben von Einladungen<br />
und kleinen Entschuldigungsbriefen oder die Auswahl<br />
gemeinsamer Vorlese-Literatur, in der ähnliche Sachverhalte<br />
eine Rolle spielen (siehe auch <strong>Anhang</strong> zu<br />
empfohlener Kinderliteratur).<br />
2.4 Die Fibel als Grundlage einer<br />
inklusiven Didaktik?<br />
Ein Fibellehrgang ist eine alte und bewährte didaktische<br />
Methode, um auf gesicherten Wegen in überschaubaren<br />
Schritten Kinder einer Klasse lesen zu<br />
lehren und Wege zum Schreiben zu bereiten. Vorteile<br />
des Fibellehrgangs liegen darin, dass jedes Kind über<br />
ein eigenes bedeutsames Buch verfügt, mit dem abgesichert<br />
werden soll, dass alle Buchstaben und Laute<br />
in methodisch bewährter Abfolge angeboten werden<br />
und für eine vollständige Analyse und Synthese der<br />
Sprachwörter beim Erlesen und beim Schreiben<br />
verfügbar sind. Nach dem Prinzip „Isolation der<br />
Schwierigkeiten“ werden zunächst einfache, lautgetreue<br />
Wörter im Lehrgang eingeführt. Zur schnellen<br />
Bildung von sinnvollen Sätzen werden zugleich<br />
vier Ganzwörter eingeführt. Schwierige Buchstabenverbindungen<br />
(st, sp, sch, ng, nk …) kommen erst<br />
später hinzu. Auch die Silbenarbeit findet Berücksichtigung.<br />
Im inklusiven Unterricht erfordert die Arbeit mit<br />
der Fibel die Einsicht, dass jedes Kind in seinem Tempo<br />
und auf seinen Wegen zur Schriftsprache gelangt. Ein<br />
von der Lehrerin gestalteter Leselehrgang, der die<br />
individuellen Zugänge von Kindern zur Schriftsprache<br />
9
10<br />
Kap. 2 Grundlagen der inklusiven Praxis<br />
berücksichtigen will, wird nicht gleichschrittig voranschreiten<br />
können, weil ein solcher Unterricht nur für<br />
einen Teil der Kinder einer Klasse passend wäre. Sonst<br />
werden diejenigen Schülerinnen und Schüler überfordert,<br />
die sich noch auf einer sehr frühen Vorstufe<br />
des Schriftspracherwerbs befinden und andere Kinder<br />
werden unterfordert, die schon selbstständig lesen<br />
können. Viele Lehrkräfte stellen sich darum folgende<br />
Fragen:<br />
• Wie kann ich in einem lehrgangsorientierten<br />
Anfangsunterricht mit der Fibel arbeiten und gleichzeitig<br />
den verschiedenen kindlichen Lernausgangslagen<br />
in meiner Klasse gerecht werden?<br />
• Wie kann ich die individuelle Eigentätigkeit der<br />
Kinder und für sie bedeutsame Inhalte mit meiner<br />
systematischen Anleitung der gesamten Klasse<br />
verbinden?<br />
Die Fibel selbst nutzt unterschiedliche Darbietungsformen<br />
des sprachlichen Materials innerhalb des Lehrgangs.<br />
Sie enthält auf vielen Seiten Differenzierungsangebote.<br />
Spezielle Wiederholungsseiten (S. 16/17, 38/39,<br />
54/55, 68/69, 80/81) bieten sich zum Verweilen an<br />
und festigen erneut den Stoff. Die Seiten können auch<br />
der Lernstandserfassung dienen.<br />
Zudem liefert die Reihe „Meine Fibel“ eine Vielzahl<br />
von Zusatzmaterialien, die individuelle pädagogische<br />
Angebote unterstützen. Hierzu zählen zum Beispiel der<br />
Förderkoffer, indem sich handlungsorientierte didaktische<br />
Spielmaterialien befinden, differenzierte Arbeitshefte,<br />
der handlungsorientiert ausgerichtete Arbeitsblock,<br />
das Lese-Mal-Heft, die CD-ROM, die Ideenbox<br />
für jahrgangsübergreifenden Unterricht sowie das<br />
Heft „Meine kleine Fibel“.<br />
Die Fibel „Meine Fibel“ bietet von der logographemischen<br />
Stufe an Arbeitsmöglichkeiten für alle folgenden<br />
Stufen des Schriftspracherwerbs. Kinder, die sich<br />
noch auf den Vorstufen befinden, profitieren davon,<br />
dass sie die Arbeit der anderen Kinder mit der Fibel<br />
miterleben und selbst im Besitz des gleichen Buches<br />
sind. Es muss jedoch sehr darauf geachtet werden,<br />
dass sie nicht zu Misserfolgserlebnissen gedrängt<br />
werden, indem sie zum Vorlesen aufgerufen werden,<br />
obwohl sie diese Stufe noch gar nicht erreicht haben.<br />
Inklusive Didaktik im Anfangsunterricht, die ernst<br />
nimmt, dass Kinder auf ihrem Weg zum Lesen und<br />
Schreiben bisher sehr unterschiedliche Erfahrungen<br />
gemacht haben, hat Konsequenzen für die pädagogische<br />
Diagnostik. Wenn Lehrerinnen und Lehrer mit<br />
ihren pädagogischen Angeboten die Kinder erreichen<br />
wollen, müssen sie wissen, was die verschiedenen<br />
Kinder in ihrer Klasse schon können und was sie<br />
noch nicht können.
Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />
der pädagogischen Diagnostik<br />
3.1 Weshalb sind Lernstandsanalysen<br />
eine Grundlage der inklusiven Didaktik?<br />
Lernstandsanalysen dienen dazu, auf die erste Leitfrage<br />
einer inklusiven Didaktik eine Antwort geben zu<br />
können, indem sie die vorhandenen Kompetenzen<br />
und Erfahrungen der Kinder ermitteln. Diese Aufgabe<br />
ist nicht einfach, denn sie schließt vielschichtige Aspekte<br />
des kindlichen Lernens ein. Dazu gehören neben<br />
den verschiedenen Lernausgangslagen auch verschiedene<br />
Lerngeschwindigkeiten, verschiedene Lernstile,<br />
verschiedenen Themen und Interessen der Kinder<br />
sowie die Erfahrungen aus ihrer Lebenswelt, mit<br />
denen ein Zugang zu ihrem Lernen hergestellt<br />
werden kann. Die Lernstandsanalyse ist darum keine<br />
einmalige Angelegenheit zu Beginn des ersten Schuljahres,<br />
sondern eine wiederkehrende Lehreraktivität<br />
während des gesamten Schuljahres. Die Frage nach<br />
dem aktuellen Lernstand des Kindes schließt deshalb<br />
zum Beispiel folgende Dimensionen im Bereich Schriftsprache<br />
mit ein:<br />
1. Bisherige Erfahrungen mit Büchern und Schriftkultur<br />
sowie Buchstaben- und Wortkenntnisse eines<br />
jeden Kindes am Anfang (Grund: Die Schülerinnen<br />
und Schüler haben unterschiedliche Voraussetzungen<br />
und Vorerfahrungen.)<br />
2. Lese- und Schreibkompetenzen eines Kindes zu<br />
verschiedenen Zeitpunkten im Schuljahr und<br />
beobachtbare Fortschritte (Grund: Die Schülerinnen<br />
und Schüler kommen verschieden schnell in<br />
Erwerb, Entfaltung und Automatisierung voran.)<br />
3. Gegenwärtig für das Kind wichtige Themen und<br />
Interessen (Grund: Die Schülerinnen und Schüler<br />
haben unterschiedliche Interessen, Vorlieben,<br />
soziale, familiäre und kulturelle Erfahrungen, deren<br />
Berücksichtigung die Motivation, die Aufmerksamkeit<br />
für Texte und die Ausdauer beim Üben<br />
unterstützen können.)<br />
Auf der Basis der Ergebnisse der Lernstandsanalyse<br />
können dann die bereits auf S. 8 genannten Fragen<br />
inklusiver Didaktik beantwortet und ein Unterricht<br />
Kap. 3<br />
geplant werden, der an den individuellen Lernvoraus-<br />
setzungen anschließt und passfähige Angebote für<br />
jedes Kind bereitstellt. Um die anspruchsvolle Aufgabe<br />
der Lernstandsanalysen im ersten Schuljahr zu erleich-<br />
tern, gibt es mehrere Hilfsmittel. So können Beobachtungen<br />
mithilfe von Stufenmodellen ausgewertet<br />
werden. Die Tabellen für die Hand der Lehrkräfte<br />
können ergänzt werden um Lernpässe für die Hand<br />
der Kinder (vgl. <strong>Anhang</strong>), so dass auch die Kinder selbst<br />
wissen, wo sie stehen und welche nächsten Schritte<br />
anstehen. Tabellen und Lernpässe sind auch hilfreich<br />
für informative Gespräche mit den Eltern.<br />
(siehe Punkt 5.2)<br />
3.2 In welchen Stufen lernen Kinder<br />
lesen und schreiben?<br />
Wenn Lehrkräfte die Lernstände ihrer Erstklässler<br />
kennenlernen möchten, können sie auf ein sehr<br />
nützliches Hilfsmittel zurückgreifen: auf Stufenmodelle<br />
des Schriftspracherwerbs. In solchen entwicklungsorientierten<br />
Stufenmodellen wird der Erwerb von<br />
kog nitiven Strategien auf dem Weg zur Schrift beschrieben.<br />
Zugleich werden damit wissenschaftlich<br />
fundierte Formulierungen zur Verfügung gestellt,<br />
die dazu dienen, die verschiedenen kindlichen Kompetenzen<br />
in der Zone der aktuellen Entwicklung<br />
angemessen in Worte zu fassen und daraus zu jeder<br />
Stufe passende pädagogische Angebote abzuleiten.<br />
Allerdings können sie allein noch nicht nächste Lernschritte<br />
erklären. Unter Berücksichtigung der Lebenssituation<br />
des Kindes, seiner individuellen und familiären<br />
Ressourcen sowie seiner Interessen können Lehrer<br />
innen im Hinblick darauf, was das Kind als Nächstes<br />
lernen soll, Ideen und Hypothesen über weitere<br />
För der angebote konzipieren.<br />
Für das Verständnis von Stufenmodellen ist wichtig,<br />
dass sie nur Hilfsmittel sind, um den Weg der Kinder<br />
zur Schrift annähernd zu verstehen. Wir müssen uns<br />
klarmachen, dass Kinder nicht immer so gradlinig Stufe<br />
für Stufe voranschreiten, wie es im Modell veranschau-<br />
11
12<br />
Kap. 3 Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />
der pädagogischen Diagnostik<br />
licht wird. Lernen findet oft auch durch Umwege,<br />
Rückschritte, Sackgassen, in Spiralen und manchmal<br />
auf Überholspuren statt. Es ist also selbstverständlich,<br />
dass das, was Sie in der Realität des Klassenraums<br />
erleben, stark vom gewählten Stufenmodell abweichen<br />
kann. Dennoch können diese Modelle überaus hilfreiche<br />
Orientierung für individuelle Lernwege<br />
von Kindern geben.<br />
In den wissenschaftlichen Forschungen zur Didaktik<br />
des Erstunterrichts Deutsch wurden zwar mehrere<br />
Stufenmodelle des Schriftspracherwerbs entwickelt, sie<br />
weisen aber in wesentlichen Merkmalen Gemeinsamkeiten<br />
auf (vgl. z.B. Helbig u. a. 2005; Scheerer-Neumann<br />
u.a. 2009; Dehn 2007).<br />
In den folgenden Abschnitten präsentieren wir ein<br />
vereinfachtes, klares, im Schulalltag praktikables Modell<br />
aus sechs Stufen, das auf den Untersuchungen zahlreicher<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
beruht und auf diejenigen Stufen fokussiert, die im<br />
inklusiven Anfangsunterricht wichtig sind. Deswegen<br />
sind die Stufen populärer Modelle hier ergänzt um<br />
ausdifferenzierte Vorstufen, um für alle Kinder in inklu -<br />
siven Klassen Kompetenzen beschreiben zu können.<br />
Diese Stufen des Schriftspracherwerbs sind nicht<br />
an bestimmte Altersstufen, sondern an erworbene<br />
Einsichten in die Struktur der Schriftsprache gebunden.<br />
Sie beschreiben Strategien des Umgehens mit Schrift.<br />
Damit sind sie unabhängig vom Alter für jeden Leseund<br />
Schreiblernprozess aussagefähig. Teilweise überschneiden<br />
sich die Stufen. So kann es vorkommen, dass<br />
ein Kind noch nicht vollständig alphabetisiert ist, also<br />
noch nicht alle Buchstaben entsprechenden Lauten<br />
zuordnen kann, und gleichzeitig schon häufig gelesene<br />
oder persönlich wichtige Wörter flüssig lesen kann.<br />
Andererseits können auch geübte Leser bei wenig<br />
geläufigen Wörtern auf das buchstabenweise Erlesen<br />
zurückgreifen. Deshalb wird von dominierenden<br />
Strategien gesprochen, die das Kind nutzt, zugleich<br />
greift es immer wieder auch auf frühere Strategien<br />
zurück oder nutzt bereits erworbene Elemente<br />
nachfolgender Strategien. Dabei ist zu beachten, dass<br />
die Entwicklung von Lesen und Schreiben nicht<br />
gleichzeitig erfolgen muss; es kommt vor, dass Kinder<br />
beim Lesen weiter fortgeschrittene Strategiestufen<br />
nutzen als beim Schreiben und umgekehrt.<br />
1 Basale Strategien<br />
Auf dieser frühen Entwicklungsstufe, die gleich nach<br />
der Geburt einsetzt, werden visuelle, akustische und<br />
haptische Erfahrungen mit Situationen, Personen,<br />
Sachen und Sprache gemacht. Kinder erleben, dass<br />
alle diese Dinge Bedeutungen für ihr Leben haben<br />
und können diese zunehmend erschließen. So können<br />
Kinder Blickkontakt zu Bedeutungsträgern (Baby-Bilderbuch,<br />
Gesten) richten und Situationen deuten<br />
sowie erste Spuren, zum Beispiel im Sand, selbst<br />
erzeugen, auch wenn diese noch nicht mit konkreten<br />
Bedeutungen belegt sein müssen.<br />
2 Präliterale Strategien<br />
Kinder auf dieser Stufe haben erste Einsichten in die<br />
kommunikative Funktion von Zeichen und Schrift<br />
entwickelt. Sie wissen, dass Symbole und Zeichen,<br />
z. B. eine Eistüte, Logos und Markennamen konstante<br />
und wiederabrufbare Bedeutungen tragen, die mithilfe<br />
von Sprache wiedergegeben werden können. Sie<br />
können sich Bilderbücher anschauen, zwischen Bildern<br />
und Text unterscheiden und Abbildungen deuten und<br />
kommentieren. Kinder erkennen Zeichen, Symbole und<br />
Schrift in ihrer alltäglichen Umgebung und haben erste<br />
Vorstellungen zu Buchstaben, Wörtern und Texten<br />
ent wickelt. In spielerischen Situationen werden Lesen<br />
und Schreiben als bedeutungsvolle Tätigkeiten imitiert,<br />
z. B. in Kritzelbriefen, „Arztrezepten“ oder „Speisekarten“.<br />
Beim sogenannten „Als-ob-Lesen“ sitzen Kinder<br />
in Lesehaltung mit dem Buch, das durchaus auch<br />
ver kehrt herum gehalten werden kann, und sprechen<br />
im verfremdeten Erzählstil. Sie „lesen“ manchmal auch<br />
erstaunlich lange Passagen korrekt auswendig gelernt<br />
vor.
Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />
der pädagogischen Diagnostik<br />
3 Logografemische Strategie<br />
Kinder auf dieser Stufe erkennen Buchstaben und<br />
Wörter bereits ganzheitlich wieder, insbesondere an<br />
markanten Buchstaben- oder Wortformen, z.B. Zoo<br />
oder Taxi. Die Buchstaben und Wörter werden weitgehend<br />
als visuelle Bilder „geschrieben“ und „gelesen“,<br />
ohne dass der Lautwert der verwendeten Buchstaben<br />
schon im Einzelnen bewusst ist. Die phonlogische<br />
Bewusstheit im weiten Sinne entfaltet sich. Kinder<br />
beschäftigen sich nun unabhängig vom konkreten Inhalt<br />
mit der Struktur der Sprache; so gelingen das Reimen<br />
und Silbenklatschen zunehmend besser. Eine Vielzahl<br />
von Kindern kann den eigenen Namen weitgehend<br />
richtig „aufschreiben“ und erkennen. Viele Kinder<br />
können auch den Namen von Geschwistern und<br />
Freunden sowie für sie wichtige Wörter wie z.B. Mama,<br />
Papa und Oma aus dem Gedächtnis „schreiben“, ohne<br />
dass ihnen das alpha betische Prinzip der Schriftsprache<br />
schon zugänglich<br />
ist. Es kann also gut vorkommen, dass Buchstaben<br />
des Namens in variabler Reihenfolge, auch in spiegelschriftlicher<br />
Form und mit Wiederholungen aneinandergereiht<br />
werden.<br />
4 Beginnende alphabetische Strategie<br />
Kinder, die beginnen, die alphabetische Strategie<br />
zu nutzen, haben den Zusammenhang von Gesprochenem<br />
und Geschriebenen erkannt und ver -<br />
fügen damit bereits über entwickelte Vorstellungen<br />
zur kommunikativen Funktion und zum Aufbau von<br />
Schrift, z. B. die Links-Rechts-Orientierung.<br />
Dabei ist zu beachten, dass manche Kinder mit Schrifterfahrungen<br />
aus dem arabischen Sprachraum auch<br />
eine Rechts-Links - Orientierung ausbilden. Beobachtet<br />
werden kann weiter, dass Kinder mit Linkshändigkeit<br />
aus der Beo bachtung von rechtshändig Schreibenden<br />
eine Rechts-Links-Orientierung aufbauen können.<br />
Diese Entwicklungen sind zunächst als kognitive<br />
Strukturent deckungen eines aktiv lernenden Kindes<br />
zu bewerten und zu achten. Zugleich müssen aber<br />
Kap. 3<br />
diese Kinder die geltenden Konventionen kennen<br />
lernen und sich die in unserem Sprachraum gültige<br />
Links-Rechts- Orientierung aneignen.<br />
Die phonologische Bewusstheit im engen<br />
Sinne bildet sich auf dieser Stufe heraus, d.h. Kinder<br />
können aus gesprochenen Wörtern zunehmend<br />
sicherer Laute heraushören bzw. ganze Wörter in<br />
einzelne Laute aufgliedern, was als eine wichtige<br />
Voraussetzung für den Schriftspracherwerb gilt.<br />
Beim Lesen erfolgt ein buchstabenweises Erlesen<br />
lautgetreuer Wörter, d. h. Kinder analysieren beim<br />
Lesen die Wörter Buchstabe für Buchstabe, übersetzen<br />
sie in Laute und fügen sie anschließend zu<br />
Wörtern zusammen. Zuweilen wird auch versucht,<br />
Wörter aufgrund präg nanter Merkmale und Sinnzusammenhänge<br />
ganzheitlich zu entschlüsseln.<br />
Beim Schreiben nutzen Kinder ihnen bekannte Buchstaben<br />
und zerlegen Gesprochenes kleinschrittig in<br />
seine lautlichen Bestandteile, denen dann ein Buchstabe<br />
zugeordnet wird. Oftmals schreiben Kinder zunächst<br />
noch skeletthaft nur einzelne Buchstaben<br />
(Konsonanten und/oder Vokale) für ganze Wörter<br />
(F für Frosch, HS für Hase). Auch Spiegelschreibungen<br />
kommen vor. Auch hier gilt, dass die „Fehler“ beim<br />
Schreiben gleichsam ganz positiv als Entdeckungen des<br />
Kindes auf dem Wege zur alphabetischen Struktur<br />
unserer Schriftsprache interpretierbar sind.<br />
5 Entfaltete alphabetische Strategie<br />
Kinder mit entfalteter alphabetischer Strategie können<br />
die Analyse und Synthese beim Lesen vollständig<br />
anwenden und zunehmend längere Wörter in bekanntem<br />
Kontext erlesen, da immer mehr Wörter sicher im<br />
Gedächtnis verankert sind und schneller erkannt<br />
werden können. Bei komplizierteren Wörtern erfolgt<br />
zum Teil noch ein Dehnlesen mit etwas verzögerter<br />
Sinnentnahme. Beim Schreiben können Kinder alle<br />
gehörten Laute weitgehend vollständig verschriften,<br />
dabei beziehen sie sich auf ihre eigene phonetische<br />
Artikulation, z.B. Buta für Butter. In einer Art Recht-<br />
13
14<br />
Kap. 3 Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />
der pädagogischen Diagnostik<br />
schreibsprache werden manchmal schreibbegleitend<br />
alle Laute des Wortes überdeutlich betont und dann<br />
auch so geschrieben, z.B. Khint für Kind. In einigen<br />
Fällen erfolgen Übergeneralisierungen von ersten<br />
rechtschreiblichen Regeln, bei denen Regeln auch auf<br />
Wörter übertragen werden, bei denen sie nicht<br />
zutreffen (z.B. Himmbeere).<br />
6 Beginnende lexikalische/orthografische Strategie<br />
Kinder mit beginnender lexikalischer Strategie können<br />
komplexe Buchstaben-Laut-Beziehungen zunehmend<br />
sicherer erfassen. Sie können nun flüssiger lesen, weil<br />
ganze Buchstabengruppen und Silben in den Blick<br />
genommen und automatisiert gelesen werden. Betonung<br />
und Aussprache werden entfaltet. Kinder nutzen<br />
den Kontext für die Korrektur von eigenen Lesefehlern.<br />
Lesefehler können zum Beispiel aus semantisch<br />
und syntaktisch passenden Wortergänzungen bestehen.<br />
In der weiteren Entwicklung erfolgt dann eine Automatisierung<br />
der vorhandenen Strategien und deren<br />
flexible Verwendung, wobei die Textebene für das<br />
Verstehen des Gelesenen immer wichtiger wird.<br />
Im Hinblick auf das Schreiben berücksichtigen Kinder<br />
auf der Stufe der entfalteten orthografischen Strategie<br />
orthografische Strukturen und orthografisches<br />
Wissen über Wörter und verinnerlichen dabei Schriftmuster.<br />
Es entsteht bei den Kindern eine rechtschreibliche<br />
Sensibilität. Sie entwickeln Strategien zur<br />
Fehlervermeidung und Fehlerkorrektur. In der weiteren<br />
Entwicklung werden eine orthografisch korrekte<br />
Gestaltung von Texten und die Wahl sprachlicher<br />
Mittel für die Kinder bedeutsam. Dieser Text thematisiert<br />
diese Stufe nicht ausführlich, weil er sich auf das<br />
erste Schuljahr bezieht, in dem Kinder auf einer solch<br />
fortgeschrittenen Stufe selten zu finden sind.<br />
3.3 Wie kann man im Alltag feststellen<br />
auf welcher Stufe des Schriftspracherwerbs<br />
sich ein Kind befindet?<br />
Lehrerinnen und Lehrer sehen und hören jeden<br />
Tag immer wieder, was die Kinder ihrer Klasse<br />
sagen, tun und produzieren. Zugleich geschieht im<br />
Klassenraum so viel gleichzeitig, dass es unmöglich<br />
ist, stets alle Kinderaktivitäten wahrzunehmen, die für<br />
die Analyse von Lernständen bedeutsam sind.<br />
Für die Lernstandsanalysen ist darum die Kombination<br />
von zwei Zugängen zum kindlichen Lernen hilfreich:<br />
• Die Analyse kindlicher Leistungen im<br />
alltäglichen Unterrichtsgeschehen<br />
• Die Analyse kindlicher Leistungen anhand von<br />
systematischen Instrumenten der pädagogischen<br />
Diagnostik<br />
Wenn Sie in den ersten Schultagen sehen, wie<br />
Kinder malen und kritzeln, wie sie das Schreiben ihres<br />
Namens spontan bewältigen, wie sie erste Buchstaben<br />
benennen und wie sie darüber hinaus auch sprechen<br />
und singen, gewinnen Sie zahlreiche Eindrücke über die<br />
individuellen Entwicklungsstände kindlicher Kompetenzen<br />
in Ihrer Klasse. In Ergänzung zu den Erkenntnissen,<br />
die aus den mündlichen und schriftlichen Äußerungen<br />
der Kinder Tag für Tag im Unterricht ersichtlich<br />
werden, können auch bestimmte Instrumente der<br />
pädagogischen Diagnostik eingesetzt werden. Einige<br />
dieser Instrumente werden im Folgenden beschrieben.<br />
Einen ersten schnellen Eindruck über die vorhandenen<br />
Lesefähigkeiten können Sie mit dem Bild-Lese-<br />
Blatt zur Analyse des Standes der Leseentwicklung<br />
gewinnen.<br />
Die meisten Kinder möchten zeigen, „was sie<br />
schon alles können“. Sie sind stolz auf ihre bereits<br />
erworbenen Lese- und Schreibfähigkeiten. Manche<br />
Kinder werden jedoch auch Ermutigung benötigen. Das<br />
„Lese-Bild-Blatt“ ist so konzipiert, dass jedes Kind der<br />
heterogenen Lerngruppe seine Kompetenzen zeigen<br />
kann.
Bild-Lese-Blatt<br />
Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />
der pädagogischen Diagnostik<br />
Mo<br />
Mimi<br />
Sofia<br />
Max<br />
Mimi und Mo malen.<br />
Tim und Mia schreiben<br />
Namen mit Kreide.<br />
Mama Papa<br />
Oma Opa<br />
A M I O N L U P R S T E<br />
Kap. 3<br />
15
16<br />
Kap. 3 Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />
der pädagogischen Diagnostik<br />
Vorgehensweise:<br />
Die Lehrerin legt dem Kind das „Lese-Bild“ zu Beginn<br />
ihrer Leseanalysen vor. Dies kann innerhalb der ersten<br />
Schulwochen, aber auch schon früher, z. B. im Rahmen<br />
des Schnuppertages oder in der ersten kleinen Stunde<br />
nach der Einschulungsfeier und auch später nach dem<br />
Einsetzen des Schriftsprachlehrgangs geschehen. Die<br />
Lehrerin fordert das Kind auf, zu erzählen, was auf dem<br />
Bild zu sehen ist und alles vorzulesen, was vom Kind<br />
schon gelesen werden kann (alle Zeichen, Logos,<br />
Buchstaben und Wörter). Gegebenenfalls fragt die<br />
Lehrerin gezielt nach einzelnen Zeichen, Logos, Buchstaben<br />
und Wörtern. Anhand der Ergebnisse kann ein<br />
erster Rückschluss darauf erfolgen, welche Stufe des<br />
Lesens vom Kind bereits erworben wurde.<br />
Einige Kinder, die bislang noch kaum Interesse und<br />
Verständnis für den Aufbau der Schriftsprache entwickeln<br />
konnten, werden zum „Lese-Bild“ erzählen und<br />
evtl. Bildzeichen und Logos erkennen. Sie befinden sich<br />
vermutlich auf einer Vorstufe des Schriftspracherwerbs.<br />
Wenn die Kinder bereits auf den Aufbau und die<br />
Funktion von Schriftsprache aufmerksam geworden<br />
sind, haben sie die logografemische Stufe des Schriftspracherwerbs<br />
erreicht. Diese Kinder können Buchstaben<br />
aus der Buchstabenreihe am unteren Blattrand<br />
benennen oder einige der im Bild enthaltenen Namen<br />
und Wörter, wie Zoo und Taxi, „lesen“, ohne die<br />
Laut-Buchstaben-Verbindung im einzelnen zu beherrschen.<br />
Andere Kinder sind bereits in der Lage, mithilfe der<br />
alphabetischen Strategie zu lesen und können sich<br />
einige Wörter oder den ersten Satz auf der Tafel<br />
erlesen. In einigen Fällen haben Kinder noch weiter<br />
reichende Lesekompetenzen und können bereits den<br />
ganzen Text auf der Tafel lesen.<br />
Vertiefend können dann feinere Analysen folgen mit<br />
Verfahren zur phonologischen Bewusstheit, mit individuellen<br />
Lernstandsanalysen, wie sie z.B. mit ILEA 1 im<br />
Internet vorliegen, und Verfahren zur Feststellung der<br />
Lesefähigkeit wie zum Beispiel den „Beobachtungsbö-<br />
gen zur Analyse und Diagnose der Lernentwicklung in<br />
den Klassen 1/2“ aus den Kopiervorlagen zu „Meine<br />
Fibel”. Wenn Kinder bereits beim Schulstart alphabetische<br />
Strategien zeigen, kann davon ausgegangen<br />
werden, dass Lernvoraussetzungen im Bereich der<br />
phonologischen Bewusstheit ausgeprägt vorhanden<br />
sind. Eine systematische Analyse dieses Bereichs ist<br />
eher bei Kindern notwendig, deren Leistungen im<br />
Bereich der Vorstufen vermutet werden und für die<br />
eventuell gezielte Übungen im Bereich der phonologischen<br />
Bewusstheit entwicklungsfördernd eingesetzt<br />
werden müssen.<br />
Ergänzend kann mit den Kindern das „leere Blatt“<br />
zum Feststellen des Standes der Schreibentwicklung<br />
eingesetzt werden, auf dem Kinder alles aufschreiben,<br />
was sie schon schreiben können oder etwas malen.<br />
Dieses kann auch in Partnerarbeit erfolgen und ebenso<br />
nach dem oben beschriebenen Stufenmodell ausgewertet<br />
werden.<br />
Mo<br />
Mimi<br />
Sofia<br />
Max<br />
Mimi und Mo malen.<br />
Tim und Mia schreiben<br />
Namen mit Kreide.<br />
Mama Papa<br />
Oma Opa<br />
A M I O N L U P R S T E
Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />
der pädagogischen Diagnostik<br />
3.4 Wie arbeitet man mit dem<br />
Stufenmodell?<br />
Das oben erläuterte sechsphasige Stufenmodell zum<br />
Schriftspracherwerb kann tabellarisch ver anschaulicht<br />
werden. Tabellen können dazu dienen, für jedes Kind<br />
festzuhalten, auf welcher Stufe es sich zu Anfang<br />
des Schuljahres befindet und wann es im Laufe des<br />
Schuljahres die folgenden Stufen erreicht. Die Tabellen<br />
zum Ausfüllen gibt es im An hang in drei Formen.<br />
1. Als Grobanalyse für die Klassenübersicht<br />
(Tabelle 1)<br />
2. Als Feinanalyse zu einzelnen Kindern<br />
(Tabelle 2)<br />
3. Als Lernpass für die Hand der Kinder<br />
(Tabelle 3)<br />
Die tabellarische Dokumentation kann um zwei<br />
weitere Medien der pädagogischen Diagnostik<br />
ergänzt werden:<br />
• Leseproben von Kindern auf Tonband oder MP3-<br />
Player<br />
• Sammelmappen mit Kinderarbeiten, die jederzeit<br />
direkten Einblick in die Schreibprodukte der Kinder<br />
erlauben<br />
• Notizen in einem Lehrertagebuch, in dem Sie in<br />
eigenen Worten wichtige Beobachtungen und<br />
Erfahrungen mit den Kindern festhalten können.<br />
Tabelle 1<br />
Klassenübersicht zur Lernstandsanalyse im Bereich Schriftspracherwerb, Klasse:<br />
Diese Tabelle ermöglicht eine grobe Übersicht zu heterogenen Leistungsständen einer Klasse.<br />
Anleitung: In die erste Spalte die Namen eintragen. In die folgenden Spalten das Datum eintragen, an dem Sie beobachten,<br />
dass das Kind diese Stufe erreicht.<br />
Namen 1 2 3 4 5 6<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
8.<br />
9.<br />
10.<br />
11.<br />
12.<br />
13.<br />
14.<br />
15.<br />
16.<br />
17.<br />
18.<br />
19.<br />
20.<br />
21.<br />
22.<br />
23.<br />
24.<br />
25.<br />
26.<br />
27.<br />
28.<br />
basale Stufe präliterale<br />
Stufe<br />
logografemische<br />
Stufe<br />
beginnende<br />
alph. Stufe<br />
entfaltete<br />
alph. Stufe<br />
orthograph.<br />
Stufe<br />
Stufen und Ergebnisse<br />
Name ___________________________________________<br />
Basale Strategien<br />
richtet Blickkontakt auf<br />
Personen/Gegenstände<br />
Datum:<br />
verwendet Gesten und Mimik<br />
Datum:<br />
Präliterale Strategien<br />
deutet Zeichen, Symbole in<br />
der Umgebung<br />
Datum:<br />
schaut sich Bilderbuch an<br />
Datum:<br />
erzeugt bedeutungstragende<br />
Spuren<br />
Datum:<br />
Logografemische Strategie<br />
hält Buch richtig und blättert<br />
Seite für Seite<br />
Datum:<br />
benennt einzelne Buchstabennamen<br />
Datum:<br />
schreibt einzelne Buchstaben<br />
aus dem Kopf<br />
Datum:<br />
„liest“ Situationen, Gesten,<br />
Mimik<br />
Datum:<br />
erzeugt Spuren<br />
Datum:<br />
hört Geschichten zu<br />
Datum:<br />
tut als ob es liest<br />
Datum:<br />
tut als ob es schreibt<br />
Datum:<br />
liest seinen Namen als<br />
Ganzwort<br />
Datum:<br />
hantiert unspezifisch<br />
mit Büchern<br />
Datum:<br />
deutet Bilder im Buch<br />
Datum:<br />
spricht in Erzählsprache<br />
Datum:<br />
rzeugt buchstabenähnliche<br />
Zeichen/Symbole<br />
Datum:<br />
„liest“ Ganzworte mit markanten<br />
Buchstaben<br />
Datum:<br />
klatscht/malt Silbenbögen<br />
Datum:<br />
schreibt seinen Namen als<br />
Ganzwort<br />
Datum:<br />
bildet Reime<br />
Datum:<br />
schreibt einzelne Wörter<br />
aus dem Kopf<br />
Datum:<br />
Beginnende alphabetische Strategie<br />
ordnet Buchstaben Laute zu erliest lautgetreue Wörter<br />
buchstabenweise<br />
Datum:<br />
Datum:<br />
ordnet Lauten Buchstaben zu schreibt Wörter mit verfügbaren<br />
Buchstaben<br />
Datum:<br />
Entfaltete alphabetische Strategie<br />
Datum::<br />
erliest längere Wörter erliest komplexe Wörter<br />
gedehnt<br />
Datum:<br />
Datum:<br />
schreibt alle gehörten Laute schreibt komplexe Worte<br />
in lauttreuen Worten<br />
weitgehend vollständig<br />
Datum:<br />
Datum:<br />
verfügt über Lernwörter/ erste Einsichten Morphemkonstanz Datum:<br />
erliest komplexere Wörter erkennt häufige Wörter/<br />
Wortteile sicher, flüssig<br />
betont beim Lesen<br />
Datum:<br />
Datum:<br />
Datum:<br />
nutzt Einsichten in orthografi- nutzt Strategien zur Fehler<br />
sche Strukturen<br />
vermeidung<br />
Datum:<br />
Datum:<br />
hört (Anfangs-) Laute aus<br />
Wörtern heraus<br />
Datum:<br />
zerlegt Wörter in einzelne<br />
Laute<br />
Datum:<br />
verfügt über automatisierte<br />
Wörter<br />
Datum:<br />
verfügt über Lernwörter/erste<br />
Einsichten Mor-phemkonstanz<br />
Datum:<br />
Kap. 3<br />
Sobald Sie Einsicht in die Fähigkeiten der Kinder<br />
Ihrer Klasse gewonnen haben, können Sie das<br />
entsprechende Datum in den Tabellen festhalten.<br />
Eine sorgfältige Dokumentation der Leistungsstände<br />
bringt vielfältige Erleichterungen mit sich, da sie hilft,<br />
didak tisch gut begründete Entscheidungen zu treffen<br />
und fundierte Elterngespräche zu führen.<br />
Für die Arbeit mit dem tabellarischen Überblick<br />
gilt die weiter oben bereits vorgestellte Regel:<br />
Jede Leistung, die ein Kind auf seiner Stufe erbringt,<br />
muss anerkannt und gewürdigt werden. Eine Leistung<br />
darf nicht als schlecht bezeichnet werden, auch dann<br />
nicht, wenn sie nicht den üblichen Erwartungen an<br />
Schulanfänger entspricht. Stets gilt, dass die erbrachte<br />
Leistung benannt wird. Für eine solche „kriteriale“,<br />
das heißt sachbezogene Rückmeldung, können die<br />
Formulierungen des Stufenmodells Anregungen geben.<br />
Dazu ein zentrales Beispiel: Auf der alphabetischen<br />
Stufe muss das Schreiben nach Gehör ausreichend<br />
anerkannt werden, auch wenn es noch nicht den<br />
orthographischen Regeln genügt. Wenn Kinder<br />
beginnen „zu lautgetreu“ zu schreiben (z.B. „Khint“<br />
für Kind), dürfen ihre Wörter und Sätze nicht<br />
als falsch bezeichnet und auch nicht mit dem Rotstift<br />
angestrichen werden. Erst nach und nach<br />
gewinnen orthographische Strategien und Regeln<br />
immer mehr an Bedeutung.<br />
Bemerkungen<br />
Ich kann Bedeutungen von Situationen, Gesten etc. deuten:<br />
Ich kann Spuren erzeugen und wahrnehmen:<br />
Ich kann Bilderbücher anschauen:<br />
Ich kann Bilderbücher kommentieren:<br />
Ich kann in Bilderbüchern Bilder und Text unterscheiden:<br />
Ich kann Laute in Wörtern hören:<br />
Den ersten Laut<br />
Einzelne Laute<br />
im Wort<br />
Den letzten Laut<br />
Tabelle 1 von Seite 37 Tabelle 2 von Seite 38 Tabelle 3 von Seite 39<br />
17
18<br />
Kap. 4 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />
Inklusive Didaktik lebt von den auf Lernstandsanalysen<br />
beruhenden passenden Materialangeboten.<br />
Auf jeder Stufe des Schriftspracherwerbs lassen sich<br />
didaktische Materialien und Aktivitäten einsetzen,<br />
die jeweils an der vorhandenen Lernausgangslage<br />
anknüpfen und dazu dienen, dass die Kinder im individuell<br />
möglichen Tempo die nächste Stufe erreichen.<br />
Teils wählen die Kinder selbst das passende Lernmaterial,<br />
teils wird es von der Lehrperson für ein<br />
Kind ausgewählt.<br />
In diesem Kapitel werden vielfältige Anregungen<br />
gegeben. Sie enthalten nur eine exemplarische<br />
Auswahl der immensen Möglichkeiten des Deutschunterrichts<br />
im ersten Schuljahr. Unsere Anregungen<br />
zeigen, wie ein auf dem Stufenmodell des Schrifts<br />
pracherwerbs aufbauender binnendifferenzierender<br />
Unterricht anhand von „Meine Fibel“ und der vielfältigen<br />
Ergänzungsmaterialien aufgebaut werden kann.<br />
Die Fibel „Meine Fibel“ orientiert sich an der<br />
analytisch-synthetischen Leselernmethode und bietet<br />
eine systematische sukzessive Buchstabeneinführung.<br />
Die vier Ganzwörter ist, sind, und, ruft werden eingeführt,<br />
um das Lesen sinnvoller Sätze frühzeitig zu<br />
ermöglichen. Ergänzend kommen ein Leseanhang und<br />
ein Jahreszeitenanhang sowie eine Anlauttabelle hinzu.<br />
Die Fibel „Meine Fibel“ bietet damit von der logographemischen<br />
Stufe an Arbeitsmöglichkeiten für alle<br />
folgenden Stufen des Schriftspracherwerbs. Kinder,<br />
die sich noch auf den Vorstufen befinden, profitieren<br />
davon, dass sie die Arbeit der anderen Kinder mit<br />
der Fibel miterleben und selbst im Besitz des gleichen<br />
Buches sind, das sie an die Welt der Buchstaben heran -<br />
führt. Es muss jedoch sehr darauf geachtet werden,<br />
dass die Kinder nicht zu Misserfolgserlebnissen gedrängt<br />
werden, etwa indem sie zum Vorlesen aufgerufen<br />
werden, obwohl sie diese Stufe noch gar nicht<br />
erreicht haben. Diese Kinder müssen für ihre Aktivitäten<br />
auf den Vorstufen, zum Beispiel Kritzelbriefe<br />
schreiben, gelobt und anerkannt werden, damit sie<br />
Freude am Umgang mit Schrift entwickeln. Schulkinder,<br />
die schon alphabetisiert sind, profitieren davon, dass<br />
sie im Leseteil von „Meine Fibel“ stöbern können.<br />
Die Fibel „Meine Fibel“ enthält auch Angebote<br />
für differenzierendes Arbeiten, so dass bewährte<br />
analytisch-synthetische und offene Vorgehensweisen<br />
methodenintegrativ kombiniert werden, um so entwicklungsorientiert<br />
Angebote für alle Kinder bereitstellen<br />
zu können.<br />
Die „Ideenbox Meine Fibel für jahrgangsübergreifendes<br />
Lernen in Klasse1/2“ bietet grundsätzliche<br />
Anregungen und praktische Unterrichtsbeispiele für<br />
Lernen in heterogenen Gruppen in Karteikartenform.<br />
Diese Vorschläge sind für jede heterogene Lerngruppe<br />
im Anfangsunterricht geeignet. Sie sind auch leicht<br />
erweiterbar für die inklusive Arbeit mit Kindern auf<br />
basaler und präliteraler Stufe.<br />
Das „Arbeitsheft Meine Fibel – Differenzieren und<br />
Fördern“ bietet zahlreiche Übungsanregungen zu den<br />
einzelnen Fibelseiten. Auf jeder Seite des Arbeitsheftes<br />
werden drei verschiedene Übungsvorschläge unterbreitet.<br />
Die Übungen setzen ein mit Vorschlägen für<br />
Kinder auf der logographemischen Stufe, enthalten<br />
Vorschläge für beginnend alphabetische Kinder sowie<br />
Übungen für Kinder, die bereits entfaltet alphabetisch<br />
lesen und schreiben können. Auf den hinteren Seiten<br />
steht die beginnende orthographische Strategie im<br />
Mittelpunkt.<br />
Das Heft „Meine kleine Fibel – Vorübungen zum<br />
Schreiben- und Lesenlernen“ bietet insbesondere ver -<br />
tiefte Übungen zur phonologischen Bewusstheit, zur<br />
Be griffsbildung, zur feinmotorischen Übung und optischen<br />
Differenzierung. Es ist insbesondere für Kinder<br />
auf der präliteralen und logografemischen Stufe<br />
geeignet. Weitere Arbeitsmaterialien wie der „Arbeitsblock<br />
Meine Fibel“ sowie die „Kopiervorlagen Meine<br />
Fibel“ bieten Übungen zu Lauten und Buchstaben<br />
sowie ersten Wörtern und Sätzen, Übungen zur Arbeit<br />
mit der Anlauttabelle sowie Impulse zum freien<br />
Schreiben für Kinder auf dem Weg von der logografemischen<br />
zur entfalteten alphabetischen Stufe.
Mimi<br />
ruft<br />
Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />
In der folgenden Tabelle werden für jede der unter<br />
3.2 erläuterten sechs Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
angemessene pädagogische Angebote beschrieben.<br />
Viele dieser pädagogischen Angebote wachsen mit,<br />
wenn man die Anforderungen den Strategiestufen<br />
anpasst, so kann zum Beispiel das „Ich-Buch“ jeder<br />
Stufe entsprechend eingesetzt und Schritt für Schritt<br />
erweitert werden.<br />
Die hier vorgestellten offenen Angebote beinhalten<br />
die Chance, die Themen der Kinder und die vielfältigen<br />
Aktuelle<br />
Stufe<br />
Basale Strategie<br />
Präliterale Strategie<br />
Prozessbegleitende<br />
Analyse<br />
Kap. 4<br />
Heterogenitätsdimensionen wie Geschlecht, kulturelle<br />
und familiäre Herkunft zu berücksichtigen.<br />
Dabei kann jedes einzelne Kind seine vielfältigen<br />
Interessen zum Ausdruck bringen und persönlich<br />
bedeutsame Zugänge zur Schrift entwickeln. Auch<br />
können viele der hier präsentierten pädagogischen<br />
Angebote in unterschiedlichen Sozialformen bearbeitet<br />
werden, dazu gehören Einzelarbeit, Partnerarbeit<br />
und Gruppenarbeit sowie die Arbeit im Plenum<br />
der ganzen Klasse.<br />
Zentrale Ziele auf dem Weg zum Schriftspracherwerb<br />
Geeignete Fibel-Materialien<br />
(VWV) zur Förderung<br />
pädagogische Angebote zur individuellen<br />
Förderung ergänzend zur Fibel<br />
Ziel der Arbeit mit Kindern, die sich auf der basalen Stufe befinden, ist, dass sie Einsicht gewinnen in die elementare<br />
Bedeutung von Zeichen in der Kommunikation. Wichtig ist, dass Lehrkräfte sich klar machen, dass in der<br />
inklusiven Schule immer wieder Kinder eingeschult werden, die solche elementaren Erfahrungen mit Sprache<br />
noch nicht ausreichend erwerben konnten.<br />
Beobachtungen in<br />
Spiel-, Vorlese- und<br />
Gesprächssituationen<br />
Handpuppe Mimi<br />
Förderkoffer: Bildkarten<br />
Fibelfiguren<br />
Reime Meine Fibel: 118/119<br />
Ideenbox: Geräusche hören<br />
(35), Schriftspaziergang (9)<br />
Blickkontakt herstellen und halten; Gestik und Mimik (zum<br />
Beispiel lachen, weinen) zur Kommunikation nutzen; alltägliche<br />
Handlungen mit Sprache begleiten; zur Aufmerksamkeit<br />
auf Gegenstände, Bilder und Sprache anregen;<br />
rhythmische Bewegungen zur Musik machen lassen;<br />
Hörgeschichten hören; Herstellen von Kindervisitenkarten<br />
mit Fotos und Symbolen, z. B. Arbeitsblock letzte Seite;<br />
Bilderbücher betrachten; Reim- und Fingerspiele spielen;<br />
Spuren mit verschiedenen Materialien erzeugen lassen, z.<br />
B. im Sand, im Wasser …<br />
Ziel der Arbeit mit Kindern, die sich auf der präliteralen Stufe befinden, ist, dass sie herangeführt werden an<br />
Funktionen und Merkmale von Schriftsprache. Sie verstehen zunehmend, dass Schrift in Büchern, Zeitungen,<br />
Computern, Briefen usw. verwendet wird und Informationen übermittelt. Die Kinder Interesse dafür entwickeln,<br />
sich zunächst spielerisch mit Schriftsprache auseinanderzusetzen, eine persönliche Beziehung zu Schrift aufzubauen,<br />
um danach an den Fibellehrgang herangeführt zu werden.<br />
Beobachtungen in<br />
Spiel-, Vorlese- und<br />
Gesprächssituationen<br />
Bild-Lese-Blatt<br />
„Leeres Blatt“<br />
Meine kleine Fibel<br />
Förderkoffer Meine Fibel,<br />
Bildkarten, Reimwörter-<br />
Tangram (Bild-Bild)<br />
CD-ROM, Vorübungen zu<br />
Meine Fibel<br />
Platzieren vielfältiger Schriftangebote in der Klasse, z. B.<br />
Namenskarten als Aufsteller, Geburtstagsliste, Ämter- und<br />
Stundenplan, beschriftete Garderoben und Regale, als<br />
Leporello die Namen der Kinder und Namensschilder in<br />
der Klasse zuordnen ...; Bilder in der Umwelt suchen und<br />
„lesen“; z. B. Körpersprache, Piktogramme, Symbole,<br />
Logos ...;<br />
19
20<br />
Kap. 4 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />
Präliterale Strategie<br />
Logografemische Strategie<br />
MÜSC Arbeitsblock: 3 (Ganzwortnamen),<br />
37 (Würfelspiel), 39<br />
(Rätsel), 49/50 (Zungenbrecher),<br />
65 Namenskarten<br />
Ideenbox: Ich-Buch (2),<br />
Schriftspaziergang (9),<br />
Geräusche hören (35), Zeilenreime<br />
(38), „Wenn das<br />
M …“ (39), Zungenbrecher<br />
(33), Was ich kann (8)<br />
MÜT<br />
Zeichen und Schrift in der Klasse, in der Schule, in der<br />
Umgebung suchen, abzeichnen und sammeln,<br />
z. B. Straßennamen, Firmenlogos, Autokennzeichen<br />
Nummernschilder, Gerätenamen …;Sammeln von Schriftformen<br />
in Katalogen, Zeitschriften, Werbeprospekten<br />
Ausprobieren unterschiedlicher Schreibgeräte, z. B. Fingerfarbe,<br />
Pinsel, Kreide, Stifte ... und Schreibflächen,<br />
z. B. Tafel, Schiefertafel, Straße, Tapetenrolle, Hefte, ...; den<br />
eigenen Namen immer wieder schreiben und „lesen“;<br />
ein erstes Ich-Buch anlegen; erste Wörter aus dem<br />
Gedächtnis schreiben; spielerisch Formulare ausfüllen<br />
(„Als-ob-Schreiben“: Post, Sparkasse Quittungen, Lottoscheine,<br />
Kreuzworträtsel usw.);<br />
Lieblingsbuchstaben und -wörter in einer Schatzkiste<br />
sammeln; älteren Kindern/Erwachsenen etwas diktieren<br />
und es sich vorlesen lassen, Schriftproben in der Familie<br />
sammeln; Situationen erleben und benennen, in denen<br />
etwas geschrieben oder gelesen werden muss; pantomimische<br />
Darstellungen von Lesen und Schreiben in<br />
unterschiedlichen Situationen erraten lassen;<br />
vereinbarte Symbole und bekannte Buchstaben/Wörter<br />
für Notizen und Nachrichten verwenden; Spiele zum<br />
Hören und Erkennen von Geräuschen und Lauten; Spiele<br />
zum Reimen und Silbenklatschen;<br />
Herstellen von Kindervisitenkarten, Kinderausweisen usw.;<br />
Arbeit mit Magnetbuchstaben, Holzbuchstaben, Buchstabenstempel,<br />
Schuldruckerei; Buchstabenmemory,<br />
Buchstabenlotto, Buchstabenfest<br />
Ziel der Arbeit mit Kindern, die die logografemische Strategie anwenden, ist, dass sie Einsicht in die Laut-Buchstaben-Beziehungen<br />
gewinnen. Kinder sollen lernen aus gesprochenen Wörtern zunehmend Laute herauszuhören,<br />
ganze Wörter in einzelne Laute aufzugliedern und Buchstaben Lauten zuzuordnen. Die phonologische Bewusstheit<br />
im weiten Sinne, also das Reimen und Silbengliedern, sollte gesichert und phonologische Bewusstheit im<br />
engen Sinne, wie zum Beispiel das Heraushören von Anlauten, intensiv gefördert werden. Einzelne Buchstaben<br />
und die dazugehörigen Laute werden erarbeitet und durch vielfältige Übungen gefestigt (Leselehrgang Meine<br />
Fibel und Arbeitsheft sowie Kopiervorlagen).<br />
Beobachtungen in<br />
Spiel-,Vorlese- und<br />
Gesprächssituationen<br />
Bild-Lese-Blatt<br />
„Leeres Blatt“<br />
MÜSC (Förderkoffer<br />
meine Fibel)<br />
Meine Fibel: 4–6<br />
Förderkoffer: Buchstabenkarten,<br />
Lautkarten, Domino,<br />
Anlaut-Quartett, Reimwörter-Tangram<br />
(Bild-Wort)<br />
Lautbilder/Anlauttabelle/Plakat<br />
mit der Lauttabelle<br />
Meine kleine Fibel: 1–5<br />
Kopiervorlagen 1, 2, 3, 4, 5<br />
CD-ROM, Vorübungen<br />
Kopiervorlage 19 für phonematische<br />
Übungen<br />
Wörter lesen und schreiben, in denen diese Buchstaben<br />
vorkommen; mit der Anlauttabelle arbeiten; Laut-<br />
Buchstabe-Zuordnungsspiele wie das Geräuschelotto,<br />
Buchstabenmemory und -lotto spielen ; Spiele zum Training<br />
der phonologischen Bewusstheit im weiten und engen<br />
Sinne wie Reimen, Silbenklatschen, Anlaute hören. Z. B.<br />
Bildkarten nach Reimen, Silben, Anlauten ordnen, Reime zu<br />
Schlüsselwörtern suchen, Abzählverse und kurze Gedichte<br />
lernen usw.; Sprechübungen vor dem Spiegel; in Zeitungen/<br />
Zeitschriften auf die Suche nach vorgegebenen/bekannten<br />
Buchstaben gehen, verschiedene Varianten ausschneiden<br />
und sammeln
Mimi<br />
ruft<br />
Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />
Logografemische<br />
Strategie<br />
Beginnende<br />
alphabetische Strategie<br />
wiederholt: Kopiervorlagen 20 bis 34<br />
anbieten<br />
Lies und male mit Mimi: 1–6<br />
Arbeitsblock: 7 Mimi-Buch<br />
Ideenbox: Schriftspaziergang (9),<br />
Geräusche hören (35), Zeilenreime<br />
(38), „Wenn das M …“ (39), Zungenbrecher<br />
(33), Wörterkisten (25),<br />
Was ich kann (8)<br />
Kap. 4<br />
aus Wortkärtchen, z. B. Vornamen, Gegenstände;<br />
Wörter heraussuchen, deren Anfangsbuchstaben<br />
bekannt sind und die mit dem gleichen Buchstaben<br />
beginnen; Wörter sammeln, die schon<br />
geschrieben werden können bzw. die Kinder<br />
gern schreiben möchten<br />
Ziel der Arbeit mit Kindern, die die beginnende alphabetische Strategie anwenden, ist, dass sie die entfaltete<br />
alphabetische Strategie, das heißt eine möglichst lückenlose Zuordnung von Lauten zu Buchstaben und umgekehrt,<br />
beherrschen. Es geht jetzt darum, dass die phonologische Bewusstheit sicher ausgeprägt wird, die Phonem-<br />
Graphem-Korrespondenzen sicherer werden und sie zunehmend längere und komplexere Wörter vollständig<br />
erlesen und verschriften. Dazu dienen das freie Schreiben, das silbenweise Mitsprechen sowie das Einprägen<br />
erster Lernwörter mit einer Konsonantenhäufung.<br />
Bild-Lese-Blatt<br />
„Leeres Blatt“<br />
MÜSC (Förderkoffer<br />
meine Fibel)<br />
Meine Fibel: 16/17<br />
Vorlesen, Beantworten<br />
von Fragen zum<br />
Text<br />
Buchstabendiktat: Mm,<br />
Ii, Aa, Pp, Oo, Nn<br />
Arbeitsheft Differenzieren<br />
und Fördern:<br />
18<br />
Meine Fibel: 38/39<br />
Vorlesen: 38, Beantworten<br />
der Fragen<br />
Buchstabendiktat: Tt,<br />
Ll, Uu, Ee, Ss, Rr, Eiei,<br />
Hh, Dd, Ww<br />
Arbeitsheft: 37<br />
Arbeitsheft Differenzieren<br />
und Fördern:<br />
36, 43<br />
Meine Fibel: 4–15<br />
Legekasten<br />
Lautbilder, Anlauttabelle, Plakat mit<br />
Lauttabelle<br />
Förderkoffer: Buchstabenkarten, Lotto<br />
Fibelfiguren, Silbendomino, Anfangs-<br />
Endlaut-Domino, Silbenbögen-Domino<br />
CD-ROM, Vorübungen<br />
und Übungen zu Mm, Ii, Aa, Pp, Oo,<br />
Nn; Übungen zur Lauttabelle<br />
Förderkoffer:<br />
Arbeitsblock: 1–6<br />
Kopiervorlagen 35–48, 120–124,<br />
Ideenbox: Was ich kann (8), Buchstabenfest<br />
(13), ABC-Buch (14)<br />
Meine Fibel: 18–37<br />
CD-ROM, Übungen zu Tt, Ll, Uu, Ee,<br />
Ss, Rr, Eiei, Hh, Dd, Ww; Übungen zur<br />
Lauttabelle<br />
Kopiervorlagen 47–51, 124, 125, 128,<br />
131–135<br />
Arbeitsblock: 7–24<br />
Arbeitsheft zur Differenzierung: Silbenschieber<br />
Lies und male mit Mimi: 7–16<br />
Bunte Lesekiste: 1. Lesestufe, 6 Hefte<br />
Ideenbox: Was ich kann (8), Buchstabenfest(13),<br />
ABC-Buch (14), Buchstabenvielfalt<br />
(10), Klassentagebuch (15)<br />
mit der Anlauttabelle Wörter eigenständig<br />
schreiben;<br />
Sprechübungen vor dem Spiegel mit Partner;<br />
Lautgebärden zur Verstärkung ähnlich klingender<br />
Laute/aussehender Buchstaben; Lesen von<br />
Pseudo- und Zauberwörtern;<br />
freie Schreibmöglichkeiten bieten und vielfältige<br />
Schreibanlässe schaffen;<br />
Gelegenheiten zum Schreiben von Notizen<br />
anbieten; z. B. Einkaufsliste, Wunschzettel,<br />
Nachrichten; kurze Brief- und Postkartentexte<br />
verfassen und senden; im Alltag zum sinnvollen,<br />
kontextgebundenen Er-Lesen von Wörtern<br />
auffordern, Z. B. Etiketten, Firmenlogos,<br />
Namen usw.;<br />
Namenskärtchen und Tischkärtchen für die<br />
Kinder der Klasse herstellen;<br />
Erlesen und Erschreiben der Vornamen der<br />
Mitschülerinnen und Mitschüler; Kinder führen<br />
und prüfen Anwesenheitslisten;<br />
kleine Gesprächsprotokolle schreiben; einfache<br />
Texte zum Selbstlesen anbieten; verkehrte<br />
Welt: Klebezettel haften an falschen Gegenständen<br />
und müssen wieder an ihren richtigen<br />
Platz; Silben klatschen, skandieren, schreiten,<br />
tanzen, Silbenbögen schreiben, Silbenlotto,<br />
Silbenmemory, Silbenlegespiele, Robotersprache;<br />
erste Rechtschreibstrategien und -regeln<br />
thematisieren;<br />
Aufmerksamkeit auf sprachliche Strukturen,<br />
z. B. Morpheme, richten<br />
21
22<br />
Kap. 4 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />
Entfaltete alphabetische Strategie<br />
Ziel der Arbeit mit Kindern, die die entfaltete alphabetische Strategie anwenden, ist, dass sie flüssig und angemessen<br />
betont lesen, Bezüge zum Kontextwissen herstellen und orthographisch korrekt schreiben lernen.<br />
Dabei beziehen sie den Kontext beim Lesen und orthographisches Wissen beim Schreiben nach und nach<br />
mit ein. So werden im Bereich Schreiben Wortbausteine wie „-en“, „-er“, die Morphemkonstanz<br />
und Regeln, z. B. zur Groß- und Kleinschreibung, wichtiger.<br />
Meine Fibel: 54/55<br />
Vorlesen: 54/55,<br />
Beantworten von<br />
Fragen zum Text<br />
Buchstabendiktat: Ff,<br />
Au au, Bb, Kk, Ch ch,<br />
Sch sch<br />
Arbeitsheft: 53<br />
Meine Fibel: 68/69<br />
Vorlesen: 68/69,<br />
Beantworten von<br />
Fragen<br />
Buchstabendiktat:<br />
Öö, Üü, Gg, ß, Vv,<br />
Eueu, Zz, Jj, Ää, ng, ck,<br />
Äuäu, Stst<br />
Arbeitsheft: 70/71<br />
Arbeitsheft zur<br />
Differenzierung: 80<br />
Meine Fibel: 40–53<br />
Legekasten<br />
Anlauttabelle/Plakat mit Lauttabelle<br />
Leseschieber: Lautgetreue Wörter<br />
Silbendomino, Silbenbögen-<br />
Domino<br />
Arbeitsblock: 23–-34<br />
Kopiervorlagen: 86–90<br />
CD-ROM, Übungen zu Ff, Au au,<br />
Bb, Kk, Ch ch, Sch sch; Übungen<br />
zur Lauttabelle<br />
Lies und male mit Mimi: 17–23<br />
Bunte Lesekiste: 2 Lesestufe,<br />
6 Hefte<br />
thematische Buchkiste aus der<br />
Bibliothek zusammenstellen lassen<br />
Meine Fibel: 56–67<br />
Legekasten<br />
Förderkoffer: Würfelspiele<br />
Leseschieber: Lautgetreue Wörter<br />
Arbeitsblock: 35–48<br />
Kopiervorlagen: 58–71<br />
Lies und male mit Mimi: 24–32<br />
CD-ROM, Übungen zu Öö, Üü,<br />
Gg, ß, Vv, Eueu, Zz, Jj, Ää, ng, ck,<br />
Äuäu, Stst ; Übungen zur Lauttabelle<br />
Bunte Lesekiste: 3. Lesestufe, 6<br />
Hefte<br />
Bücherkisten zum Auswählen und<br />
Stöbern<br />
Ideenbox: z. B freies Schreiben<br />
(56–62, eigenes Buch herstellen<br />
(63), Zaubersprüche, Anagramme,<br />
Akrostichen (52, 53, 55),<br />
Thematische Wortfelder (51),<br />
Mit Wortfeldern spielen (50),<br />
Wörterforscher (43), Buch des<br />
Monats (18)<br />
eigenständiges Lesen im Leseteil der Fibel und<br />
kleiner Bücher;<br />
phonologisch komplexe mehrsilbige Pseudowörter/Zauberwörter<br />
lesen;<br />
Blitzlesen und Lesespiele zur Automatisierung;<br />
Verfassen eigener Texte, z. B. Gedichte,<br />
Geschichten Bücher;<br />
Silben finden, die anders geschrieben werden<br />
als man hört;<br />
beginnendes systematisches Rechtschreibtraining<br />
mit Wörtern des Grundwortschatzes; mit<br />
Wortfeldern arbeiten;<br />
persönliche Wortschatzerweiterung<br />
Wörterschlucker, Anagramme,<br />
Akrostichen, Zaubersprüche
Mimi<br />
ruft<br />
Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />
Beginnende orthographisch-lexikalische Strategie<br />
Kap. 4<br />
Ziel der Arbeit mit Kindern, die die lexikalisch-orthographische Strategie anwenden, ist, dass sie ihre Fähigkeiten<br />
auf dieser Stufe ausbauen und zum automatisierten Lesen und Schreiben kommen. Dazu dienen vielfältige<br />
Aktivitäten.<br />
Meine Fibel: 80/81<br />
Vorlesen: 80/81<br />
oder 92/93 Beantworten<br />
von Fragen<br />
zum Text<br />
Buchstabendiktat:<br />
Spsp, nk, Ququ, Xx,<br />
Cc, Yy und weitere<br />
Buchstaben, die<br />
beim letzten Mal<br />
noch unsicher<br />
waren<br />
Arbeitsheft: 80/81<br />
Arbeitsheft zur<br />
Differenzierung: 92<br />
Meine Fibel: 132<br />
Vorlesen: 132,<br />
Beantworten von<br />
Fragen zum Text<br />
Meine Fibel: 70–79, 84–133<br />
Arbeitsblock: 49– 64<br />
Arbeitsheft zur Differenzierung:<br />
81– 91<br />
Fibel: 82–121,<br />
Lies und male mit Mimi:<br />
33– 48<br />
Kopiervorlagen 11–19,<br />
98–101, 138 –143, 150<br />
Bunte Lesekiste: 4. Lesestufe,<br />
6 Hefte<br />
CD-ROM, Übungen zu Spsp,<br />
nk, Ququ, Xx, Cc, Yy und<br />
weiteren Buchstaben; Übungen<br />
zur Lauttabelle<br />
Sommerspaß mit Mimi und<br />
Mo<br />
Bilderbücher, Comics, Witz-<br />
und Tierbücher, Piraten- und<br />
Hexenbücher … in der Bibliothek<br />
gemeinsam ausleihen,<br />
abschnittsweises Üben und<br />
Vorlesen<br />
Ideenbox: z. B. Schrift der<br />
Pharaonen (81), Pausenspiele<br />
früher (80), Schnecken<br />
erforschen (80/84), freies<br />
Schreiben (56 –62)<br />
eigenständiges Lesen im Leseteil der Fibel und von<br />
Kinderbüchern;<br />
selbständiges und auch partnerweises Lesen<br />
ausgewählter Texte;<br />
Blitzlesen; Wissens-Fest feiern (Fibel: 80/81);<br />
Verfassen eigener Texte; z. B. Briefe, Gedichte,<br />
eschichten Bücher;<br />
handschriftlich oder mit Hilfe d es Computers;<br />
Schleichdiktate;<br />
fortgeschrittenes Rechtschreibtraining;<br />
Fehlersuche in eigenen Texten und Korrektur der<br />
Fehler, auch in Partnerarbeit möglich; Veröffentlichung<br />
der überarbeiteten Texte im Klassenraum; Nutzung des<br />
Wörterbuches ABC-Detektiv und anderer Nachschlagewerke<br />
sowie des Computers zur eigenständigen<br />
Fehlersuche und Korrektur<br />
23
24<br />
Kap. 5 Kooperation und Entlastung<br />
Inklusive Pädagogik wird umgesetzt in Teams, zu denen<br />
neben Grundschullehrern, auch Sonderpädagogen,<br />
Erzieherinnen, Integrationshelfer und ggf. Angehörige<br />
weiterer Berufe gehören können. Hinzu kommt eine<br />
intensive Zusammenarbeit mit den Eltern. Die gemeinsamen<br />
Aktivitäten stellen neue Herausforderungen<br />
dar, sie bringen aber auch bedeutende Erleichterungen<br />
mit sich.<br />
5.1 Entlastung durch Zusammenarbeit<br />
im Team<br />
Der Beruf der Grundschullehrerin war lange Zeit mit<br />
dem Bild einer Alleinkämpferin verbunden, die weitgehend<br />
„geschützt“ vor den Einschätzungen der Kolleginnen<br />
und Kollegen hinter der geschlossenen Klassenzimmertür<br />
mit „ihren“ Kindern arbeitet. Lehrkräfte sind in<br />
dieser klassischen Lehrsituation zwar autonom, aber<br />
auch völlig auf sich gestellt. Sie müssen mit allen<br />
Schwierigkeiten des Unterrichtsalltags allein fertig<br />
werden, alle Vorbereitungsarbeiten selbstständig<br />
erledigen, viele Entscheidungen fällen und diese<br />
persönlich verantworten. Die eigenen Erwartungshaltungen,<br />
auch die von Eltern, Vorgesetzten, Schulbehörden,<br />
Medien, sind hoch. Überforderung ist schnell<br />
möglich, auch in den sogenannten Regelklassen, in<br />
denen Kinder mit Lern- und Verhaltensproblemen oder<br />
mit anderen Förderschwerpunkten noch ausgeschlossen<br />
sind.<br />
Wenn sich die Grundschule inklusiv entwickelt,<br />
wenn sie also wirklich alle Kinder willkommen heißt,<br />
dann verändert sich das Aufgabenfeld der Lehrkräfte<br />
radikal. Neue und differenzierte Anforderungen<br />
kommen, wie oben ausgeführt, auf Lehrerinnen und<br />
Lehrer zu. Lernen im Gleichschritt ist nicht mehr<br />
durchgängig denkbar. Eine heterogene Lerngruppe<br />
z. B. mit hochbegabten, entwicklungsverzögerten,<br />
„normalen“, verhaltensauffälligen, nicht deutsch sprechenden<br />
oder mehrsprachigen Kindern in einer<br />
Lerngruppe überfordert selbstredend eine einzelne<br />
Lehrperson. Nur durch Zusammenarbeit ist es möglich,<br />
diese Situation gut zu meistern, das heißt, den unterschiedlichen<br />
Lernbedürfnissen und -möglichkeiten zu<br />
entsprechen.<br />
Forschungsarbeiten zeigen eindrucksvoll, dass<br />
Teamarbeit unbedingt notwendig und auch machbar<br />
ist. Teamarbeit hat sich als hilfreich und entlastend<br />
erwiesen. Bei der Arbeit mit gewollt heterogenen<br />
Lerngruppen nehmen die Pädagoginnen die gegenseitige<br />
Unterstützung fast durchgängig positiv wahr. Sie<br />
beraten sich regelmäßig, tauschen Ideen und Materialien<br />
aus. Besonders Grundschullehrkräfte schätzen den<br />
Rat der Förderpädagogen und des Teams, wenn sich<br />
Probleme mit einzelnen Kindern ergeben und sie<br />
deren Nöte wahrnehmen. Auch bei der Suche nach<br />
neuen Wegen zur Verbesserung der Lehr- und Lernsituation<br />
im Unterricht ist der Rat der Teammitglieder<br />
willkommen.<br />
Die Forschung zeigt aber auch, dass dieses Miteinander<br />
irritieren und verunsichern kann und mit neuen<br />
Herausforderungen verbunden ist. Hans Wocken be -<br />
schreibt schon 1988 mögliche Probleme der Kooperation<br />
in der Grundschule, und zwar auf der Persönlichkeits-,<br />
der Sach-, der Beziehungs- und der Organisationsebene.<br />
Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte<br />
in integrativen Schuleingangsstufenmodellen und im<br />
gemeinsamen Unterricht haben allerdings auch<br />
Machbarkeit und Erfolg von kooperativem Lehrerhandeln,<br />
also der Arbeit im Team, aufgezeigt.<br />
Es gibt kein Zurück zur verschlossenen Klassentür!<br />
Jede Lehrerin, jeder Lehrer wird in Zukunft die Teamarbeit,<br />
also die Kooperation mit gleichberechtigten<br />
Kolleginnen und Kollegen, für sich als positiv entdecken,<br />
sich darauf einlassen, die damit verbundenen<br />
Arbeitsformen kennen lernen, sie erproben und<br />
entsprechende Kompetenzen erwerben.<br />
Wenn Pädagoginnen und Pädagogen zusammenarbeiten,<br />
können die vielfältigen Aufgaben untereinander<br />
aufgeteilt werden. Genau darin liegt der Gewinn, also<br />
die Entlastungschance. Die Lerngruppe dauerhaft<br />
aufzuteilen, etwa in eine Gruppe der „guten“ und eine
der „schwachen“ Kinder, reduziert zwar auch die<br />
Komplexität der Arbeit, ist im Sinne einer inklusiven<br />
Schule aber eindeutig abzulehnen. Hin und wieder<br />
kann die Differenzierung der Schülerschaft nach ihren<br />
Fähigkeiten allerdings auch notwendig und berechtigt<br />
sein. Der zeitlich eng begrenzte lehrgangsbezogene<br />
Unterricht von Teilgruppen im jahrgangsstufenübergreifenden<br />
Unterricht der neuen Schuleingangsstufe hat<br />
sich bewährt und wird von den Lehrkräften sehr<br />
geschätzt. Auch wenn nicht jahrgangsstufenübergreifend<br />
gearbeitet wird, kann getrenntes Lernen zeitbegrenzt<br />
sinnvoll sein, z.B., wenn sich eine kleine Gruppe<br />
von Schulanfängern, die noch wenig Interesse und<br />
Zugang zur Schriftkultur entwickelt hat, gemeinsam mit<br />
einer Pädagogin auf Schriftexkursion im Schulgebäude<br />
begibt und diesen Kindern gemeinsame Zeit zur<br />
Verfügung gestellt wird, um ihre Erfahrungen miteinander<br />
auszuwerten. Die anderen Kinder der Lerngruppe<br />
können zeitgleich mit der zweiten Lehrperson mit<br />
der Fibel frontal oder binnendifferenziert arbeiten.<br />
Eine länger dauernde Schülergruppierung nach dem<br />
Fähigkeitskriterium wäre allerdings verhängnisvoll und<br />
nichts weiter „als eine schlechte Kopie des gegliederten<br />
Schulwesens“ (Wocken 1988) im Rahmen einer<br />
Grundschulklasse.<br />
In den folgenden Abschnitten werden sechs<br />
Formen der Kooperation vorgestellt, die alle dazu<br />
dienen, die anspruchsvolle Arbeit von Lehrerinnen<br />
und Lehrern zu erleichtern.<br />
1. Kooperation im Jahrgangsteam:<br />
Alle Lehrkräfte einer Schule, die im ersten Schuljahr<br />
unterrichten, können sich die Arbeit erleichtern, wenn<br />
sie eng zusammenarbeiten. Die Didaktik der heterogenen<br />
Lerngruppe erfordert ein großes Materialangebot<br />
für die Kinder mit verschiedenen Lernausgangslagen.<br />
Die anspruchsvolle Aufgabe, diese Materialien für die<br />
einzelnen Lernbereiche zusammenzustellen und sie<br />
langfristig zu pflegen und zu erweitern, kann auf<br />
mehrere Schultern verteilt und so für alle leichter<br />
Kooperation und Entlastung<br />
Kap. 5<br />
werden. Darüber hinaus können pädagogische Ideen<br />
ausgetauscht und Probleme besprochen werden.<br />
2. Kooperation zwischen Klassenlehrern<br />
und Erziehern<br />
Gute Tradition hat in der Grundschule die Zusammenarbeit<br />
der Klassenlehrerin/des Klassenlehrers<br />
mit einem Erzieher bzw. einer Erzieherin oder einer<br />
pädagogischen Mitarbeiterin/einem pädagogischen<br />
Mitarbeiter. Hier ist die Rollenverteilung klar. Die<br />
Lehrerin bzw. der Lehrer übernimmt die Aufgabe<br />
der Unterrichtsgestaltung und die sozialpädagogisch<br />
ausgebildete Kraft die Aufgabe der Unterrichtsunterstützung.<br />
Z. B. festigt die Lehrperson frontal mit der<br />
Klasse neu eingeführte Inhalte im Unterrichtsgespräch,<br />
während die Erzieherin neben einem schwächeren<br />
Kind sitzt, es beobachtet, ermutigt und Hilfen gibt. Sie<br />
begleitet den Unterricht flankierend, greift immer dann<br />
ein, wenn ein Kind Hilfe braucht, damit es nicht verloren<br />
geht. Die unterstützende Funktion entspricht der<br />
Ausbildung und dem Rollenmuster dieser Pädagogin<br />
und die ungleichen Rollenzuweisungen (die Lehrerin<br />
hat das Sagen, die Erzieherin reagiert in der Regel auf<br />
Situationen) bergen deshalb auch kein Konfliktpotential<br />
in sich. Die Zusammenarbeit zwischen den Beiden ist<br />
in anderen Situationen dann auch wieder auf Augenhöhe<br />
angebracht, z.B., wenn Beobachtungen ausgetauscht<br />
und analysiert werden, Projekte geplant oder<br />
Fördermaßnahmen besprochen werden.<br />
3. Kooperation von Lehrkräften und<br />
Integrationshelfern<br />
Kinder mit dem Förderschwerpunkt körperliche<br />
Entwicklung haben ein Recht darauf, dass ihnen<br />
Integrationshelfer zur Seite stehen. Die Arbeit der<br />
Integrationshelferinnen stellt eine bedeutende Entlastung<br />
für die Lehrerinnen dar. Die Zusammenarbeit von<br />
Lehrkräften und Integrationshelferinnen bzw. Integrationshelfern<br />
ist von einer klar definierten Rollenaufteilung<br />
bestimmt. Die Aufgabe der Helfer ist ganz auf die<br />
25
26<br />
Kap. 5 Kooperation und Entlastung<br />
Unterstützung einzelner Kinder im Schulalltag gerichtet,<br />
die Anspruch auf Assistenz haben. Die Planung und<br />
Durchführung von Unterricht gehört nicht zum<br />
Aufgabenbereich der Integrationshelfer. Allerdings kann<br />
auch ihre Anwesenheit für die gesamte Lerngruppe<br />
bereichernd sein, da Beobachtungen des Lehrens und<br />
Lernens aus anderen Blickwinkeln möglich sind. Die<br />
Lehrerinnen als Unterrichtsexpertinnen sind gut<br />
beraten, wenn sie mit Hilfe kollegialer Gespräche<br />
diese Chance auch nutzen.<br />
4. Teamteaching zwischen Grundschullehrkräften<br />
In vielen Grundschulen gibt es gute Erfahrungen<br />
mit dem gemeinsamen Planen und Durchführen von<br />
Unterricht im Teamteaching, wobei prinzipiell von<br />
einem gleichberechtigten Miteinander ausgegangen<br />
wird. Auch die zuvor beschrieben Form der Arbeitsteilung<br />
(Unterrichtsgestaltung und Unterrichtsunterstützung<br />
bzw. individuelle Unterstützung einzelner<br />
Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf) kann<br />
selbstredend auch zwischen Grundschullehrkräften<br />
praktiziert werden, die in gleicher Weise für den<br />
Unterricht ausgebildet sind und gleichberechtigt<br />
miteinander arbeiten wollen. Allerdings ist darauf zu<br />
achten, dass die benannten Rollen immer wieder<br />
wechseln, damit sich beide Lehrpersonen auch in<br />
beiden Funktionen erleben können, und so Gefühle<br />
der Unterforderung oder Abwertung und damit<br />
verbundene Rollenkonflikte vermieden werden.<br />
Teamteaching ist also als eine kooperative Lehrmethode<br />
zu beschreiben, bei der zwei oder auch mehr<br />
Personen gemeinsam eine Lerngruppe unterrichten.<br />
Die Methode entlastet die Pädagoginnen, weil sie sich<br />
Aufgaben teilen, so den Arbeitsaufwand reduzieren<br />
und aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Kinder<br />
der Lerngruppe schauen können. Beim gemeinsamen<br />
Planen und Gestalten des Unterrichts fließen außerdem<br />
unterschiedliche didaktischen Erfahrungen und<br />
Ideen ein, die sich gegenseitig ergänzen und ein<br />
Voneinanderlernen ermöglichen. Teamteaching hat<br />
damit beachtliche Potenzen für die Verbesserung des<br />
Unterrichts und für die angemessene Unterstützung<br />
aller Kinder. Durch verschiedene Lehrpersonen können<br />
mehrere Methoden parallel praktiziert werden. Die<br />
Kinder erhalten so ganz unterschiedliche Anregungen<br />
und Angebote, aus denen sie das Passende für sich<br />
auswählen können.<br />
5. Kooperation zwischen Grundschulkräften<br />
und Sonderpädagogen<br />
Es gehört zur inklusiven Pädagogik, dass Sonderpädagogen,<br />
die bisher in Sonderschulen eingesetzt<br />
worden sind, jetzt zum Teil in die Grundschulkollegien<br />
integriert werden. Wenn Kinder mit bestimmten<br />
Förderschwerpunkten zur Lerngruppe gehören, er -<br />
möglicht also das Zweipädagogenprinzip, dass Grundund<br />
Förderpädagogen gemeinsam Lern- und Entwicklungsfortschritte<br />
aller Kinder verantworten.<br />
Förderpädagogen können zur Zeit noch häufig von<br />
ihrer Stammschule für ambulante Angebote in die<br />
Grundschule abgeordnet sein und bestimmte Kurse<br />
anbieten (z.B. Sozialtraining, Sprachförderung, Rechentraining<br />
etc.), einzelne Integrationskinder betreuen<br />
oder präventive Aufgaben erfüllen. Im Zuge inklusiver<br />
Schulentwicklungsprozesse werden Förderpädagogen<br />
zunehmend, quasi als Pauschalversorgung, in Grundschulen<br />
präsent sein. Der Vorteil dieser Organisationsform<br />
besteht darin, dass das Know how des förderpädagogischen<br />
Personals allen Kindern der Grundschule<br />
zugute kommen kann, egal ob sie hochbegabt oder<br />
entwicklungsverzögert sind, vorübergehend oder<br />
längerfristig Lern- und/oder Verhaltensschwierigkeiten<br />
haben, in einem oder in mehreren Bereichen zusätzliche<br />
Unterstützung benötigen. Förderpädagogen sollten<br />
in der inklusiven Grundschule mit ihrer gesamten<br />
Arbeitszeit zum System gehören. Sie stehen damit den<br />
Lehrkräften beratend zur Seite und zwar vor Ort,<br />
damit diese die Verantwortung für alle Kinder, auch für<br />
Kinder in Not, behalten und sie angemessen unterstüt-
zen können. Diesen Anspruch zu realisieren ist Aufgabe<br />
der Bildungspolitik, um Inklusion verantwortlich<br />
umzusetzen. Diese Form förderpädagogischer Arbeit<br />
ist an organisatorische Veränderungen in der Zusammenarbeit<br />
zwischen Grundschule und Förderschulsystem<br />
gebunden, die bildungspolitisch gewollt und<br />
administrativ umgesetzt werden müssen.<br />
Bezogen auf Kinder mit Förderschwerpunkten sind von<br />
Förderpädagogen, natürlich in enger Kooperation<br />
mit den Kolleginnen und Kollegen der Grundschule,<br />
folgende Handlungsfelder zu verantworten:<br />
• Lernstandsdiagnostik<br />
• Entwicklung und Fortführung individueller<br />
Förderpläne<br />
• Durchführung individueller Fördermaßnahmen<br />
• Gestaltung entwicklungsförderlicher Lehrund<br />
Lernarrangements<br />
• Schaffung entwicklungsförderlicher schulischer<br />
Lernumgebungen<br />
Auch in der Zusammenarbeit von Grundschul- und<br />
Förderpädagogen ist eine gut abgestimmte Aufgabenund<br />
Rollenverteilung notwendig. Die Forschung zeigt,<br />
dass die Zusammenarbeit im Interesse der Kinder<br />
gut gelingt, wenn sich Grund- und Förderpädagogen<br />
über ihre Erwartungen verständigen, die Rollenverteilung<br />
definieren, Ziele und Schritte der gemeinsamen<br />
Arbeit für ein Kind klären und gemeinsam über Erfolge<br />
des Kindes, Stagnationen und nächste Lernschritte<br />
nachdenken.<br />
Alle Formen der Kooperation im Klassenzimmer<br />
sind anspruchsvoll. Damit die damit zusammenhängenden<br />
Aufgaben gemeinsam gemeistert werden können,<br />
sind mental, aber auch auf der Organisationsebene<br />
„gute Bedingungen“ zu schaffen. Eine Reihe von<br />
Rahmenbedingungen hat sich als günstig erwiesen.<br />
Nähere Erläuterungen dazu, einschließlich praktischer<br />
Hilfen sind im „Leitfaden zur Kooperation von Lehrerinnen<br />
und Lehrern – nicht nur in Integrationsklassen“<br />
von Jutta Schöler (1997) nachzulesen.<br />
Kooperation und Entlastung<br />
Kap. 5<br />
Als hilfreich gelten folgende Vorgaben:<br />
• Die kooperierenden Pädagogen haben<br />
möglichst Gelegenheit sich gegenseitig zu wählen.<br />
• Sie arbeiten mit gegenseitiger Wertschätzung<br />
und sind sich sympathisch.<br />
• Sie haben ein ähnliches Anspruchsniveau und<br />
gehen von ähnlichen pädagogischen Werten und<br />
Überzeugungen aus, über die sich auch immer<br />
wieder verständigen.<br />
• Es stehen ausreichend Raum und Zeit zur ungestörten<br />
Vorbereitung, Auswertung der gemeinsamen<br />
Arbeit und Gelegenheit zur Supervision<br />
zur Verfügung.<br />
• Im Kollegium herrscht ein kooperationsfreundliches<br />
Klima, die Kooperationsarbeit wird von<br />
Vorgesetzten wertgeschätzt und anerkannt.<br />
6. Kooperation mit außerschulischen Stellen<br />
Schulen haben immer auch mit außerschulischen<br />
Stellen zu tun. Inklusion wird durch eine intensive<br />
Kooperation mit diesen Stellen deutlich erleichtert.<br />
Es ist das Verdienst des Schulleiters Reinhard Stähling,<br />
dass er in seinem empfehlenswerten Buch „Du<br />
gehörst zu uns – Die inklusive Grundschule“ ausführlich<br />
dargestellt hat, welche Erleichterungen eine Schule<br />
sich schaffen kann, wenn sie möglichst viele Aktivitäten<br />
von außerschulischen Partnern, vor allem des Jugendamtes,<br />
an die Schule bindet.<br />
Für alle Formen der Kooperation lässt sich sagen:<br />
Die Zusammenarbeit zwischen den Pädagogen in der<br />
inklusiven Grundschule, egal in welcher der oben<br />
angesprochenen Formen, ist nie zweckfrei. Im Endeffekt<br />
geht es bei allen Formen des gemeinsamen Arbeitens<br />
immer darum, alle Kinder der Lerngruppe bestmöglich<br />
zu unterstützen. Das Wohl und die Entwicklung der<br />
Kompetenzen jedes Kindes beim Schriftspracherwerb,<br />
im mathematischen, sozialen Bereich usw. stellen damit<br />
den inhaltlichen Kern der Zusammenarbeit dar. Um<br />
eine eng an diesen Inhalt gebundene Zusammenarbeit<br />
zu ermöglichen und zu qualifizieren, brauchen die<br />
27
28<br />
Kap. 5 Kooperation und Entlastung<br />
kooperierenden Lehrkräfte und unterstützenden<br />
Personen (Erzieherinnen, Integrationshelfer) einen<br />
theoretischen Bezugrahmen und eine gemeinsame<br />
Sprache. Für den Schriftspracherwerb wird dieser<br />
Bezugrahmen durch das Stufenmodell, die systematischen<br />
Fördervorschläge und die entsprechenden<br />
Tabellen in dieser Schrift zur Verfügung gestellt. Wir<br />
empfehlen den kooperierenden Lehrkräften, sich<br />
gemeinsam mit den angebotenen Materialien zu<br />
beschäftigen, sich dazu auszutauschen, diese für die<br />
gemeinsame Arbeit zu konkretisieren bzw. weiter zu<br />
entwickeln.<br />
Für den Anfangsunterricht ist natürlich auch die<br />
Kooperation mit den Kindergärten des Einzugsgebiets<br />
bedeutsam. So können die Kinder des letzten Kindergartenjahres<br />
ihre Schule schon kennen lernen. Die<br />
pädagogischen Fachkräfte des Elementar- und des<br />
Primarbereichs können sich wechselseitig über ihre<br />
Arbeit informieren und sich Anregungen geben,<br />
um den Übergang für die Kinder zu erleichtern.<br />
Auch für diese institutionsübergreifende Kooperation<br />
kann das Stufenmodell des Schriftspracherwerbs<br />
eine gemeinsame Arbeitsgrundlage bieten.<br />
5.2 Zusammenarbeit mit Eltern<br />
Die Zusammenarbeit mit Eltern ist ein Aufgabenbereich<br />
im anspruchsvollen Berufsfeld von Grundschullehrkräften.<br />
Hier geht es darum, Brücken zwischen<br />
Elternhaus und Schule aufzubauen und aufrechtzuerhalten.<br />
Dies ist im Interesse der Schulneulinge<br />
notwendig, müssen diese sich doch nun in der neuen,<br />
herausfordernden Schulwelt zurechtfinden, die<br />
sich von den vertrauten Lebenswelten in der Familie<br />
und in der Kita beträchtlich unterscheidet. Ohne<br />
Zweifel gehört zu einem gelungenen Schulstart auch,<br />
dass sich Kinder in der neuen schulischen Welt<br />
schnell heimisch und ange nommen fühlen. Das gelingt<br />
leichter, wenn Elternhaus und Schule miteinander<br />
ins Gespräch kommen und darauf achten, dass der<br />
Gesprächsfaden nicht abreißt.<br />
Manchmal ist die Elternarbeit problembelastet.<br />
Lehrkräfte empfinden Eltern als „schwierig“, wenn sie<br />
der Schule mit Misstrauen begegnen. Auch gibt es,<br />
eher selten, Eltern, denen es weniger gelingt dafür zu<br />
sorgen, dass ihr Kind gut versorgt, ausgeschlafen und<br />
mit allen Schulsachen ausgestattet, pünktlich und<br />
zuverlässig die Schule besucht. In der Regel wollen<br />
aber Eltern, genau wie die Lehrpersonen und Mitarbeiterinnen<br />
der Grundschule, dass es dem Kind in der<br />
Schule gut geht, dass es Freunde findet, gut lernt und<br />
vorankommt. Von den Lehrpersonen wünschen sich<br />
die meisten Eltern, dass ihre Elternrolle und der damit<br />
verbundene Expertenstatus für das eigene Kind<br />
akzeptiert und geachtet werden. Eltern sind als Experten<br />
ihres Kindes anzusehen, weil sie mit ihm schon<br />
eine gemeinsame Geschichte haben und emotional<br />
besonders eng verbunden sind. Sie tragen die volle<br />
Verantwortung für ihr Kind, sie sind die Erziehungsberechtigten.<br />
Eltern sind außerdem daran interessiert, dass<br />
die Lehrerin<br />
• das Kind in der Schule mit all seinen Stärken<br />
und Schwächen akzeptiert,<br />
• optimistisch in die Zukunft des Kindes schaut,<br />
• es gern hat,<br />
• ihm hilfreich zur Seite steht,<br />
• es angemessen unterstützt und<br />
• mit dem Sozialverhalten und schulischem Lernen<br />
des Kindes im Prinzip zufrieden ist.<br />
Wir haben<br />
dich sehr lieb.
Wenn Sie sich diese Elternwünsche bewusstmachen,<br />
können Sie eine Grundhaltung aufbauen, die die<br />
Kooperation emotional vorbereitet und unterstützt,<br />
weil die prinzipiell gleichen Zielrichtungen der Entwicklungspartner<br />
von Kindern in den Mittelpunkt gestellt<br />
werden. Als Experten für die schulische Bildung des<br />
Kindes gehört es zu Ihren Aufgaben, die Eltern über<br />
das Vorankommen und auch über mögliche Probleme<br />
im schulischen Bereich zu informieren. Dem Bedürfnis<br />
der Eltern nach rundum positiven Rückmeldungen<br />
kann natürlich nicht immer entsprochen werden.<br />
Darum geht es auch nicht. Leistungsunterschiede sind<br />
in der inklusiven Lerngruppe immer einkalkuliert. Auch<br />
wenn sich Kinder nur sehr langsam den Standards der<br />
Schuleingangsstufe annähern, ist dies ganz und gar nicht<br />
dramatisch, da in der inklusiven Pädagogik die Leistungsprobleme<br />
nicht zur sozialen Abstufung des Kindes<br />
führen und deshalb für Eltern und Kinder auch weniger<br />
bedrohlich sind. Bei der Information der Eltern geht es<br />
um sachliche, fachlich gut fundierte Rückmeldungen,<br />
die prinzipiell anerkennend sind und weitere Entwicklungswege<br />
aus individueller Perspektive eröffnen.<br />
Die Information über das schulische Lernen und<br />
Verhalten ist aber nur ein Teilaspekt der Elternarbeit.<br />
Kern des Gesprächs mit den Eltern ist der Austausch<br />
von Informationen, die Analyse der kindlichen Lernsituation<br />
aus familiärer und schulischer Sicht und das<br />
vertrauensvolle, gemeinsame Nachdenken über<br />
förderliche und hemmende Bedingungen in Elternhaus<br />
und Schule sowie über mögliche Entwicklungsschritte<br />
und Unterstützungsangebote.<br />
Sie sind auf ein Elterngespräch mit diesem hohen<br />
Anspruch sehr gut vorbereitet, wenn Sie detailliert<br />
über das bereits erreichte Können des Kindes berichten<br />
können. Die in dieser Broschüre vorgestellten<br />
Materialien sind dabei bezogen auf den Schriftspracherwerb<br />
sehr hilfreich. Lehrerinnen und Lehrer<br />
werden unterstützt, bereits erworbene Strategien des<br />
Kindes zu entdecken und diese bezogen auf das<br />
Stufenmodell als Kompetenz detailliert und positiv zu<br />
Kooperation und Entlastung<br />
Kap. 5<br />
beschreiben. Lernpässe können die Elternarbeit in<br />
besonderem Maße unterstützen. Sie zeigen nicht nur<br />
dem Kind, sondern auch den Eltern, was schon alles<br />
erreicht wurde, was das Kind dazu gelernt hat und wo<br />
die nächsten Schritte liegen könnten. Der individuelle<br />
Lernplan wird somit für alle Beteiligten transparent und<br />
bietet Ansatzpunkte für alle Entwicklungspartner mit<br />
ihren unterschiedlichen Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten.<br />
Ein besonders wichtiger Aspekt des Schriftspracherwerbs,<br />
auch in der Kommunikation mit den Eltern, ist<br />
die Bewertung der alphabetischen Strategie. Wenn<br />
Kinder am Anfang ihrer Schreibentwicklung nach<br />
Gehör – und damit noch nicht nach den Regeln der<br />
Rechtschreibung – schreiben, neigen Erwachsene<br />
vielfach dazu, die „Fehler“ zu kritisieren. Lehrkräfte<br />
können hier helfen, wenn sie die Eltern, und oft auch<br />
die Großeltern darüber aufklären, dass sie bei den<br />
ersten Schreibprodukten ihrer Kinder noch nicht auf<br />
die Rechtschreibung achten sollten. Sie sollten vielmehr<br />
mit Freude anerkennen, dass die Kinder<br />
beginnen so zu schreiben, wie man spricht, weil das<br />
ein wichtiges Durchgangsstadium ist.<br />
Selbstverständlich ist es gut, wenn Lehrkräfte die<br />
Eltern darauf hinweisen, dass es förderlich ist, wenn sie<br />
mit den Kindern Bilderbücher anschauen und ihnen aus<br />
Kinderbüchern vorlesen. Insgesamt sollten Eltern in der<br />
Schule lernen, dass kindliches Lernen mit Lust und<br />
Freude geschehen sollte und nicht von Schimpfen und<br />
Stress begleitet sein darf.<br />
Über den Nutzwert der hier ergänzend zum<br />
Fibellehrgang angebotenen Materialien für die Zusammenarbeit<br />
mit den Eltern liegen bereits umfängliche<br />
Erfahrungswerte vor. Befragungen von Lehrkräften<br />
haben ergeben, dass sie die Ergebnisse von Lernstandserhebungen<br />
und Lernstandsdokumentationen gut<br />
nutzen können, um den Eltern einen Eindruck von der<br />
Lernentwicklung ihres Kindes zu vermitteln. Lehrpersonen<br />
fühlten sich gut vorbereitet auf die Kommunikation<br />
mit den Eltern. Sie konnten mit den Eltern „eng an der<br />
29
30<br />
Kap. 5 Kooperation und Entlastung<br />
Sache“ förderliche und hemmende Bedingungen des<br />
Lernens erarbeiten und immer wieder neue Entwicklungschancen<br />
eröffnen.<br />
5.3 Entlastung bei Verhaltensproblemen<br />
im ersten Schuljahr<br />
Überblickt man die Probleme, die mit Inklusion einhergehen,<br />
so sind sich alle Beteiligten darüber einig,<br />
dass die größten Schwierigkeiten weder mit Aspekten<br />
eines speziellen Förderschwerpunktes noch mit der<br />
differenzierenden Didaktik einhergehen; vielmehr<br />
werden Verhaltensprobleme als größte Herausforderung<br />
erlebt. Verhaltesstörungen belasten Lehrkräfte in<br />
ihrem Alltag mehr als alles andere. Dabei beinhaltet<br />
der Anfangsunterricht die große Chance, im Bereich<br />
der emotional-sozialen Entwicklung präventiv zu<br />
arbeiten und die schon im ersten Schuljahr sich<br />
anbahnenden Verhaltensstörungen zu lindern. Es lohnt<br />
sich, der Verhaltensebene besondere Aufmerksamkeit<br />
zu schenken, weil mit der Verminderung von Störungen<br />
und Konflikten ein guter Boden für soziales und<br />
kognitives Lernen bereitet wird, der sowohl den<br />
Kindern, die wir als schwierig empfinden als auch allen<br />
anderen Kindern der Klasse und allen Erwachsenen<br />
zugute kommt. Lehrerinnen und Lehrer haben<br />
zahlreiche Rituale entwickelt, die helfen eine gute<br />
Ordnung in der Schule zu verwirklichen. In der<br />
Broschüre „Achtsamkeit und Anerkennung“ (Kahlert<br />
u.a. 2002) , die kostenlos bei der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung in Köln bestellt oder<br />
im Netz abgerufen werden kann, finden sich genaue<br />
Beschreibungen von einfach umsetzbaren Ritualen.<br />
Im Folgenden werden konkrete Anregungen<br />
gegeben, die helfen ein gutes soziales Miteinander zu<br />
ermöglichen und Verhaltensstörungen zu vermindern.<br />
1. Allgemeine Grundlagen:<br />
• Grundlage der Bewältigung von Störungen aller Art<br />
ist eine gemeinsame Schulordnung, die von der<br />
ganzen Schulgemeinde entwickelt wird und die für<br />
die verschiedenen pädagogischen Fachkräfte ebenso<br />
verbindlich ist, wie für die Kinder.<br />
• Eine weitere Grundlage bilden Klassenregeln,<br />
die den Schulanfängern und allen in einer Klasse<br />
tätigen pädagogischen Fachkräften eine gemeinsame<br />
Orientierung gibt.<br />
• Jedes Kind braucht an jedem Schultag positiven<br />
Kontakt zu Erwachsenen und anderen Kindern,<br />
darum sollten alle Kinder bewusst freundlich morgens<br />
begrüßt und nach Schulschluss verabschiedet<br />
werden.<br />
• In jeder Klasse sollten konstruktive Rituale gepflegt<br />
werden. Dazu gehören zum Beispiel „Die freundlichen<br />
10 Minuten“, in denen nur positive Rückmeldungen<br />
gegeben werden dürfen<br />
(siehe Kahlert 2002, S. 14).<br />
2. Umgang mit Kindern, die als schwierig<br />
empfunden werden:<br />
• Einige Kinder, deren Verhalten als lästig und störend<br />
empfunden wird, erfahren, ohne dass die Pädagogen<br />
das merken, oft ganze Schultage lang nur negative<br />
Reaktionen. Darum ist es zentral, dass wir bewusst<br />
dafür sorgen, dass diese Kinder besonders freundlich<br />
begrüßt und mit einem guten Wort verabschiedet<br />
werden.<br />
• Wenn solche Kinder einen kleinen Schritt zu einem<br />
besseren Verhalten machen, sollten sie sofort dafür<br />
anerkannt werden.<br />
• Wenn Kinder aggressiv mit anderen umgehen, sollte<br />
klar eingegriffen werden. Dazu gehört, dass auf die<br />
Regel verwiesen wird mit Worten die diesen Kindern<br />
einen positiven Ausweg eröffnen, zum Beispiel:<br />
„Denis, ich möchte nicht, dass du Klaus schlägst, das<br />
tut ihm weh. Du kannst ihm sagen, was du willst.“<br />
Vermieden werden sollten verallgemeinernde Zuschreibungen<br />
wie zum Beispiel „Immer schlägst du<br />
andere,“ oder „Nun machst du das schon wieder<br />
falsch,“ „Nun störst du schon wieder.“, weil sie dem<br />
Kind vermitteln, dass es im Grunde nicht anders kann.
• Die ganze Klasse sollte in die Lösung sozialer Probleme<br />
einbezogen werden. Im Gesprächskreis<br />
(Kahlert 2002, S. 15) können Kinder ihre Beschwerden<br />
mitteilen und sie können gemeinsam beraten,<br />
was zu tun ist. Z. B. „Was denkt ihr, wie Denis lernen<br />
kann, weniger zu schlagen“. Es ist wichtig Kinder,<br />
die Probleme mit anderen haben nicht mit einem<br />
„Wir petzen nicht.“ allein zulassen.<br />
3. Umgang mit Leistungsheterogenität<br />
Gerade für Kinder mit Verhaltensproblemen ist die<br />
Anerkennung ihrer Schulleistungen ein Schlüssel für<br />
Veränderungsprozesse. Alle beteiligten Pädagogen<br />
können daran mitwirken.<br />
Jedes Kind will am Schulanfang tüchtig sein und<br />
gelobt werden. Eine Möglichkeit auch Verhaltensproblemen<br />
vorzubeugen oder ihnen zu begegnen ist, auch die<br />
kleinen Ansätze der betroffenen Kinder, sich als gutes<br />
Schulkind zu erweisen, wahrzunehmen und anerkennend<br />
zu kommentieren.<br />
Zentral für das Lernklima im inklusiven Anfangsunterricht<br />
ist, dass die Kinder der heterogenen Lerngruppe<br />
lernen sich wechselseitig in ihrer Verschiedenheit zu<br />
respektieren. Dafür ist das Vorbild der Erwachsenen<br />
wegweisend. Erfahrungen zeigen, dass Kinder sehr gut<br />
in der Lage sind, kleine Fortschritte eines anderen<br />
Kindes als bedeutende Leistung zu würdigen und zum<br />
Beispiel spontan Beifall zu klatschen.<br />
4. Umgang mit Übergangsproblemen<br />
Alltägliche Erfahrungen und Forschungen haben<br />
gezeigt, dass es manche Kinder gibt, die den<br />
Übergang in die fremde Welt der Schule als sehr<br />
belastend erleben. Sie können ihre vertraute<br />
Umgebung mit den Personen, an die sie gebunden<br />
sind, nicht loslassen und haben Angst vor all dem<br />
Neuen, was auf sie zukommt. Für diese Kinder ist es<br />
hilfreich, wenn die neue Lehrerin sich besonders<br />
freundlich und tröstend um sie kümmert. Kleine<br />
Übergangsrituale helfen, die Angst und den<br />
Kooperation und Entlastung<br />
Kap. 5<br />
Trennungsschmerz zu überwinden. So hat es Anna,<br />
die auf einem Pferdehof zu Hause war, geholfen,<br />
dass die Lehrerin ein Hufeisen im Klassenzimmer<br />
aufge hängt hat.<br />
Für Lars, der seine Mutter nicht loslassen konnte,<br />
wurde die Trennung leichter, als die Lehrerin eine<br />
Sanduhr aufstellte und ihm versprach, dass seine<br />
Mutter bei ihm bleiben würde, bis die Sanduhr durchgelaufen<br />
sei. Individuell lassen sich für Kinder mit<br />
Trennungsängsten die jeweils wirksamen, liebevollen<br />
kleinen Rituale finden.<br />
5. Kollegiale Hilfe und Supervision<br />
Oft überfordern gerade Verhaltensprobleme die<br />
einzelne Lehrerin oder den einzelnen Lehrer.<br />
Beleidigende Worte und tätliche Angriffe kränken<br />
auch Erwachsene und führen oft zu dem Wunsch,<br />
ein Kind, das als untragbar empfunden wird, in eine<br />
an dere Einrichtung abzugeben. Das kollegiale Gespräch<br />
im Team und die Supervision bieten hier die<br />
Möglichkeit neue Perspektiven zu entwickeln und<br />
zu erkennen, aus welchen Nöten heraus aggressives<br />
Verhalten bei kleinen Kindern entsteht und wie man<br />
ihm wirksam und hilfreich begegnen kann.<br />
31
Kap. 6<br />
32<br />
Ausblick<br />
Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt: Das deutsche<br />
Schulwesen wird in kleinen Schritten nach und nach<br />
immer inklusiver. Die einzelnen Bundesländer beteiligen<br />
sich mit unterschiedlichen Maßnahmen an diesem<br />
Prozess. Mit der vorliegenden Broschüre werden<br />
zahlreiche Anregungen für die inklusive Arbeit im<br />
Anfangsunterricht gegeben, die sich auf verschiedene<br />
Systemebenen pädagogischen Handelns beziehen.<br />
Dabei steht die für den Schriftspracherwerb grundlegende<br />
Arbeit mit der Fibel im Mittelpunkt.<br />
Alle diese Vorschläge beruhen aber darauf, dass das<br />
Inklusionsmodell nicht als Sparmodell missbraucht wird.<br />
Obwohl Inklusion durch die stärkere Einbindung<br />
förderpädagogischer Ressourcen in die Grundschule<br />
Synergien erzeugt und vieles erleichtert, hängt der<br />
Erfolg von Inklusion auch von bestimmten Rahmenbedingungen<br />
ab. Inklusive Pädagogik braucht eine gute<br />
Ausstattung der Grundschule mit Materialien und<br />
Medien, die Fortbildung der beteiligten pädagogischen<br />
Fachkräfte sowie eine ausreichende Personalversorgung<br />
mit Angehörigen der verschiedenen pädagogischen<br />
Berufe.
Babbe, Karin (Hrsg.) (2009): Wind unter Flügeln.<br />
Ein Theaterbuch für Kindergarten, Grundschule<br />
und Hort. Weimar/Berlin.<br />
Brügelmann, H. (1995): “Röntgen-Aufnahmen“<br />
vom Schriftspracherwerb. In: Brügelmann, H.;<br />
Balhorn, H. (Hrsg.): Schriftwelten im Klassenzimmer:<br />
Faude: Konstanz: 38 – 41.<br />
Dehn, M. (2007): Kinder & Lesen und Schreiben.<br />
Was Erwachsene wissen sollten. Kallmeyer/Klett,<br />
Seelze-Velber.<br />
Dehn, M. (2008): Literacy und Lernvoraussetzungen<br />
am Schulanfang. Die Grundschulzeitschrift<br />
215/216I2008: 28 – 33.<br />
Dlugosch, Andrea (2006): „So hab’ ich das noch<br />
nie gesehen…“ Kollegiale Fallberatung auf der<br />
Grundlage der Themenzentrierten Interaktion.<br />
Friedrich Jahresheft 2006 – Diagnostizieren und<br />
Fördern. S. 128 – 131.<br />
Downing, J., Valtin, R. (Hrsg.) (1984): Language awareness<br />
and learning to read. Springer: New York.<br />
Füssenich, I.; Geisel, C. (2008): Literacy im<br />
Kinder garten. Vom Sprechen zur Schrift.<br />
Ernst Reinhard <strong>Verlag</strong>: München.<br />
Füssenich, I.; Löffler, C. (2008): Schriftspracherwerb.<br />
Einschulung, erstes und zweites Schuljahr.<br />
Ernst Reinhard <strong>Verlag</strong>: München.<br />
Geiling, U.; Krause, T. (2004): Erprobung von Lernstandsanalysen<br />
im Anfangsunterricht an 9 Schulen im<br />
Land Brandenburg. Halle (Saale).<br />
Geiling, U.; Luntz, E.; Urbainsky, A. (2005):<br />
Lernstandsanalysen im Anfangsunterricht, Schulamtsbezirk<br />
Wünsdorf (Brandenburg). Halle (Saale).<br />
Helbig, P.; Kirschhock, E.-M.; Martschinke, S.;<br />
Kummer, U. (2005): Schriftspracherwerb im entwicklungsorientierten<br />
Unterricht. Lernwege bereiten<br />
und begleiten. Bad Heilbrunn.<br />
Hinz, A., Körner, I. & Niehoff, U. (Hrsg.) (2010):<br />
Auf dem Weg zur Schule für alle. Barrieren<br />
überwinden – inklusive Pädagogik entwickeln.<br />
Marburg: Lebenshilfe<br />
Literatur<br />
Kap. 7<br />
Hüttis-Graff, P. (2008): Beobachtungsinstrumente<br />
für den Schulanfang auswählen. Lese- und Schreiberfahrungen<br />
der Kinder erkennen. In: Die Grundschulzeitschrift<br />
215.216/2008: 72 – 77.<br />
Kahlert, J. u.a. (2002): Achtsamkeit und Anerkennung.<br />
Materialien zur Förderung des Sozialverhaltens in<br />
der Grundschule. Köln. Kostenlos zu bestellen bei der<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln.<br />
Kostenlos im Internet herunterzuladen unter:<br />
http://www.unfallkasse-nrw.de/fileadmin/server/<br />
download/Sonderschriften/S_04-Achtsamkeit_und_<br />
Anerkennung.pdf (24. 06. 2011)<br />
Kammermeyer, G. (2008): Mit Kindern Schriftsprache<br />
entdecken. Entwicklung, Diagnose und Förderung<br />
(schrift-)sprachlicher Fähigkeiten in Kindertagesstätte<br />
und Anfangsunterricht. In: Stiftung Bildungspakt<br />
Bayern (Hrsg.). Das KIDZ – Handbuch. Köln: 204 – 243.<br />
Kammermeyer, G.; Molitor, M. (2005): Literacy<br />
Center – ein Konzept zur frühen Lese- und Schreibförderung<br />
in Theorie und Praxis. In: Roux, S. (Hrsg.):<br />
PISA und die Folgen: Sprache und Sprachförderung im<br />
Kindergarten. Landau: 130 – 142.<br />
Kirschhock, E.M. (2004): Entwicklung schriftsprachlicher<br />
Kompetenzen im Anfangsunterricht. Klinkhardt,<br />
Bad Heilbrunn.<br />
KMK (2004): Bildungsstandards im Fach Deutsch<br />
für den Mittleren Schulabschluss. Beschluss vom<br />
04. 12. 2003. Luchterhand: München.<br />
KMK (2005): Bildungsstandards im Fach Deutsch für<br />
den Primarbereich. Beschluss vom 15. 10. 2004.<br />
Luchterhand: München. 152<br />
33
Kap. 7<br />
34<br />
Literatur<br />
Krämer-Kilic, I. (2009): Zwei Pädagogen unterrichten<br />
gemeinsam (Teamteaching) – Aspekte zur Umsetzung<br />
im gemeinsamen Unterricht (Inklusion). In: bidok.uibk.<br />
ac.at/library/kraemerkilic-teamteaching.html<br />
(zuletzt geprüft: 24. 06. 2011)<br />
Kuhl, P. (ISQ Hrsg.) (2008): Evaluation der Akzeptanz<br />
und Praktikabilität des Instrumentes „ILeA 1” in<br />
Brandenburg. Berlin.<br />
Largo, R. (2005): Kinderjahre. Die Individualität des<br />
Kindes als erzieherische Herausforderung.<br />
10. Auflage. München.<br />
Liebers, K. (2010): Ansatzpunkte für einen anschlussfähige<br />
pädagogische Diagnostik an der Schnittstelle<br />
Kita- Grundschule. In: Arnold, K.-H., Hauenschild, K.;<br />
Schmidt, B.; Ziegenmeyer, B. (Hrsg.): Zwischen Fachdidaktik<br />
und Stufendidaktik. Perspektiven für die<br />
Grundschulpädagogik. VS-<strong>Verlag</strong> Wiesbaden: 55 – 58.<br />
Liebers, K. (2011): Schriftsprachspezifische Lernvorausssetzungen<br />
von Schulanfängerinnen und Schulanfängern.<br />
Ergebnisse einer Erhebung im Land<br />
Brandenburg. Ludwigsfelde.<br />
Lonigan, C.R.; Burgess, S.R.; Anthony, J.L. (2000):<br />
Development of Emergent Literacy and Early Reading<br />
Skills in Preschool Children: evidence From a<br />
Latent-Variable Longitudinal Study. Developmental<br />
Psychology (36/5): 596 – 613.<br />
Martschinke, S.; Kammermeyer, G. (2003):<br />
Jedes Kind ist anders. Jede Klasse ist anders.<br />
Ergebnisse aus dem KILIA-Projekt zur Heterogenität<br />
im Anfangsunterricht. ZfE 6 (2): 257 – 275.<br />
Martschinke, S.; Kammermeyer, G.; Frank, A.;<br />
Mahrhofer, C. (2002): Heterogenität im Anfangsunterricht<br />
– Welche Voraussetzungen bringen Schulanfänger<br />
mit und wie gehen Lehrerinnen damit um?<br />
Berichte aus dem Institut für Grundschulforschung<br />
Nr. 101, Erlangen.<br />
Martschinke, S.; Kirschhock, E.-M.; Frank, A. (2001):<br />
Rundgang durch Hörhausen. Erhebungsverfahren zur<br />
phonologischen Bewusstheit. Diagnose und Förderung<br />
im Schriftspracherwerb, Auer: Donauwörth.<br />
Marx, H. (1997): Erwerb des Lesens und Schreibens.<br />
Literaturüberblick. In: Weinert, F.E.; Helmke, A. (Hrsg.):<br />
Entwicklung im Grundschulalter. PVU, Weinheim:<br />
85 – 111.<br />
MBJS (Hrsg.)(2004): Rahmenplan Grundschule<br />
Deutsch. adiant Druck. Roggentin.<br />
MBJS (Hrsg.)(2006): Umgang mit Differenz.<br />
Entwicklungsbedarfe erkennen – Möglichkeiten<br />
fördern. <strong>Verlag</strong> Das Netz: Weimar.<br />
MBJS (Hrsg.)(2009): Gemeinsamer Orientierungsrahmen<br />
für die Bildung in Kindertagesbetreuung und<br />
Grundschule. verlag Das Netz: Weimar.<br />
Nickel, S. (2005): Beobachtung kindlicher Literacy-<br />
Erfahrungen im Übergang vom Kindergarten und<br />
Schule.<br />
Prengel, A. (2006/2007/2008/2009/2010):<br />
ILeA. Individuelle Lernstandsanalysen in der Grundschule.<br />
Ein Beobachtungsheft zur psychosozialen<br />
Gesamtsituation. Landesinstitut für Schule und<br />
Medien Brandenburg. Potsdam und Ludwigsfelde,<br />
auch als Download des LISUM im Internet unter<br />
http://www.bildungsserver.berlin-brandenburg.de/<br />
ilea1.html, (zuletzt geprüft am 13. 03. 2010).<br />
Prengel, A.: Anerkennung als Kategorie pädagogischen<br />
Handelns. Theorie und Vision einer anderen Schulkultur.<br />
In: Pädagogik: Respekt und Anerkennung. 60. Jahrgang,<br />
Heft 2 / Februar 2008, S. 33 – 35<br />
Prengel, A.: Heterogenität versus Lehrplan? – Perspektiven<br />
der Grundschul- und Kindheitsforschung.<br />
In: Knauf, Anne / Liebers, Katrin / Prengel, Annedore<br />
(Hrsg.) Länderübergreifende Curricula für die Grundschule?<br />
Klinkhardt: Bad Heilbrunn, S. 81 – 92<br />
Prengel, A.; Geiling, U.; Liebers, K. (2009): Individuelle<br />
Lernentwicklungsanalyse im Übergang – ein verbindendes<br />
Instrument zwischen frühpädagogischer Bildungsdokumentation<br />
und Lernstandsanalysen im Anfangsunterricht.<br />
Projektantrag an das BMBF.
Prengel, A.; Liebers, K. (Hrsg.) (2005): Sieben diagnostisch-pädagogische<br />
Verfahren für den Schulanfang.<br />
Ein Reader zum Leitfaden „ILeA 1 – Individuelle<br />
Lernstandsanalysen in den ersten sechs Schulwochen<br />
und darüber hinaus“. Potsdam und Ludwigsfelde, als<br />
Download des LISUM im Internet unter:<br />
http://www.bildungsserver.berlin-brandenburg.de/<br />
ilea1.html, (zuletzt geprüft am 13. 03. 2010). 153<br />
Prengel, A.; Liebers,K. u. a. (2006/2007/2008/<br />
2009/2010): ILeA 1. Individuelle Lernstandsanalysen<br />
1. Lehrerheft 1. Landesinstitut für Schule und Medien<br />
Brandenburg. Potsdam und Ludwigsfelde, auch als<br />
Download des LISUM im Internet unter:<br />
http://www.bildungsserver.berlin-brandenburg.de/<br />
ilea1.html, (zuletzt geprüft am 13. 03. 2010).<br />
Prengel, A.: Schröder, U. (2005): Lernpässe für die<br />
Selbstevaluation der Kinder. In: Prengel, Annedore;<br />
Liebers, Karin (Hrsg.): Sieben diagnostisch-pädagogische<br />
Verfahren für den Schulanfang. Ein Reader zum<br />
Leitfaden „ILeA 1 – Individuelle Lernstandsanalysen in<br />
den ersten sechs Schulwochen und darüber hinaus“.<br />
Potsdam und Ludwigsfelde.<br />
http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/readerzurlernstandsanalyse.html,(zuletzt<br />
geprüft am 21. 07. 2011)<br />
Prengel, A.; Riegler, S.; Wannack, E. (2009):<br />
„Formative Assessment” als Re-Impuls für pädagogischdidaktisches<br />
Handeln, in: Röhner, C. u. a. (Hrsg.):<br />
Europäisierung der Bildung – Konsequenzen und<br />
Herausforderungen für die Grundschulpädagogik.<br />
Jahrbuch Grundschulforschung Band 13, Wiesbaden:<br />
253 – 257.<br />
Reiser, H. (1998): Sonderpädagogik als Service-Leistung?<br />
In: Zeitschrift für Heilpädagogik, 49 (1998),<br />
S. 46 – 54.<br />
Sander, A. (2001): Von der integrativen zur<br />
inklusiven Bildung. Internationaler Stand und Konsequenzen<br />
für die sonderpädagogische Förderung in<br />
Deutschland. In: Hausotter, Annette et al. (Hrsg.):<br />
Perspektiven Sonderpädagogischer Förderung in<br />
Deutschland. Middelfart (DK), European Agency etc.<br />
Literatur<br />
2002, S. 143 – 164. Wiederveröffentlichung:<br />
Kap. 7<br />
http://bidok.uibk.ac.at/library/sander-inklusion.html<br />
(01. 08. 2009).<br />
Sassenroth, M. (2002): Schriftspracherwerb. Entwicklungsverlauf,<br />
Diagnostik und Förderung. Haupt: Bern.<br />
Scheerer-Neumann, G.; Ritter, C. (2005):<br />
Phonologische Bewusstheit. In: Prengel, A.; Liebers, K.<br />
(Hrsg.): Sieben diagnostisch-pädagogische Verfahren f<br />
ür den Schulanfang. Ein Reader zum Leitfaden<br />
„ILeA 1 – Individuelle Lernstandsanalysen in den<br />
ersten sechs Schulwochen und darüber hinaus“.<br />
Potsdam und Ludwigsfelde, als Download des LISUM<br />
im Internet unter http://www.bildungsserver.berlinbrandenburg.<br />
de/ilea1.html, (zuletzt geprüft am 13. 03. 2010)<br />
Scheerer-Neumann, G.; Schnitzler, C.; Ritter, C.<br />
(2009): ILeA-Lehrerheft Schreiben 2, LISUM<br />
(Hrsg.).Ludwigsfelde.<br />
Schneider, W. (2004): Frühe Entwicklung und Lesekompetenz:<br />
Zur Relevanz vorschulischer Sprachkompetenzen.<br />
In: Schiefele, U.; Artelt, C.; Schneider, W.;<br />
Stanat, P. (Hrsg.): Entwicklung, Struktur und Förderung<br />
von Lesekompetenz: Vertiefende Analysen im Rahmen<br />
von PISA 2000. Wiesbaden: 13 – 36<br />
Schneider, W.; Roth, E.; Küspert, P.; Ennemoser, M.<br />
(1998): Kurz- und langfristig Effekte eines Trainings der<br />
sprachlichen (phonologischen) Bewusstheit bei unterschiedlichen<br />
Leistungsgruppen. Befunde einer Sekundäranalyse.<br />
Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und<br />
Pädagogische Psychologie 30: 26 – 39.<br />
Schnell, I. (2009): Nationale und internationale Erklärungen<br />
zum gemeinsamen Lernen. Hannover. http://<br />
www.gew-nds.de/sos/html/erklarungen.html<br />
(07. 10. 2009).<br />
Schöler, J. (1997): Leitfaden zur Kooperation von<br />
Lehrerinnen und Lehrern – nicht nur in Integrationsklassen,<br />
Heinsberg<br />
Stähling, R. (2006): „Du gehörst zu uns“ Inklusive<br />
Grundschule. Ein Praxisbuch für den Umbau der<br />
Grundschule. Hohengehren.<br />
35
Kap. 7<br />
36<br />
Literatur<br />
Teale, W. H.; Sulzby, E. (1989): Emergent literacy:<br />
New Perspectives. In: Strickland, D. S.; Morrow,<br />
L. M. (Eds.): Emergent Literacy: Young children learn to<br />
read and write. Newark: 1 – 15<br />
Tietze, W.; Rossbach, H.-G.; Grenner, K. (2005):<br />
Kinder von 4 bis 8 Jahren. Zur Qualität der Erziehungsund<br />
Bildungsinstitutionen Kindergarten, Grundschule<br />
und Familie. Weinheim<br />
Thoma, P. / Rehle, C. (Hrsg) (2009): Inklusive Schule.<br />
Leben und Lernen mittendrin. Bad Heinbrunn<br />
Topsch, W. (2005): Grundkompetenz Schriftspracherwerb.<br />
Beltz: Weinheim.<br />
Vereinte Nationen – UN (1989): Übereinkommen<br />
über die Rechte der Kinder. Die UN Kinderrechtskonventionen.http://www.unicef.de/fileadmin/content_media/Aktionen/Kinderrechte18/UN-Kinderrechtskonvention.pdf<br />
(10. 08. 2009).<br />
Vereinte Nationen – UN (2006): Übereinkommen<br />
über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.<br />
http://files.institut-fuer-menschenrechte.de/437/<br />
Behindertenrechtskonvention.pdf (10. 08. 2009)<br />
Wernstedt, R. / John-Ohnsorg, M. (Hrsg.) (2010):<br />
Inklusive Bildung. Die UN-Konvention und ihre Folgen.<br />
Friedrich Ebert Stiftung Netzwerk Bildung Berlin. http://<br />
library.fes.de/pdf-files/studienfoerderung/07621.pdf<br />
(24. 06. 2011)<br />
Whithead, M. (2004): Sprachliche Bildung und Schriftsprachkompetenz<br />
(literacy) in der frühen Kindheit.<br />
In: Fthenakis, W. E.; Oberhuemer, P. (Hrsg.): Frühpädagogik<br />
international. Bildungsqualität im Blickpunkt.<br />
Wiesbaden: 295 – 311.<br />
Wocken, H. (1988): Kooperation von Pädagogen in<br />
integrativen Grundschulen. In: Wocken, H. /Antor, G. /<br />
Hinz, A. (Hrsg.): Integrationsklassen in Hamburger<br />
Grundschulen. Bilanz eines Modellversuchs. Hamburg<br />
Wocken, H. (1996): Zur Aufgabe von Sonderpädagogen<br />
in integrativen Klassen. In: Behindertenpädagogik<br />
35, S. 372 – 376<br />
Wocken, H. (1998): Gemeinsame Lernsituationen.<br />
Eine Skizze zur Theorie des gemeinsamen Unterrichts.<br />
In: Hildeschmidt, A./Schnell, I. (Hrsg): Integrationspädagogik.<br />
Weinheim.<br />
Wygotski, L. (1934/1964):<br />
Denken und Sprechen. Berlin.
Kap. 8<br />
Tabelle 1<br />
Klassenübersicht zur Lernstandsanalyse im Bereich Schriftspracherwerb, Klasse:<br />
Diese Tabelle ermöglicht eine grobe Übersicht zu heterogenen Leistungsständen einer Klasse.<br />
Anleitung: In die erste Spalte die Namen eintragen. In die folgenden Spalten das Datum eintragen, an dem Sie beobachten,<br />
dass das Kind diese Stufe erreicht.<br />
Namen 1 2 3 4 5 6<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
8.<br />
9.<br />
10.<br />
11.<br />
12.<br />
13.<br />
14.<br />
15.<br />
16.<br />
17.<br />
18.<br />
19.<br />
20.<br />
21.<br />
22.<br />
23.<br />
24.<br />
25.<br />
26.<br />
27.<br />
28.<br />
basale Stufe präliterale<br />
Stufe<br />
logografemische<br />
Stufe<br />
beginnende<br />
alph. Stufe<br />
entfaltete<br />
alph. Stufe<br />
orthograph.<br />
Stufe<br />
37
Kap. 8 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
<strong>Anhang</strong> mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />
Tabelle 2<br />
Feinanalyse zu einzelnen Kindern<br />
Stufen und Ergebnisse<br />
Name ___________________________________________<br />
Basale Strategien<br />
richtet Blickkontakt auf Personen/Gegenstände<br />
Datum:<br />
verwendet Gesten und Mimik<br />
Datum:<br />
Präliterale Strategien<br />
deutet Zeichen, Symbole in<br />
der Umgebung<br />
Datum:<br />
schaut sich Bilderbuch an<br />
Datum:<br />
erzeugt bedeutungstragende<br />
Spuren<br />
Datum:<br />
Logografemische Strategie<br />
hält Buch richtig und blättert<br />
Seite für Seite<br />
Datum:<br />
benennt einzelne Buchstabennamen<br />
Datum:<br />
schreibt einzelne Buchstaben<br />
aus dem Kopf<br />
Datum:<br />
38<br />
„liest“ Situationen, Gesten,<br />
Mimik<br />
Datum:<br />
erzeugt Spuren<br />
Datum:<br />
hört Geschichten zu<br />
Datum:<br />
tut, als ob es liest<br />
Datum:<br />
tut, als ob es schreibt<br />
Datum:<br />
liest seinen Namen als Ganzwort<br />
Datum:<br />
bildet Reime<br />
Datum:<br />
schreibt einzelne Wörter aus<br />
dem Kopf<br />
Datum:<br />
Beginnende alphabetische Strategie<br />
ordnet Buchstaben Laute zu erliest lautgetreue Wörter<br />
buchstabenweise<br />
Datum:<br />
Datum:<br />
ordnet Lauten Buchstaben zu schreibt Wörter mit verfügbaren<br />
Buchstaben<br />
Datum:<br />
Datum::<br />
Entfaltete alphabetische Strategie<br />
hantiert unspezifisch mit<br />
Büchern<br />
Datum:<br />
deutet Bilder im Buch<br />
Datum:<br />
spricht in Erzählsprache<br />
Datum:<br />
erzeugt buchstabenähnliche<br />
Zeichen/Symbole<br />
Datum:<br />
„liest“ Ganzworte mit markanten<br />
Buchstaben<br />
Datum:<br />
klatscht/malt Silbenbögen<br />
Datum:<br />
schreibt seinen Namen als<br />
Ganzwort<br />
Datum:<br />
hört (Anfangs-) Laute aus<br />
Wörtern heraus<br />
Datum:<br />
zerlegt Wörter in einzelne<br />
Laute<br />
Datum:<br />
erliest längere Wörter erliest komplexe Wörter verfügt über automatisierte<br />
gedehnt<br />
Wörter<br />
Datum:<br />
Datum:<br />
Datum:<br />
schreibt alle gehörten Laute schreibt komplexe Worte verfügt über Lernwörter/erste<br />
in lauttreuen Worten<br />
weitgehend vollständig Einsichten Morphemkonstanz<br />
Datum:<br />
Datum:<br />
Datum:<br />
verfügt über Lernwörter/ erste Einsichten Morphemkonstanz Datum:<br />
erliest komplexere Wörter<br />
Datum:<br />
nutzt Einsichten in orthografische<br />
Strukturen<br />
Datum:<br />
erkennt häufige Wörter/ Wortteile<br />
sicher, flüssig<br />
Datum:<br />
nutzt Strategien zur Fehler<br />
vermeidung<br />
Datum:<br />
betont beim Lesen<br />
Datum:<br />
Bemerkungen
Tabelle 3<br />
Lernpässe 2 für die Hand der Kinder<br />
Lesepass:<br />
Name:<br />
Klasse:<br />
Lehrer/in:<br />
Ich kann Bedeutungen von Situationen, Gesten etc. deuten:<br />
Ich kann Spuren erzeugen und wahrnehmen:<br />
Ich kann Bilderbücher anschauen:<br />
Ich kann Bilderbücher kommentieren:<br />
Ich kann in Bilderbüchern Bilder und Text unterscheiden:<br />
Ich kann Laute in Wörtern hören:<br />
Den ersten Laut<br />
Einzelne Laute im<br />
Wort<br />
Den letzten Laut<br />
2 Die Lernpässe für die Hand der Kinder beruhen weitgehend auf ILEA I<br />
<strong>Anhang</strong><br />
Kap. 8<br />
39
Kap. 8 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
<strong>Anhang</strong> mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />
Ich kann folgende Logos lesen:<br />
Ich kann meinen Namen lesen:<br />
Ich kann meinen Namen schreiben:<br />
Ich kann Buchstaben lesen (bitte Datum eintragen):<br />
Einige<br />
Viele<br />
Die meisten<br />
Alle<br />
Ich kann Buchstaben im Wort lesen:<br />
Den ersten<br />
Buchstaben<br />
Einzelne Buchstaben<br />
im Wort<br />
Den letzten<br />
Buchstaben<br />
40
Ich kann ein Wort lesen:<br />
Wenn ein Bild<br />
daneben ist<br />
Wenn es mir<br />
wichtig ist<br />
Wenn es kurz<br />
ist<br />
Ich kann Wörter lesen:<br />
<strong>Anhang</strong><br />
manchmal meistens immer<br />
Ich kann kurze Sätze lesen:<br />
Ich kann kleine Geschichten lesen:<br />
Kap. 8<br />
41
Kap. 8 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
<strong>Anhang</strong> mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />
Was ich noch lesen kann:<br />
Ich kann Buchstaben schreiben / abschreiben:<br />
Einige Buchstaben<br />
Die meisten<br />
Buchstaben<br />
Alle Buchstaben<br />
42<br />
Druckschrift Schreibschrift
Ich kann diese Buchstaben nach Diktat schreiben:<br />
<strong>Anhang</strong><br />
Kap. 8<br />
A B C D E F G H I J K L M N O<br />
P Q R S T U V W X Y Z Ä Ö Ü<br />
a b c d e f g h i j k l m n o<br />
p q r s t u v w x y z ä ö ü ß<br />
Ich kann von einem Wort schreiben, was ich höre:<br />
Den ersten<br />
Buchstaben<br />
Einzelne<br />
Buchstaben<br />
im Wort<br />
Den letzten<br />
Buchstaben<br />
Alle Laute,<br />
die ich höre<br />
Ich kann schreiben, wie ich höre:<br />
Sätze<br />
Briefe<br />
Geschichten<br />
43
Kap. 8 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
<strong>Anhang</strong> mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />
Diese Wörter kann ich schon schreiben:<br />
Meinen Namen<br />
Andere Namen<br />
Was ich noch schreiben kann:<br />
44
Ich kann kann diese Regel beim Schreiben anwenden:<br />
<strong>Anhang</strong><br />
Regel manchmal meistens immer<br />
Am Satzanfang<br />
groß schreiben<br />
Am Satzende ein<br />
Satzzeichen setzen<br />
Kap. 8<br />
45
Kap. 8 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />
<strong>Anhang</strong> mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />
Kinderbücher zum Thema „Verschieden und doch gleich“<br />
Kathryn Cave und Chris Riddell:<br />
Irgendwie anders.<br />
Oetinger <strong>Verlag</strong>, Hamburg 1997<br />
Mira Lobe und Susi Weigel:<br />
Das kleine ICH-BIN-ICH.<br />
Jungbrunnen <strong>Verlag</strong> Wien 1972<br />
Martin Baltscheit:<br />
Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte.<br />
Bajazzo <strong>Verlag</strong> Zürich 2003<br />
Hanna Johansen und Käthi Bhend:<br />
Die Geschichte von der kleinen Gans, die nicht schnell genug war.<br />
Deutscher Taschenbuchverlag München 2002<br />
Katja Reider und Angela von Roehl:<br />
Wahre Wolkenwunder.<br />
Patmos <strong>Verlag</strong> Ostfildern 1996<br />
Barbara Jung und Klaus Hübner:<br />
Anders ist auch schön.<br />
Carlsen <strong>Verlag</strong> Hamburg 2004<br />
Eva Maria Kohl und Erdmut Oelschlaeger:<br />
Ein Haus zieht aus.<br />
Der Kinderbuchverlag Kinderbuchverlag Berlin 1992<br />
Barbara Ortelli:<br />
Ein Haus für den Bären.<br />
Minedition Bargteheide 2011<br />
Elisabeth Shaw:<br />
Schildkröte hat Geburtstag.<br />
Der Kinderbuchverlag Berlin 2007<br />
46
Vielfältig lesen und schreiben lernen –<br />
Anregungen für die inklusive Praxis<br />
auf der Basis von „Meine Fibel“
P 986149