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Anhang - Cornelsen Verlag

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Förderkonzept<br />

Vielfältig lesen und<br />

schreiben lernen<br />

Materialien für die inklusive Praxis


Vielfältig lesen und schreiben lernen –<br />

Anregungen für die inklusive Praxis<br />

auf der Basis von „Meine Fibel“<br />

2<br />

unter wissenschaftlicher Beratung von<br />

Katrin Liebers, Annedore Prengel, Ute Geiling<br />

Illustration<br />

Illustration der Seiten: Jens Reinert<br />

Illustration Umschlag, S. 15: Tanja Székessy<br />

Layout<br />

Umschlaggestaltung und Layoutkonzept: Corinna Babylon<br />

Layout und technische Umsetzung: Corinna Babylon, Saskia Klemm<br />

Redaktion<br />

Monika Gade<br />

www.vwv.de<br />

1. Auflage, 1. Druck 2011<br />

© 2011 <strong>Cornelsen</strong> <strong>Verlag</strong> / Volk und Wissen <strong>Verlag</strong>, Berlin<br />

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf<br />

der vorherigen schriftlichen Einwilligung des <strong>Verlag</strong>es.<br />

Hinweis zu den §§ 46, 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine<br />

solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt oder sonst öffentlich<br />

zugänglich gemacht werden.<br />

Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen.<br />

Druck: Druckhaus Berlin-Mitte GmbH<br />

P 986149<br />

L<br />

Inhalt gedruckt auf säurefreiem Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft.


Gliederung<br />

1 Einleitung 4<br />

2 Grundlagen der inklusiven Praxis 5<br />

2.1 Pädagogische Grundlagen:<br />

Warum sollen alle Kinder als gleich und als verschieden anerkannt werden? 5<br />

2.2 Grundlagen des Rahmenlehrplans:<br />

Wie sind Standardisierung und Individualisierung auszubalancieren? 7<br />

2.3 Didaktische Grundlagen: Wie arbeitet man im inklusiven Unterricht? 8<br />

2.4 Die Fibel als Grundlage einer inklusiven Didaktik? 9<br />

3 Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument der pädagogischen Diagnostik 10<br />

3.1 Weshalb sind Lernstandsanalysen hilfreich für inklusive Didaktik? 11<br />

3.2 In welchen Stufen lernen Kinder lesen und schreiben? 11<br />

3.3 Wie kann man im Alltag feststellen, auf welcher Stufe des<br />

Schriftspracherwerbs sich ein Kind befindet? 14<br />

3.4 Wie arbeitet man mit dem Stufenmodell? 17<br />

4 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien 18<br />

5 Kooperation und Entlastung 24<br />

5.1 Entlastung durch Zusammenarbeit im Team 24<br />

5.2 Zusammenarbeit mit Eltern 28<br />

5.3 Entlastung bei Verhaltensproblemen im ersten Schuljahr 30<br />

6 Ausblick 32<br />

7 Literatur 33<br />

8 <strong>Anhang</strong>:<br />

Kopiervorlagen, Tabellen, Bilderlesebild und Kinderbuchempfehlungen 37<br />

3


4<br />

Kap. 1<br />

Einleitung<br />

Seit die UN-Behindertenrechtskonvention am<br />

26. März 2009 in Deutschland in Kraft getreten ist,<br />

ist in allen Bereichen des Bildungswesens eine neue<br />

Aufmerksamkeit für die Heterogenität von Lerngruppen<br />

entstanden. Jetzt geht es darum, niemanden<br />

mehr auszuschließen und alle Lernenden in eine<br />

gemeinsame Schule aufzunehmen. Das Bildungswesen<br />

soll „inklusiv“ werden. Schulische Inklusion lässt sich<br />

sehr einfach definieren: Inklusiv ist ein Unterricht,<br />

der mit seinen pädagogischen Angeboten jedes Kind<br />

willkommen heißt.<br />

Das Gleichheitsrecht auf Bildung und die Individualität<br />

der Lebenslagen und Lernwege sollen anerkannt<br />

werden.<br />

Inklusive Didaktik fordert dabei jedes Kind in seiner<br />

persönlichen Leistungsfähigkeit heraus.


2.1 Pädagogische Grundlagen: Warum<br />

sollen alle Kinder als gleich und<br />

als verschieden anerkannt werden?<br />

Für den Anfangsunterricht sind folgende Einsichten<br />

grundlegend: Schulanfänger unterscheiden sich in<br />

ihren Lebenserfahrungen und Lernvoraussetzungen.<br />

Kinder haben, wenn sie eingeschult werden, auch<br />

zur Welt der gesprochenen und der geschriebenen<br />

Sprache ganz verschiedene Zugänge entwickelt.<br />

Dazu gehört, dass die sprachlichen Entwicklungs -<br />

stände unterschiedlich sind oder dass manche<br />

Kinder Deutsch als zweite Sprache erst noch erlernen<br />

müssen. Wenn in inklusiv arbeitenden Grundschulen<br />

z. B. auch Kinder mit dem Förderschwerpunkt<br />

geistige Entwicklung willkommen geheißen werden,<br />

wird es vorkommen, dass Einzelne die Schriftsprache<br />

nicht oder nur in Ansätzen für sich erschließen können.<br />

Diese Vielfalt der sprachlichen und schriftsprachspezifischen<br />

Lernvoraussetzungen geht einher mit einer<br />

Fülle anderer Differenzen, die das Leben und Lernen<br />

der Schulanfänger prägen:<br />

• Kinder haben sehr verschiedene vorschulische<br />

Erfahrungen in den Bereichen der späteren Fächer<br />

in der Grundschule gemacht, so dass manche<br />

hinsichtlich der Lernvoraussetzungen in allen schulischen<br />

Bereichen schon weit und andere durchschnittlich<br />

entwickelt sind, während noch andere<br />

sich erst langsam herantasten.<br />

• Kinder haben sehr verschiedene Erfahrungen als<br />

Mädchen und Jungen gemacht. Auch innerhalb jedes<br />

Geschlechts finden wir große Unterschiede, denn<br />

manche wollen typische Mädchen und Jungen sein,<br />

während andere genau das nicht wollen und Geschlechtergrenzen<br />

überschreiten.<br />

• Kinder haben sehr verschiedene Erfahrungen mit<br />

ihrer sozialen Herkunft gemacht. Manche Kinder<br />

leiden unter materieller Armut und andere leben<br />

im Überfluss, viele Kinder werden relativ ange -<br />

messen versorgt.<br />

Grundlagen der inklusiven Praxis<br />

Kap. 2<br />

• Kinder haben sehr verschiedene Erfahrungen in<br />

ihren Familien gemacht, denn manche genießen<br />

eine sichere, vertrauensvolle Bindung an ihre Eltern,<br />

an Großeltern und Geschwister; andere leiden unter<br />

emotionaler Unzuverlässigkeit. In Ausnahmefällen<br />

erleiden kleine Kinder sogar Gewalt in Form von Vernachlässigungen,<br />

Misshandlungen, psychischen<br />

Verletzungen oder sexuellem Missbrauch.<br />

• Kinder haben gegebenenfalls sehr verschiedene<br />

Erfahrungen als Angehörige unterschiedlicher<br />

Kulturen gemacht und gehen verschieden mit ihren<br />

kulturellen Erfahrungen und ihrem Leben in der<br />

heutigen Einwanderungsgesellschaft um.<br />

• Kinder haben sehr verschiedene Erfahrungen mit<br />

anderen Kindern gemacht, so dass manche viele<br />

Freundinnen und Freunde haben und andere in der<br />

Kindergruppe einsam sind oder Ablehnung erfahren.<br />

Gerade Kinder, die zu Hause wenig Halt haben,<br />

neigen dazu, entweder kontaktscheu oder aggressiv<br />

zu werden; das führt dazu, dass gerade diejenigen,<br />

die gute Beziehungen zu Gleichaltrigen am<br />

dringendsten brauchen, eher von diesen abgelehnt<br />

werden.<br />

• Kinder haben verschiedene Erfahrungen mit den<br />

eigenen körperlichen und geistigen Möglichkeiten<br />

gesammelt. Manche Kinder haben sich unter der<br />

Bedingung körperlicher, seelischer, geistiger oder<br />

Sinnesbeeinträchtigung zum Schulkind entwickelt.<br />

Wenn in der Bildungstheorie diese vielfältigen<br />

Differenzen thematisiert werden, spricht man von<br />

sogenannten „Heterogenitätsdimensionen“, die sich<br />

über schneiden. Denn wie alle anderen Menschen werden<br />

neu eingeschulte Kinder gleichzeitig mehreren<br />

ganz verschiedenen sozialen Gruppierungen zugerechnet.<br />

„Heterogenität“ ist ein bedeutendes Thema<br />

der Pädagogik geworden und hat sich in der Gestaltung<br />

zahlreicher Lernmedien und Schulbücher niedergeschlagen.<br />

So kommt es auch in der Fibel „Meine<br />

Fibel“ in Bildern und Texten zum Ausdruck, da die<br />

5


6<br />

Kap. 2 Grundlagen der inklusiven Praxis<br />

abgebildeten Menschen in ihrer Verschiedenheit zu<br />

erkennen sind. Aus der Entwicklungspsychologie und<br />

aus pädagogischen Theorien wissen wir, dass jedes Kind<br />

von klein auf Anerkennung braucht. Kinder können sich<br />

nur gut entwickeln, wenn sie von den für sie wichtigen<br />

Menschen, den Erwachsenen und Kindern in ihrer<br />

Umgebung, verlässlich anerkannt werden. Auch die in<br />

der Erziehung notwendigen Anforderungen, Zumutungen<br />

und Grenzen müssen von einer solchen grundsätzlichen,<br />

Halt gebenden Anerkennung getragen sein.<br />

Kognitives Lernen gelingt in allen Lernbereichen<br />

umso besser, je klarer jedes Kind die Erfahrung macht,<br />

angenommen zu sein. Wenn Kinder in ihren ersten<br />

Versuchen beginnen, etwas zu lesen und etwas zu<br />

schreiben, ist es für sie äußerst wichtig, dass andere<br />

Menschen, Kinder und Erwachsene, anerkennend und<br />

bestärkend darauf reagieren. In ganz hohem Maße<br />

gilt das für Kinder, die am Anfang ihrer schriftsprachlichen<br />

Entwicklung stehen und deren Versuche noch<br />

vorsichtig und tastend sind, so dass Lehrkräfte in<br />

allen Aktivitäten und Produkten des Kindes die<br />

Anstrengung oder den Fortschritt erkennen und<br />

würdigen sollten.<br />

Aus den hier erläuterten pädagogischen und<br />

ethischen Grundlagen folgt: Jedes Kind braucht Anerkennung<br />

bei seinen Versuchen, sich der Schriftsprache<br />

anzunähern. Das gilt auch dann, wenn einem<br />

Kind zum Beispiel der Zugang zur Schriftsprache<br />

auf Grund langfristiger, gravierender Beeinträchti gungen<br />

voraussichtlich nicht vollständig gelingen wird. Und in<br />

jedem Kind, auch in den Kindern, die wir als sehr<br />

schulschwach empfinden, sind schon Kompetenzen<br />

angelegt, auf denen die nächsten Lernschritte aufbauen<br />

können. Darum gilt als Leitsatz einer inklusiven<br />

Pädagogik:<br />

Jedes Kind ist auf seiner Stufe kompetent. Zugleich<br />

haben Lehrerinnen und Lehrer die Aufgabe, bei<br />

der Akzeptanz bestehender kind licher Kompetenzen<br />

nicht stehen zu bleiben, sondern Kinder zum Erreichen<br />

der Zone der nächsten Entwicklung, und<br />

damit zum Erwerb von neuen Kompetenzen, anzuleiten<br />

und anzuspornen. Daraus folgen konkrete<br />

Regeln für die Art und Weise, wie man professionell<br />

Rückmeldung gibt auf schriftliche oder mündliche<br />

Leistungen von Kindern:<br />

1. Die vorgelegte Leistung sachlich benennen.<br />

(Beispiel: „Ich sehe, du hast die Buchstaben …,<br />

die Wörter … geschrieben. Ich sehe, du kannst<br />

jetzt …“). Entsprechend kann auch in einem Dialog<br />

das Kind selbst seine Leistung benennen (Beispiel:<br />

„Sag mir, was du geschrieben hast“<br />

oder „Warum hast du das so geschrieben?“).<br />

Dabei kann die Lehrerin auch ihre Wertschätzung<br />

oder Freude zum Ausdruck bringen.<br />

2. Eine erbrachte Leistung nicht negativ kommentieren!<br />

(zum Beispiel Wendungen wie die folgenden<br />

vermeiden: „Gefällt mir noch nicht, wie du<br />

geschrieben hast“, „Was du geschrieben hast, ist<br />

falsch“)<br />

3. Die darauf aufbauende Anforderung ermutigend<br />

benennen. (Beispiel: „Als Nächstes möchte ich,<br />

dass du wieder einen Text schreibst und dabei den<br />

Rand einhältst“, oder „ …dass du jeden Satz mit<br />

einem groß geschriebenen Wort beginnst“…).<br />

Entsprechend kann auch das Kind selbst seine<br />

nächste Anforderung benennen (Beispiel: „Sag mir,<br />

was du als Nächstes noch besser machen kannst.“<br />

„Sag mir, was du als Nächstes schreiben möchtest.“<br />

Im Dialog mit dem Kind kann geantwortet werden:<br />

„Ja, das ist jetzt eine gute Idee.“ Oder: „Diesen<br />

Vorschlag finde ich jetzt nicht so sinnvoll, es ist mir<br />

wichtig, dass du zuerst noch einmal … übst.“)<br />

4. Wenn der Eindruck entsteht, dass ein Kind<br />

keine Leistung erbracht hat, geht es darum danach<br />

zu fragen, was es beschäftigt und Anforderungen<br />

zu formulieren, die an seinem Leistungsvermögen<br />

und an seinen Interessen anknüpfen.<br />

Eine solche Form der sachlichen Rückmeldung kann<br />

im Anfangsunterricht auf Unzufriedenheit verzichten<br />

und gerade deshalb Kinder zu Anstrengungsbereit-


schaft und guten Leistungen motivieren. In der zweischrittigen<br />

Form des Lehrerkommentars, in Worte<br />

fassen, was das Kind jetzt kann und in Worte fassen,<br />

was das Kind als Nächstes bearbeiten soll, beziehungsweise,<br />

was es bearbeiten will, kommt ein Herzstück<br />

einer anerkennungsbasierten inklusiven Didaktik zum<br />

Ausdruck. Diese Art des Umgangs mit Kindern ist<br />

nicht zu verwechseln mit Lobhudelei oder Laisser-faire,<br />

sie stellt vielmehr hohe Anforderungen an die Kinder<br />

und die Lehrpersonen und beruht auf der Beobachtung,<br />

dass Kinder sich am Schulanfang danach sehnen,<br />

in ihrer Tüchtigkeit und Leistungsbereitschaft anerkannt<br />

zu werden.<br />

2.2 Grundlagen des Rahmenlehrplans:<br />

Wie sind Individualisierung und<br />

Standardisierung auszubalancieren?<br />

Die Anerkennung der individuell verschiedenen<br />

Kompetenzen wird im gemeinsamen Rahmenlehrplan<br />

für die Grundschulen der Länder Brandenburg,<br />

Berlin, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern<br />

beschrieben. Dort heißt es: „Die Grundschule ist<br />

Lernstätte und Lebensraum für Schülerinnen<br />

und Schüler mit einer großen Heterogenität hinsichtlich<br />

ihrer Lernvoraussetzungen und Lernmöglichkeiten“<br />

(Rahmenlehrpläne 2004, S. 3). Zugleich finden<br />

sich im Rahmenlehrplan selbstverständlich auch<br />

Angaben dazu, was die Schülerinnen und Schüler<br />

lernen sollen. So heißt es: „In den Rahmenlehrplänen<br />

beschreiben Standards, welche Kompetenzen die<br />

Schülerinnen und Schüler in den Fächern bis zum<br />

Ende der Grundschulzeit entwickelt haben müssen“<br />

(Rahmenlehrpläne 2004, S. 6). Für Kinder mit besonderen<br />

Förderschwerpunkten gelten bei zielgleicher<br />

Inklusion die Standards ebenfalls, bei zieldifferenter<br />

Inklusion in adaptierter Form.<br />

Wenn man die beiden Zitate aus dem Rahmenlehrplan<br />

liest, stellt man sich die Frage, ob darin nicht<br />

ein großer Widerspruch, der Lehrerinnen und Lehrer<br />

sehr belasten kann, angelegt ist: Einerseits sollen die<br />

Grundlagen der inklusiven Praxis<br />

Kap. 2<br />

Lehrkräfte jedes Kind individuell anerkennen, andererseits<br />

sollen sie so unterrichten, dass alle Kinder gleiche<br />

Kompetenzen bis zum Ende der Grundschulzeit<br />

entwickelt haben. Wie man oben sehen kann, wird<br />

sogar formuliert, dass Kinder diese Kompetenzen<br />

entwickeln „müssen“. Konkret wird zum Schriftspracherwerb<br />

in den Anforderungen zum Ende der Jahrgangsstufe<br />

2 erwartet, dass Kinder geübte Texte flüssig<br />

lesen, einen Übungs- bzw. Mindestwortschatz richtig<br />

schreiben und erste Lese- und Rechtschreibstrategien<br />

und Arbeitstechniken ausgebildet haben. Zugleich<br />

bedeutet die Realisierung von inklusiver Pädagogik<br />

aber auch, dass Verschiedenheit ganz normal dazugehört<br />

und dass Kinder, die sich auf anderen, früheren<br />

oder späteren, Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

befinden genauso akzeptiert werden.<br />

Individualisierung und Kompetenzorientierung<br />

lassen sich dann verknüpfen, wenn daran gearbeitet<br />

wird, dass jedes Kind, soweit es irgend möglich ist,<br />

in seinem Lernprozess vorankommt. Daraus folgt für<br />

den Schriftspracherwerb, dass für alle Kinder die<br />

gleichen Lernziele bezogen auf die Anforderungen zum<br />

Lesen- und Schreibenlernen gelten, dass diese Ziele<br />

jedoch zu individuell unterschiedlichen Zeiten, auf<br />

unterschiedlichen methodischen Wegen, mit unterschiedlichen<br />

Hilfen durch die Lehrerinnen und anhand<br />

unterschiedlicher Lernmittel erreicht werden können.<br />

Das ist eine Möglichkeit beim Schriftspracherwerb<br />

Individualisierung und Standardisierung in der Arbeit<br />

mit heterogenen Lerngruppen auszubalancieren.<br />

Zukünftige Rahmenlehrpläne werden diese Gedanken<br />

noch stärker aufgreifen und auf heterogene Lernausgangslagen<br />

deutlicher Bezug nehmen, um inklusive<br />

Lernangebote im Anfangsunterricht abzubilden.<br />

Die Auseinandersetzung mit den Standards des<br />

Rahmenlehrplans macht bewusst, dass die Anerkennung<br />

von Heterogenität nicht etwa gleichzusetzen ist<br />

mit einer Akzeptanz für die bei den Kindern gegebenen<br />

Lernausgangslagen oder gar Resignation angesichts<br />

fehlender Voraussetzungen bedeutet.<br />

7


8<br />

Kap. 2 Grundlagen der inklusiven Praxis<br />

Sie muss vielmehr einhergehen mit dem hohem<br />

Engagement und großer Anstrengung der Lehrer und<br />

Kinder für die Verbesserung der Schulleistungen.<br />

2.3 Didaktische Grundlagen:<br />

Wie arbeitet man im inklusiven<br />

Unterricht?<br />

Für inklusive Didaktik gelten allgemeine didaktische<br />

Annahmen, die prinzipiell für jeden guten Unterricht<br />

grundlegend sind. Dabei erscheint ein an der Lernentwicklung<br />

orientiertes Vorgehen als besonders<br />

erfolgversprechend. Ein solcher Unterricht hat unter<br />

pädagogischer Perspektive die Förderung der Persönlichkeit<br />

des Kindes und seiner Leistungsentwicklung<br />

im Blick, aus didaktischer Perspektive ergibt sich daraus<br />

eine Orientierung an den Leistungsständen jedes<br />

einzelnen Kindes. Das Konzept eines an der Entwicklung<br />

orientierten Unterrichts, nimmt die jeweiligen<br />

Lernvoraussetzungen, das Wissen und die Strategien<br />

von Kindern in den Blick, um darauf aufbauend Lernangebote<br />

bereitzustellen, die individuell passfähig sind.<br />

Das Lernen jedes Kindes wird durch Prozessdiagnostik<br />

begleitet, denn didaktisch vorrangig sind beim Schriftspracherwerb<br />

Denkaktivitäten der Kinder und ihre<br />

kognitiven Strategien.<br />

Eine solche Didaktik beruht auf vier Leitfragen:<br />

• Wie ist der aktuelle Lernstand des Kindes?<br />

• Welche Deutung habe ich dazu vor dem Hintergrund<br />

meines Wissens über das Kind, seine<br />

Interessen und Themen und sein Umfeld?<br />

• Was könnten Nahziele im Hinblick auf die<br />

in Standards formulierten Fernziele sein?<br />

• Mit welchen Mitteln und auf welchen Wegen<br />

kann das Kind diese Ziele erreichen?<br />

Ein entwicklungsorientierter, inklusiver Unterricht<br />

lässt sich durch zwei komplementäre Grundmuster<br />

beschreiben, nämlich individualisierte Lernsituationen<br />

auf der einen Seite, die sich streng an den Lernbedürfnisse<br />

eines Kindes orientieren und gemeinsame<br />

Lernsituationen auf der anderen Seite, die das gemeinsame<br />

Arbeiten der Kinder herausfordern und<br />

Kooperation verlangen.<br />

Individualisierender Unterricht ermöglicht es<br />

jedem Kind auf seinem Niveau und mit seinen<br />

aktuellen Möglichkeiten Fähigkeiten aufzubauen,<br />

erfolgreich zu üben, Fertigkeiten zu sichern und stellt<br />

dafür aus reichende Zeit zur Verfügung, z.B. durch<br />

tägliche Zeiten der Arbeit mit einem Tages- oder<br />

Wochenplan nach eigenem Programm. Basis für derart<br />

individuelle Lerngänge sind in der Regel adaptive<br />

Lernmaterialien, die aufeinander aufbauen und Lernbegleithefte<br />

oder Portfolios, in denen das persönliche<br />

Fortschreiten dokumentiert werden kann. Eine theoretische<br />

Perspektive, die hinter dieser Didaktik steht, ist<br />

der Ansatz von Wygotski (1934), der das Voranschreiten<br />

von der Zone der aktuellen Leistung zur Zone der<br />

nächsten Entwicklung fokussiert und damit eine<br />

Anleitung für die Gestaltung individueller Lernsituationen<br />

gibt.<br />

Neben der oben beschriebenen individuellen<br />

Förderung in koexistenten Lernsituationen, in denen<br />

Kinder zur gleichen Zeit und im gleichen Raum an<br />

unterschiedlichen Zielen zum Beispiel des Schriftspracherwerbs<br />

arbeiten, braucht ein inklusiver Unterricht<br />

nach Wocken (1998) auch gemeinsame Lernsituationen,<br />

die das soziale Miteinander der Kinder<br />

fördern und Kooperationen verlangen.<br />

Dazu gehören:<br />

A Kooperative Lernsituationen<br />

In kooperativen Lernsituationen arbeiten die Schüler<br />

an gemeinsamen Zielen und Aufgabenstellungen,<br />

wozu jeder Schüler seinen Beitrag leistet (solidarische<br />

Lernsituationen). Diese Beiträge können sich in der


Zusammenschau ergänzen, d. h. nicht alle Kinder<br />

machen das Gleiche. Wenn Lesetexte der Fibel<br />

bearbeitet werden, können Kinder je nach ihrer Lesefähigkeit<br />

unterschiedliche Aufgaben zum Textverstehen<br />

übernehmen. Manche Kinder werden nur kleine Abschnitte<br />

lesetechnisch bewältigen oder etwas zum<br />

Text malen können, andere können Fragen zum Text<br />

mündlich und schriftlich beantworten oder eigene<br />

Fragen an den Text formulieren, Fortsetzungsgeschichten<br />

schreiben oder ein erstes Lesetagebuch führen.<br />

In einer abschließenden gemeinsamen Präsentation<br />

können alle diese Beiträge zusammen zu einem<br />

vertieften Textverständnis für alle Kinder führen.<br />

Kooperatives Lernen kann auch bedeuten, dass Kinder<br />

eigene Ziele verfolgen, dafür aber Kooperationspartner<br />

benötigen, z. B. beim Partnerdiktat oder bei<br />

Freiarbeitsangeboten (komplementäre Lernsituationen).<br />

Ebenso können Kinder im Stationenlernen<br />

oder in Sprach- und Lesewerkstätten Verantwortung<br />

für einzelne Aufgaben oder Stationen, also einen<br />

Expertenstatus, übernehmen.<br />

Die jeweiligen „Experten“ für eine Station oder eine<br />

Aufgabe überprüfen die Lösungen anderer Kinder<br />

und helfen ihnen gegebenenfalls bei der Bearbeitung.<br />

B Subsidiäre Lernsituationen<br />

In subsidiären Lernsituationen helfen sich Schüler<br />

gegenseitig zum Beispiel durch Patenschaften oder<br />

auch durch spontane Kooperationen, in dem sie z. B.<br />

Tipps und Hinweise bei schriftlichen Arbeiten im<br />

Tagesplan geben, Denkanstöße für Aufgabenlösungen<br />

und Motivationen unterstützen, dabei aber weiter<br />

ihre eigenen Ziele und Aufgaben verfolgen.<br />

C Kommunikative Lernsituationen<br />

In kommunikativen Lernsituationen steht weniger<br />

ein didaktisch geplanter Inhalt im Mittelpunkt, sondern<br />

es werden Themen aus dem gemeinsamen Handeln<br />

miteinander zum Gegenstand des Austauschs.<br />

Diese Form des Austauschs ereignet sich oft spontan<br />

Grundlagen der inklusiven Praxis<br />

Kap. 2<br />

und findet Raum in Pausen, im Morgenkreis und im<br />

offenen Anfang. Hieraus können für den Schriftspracherwerb<br />

jedoch persönlich bedeutsame Inhalte<br />

abgeleitet werden, z. B. das Schreiben von Einladungen<br />

und kleinen Entschuldigungsbriefen oder die Auswahl<br />

gemeinsamer Vorlese-Literatur, in der ähnliche Sachverhalte<br />

eine Rolle spielen (siehe auch <strong>Anhang</strong> zu<br />

empfohlener Kinderliteratur).<br />

2.4 Die Fibel als Grundlage einer<br />

inklusiven Didaktik?<br />

Ein Fibellehrgang ist eine alte und bewährte didaktische<br />

Methode, um auf gesicherten Wegen in überschaubaren<br />

Schritten Kinder einer Klasse lesen zu<br />

lehren und Wege zum Schreiben zu bereiten. Vorteile<br />

des Fibellehrgangs liegen darin, dass jedes Kind über<br />

ein eigenes bedeutsames Buch verfügt, mit dem abgesichert<br />

werden soll, dass alle Buchstaben und Laute<br />

in methodisch bewährter Abfolge angeboten werden<br />

und für eine vollständige Analyse und Synthese der<br />

Sprachwörter beim Erlesen und beim Schreiben<br />

verfügbar sind. Nach dem Prinzip „Isolation der<br />

Schwierigkeiten“ werden zunächst einfache, lautgetreue<br />

Wörter im Lehrgang eingeführt. Zur schnellen<br />

Bildung von sinnvollen Sätzen werden zugleich<br />

vier Ganzwörter eingeführt. Schwierige Buchstabenverbindungen<br />

(st, sp, sch, ng, nk …) kommen erst<br />

später hinzu. Auch die Silbenarbeit findet Berücksichtigung.<br />

Im inklusiven Unterricht erfordert die Arbeit mit<br />

der Fibel die Einsicht, dass jedes Kind in seinem Tempo<br />

und auf seinen Wegen zur Schriftsprache gelangt. Ein<br />

von der Lehrerin gestalteter Leselehrgang, der die<br />

individuellen Zugänge von Kindern zur Schriftsprache<br />

9


10<br />

Kap. 2 Grundlagen der inklusiven Praxis<br />

berücksichtigen will, wird nicht gleichschrittig voranschreiten<br />

können, weil ein solcher Unterricht nur für<br />

einen Teil der Kinder einer Klasse passend wäre. Sonst<br />

werden diejenigen Schülerinnen und Schüler überfordert,<br />

die sich noch auf einer sehr frühen Vorstufe<br />

des Schriftspracherwerbs befinden und andere Kinder<br />

werden unterfordert, die schon selbstständig lesen<br />

können. Viele Lehrkräfte stellen sich darum folgende<br />

Fragen:<br />

• Wie kann ich in einem lehrgangsorientierten<br />

Anfangsunterricht mit der Fibel arbeiten und gleichzeitig<br />

den verschiedenen kindlichen Lernausgangslagen<br />

in meiner Klasse gerecht werden?<br />

• Wie kann ich die individuelle Eigentätigkeit der<br />

Kinder und für sie bedeutsame Inhalte mit meiner<br />

systematischen Anleitung der gesamten Klasse<br />

verbinden?<br />

Die Fibel selbst nutzt unterschiedliche Darbietungsformen<br />

des sprachlichen Materials innerhalb des Lehrgangs.<br />

Sie enthält auf vielen Seiten Differenzierungsangebote.<br />

Spezielle Wiederholungsseiten (S. 16/17, 38/39,<br />

54/55, 68/69, 80/81) bieten sich zum Verweilen an<br />

und festigen erneut den Stoff. Die Seiten können auch<br />

der Lernstandserfassung dienen.<br />

Zudem liefert die Reihe „Meine Fibel“ eine Vielzahl<br />

von Zusatzmaterialien, die individuelle pädagogische<br />

Angebote unterstützen. Hierzu zählen zum Beispiel der<br />

Förderkoffer, indem sich handlungsorientierte didaktische<br />

Spielmaterialien befinden, differenzierte Arbeitshefte,<br />

der handlungsorientiert ausgerichtete Arbeitsblock,<br />

das Lese-Mal-Heft, die CD-ROM, die Ideenbox<br />

für jahrgangsübergreifenden Unterricht sowie das<br />

Heft „Meine kleine Fibel“.<br />

Die Fibel „Meine Fibel“ bietet von der logographemischen<br />

Stufe an Arbeitsmöglichkeiten für alle folgenden<br />

Stufen des Schriftspracherwerbs. Kinder, die sich<br />

noch auf den Vorstufen befinden, profitieren davon,<br />

dass sie die Arbeit der anderen Kinder mit der Fibel<br />

miterleben und selbst im Besitz des gleichen Buches<br />

sind. Es muss jedoch sehr darauf geachtet werden,<br />

dass sie nicht zu Misserfolgserlebnissen gedrängt<br />

werden, indem sie zum Vorlesen aufgerufen werden,<br />

obwohl sie diese Stufe noch gar nicht erreicht haben.<br />

Inklusive Didaktik im Anfangsunterricht, die ernst<br />

nimmt, dass Kinder auf ihrem Weg zum Lesen und<br />

Schreiben bisher sehr unterschiedliche Erfahrungen<br />

gemacht haben, hat Konsequenzen für die pädagogische<br />

Diagnostik. Wenn Lehrerinnen und Lehrer mit<br />

ihren pädagogischen Angeboten die Kinder erreichen<br />

wollen, müssen sie wissen, was die verschiedenen<br />

Kinder in ihrer Klasse schon können und was sie<br />

noch nicht können.


Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />

der pädagogischen Diagnostik<br />

3.1 Weshalb sind Lernstandsanalysen<br />

eine Grundlage der inklusiven Didaktik?<br />

Lernstandsanalysen dienen dazu, auf die erste Leitfrage<br />

einer inklusiven Didaktik eine Antwort geben zu<br />

können, indem sie die vorhandenen Kompetenzen<br />

und Erfahrungen der Kinder ermitteln. Diese Aufgabe<br />

ist nicht einfach, denn sie schließt vielschichtige Aspekte<br />

des kindlichen Lernens ein. Dazu gehören neben<br />

den verschiedenen Lernausgangslagen auch verschiedene<br />

Lerngeschwindigkeiten, verschiedene Lernstile,<br />

verschiedenen Themen und Interessen der Kinder<br />

sowie die Erfahrungen aus ihrer Lebenswelt, mit<br />

denen ein Zugang zu ihrem Lernen hergestellt<br />

werden kann. Die Lernstandsanalyse ist darum keine<br />

einmalige Angelegenheit zu Beginn des ersten Schuljahres,<br />

sondern eine wiederkehrende Lehreraktivität<br />

während des gesamten Schuljahres. Die Frage nach<br />

dem aktuellen Lernstand des Kindes schließt deshalb<br />

zum Beispiel folgende Dimensionen im Bereich Schriftsprache<br />

mit ein:<br />

1. Bisherige Erfahrungen mit Büchern und Schriftkultur<br />

sowie Buchstaben- und Wortkenntnisse eines<br />

jeden Kindes am Anfang (Grund: Die Schülerinnen<br />

und Schüler haben unterschiedliche Voraussetzungen<br />

und Vorerfahrungen.)<br />

2. Lese- und Schreibkompetenzen eines Kindes zu<br />

verschiedenen Zeitpunkten im Schuljahr und<br />

beobachtbare Fortschritte (Grund: Die Schülerinnen<br />

und Schüler kommen verschieden schnell in<br />

Erwerb, Entfaltung und Automatisierung voran.)<br />

3. Gegenwärtig für das Kind wichtige Themen und<br />

Interessen (Grund: Die Schülerinnen und Schüler<br />

haben unterschiedliche Interessen, Vorlieben,<br />

soziale, familiäre und kulturelle Erfahrungen, deren<br />

Berücksichtigung die Motivation, die Aufmerksamkeit<br />

für Texte und die Ausdauer beim Üben<br />

unterstützen können.)<br />

Auf der Basis der Ergebnisse der Lernstandsanalyse<br />

können dann die bereits auf S. 8 genannten Fragen<br />

inklusiver Didaktik beantwortet und ein Unterricht<br />

Kap. 3<br />

geplant werden, der an den individuellen Lernvoraus-<br />

setzungen anschließt und passfähige Angebote für<br />

jedes Kind bereitstellt. Um die anspruchsvolle Aufgabe<br />

der Lernstandsanalysen im ersten Schuljahr zu erleich-<br />

tern, gibt es mehrere Hilfsmittel. So können Beobachtungen<br />

mithilfe von Stufenmodellen ausgewertet<br />

werden. Die Tabellen für die Hand der Lehrkräfte<br />

können ergänzt werden um Lernpässe für die Hand<br />

der Kinder (vgl. <strong>Anhang</strong>), so dass auch die Kinder selbst<br />

wissen, wo sie stehen und welche nächsten Schritte<br />

anstehen. Tabellen und Lernpässe sind auch hilfreich<br />

für informative Gespräche mit den Eltern.<br />

(siehe Punkt 5.2)<br />

3.2 In welchen Stufen lernen Kinder<br />

lesen und schreiben?<br />

Wenn Lehrkräfte die Lernstände ihrer Erstklässler<br />

kennenlernen möchten, können sie auf ein sehr<br />

nützliches Hilfsmittel zurückgreifen: auf Stufenmodelle<br />

des Schriftspracherwerbs. In solchen entwicklungsorientierten<br />

Stufenmodellen wird der Erwerb von<br />

kog nitiven Strategien auf dem Weg zur Schrift beschrieben.<br />

Zugleich werden damit wissenschaftlich<br />

fundierte Formulierungen zur Verfügung gestellt,<br />

die dazu dienen, die verschiedenen kindlichen Kompetenzen<br />

in der Zone der aktuellen Entwicklung<br />

angemessen in Worte zu fassen und daraus zu jeder<br />

Stufe passende pädagogische Angebote abzuleiten.<br />

Allerdings können sie allein noch nicht nächste Lernschritte<br />

erklären. Unter Berücksichtigung der Lebenssituation<br />

des Kindes, seiner individuellen und familiären<br />

Ressourcen sowie seiner Interessen können Lehrer<br />

innen im Hinblick darauf, was das Kind als Nächstes<br />

lernen soll, Ideen und Hypothesen über weitere<br />

För der angebote konzipieren.<br />

Für das Verständnis von Stufenmodellen ist wichtig,<br />

dass sie nur Hilfsmittel sind, um den Weg der Kinder<br />

zur Schrift annähernd zu verstehen. Wir müssen uns<br />

klarmachen, dass Kinder nicht immer so gradlinig Stufe<br />

für Stufe voranschreiten, wie es im Modell veranschau-<br />

11


12<br />

Kap. 3 Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />

der pädagogischen Diagnostik<br />

licht wird. Lernen findet oft auch durch Umwege,<br />

Rückschritte, Sackgassen, in Spiralen und manchmal<br />

auf Überholspuren statt. Es ist also selbstverständlich,<br />

dass das, was Sie in der Realität des Klassenraums<br />

erleben, stark vom gewählten Stufenmodell abweichen<br />

kann. Dennoch können diese Modelle überaus hilfreiche<br />

Orientierung für individuelle Lernwege<br />

von Kindern geben.<br />

In den wissenschaftlichen Forschungen zur Didaktik<br />

des Erstunterrichts Deutsch wurden zwar mehrere<br />

Stufenmodelle des Schriftspracherwerbs entwickelt, sie<br />

weisen aber in wesentlichen Merkmalen Gemeinsamkeiten<br />

auf (vgl. z.B. Helbig u. a. 2005; Scheerer-Neumann<br />

u.a. 2009; Dehn 2007).<br />

In den folgenden Abschnitten präsentieren wir ein<br />

vereinfachtes, klares, im Schulalltag praktikables Modell<br />

aus sechs Stufen, das auf den Untersuchungen zahlreicher<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

beruht und auf diejenigen Stufen fokussiert, die im<br />

inklusiven Anfangsunterricht wichtig sind. Deswegen<br />

sind die Stufen populärer Modelle hier ergänzt um<br />

ausdifferenzierte Vorstufen, um für alle Kinder in inklu -<br />

siven Klassen Kompetenzen beschreiben zu können.<br />

Diese Stufen des Schriftspracherwerbs sind nicht<br />

an bestimmte Altersstufen, sondern an erworbene<br />

Einsichten in die Struktur der Schriftsprache gebunden.<br />

Sie beschreiben Strategien des Umgehens mit Schrift.<br />

Damit sind sie unabhängig vom Alter für jeden Leseund<br />

Schreiblernprozess aussagefähig. Teilweise überschneiden<br />

sich die Stufen. So kann es vorkommen, dass<br />

ein Kind noch nicht vollständig alphabetisiert ist, also<br />

noch nicht alle Buchstaben entsprechenden Lauten<br />

zuordnen kann, und gleichzeitig schon häufig gelesene<br />

oder persönlich wichtige Wörter flüssig lesen kann.<br />

Andererseits können auch geübte Leser bei wenig<br />

geläufigen Wörtern auf das buchstabenweise Erlesen<br />

zurückgreifen. Deshalb wird von dominierenden<br />

Strategien gesprochen, die das Kind nutzt, zugleich<br />

greift es immer wieder auch auf frühere Strategien<br />

zurück oder nutzt bereits erworbene Elemente<br />

nachfolgender Strategien. Dabei ist zu beachten, dass<br />

die Entwicklung von Lesen und Schreiben nicht<br />

gleichzeitig erfolgen muss; es kommt vor, dass Kinder<br />

beim Lesen weiter fortgeschrittene Strategiestufen<br />

nutzen als beim Schreiben und umgekehrt.<br />

1 Basale Strategien<br />

Auf dieser frühen Entwicklungsstufe, die gleich nach<br />

der Geburt einsetzt, werden visuelle, akustische und<br />

haptische Erfahrungen mit Situationen, Personen,<br />

Sachen und Sprache gemacht. Kinder erleben, dass<br />

alle diese Dinge Bedeutungen für ihr Leben haben<br />

und können diese zunehmend erschließen. So können<br />

Kinder Blickkontakt zu Bedeutungsträgern (Baby-Bilderbuch,<br />

Gesten) richten und Situationen deuten<br />

sowie erste Spuren, zum Beispiel im Sand, selbst<br />

erzeugen, auch wenn diese noch nicht mit konkreten<br />

Bedeutungen belegt sein müssen.<br />

2 Präliterale Strategien<br />

Kinder auf dieser Stufe haben erste Einsichten in die<br />

kommunikative Funktion von Zeichen und Schrift<br />

entwickelt. Sie wissen, dass Symbole und Zeichen,<br />

z. B. eine Eistüte, Logos und Markennamen konstante<br />

und wiederabrufbare Bedeutungen tragen, die mithilfe<br />

von Sprache wiedergegeben werden können. Sie<br />

können sich Bilderbücher anschauen, zwischen Bildern<br />

und Text unterscheiden und Abbildungen deuten und<br />

kommentieren. Kinder erkennen Zeichen, Symbole und<br />

Schrift in ihrer alltäglichen Umgebung und haben erste<br />

Vorstellungen zu Buchstaben, Wörtern und Texten<br />

ent wickelt. In spielerischen Situationen werden Lesen<br />

und Schreiben als bedeutungsvolle Tätigkeiten imitiert,<br />

z. B. in Kritzelbriefen, „Arztrezepten“ oder „Speisekarten“.<br />

Beim sogenannten „Als-ob-Lesen“ sitzen Kinder<br />

in Lesehaltung mit dem Buch, das durchaus auch<br />

ver kehrt herum gehalten werden kann, und sprechen<br />

im verfremdeten Erzählstil. Sie „lesen“ manchmal auch<br />

erstaunlich lange Passagen korrekt auswendig gelernt<br />

vor.


Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />

der pädagogischen Diagnostik<br />

3 Logografemische Strategie<br />

Kinder auf dieser Stufe erkennen Buchstaben und<br />

Wörter bereits ganzheitlich wieder, insbesondere an<br />

markanten Buchstaben- oder Wortformen, z.B. Zoo<br />

oder Taxi. Die Buchstaben und Wörter werden weitgehend<br />

als visuelle Bilder „geschrieben“ und „gelesen“,<br />

ohne dass der Lautwert der verwendeten Buchstaben<br />

schon im Einzelnen bewusst ist. Die phonlogische<br />

Bewusstheit im weiten Sinne entfaltet sich. Kinder<br />

beschäftigen sich nun unabhängig vom konkreten Inhalt<br />

mit der Struktur der Sprache; so gelingen das Reimen<br />

und Silbenklatschen zunehmend besser. Eine Vielzahl<br />

von Kindern kann den eigenen Namen weitgehend<br />

richtig „aufschreiben“ und erkennen. Viele Kinder<br />

können auch den Namen von Geschwistern und<br />

Freunden sowie für sie wichtige Wörter wie z.B. Mama,<br />

Papa und Oma aus dem Gedächtnis „schreiben“, ohne<br />

dass ihnen das alpha betische Prinzip der Schriftsprache<br />

schon zugänglich<br />

ist. Es kann also gut vorkommen, dass Buchstaben<br />

des Namens in variabler Reihenfolge, auch in spiegelschriftlicher<br />

Form und mit Wiederholungen aneinandergereiht<br />

werden.<br />

4 Beginnende alphabetische Strategie<br />

Kinder, die beginnen, die alphabetische Strategie<br />

zu nutzen, haben den Zusammenhang von Gesprochenem<br />

und Geschriebenen erkannt und ver -<br />

fügen damit bereits über entwickelte Vorstellungen<br />

zur kommunikativen Funktion und zum Aufbau von<br />

Schrift, z. B. die Links-Rechts-Orientierung.<br />

Dabei ist zu beachten, dass manche Kinder mit Schrifterfahrungen<br />

aus dem arabischen Sprachraum auch<br />

eine Rechts-Links - Orientierung ausbilden. Beobachtet<br />

werden kann weiter, dass Kinder mit Linkshändigkeit<br />

aus der Beo bachtung von rechtshändig Schreibenden<br />

eine Rechts-Links-Orientierung aufbauen können.<br />

Diese Entwicklungen sind zunächst als kognitive<br />

Strukturent deckungen eines aktiv lernenden Kindes<br />

zu bewerten und zu achten. Zugleich müssen aber<br />

Kap. 3<br />

diese Kinder die geltenden Konventionen kennen<br />

lernen und sich die in unserem Sprachraum gültige<br />

Links-Rechts- Orientierung aneignen.<br />

Die phonologische Bewusstheit im engen<br />

Sinne bildet sich auf dieser Stufe heraus, d.h. Kinder<br />

können aus gesprochenen Wörtern zunehmend<br />

sicherer Laute heraushören bzw. ganze Wörter in<br />

einzelne Laute aufgliedern, was als eine wichtige<br />

Voraussetzung für den Schriftspracherwerb gilt.<br />

Beim Lesen erfolgt ein buchstabenweises Erlesen<br />

lautgetreuer Wörter, d. h. Kinder analysieren beim<br />

Lesen die Wörter Buchstabe für Buchstabe, übersetzen<br />

sie in Laute und fügen sie anschließend zu<br />

Wörtern zusammen. Zuweilen wird auch versucht,<br />

Wörter aufgrund präg nanter Merkmale und Sinnzusammenhänge<br />

ganzheitlich zu entschlüsseln.<br />

Beim Schreiben nutzen Kinder ihnen bekannte Buchstaben<br />

und zerlegen Gesprochenes kleinschrittig in<br />

seine lautlichen Bestandteile, denen dann ein Buchstabe<br />

zugeordnet wird. Oftmals schreiben Kinder zunächst<br />

noch skeletthaft nur einzelne Buchstaben<br />

(Konsonanten und/oder Vokale) für ganze Wörter<br />

(F für Frosch, HS für Hase). Auch Spiegelschreibungen<br />

kommen vor. Auch hier gilt, dass die „Fehler“ beim<br />

Schreiben gleichsam ganz positiv als Entdeckungen des<br />

Kindes auf dem Wege zur alphabetischen Struktur<br />

unserer Schriftsprache interpretierbar sind.<br />

5 Entfaltete alphabetische Strategie<br />

Kinder mit entfalteter alphabetischer Strategie können<br />

die Analyse und Synthese beim Lesen vollständig<br />

anwenden und zunehmend längere Wörter in bekanntem<br />

Kontext erlesen, da immer mehr Wörter sicher im<br />

Gedächtnis verankert sind und schneller erkannt<br />

werden können. Bei komplizierteren Wörtern erfolgt<br />

zum Teil noch ein Dehnlesen mit etwas verzögerter<br />

Sinnentnahme. Beim Schreiben können Kinder alle<br />

gehörten Laute weitgehend vollständig verschriften,<br />

dabei beziehen sie sich auf ihre eigene phonetische<br />

Artikulation, z.B. Buta für Butter. In einer Art Recht-<br />

13


14<br />

Kap. 3 Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />

der pädagogischen Diagnostik<br />

schreibsprache werden manchmal schreibbegleitend<br />

alle Laute des Wortes überdeutlich betont und dann<br />

auch so geschrieben, z.B. Khint für Kind. In einigen<br />

Fällen erfolgen Übergeneralisierungen von ersten<br />

rechtschreiblichen Regeln, bei denen Regeln auch auf<br />

Wörter übertragen werden, bei denen sie nicht<br />

zutreffen (z.B. Himmbeere).<br />

6 Beginnende lexikalische/orthografische Strategie<br />

Kinder mit beginnender lexikalischer Strategie können<br />

komplexe Buchstaben-Laut-Beziehungen zunehmend<br />

sicherer erfassen. Sie können nun flüssiger lesen, weil<br />

ganze Buchstabengruppen und Silben in den Blick<br />

genommen und automatisiert gelesen werden. Betonung<br />

und Aussprache werden entfaltet. Kinder nutzen<br />

den Kontext für die Korrektur von eigenen Lesefehlern.<br />

Lesefehler können zum Beispiel aus semantisch<br />

und syntaktisch passenden Wortergänzungen bestehen.<br />

In der weiteren Entwicklung erfolgt dann eine Automatisierung<br />

der vorhandenen Strategien und deren<br />

flexible Verwendung, wobei die Textebene für das<br />

Verstehen des Gelesenen immer wichtiger wird.<br />

Im Hinblick auf das Schreiben berücksichtigen Kinder<br />

auf der Stufe der entfalteten orthografischen Strategie<br />

orthografische Strukturen und orthografisches<br />

Wissen über Wörter und verinnerlichen dabei Schriftmuster.<br />

Es entsteht bei den Kindern eine rechtschreibliche<br />

Sensibilität. Sie entwickeln Strategien zur<br />

Fehlervermeidung und Fehlerkorrektur. In der weiteren<br />

Entwicklung werden eine orthografisch korrekte<br />

Gestaltung von Texten und die Wahl sprachlicher<br />

Mittel für die Kinder bedeutsam. Dieser Text thematisiert<br />

diese Stufe nicht ausführlich, weil er sich auf das<br />

erste Schuljahr bezieht, in dem Kinder auf einer solch<br />

fortgeschrittenen Stufe selten zu finden sind.<br />

3.3 Wie kann man im Alltag feststellen<br />

auf welcher Stufe des Schriftspracherwerbs<br />

sich ein Kind befindet?<br />

Lehrerinnen und Lehrer sehen und hören jeden<br />

Tag immer wieder, was die Kinder ihrer Klasse<br />

sagen, tun und produzieren. Zugleich geschieht im<br />

Klassenraum so viel gleichzeitig, dass es unmöglich<br />

ist, stets alle Kinderaktivitäten wahrzunehmen, die für<br />

die Analyse von Lernständen bedeutsam sind.<br />

Für die Lernstandsanalysen ist darum die Kombination<br />

von zwei Zugängen zum kindlichen Lernen hilfreich:<br />

• Die Analyse kindlicher Leistungen im<br />

alltäglichen Unterrichtsgeschehen<br />

• Die Analyse kindlicher Leistungen anhand von<br />

systematischen Instrumenten der pädagogischen<br />

Diagnostik<br />

Wenn Sie in den ersten Schultagen sehen, wie<br />

Kinder malen und kritzeln, wie sie das Schreiben ihres<br />

Namens spontan bewältigen, wie sie erste Buchstaben<br />

benennen und wie sie darüber hinaus auch sprechen<br />

und singen, gewinnen Sie zahlreiche Eindrücke über die<br />

individuellen Entwicklungsstände kindlicher Kompetenzen<br />

in Ihrer Klasse. In Ergänzung zu den Erkenntnissen,<br />

die aus den mündlichen und schriftlichen Äußerungen<br />

der Kinder Tag für Tag im Unterricht ersichtlich<br />

werden, können auch bestimmte Instrumente der<br />

pädagogischen Diagnostik eingesetzt werden. Einige<br />

dieser Instrumente werden im Folgenden beschrieben.<br />

Einen ersten schnellen Eindruck über die vorhandenen<br />

Lesefähigkeiten können Sie mit dem Bild-Lese-<br />

Blatt zur Analyse des Standes der Leseentwicklung<br />

gewinnen.<br />

Die meisten Kinder möchten zeigen, „was sie<br />

schon alles können“. Sie sind stolz auf ihre bereits<br />

erworbenen Lese- und Schreibfähigkeiten. Manche<br />

Kinder werden jedoch auch Ermutigung benötigen. Das<br />

„Lese-Bild-Blatt“ ist so konzipiert, dass jedes Kind der<br />

heterogenen Lerngruppe seine Kompetenzen zeigen<br />

kann.


Bild-Lese-Blatt<br />

Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />

der pädagogischen Diagnostik<br />

Mo<br />

Mimi<br />

Sofia<br />

Max<br />

Mimi und Mo malen.<br />

Tim und Mia schreiben<br />

Namen mit Kreide.<br />

Mama Papa<br />

Oma Opa<br />

A M I O N L U P R S T E<br />

Kap. 3<br />

15


16<br />

Kap. 3 Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />

der pädagogischen Diagnostik<br />

Vorgehensweise:<br />

Die Lehrerin legt dem Kind das „Lese-Bild“ zu Beginn<br />

ihrer Leseanalysen vor. Dies kann innerhalb der ersten<br />

Schulwochen, aber auch schon früher, z. B. im Rahmen<br />

des Schnuppertages oder in der ersten kleinen Stunde<br />

nach der Einschulungsfeier und auch später nach dem<br />

Einsetzen des Schriftsprachlehrgangs geschehen. Die<br />

Lehrerin fordert das Kind auf, zu erzählen, was auf dem<br />

Bild zu sehen ist und alles vorzulesen, was vom Kind<br />

schon gelesen werden kann (alle Zeichen, Logos,<br />

Buchstaben und Wörter). Gegebenenfalls fragt die<br />

Lehrerin gezielt nach einzelnen Zeichen, Logos, Buchstaben<br />

und Wörtern. Anhand der Ergebnisse kann ein<br />

erster Rückschluss darauf erfolgen, welche Stufe des<br />

Lesens vom Kind bereits erworben wurde.<br />

Einige Kinder, die bislang noch kaum Interesse und<br />

Verständnis für den Aufbau der Schriftsprache entwickeln<br />

konnten, werden zum „Lese-Bild“ erzählen und<br />

evtl. Bildzeichen und Logos erkennen. Sie befinden sich<br />

vermutlich auf einer Vorstufe des Schriftspracherwerbs.<br />

Wenn die Kinder bereits auf den Aufbau und die<br />

Funktion von Schriftsprache aufmerksam geworden<br />

sind, haben sie die logografemische Stufe des Schriftspracherwerbs<br />

erreicht. Diese Kinder können Buchstaben<br />

aus der Buchstabenreihe am unteren Blattrand<br />

benennen oder einige der im Bild enthaltenen Namen<br />

und Wörter, wie Zoo und Taxi, „lesen“, ohne die<br />

Laut-Buchstaben-Verbindung im einzelnen zu beherrschen.<br />

Andere Kinder sind bereits in der Lage, mithilfe der<br />

alphabetischen Strategie zu lesen und können sich<br />

einige Wörter oder den ersten Satz auf der Tafel<br />

erlesen. In einigen Fällen haben Kinder noch weiter<br />

reichende Lesekompetenzen und können bereits den<br />

ganzen Text auf der Tafel lesen.<br />

Vertiefend können dann feinere Analysen folgen mit<br />

Verfahren zur phonologischen Bewusstheit, mit individuellen<br />

Lernstandsanalysen, wie sie z.B. mit ILEA 1 im<br />

Internet vorliegen, und Verfahren zur Feststellung der<br />

Lesefähigkeit wie zum Beispiel den „Beobachtungsbö-<br />

gen zur Analyse und Diagnose der Lernentwicklung in<br />

den Klassen 1/2“ aus den Kopiervorlagen zu „Meine<br />

Fibel”. Wenn Kinder bereits beim Schulstart alphabetische<br />

Strategien zeigen, kann davon ausgegangen<br />

werden, dass Lernvoraussetzungen im Bereich der<br />

phonologischen Bewusstheit ausgeprägt vorhanden<br />

sind. Eine systematische Analyse dieses Bereichs ist<br />

eher bei Kindern notwendig, deren Leistungen im<br />

Bereich der Vorstufen vermutet werden und für die<br />

eventuell gezielte Übungen im Bereich der phonologischen<br />

Bewusstheit entwicklungsfördernd eingesetzt<br />

werden müssen.<br />

Ergänzend kann mit den Kindern das „leere Blatt“<br />

zum Feststellen des Standes der Schreibentwicklung<br />

eingesetzt werden, auf dem Kinder alles aufschreiben,<br />

was sie schon schreiben können oder etwas malen.<br />

Dieses kann auch in Partnerarbeit erfolgen und ebenso<br />

nach dem oben beschriebenen Stufenmodell ausgewertet<br />

werden.<br />

Mo<br />

Mimi<br />

Sofia<br />

Max<br />

Mimi und Mo malen.<br />

Tim und Mia schreiben<br />

Namen mit Kreide.<br />

Mama Papa<br />

Oma Opa<br />

A M I O N L U P R S T E


Die Stufen des Schriftspracherwerbs – ein Instrument<br />

der pädagogischen Diagnostik<br />

3.4 Wie arbeitet man mit dem<br />

Stufenmodell?<br />

Das oben erläuterte sechsphasige Stufenmodell zum<br />

Schriftspracherwerb kann tabellarisch ver anschaulicht<br />

werden. Tabellen können dazu dienen, für jedes Kind<br />

festzuhalten, auf welcher Stufe es sich zu Anfang<br />

des Schuljahres befindet und wann es im Laufe des<br />

Schuljahres die folgenden Stufen erreicht. Die Tabellen<br />

zum Ausfüllen gibt es im An hang in drei Formen.<br />

1. Als Grobanalyse für die Klassenübersicht<br />

(Tabelle 1)<br />

2. Als Feinanalyse zu einzelnen Kindern<br />

(Tabelle 2)<br />

3. Als Lernpass für die Hand der Kinder<br />

(Tabelle 3)<br />

Die tabellarische Dokumentation kann um zwei<br />

weitere Medien der pädagogischen Diagnostik<br />

ergänzt werden:<br />

• Leseproben von Kindern auf Tonband oder MP3-<br />

Player<br />

• Sammelmappen mit Kinderarbeiten, die jederzeit<br />

direkten Einblick in die Schreibprodukte der Kinder<br />

erlauben<br />

• Notizen in einem Lehrertagebuch, in dem Sie in<br />

eigenen Worten wichtige Beobachtungen und<br />

Erfahrungen mit den Kindern festhalten können.<br />

Tabelle 1<br />

Klassenübersicht zur Lernstandsanalyse im Bereich Schriftspracherwerb, Klasse:<br />

Diese Tabelle ermöglicht eine grobe Übersicht zu heterogenen Leistungsständen einer Klasse.<br />

Anleitung: In die erste Spalte die Namen eintragen. In die folgenden Spalten das Datum eintragen, an dem Sie beobachten,<br />

dass das Kind diese Stufe erreicht.<br />

Namen 1 2 3 4 5 6<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

8.<br />

9.<br />

10.<br />

11.<br />

12.<br />

13.<br />

14.<br />

15.<br />

16.<br />

17.<br />

18.<br />

19.<br />

20.<br />

21.<br />

22.<br />

23.<br />

24.<br />

25.<br />

26.<br />

27.<br />

28.<br />

basale Stufe präliterale<br />

Stufe<br />

logografemische<br />

Stufe<br />

beginnende<br />

alph. Stufe<br />

entfaltete<br />

alph. Stufe<br />

orthograph.<br />

Stufe<br />

Stufen und Ergebnisse<br />

Name ___________________________________________<br />

Basale Strategien<br />

richtet Blickkontakt auf<br />

Personen/Gegenstände<br />

Datum:<br />

verwendet Gesten und Mimik<br />

Datum:<br />

Präliterale Strategien<br />

deutet Zeichen, Symbole in<br />

der Umgebung<br />

Datum:<br />

schaut sich Bilderbuch an<br />

Datum:<br />

erzeugt bedeutungstragende<br />

Spuren<br />

Datum:<br />

Logografemische Strategie<br />

hält Buch richtig und blättert<br />

Seite für Seite<br />

Datum:<br />

benennt einzelne Buchstabennamen<br />

Datum:<br />

schreibt einzelne Buchstaben<br />

aus dem Kopf<br />

Datum:<br />

„liest“ Situationen, Gesten,<br />

Mimik<br />

Datum:<br />

erzeugt Spuren<br />

Datum:<br />

hört Geschichten zu<br />

Datum:<br />

tut als ob es liest<br />

Datum:<br />

tut als ob es schreibt<br />

Datum:<br />

liest seinen Namen als<br />

Ganzwort<br />

Datum:<br />

hantiert unspezifisch<br />

mit Büchern<br />

Datum:<br />

deutet Bilder im Buch<br />

Datum:<br />

spricht in Erzählsprache<br />

Datum:<br />

rzeugt buchstabenähnliche<br />

Zeichen/Symbole<br />

Datum:<br />

„liest“ Ganzworte mit markanten<br />

Buchstaben<br />

Datum:<br />

klatscht/malt Silbenbögen<br />

Datum:<br />

schreibt seinen Namen als<br />

Ganzwort<br />

Datum:<br />

bildet Reime<br />

Datum:<br />

schreibt einzelne Wörter<br />

aus dem Kopf<br />

Datum:<br />

Beginnende alphabetische Strategie<br />

ordnet Buchstaben Laute zu erliest lautgetreue Wörter<br />

buchstabenweise<br />

Datum:<br />

Datum:<br />

ordnet Lauten Buchstaben zu schreibt Wörter mit verfügbaren<br />

Buchstaben<br />

Datum:<br />

Entfaltete alphabetische Strategie<br />

Datum::<br />

erliest längere Wörter erliest komplexe Wörter<br />

gedehnt<br />

Datum:<br />

Datum:<br />

schreibt alle gehörten Laute schreibt komplexe Worte<br />

in lauttreuen Worten<br />

weitgehend vollständig<br />

Datum:<br />

Datum:<br />

verfügt über Lernwörter/ erste Einsichten Morphemkonstanz Datum:<br />

erliest komplexere Wörter erkennt häufige Wörter/<br />

Wortteile sicher, flüssig<br />

betont beim Lesen<br />

Datum:<br />

Datum:<br />

Datum:<br />

nutzt Einsichten in orthografi- nutzt Strategien zur Fehler<br />

sche Strukturen<br />

vermeidung<br />

Datum:<br />

Datum:<br />

hört (Anfangs-) Laute aus<br />

Wörtern heraus<br />

Datum:<br />

zerlegt Wörter in einzelne<br />

Laute<br />

Datum:<br />

verfügt über automatisierte<br />

Wörter<br />

Datum:<br />

verfügt über Lernwörter/erste<br />

Einsichten Mor-phemkonstanz<br />

Datum:<br />

Kap. 3<br />

Sobald Sie Einsicht in die Fähigkeiten der Kinder<br />

Ihrer Klasse gewonnen haben, können Sie das<br />

entsprechende Datum in den Tabellen festhalten.<br />

Eine sorgfältige Dokumentation der Leistungsstände<br />

bringt vielfältige Erleichterungen mit sich, da sie hilft,<br />

didak tisch gut begründete Entscheidungen zu treffen<br />

und fundierte Elterngespräche zu führen.<br />

Für die Arbeit mit dem tabellarischen Überblick<br />

gilt die weiter oben bereits vorgestellte Regel:<br />

Jede Leistung, die ein Kind auf seiner Stufe erbringt,<br />

muss anerkannt und gewürdigt werden. Eine Leistung<br />

darf nicht als schlecht bezeichnet werden, auch dann<br />

nicht, wenn sie nicht den üblichen Erwartungen an<br />

Schulanfänger entspricht. Stets gilt, dass die erbrachte<br />

Leistung benannt wird. Für eine solche „kriteriale“,<br />

das heißt sachbezogene Rückmeldung, können die<br />

Formulierungen des Stufenmodells Anregungen geben.<br />

Dazu ein zentrales Beispiel: Auf der alphabetischen<br />

Stufe muss das Schreiben nach Gehör ausreichend<br />

anerkannt werden, auch wenn es noch nicht den<br />

orthographischen Regeln genügt. Wenn Kinder<br />

beginnen „zu lautgetreu“ zu schreiben (z.B. „Khint“<br />

für Kind), dürfen ihre Wörter und Sätze nicht<br />

als falsch bezeichnet und auch nicht mit dem Rotstift<br />

angestrichen werden. Erst nach und nach<br />

gewinnen orthographische Strategien und Regeln<br />

immer mehr an Bedeutung.<br />

Bemerkungen<br />

Ich kann Bedeutungen von Situationen, Gesten etc. deuten:<br />

Ich kann Spuren erzeugen und wahrnehmen:<br />

Ich kann Bilderbücher anschauen:<br />

Ich kann Bilderbücher kommentieren:<br />

Ich kann in Bilderbüchern Bilder und Text unterscheiden:<br />

Ich kann Laute in Wörtern hören:<br />

Den ersten Laut<br />

Einzelne Laute<br />

im Wort<br />

Den letzten Laut<br />

Tabelle 1 von Seite 37 Tabelle 2 von Seite 38 Tabelle 3 von Seite 39<br />

17


18<br />

Kap. 4 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />

Inklusive Didaktik lebt von den auf Lernstandsanalysen<br />

beruhenden passenden Materialangeboten.<br />

Auf jeder Stufe des Schriftspracherwerbs lassen sich<br />

didaktische Materialien und Aktivitäten einsetzen,<br />

die jeweils an der vorhandenen Lernausgangslage<br />

anknüpfen und dazu dienen, dass die Kinder im individuell<br />

möglichen Tempo die nächste Stufe erreichen.<br />

Teils wählen die Kinder selbst das passende Lernmaterial,<br />

teils wird es von der Lehrperson für ein<br />

Kind ausgewählt.<br />

In diesem Kapitel werden vielfältige Anregungen<br />

gegeben. Sie enthalten nur eine exemplarische<br />

Auswahl der immensen Möglichkeiten des Deutschunterrichts<br />

im ersten Schuljahr. Unsere Anregungen<br />

zeigen, wie ein auf dem Stufenmodell des Schrifts<br />

pracherwerbs aufbauender binnendifferenzierender<br />

Unterricht anhand von „Meine Fibel“ und der vielfältigen<br />

Ergänzungsmaterialien aufgebaut werden kann.<br />

Die Fibel „Meine Fibel“ orientiert sich an der<br />

analytisch-synthetischen Leselernmethode und bietet<br />

eine systematische sukzessive Buchstabeneinführung.<br />

Die vier Ganzwörter ist, sind, und, ruft werden eingeführt,<br />

um das Lesen sinnvoller Sätze frühzeitig zu<br />

ermöglichen. Ergänzend kommen ein Leseanhang und<br />

ein Jahreszeitenanhang sowie eine Anlauttabelle hinzu.<br />

Die Fibel „Meine Fibel“ bietet damit von der logographemischen<br />

Stufe an Arbeitsmöglichkeiten für alle<br />

folgenden Stufen des Schriftspracherwerbs. Kinder,<br />

die sich noch auf den Vorstufen befinden, profitieren<br />

davon, dass sie die Arbeit der anderen Kinder mit<br />

der Fibel miterleben und selbst im Besitz des gleichen<br />

Buches sind, das sie an die Welt der Buchstaben heran -<br />

führt. Es muss jedoch sehr darauf geachtet werden,<br />

dass die Kinder nicht zu Misserfolgserlebnissen gedrängt<br />

werden, etwa indem sie zum Vorlesen aufgerufen<br />

werden, obwohl sie diese Stufe noch gar nicht<br />

erreicht haben. Diese Kinder müssen für ihre Aktivitäten<br />

auf den Vorstufen, zum Beispiel Kritzelbriefe<br />

schreiben, gelobt und anerkannt werden, damit sie<br />

Freude am Umgang mit Schrift entwickeln. Schulkinder,<br />

die schon alphabetisiert sind, profitieren davon, dass<br />

sie im Leseteil von „Meine Fibel“ stöbern können.<br />

Die Fibel „Meine Fibel“ enthält auch Angebote<br />

für differenzierendes Arbeiten, so dass bewährte<br />

analytisch-synthetische und offene Vorgehensweisen<br />

methodenintegrativ kombiniert werden, um so entwicklungsorientiert<br />

Angebote für alle Kinder bereitstellen<br />

zu können.<br />

Die „Ideenbox Meine Fibel für jahrgangsübergreifendes<br />

Lernen in Klasse1/2“ bietet grundsätzliche<br />

Anregungen und praktische Unterrichtsbeispiele für<br />

Lernen in heterogenen Gruppen in Karteikartenform.<br />

Diese Vorschläge sind für jede heterogene Lerngruppe<br />

im Anfangsunterricht geeignet. Sie sind auch leicht<br />

erweiterbar für die inklusive Arbeit mit Kindern auf<br />

basaler und präliteraler Stufe.<br />

Das „Arbeitsheft Meine Fibel – Differenzieren und<br />

Fördern“ bietet zahlreiche Übungsanregungen zu den<br />

einzelnen Fibelseiten. Auf jeder Seite des Arbeitsheftes<br />

werden drei verschiedene Übungsvorschläge unterbreitet.<br />

Die Übungen setzen ein mit Vorschlägen für<br />

Kinder auf der logographemischen Stufe, enthalten<br />

Vorschläge für beginnend alphabetische Kinder sowie<br />

Übungen für Kinder, die bereits entfaltet alphabetisch<br />

lesen und schreiben können. Auf den hinteren Seiten<br />

steht die beginnende orthographische Strategie im<br />

Mittelpunkt.<br />

Das Heft „Meine kleine Fibel – Vorübungen zum<br />

Schreiben- und Lesenlernen“ bietet insbesondere ver -<br />

tiefte Übungen zur phonologischen Bewusstheit, zur<br />

Be griffsbildung, zur feinmotorischen Übung und optischen<br />

Differenzierung. Es ist insbesondere für Kinder<br />

auf der präliteralen und logografemischen Stufe<br />

geeignet. Weitere Arbeitsmaterialien wie der „Arbeitsblock<br />

Meine Fibel“ sowie die „Kopiervorlagen Meine<br />

Fibel“ bieten Übungen zu Lauten und Buchstaben<br />

sowie ersten Wörtern und Sätzen, Übungen zur Arbeit<br />

mit der Anlauttabelle sowie Impulse zum freien<br />

Schreiben für Kinder auf dem Weg von der logografemischen<br />

zur entfalteten alphabetischen Stufe.


Mimi<br />

ruft<br />

Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />

In der folgenden Tabelle werden für jede der unter<br />

3.2 erläuterten sechs Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

angemessene pädagogische Angebote beschrieben.<br />

Viele dieser pädagogischen Angebote wachsen mit,<br />

wenn man die Anforderungen den Strategiestufen<br />

anpasst, so kann zum Beispiel das „Ich-Buch“ jeder<br />

Stufe entsprechend eingesetzt und Schritt für Schritt<br />

erweitert werden.<br />

Die hier vorgestellten offenen Angebote beinhalten<br />

die Chance, die Themen der Kinder und die vielfältigen<br />

Aktuelle<br />

Stufe<br />

Basale Strategie<br />

Präliterale Strategie<br />

Prozessbegleitende<br />

Analyse<br />

Kap. 4<br />

Heterogenitätsdimensionen wie Geschlecht, kulturelle<br />

und familiäre Herkunft zu berücksichtigen.<br />

Dabei kann jedes einzelne Kind seine vielfältigen<br />

Interessen zum Ausdruck bringen und persönlich<br />

bedeutsame Zugänge zur Schrift entwickeln. Auch<br />

können viele der hier präsentierten pädagogischen<br />

Angebote in unterschiedlichen Sozialformen bearbeitet<br />

werden, dazu gehören Einzelarbeit, Partnerarbeit<br />

und Gruppenarbeit sowie die Arbeit im Plenum<br />

der ganzen Klasse.<br />

Zentrale Ziele auf dem Weg zum Schriftspracherwerb<br />

Geeignete Fibel-Materialien<br />

(VWV) zur Förderung<br />

pädagogische Angebote zur individuellen<br />

Förderung ergänzend zur Fibel<br />

Ziel der Arbeit mit Kindern, die sich auf der basalen Stufe befinden, ist, dass sie Einsicht gewinnen in die elementare<br />

Bedeutung von Zeichen in der Kommunikation. Wichtig ist, dass Lehrkräfte sich klar machen, dass in der<br />

inklusiven Schule immer wieder Kinder eingeschult werden, die solche elementaren Erfahrungen mit Sprache<br />

noch nicht ausreichend erwerben konnten.<br />

Beobachtungen in<br />

Spiel-, Vorlese- und<br />

Gesprächssituationen<br />

Handpuppe Mimi<br />

Förderkoffer: Bildkarten<br />

Fibelfiguren<br />

Reime Meine Fibel: 118/119<br />

Ideenbox: Geräusche hören<br />

(35), Schriftspaziergang (9)<br />

Blickkontakt herstellen und halten; Gestik und Mimik (zum<br />

Beispiel lachen, weinen) zur Kommunikation nutzen; alltägliche<br />

Handlungen mit Sprache begleiten; zur Aufmerksamkeit<br />

auf Gegenstände, Bilder und Sprache anregen;<br />

rhythmische Bewegungen zur Musik machen lassen;<br />

Hörgeschichten hören; Herstellen von Kindervisitenkarten<br />

mit Fotos und Symbolen, z. B. Arbeitsblock letzte Seite;<br />

Bilderbücher betrachten; Reim- und Fingerspiele spielen;<br />

Spuren mit verschiedenen Materialien erzeugen lassen, z.<br />

B. im Sand, im Wasser …<br />

Ziel der Arbeit mit Kindern, die sich auf der präliteralen Stufe befinden, ist, dass sie herangeführt werden an<br />

Funktionen und Merkmale von Schriftsprache. Sie verstehen zunehmend, dass Schrift in Büchern, Zeitungen,<br />

Computern, Briefen usw. verwendet wird und Informationen übermittelt. Die Kinder Interesse dafür entwickeln,<br />

sich zunächst spielerisch mit Schriftsprache auseinanderzusetzen, eine persönliche Beziehung zu Schrift aufzubauen,<br />

um danach an den Fibellehrgang herangeführt zu werden.<br />

Beobachtungen in<br />

Spiel-, Vorlese- und<br />

Gesprächssituationen<br />

Bild-Lese-Blatt<br />

„Leeres Blatt“<br />

Meine kleine Fibel<br />

Förderkoffer Meine Fibel,<br />

Bildkarten, Reimwörter-<br />

Tangram (Bild-Bild)<br />

CD-ROM, Vorübungen zu<br />

Meine Fibel<br />

Platzieren vielfältiger Schriftangebote in der Klasse, z. B.<br />

Namenskarten als Aufsteller, Geburtstagsliste, Ämter- und<br />

Stundenplan, beschriftete Garderoben und Regale, als<br />

Leporello die Namen der Kinder und Namensschilder in<br />

der Klasse zuordnen ...; Bilder in der Umwelt suchen und<br />

„lesen“; z. B. Körpersprache, Piktogramme, Symbole,<br />

Logos ...;<br />

19


20<br />

Kap. 4 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />

Präliterale Strategie<br />

Logografemische Strategie<br />

MÜSC Arbeitsblock: 3 (Ganzwortnamen),<br />

37 (Würfelspiel), 39<br />

(Rätsel), 49/50 (Zungenbrecher),<br />

65 Namenskarten<br />

Ideenbox: Ich-Buch (2),<br />

Schriftspaziergang (9),<br />

Geräusche hören (35), Zeilenreime<br />

(38), „Wenn das<br />

M …“ (39), Zungenbrecher<br />

(33), Was ich kann (8)<br />

MÜT<br />

Zeichen und Schrift in der Klasse, in der Schule, in der<br />

Umgebung suchen, abzeichnen und sammeln,<br />

z. B. Straßennamen, Firmenlogos, Autokennzeichen<br />

Nummernschilder, Gerätenamen …;Sammeln von Schriftformen<br />

in Katalogen, Zeitschriften, Werbeprospekten<br />

Ausprobieren unterschiedlicher Schreibgeräte, z. B. Fingerfarbe,<br />

Pinsel, Kreide, Stifte ... und Schreibflächen,<br />

z. B. Tafel, Schiefertafel, Straße, Tapetenrolle, Hefte, ...; den<br />

eigenen Namen immer wieder schreiben und „lesen“;<br />

ein erstes Ich-Buch anlegen; erste Wörter aus dem<br />

Gedächtnis schreiben; spielerisch Formulare ausfüllen<br />

(„Als-ob-Schreiben“: Post, Sparkasse Quittungen, Lottoscheine,<br />

Kreuzworträtsel usw.);<br />

Lieblingsbuchstaben und -wörter in einer Schatzkiste<br />

sammeln; älteren Kindern/Erwachsenen etwas diktieren<br />

und es sich vorlesen lassen, Schriftproben in der Familie<br />

sammeln; Situationen erleben und benennen, in denen<br />

etwas geschrieben oder gelesen werden muss; pantomimische<br />

Darstellungen von Lesen und Schreiben in<br />

unterschiedlichen Situationen erraten lassen;<br />

vereinbarte Symbole und bekannte Buchstaben/Wörter<br />

für Notizen und Nachrichten verwenden; Spiele zum<br />

Hören und Erkennen von Geräuschen und Lauten; Spiele<br />

zum Reimen und Silbenklatschen;<br />

Herstellen von Kindervisitenkarten, Kinderausweisen usw.;<br />

Arbeit mit Magnetbuchstaben, Holzbuchstaben, Buchstabenstempel,<br />

Schuldruckerei; Buchstabenmemory,<br />

Buchstabenlotto, Buchstabenfest<br />

Ziel der Arbeit mit Kindern, die die logografemische Strategie anwenden, ist, dass sie Einsicht in die Laut-Buchstaben-Beziehungen<br />

gewinnen. Kinder sollen lernen aus gesprochenen Wörtern zunehmend Laute herauszuhören,<br />

ganze Wörter in einzelne Laute aufzugliedern und Buchstaben Lauten zuzuordnen. Die phonologische Bewusstheit<br />

im weiten Sinne, also das Reimen und Silbengliedern, sollte gesichert und phonologische Bewusstheit im<br />

engen Sinne, wie zum Beispiel das Heraushören von Anlauten, intensiv gefördert werden. Einzelne Buchstaben<br />

und die dazugehörigen Laute werden erarbeitet und durch vielfältige Übungen gefestigt (Leselehrgang Meine<br />

Fibel und Arbeitsheft sowie Kopiervorlagen).<br />

Beobachtungen in<br />

Spiel-,Vorlese- und<br />

Gesprächssituationen<br />

Bild-Lese-Blatt<br />

„Leeres Blatt“<br />

MÜSC (Förderkoffer<br />

meine Fibel)<br />

Meine Fibel: 4–6<br />

Förderkoffer: Buchstabenkarten,<br />

Lautkarten, Domino,<br />

Anlaut-Quartett, Reimwörter-Tangram<br />

(Bild-Wort)<br />

Lautbilder/Anlauttabelle/Plakat<br />

mit der Lauttabelle<br />

Meine kleine Fibel: 1–5<br />

Kopiervorlagen 1, 2, 3, 4, 5<br />

CD-ROM, Vorübungen<br />

Kopiervorlage 19 für phonematische<br />

Übungen<br />

Wörter lesen und schreiben, in denen diese Buchstaben<br />

vorkommen; mit der Anlauttabelle arbeiten; Laut-<br />

Buchstabe-Zuordnungsspiele wie das Geräuschelotto,<br />

Buchstabenmemory und -lotto spielen ; Spiele zum Training<br />

der phonologischen Bewusstheit im weiten und engen<br />

Sinne wie Reimen, Silbenklatschen, Anlaute hören. Z. B.<br />

Bildkarten nach Reimen, Silben, Anlauten ordnen, Reime zu<br />

Schlüsselwörtern suchen, Abzählverse und kurze Gedichte<br />

lernen usw.; Sprechübungen vor dem Spiegel; in Zeitungen/<br />

Zeitschriften auf die Suche nach vorgegebenen/bekannten<br />

Buchstaben gehen, verschiedene Varianten ausschneiden<br />

und sammeln


Mimi<br />

ruft<br />

Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />

Logografemische<br />

Strategie<br />

Beginnende<br />

alphabetische Strategie<br />

wiederholt: Kopiervorlagen 20 bis 34<br />

anbieten<br />

Lies und male mit Mimi: 1–6<br />

Arbeitsblock: 7 Mimi-Buch<br />

Ideenbox: Schriftspaziergang (9),<br />

Geräusche hören (35), Zeilenreime<br />

(38), „Wenn das M …“ (39), Zungenbrecher<br />

(33), Wörterkisten (25),<br />

Was ich kann (8)<br />

Kap. 4<br />

aus Wortkärtchen, z. B. Vornamen, Gegenstände;<br />

Wörter heraussuchen, deren Anfangsbuchstaben<br />

bekannt sind und die mit dem gleichen Buchstaben<br />

beginnen; Wörter sammeln, die schon<br />

geschrieben werden können bzw. die Kinder<br />

gern schreiben möchten<br />

Ziel der Arbeit mit Kindern, die die beginnende alphabetische Strategie anwenden, ist, dass sie die entfaltete<br />

alphabetische Strategie, das heißt eine möglichst lückenlose Zuordnung von Lauten zu Buchstaben und umgekehrt,<br />

beherrschen. Es geht jetzt darum, dass die phonologische Bewusstheit sicher ausgeprägt wird, die Phonem-<br />

Graphem-Korrespondenzen sicherer werden und sie zunehmend längere und komplexere Wörter vollständig<br />

erlesen und verschriften. Dazu dienen das freie Schreiben, das silbenweise Mitsprechen sowie das Einprägen<br />

erster Lernwörter mit einer Konsonantenhäufung.<br />

Bild-Lese-Blatt<br />

„Leeres Blatt“<br />

MÜSC (Förderkoffer<br />

meine Fibel)<br />

Meine Fibel: 16/17<br />

Vorlesen, Beantworten<br />

von Fragen zum<br />

Text<br />

Buchstabendiktat: Mm,<br />

Ii, Aa, Pp, Oo, Nn<br />

Arbeitsheft Differenzieren<br />

und Fördern:<br />

18<br />

Meine Fibel: 38/39<br />

Vorlesen: 38, Beantworten<br />

der Fragen<br />

Buchstabendiktat: Tt,<br />

Ll, Uu, Ee, Ss, Rr, Eiei,<br />

Hh, Dd, Ww<br />

Arbeitsheft: 37<br />

Arbeitsheft Differenzieren<br />

und Fördern:<br />

36, 43<br />

Meine Fibel: 4–15<br />

Legekasten<br />

Lautbilder, Anlauttabelle, Plakat mit<br />

Lauttabelle<br />

Förderkoffer: Buchstabenkarten, Lotto<br />

Fibelfiguren, Silbendomino, Anfangs-<br />

Endlaut-Domino, Silbenbögen-Domino<br />

CD-ROM, Vorübungen<br />

und Übungen zu Mm, Ii, Aa, Pp, Oo,<br />

Nn; Übungen zur Lauttabelle<br />

Förderkoffer:<br />

Arbeitsblock: 1–6<br />

Kopiervorlagen 35–48, 120–124,<br />

Ideenbox: Was ich kann (8), Buchstabenfest<br />

(13), ABC-Buch (14)<br />

Meine Fibel: 18–37<br />

CD-ROM, Übungen zu Tt, Ll, Uu, Ee,<br />

Ss, Rr, Eiei, Hh, Dd, Ww; Übungen zur<br />

Lauttabelle<br />

Kopiervorlagen 47–51, 124, 125, 128,<br />

131–135<br />

Arbeitsblock: 7–24<br />

Arbeitsheft zur Differenzierung: Silbenschieber<br />

Lies und male mit Mimi: 7–16<br />

Bunte Lesekiste: 1. Lesestufe, 6 Hefte<br />

Ideenbox: Was ich kann (8), Buchstabenfest(13),<br />

ABC-Buch (14), Buchstabenvielfalt<br />

(10), Klassentagebuch (15)<br />

mit der Anlauttabelle Wörter eigenständig<br />

schreiben;<br />

Sprechübungen vor dem Spiegel mit Partner;<br />

Lautgebärden zur Verstärkung ähnlich klingender<br />

Laute/aussehender Buchstaben; Lesen von<br />

Pseudo- und Zauberwörtern;<br />

freie Schreibmöglichkeiten bieten und vielfältige<br />

Schreibanlässe schaffen;<br />

Gelegenheiten zum Schreiben von Notizen<br />

anbieten; z. B. Einkaufsliste, Wunschzettel,<br />

Nachrichten; kurze Brief- und Postkartentexte<br />

verfassen und senden; im Alltag zum sinnvollen,<br />

kontextgebundenen Er-Lesen von Wörtern<br />

auffordern, Z. B. Etiketten, Firmenlogos,<br />

Namen usw.;<br />

Namenskärtchen und Tischkärtchen für die<br />

Kinder der Klasse herstellen;<br />

Erlesen und Erschreiben der Vornamen der<br />

Mitschülerinnen und Mitschüler; Kinder führen<br />

und prüfen Anwesenheitslisten;<br />

kleine Gesprächsprotokolle schreiben; einfache<br />

Texte zum Selbstlesen anbieten; verkehrte<br />

Welt: Klebezettel haften an falschen Gegenständen<br />

und müssen wieder an ihren richtigen<br />

Platz; Silben klatschen, skandieren, schreiten,<br />

tanzen, Silbenbögen schreiben, Silbenlotto,<br />

Silbenmemory, Silbenlegespiele, Robotersprache;<br />

erste Rechtschreibstrategien und -regeln<br />

thematisieren;<br />

Aufmerksamkeit auf sprachliche Strukturen,<br />

z. B. Morpheme, richten<br />

21


22<br />

Kap. 4 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />

Entfaltete alphabetische Strategie<br />

Ziel der Arbeit mit Kindern, die die entfaltete alphabetische Strategie anwenden, ist, dass sie flüssig und angemessen<br />

betont lesen, Bezüge zum Kontextwissen herstellen und orthographisch korrekt schreiben lernen.<br />

Dabei beziehen sie den Kontext beim Lesen und orthographisches Wissen beim Schreiben nach und nach<br />

mit ein. So werden im Bereich Schreiben Wortbausteine wie „-en“, „-er“, die Morphemkonstanz<br />

und Regeln, z. B. zur Groß- und Kleinschreibung, wichtiger.<br />

Meine Fibel: 54/55<br />

Vorlesen: 54/55,<br />

Beantworten von<br />

Fragen zum Text<br />

Buchstabendiktat: Ff,<br />

Au au, Bb, Kk, Ch ch,<br />

Sch sch<br />

Arbeitsheft: 53<br />

Meine Fibel: 68/69<br />

Vorlesen: 68/69,<br />

Beantworten von<br />

Fragen<br />

Buchstabendiktat:<br />

Öö, Üü, Gg, ß, Vv,<br />

Eueu, Zz, Jj, Ää, ng, ck,<br />

Äuäu, Stst<br />

Arbeitsheft: 70/71<br />

Arbeitsheft zur<br />

Differenzierung: 80<br />

Meine Fibel: 40–53<br />

Legekasten<br />

Anlauttabelle/Plakat mit Lauttabelle<br />

Leseschieber: Lautgetreue Wörter<br />

Silbendomino, Silbenbögen-<br />

Domino<br />

Arbeitsblock: 23–-34<br />

Kopiervorlagen: 86–90<br />

CD-ROM, Übungen zu Ff, Au au,<br />

Bb, Kk, Ch ch, Sch sch; Übungen<br />

zur Lauttabelle<br />

Lies und male mit Mimi: 17–23<br />

Bunte Lesekiste: 2 Lesestufe,<br />

6 Hefte<br />

thematische Buchkiste aus der<br />

Bibliothek zusammenstellen lassen<br />

Meine Fibel: 56–67<br />

Legekasten<br />

Förderkoffer: Würfelspiele<br />

Leseschieber: Lautgetreue Wörter<br />

Arbeitsblock: 35–48<br />

Kopiervorlagen: 58–71<br />

Lies und male mit Mimi: 24–32<br />

CD-ROM, Übungen zu Öö, Üü,<br />

Gg, ß, Vv, Eueu, Zz, Jj, Ää, ng, ck,<br />

Äuäu, Stst ; Übungen zur Lauttabelle<br />

Bunte Lesekiste: 3. Lesestufe, 6<br />

Hefte<br />

Bücherkisten zum Auswählen und<br />

Stöbern<br />

Ideenbox: z. B freies Schreiben<br />

(56–62, eigenes Buch herstellen<br />

(63), Zaubersprüche, Anagramme,<br />

Akrostichen (52, 53, 55),<br />

Thematische Wortfelder (51),<br />

Mit Wortfeldern spielen (50),<br />

Wörterforscher (43), Buch des<br />

Monats (18)<br />

eigenständiges Lesen im Leseteil der Fibel und<br />

kleiner Bücher;<br />

phonologisch komplexe mehrsilbige Pseudowörter/Zauberwörter<br />

lesen;<br />

Blitzlesen und Lesespiele zur Automatisierung;<br />

Verfassen eigener Texte, z. B. Gedichte,<br />

Geschichten Bücher;<br />

Silben finden, die anders geschrieben werden<br />

als man hört;<br />

beginnendes systematisches Rechtschreibtraining<br />

mit Wörtern des Grundwortschatzes; mit<br />

Wortfeldern arbeiten;<br />

persönliche Wortschatzerweiterung<br />

Wörterschlucker, Anagramme,<br />

Akrostichen, Zaubersprüche


Mimi<br />

ruft<br />

Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />

Beginnende orthographisch-lexikalische Strategie<br />

Kap. 4<br />

Ziel der Arbeit mit Kindern, die die lexikalisch-orthographische Strategie anwenden, ist, dass sie ihre Fähigkeiten<br />

auf dieser Stufe ausbauen und zum automatisierten Lesen und Schreiben kommen. Dazu dienen vielfältige<br />

Aktivitäten.<br />

Meine Fibel: 80/81<br />

Vorlesen: 80/81<br />

oder 92/93 Beantworten<br />

von Fragen<br />

zum Text<br />

Buchstabendiktat:<br />

Spsp, nk, Ququ, Xx,<br />

Cc, Yy und weitere<br />

Buchstaben, die<br />

beim letzten Mal<br />

noch unsicher<br />

waren<br />

Arbeitsheft: 80/81<br />

Arbeitsheft zur<br />

Differenzierung: 92<br />

Meine Fibel: 132<br />

Vorlesen: 132,<br />

Beantworten von<br />

Fragen zum Text<br />

Meine Fibel: 70–79, 84–133<br />

Arbeitsblock: 49– 64<br />

Arbeitsheft zur Differenzierung:<br />

81– 91<br />

Fibel: 82–121,<br />

Lies und male mit Mimi:<br />

33– 48<br />

Kopiervorlagen 11–19,<br />

98–101, 138 –143, 150<br />

Bunte Lesekiste: 4. Lesestufe,<br />

6 Hefte<br />

CD-ROM, Übungen zu Spsp,<br />

nk, Ququ, Xx, Cc, Yy und<br />

weiteren Buchstaben; Übungen<br />

zur Lauttabelle<br />

Sommerspaß mit Mimi und<br />

Mo<br />

Bilderbücher, Comics, Witz-<br />

und Tierbücher, Piraten- und<br />

Hexenbücher … in der Bibliothek<br />

gemeinsam ausleihen,<br />

abschnittsweises Üben und<br />

Vorlesen<br />

Ideenbox: z. B. Schrift der<br />

Pharaonen (81), Pausenspiele<br />

früher (80), Schnecken<br />

erforschen (80/84), freies<br />

Schreiben (56 –62)<br />

eigenständiges Lesen im Leseteil der Fibel und von<br />

Kinderbüchern;<br />

selbständiges und auch partnerweises Lesen<br />

ausgewählter Texte;<br />

Blitzlesen; Wissens-Fest feiern (Fibel: 80/81);<br />

Verfassen eigener Texte; z. B. Briefe, Gedichte,<br />

eschichten Bücher;<br />

handschriftlich oder mit Hilfe d es Computers;<br />

Schleichdiktate;<br />

fortgeschrittenes Rechtschreibtraining;<br />

Fehlersuche in eigenen Texten und Korrektur der<br />

Fehler, auch in Partnerarbeit möglich; Veröffentlichung<br />

der überarbeiteten Texte im Klassenraum; Nutzung des<br />

Wörterbuches ABC-Detektiv und anderer Nachschlagewerke<br />

sowie des Computers zur eigenständigen<br />

Fehlersuche und Korrektur<br />

23


24<br />

Kap. 5 Kooperation und Entlastung<br />

Inklusive Pädagogik wird umgesetzt in Teams, zu denen<br />

neben Grundschullehrern, auch Sonderpädagogen,<br />

Erzieherinnen, Integrationshelfer und ggf. Angehörige<br />

weiterer Berufe gehören können. Hinzu kommt eine<br />

intensive Zusammenarbeit mit den Eltern. Die gemeinsamen<br />

Aktivitäten stellen neue Herausforderungen<br />

dar, sie bringen aber auch bedeutende Erleichterungen<br />

mit sich.<br />

5.1 Entlastung durch Zusammenarbeit<br />

im Team<br />

Der Beruf der Grundschullehrerin war lange Zeit mit<br />

dem Bild einer Alleinkämpferin verbunden, die weitgehend<br />

„geschützt“ vor den Einschätzungen der Kolleginnen<br />

und Kollegen hinter der geschlossenen Klassenzimmertür<br />

mit „ihren“ Kindern arbeitet. Lehrkräfte sind in<br />

dieser klassischen Lehrsituation zwar autonom, aber<br />

auch völlig auf sich gestellt. Sie müssen mit allen<br />

Schwierigkeiten des Unterrichtsalltags allein fertig<br />

werden, alle Vorbereitungsarbeiten selbstständig<br />

erledigen, viele Entscheidungen fällen und diese<br />

persönlich verantworten. Die eigenen Erwartungshaltungen,<br />

auch die von Eltern, Vorgesetzten, Schulbehörden,<br />

Medien, sind hoch. Überforderung ist schnell<br />

möglich, auch in den sogenannten Regelklassen, in<br />

denen Kinder mit Lern- und Verhaltensproblemen oder<br />

mit anderen Förderschwerpunkten noch ausgeschlossen<br />

sind.<br />

Wenn sich die Grundschule inklusiv entwickelt,<br />

wenn sie also wirklich alle Kinder willkommen heißt,<br />

dann verändert sich das Aufgabenfeld der Lehrkräfte<br />

radikal. Neue und differenzierte Anforderungen<br />

kommen, wie oben ausgeführt, auf Lehrerinnen und<br />

Lehrer zu. Lernen im Gleichschritt ist nicht mehr<br />

durchgängig denkbar. Eine heterogene Lerngruppe<br />

z. B. mit hochbegabten, entwicklungsverzögerten,<br />

„normalen“, verhaltensauffälligen, nicht deutsch sprechenden<br />

oder mehrsprachigen Kindern in einer<br />

Lerngruppe überfordert selbstredend eine einzelne<br />

Lehrperson. Nur durch Zusammenarbeit ist es möglich,<br />

diese Situation gut zu meistern, das heißt, den unterschiedlichen<br />

Lernbedürfnissen und -möglichkeiten zu<br />

entsprechen.<br />

Forschungsarbeiten zeigen eindrucksvoll, dass<br />

Teamarbeit unbedingt notwendig und auch machbar<br />

ist. Teamarbeit hat sich als hilfreich und entlastend<br />

erwiesen. Bei der Arbeit mit gewollt heterogenen<br />

Lerngruppen nehmen die Pädagoginnen die gegenseitige<br />

Unterstützung fast durchgängig positiv wahr. Sie<br />

beraten sich regelmäßig, tauschen Ideen und Materialien<br />

aus. Besonders Grundschullehrkräfte schätzen den<br />

Rat der Förderpädagogen und des Teams, wenn sich<br />

Probleme mit einzelnen Kindern ergeben und sie<br />

deren Nöte wahrnehmen. Auch bei der Suche nach<br />

neuen Wegen zur Verbesserung der Lehr- und Lernsituation<br />

im Unterricht ist der Rat der Teammitglieder<br />

willkommen.<br />

Die Forschung zeigt aber auch, dass dieses Miteinander<br />

irritieren und verunsichern kann und mit neuen<br />

Herausforderungen verbunden ist. Hans Wocken be -<br />

schreibt schon 1988 mögliche Probleme der Kooperation<br />

in der Grundschule, und zwar auf der Persönlichkeits-,<br />

der Sach-, der Beziehungs- und der Organisationsebene.<br />

Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte<br />

in integrativen Schuleingangsstufenmodellen und im<br />

gemeinsamen Unterricht haben allerdings auch<br />

Machbarkeit und Erfolg von kooperativem Lehrerhandeln,<br />

also der Arbeit im Team, aufgezeigt.<br />

Es gibt kein Zurück zur verschlossenen Klassentür!<br />

Jede Lehrerin, jeder Lehrer wird in Zukunft die Teamarbeit,<br />

also die Kooperation mit gleichberechtigten<br />

Kolleginnen und Kollegen, für sich als positiv entdecken,<br />

sich darauf einlassen, die damit verbundenen<br />

Arbeitsformen kennen lernen, sie erproben und<br />

entsprechende Kompetenzen erwerben.<br />

Wenn Pädagoginnen und Pädagogen zusammenarbeiten,<br />

können die vielfältigen Aufgaben untereinander<br />

aufgeteilt werden. Genau darin liegt der Gewinn, also<br />

die Entlastungschance. Die Lerngruppe dauerhaft<br />

aufzuteilen, etwa in eine Gruppe der „guten“ und eine


der „schwachen“ Kinder, reduziert zwar auch die<br />

Komplexität der Arbeit, ist im Sinne einer inklusiven<br />

Schule aber eindeutig abzulehnen. Hin und wieder<br />

kann die Differenzierung der Schülerschaft nach ihren<br />

Fähigkeiten allerdings auch notwendig und berechtigt<br />

sein. Der zeitlich eng begrenzte lehrgangsbezogene<br />

Unterricht von Teilgruppen im jahrgangsstufenübergreifenden<br />

Unterricht der neuen Schuleingangsstufe hat<br />

sich bewährt und wird von den Lehrkräften sehr<br />

geschätzt. Auch wenn nicht jahrgangsstufenübergreifend<br />

gearbeitet wird, kann getrenntes Lernen zeitbegrenzt<br />

sinnvoll sein, z.B., wenn sich eine kleine Gruppe<br />

von Schulanfängern, die noch wenig Interesse und<br />

Zugang zur Schriftkultur entwickelt hat, gemeinsam mit<br />

einer Pädagogin auf Schriftexkursion im Schulgebäude<br />

begibt und diesen Kindern gemeinsame Zeit zur<br />

Verfügung gestellt wird, um ihre Erfahrungen miteinander<br />

auszuwerten. Die anderen Kinder der Lerngruppe<br />

können zeitgleich mit der zweiten Lehrperson mit<br />

der Fibel frontal oder binnendifferenziert arbeiten.<br />

Eine länger dauernde Schülergruppierung nach dem<br />

Fähigkeitskriterium wäre allerdings verhängnisvoll und<br />

nichts weiter „als eine schlechte Kopie des gegliederten<br />

Schulwesens“ (Wocken 1988) im Rahmen einer<br />

Grundschulklasse.<br />

In den folgenden Abschnitten werden sechs<br />

Formen der Kooperation vorgestellt, die alle dazu<br />

dienen, die anspruchsvolle Arbeit von Lehrerinnen<br />

und Lehrern zu erleichtern.<br />

1. Kooperation im Jahrgangsteam:<br />

Alle Lehrkräfte einer Schule, die im ersten Schuljahr<br />

unterrichten, können sich die Arbeit erleichtern, wenn<br />

sie eng zusammenarbeiten. Die Didaktik der heterogenen<br />

Lerngruppe erfordert ein großes Materialangebot<br />

für die Kinder mit verschiedenen Lernausgangslagen.<br />

Die anspruchsvolle Aufgabe, diese Materialien für die<br />

einzelnen Lernbereiche zusammenzustellen und sie<br />

langfristig zu pflegen und zu erweitern, kann auf<br />

mehrere Schultern verteilt und so für alle leichter<br />

Kooperation und Entlastung<br />

Kap. 5<br />

werden. Darüber hinaus können pädagogische Ideen<br />

ausgetauscht und Probleme besprochen werden.<br />

2. Kooperation zwischen Klassenlehrern<br />

und Erziehern<br />

Gute Tradition hat in der Grundschule die Zusammenarbeit<br />

der Klassenlehrerin/des Klassenlehrers<br />

mit einem Erzieher bzw. einer Erzieherin oder einer<br />

pädagogischen Mitarbeiterin/einem pädagogischen<br />

Mitarbeiter. Hier ist die Rollenverteilung klar. Die<br />

Lehrerin bzw. der Lehrer übernimmt die Aufgabe<br />

der Unterrichtsgestaltung und die sozialpädagogisch<br />

ausgebildete Kraft die Aufgabe der Unterrichtsunterstützung.<br />

Z. B. festigt die Lehrperson frontal mit der<br />

Klasse neu eingeführte Inhalte im Unterrichtsgespräch,<br />

während die Erzieherin neben einem schwächeren<br />

Kind sitzt, es beobachtet, ermutigt und Hilfen gibt. Sie<br />

begleitet den Unterricht flankierend, greift immer dann<br />

ein, wenn ein Kind Hilfe braucht, damit es nicht verloren<br />

geht. Die unterstützende Funktion entspricht der<br />

Ausbildung und dem Rollenmuster dieser Pädagogin<br />

und die ungleichen Rollenzuweisungen (die Lehrerin<br />

hat das Sagen, die Erzieherin reagiert in der Regel auf<br />

Situationen) bergen deshalb auch kein Konfliktpotential<br />

in sich. Die Zusammenarbeit zwischen den Beiden ist<br />

in anderen Situationen dann auch wieder auf Augenhöhe<br />

angebracht, z.B., wenn Beobachtungen ausgetauscht<br />

und analysiert werden, Projekte geplant oder<br />

Fördermaßnahmen besprochen werden.<br />

3. Kooperation von Lehrkräften und<br />

Integrationshelfern<br />

Kinder mit dem Förderschwerpunkt körperliche<br />

Entwicklung haben ein Recht darauf, dass ihnen<br />

Integrationshelfer zur Seite stehen. Die Arbeit der<br />

Integrationshelferinnen stellt eine bedeutende Entlastung<br />

für die Lehrerinnen dar. Die Zusammenarbeit von<br />

Lehrkräften und Integrationshelferinnen bzw. Integrationshelfern<br />

ist von einer klar definierten Rollenaufteilung<br />

bestimmt. Die Aufgabe der Helfer ist ganz auf die<br />

25


26<br />

Kap. 5 Kooperation und Entlastung<br />

Unterstützung einzelner Kinder im Schulalltag gerichtet,<br />

die Anspruch auf Assistenz haben. Die Planung und<br />

Durchführung von Unterricht gehört nicht zum<br />

Aufgabenbereich der Integrationshelfer. Allerdings kann<br />

auch ihre Anwesenheit für die gesamte Lerngruppe<br />

bereichernd sein, da Beobachtungen des Lehrens und<br />

Lernens aus anderen Blickwinkeln möglich sind. Die<br />

Lehrerinnen als Unterrichtsexpertinnen sind gut<br />

beraten, wenn sie mit Hilfe kollegialer Gespräche<br />

diese Chance auch nutzen.<br />

4. Teamteaching zwischen Grundschullehrkräften<br />

In vielen Grundschulen gibt es gute Erfahrungen<br />

mit dem gemeinsamen Planen und Durchführen von<br />

Unterricht im Teamteaching, wobei prinzipiell von<br />

einem gleichberechtigten Miteinander ausgegangen<br />

wird. Auch die zuvor beschrieben Form der Arbeitsteilung<br />

(Unterrichtsgestaltung und Unterrichtsunterstützung<br />

bzw. individuelle Unterstützung einzelner<br />

Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf) kann<br />

selbstredend auch zwischen Grundschullehrkräften<br />

praktiziert werden, die in gleicher Weise für den<br />

Unterricht ausgebildet sind und gleichberechtigt<br />

miteinander arbeiten wollen. Allerdings ist darauf zu<br />

achten, dass die benannten Rollen immer wieder<br />

wechseln, damit sich beide Lehrpersonen auch in<br />

beiden Funktionen erleben können, und so Gefühle<br />

der Unterforderung oder Abwertung und damit<br />

verbundene Rollenkonflikte vermieden werden.<br />

Teamteaching ist also als eine kooperative Lehrmethode<br />

zu beschreiben, bei der zwei oder auch mehr<br />

Personen gemeinsam eine Lerngruppe unterrichten.<br />

Die Methode entlastet die Pädagoginnen, weil sie sich<br />

Aufgaben teilen, so den Arbeitsaufwand reduzieren<br />

und aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Kinder<br />

der Lerngruppe schauen können. Beim gemeinsamen<br />

Planen und Gestalten des Unterrichts fließen außerdem<br />

unterschiedliche didaktischen Erfahrungen und<br />

Ideen ein, die sich gegenseitig ergänzen und ein<br />

Voneinanderlernen ermöglichen. Teamteaching hat<br />

damit beachtliche Potenzen für die Verbesserung des<br />

Unterrichts und für die angemessene Unterstützung<br />

aller Kinder. Durch verschiedene Lehrpersonen können<br />

mehrere Methoden parallel praktiziert werden. Die<br />

Kinder erhalten so ganz unterschiedliche Anregungen<br />

und Angebote, aus denen sie das Passende für sich<br />

auswählen können.<br />

5. Kooperation zwischen Grundschulkräften<br />

und Sonderpädagogen<br />

Es gehört zur inklusiven Pädagogik, dass Sonderpädagogen,<br />

die bisher in Sonderschulen eingesetzt<br />

worden sind, jetzt zum Teil in die Grundschulkollegien<br />

integriert werden. Wenn Kinder mit bestimmten<br />

Förderschwerpunkten zur Lerngruppe gehören, er -<br />

möglicht also das Zweipädagogenprinzip, dass Grundund<br />

Förderpädagogen gemeinsam Lern- und Entwicklungsfortschritte<br />

aller Kinder verantworten.<br />

Förderpädagogen können zur Zeit noch häufig von<br />

ihrer Stammschule für ambulante Angebote in die<br />

Grundschule abgeordnet sein und bestimmte Kurse<br />

anbieten (z.B. Sozialtraining, Sprachförderung, Rechentraining<br />

etc.), einzelne Integrationskinder betreuen<br />

oder präventive Aufgaben erfüllen. Im Zuge inklusiver<br />

Schulentwicklungsprozesse werden Förderpädagogen<br />

zunehmend, quasi als Pauschalversorgung, in Grundschulen<br />

präsent sein. Der Vorteil dieser Organisationsform<br />

besteht darin, dass das Know how des förderpädagogischen<br />

Personals allen Kindern der Grundschule<br />

zugute kommen kann, egal ob sie hochbegabt oder<br />

entwicklungsverzögert sind, vorübergehend oder<br />

längerfristig Lern- und/oder Verhaltensschwierigkeiten<br />

haben, in einem oder in mehreren Bereichen zusätzliche<br />

Unterstützung benötigen. Förderpädagogen sollten<br />

in der inklusiven Grundschule mit ihrer gesamten<br />

Arbeitszeit zum System gehören. Sie stehen damit den<br />

Lehrkräften beratend zur Seite und zwar vor Ort,<br />

damit diese die Verantwortung für alle Kinder, auch für<br />

Kinder in Not, behalten und sie angemessen unterstüt-


zen können. Diesen Anspruch zu realisieren ist Aufgabe<br />

der Bildungspolitik, um Inklusion verantwortlich<br />

umzusetzen. Diese Form förderpädagogischer Arbeit<br />

ist an organisatorische Veränderungen in der Zusammenarbeit<br />

zwischen Grundschule und Förderschulsystem<br />

gebunden, die bildungspolitisch gewollt und<br />

administrativ umgesetzt werden müssen.<br />

Bezogen auf Kinder mit Förderschwerpunkten sind von<br />

Förderpädagogen, natürlich in enger Kooperation<br />

mit den Kolleginnen und Kollegen der Grundschule,<br />

folgende Handlungsfelder zu verantworten:<br />

• Lernstandsdiagnostik<br />

• Entwicklung und Fortführung individueller<br />

Förderpläne<br />

• Durchführung individueller Fördermaßnahmen<br />

• Gestaltung entwicklungsförderlicher Lehrund<br />

Lernarrangements<br />

• Schaffung entwicklungsförderlicher schulischer<br />

Lernumgebungen<br />

Auch in der Zusammenarbeit von Grundschul- und<br />

Förderpädagogen ist eine gut abgestimmte Aufgabenund<br />

Rollenverteilung notwendig. Die Forschung zeigt,<br />

dass die Zusammenarbeit im Interesse der Kinder<br />

gut gelingt, wenn sich Grund- und Förderpädagogen<br />

über ihre Erwartungen verständigen, die Rollenverteilung<br />

definieren, Ziele und Schritte der gemeinsamen<br />

Arbeit für ein Kind klären und gemeinsam über Erfolge<br />

des Kindes, Stagnationen und nächste Lernschritte<br />

nachdenken.<br />

Alle Formen der Kooperation im Klassenzimmer<br />

sind anspruchsvoll. Damit die damit zusammenhängenden<br />

Aufgaben gemeinsam gemeistert werden können,<br />

sind mental, aber auch auf der Organisationsebene<br />

„gute Bedingungen“ zu schaffen. Eine Reihe von<br />

Rahmenbedingungen hat sich als günstig erwiesen.<br />

Nähere Erläuterungen dazu, einschließlich praktischer<br />

Hilfen sind im „Leitfaden zur Kooperation von Lehrerinnen<br />

und Lehrern – nicht nur in Integrationsklassen“<br />

von Jutta Schöler (1997) nachzulesen.<br />

Kooperation und Entlastung<br />

Kap. 5<br />

Als hilfreich gelten folgende Vorgaben:<br />

• Die kooperierenden Pädagogen haben<br />

möglichst Gelegenheit sich gegenseitig zu wählen.<br />

• Sie arbeiten mit gegenseitiger Wertschätzung<br />

und sind sich sympathisch.<br />

• Sie haben ein ähnliches Anspruchsniveau und<br />

gehen von ähnlichen pädagogischen Werten und<br />

Überzeugungen aus, über die sich auch immer<br />

wieder verständigen.<br />

• Es stehen ausreichend Raum und Zeit zur ungestörten<br />

Vorbereitung, Auswertung der gemeinsamen<br />

Arbeit und Gelegenheit zur Supervision<br />

zur Verfügung.<br />

• Im Kollegium herrscht ein kooperationsfreundliches<br />

Klima, die Kooperationsarbeit wird von<br />

Vorgesetzten wertgeschätzt und anerkannt.<br />

6. Kooperation mit außerschulischen Stellen<br />

Schulen haben immer auch mit außerschulischen<br />

Stellen zu tun. Inklusion wird durch eine intensive<br />

Kooperation mit diesen Stellen deutlich erleichtert.<br />

Es ist das Verdienst des Schulleiters Reinhard Stähling,<br />

dass er in seinem empfehlenswerten Buch „Du<br />

gehörst zu uns – Die inklusive Grundschule“ ausführlich<br />

dargestellt hat, welche Erleichterungen eine Schule<br />

sich schaffen kann, wenn sie möglichst viele Aktivitäten<br />

von außerschulischen Partnern, vor allem des Jugendamtes,<br />

an die Schule bindet.<br />

Für alle Formen der Kooperation lässt sich sagen:<br />

Die Zusammenarbeit zwischen den Pädagogen in der<br />

inklusiven Grundschule, egal in welcher der oben<br />

angesprochenen Formen, ist nie zweckfrei. Im Endeffekt<br />

geht es bei allen Formen des gemeinsamen Arbeitens<br />

immer darum, alle Kinder der Lerngruppe bestmöglich<br />

zu unterstützen. Das Wohl und die Entwicklung der<br />

Kompetenzen jedes Kindes beim Schriftspracherwerb,<br />

im mathematischen, sozialen Bereich usw. stellen damit<br />

den inhaltlichen Kern der Zusammenarbeit dar. Um<br />

eine eng an diesen Inhalt gebundene Zusammenarbeit<br />

zu ermöglichen und zu qualifizieren, brauchen die<br />

27


28<br />

Kap. 5 Kooperation und Entlastung<br />

kooperierenden Lehrkräfte und unterstützenden<br />

Personen (Erzieherinnen, Integrationshelfer) einen<br />

theoretischen Bezugrahmen und eine gemeinsame<br />

Sprache. Für den Schriftspracherwerb wird dieser<br />

Bezugrahmen durch das Stufenmodell, die systematischen<br />

Fördervorschläge und die entsprechenden<br />

Tabellen in dieser Schrift zur Verfügung gestellt. Wir<br />

empfehlen den kooperierenden Lehrkräften, sich<br />

gemeinsam mit den angebotenen Materialien zu<br />

beschäftigen, sich dazu auszutauschen, diese für die<br />

gemeinsame Arbeit zu konkretisieren bzw. weiter zu<br />

entwickeln.<br />

Für den Anfangsunterricht ist natürlich auch die<br />

Kooperation mit den Kindergärten des Einzugsgebiets<br />

bedeutsam. So können die Kinder des letzten Kindergartenjahres<br />

ihre Schule schon kennen lernen. Die<br />

pädagogischen Fachkräfte des Elementar- und des<br />

Primarbereichs können sich wechselseitig über ihre<br />

Arbeit informieren und sich Anregungen geben,<br />

um den Übergang für die Kinder zu erleichtern.<br />

Auch für diese institutionsübergreifende Kooperation<br />

kann das Stufenmodell des Schriftspracherwerbs<br />

eine gemeinsame Arbeitsgrundlage bieten.<br />

5.2 Zusammenarbeit mit Eltern<br />

Die Zusammenarbeit mit Eltern ist ein Aufgabenbereich<br />

im anspruchsvollen Berufsfeld von Grundschullehrkräften.<br />

Hier geht es darum, Brücken zwischen<br />

Elternhaus und Schule aufzubauen und aufrechtzuerhalten.<br />

Dies ist im Interesse der Schulneulinge<br />

notwendig, müssen diese sich doch nun in der neuen,<br />

herausfordernden Schulwelt zurechtfinden, die<br />

sich von den vertrauten Lebenswelten in der Familie<br />

und in der Kita beträchtlich unterscheidet. Ohne<br />

Zweifel gehört zu einem gelungenen Schulstart auch,<br />

dass sich Kinder in der neuen schulischen Welt<br />

schnell heimisch und ange nommen fühlen. Das gelingt<br />

leichter, wenn Elternhaus und Schule miteinander<br />

ins Gespräch kommen und darauf achten, dass der<br />

Gesprächsfaden nicht abreißt.<br />

Manchmal ist die Elternarbeit problembelastet.<br />

Lehrkräfte empfinden Eltern als „schwierig“, wenn sie<br />

der Schule mit Misstrauen begegnen. Auch gibt es,<br />

eher selten, Eltern, denen es weniger gelingt dafür zu<br />

sorgen, dass ihr Kind gut versorgt, ausgeschlafen und<br />

mit allen Schulsachen ausgestattet, pünktlich und<br />

zuverlässig die Schule besucht. In der Regel wollen<br />

aber Eltern, genau wie die Lehrpersonen und Mitarbeiterinnen<br />

der Grundschule, dass es dem Kind in der<br />

Schule gut geht, dass es Freunde findet, gut lernt und<br />

vorankommt. Von den Lehrpersonen wünschen sich<br />

die meisten Eltern, dass ihre Elternrolle und der damit<br />

verbundene Expertenstatus für das eigene Kind<br />

akzeptiert und geachtet werden. Eltern sind als Experten<br />

ihres Kindes anzusehen, weil sie mit ihm schon<br />

eine gemeinsame Geschichte haben und emotional<br />

besonders eng verbunden sind. Sie tragen die volle<br />

Verantwortung für ihr Kind, sie sind die Erziehungsberechtigten.<br />

Eltern sind außerdem daran interessiert, dass<br />

die Lehrerin<br />

• das Kind in der Schule mit all seinen Stärken<br />

und Schwächen akzeptiert,<br />

• optimistisch in die Zukunft des Kindes schaut,<br />

• es gern hat,<br />

• ihm hilfreich zur Seite steht,<br />

• es angemessen unterstützt und<br />

• mit dem Sozialverhalten und schulischem Lernen<br />

des Kindes im Prinzip zufrieden ist.<br />

Wir haben<br />

dich sehr lieb.


Wenn Sie sich diese Elternwünsche bewusstmachen,<br />

können Sie eine Grundhaltung aufbauen, die die<br />

Kooperation emotional vorbereitet und unterstützt,<br />

weil die prinzipiell gleichen Zielrichtungen der Entwicklungspartner<br />

von Kindern in den Mittelpunkt gestellt<br />

werden. Als Experten für die schulische Bildung des<br />

Kindes gehört es zu Ihren Aufgaben, die Eltern über<br />

das Vorankommen und auch über mögliche Probleme<br />

im schulischen Bereich zu informieren. Dem Bedürfnis<br />

der Eltern nach rundum positiven Rückmeldungen<br />

kann natürlich nicht immer entsprochen werden.<br />

Darum geht es auch nicht. Leistungsunterschiede sind<br />

in der inklusiven Lerngruppe immer einkalkuliert. Auch<br />

wenn sich Kinder nur sehr langsam den Standards der<br />

Schuleingangsstufe annähern, ist dies ganz und gar nicht<br />

dramatisch, da in der inklusiven Pädagogik die Leistungsprobleme<br />

nicht zur sozialen Abstufung des Kindes<br />

führen und deshalb für Eltern und Kinder auch weniger<br />

bedrohlich sind. Bei der Information der Eltern geht es<br />

um sachliche, fachlich gut fundierte Rückmeldungen,<br />

die prinzipiell anerkennend sind und weitere Entwicklungswege<br />

aus individueller Perspektive eröffnen.<br />

Die Information über das schulische Lernen und<br />

Verhalten ist aber nur ein Teilaspekt der Elternarbeit.<br />

Kern des Gesprächs mit den Eltern ist der Austausch<br />

von Informationen, die Analyse der kindlichen Lernsituation<br />

aus familiärer und schulischer Sicht und das<br />

vertrauensvolle, gemeinsame Nachdenken über<br />

förderliche und hemmende Bedingungen in Elternhaus<br />

und Schule sowie über mögliche Entwicklungsschritte<br />

und Unterstützungsangebote.<br />

Sie sind auf ein Elterngespräch mit diesem hohen<br />

Anspruch sehr gut vorbereitet, wenn Sie detailliert<br />

über das bereits erreichte Können des Kindes berichten<br />

können. Die in dieser Broschüre vorgestellten<br />

Materialien sind dabei bezogen auf den Schriftspracherwerb<br />

sehr hilfreich. Lehrerinnen und Lehrer<br />

werden unterstützt, bereits erworbene Strategien des<br />

Kindes zu entdecken und diese bezogen auf das<br />

Stufenmodell als Kompetenz detailliert und positiv zu<br />

Kooperation und Entlastung<br />

Kap. 5<br />

beschreiben. Lernpässe können die Elternarbeit in<br />

besonderem Maße unterstützen. Sie zeigen nicht nur<br />

dem Kind, sondern auch den Eltern, was schon alles<br />

erreicht wurde, was das Kind dazu gelernt hat und wo<br />

die nächsten Schritte liegen könnten. Der individuelle<br />

Lernplan wird somit für alle Beteiligten transparent und<br />

bietet Ansatzpunkte für alle Entwicklungspartner mit<br />

ihren unterschiedlichen Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten.<br />

Ein besonders wichtiger Aspekt des Schriftspracherwerbs,<br />

auch in der Kommunikation mit den Eltern, ist<br />

die Bewertung der alphabetischen Strategie. Wenn<br />

Kinder am Anfang ihrer Schreibentwicklung nach<br />

Gehör – und damit noch nicht nach den Regeln der<br />

Rechtschreibung – schreiben, neigen Erwachsene<br />

vielfach dazu, die „Fehler“ zu kritisieren. Lehrkräfte<br />

können hier helfen, wenn sie die Eltern, und oft auch<br />

die Großeltern darüber aufklären, dass sie bei den<br />

ersten Schreibprodukten ihrer Kinder noch nicht auf<br />

die Rechtschreibung achten sollten. Sie sollten vielmehr<br />

mit Freude anerkennen, dass die Kinder<br />

beginnen so zu schreiben, wie man spricht, weil das<br />

ein wichtiges Durchgangsstadium ist.<br />

Selbstverständlich ist es gut, wenn Lehrkräfte die<br />

Eltern darauf hinweisen, dass es förderlich ist, wenn sie<br />

mit den Kindern Bilderbücher anschauen und ihnen aus<br />

Kinderbüchern vorlesen. Insgesamt sollten Eltern in der<br />

Schule lernen, dass kindliches Lernen mit Lust und<br />

Freude geschehen sollte und nicht von Schimpfen und<br />

Stress begleitet sein darf.<br />

Über den Nutzwert der hier ergänzend zum<br />

Fibellehrgang angebotenen Materialien für die Zusammenarbeit<br />

mit den Eltern liegen bereits umfängliche<br />

Erfahrungswerte vor. Befragungen von Lehrkräften<br />

haben ergeben, dass sie die Ergebnisse von Lernstandserhebungen<br />

und Lernstandsdokumentationen gut<br />

nutzen können, um den Eltern einen Eindruck von der<br />

Lernentwicklung ihres Kindes zu vermitteln. Lehrpersonen<br />

fühlten sich gut vorbereitet auf die Kommunikation<br />

mit den Eltern. Sie konnten mit den Eltern „eng an der<br />

29


30<br />

Kap. 5 Kooperation und Entlastung<br />

Sache“ förderliche und hemmende Bedingungen des<br />

Lernens erarbeiten und immer wieder neue Entwicklungschancen<br />

eröffnen.<br />

5.3 Entlastung bei Verhaltensproblemen<br />

im ersten Schuljahr<br />

Überblickt man die Probleme, die mit Inklusion einhergehen,<br />

so sind sich alle Beteiligten darüber einig,<br />

dass die größten Schwierigkeiten weder mit Aspekten<br />

eines speziellen Förderschwerpunktes noch mit der<br />

differenzierenden Didaktik einhergehen; vielmehr<br />

werden Verhaltensprobleme als größte Herausforderung<br />

erlebt. Verhaltesstörungen belasten Lehrkräfte in<br />

ihrem Alltag mehr als alles andere. Dabei beinhaltet<br />

der Anfangsunterricht die große Chance, im Bereich<br />

der emotional-sozialen Entwicklung präventiv zu<br />

arbeiten und die schon im ersten Schuljahr sich<br />

anbahnenden Verhaltensstörungen zu lindern. Es lohnt<br />

sich, der Verhaltensebene besondere Aufmerksamkeit<br />

zu schenken, weil mit der Verminderung von Störungen<br />

und Konflikten ein guter Boden für soziales und<br />

kognitives Lernen bereitet wird, der sowohl den<br />

Kindern, die wir als schwierig empfinden als auch allen<br />

anderen Kindern der Klasse und allen Erwachsenen<br />

zugute kommt. Lehrerinnen und Lehrer haben<br />

zahlreiche Rituale entwickelt, die helfen eine gute<br />

Ordnung in der Schule zu verwirklichen. In der<br />

Broschüre „Achtsamkeit und Anerkennung“ (Kahlert<br />

u.a. 2002) , die kostenlos bei der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung in Köln bestellt oder<br />

im Netz abgerufen werden kann, finden sich genaue<br />

Beschreibungen von einfach umsetzbaren Ritualen.<br />

Im Folgenden werden konkrete Anregungen<br />

gegeben, die helfen ein gutes soziales Miteinander zu<br />

ermöglichen und Verhaltensstörungen zu vermindern.<br />

1. Allgemeine Grundlagen:<br />

• Grundlage der Bewältigung von Störungen aller Art<br />

ist eine gemeinsame Schulordnung, die von der<br />

ganzen Schulgemeinde entwickelt wird und die für<br />

die verschiedenen pädagogischen Fachkräfte ebenso<br />

verbindlich ist, wie für die Kinder.<br />

• Eine weitere Grundlage bilden Klassenregeln,<br />

die den Schulanfängern und allen in einer Klasse<br />

tätigen pädagogischen Fachkräften eine gemeinsame<br />

Orientierung gibt.<br />

• Jedes Kind braucht an jedem Schultag positiven<br />

Kontakt zu Erwachsenen und anderen Kindern,<br />

darum sollten alle Kinder bewusst freundlich morgens<br />

begrüßt und nach Schulschluss verabschiedet<br />

werden.<br />

• In jeder Klasse sollten konstruktive Rituale gepflegt<br />

werden. Dazu gehören zum Beispiel „Die freundlichen<br />

10 Minuten“, in denen nur positive Rückmeldungen<br />

gegeben werden dürfen<br />

(siehe Kahlert 2002, S. 14).<br />

2. Umgang mit Kindern, die als schwierig<br />

empfunden werden:<br />

• Einige Kinder, deren Verhalten als lästig und störend<br />

empfunden wird, erfahren, ohne dass die Pädagogen<br />

das merken, oft ganze Schultage lang nur negative<br />

Reaktionen. Darum ist es zentral, dass wir bewusst<br />

dafür sorgen, dass diese Kinder besonders freundlich<br />

begrüßt und mit einem guten Wort verabschiedet<br />

werden.<br />

• Wenn solche Kinder einen kleinen Schritt zu einem<br />

besseren Verhalten machen, sollten sie sofort dafür<br />

anerkannt werden.<br />

• Wenn Kinder aggressiv mit anderen umgehen, sollte<br />

klar eingegriffen werden. Dazu gehört, dass auf die<br />

Regel verwiesen wird mit Worten die diesen Kindern<br />

einen positiven Ausweg eröffnen, zum Beispiel:<br />

„Denis, ich möchte nicht, dass du Klaus schlägst, das<br />

tut ihm weh. Du kannst ihm sagen, was du willst.“<br />

Vermieden werden sollten verallgemeinernde Zuschreibungen<br />

wie zum Beispiel „Immer schlägst du<br />

andere,“ oder „Nun machst du das schon wieder<br />

falsch,“ „Nun störst du schon wieder.“, weil sie dem<br />

Kind vermitteln, dass es im Grunde nicht anders kann.


• Die ganze Klasse sollte in die Lösung sozialer Probleme<br />

einbezogen werden. Im Gesprächskreis<br />

(Kahlert 2002, S. 15) können Kinder ihre Beschwerden<br />

mitteilen und sie können gemeinsam beraten,<br />

was zu tun ist. Z. B. „Was denkt ihr, wie Denis lernen<br />

kann, weniger zu schlagen“. Es ist wichtig Kinder,<br />

die Probleme mit anderen haben nicht mit einem<br />

„Wir petzen nicht.“ allein zulassen.<br />

3. Umgang mit Leistungsheterogenität<br />

Gerade für Kinder mit Verhaltensproblemen ist die<br />

Anerkennung ihrer Schulleistungen ein Schlüssel für<br />

Veränderungsprozesse. Alle beteiligten Pädagogen<br />

können daran mitwirken.<br />

Jedes Kind will am Schulanfang tüchtig sein und<br />

gelobt werden. Eine Möglichkeit auch Verhaltensproblemen<br />

vorzubeugen oder ihnen zu begegnen ist, auch die<br />

kleinen Ansätze der betroffenen Kinder, sich als gutes<br />

Schulkind zu erweisen, wahrzunehmen und anerkennend<br />

zu kommentieren.<br />

Zentral für das Lernklima im inklusiven Anfangsunterricht<br />

ist, dass die Kinder der heterogenen Lerngruppe<br />

lernen sich wechselseitig in ihrer Verschiedenheit zu<br />

respektieren. Dafür ist das Vorbild der Erwachsenen<br />

wegweisend. Erfahrungen zeigen, dass Kinder sehr gut<br />

in der Lage sind, kleine Fortschritte eines anderen<br />

Kindes als bedeutende Leistung zu würdigen und zum<br />

Beispiel spontan Beifall zu klatschen.<br />

4. Umgang mit Übergangsproblemen<br />

Alltägliche Erfahrungen und Forschungen haben<br />

gezeigt, dass es manche Kinder gibt, die den<br />

Übergang in die fremde Welt der Schule als sehr<br />

belastend erleben. Sie können ihre vertraute<br />

Umgebung mit den Personen, an die sie gebunden<br />

sind, nicht loslassen und haben Angst vor all dem<br />

Neuen, was auf sie zukommt. Für diese Kinder ist es<br />

hilfreich, wenn die neue Lehrerin sich besonders<br />

freundlich und tröstend um sie kümmert. Kleine<br />

Übergangsrituale helfen, die Angst und den<br />

Kooperation und Entlastung<br />

Kap. 5<br />

Trennungsschmerz zu überwinden. So hat es Anna,<br />

die auf einem Pferdehof zu Hause war, geholfen,<br />

dass die Lehrerin ein Hufeisen im Klassenzimmer<br />

aufge hängt hat.<br />

Für Lars, der seine Mutter nicht loslassen konnte,<br />

wurde die Trennung leichter, als die Lehrerin eine<br />

Sanduhr aufstellte und ihm versprach, dass seine<br />

Mutter bei ihm bleiben würde, bis die Sanduhr durchgelaufen<br />

sei. Individuell lassen sich für Kinder mit<br />

Trennungsängsten die jeweils wirksamen, liebevollen<br />

kleinen Rituale finden.<br />

5. Kollegiale Hilfe und Supervision<br />

Oft überfordern gerade Verhaltensprobleme die<br />

einzelne Lehrerin oder den einzelnen Lehrer.<br />

Beleidigende Worte und tätliche Angriffe kränken<br />

auch Erwachsene und führen oft zu dem Wunsch,<br />

ein Kind, das als untragbar empfunden wird, in eine<br />

an dere Einrichtung abzugeben. Das kollegiale Gespräch<br />

im Team und die Supervision bieten hier die<br />

Möglichkeit neue Perspektiven zu entwickeln und<br />

zu erkennen, aus welchen Nöten heraus aggressives<br />

Verhalten bei kleinen Kindern entsteht und wie man<br />

ihm wirksam und hilfreich begegnen kann.<br />

31


Kap. 6<br />

32<br />

Ausblick<br />

Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt: Das deutsche<br />

Schulwesen wird in kleinen Schritten nach und nach<br />

immer inklusiver. Die einzelnen Bundesländer beteiligen<br />

sich mit unterschiedlichen Maßnahmen an diesem<br />

Prozess. Mit der vorliegenden Broschüre werden<br />

zahlreiche Anregungen für die inklusive Arbeit im<br />

Anfangsunterricht gegeben, die sich auf verschiedene<br />

Systemebenen pädagogischen Handelns beziehen.<br />

Dabei steht die für den Schriftspracherwerb grundlegende<br />

Arbeit mit der Fibel im Mittelpunkt.<br />

Alle diese Vorschläge beruhen aber darauf, dass das<br />

Inklusionsmodell nicht als Sparmodell missbraucht wird.<br />

Obwohl Inklusion durch die stärkere Einbindung<br />

förderpädagogischer Ressourcen in die Grundschule<br />

Synergien erzeugt und vieles erleichtert, hängt der<br />

Erfolg von Inklusion auch von bestimmten Rahmenbedingungen<br />

ab. Inklusive Pädagogik braucht eine gute<br />

Ausstattung der Grundschule mit Materialien und<br />

Medien, die Fortbildung der beteiligten pädagogischen<br />

Fachkräfte sowie eine ausreichende Personalversorgung<br />

mit Angehörigen der verschiedenen pädagogischen<br />

Berufe.


Babbe, Karin (Hrsg.) (2009): Wind unter Flügeln.<br />

Ein Theaterbuch für Kindergarten, Grundschule<br />

und Hort. Weimar/Berlin.<br />

Brügelmann, H. (1995): “Röntgen-Aufnahmen“<br />

vom Schriftspracherwerb. In: Brügelmann, H.;<br />

Balhorn, H. (Hrsg.): Schriftwelten im Klassenzimmer:<br />

Faude: Konstanz: 38 – 41.<br />

Dehn, M. (2007): Kinder & Lesen und Schreiben.<br />

Was Erwachsene wissen sollten. Kallmeyer/Klett,<br />

Seelze-Velber.<br />

Dehn, M. (2008): Literacy und Lernvoraussetzungen<br />

am Schulanfang. Die Grundschulzeitschrift<br />

215/216I2008: 28 – 33.<br />

Dlugosch, Andrea (2006): „So hab’ ich das noch<br />

nie gesehen…“ Kollegiale Fallberatung auf der<br />

Grundlage der Themenzentrierten Interaktion.<br />

Friedrich Jahresheft 2006 – Diagnostizieren und<br />

Fördern. S. 128 – 131.<br />

Downing, J., Valtin, R. (Hrsg.) (1984): Language awareness<br />

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Füssenich, I.; Geisel, C. (2008): Literacy im<br />

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Ernst Reinhard <strong>Verlag</strong>: München.<br />

Füssenich, I.; Löffler, C. (2008): Schriftspracherwerb.<br />

Einschulung, erstes und zweites Schuljahr.<br />

Ernst Reinhard <strong>Verlag</strong>: München.<br />

Geiling, U.; Krause, T. (2004): Erprobung von Lernstandsanalysen<br />

im Anfangsunterricht an 9 Schulen im<br />

Land Brandenburg. Halle (Saale).<br />

Geiling, U.; Luntz, E.; Urbainsky, A. (2005):<br />

Lernstandsanalysen im Anfangsunterricht, Schulamtsbezirk<br />

Wünsdorf (Brandenburg). Halle (Saale).<br />

Helbig, P.; Kirschhock, E.-M.; Martschinke, S.;<br />

Kummer, U. (2005): Schriftspracherwerb im entwicklungsorientierten<br />

Unterricht. Lernwege bereiten<br />

und begleiten. Bad Heilbrunn.<br />

Hinz, A., Körner, I. & Niehoff, U. (Hrsg.) (2010):<br />

Auf dem Weg zur Schule für alle. Barrieren<br />

überwinden – inklusive Pädagogik entwickeln.<br />

Marburg: Lebenshilfe<br />

Literatur<br />

Kap. 7<br />

Hüttis-Graff, P. (2008): Beobachtungsinstrumente<br />

für den Schulanfang auswählen. Lese- und Schreiberfahrungen<br />

der Kinder erkennen. In: Die Grundschulzeitschrift<br />

215.216/2008: 72 – 77.<br />

Kahlert, J. u.a. (2002): Achtsamkeit und Anerkennung.<br />

Materialien zur Förderung des Sozialverhaltens in<br />

der Grundschule. Köln. Kostenlos zu bestellen bei der<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln.<br />

Kostenlos im Internet herunterzuladen unter:<br />

http://www.unfallkasse-nrw.de/fileadmin/server/<br />

download/Sonderschriften/S_04-Achtsamkeit_und_<br />

Anerkennung.pdf (24. 06. 2011)<br />

Kammermeyer, G. (2008): Mit Kindern Schriftsprache<br />

entdecken. Entwicklung, Diagnose und Förderung<br />

(schrift-)sprachlicher Fähigkeiten in Kindertagesstätte<br />

und Anfangsunterricht. In: Stiftung Bildungspakt<br />

Bayern (Hrsg.). Das KIDZ – Handbuch. Köln: 204 – 243.<br />

Kammermeyer, G.; Molitor, M. (2005): Literacy<br />

Center – ein Konzept zur frühen Lese- und Schreibförderung<br />

in Theorie und Praxis. In: Roux, S. (Hrsg.):<br />

PISA und die Folgen: Sprache und Sprachförderung im<br />

Kindergarten. Landau: 130 – 142.<br />

Kirschhock, E.M. (2004): Entwicklung schriftsprachlicher<br />

Kompetenzen im Anfangsunterricht. Klinkhardt,<br />

Bad Heilbrunn.<br />

KMK (2004): Bildungsstandards im Fach Deutsch<br />

für den Mittleren Schulabschluss. Beschluss vom<br />

04. 12. 2003. Luchterhand: München.<br />

KMK (2005): Bildungsstandards im Fach Deutsch für<br />

den Primarbereich. Beschluss vom 15. 10. 2004.<br />

Luchterhand: München. 152<br />

33


Kap. 7<br />

34<br />

Literatur<br />

Krämer-Kilic, I. (2009): Zwei Pädagogen unterrichten<br />

gemeinsam (Teamteaching) – Aspekte zur Umsetzung<br />

im gemeinsamen Unterricht (Inklusion). In: bidok.uibk.<br />

ac.at/library/kraemerkilic-teamteaching.html<br />

(zuletzt geprüft: 24. 06. 2011)<br />

Kuhl, P. (ISQ Hrsg.) (2008): Evaluation der Akzeptanz<br />

und Praktikabilität des Instrumentes „ILeA 1” in<br />

Brandenburg. Berlin.<br />

Largo, R. (2005): Kinderjahre. Die Individualität des<br />

Kindes als erzieherische Herausforderung.<br />

10. Auflage. München.<br />

Liebers, K. (2010): Ansatzpunkte für einen anschlussfähige<br />

pädagogische Diagnostik an der Schnittstelle<br />

Kita- Grundschule. In: Arnold, K.-H., Hauenschild, K.;<br />

Schmidt, B.; Ziegenmeyer, B. (Hrsg.): Zwischen Fachdidaktik<br />

und Stufendidaktik. Perspektiven für die<br />

Grundschulpädagogik. VS-<strong>Verlag</strong> Wiesbaden: 55 – 58.<br />

Liebers, K. (2011): Schriftsprachspezifische Lernvorausssetzungen<br />

von Schulanfängerinnen und Schulanfängern.<br />

Ergebnisse einer Erhebung im Land<br />

Brandenburg. Ludwigsfelde.<br />

Lonigan, C.R.; Burgess, S.R.; Anthony, J.L. (2000):<br />

Development of Emergent Literacy and Early Reading<br />

Skills in Preschool Children: evidence From a<br />

Latent-Variable Longitudinal Study. Developmental<br />

Psychology (36/5): 596 – 613.<br />

Martschinke, S.; Kammermeyer, G. (2003):<br />

Jedes Kind ist anders. Jede Klasse ist anders.<br />

Ergebnisse aus dem KILIA-Projekt zur Heterogenität<br />

im Anfangsunterricht. ZfE 6 (2): 257 – 275.<br />

Martschinke, S.; Kammermeyer, G.; Frank, A.;<br />

Mahrhofer, C. (2002): Heterogenität im Anfangsunterricht<br />

– Welche Voraussetzungen bringen Schulanfänger<br />

mit und wie gehen Lehrerinnen damit um?<br />

Berichte aus dem Institut für Grundschulforschung<br />

Nr. 101, Erlangen.<br />

Martschinke, S.; Kirschhock, E.-M.; Frank, A. (2001):<br />

Rundgang durch Hörhausen. Erhebungsverfahren zur<br />

phonologischen Bewusstheit. Diagnose und Förderung<br />

im Schriftspracherwerb, Auer: Donauwörth.<br />

Marx, H. (1997): Erwerb des Lesens und Schreibens.<br />

Literaturüberblick. In: Weinert, F.E.; Helmke, A. (Hrsg.):<br />

Entwicklung im Grundschulalter. PVU, Weinheim:<br />

85 – 111.<br />

MBJS (Hrsg.)(2004): Rahmenplan Grundschule<br />

Deutsch. adiant Druck. Roggentin.<br />

MBJS (Hrsg.)(2006): Umgang mit Differenz.<br />

Entwicklungsbedarfe erkennen – Möglichkeiten<br />

fördern. <strong>Verlag</strong> Das Netz: Weimar.<br />

MBJS (Hrsg.)(2009): Gemeinsamer Orientierungsrahmen<br />

für die Bildung in Kindertagesbetreuung und<br />

Grundschule. verlag Das Netz: Weimar.<br />

Nickel, S. (2005): Beobachtung kindlicher Literacy-<br />

Erfahrungen im Übergang vom Kindergarten und<br />

Schule.<br />

Prengel, A. (2006/2007/2008/2009/2010):<br />

ILeA. Individuelle Lernstandsanalysen in der Grundschule.<br />

Ein Beobachtungsheft zur psychosozialen<br />

Gesamtsituation. Landesinstitut für Schule und<br />

Medien Brandenburg. Potsdam und Ludwigsfelde,<br />

auch als Download des LISUM im Internet unter<br />

http://www.bildungsserver.berlin-brandenburg.de/<br />

ilea1.html, (zuletzt geprüft am 13. 03. 2010).<br />

Prengel, A.: Anerkennung als Kategorie pädagogischen<br />

Handelns. Theorie und Vision einer anderen Schulkultur.<br />

In: Pädagogik: Respekt und Anerkennung. 60. Jahrgang,<br />

Heft 2 / Februar 2008, S. 33 – 35<br />

Prengel, A.: Heterogenität versus Lehrplan? – Perspektiven<br />

der Grundschul- und Kindheitsforschung.<br />

In: Knauf, Anne / Liebers, Katrin / Prengel, Annedore<br />

(Hrsg.) Länderübergreifende Curricula für die Grundschule?<br />

Klinkhardt: Bad Heilbrunn, S. 81 – 92<br />

Prengel, A.; Geiling, U.; Liebers, K. (2009): Individuelle<br />

Lernentwicklungsanalyse im Übergang – ein verbindendes<br />

Instrument zwischen frühpädagogischer Bildungsdokumentation<br />

und Lernstandsanalysen im Anfangsunterricht.<br />

Projektantrag an das BMBF.


Prengel, A.; Liebers, K. (Hrsg.) (2005): Sieben diagnostisch-pädagogische<br />

Verfahren für den Schulanfang.<br />

Ein Reader zum Leitfaden „ILeA 1 – Individuelle<br />

Lernstandsanalysen in den ersten sechs Schulwochen<br />

und darüber hinaus“. Potsdam und Ludwigsfelde, als<br />

Download des LISUM im Internet unter:<br />

http://www.bildungsserver.berlin-brandenburg.de/<br />

ilea1.html, (zuletzt geprüft am 13. 03. 2010). 153<br />

Prengel, A.; Liebers,K. u. a. (2006/2007/2008/<br />

2009/2010): ILeA 1. Individuelle Lernstandsanalysen<br />

1. Lehrerheft 1. Landesinstitut für Schule und Medien<br />

Brandenburg. Potsdam und Ludwigsfelde, auch als<br />

Download des LISUM im Internet unter:<br />

http://www.bildungsserver.berlin-brandenburg.de/<br />

ilea1.html, (zuletzt geprüft am 13. 03. 2010).<br />

Prengel, A.: Schröder, U. (2005): Lernpässe für die<br />

Selbstevaluation der Kinder. In: Prengel, Annedore;<br />

Liebers, Karin (Hrsg.): Sieben diagnostisch-pädagogische<br />

Verfahren für den Schulanfang. Ein Reader zum<br />

Leitfaden „ILeA 1 – Individuelle Lernstandsanalysen in<br />

den ersten sechs Schulwochen und darüber hinaus“.<br />

Potsdam und Ludwigsfelde.<br />

http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/readerzurlernstandsanalyse.html,(zuletzt<br />

geprüft am 21. 07. 2011)<br />

Prengel, A.; Riegler, S.; Wannack, E. (2009):<br />

„Formative Assessment” als Re-Impuls für pädagogischdidaktisches<br />

Handeln, in: Röhner, C. u. a. (Hrsg.):<br />

Europäisierung der Bildung – Konsequenzen und<br />

Herausforderungen für die Grundschulpädagogik.<br />

Jahrbuch Grundschulforschung Band 13, Wiesbaden:<br />

253 – 257.<br />

Reiser, H. (1998): Sonderpädagogik als Service-Leistung?<br />

In: Zeitschrift für Heilpädagogik, 49 (1998),<br />

S. 46 – 54.<br />

Sander, A. (2001): Von der integrativen zur<br />

inklusiven Bildung. Internationaler Stand und Konsequenzen<br />

für die sonderpädagogische Förderung in<br />

Deutschland. In: Hausotter, Annette et al. (Hrsg.):<br />

Perspektiven Sonderpädagogischer Förderung in<br />

Deutschland. Middelfart (DK), European Agency etc.<br />

Literatur<br />

2002, S. 143 – 164. Wiederveröffentlichung:<br />

Kap. 7<br />

http://bidok.uibk.ac.at/library/sander-inklusion.html<br />

(01. 08. 2009).<br />

Sassenroth, M. (2002): Schriftspracherwerb. Entwicklungsverlauf,<br />

Diagnostik und Förderung. Haupt: Bern.<br />

Scheerer-Neumann, G.; Ritter, C. (2005):<br />

Phonologische Bewusstheit. In: Prengel, A.; Liebers, K.<br />

(Hrsg.): Sieben diagnostisch-pädagogische Verfahren f<br />

ür den Schulanfang. Ein Reader zum Leitfaden<br />

„ILeA 1 – Individuelle Lernstandsanalysen in den<br />

ersten sechs Schulwochen und darüber hinaus“.<br />

Potsdam und Ludwigsfelde, als Download des LISUM<br />

im Internet unter http://www.bildungsserver.berlinbrandenburg.<br />

de/ilea1.html, (zuletzt geprüft am 13. 03. 2010)<br />

Scheerer-Neumann, G.; Schnitzler, C.; Ritter, C.<br />

(2009): ILeA-Lehrerheft Schreiben 2, LISUM<br />

(Hrsg.).Ludwigsfelde.<br />

Schneider, W. (2004): Frühe Entwicklung und Lesekompetenz:<br />

Zur Relevanz vorschulischer Sprachkompetenzen.<br />

In: Schiefele, U.; Artelt, C.; Schneider, W.;<br />

Stanat, P. (Hrsg.): Entwicklung, Struktur und Förderung<br />

von Lesekompetenz: Vertiefende Analysen im Rahmen<br />

von PISA 2000. Wiesbaden: 13 – 36<br />

Schneider, W.; Roth, E.; Küspert, P.; Ennemoser, M.<br />

(1998): Kurz- und langfristig Effekte eines Trainings der<br />

sprachlichen (phonologischen) Bewusstheit bei unterschiedlichen<br />

Leistungsgruppen. Befunde einer Sekundäranalyse.<br />

Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und<br />

Pädagogische Psychologie 30: 26 – 39.<br />

Schnell, I. (2009): Nationale und internationale Erklärungen<br />

zum gemeinsamen Lernen. Hannover. http://<br />

www.gew-nds.de/sos/html/erklarungen.html<br />

(07. 10. 2009).<br />

Schöler, J. (1997): Leitfaden zur Kooperation von<br />

Lehrerinnen und Lehrern – nicht nur in Integrationsklassen,<br />

Heinsberg<br />

Stähling, R. (2006): „Du gehörst zu uns“ Inklusive<br />

Grundschule. Ein Praxisbuch für den Umbau der<br />

Grundschule. Hohengehren.<br />

35


Kap. 7<br />

36<br />

Literatur<br />

Teale, W. H.; Sulzby, E. (1989): Emergent literacy:<br />

New Perspectives. In: Strickland, D. S.; Morrow,<br />

L. M. (Eds.): Emergent Literacy: Young children learn to<br />

read and write. Newark: 1 – 15<br />

Tietze, W.; Rossbach, H.-G.; Grenner, K. (2005):<br />

Kinder von 4 bis 8 Jahren. Zur Qualität der Erziehungsund<br />

Bildungsinstitutionen Kindergarten, Grundschule<br />

und Familie. Weinheim<br />

Thoma, P. / Rehle, C. (Hrsg) (2009): Inklusive Schule.<br />

Leben und Lernen mittendrin. Bad Heinbrunn<br />

Topsch, W. (2005): Grundkompetenz Schriftspracherwerb.<br />

Beltz: Weinheim.<br />

Vereinte Nationen – UN (1989): Übereinkommen<br />

über die Rechte der Kinder. Die UN Kinderrechtskonventionen.http://www.unicef.de/fileadmin/content_media/Aktionen/Kinderrechte18/UN-Kinderrechtskonvention.pdf<br />

(10. 08. 2009).<br />

Vereinte Nationen – UN (2006): Übereinkommen<br />

über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.<br />

http://files.institut-fuer-menschenrechte.de/437/<br />

Behindertenrechtskonvention.pdf (10. 08. 2009)<br />

Wernstedt, R. / John-Ohnsorg, M. (Hrsg.) (2010):<br />

Inklusive Bildung. Die UN-Konvention und ihre Folgen.<br />

Friedrich Ebert Stiftung Netzwerk Bildung Berlin. http://<br />

library.fes.de/pdf-files/studienfoerderung/07621.pdf<br />

(24. 06. 2011)<br />

Whithead, M. (2004): Sprachliche Bildung und Schriftsprachkompetenz<br />

(literacy) in der frühen Kindheit.<br />

In: Fthenakis, W. E.; Oberhuemer, P. (Hrsg.): Frühpädagogik<br />

international. Bildungsqualität im Blickpunkt.<br />

Wiesbaden: 295 – 311.<br />

Wocken, H. (1988): Kooperation von Pädagogen in<br />

integrativen Grundschulen. In: Wocken, H. /Antor, G. /<br />

Hinz, A. (Hrsg.): Integrationsklassen in Hamburger<br />

Grundschulen. Bilanz eines Modellversuchs. Hamburg<br />

Wocken, H. (1996): Zur Aufgabe von Sonderpädagogen<br />

in integrativen Klassen. In: Behindertenpädagogik<br />

35, S. 372 – 376<br />

Wocken, H. (1998): Gemeinsame Lernsituationen.<br />

Eine Skizze zur Theorie des gemeinsamen Unterrichts.<br />

In: Hildeschmidt, A./Schnell, I. (Hrsg): Integrationspädagogik.<br />

Weinheim.<br />

Wygotski, L. (1934/1964):<br />

Denken und Sprechen. Berlin.


Kap. 8<br />

Tabelle 1<br />

Klassenübersicht zur Lernstandsanalyse im Bereich Schriftspracherwerb, Klasse:<br />

Diese Tabelle ermöglicht eine grobe Übersicht zu heterogenen Leistungsständen einer Klasse.<br />

Anleitung: In die erste Spalte die Namen eintragen. In die folgenden Spalten das Datum eintragen, an dem Sie beobachten,<br />

dass das Kind diese Stufe erreicht.<br />

Namen 1 2 3 4 5 6<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

8.<br />

9.<br />

10.<br />

11.<br />

12.<br />

13.<br />

14.<br />

15.<br />

16.<br />

17.<br />

18.<br />

19.<br />

20.<br />

21.<br />

22.<br />

23.<br />

24.<br />

25.<br />

26.<br />

27.<br />

28.<br />

basale Stufe präliterale<br />

Stufe<br />

logografemische<br />

Stufe<br />

beginnende<br />

alph. Stufe<br />

entfaltete<br />

alph. Stufe<br />

orthograph.<br />

Stufe<br />

37


Kap. 8 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

<strong>Anhang</strong> mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />

Tabelle 2<br />

Feinanalyse zu einzelnen Kindern<br />

Stufen und Ergebnisse<br />

Name ___________________________________________<br />

Basale Strategien<br />

richtet Blickkontakt auf Personen/Gegenstände<br />

Datum:<br />

verwendet Gesten und Mimik<br />

Datum:<br />

Präliterale Strategien<br />

deutet Zeichen, Symbole in<br />

der Umgebung<br />

Datum:<br />

schaut sich Bilderbuch an<br />

Datum:<br />

erzeugt bedeutungstragende<br />

Spuren<br />

Datum:<br />

Logografemische Strategie<br />

hält Buch richtig und blättert<br />

Seite für Seite<br />

Datum:<br />

benennt einzelne Buchstabennamen<br />

Datum:<br />

schreibt einzelne Buchstaben<br />

aus dem Kopf<br />

Datum:<br />

38<br />

„liest“ Situationen, Gesten,<br />

Mimik<br />

Datum:<br />

erzeugt Spuren<br />

Datum:<br />

hört Geschichten zu<br />

Datum:<br />

tut, als ob es liest<br />

Datum:<br />

tut, als ob es schreibt<br />

Datum:<br />

liest seinen Namen als Ganzwort<br />

Datum:<br />

bildet Reime<br />

Datum:<br />

schreibt einzelne Wörter aus<br />

dem Kopf<br />

Datum:<br />

Beginnende alphabetische Strategie<br />

ordnet Buchstaben Laute zu erliest lautgetreue Wörter<br />

buchstabenweise<br />

Datum:<br />

Datum:<br />

ordnet Lauten Buchstaben zu schreibt Wörter mit verfügbaren<br />

Buchstaben<br />

Datum:<br />

Datum::<br />

Entfaltete alphabetische Strategie<br />

hantiert unspezifisch mit<br />

Büchern<br />

Datum:<br />

deutet Bilder im Buch<br />

Datum:<br />

spricht in Erzählsprache<br />

Datum:<br />

erzeugt buchstabenähnliche<br />

Zeichen/Symbole<br />

Datum:<br />

„liest“ Ganzworte mit markanten<br />

Buchstaben<br />

Datum:<br />

klatscht/malt Silbenbögen<br />

Datum:<br />

schreibt seinen Namen als<br />

Ganzwort<br />

Datum:<br />

hört (Anfangs-) Laute aus<br />

Wörtern heraus<br />

Datum:<br />

zerlegt Wörter in einzelne<br />

Laute<br />

Datum:<br />

erliest längere Wörter erliest komplexe Wörter verfügt über automatisierte<br />

gedehnt<br />

Wörter<br />

Datum:<br />

Datum:<br />

Datum:<br />

schreibt alle gehörten Laute schreibt komplexe Worte verfügt über Lernwörter/erste<br />

in lauttreuen Worten<br />

weitgehend vollständig Einsichten Morphemkonstanz<br />

Datum:<br />

Datum:<br />

Datum:<br />

verfügt über Lernwörter/ erste Einsichten Morphemkonstanz Datum:<br />

erliest komplexere Wörter<br />

Datum:<br />

nutzt Einsichten in orthografische<br />

Strukturen<br />

Datum:<br />

erkennt häufige Wörter/ Wortteile<br />

sicher, flüssig<br />

Datum:<br />

nutzt Strategien zur Fehler<br />

vermeidung<br />

Datum:<br />

betont beim Lesen<br />

Datum:<br />

Bemerkungen


Tabelle 3<br />

Lernpässe 2 für die Hand der Kinder<br />

Lesepass:<br />

Name:<br />

Klasse:<br />

Lehrer/in:<br />

Ich kann Bedeutungen von Situationen, Gesten etc. deuten:<br />

Ich kann Spuren erzeugen und wahrnehmen:<br />

Ich kann Bilderbücher anschauen:<br />

Ich kann Bilderbücher kommentieren:<br />

Ich kann in Bilderbüchern Bilder und Text unterscheiden:<br />

Ich kann Laute in Wörtern hören:<br />

Den ersten Laut<br />

Einzelne Laute im<br />

Wort<br />

Den letzten Laut<br />

2 Die Lernpässe für die Hand der Kinder beruhen weitgehend auf ILEA I<br />

<strong>Anhang</strong><br />

Kap. 8<br />

39


Kap. 8 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

<strong>Anhang</strong> mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />

Ich kann folgende Logos lesen:<br />

Ich kann meinen Namen lesen:<br />

Ich kann meinen Namen schreiben:<br />

Ich kann Buchstaben lesen (bitte Datum eintragen):<br />

Einige<br />

Viele<br />

Die meisten<br />

Alle<br />

Ich kann Buchstaben im Wort lesen:<br />

Den ersten<br />

Buchstaben<br />

Einzelne Buchstaben<br />

im Wort<br />

Den letzten<br />

Buchstaben<br />

40


Ich kann ein Wort lesen:<br />

Wenn ein Bild<br />

daneben ist<br />

Wenn es mir<br />

wichtig ist<br />

Wenn es kurz<br />

ist<br />

Ich kann Wörter lesen:<br />

<strong>Anhang</strong><br />

manchmal meistens immer<br />

Ich kann kurze Sätze lesen:<br />

Ich kann kleine Geschichten lesen:<br />

Kap. 8<br />

41


Kap. 8 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

<strong>Anhang</strong> mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />

Was ich noch lesen kann:<br />

Ich kann Buchstaben schreiben / abschreiben:<br />

Einige Buchstaben<br />

Die meisten<br />

Buchstaben<br />

Alle Buchstaben<br />

42<br />

Druckschrift Schreibschrift


Ich kann diese Buchstaben nach Diktat schreiben:<br />

<strong>Anhang</strong><br />

Kap. 8<br />

A B C D E F G H I J K L M N O<br />

P Q R S T U V W X Y Z Ä Ö Ü<br />

a b c d e f g h i j k l m n o<br />

p q r s t u v w x y z ä ö ü ß<br />

Ich kann von einem Wort schreiben, was ich höre:<br />

Den ersten<br />

Buchstaben<br />

Einzelne<br />

Buchstaben<br />

im Wort<br />

Den letzten<br />

Buchstaben<br />

Alle Laute,<br />

die ich höre<br />

Ich kann schreiben, wie ich höre:<br />

Sätze<br />

Briefe<br />

Geschichten<br />

43


Kap. 8 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

<strong>Anhang</strong> mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />

Diese Wörter kann ich schon schreiben:<br />

Meinen Namen<br />

Andere Namen<br />

Was ich noch schreiben kann:<br />

44


Ich kann kann diese Regel beim Schreiben anwenden:<br />

<strong>Anhang</strong><br />

Regel manchmal meistens immer<br />

Am Satzanfang<br />

groß schreiben<br />

Am Satzende ein<br />

Satzzeichen setzen<br />

Kap. 8<br />

45


Kap. 8 Pädagogische Angebote zu den Stufen des Schriftspracherwerbs<br />

<strong>Anhang</strong> mit „Meine Fibel“ und weiteren Ergänzungsmaterialien<br />

Kinderbücher zum Thema „Verschieden und doch gleich“<br />

Kathryn Cave und Chris Riddell:<br />

Irgendwie anders.<br />

Oetinger <strong>Verlag</strong>, Hamburg 1997<br />

Mira Lobe und Susi Weigel:<br />

Das kleine ICH-BIN-ICH.<br />

Jungbrunnen <strong>Verlag</strong> Wien 1972<br />

Martin Baltscheit:<br />

Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte.<br />

Bajazzo <strong>Verlag</strong> Zürich 2003<br />

Hanna Johansen und Käthi Bhend:<br />

Die Geschichte von der kleinen Gans, die nicht schnell genug war.<br />

Deutscher Taschenbuchverlag München 2002<br />

Katja Reider und Angela von Roehl:<br />

Wahre Wolkenwunder.<br />

Patmos <strong>Verlag</strong> Ostfildern 1996<br />

Barbara Jung und Klaus Hübner:<br />

Anders ist auch schön.<br />

Carlsen <strong>Verlag</strong> Hamburg 2004<br />

Eva Maria Kohl und Erdmut Oelschlaeger:<br />

Ein Haus zieht aus.<br />

Der Kinderbuchverlag Kinderbuchverlag Berlin 1992<br />

Barbara Ortelli:<br />

Ein Haus für den Bären.<br />

Minedition Bargteheide 2011<br />

Elisabeth Shaw:<br />

Schildkröte hat Geburtstag.<br />

Der Kinderbuchverlag Berlin 2007<br />

46


Vielfältig lesen und schreiben lernen –<br />

Anregungen für die inklusive Praxis<br />

auf der Basis von „Meine Fibel“


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