Strategie 2010 Positive Signale - FWF
Strategie 2010 Positive Signale - FWF
Strategie 2010 Positive Signale - FWF
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Foto: Europäisches Forum Alpbach 2004<br />
Das Informationsmagazin des Wissenschaftsfonds<br />
<strong>Strategie</strong> <strong>2010</strong><br />
<strong>Positive</strong> <strong>Signale</strong><br />
Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung<br />
(RFT) hat sein <strong>Strategie</strong>papier <strong>2010</strong> bei den diesjährigen<br />
Alpbacher Technologiegesprächen präsentiert. Der <strong>FWF</strong><br />
nimmt die Einladung zur Diskussion gerne an. Lesen Sie<br />
hier Auszüge aus seiner Stellungnahme.<br />
Der Ort war wohl überlegt; der Zeitpunkt<br />
folglich festgelegt. Im Tiroler Bergdorf<br />
Alpbach -– während der diesjährigen Technologiegespräche<br />
vom 25. bis zum 27.<br />
August 2005 – wurde das Folgedokument<br />
zum Nationalen Forschungs- und Innovationsplan<br />
2002 (kurz NAFIP) präsentiert, die<br />
<strong>Strategie</strong> <strong>2010</strong> des RFT. Die Inhalte bieten<br />
für den <strong>FWF</strong> und damit für die wissenschaftliche<br />
Spitzenforschung in Österreich<br />
ermutigende <strong>Signale</strong>.<br />
Leitgedanken der <strong>Strategie</strong> <strong>2010</strong><br />
Den Leitgedanken des Positionspapiers<br />
ist aus Sicht des <strong>FWF</strong> voll inhaltlich zuzustimmen.<br />
Die Stärkung der Wissenschaft<br />
in Österreich durch Förderung von Exzellenz<br />
und Internationalisierung, der Ausbau<br />
von Humanressourcen (einschließlich der<br />
Förderung von internationaler Mobilität)<br />
und Chancengleichheit, besonders für<br />
Frauen, und der effiziente Einsatz anvertrauter<br />
Mittel, sind bewährte Eckpfeiler<br />
der Fördertätigkeit und des Selbstverständnisses<br />
des <strong>FWF</strong>. Die zentrale Forderung<br />
des RFT, die Erreichung des Barcelona-Zieles<br />
der EU mit einer Förderquote<br />
von 3 % des BIP bis <strong>2010</strong> konsequent zu<br />
verfolgen, unterstützt der <strong>FWF</strong> mit allem<br />
Nachdruck. Es ist darauf hinzuweisen,<br />
dass nur eine bedeutende und nachhaltige<br />
Finanzierung der wissenschaftlichen For- ><br />
INFOwww.fwf.ac.at<br />
INFO<br />
COVERTHEMA<br />
Das Tiroler Bergdorf Alpbach bot den<br />
perfekten Rahmen für die Präsentation<br />
des RFT-<strong>Strategie</strong>papiers.<br />
Nr. 54_09/2005<br />
INHALT<br />
<strong>Strategie</strong> <strong>2010</strong><br />
Ermutigende <strong>Signale</strong> für die<br />
wissenschaftliche Forschung Seiten 1–3<br />
LEITARTIKEL<br />
Der schnöde Mammon<br />
Von Christoph Kratky Seite 3<br />
SPECIAL<br />
Freude am Fahren<br />
20 Jahre Schrödinger-Stipendien Seiten 4–8<br />
Firnberg-Programm 2005<br />
Vorstellung der Forscherinnen Seiten 9–11<br />
THEMA<br />
Pionierin Elise Richter<br />
Neues Senior-Postdoc-Programm fördert<br />
Frauenkarrieren in der Wissenschaft Seite 12–13<br />
SERIE „FRAU IN DER WISSENSCHAFT“<br />
Gudrun Höck<br />
Im Gespräch mit der Paläontologin Seiten 14–15<br />
NEWS<br />
Lange Nacht der Forschung<br />
Die Scientific Community stellt sich vor Seite 16<br />
Personalia Seite 16
COVERTHEMA<br />
2<br />
><br />
In Zukunft sollen neben den projektspezifischen Kosten auch Kosten für Forschungsinfrastruktur vom <strong>FWF</strong> abgegolten werden. Stichwort Overheads.<br />
schung die erforderliche Basis für die Erreichung<br />
dieses politischen Ziels sicherstellt.<br />
Die Universitäten unter Druck, 9 % plus<br />
beim <strong>FWF</strong> pro Jahr als Entlastung<br />
Der Analyse des RFT, dass die Reform der<br />
Universitäten zu einer finanziellen Schwächung<br />
der Schlüsselinstitutionen des österreichischen<br />
Nationalen Innovationssystems<br />
(NIS) geführt hat, ist aus Sicht des<br />
<strong>FWF</strong> zuzustimmen. Es besteht großer zusätzlicher<br />
Finanzierungsbedarf, und der<br />
<strong>FWF</strong> schließt sich der Zielsetzung an, hier<br />
rasch und effizient gegenzusteuern. Der<br />
<strong>FWF</strong> unterstreicht allerdings, dass diese<br />
zusätzlichen Mittel im Wege eines offenen,<br />
transparenten Wettbewerbs den Universitäten<br />
zugeführt werden sollen und<br />
zwar abhängig von der Qualität der wissenschaftlichen<br />
Forschungsleistung und<br />
zur Unterstützung von Schwerpunktbildungen<br />
im Exzellenzbereich.<br />
In diesem Zusammenhang sieht der <strong>FWF</strong><br />
die klare Unterstützung des RFT für eine<br />
jährliche Steigerung des <strong>FWF</strong>-Budgets<br />
von 9 % pro Jahr bis <strong>2010</strong> und die Empfehlung,<br />
dem <strong>FWF</strong> die Möglichkeit zu eröffnen,<br />
Projekt-Overheadkosten zu finanzieren,<br />
äußerst positiv. Auf Basis dieser<br />
beiden Empfehlungen kann der <strong>FWF</strong> einerseits<br />
eine mittelfristige, fundierte Budgetplanung<br />
durchführen und andererseits<br />
die internationale Konkurrenzfähigkeit sowie<br />
die Nachhaltigkeit seiner Fördertätigkeit<br />
signifikant erhöhen.<br />
Im Jahr 2004 flossen rund 83 % der <strong>FWF</strong>-<br />
Förderungen an die Universitäten. Somit<br />
ist jede budgetäre Besserstellung des <strong>FWF</strong><br />
eine Chance, die Spitzenforschung an Ös-<br />
terreichs Universitäten zu stärken und mit<br />
der Dotierung von Overheads wird es gelingen,<br />
die Profil- und Schwerpunktbildung<br />
an den Hochschulen, aber auch an bestehenden<br />
Spitzenforschungsstätten außerhalb<br />
des Universitätssektors zu forcieren.<br />
Overheads – ein Marktsignal für<br />
Spitzenforschung<br />
Der RFT empfiehlt erstmals, dass der<br />
<strong>FWF</strong> in die Lage versetzt werden soll, für<br />
seine Förderungen Geldmittel für die Abgeltung<br />
so genannter Overheads bereitzustellen.<br />
Unter Overheads sind jene Kosten<br />
zu verstehen, die Forschungsinstitutionen<br />
erwachsen, wenn sie für Forschungsprojekte<br />
benötigte Infrastruktur<br />
zur Verfügung stellen. Die Abgeltung von<br />
Overheads soll als Anreiz, als positives<br />
Marktsignal an die Führung von For-<br />
schungsinstitutionen, wirken. Spitzenforschung<br />
macht die Institutionen – gleichgültig<br />
ob Universitäten oder außeruniversitäre<br />
Forschungseinrichtungen – stärker.<br />
Overheads führen dazu, Stärkefelder in<br />
Institutionen der wissenschaftlichen Forschung<br />
– nun auch gleichsam in barer<br />
Münze – zu erkennen und zu fördern. Die<br />
Einwerbung von Drittmitteln, wie sie der<br />
<strong>FWF</strong> den wissenschaftlichen Zentren des<br />
Landes zur Verfügung stellt, kann so endgültig<br />
zum positiven Marktsignal für exzellente<br />
wissenschaftliche Forschung aufgewertet<br />
werden. So wird es zum Beispiel<br />
für jede Universität zur unabdingbaren<br />
Notwendigkeit, WissenschafterInnen in<br />
ihren Reihen zu haben, die aufgrund ihrer<br />
wissenschaftlichen Arbeitsqualität in der<br />
Lage sind, <strong>FWF</strong>-Förderungen zu lukrieren,<br />
INFO<br />
um im Wettbewerb um die besten Köpfe<br />
zu bestehen. Eine gesunde finanzielle Basis<br />
der Universitäten ist Voraussetzung,<br />
um sich im internationalen Wettbewerb<br />
zu behaupten. Der <strong>FWF</strong> nimmt deshalb<br />
die Empfehlung des Rates auf und schlägt<br />
die schrittweise Einführung der Overhead-Abgeltung<br />
für <strong>FWF</strong>-geförderte Projekte<br />
in folgenden Stufen vor: 2006 10 %,<br />
2007 30 %, 2008 40 % und ab 2009 50 %<br />
auf die projektspezifischen Kosten.<br />
Overheads sind als wichtige Komponente<br />
einer leistungsabhängigen Finanzierung<br />
universitärer Infrastruktur zu verstehen.<br />
Universitäten, die angehalten sind, ihre<br />
Einnahmen zu optimieren, werden – entsprechende<br />
Overhead-Finanzierung vorausgesetzt<br />
– bereit sein, wissenschaftliche<br />
Stärkefelder auszubauen, um als Institution<br />
besser zu werden.<br />
Infrastrukturfinanzierung – auch hier<br />
wirkt Wettbewerb<br />
Eine Erhöhung des universitären Forschungsinfrastrukturprogramms<br />
– wie sie<br />
der RFT in seiner <strong>Strategie</strong> <strong>2010</strong> vorsieht<br />
– ist aus Sicht des <strong>FWF</strong> absolut zu unterstützen.<br />
Allerdings ist anzuregen, einen<br />
signifikanten Teil dieser Mittel kompetitiv<br />
und qualitätsabhängig zu vergeben, um<br />
die Profilbildung der Universitäten auch<br />
auf diesem Wege zu unterstützen. Gleiches<br />
gilt selbstverständlich auch für außeruniversitäre<br />
Forschungsinstitutionen. Die<br />
Empfehlung im Zusammenhang mit der<br />
Finanzierung von Exzellenzzentren, die<br />
laut RFT rund 50 % ihrer Mittel kompetitiv<br />
einwerben sollen, kann hier als Messlatte<br />
dienen.<br />
Fotos: Bayer, Kratky
Ein sinnvoller Weg zur Mittelvergabe wäre<br />
aus Sicht des <strong>FWF</strong> die Koppelung von<br />
Infrastrukturfinanzierungen an Förderungen<br />
durch den Wissenschaftsfonds, um<br />
die Wirkung dieser Investitionen als Steuerungselement<br />
zu erhöhen. Eine Verbindung<br />
international exzellenter Projekte<br />
(geprüft durch eine unabhängige Förderinstitution)<br />
mit notwendigen Infrastrukturinvestitionen<br />
entspräche durchaus internationaler<br />
Praxis.<br />
Ausgewogenheit in der Zielformulierung<br />
lässt zu wünschen übrig<br />
Wenn man neben allen positiven <strong>Signale</strong>n,<br />
die der RFT an das österreichische Innovationssystem<br />
ausgesandt hat, nach Punkten<br />
sucht, die aus <strong>FWF</strong>-Perspektive anders<br />
nuanciert hätten werden können, so<br />
fällt die Formulierung des Globalzieles auf.<br />
Dieses lautet: „Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Dynamik der österreichischen<br />
Volkswirtschaft, um nachhaltiges<br />
Wirtschaftswachstum und expansive<br />
Beschäftigungsentwicklung zu ermöglichen“.<br />
In dieser Form kann der Eindruck<br />
entstehen, dass im Positionspapier des<br />
RFT der Forschungsbegriff und der Großteil<br />
der Empfehlungen auf die Erfordernisse<br />
des wirtschaftlichen und industriellen<br />
Sektors abgestellt sind. Der Zusammenhang,<br />
der zwischen der Erreichung dieses<br />
Globalzieles und der wissenschaftlichen<br />
Forschung besteht, bleibt unerwähnt bzw.<br />
wird zu wenig deutlich herausgearbeitet.<br />
Ohne solide finanzierte, thematisch uneingeschränkte<br />
und international hoch qualitative,<br />
erkenntnisgetriebene wissenschaftliche<br />
Forschung fehlt dem nationalen Innovationssystem<br />
die Grundlage, der Humus,<br />
der eine „Ernte“, also die Erreichung des<br />
Globalzieles „Nachhaltiges Wirtschaftswachstum“<br />
ermöglicht.<br />
Der <strong>FWF</strong> empfiehlt daher, in die Definition<br />
der Globalziele eine Formulierung mit in<br />
etwa folgendem Wortlaut aufzunehmen:<br />
„Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der<br />
wissenschaftlichen Forschung als wesentliche<br />
Voraussetzung für den Innovationsprozess<br />
und für die Entwicklung der<br />
Humanressourcen sowie als Beitrag zur<br />
kulturellen Identität“. < (rn/stb)<br />
> more:<br />
http://www.fwf.ac.at/de/publikationen/publikationen.html<br />
Der schnöde Mammon<br />
> LEITARTIKEL<br />
Ich weiß schon, Sie werden jetzt sagen: Es interessiert doch keinen Menschen, wer<br />
PräsidentIn des <strong>FWF</strong> ist. Ich kann das insofern nachvollziehen, als mir das selbst bis<br />
vor einigen Jahren auch ziemlich egal war; Hauptsache: Meine Projekte werden genehmigt.<br />
Seit wenigen Tagen bin ich nun selbst Präsident des <strong>FWF</strong>. Keine ganz einfache<br />
Aufgabe, glücklicherweise bin ich nicht alleine: Das Präsidium besteht noch aus<br />
einer Vizepräsidentin (Renée Schroeder) und zwei Vizepräsidenten (Johann Eder und<br />
Herbert Gottweis), die durchwegs jung, brillant und tatkräftig sind.<br />
Wir sind noch zu kurz im Geschäft, um wirklich eingearbeitet zu sein. Das Wunderbare<br />
am <strong>FWF</strong> ist, dass er – zumindest für einige Zeit – auch ohne Präsidium funktionieren<br />
könnte. In meiner Antrittspressekonferenz habe ich den <strong>FWF</strong> als Leuchtturm in der österreichischen<br />
Forschungslandschaft bezeichnet und habe diesen Begriff nicht nur auf<br />
das segensreiche Wirken des <strong>FWF</strong> bezogen, sondern auch auf die Institution selbst.<br />
Seine rund 65 Bediensteten sind durchwegs kompetent, konstruktiv, hoch motiviert,<br />
den Zielen des <strong>FWF</strong> verpflichtet, professionell und darüber hinaus ausgesprochen<br />
nett. Wie Sie sehen, gerate ich leicht ins Schwärmen, wenn ich über den <strong>FWF</strong> rede.<br />
Kommen wir zurück zur Frage, ob es für irgendjemanden von Interesse ist, wer den<br />
<strong>FWF</strong> leitet. Für das „daily business“ ist es in der Tat nicht so wichtig (siehe oben), gelegentlich<br />
macht es aber doch einen Unterschied: beispielsweise vor ca. zwei Jahren,<br />
als der <strong>FWF</strong> in die FFG eingegliedert werden sollte. Dafür, dass mein Vorgänger Georg<br />
Wick und sein Präsidium diesen de facto irreversiblen Schritt abwenden konnte<br />
möchte ich ihm und seinen VizepräsidentInnen auch an dieser Stelle danken.<br />
Schön und gut, werden Sie sagen, aber was nützt das alles, wenn der <strong>FWF</strong> nicht genug<br />
Geld hat. Da haben Sie leider vollkommen Recht, das Geld ist der Knackpunkt. In<br />
den letzten zehn Jahren hat sich das Budget des Fonds verdoppelt, das Antragsvolumen<br />
aber verdreifacht. Ich werde in meiner neuen Funktion gelegentlich gefragt, wie<br />
viel Geld der <strong>FWF</strong> eigentlich braucht. Die einzige ehrliche Antwort ist „auf alle Fälle<br />
mehr, als wir bekommen werden.“ Kürzlich wurden uns für das laufende Jahr 15 Millionen<br />
und für 2006 18 Millionen Euro zusätzlich aus der Forschungsanleihe zugesichert.<br />
Dieses Geld bewahrt uns heuer vor dem Ärgsten, nächstes Jahr würden die<br />
Annahmequoten weiter sinken, wenn nicht noch Geld dazukommt, da das Antragsvolumen<br />
jährlich um mehr als 10 % steigt. <strong>FWF</strong>-PräsidentInnen sind ständig in Gefahr,<br />
als undankbar und larmoyant verschrien zu sein.<br />
Wieso eigentlich, warum kann der <strong>FWF</strong> 2006 nicht mit 114 Millionen Euro auskommen?<br />
Noch dazu, wo die Gefahr von Geldverschwendung durch Förderung nicht exzellenter<br />
Projekte natürlich sinkt, wenn die Ablehnungsquote steigt. Anderseits werden<br />
dann immer mehr erstklassige Projekte nicht finanziert. Es ist eine andere Form<br />
der Verschwendung, wenn Chancen nicht ergriffen werden, wenn man begabten,<br />
jungen WissenschafterInnen die Möglichkeit vorenthält, ihre guten Ideen umzusetzen.<br />
Eine Verschwendung von Humankapital.<br />
Ich habe aber auch eine gute Nachricht: Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung<br />
hat kürzlich mit seiner „<strong>Strategie</strong> <strong>2010</strong>“ ein Positionspapier vorgelegt, welches<br />
den bemerkenswerten Satz enthält: „Aus der Sicht des Rats muss der <strong>FWF</strong> über<br />
eine finanzielle Ausstattung verfügen, die die Förderung jener Projekte, die internationalen<br />
Qualitätsstandards entsprechen, sicherstellt.“ That's the point.<br />
Christoph Kratky<br />
INFO<br />
Christoph Kratky: „Es ist eine Form<br />
von Verschwendung, wenn man<br />
begabten jungen WissenschafterInnen<br />
die Möglichkeit vorenthält, ihre<br />
guten Ideen umzusetzen.“<br />
3
SPECIAL<br />
4<br />
20 Jahre Erwin-Schrödinger-Auslandsstipendium<br />
Freude am Fahren<br />
Eine Würdigung zum zwanzigjährigen Bestehen des<br />
Erwin-Schrödinger-Auslandsstipendiums des <strong>FWF</strong>.<br />
Erwin Schrödinger hat die Einführung des<br />
nach ihm benannten Auslandsstipendiums<br />
des <strong>FWF</strong> im Jahr 1984 nicht mehr<br />
erlebt – dazu hätte er 97 Jahre alt werden<br />
müssen. Er hätte dann in einer feierlichen<br />
Veranstaltung zur Einführung des Programms<br />
von der Bedeutung eines Auslandsaufenthaltes<br />
für die wissenschaftliche<br />
Karriere sprechen können. Er hätte<br />
sein Auditorium auch darauf hinweisen<br />
können, dass nach seiner eigenen Promotion<br />
(1910) kein Forschungsförderungsfonds<br />
Gelder zur Finanzierung eines Forschungsprojektes<br />
an einer ausländischen<br />
Forschungsstätte bereitstellen konnte.<br />
Und dass er selbst wenige Monate nach<br />
seiner Habilitierung (1914) in den Kriegsdienst<br />
berufen wurde. Dann, in den 20er-<br />
und 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts,<br />
war Schrödingers Lebenslauf von<br />
einer Reihe verschiedener Stationen geprägt:<br />
Die Nachfolge auf Max Plancks<br />
Lehrstuhl an der Berliner Universität (wo<br />
er gemeinsam mit Albert Einstein, Max<br />
von Laue, Lise Meitner und Otto Hahn<br />
wirkt) ist wohl die bedeutendste. 1936<br />
holt man den Nobelpreisträger nach Graz;<br />
1938 flieht er aus politischen Gründen<br />
über die Schweiz, England und Belgien,<br />
bis er 1939 die Leitung des „Institute for<br />
Advanced Studies“ in Dublin übernehmen<br />
kann. Dort bleibt er bis zu seiner Emeritierung<br />
(1955). 1956 richtet man für Schrödinger<br />
einen Lehrstuhl („Professur ad personam“)<br />
an der Universität Wien ein.<br />
Nach seinem Tod (1961 im Alter von 73<br />
„Dieses Bild der materiellen<br />
Wirklichkeit ist heute so<br />
schwankend und unsicher wie<br />
es schon lange nicht gewesen<br />
ist. Wir wissen sehr viele interessante<br />
Details und wir erfahren<br />
sozusagen jede Woche<br />
neue, aber es ist ein Ding der<br />
Unmöglichkeit, aus den Grundvorstellungen<br />
solche herauszusuchen,<br />
die wirklich feststehen<br />
und daraus ein klares, leicht<br />
fassliches Gerüst für unsere<br />
Vorstellung von der Materie<br />
aufzubauen. Ein Gerüst, von<br />
dem man sagen könnte: So ist<br />
es ganz bestimmt, das glauben<br />
wir heute alle. Das ist leider<br />
unmöglich.“<br />
(1952; Erwin Schrödinger,<br />
österreichischer Physiker, Nobelpreisträger<br />
v. 1933, geb. am<br />
12.08.1887 in Wien, gestorben<br />
am 04.01.1961 ebenda).<br />
INFO<br />
Jahren) findet er in Alpbach seine letzte<br />
Ruhestätte.<br />
Das Schrödinger-Stipendium<br />
Seit 1985 ist Erwin Schrödinger Namenspatron<br />
für das erfolgreichste österreichische<br />
Postdoc-Stipendium: das „Erwin-<br />
Schrödinger-Auslandsstipendium“ des<br />
<strong>FWF</strong>. Der SPECTRA-Umfrage von 2002<br />
(„Die Position des <strong>FWF</strong>“) zufolge liegt die<br />
Bekanntheitsquote des Schrödinger-Stipendiums<br />
bei den Befragten (Universitätspersonal,<br />
AntragstellerInnen, ProjektmitarbeiterInnen)<br />
bei 86 % (!), und wird<br />
nur von den Einzelprojekten – dem <strong>FWF</strong>-<br />
„Kerngeschäft“ – in Sachen Popularität<br />
übertroffen.<br />
Mit dem Schrödinger-Stipendium wird<br />
jungen WissenschafterInnen aller Disziplinen<br />
aus Österreich (vor dem 35. Geburtstag,<br />
mit abgeschlossenem Doktorat und<br />
internationalen Fachpublikationen – Kindererziehungszeiten<br />
werden selbstverständlich<br />
angerechnet) die Möglichkeit eröffnet,<br />
für ein bis zwei Jahre ein Forschungsprojekt<br />
an einer – für das spezifische<br />
Projekt besonders ausgewiesenen –<br />
ausländischen Forschungsstätte durchzuführen.<br />
Fristen für die Einreichung gibt es keine.<br />
Entschieden wird nach einem internationalen<br />
Peer-Review-Verfahren (womit jede<br />
Bewilligung ein „Gütesiegel“ bekommt –<br />
Details zum Begutachtungsverfahren auf<br />
der <strong>FWF</strong>-Website erhältlich) in einer der<br />
Kuratoriums-Sitzungen des <strong>FWF</strong>. Die För- ><br />
Fotos: IMBA, Medizinische Universität Wien, OeNB, Wirtschaftsuniversität Wien
Stimmen und Stimmungen rund um das Schrödinger-Programm<br />
Auf den folgenden Seiten finden Sie Statements von sieben Schrödinger-Alumnis: Ehemalige StipendiatInnen geben<br />
Auskunft über die Bedeutung der Teilnahme am Schrödinger-Programm für ihre weitere Karriere, warum sie sich damals<br />
beworben haben und welche Erwartungen sie mit dem Auslandsaufenthalt verbanden. Außerdem geben sie eine Einschätzung,<br />
wie sie die Bedeutung von Mobilitätsprogrammen für junge WissenschafterInnen in der heutigen Zeit –<br />
angesichts der weltweit weiter zunehmenden elektronischen Vernetzung der Scientific Community – sehen.<br />
Wer die beste Universität<br />
wählt, profitiert.<br />
Die Teilnahme hatte eine entscheidende<br />
Bedeutung. Damit wurde der<br />
Grundstein meiner internationalen<br />
Karriere und meiner Habilitationsschrift<br />
gelegt. Ich konnte Forschungsergebnisse<br />
generieren, die<br />
in die Habilitationsschrift integriert<br />
wurden. Darüber hinaus konnte ich<br />
wertvolle Kontakte knüpfen, die zu meiner Gastprofessur<br />
an der Stanford University geführt haben. Motivation waren<br />
die Finanzierung und die Möglichkeit eines längeren<br />
Auslandsaufenthalts. Von meinem Aufenthalt habe ich mir<br />
vor allem Zeit für Forschung und Kontaktpflege erhofft.<br />
Beides ist voll eingetreten. Mit die besten Jahren meiner<br />
beruflichen Karriere! Sie ermöglichen den Anschluss an<br />
die internationale Scientific Community und eine Vernetzung<br />
mit Kollegen und Kolleginnen weltweit. Entscheidend<br />
ist bei einem Auslandsaufenthalt meines Erachtens,<br />
dass sich der/die Bewerber/in die beste Universität wählt,<br />
um auch wirklich zu profitieren.<br />
Barbara Sporn (Vizerektorin für Forschung, Internationales<br />
und External Relations, Wirtschaftsuniversität Wien)<br />
Noch leben wir<br />
Mobilität nicht richtig.<br />
Die Bedeutung des Programms für<br />
mich war enorm hoch, ich habe eine<br />
andere Kultur der Forschungstätigkeit<br />
kennen gelernt und einen wesentlich<br />
professionelleren Ansatz als an der damaligen<br />
(Ende 80er-Jahre) Wiener Uni-<br />
Klinik, wo Forschungstätigkeit als „Nebentätigkeit“<br />
zur Klinik angesehen wurde.<br />
Auch konnte ich das kompetitive Umfeld einer der<br />
weltweit führenden Universitäten erleben. Das war für<br />
mich langfristig viel wichtiger als das Erlernen einer<br />
Technik. Ich habe mich beworben, weil eine Weiterentwicklung<br />
meines Horizontes (und der Karriere) ohne<br />
Auslandserfahrung nicht möglich gewesen wäre. Unabhängig<br />
davon wollte ich auch eine Zeit lang in den USA<br />
leben. Die Bedeutung für junge ForscherInnen ist nicht zu<br />
unterschätzen. Meine Vision für die Medizinsche Uni Wien:<br />
Kein junger Forscher mehr, der nicht mehrere Jahre an<br />
ausländischen Forschungstätten Erfahrungen gesammelt<br />
hat. Noch leben wir in Wien diese Mobilität nicht wirklich.<br />
Hans-Georg Eichler, Vizerektor für Forschung und Internationale<br />
Beziehungen, Medizinische Universität Wien<br />
Gute Wissenschaft braucht physischen Kontakt.<br />
Für meine Karriere war das Stipendium essenziell, da es mir die Türe in ein gutes<br />
Labor in Amerika öffnete. Ich wusste, dass man viel bessere Chancen für eine gute<br />
Postdoc-Stelle hat, wenn man sein eigenes Geld mitbringt. Auslandsaufenthalte<br />
sind außerdem sehr wichtig, um einmal zu sehen, wie man Dinge woanders<br />
macht. Man knüpft Freundschaften für das zukünftige Leben als Wissenschafter,<br />
und diese informellen Netzwerke sind ausgesprochen wichtig. Gute Wissenschaft<br />
findet nicht über E-Mail statt, sondern in der Cafeteria. Gute Wissenschaft braucht<br />
physischen Kontakt. Wenn man diesen Kontakt einmal aufgebaut hat, nur dann<br />
funktioniert das elektronische Netzwerk.<br />
Josef Penninger (Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Molekulare Biotechnologie<br />
– IMBA, Österreichische Akademie der Wissenschaften)<br />
INFO<br />
> SPECIAL<br />
5
SPECIAL<br />
6<br />
20 Jahre Erwin-Schrödinger-Auslandsstipendium<br />
><br />
derung besteht aus einem „Grundstipendium“<br />
(Personalkosten), abgestimmt auf<br />
den beantragten Zeitraum und die Destination,<br />
zusätzlich gibt es einen Beitrag zur<br />
Deckung der Reisekosten und eine Pauschale<br />
für mitreisende Kinder. Der Besuch<br />
von Kongressen/Konferenzen im Förderungszeitraum<br />
ist möglich. Die genauen<br />
Konditionen für die Einreichung finden Interessierte<br />
unter http://www.fwf.ac.at/de/<br />
projects/erwin_schroedinger.html bzw.<br />
natürlich auch auf direktem Wege bei den<br />
Kontaktpersonen (siehe Artikelende).<br />
Das Schrödinger-Stipendium und was<br />
es kann<br />
Ein Schrödinger-Stipendium hat (bislang)<br />
noch zu keinem Nobelpreis geführt. Aber<br />
ein Schrödinger-Stipendium kann und soll<br />
den Grundstein für eine wissenschaftliche<br />
Karriere legen. Der Faktor „Mobilität“<br />
ist mehr als nur eine Zeile im Curriculum.<br />
Damit verbunden sind Flexibilität, Herausforderung,<br />
Vernetzung; das Wagnis sich<br />
neuen Perspektiven zu stellen. Und wenn<br />
manchmal gesagt wird, dass gerade in<br />
Österreich die Bereitschaft, ins Ausland<br />
zu gehen, nicht allzu groß sei: Das Gegenteil<br />
wäre zu beweisen!<br />
Frühere AbsolventInnen von Schrödinger-<br />
Stipendien sind heute in großer Zahl unter<br />
den <strong>FWF</strong>-ProjektleiterInnen zu finden, sie<br />
sind Wittgenstein-PreisträgerInnen oder<br />
START-PreisträgerInnen geworden, wir<br />
finden sie unter renommierten aus- und<br />
inländischen ForschungsgruppenleiterInnen<br />
oder in den Rektoraten der Universitäten.<br />
Und die ersten Generationen von<br />
AbsolventInnen sind heute jene, die für<br />
den „Nachwuchs“ Empfehlungsschreiben<br />
verfassen, sie nach der Rückkehr in<br />
ihre Forschungsgruppen integrieren, oder<br />
– bei Fortsetzen einer erfolgreichen Karriere<br />
im Ausland – selbst in die Rolle der<br />
Gastgeberin/des Gastgebers schlüpfen.<br />
Angesichts der Realität am Arbeits- und<br />
Forschungsmarkt im Jahr 2005 muss man<br />
freilich auch sagen: Es gibt keine Garantie<br />
auf gesichertes Terrain nach Ablauf des<br />
Stipendiums; aber – um ein Zitat von Prof.<br />
Josef Penninger (Anfang der 90er als<br />
Schrödinger-Stipendiat nach Toronto gegangen)<br />
zu verwenden: „Ich war am Ontario<br />
Cancer Institute bis 1994 als Post-<br />
doc tätig. Danach wollte ich wieder zurück,<br />
habe aber keine Stelle in Europa gefunden<br />
… Eine Lehre die ich daraus gezogen<br />
habe ist, … so tragisch es in dem Moment<br />
ist, im Endeffekt ist es irrelevant. Eine<br />
Absage sollten die Leute nicht so ernst<br />
nehmen, es öffnet sich meist eine ganz<br />
andere Tür.“ (aus http://www.life-science.<br />
at/karriere/experten/interview-penninger1.php).<br />
Schrödinger – eine Programmgeschichte<br />
mit Zahlen und Fakten<br />
Ende 1984 fand die konstituierende Sitzung<br />
des Koordinations-Komitees des Erwin-Schrödinger-Stipendiums<br />
statt. Damals<br />
unter den Anwesenden: Arnold<br />
Schmidt, später langjähriger Präsident des<br />
<strong>FWF</strong>. Der Start des Programms markiert<br />
das forschungspolitische Ereignis in Österreich<br />
im Jahr 1985. Zu Jahresende präsentiert<br />
der damalige Wissenschaftsminister,<br />
Heinz Fischer, gemeinsam mit dem<br />
<strong>FWF</strong>-Präsidenten, Kurt Komarek, die erfolgreiche<br />
Bilanz des ersten Jahres der Erwin-Schrödinger-Stipendien:<br />
44 Bewilligungen<br />
und eine Gesamtaufwendung von<br />
ATS 8,6 Mio. (=0,6 Mio. €). Ein vielleicht<br />
unzulässiger Vergleich mit dem Jahr 2004:<br />
Für 55 bewilligte Neuanträge wurde ein<br />
Betrag von 2,46 Mio. € bereitgestellt. Im<br />
<strong>FWF</strong> seit Stunde „Null“ (und bis heute)<br />
mit der Organisation und Administration<br />
der Erwin-Schrödinger-Stipendien befasst<br />
ist Robert Gass. Von 1996 bis 2004 oblag<br />
die Leitung der vierköpfigen Abteilung Inge<br />
Unfried; Mitte 2004 wurde sie von Barbara<br />
Zimmermann abgelöst. ><br />
INFO<br />
Mein Wiedereinstieg<br />
Mein Schrödinger-Stipendium war<br />
für meine Karriere essenziell, weil<br />
ich nach der Geburt meiner zwei<br />
Kinder den Anschluss an die Spitze<br />
verloren hatte und es unbedingt als<br />
Wiedereinstieg gebraucht habe. Außerdem<br />
war meine Chefin Marlene<br />
Belfort während meines Schrödinger-Stipendiums<br />
das ideale Rollenmodel<br />
einer Laborleiterin mit Kindern.<br />
Das Schrödinger-Stipendium<br />
war schon flexibel und ich konnte<br />
mit meinen Kindern auf Postdoc<br />
gehen. Meine Erwartungen waren<br />
hoch, da ich lernen wollte, wie ein<br />
Forschungslabor geleitet wird.<br />
Die Bedeutung des Stipendiums ist<br />
vielseitig. Man lernt im Ausland<br />
nicht nur das Laborleben, sondern Wien<br />
vielmehr lernt man in einer anderen<br />
Umgebung zurecht zu kommen,<br />
Universität<br />
und Flexibilität ist etwas, das einem<br />
später sehr viel nützen kann. Es ist<br />
auch sehr gut für das Selbstbe-<br />
Medizinische<br />
wusstsein zu wissen, dass man in<br />
solchen Situationen bestehen kann. University,<br />
Renée Schroeder (Professorin für<br />
Mikrobiologie und Genetik, Depart- Harvard<br />
ment für Biochemie, Universität<br />
<strong>FWF</strong>,<br />
Wien, Vizepräsidentin des <strong>FWF</strong>) Fotos:
Seit 20 Jahren werden die Auslandsstipendien<br />
angeboten. Einige der ehemaligen StipendiatInnen zählen<br />
heute zu den arriviertesten WissenschafterInnen.<br />
Der wichtigste Schritt in meiner Karriere<br />
Ins Ausland zu gehen war der beste und erfolgreichste Karriereschritt, den ich<br />
je unternommen habe! Ich wollte mich für mindestens ein bis zwei Jahre rein auf<br />
ein für mich interessantes Forschungsgebiet konzentrieren (als Klinikerin nicht<br />
alltäglich) und zudem meinen Horizont wissenschaftlich, sozial und geografisch<br />
erweitern. Mittels Schrödinger-Stipendiums ist mir alles gelungen. Es hat meine<br />
Erwartungen bei weitem übertroffen. Trotz aller Vorteile des Internets und der<br />
erleichterten Kontaktaufnahme mit der Scientific Community sind Mobilitätsprogramme<br />
wie Schrödinger enorm hilfreich, um gleich gesinnte (bzw. gleich interessierte)<br />
KollegInnen persönlich kennen zu lernen, von ihnen zu lernen, mit ihnen zu<br />
kooperieren, über Sie neue Kontakte zu knüpfen. Mobilitätsprogramme sind die<br />
persönliche Würze.<br />
Sylvia Knapp (Professorin für Intensivmedizin, Intensivstation 13i2, Medizinische<br />
Universität Wien, Universitätsklinik für Innere Medizin I, Allgemeines Krankenhaus<br />
(AKH) der Stadt Wien – Universitätskliniken)<br />
Ich lernte Wissenschaft aus einer neuen Perspektive kennen.<br />
Das Erwin-Schrödinger-Stipendium<br />
war vermutlich die wichtigste (finanzielle)<br />
Unterstützung, die ich in meiner<br />
wissenschaftlichen Laufbahn<br />
überhaupt bekommen habe. Für alle<br />
weiteren Schritte gab es Alternativen.<br />
Aber am Anfang gab es nur das Erwin-Schrödinger-Stipendium<br />
oder<br />
gar nichts. So kommt es mir jedenfalls im Nachhinein vor.<br />
Ich bin in Österreich aufgewachsen, habe an der Universität<br />
Wien studiert und dort promoviert. Es war mir klar, dass ich<br />
anschließend ins Ausland gehen musste, um eine wissenschaftliche<br />
Karriere zu verfolgen. Am letzten Tag meiner<br />
Doktorarbeit fragte ich Professor Karl Sigmund, zu wem ich<br />
als Postdoc gehen sollte. Er schlug Robert May vor. Es stellte<br />
sich heraus, dass Robert May, einer der größten Wissenschafter<br />
unserer Zeit, überhaupt keine Gruppe hatte. Er<br />
nahm mich nur deshalb, weil ihn der Name „Erwin Schrö-<br />
dinger“ beeindruckte. In Oxford lernte ich dann Wissenschaft<br />
aus einer anderen Perspektive kennen. Mobilitätsprogramme<br />
sind äußerst wichtig. Vor allem junge WissenschafterInnen<br />
müssen gefördert werden, weil diese der<br />
treibende Motor der Forschung sind. Junge Leute haben<br />
unerwartete Ideen. Es ist ganz wichtig, dass es Österreich<br />
seinen besten junge ForscherInnen ermöglicht, im Ausland<br />
Erfahrung zu sammeln. Ich mache mir keine Sorgen bezüglich<br />
„brain drain“, denn der österreichischen Wissenschaft<br />
kann man auch als Auslandsösterreicher helfen. Es ist immer<br />
ein „brain gain“. Ich würde mir für Österreich zwei Sachen<br />
wünschen: Das Budget für Erwin-Schrödinger-Stipendien<br />
sollte verdreifacht werden und es sollte der „Austro-<br />
Postdoc” geschaffen werden, eine langfristige Postdoc-<br />
Stelle, die so attraktiv ist, dass sich alle jungen WissenschafterInnen<br />
aus aller Welt darum bewerben würden.<br />
Martin Nowak (Professor of Mathematics and Biology, Director,<br />
Program for Evolutionary Dynamics, Harvard University)<br />
> SPECIAL<br />
INFO 7
SPECIAL<br />
8<br />
20 Jahre Erwin-Schrödinger-Auslandsstipendium<br />
Der Grundstein meiner heutigen Tätigkeit<br />
Das Schrödinger-Programm hat mir ermöglicht, einen<br />
ersten Schritt ins Ausland, an die University of Texas in<br />
Austin, zu tun. Durch diesen Forschungsaufenthalt konnte<br />
ich zum einen meiner Habilitation an der TU Wien die<br />
notwendigen Impulse verschaffen, zum anderen hatte ich<br />
die Gelegenheit, die Forschungslandschaft in den USA<br />
kennen zu lernen. Nicht zuletzt hat dies den Grundstein<br />
dafür gelegt, im Jahr 2000 ein Angebot des „Georgia Institute<br />
of Technology“ anzunehmen, an dem ich heute tätig bin. Das Schrödinger-Stipendium<br />
ist so gesehen mitverantwortlich für meine derzeitige Tätigkeit<br />
hier! Hier möchte ich jedoch erwähnen, dass ich durch die ausgezeichnete<br />
Ausbildung an der Chemie der TU Wien die Grundsteine zu meiner derzeitigen<br />
Forschungstätigkeit legen konnte. Ich hatte im Übrigen Gelegenheit, in meiner<br />
Forschungsgruppe in den USA mit einer Schrödinger-Stipendiatin, Dr. Angelika<br />
Küng, zusammenzuarbeiten, und habe daher dieses Programm von „beiden<br />
Seiten“ kennen gelernt. Weiters konnte einer meiner Dissertanten an der TU<br />
Wien, Dr. Michael Jakusch, nach Graduierung mittels des Schrödinger-Stipendiums<br />
einen erfolgreichen Forschungsaufenthalt an der ETH Zürich absolvieren<br />
und ist nun am ARCS tätig.<br />
Aufgrund einiger Kontakte, die ich in den USA hatte, war das Studium dort ein<br />
logischer Schritt. Ich hatte mir erwartet, meinen wissenschaftlichen Horizont zu<br />
erweitern, eine andere „Scientific Landscape“ kennen zu lernen und ein Netzwerk<br />
an Partnern aufzubauen, und bin in keinem Punkt enttäuscht worden.<br />
Die weltweite Vernetzung mittels www und E-Mail ist zwar schön und gut, kann<br />
aber z. B. im Fall eines Analytischen Chemikers und Sensorikers die Laborerfahrung<br />
und experimentelles Arbeiten nicht ersetzen. Daher sind Mobilitätsprogramme<br />
wie das Schrödinger-Programm immens wichtig, ich würde sogar so<br />
weit gehen zu sagen, dass ihre Bedeutung im Zeitalter der globalen Forschung<br />
und internationaler Forschungsnetzwerke sowie Fragestellungen, weiter gestiegen<br />
ist. Mittlerweile sind auch die Human-Mobility-Stipendienprogramme<br />
der EU deutlich erweitert worden, und ermöglichen den StipendiatInnen Forschungsaufenthalte<br />
in der ganzen Welt. Die globale Tragweite vieler Problemstellungen<br />
lässt die Einschränkung auf einzelne Staaten, Europa, die USA etc.<br />
nicht mehr zu. Daher steigt die Notwendigkeit der Mobilität, um in interdisziplinären<br />
Ansätzen und durch gemeinsame Erfahrungen an diesen Problemstellungen<br />
zu arbeiten. Für mich hat das Schrödinger-Stipendium einen ersten<br />
Schritt in diese Richtung bedeutet, und ich würde – hätte ich nochmals die<br />
Chance – dieselbe <strong>Strategie</strong> nochmals verfolgen.<br />
Boris Mizaikoff (Associate Professor, Georgia Institute of Technology, School of<br />
Chemistry and Biochemistry, Applied Sensors Laboratory, University of Texas)<br />
INFO<br />
><br />
Bis September 2005 wurden insgesamt<br />
2.560 Anträge gestellt. Davon wurden in<br />
all den Jahren 1.737 Anträge (inkl. Verlängerungen)<br />
bewilligt. 2004 lag die Bewilligungsquote<br />
bei 47 %: im Vergleich mit<br />
anderen nationalen und internationalen<br />
Förderszenarien ein attraktiver Wert. Der<br />
Versuch lohnt sich in jedem Fall: ein<br />
Schrödinger-Stipendium ist ein Qualitätsnachweis<br />
und ein Ticket für einen Platz in<br />
der internationalen Scientific Community.<br />
US-Forschungsstätten sind dabei nach<br />
wie vor am gefragtesten (mehr als 60 %),<br />
die Hauptdestinationen in Europa sind<br />
Deutschland und Großbritannien.<br />
Résumé<br />
Mit dem „Erwin Schrödinger-Auslandsstipendium“<br />
verfügt der <strong>FWF</strong> nun schon<br />
seit 20 Jahren über ein bewährtes, flexibles<br />
und höchst erfolgreiches Instrument<br />
zur aktiven Förderung des österreichischen<br />
wissenschaftlichen ForscherInnen-<br />
Nachwuchses, das aus der Forschungsförderungslandschaft<br />
nicht mehr wegzudenken<br />
ist. Wir freuen uns über alle Karriereverläufe,<br />
die „in den Mühlen des<br />
<strong>FWF</strong>“ begonnen haben.<br />
Greifen Sie also ruhig nach den Sternen,<br />
junge/r Postdoc – Sie haben die Chance!<br />
< (sume)<br />
> more: Kontakt & Informationen<br />
Robert Gass (01/505 67 40 DW<br />
24, gass@fwf.ac.at),<br />
Susanne Menschik (01/505 67 40<br />
DW 96, menschik@fwf.ac.at),<br />
Reinhard Schmidt (01/505 67 40<br />
DW 59, rschmidt@fwf.ac.at),<br />
Leitung: Barbara Zimmermann<br />
Die Erwin-Schrödinger-Antragsunterlagen<br />
finden Sie unter:<br />
http://www.fwf.ac.at/de/applications/schroedingerauslandsstipendien.html<br />
Fotos: Privat, Univarsity of Texas
Hertha-Firnberg-Programm<br />
Firnbergstellen 2005<br />
Hertha-Firnberg-Programm um zehn Spitzenforscherinnen erweitert.<br />
Eine Kurzvorstellung der Forscherinnen<br />
Das Hertha-Firnberg-Programm – eine<br />
Frauenförderungsinitiative, die der <strong>FWF</strong><br />
im Auftrag des Bundesministeriums für<br />
Bildung, Wissenschaft und Kultur seit<br />
nunmehr sieben Jahren durchführt – bietet<br />
auch heuer zehn Spitzennachwuchsforscherinnen<br />
die Möglichkeit, ihre noch<br />
jungen wissenschaftlichen Karrieren entscheidend<br />
zu fokussieren. Der Reigen an<br />
spannenden Themen ist beeindruckend<br />
und jedes Projekt wäre einer längeren<br />
Vorstellung wert. So viel Platz bietet das<br />
<strong>FWF</strong>-Info leider nicht; deshalb die nun folgenden<br />
Kurzvorstellungen – gleichsam als<br />
„Appetitanreger“.<br />
Anna Babka<br />
„Notwendige Verschränkungen<br />
–<br />
Postkoloniale Theorien<br />
und Gender-<br />
Theorien als PerspektivegermanistischerLiteraturwissenschaft“.<br />
So<br />
lautet der volle Titel des erfolgreichen<br />
Projektantrags von Anna Babka vom Institut<br />
für Germanistik der Universität<br />
Wien. „Während gendertheoretische<br />
Fragestellungen innerhalb der deutschsprachigen<br />
germanistischen Literaturwissenschaft<br />
seit vielen Jahren eine wichtige<br />
Rolle spielen, erfahren postkoloniale<br />
Theorien erst in jüngster Zeit gesteigerte<br />
Aufmerksamkeit“, betont die Literaturwissenschafterin<br />
Anna Babka. Ausge-<br />
hend von der These einer immanenten<br />
Verschränkung von sexueller und kultureller<br />
Differenz wird sie versuchen, die<br />
zentralen Begriffe und Denkfiguren gendertheoretischer<br />
und postkolonialer Ansätze,<br />
wie z. B. Alterität, Hybridität, Orientalismus,<br />
„dritter Raum“, zu reformulieren<br />
und sie damit für die germanistische<br />
Literaturwissenschaft im Sinne einer<br />
genuinen Übersetzungsleistung nutzbar<br />
machen.<br />
Maria Holzmann<br />
vom Institut für<br />
Paläontologie, Geozentrum<br />
der Universität<br />
Wien, arbeitet<br />
im Grenzbereich<br />
zwischen<br />
Molekularbiologie<br />
und Paläontologie.<br />
Sie wird im Zuge ihres Hertha-Firnberg-<br />
Projekts die „Endosymbiose als treibende<br />
Kraft in der Foraminiferenevolution“ untersuchen.<br />
Foraminiferen sind einzellige<br />
Lebewesen, die hauptsächlich in marinen<br />
Bereichen vorkommen. Eine Gruppe von<br />
rezenten Foraminiferen wird als Großforaminiferen<br />
bezeichnet. Diese Gruppe ist<br />
durch den Besitz endosymbiontischer Algen<br />
charakterisiert und lebt hauptsächlich<br />
in Riffbereichen. Schätzungen zufolge bestehen<br />
mehr als 15 % eines Riffkörpers<br />
aus Foraminiferen. Diese Großforaminiferen<br />
sind ebenso wie Riffkorallen von der<br />
steigenden Erwärmung und Verschmut-<br />
zung der Weltmeere bedroht und reagieren<br />
sehr empfindlich auf geringe ökologische<br />
Schwankungen. Das Projekt befasst<br />
sich mit der molekularen Evolution der<br />
Großforaminiferen und ihrer Symbionten.<br />
Die erhaltene Information soll Aufschluss<br />
über die Diversität der Foraminiferen und<br />
ihrer Symbionten geben und zu einem<br />
besseren Verständnis der biogeografischen<br />
Verteilung und ökologischen Ansprüche<br />
dieser außergewöhnlichen Einzeller<br />
führen.<br />
Natascha Just<br />
Am Institut für<br />
Publizistik und<br />
Kommunikations-<br />
wissenschaft der<br />
Universität Wien<br />
beheimatet, wird<br />
sie „Governancetrends<br />
im Kommunikationssektor“<br />
nachspüren. Zwei zentrale<br />
Fragen ihres Vorhabens lauten: Reicht<br />
das allgemeine Wettbewerbsrecht aus,<br />
um eine pluralistische Medienlandschaft<br />
zu garantieren? Kann demokratiegefährdende<br />
Medienkonzentration ohne darüber<br />
hinaus gehende sektorspezifische Regulierung<br />
vermieden werden? Für lange Zeit<br />
wurde dies in Theorie und politischer Praxis<br />
mehrheitlich verneint. Dieser Konsens<br />
erodiert jedoch aufgrund der Liberalisierung<br />
der Medien, deren Konvergenz mit<br />
Telekommunikation und der Verbreitung<br />
Internet-basierter Medien. Die Kommuni- ><br />
> SPECIAL<br />
INFO 9
SPECIAL<br />
10<br />
Hertha-Firnberg-Programm<br />
><br />
kationswissenschafterin Natascha Just<br />
untersucht, inwieweit sich die internationale<br />
Medienpolitik diesbezüglich verändert,<br />
und ob sich hier ein neues Kommunikationspolitik-Paradigma<br />
in Europa und<br />
den USA abzeichnet.<br />
Liane Kaufmann<br />
untersucht an der<br />
Klinischen Abteilung<br />
für Allgemeine<br />
Pädiatrie der<br />
Medizinischen Universität<br />
Innsbruck<br />
Leistungsstörungen<br />
bei einer der<br />
zentralen Kulturtechniken, dem Rechnen.<br />
„Dyskalkulie, funktionelle Genetik<br />
und zerebrale Bildgebung“, so lautet der<br />
Titel ihres Projekts. Dyskalkulien (Rechenstörungen)<br />
sind mindestens ebenso<br />
häufig wie Dyslexien (Lesestörungen)<br />
und werden bei 3–6 % aller Grundschüler<br />
diagnostiziert. Auch genetische Störungen<br />
(Turner Syndrom, Fragiles-X Syndrom<br />
und Williams Syndrom) treten häufig<br />
gemeinsam mit Rechenstörungen –<br />
und räumlichen Defiziten – auf. Bisher<br />
gibt es jedoch keine systematischen Untersuchungen<br />
über den potenziellen Zusammenhang<br />
zwischen numerischer und<br />
räumlicher Kognition bei Dyskalkulie. Die<br />
Neuropsychologin Liane Kaufmann von<br />
der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde<br />
an der Medizinischen Universität<br />
Innsbruck wird diesen Fragestellungen<br />
nachgehen. Eine zentrale Untersuchungsmethode<br />
wird die zerebrale<br />
Bildgebung (funktionelle Magnet-Resonanz-Tomographie)<br />
sein. Die Ergebnisse<br />
könnten einerseits richtungweisend für<br />
die Entwicklung von effizienten Dyskalkulie-Förderprogrammen<br />
sein, und sollen<br />
andererseits Ausgangspunkt für eine<br />
groß angelegte Studie zur Erforschung<br />
potenzieller Dyskalkuliegene sein.<br />
Daniela Kloo<br />
Flexibel denken<br />
und handeln zu<br />
können wird – so<br />
scheint es – in der<br />
heutigen Zeit immer<br />
wichtiger. Wie<br />
der flexible Wechsel<br />
zwischen verschiedenen<br />
Einstellungen und Perspektiven<br />
(Set-Shifting) vonstatten geht und wie<br />
Kinder diese Fähigkeit entwickeln, wird<br />
die Psychologin Daniela Kloo an der Universität<br />
Salzburg untersuchen. Besonders<br />
wichtig ist ihr ein interdisziplinäres Arbeiten.<br />
So soll die Forschung in den Bereichen<br />
kognitive Entwicklungspsychologie,<br />
Psychopathologie und kognitive Neurowissenschaft<br />
zusammengebracht werden.<br />
Die Forscherin beschäftigt sich nicht<br />
nur damit, wie sich Set-Shifting im normalen<br />
Entwicklungsverlauf ausbildet, sondern<br />
auch mit den Set-Shifting-Fähigkeiten<br />
autistischer Kinder. Außerdem sucht<br />
sie nach den neuralen Korrelaten von Set-<br />
Shifting bei Erwachsenen. Der Titel ihres<br />
Projekts: „Objektzentrierter Einstellungswechsel“.<br />
Isabella Moll<br />
Die Translation des<br />
genetischen Codes<br />
in Proteine<br />
durch Ribosomen<br />
ist ein fundamentaler<br />
biologischer<br />
Prozess. Kürzlich<br />
gelang es Isabella<br />
Moll vom Institut für Mikrobiologie und<br />
Immunologie der Universität Wien nachzuweisen,<br />
dass in Gegenwart des Antibiotikums<br />
Kasugamycin ein „Ribosomen-Partikel“<br />
entsteht, dem einige ribosomale<br />
Proteine fehlen. Da diese Partikel trotzdem<br />
in der Lage sind, einfache mRNAs<br />
ohne spezifische Startsignale zu transla-<br />
INFO<br />
tieren, könnten sie eine intermediäre Stufe<br />
in der Evolution der Ribosomen darstellen.<br />
Ein Ziel der Arbeit von Isabella Moll<br />
ist die strukturelle und funktionelle Charakterisierung<br />
dieser Partikel, um einen<br />
Einblick in die Evolution der Ribosomen<br />
zu erhalten. Unter anderem wird auch die<br />
Bindung von Kasugamycin an die ribosomale<br />
RNA untersucht. Diese Studien<br />
könnten auch zur Entwicklung neuer Stoffe<br />
führen, welche spezifisch bakterielle<br />
Ribosomen hemmen, und somit weniger<br />
toxisch für den menschlichen Organismus<br />
wären. Ausgehend von ihrem Forschungsprojekt<br />
„Protein-defiziente Ribosomen<br />
und neue antimikrobielle Stoffe“<br />
wird Isabella Moll versuchen, eine eigene<br />
Arbeitsgruppe aufzubauen.<br />
Christa Pfeifhofer<br />
Um die Physiologie<br />
und Pathophysiologie<br />
von T-Zellen,<br />
den wichtigsten<br />
Effektorzellen<br />
des Immunsystems,<br />
zu verstehen,<br />
ist es notwendig,<br />
die biochemischen Prozesse aufzuklären,<br />
die bei der Aktivierung dieser<br />
Zellen ablaufen. Das hat sich Christa Pfeifhofer<br />
vom Institut für Medizinische Biologie<br />
und Humangenetik, Medizinische Universität<br />
Innsbruck in ihrem Hertha-Firnberg-Projekt<br />
„Molekulare Mechanismen<br />
und Funktionen von PKCalpha in T-Zellen“<br />
zum Ziel gesetzt. Proteinkinase C alpha<br />
(PKCalpha) ist ein Schlüsselenzym in den<br />
Signalwegen, die zu Proliferation, Zytokinsekretion,<br />
Umbildung des Zytoskeletts<br />
und zu kontrolliertem Zelltod (Apoptose)<br />
führen. PKCalpha ist in T-Lymphozyten<br />
hoch exprimiert und benötigt für ihre Aktivierung<br />
Kalzium und Diacylglycerin. Um<br />
die Signalwege zu untersuchen, an denen<br />
PKCalpha beteiligt ist, wird an einem ><br />
Fotos: Privat
Mausmodell geforscht, bei dem das Gen<br />
für die PKCalpha entfernt wurde („knockout“-Mäuse).<br />
Die bisherigen Ergebnisse<br />
zeigen einen schweren Immundefekt dieser<br />
Mäuse. Christa Pfeihofer möchte untersuchen,<br />
wie die molekularen Mechanismen<br />
von PKCalpha funktionieren und<br />
wie sie zu dem oben genannten Immundefekt<br />
führen. Diese Erkenntnisse können<br />
zu einem besseren Verständnis des<br />
Immunsystems beitragen, und sie könnten<br />
helfen, <strong>Strategie</strong>n zu entwickeln das<br />
Immunsystem im Rahmen von Autoimmunerkrankungen<br />
zu modulieren.<br />
Isabella Schöll<br />
Welchen Einfluss<br />
haben Magensäure-Blocker<br />
auf die<br />
Immunantwort in<br />
d e n N a c h k o m -<br />
men? Dieser Frage<br />
geht Isabella<br />
Schöll vom Zent -<br />
rum für Physiologie und Pathophysiologie<br />
der Medizinische Universität Wien nach.<br />
Ihre Interessensgebiete Allergieforschung,<br />
Kinderheilkunde und Immunologie<br />
führt sie in ihrem Projekt „Antazida induzieren<br />
Nahrungsmittelallergie in Neugeborenen“<br />
zusammen. Magensäure-Blocker<br />
werden von etwa 20 % der Bevölkerung<br />
regelmäßig eingenommen. Die Gruppe<br />
der Antazida sowie Sucralfat werden<br />
auch an schwangere Frauen als erste Behandlung<br />
bei Beschwerden wie Sodbrennen,<br />
Refl ux oder Magenschmerzen eingesetzt.<br />
In Studien konnte allerdings gezeigt<br />
werden, dass diese Medikamente<br />
über die Behinderung der normalen Proteinverdauung<br />
zu einem erhöhten Risiko für<br />
eine Sensibilisierung gegen Nahrungsmittel<br />
bei Erwachsenen führen. Es soll nun<br />
untersucht werden, ob der Einfluss der<br />
unterschiedlichen Magensäure-Hemmer<br />
(Sucralfat, H2-Blocker, Protonenpumpen-<br />
hemmer) auf die Immunantwort auch an<br />
die Nachkommen weitergegeben wird.<br />
Diese Medikamente könnten daher für<br />
die steigenden Zahlen der Nahrungsmittelallergien<br />
mitverantwortlich sein.<br />
Die genaue Diagnosestellung, eine verifi -<br />
zierte klinische Indikation sowie die Einnahme<br />
nach ausschließlich ärztlicher Verordnung<br />
und auf die notwendige Zeit zur<br />
Abheilung beschränkt, könnte daher notwendig<br />
sein, um eine Allergie-Induktion<br />
zu verhindern.<br />
Katharina<br />
Semrad<br />
„RNA Chaperone<br />
Aktivität von ribosomalem<br />
Protein<br />
L1“, das ist der Titel<br />
des Hertha-<br />
Firnberg-Projekts<br />
v o n K a t h a r i n a<br />
Semrad vom Institut für Mikrobiologie<br />
und Genetik der Universität Wien. Translation<br />
ist ein elementarer Mechanismus in<br />
der Zelle, bei dem von einer RNA-Vorlage<br />
ein Protein synthetisiert wird. Translation<br />
wird von einem Makromolekül – dem Ribosom<br />
– ausgeführt, das selbst aus RNA<br />
und Proteinen (L1, L2, L3,...) besteht. Katharina<br />
Semrad konnte feststellen, dass<br />
unerwarteter Weise im Escherichia coli<br />
Ribosom viele dieser Proteine RNA-Moleküle<br />
falten können, eine Aktivität, die als<br />
RNA Chaperon Aktivität bezeichnet wird.<br />
Das Projekt besteht darin, an Hand des<br />
RNA Chaperons L1 herauszufinden, ob<br />
diese Aktivität ribosomaler Proteine in anderen<br />
Organismen ebenfalls vorhanden<br />
ist und weiters, ob diese Aktivität eine<br />
Rolle während der Translation spielt.<br />
Veronika Tenczer<br />
Veronika Tenczer ist Geologin am Institut<br />
für Erdwissenschaften, Mineralogie und<br />
Petrologie der Universität Graz. Ihr Hertha-<br />
Das Frauenförderungsprogramm des <strong>FWF</strong> wird<br />
bereits seit sieben Jahren durchgeführt.<br />
Firnberg-Projekt<br />
gibt „Einblicke in<br />
Prozesse der unteren<br />
Erdkruste“. So<br />
der Titel ihres Vorhabens.<br />
Dafür ist<br />
es nicht notwendig<br />
zu bohren, sondern<br />
zu reisen,<br />
denn Gesteine der unteren Erdkruste sind<br />
in Tansania im so genannten „Mozambique<br />
Belt“ sehr gut aufgeschlossen. Dieses<br />
Gebirge stellt eine Nahtzone von Ost-<br />
und West Gondwana dar, die vor ca. 600<br />
Millionen Jahren entstand. Dabei wurden<br />
granulitfazielle Unterkrustengesteine unterschiedlicher<br />
Altersprovinzen tektonisch<br />
kompliziert ineinander verschachtelt. Die<br />
Untersuchung dieser Gesteine erweitert<br />
das Verständnis geologischer Prozesse<br />
der unteren Erdkruste im Hinblick auf P<br />
(Pressure)-T (Temperature)-Pfade, deren<br />
Aufzeichnung im Gestein, sowie deren<br />
tektonische Interpretation. Darüber hinaus<br />
ermöglicht eine geochronologische<br />
Studie die Rekonstruktion der Ereignisse,<br />
die zur Bildung des südlichen Superkontinents<br />
Gondwana vor 600 Millionen Jahren<br />
führten. Besonders spannend wird die<br />
Kombination unterschiedlichster wissenschaftlicher<br />
Methoden sein, um die Aussage<br />
der Daten zu maximieren. Eine ausgezeichnete<br />
Zusammenarbeit mit den dafür<br />
notwendigen KooperationspartnerInnen<br />
wird ein kritischer Erfolgsfaktor des<br />
Projekts sein. < (stb)<br />
> SPECIAL<br />
INFO 11
THEMA<br />
12<br />
Universitäts-Pionierin<br />
Elise Richter<br />
Das neue Senior-Postdoc-Programm zur Förderung von Frauenkarrieren<br />
in den Wissenschaften startet.<br />
Elise Richter war die erste Frau, die<br />
sich in Österreich habilitierte.<br />
Oft, sehr oft, war in letzter Zeit davon<br />
die Rede, dass in Österreich<br />
sehr viel mehr getan werden<br />
muss, um den Anteil von Frauen<br />
in Spitzenpositionen der Scientific<br />
Community zu steigern.<br />
Nicht zuletzt Georg Wick hat immer<br />
wieder darauf hingewiesen,<br />
dass ein Land wie Österreich es sich<br />
schlichtweg nicht leisten kann, auf die<br />
Hälfte des intellektuellen Potenzials in den<br />
Wissenschaften zu verzichten. Und jetzt<br />
ist der <strong>FWF</strong> in der Lage dazu beizutragen,<br />
dieses Potenzial besser auszuschöpfen:<br />
Das Elise-Richter-Programm wird durch eine<br />
Mittelzusage des bm:bwk Realität!<br />
Dank einer Zusatzfinanzierungszusage,<br />
die vor einigen Tagen aus dem bm:bwk<br />
eingetroffen war, konnte das seit einiger<br />
Zeit bereits fertig konzipierte Programm<br />
„Elise Richter“ nun im Rahmen einer ersten<br />
Ausschreibung – rechtzeitig, um im<br />
Gedenkjahr 2005 sich auch an den 100.<br />
Jahrestag ihrer Habilitation zu erinnern –<br />
aus der Taufe gehoben werden.<br />
Der Wissenschaftsfonds <strong>FWF</strong> ersetzt ab<br />
sofort das Charlotte-Bühler-Habilitationsstipendium<br />
durch das „Elise-Richter-Karriereentwicklungsprogramm<br />
für Frauen“.<br />
Hervorragend qualifizierte Wissenschafterinnen<br />
aller Fachdisziplinen sollen in ihrer<br />
Karriereentwicklung in Hinblick auf eine<br />
Universitätslaufbahn unterstützt werden,<br />
im Regelfall durch eine institutionelle Anbindung.<br />
Nach Absolvierung des Programms<br />
sollen die Forscherinnen eine<br />
Qualifikationsstufe erreicht haben, die sie<br />
zur Bewerbung um eine in- oder ausländische<br />
Professur befähigt (Habilitation oder<br />
gleichwertige Qualifizierung). Dadurch<br />
sollen Frauen ermutigt werden, eine Universitätskarriere<br />
anzustreben und der<br />
Frauenanteil an HochschulprofessorInnen<br />
erhöht werden.<br />
Die Förderdauer beträgt zwischen 12 und<br />
48 Monaten. Es gibt keine Altersgrenzen.<br />
Als Anforderungen wurden festgelegt:<br />
■ abgeschlossenes Doktoratsstudium und<br />
Postdoc-Erfahrung;<br />
■ keine Altersgrenze;<br />
■ Vorlage eines Forschungsprojekts/Habilitationsvorhaben<br />
für den beantragten Förderungszeitraum.<br />
Dieses muss so ge-<br />
INFO<br />
plant sein, dass am Ende der beantragten<br />
Förderperiode die Qualifikation zur Bewerbung<br />
um eine Professur erreicht ist;<br />
■ Vorarbeiten zu dem geplanten Forschungsprojekt/Habilitationsvorhaben<br />
(in Relation zur beantragten Förderdauer<br />
bzw. der angestrebten Qualifikation),<br />
■ Nachweis einschlägiger wissenschaftlicher<br />
Arbeiten durch internationale Publikationen;<br />
■ Einverständniserklärungen der Leiterin/<br />
des Leiters der Forschungsstätte, an<br />
der das geplanten Forschungsprojekt<br />
durchgeführt werden soll;<br />
■ Karriereplan, in welchem das geplante<br />
Forschungsprojekt/Habilitationsvorhaben<br />
integrativer Bestandteil ist;<br />
■ Empfehlungsschreiben eines/einer in der<br />
jeweiligen Fachdisziplin Habilitierten.<br />
Die gegenwärtig in Bearbeitung befindlichen<br />
Anträge aus dem Charlotte-Bühler-<br />
Programm werden selbstverständlich gemäß<br />
den bislang geltenden Regeln förderungsseitig<br />
betreut. Neue Anträge von Interessentinnen<br />
für das Karriereentwicklungs-Programm<br />
können ab jetzt ausschließlich<br />
nach den attraktiven Bedingungen<br />
und Fördermöglichkeiten des Elise-<br />
Richter-Programms eingereicht werden.<br />
Fotos: Schubert
Elise Richter erreichte die höchste Univer-<br />
sitätskarriere, die zu ihrer Zeit für eine Frau<br />
möglich war.<br />
Elise Richter, ein Kurzportrait, verfasst<br />
von Robert Tanzmeister<br />
Elise Richter wurde am 2. März 1865 in<br />
Wien geboren. Sie erhielt zunächst Privatunterricht.<br />
Als ein Ministerialerlass 1896<br />
Frauen die Matura ermöglichte, legte sie<br />
gleich im darauf folgenden Jahr im Alter<br />
von 32 Jahren die Externistenmatura ab.<br />
Bereits 1901 konnte sie als erste Frau ein<br />
reguläres Studium mit der Dissertation<br />
„Zur Entwicklung der romanischen Wortstellung<br />
aus dem Lateinischen“ mit „summa<br />
cum laude“ abschließen.<br />
Gegen Vorurteile, Ängste und Widerstände<br />
der männerdominierten Universität habilitierte<br />
sie sich am 3. Juni 1905 an der<br />
Universität Wien als erste und einzige<br />
Frau in der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie.<br />
Ihre Habilitationsschrift<br />
„Ab im Romanischen“ war bereits 1904<br />
erschienen. Die offizielle Verleihung der<br />
„Venia legendi“ verzögerte sich wegen<br />
des Widerstands frauen- und judenfeindlicher,<br />
nationaler, konservativer, klerikaler<br />
Kreise sowie aus Angst liberaler Minister<br />
vor Massenprotesten und Unruhen um<br />
weitere zwei Jahre. Am 25. August 1907<br />
wurde Elise Richter Privatdozentin. Während<br />
die Habilitation für Männer den Beginn<br />
der Universitätskarriere darstellte,<br />
bedeutete dies damals für Frauen gleichzeitig<br />
die Endstation. Trotz der erbrachten<br />
erforderlichen Qualifikationen und der internationalen<br />
wissenschaftlichen Anerkennung<br />
blieb ihr zeitlebens eine Professur<br />
verwehrt. Am 29. August 1921 wurde<br />
ihr der Titel eines außerordentlichen Professors<br />
verliehen, der aber ohne beamten-<br />
oder besoldungsrechtliche Folgen<br />
blieb. Erst ab dem Wintersemester 1927<br />
erhielt sie einen bezahlten zweistündigen<br />
Lehrauftrag für Sprachwissenschaft und<br />
Phonetik. Elise Richter hat das Maximum<br />
erreicht, was damals in der männerdominierten<br />
Universität der k. u. k. Donaumonarchie<br />
und der Ersten Republik möglich<br />
war. Außerhalb der Universität engagierte<br />
sie sich in der Friedensbewegung, für Bildungspolitik<br />
und für Frauenfragen. Elise<br />
Richter war zweifellos eine Pionierin des<br />
Frauenstudiums und leistete durch ihr<br />
Handeln einen wichtigen Beitrag für die<br />
Frauenemanzipation. Nach dem Anschluss<br />
erlosch ihre Lehrbefugnis. Im Oktober<br />
1942 wurde sie in das KZ Theresienstadt<br />
deportiert, wo sie am 21. Juni<br />
1943 verstarb. < (stb)<br />
Der Wittgenstein-<br />
PreisträgerInnen-Club<br />
Die Wittgenstein-PreisträgerInnen als Bindeglied<br />
zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit<br />
Heuer wurde zum 10. Mal der Wittgenstein-Preis, Österreichs best dotierte und<br />
prestigeträchtigste wissenschaftliche Auszeichnung – auf Basis eines Vorschlags<br />
der Internationalen START-/Wittgenstein-Jury vergeben. Wissenschaftliche<br />
Exzellenz auszuzeichnen und deren Entwicklung zu stärken ist das Ziel des<br />
Programms.<br />
Seit dem Jahr 1996 wickelt der <strong>FWF</strong> im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung,<br />
Wissenschaft und Kultur dieses Top-Programm ab, das maßgeblich dazu beigetragen<br />
hat, die wissenschaftliche Landkarte Österreichs positiv zu verändern.<br />
Ein Klub mit 18 Mitgliedern<br />
Seit Bestehen des Wittgenstein-Preises wurden 18 PreisträgerInnen aus allen<br />
Wissenschaftsdisziplinen, von den Sprachwissenschaften über Mathematik bis<br />
zur Physik, ausgezeichnet. Gleichsam als Gegenleistung für die ihnen zu Teil gewordene<br />
Unterstützung durch die öffentliche Hand haben sich die PreisträgerInnen<br />
entschlossen, ihre Expertisen zum Wohle der Wissenschaft zur Verfügung<br />
zu stellen und als Bindeglied zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit<br />
aufzutreten. Das ist das Motiv für die Gründung des Wittgenstein-Clubs.<br />
Die Wittgenstein-PreisträgerInnen haben sich zum Ziel gesetzt, zu aktuellen Themen<br />
aus Forschung und Wissenschaftspolitik Stellung zu nehmen und so zu einer<br />
Verbesserung der österreichischen Forschungslandschaft beizutragen, denn die<br />
PreisträgerInnen verfügen über ein weites Spektrum an Erfahrungen in verschiedenen<br />
Forschungsinstitutionen aus diversen Ländern und Wissenschaftskulturen.<br />
Diese Erfahrungen – so formulieren die Mitglieder des Wittgenstein-PreisträgerInnen-Clubs<br />
– „sollen und können wichtige Impulse zur notwendigen Neugestaltung<br />
der österreichischen Forschungslandschaft und seiner Institutionen geben.<br />
Aufgrund dieser breiten Erfahrung und des reichen Wissens kann der Klub eine<br />
Vermittlungsfunktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ausüben.“<br />
Themen für die Zukunft<br />
Auf der Agenda des Wittgenstein-PreisträgerInnen-Clubs stehen gegenwärtig folgende<br />
Themen: Ausbau der vorhandenen Exzellenz an den österreichischen Universitäten,<br />
Forschungsförderung gemäß internationaler Standards (Qualität und<br />
Qualifikation als Entscheidungsgrundlagen), Nachwuchsförderung durch Junior<br />
Professuren, Mittel und Wege zur Erhöhung der Anzahl weiblicher Führungspersönlichkeiten<br />
im Wissenschaftsbetrieb, Förderung der Sozial- und Geisteswissenschaften<br />
und Ausbau der Kommunikation zwischen allen Wissenschaftsdisziplinen,<br />
sowie die Bildung einer „Jungen Akademie“.<br />
http://www.wittgenstein-club.at/<br />
Der Wittgenstein-PreisträgerInnen-Club hat vor einigen Wochen seine Website<br />
online gestellt und bietet somit allen Interessierten die Möglichkeit – gleichsam<br />
als Portal – rasch und rund um die Uhr Informationen über die Wittgenstein-<br />
PreisträgerInnen seit 1996 abzurufen. Der Wittgenstein-PreisträgerInnen-Club<br />
stellt eine Eigeninitiative der ausgezeichneten WissenschafterInnen dar. Dem<br />
<strong>FWF</strong> kommt es zu, sich bei den PreisträgerInnen zu bedanken, dass sie diese<br />
Initiative gesetzt haben und wünscht dem Projekt eine gute und erfolgreiche<br />
Entwicklung. < (stb)<br />
INFO<br />
> THEMA<br />
13
SERIE<br />
14<br />
Frau in der Wissenschaft: Gudrun Höck<br />
Nichts kommt<br />
von irgendwoher<br />
Die Paläontologin Gudrun Höck im Gespräch mit Margit Schwarz-Stiglbauer:<br />
über ihren steinigen Weg zur Feldarbeit, Wissenschaft als „Familienbetrieb“<br />
und den Wiedereinstieg nach 20 Jahren über ein <strong>FWF</strong>-Projekt.<br />
Forschung als „Familienbetrieb“: Die Kinder<br />
waren schon in früher Jugend dabei.<br />
Durch die Schotterbänke der Steyer streifen<br />
und nach schönen Steinen suchen:<br />
Als Kind begann so Gudrun Höcks Neugier<br />
für die Paläontologie. „Dann habe ich<br />
meine Schätze in die Schule mitgebracht.<br />
Großes Staunen und Schweigen: Die Lehrer<br />
konnten mir keine Antwort geben. Also<br />
habe ich beschlossen, es selbst zu studieren“,<br />
erzählt die Paläontologin.<br />
Heute ist Dr. Gudrun Höck Kuratorin der<br />
Sammlung fossiler Wirbeltiere im Naturhistorischen<br />
Museum in Wien. Und die<br />
Neugierde, das Wissenwollen, wie es vorher<br />
war, wie sich die Natur entwickelt hat,<br />
ist nach wie vor ihre große Triebkraft. „Es<br />
kommt ja nichts von irgendwoher. Alles<br />
hat seine Vorgeschichte. Und diese Vorgeschichte<br />
interessiert mich“, leuchten<br />
ihre Augen. Gudrun Höcks Begeisterung<br />
ist ansteckend. Sie forscht an der Entwicklung<br />
von Wirbeltieren. Vor allem inte-<br />
ressieren sie jene, die in Einwanderungswellen<br />
nach Europa gekommen sind –<br />
aus Asien und Afrika: Nagetiere, Insektenfresser,<br />
Fledermäuse und Beuteltiere. Sie<br />
gräbt Fossilien aus, hat den geologischen<br />
Überblick und bearbeitet Fundstücke im<br />
Team mit internationalen Experten. Dabei<br />
weiß sie genau, aus welchen Schichten<br />
welche Fossilien stammen: Das Gestein<br />
gibt Auskunft über Alter und vorzeitliche<br />
Lebensbedingungen. Zähne sind am häufigsten<br />
erhalten. An ihnen kann sie ablesen,<br />
dass eine Veränderung von einer Art<br />
zur anderen passiert ist und an den Entwicklungsstadien<br />
kann sie ablesen, wie<br />
viel Zeit vergangen sein könnte.<br />
Nichts für Mädchen<br />
Dass sie als junge Studentin Anfang der<br />
60er-Jahre in der Paläontologie gelandet<br />
ist, war eigentlich nicht so geplant. „Ich<br />
wollte Geologie studieren. Doch die Auswahl<br />
hat am Geologieinstitut gewissermaßen<br />
die Sekretärin getroffen“, erzählt sie.<br />
„Die saß am Eingang des Instituts. ,Geologiestudium‘,<br />
so sagte sie allen hereinkommenden<br />
Mädchen, ,das ist nix für Mädchen.<br />
Das ist zu anstrengend und du<br />
kriegst keinen Platz im Praktikum.‘“ Kollegen<br />
von der Paläontologie haben ihr dann<br />
diese Studienrichtung schmackhaft gemacht.<br />
Doch die Faszination an der Arbeit<br />
im freien Gelände hat die Naturliebhaberin<br />
nicht losgelassen. Später wollte sie ihre<br />
Dissertationsarbeit in der Geologie machen.<br />
Der Institutsvorstand riet ihr ab. „Er<br />
meinte, er hätte selbst drei Töchter. Und er<br />
würde niemals eine davon allein ins Gelände<br />
zum Kartieren schicken – wegen verschiedener<br />
Gefahren. Ich könne eine Dissertation<br />
natürlich machen – aber mehr eine<br />
labororientierte“, erzählt sie. Aber das<br />
INFO<br />
war nicht ihre Sache: „Ich wollte wie richtige<br />
Geologen draußen sein. Ich hab in Windeseile<br />
die Dissertation in der Paläontologie<br />
fertig gemacht. Dann habe ich mir gesagt:<br />
„So. Und jetzt mach ich das, was ich<br />
will.“ Und wie kam sie gerade zu Wirbeltieren?<br />
Wie vieles in ihrem Leben war der<br />
Start ein Zufall – oder Glücksfall. Ein Privatsammler<br />
brachte ihr ein paar winzige<br />
Kleinsäugerzähnchen, die er gefunden hatte,<br />
ins Institut und wollte wissen, was er<br />
da in der Hand hat. Damals hat sich niemand<br />
mit dieser Art von Fossilien beschäftigt.<br />
„Der Institutsvorstand, der auf seinem<br />
Gebiet Weltspitze war, hat gesagt, wenn<br />
ich das machen will, bitte gerne. Aber er<br />
könne mir überhaupt keine Hilfestellung<br />
geben. Da müsse ich allein durch. Das war<br />
der Start. Und bis heute bin ich dabei.“<br />
Forschung als „Familienbetrieb“<br />
Als die Wissenschafterin Ende der 60er-<br />
Jahre einen Geologen heiratete und sie<br />
ans Salzburger Institut kommen wollte,<br />
scheiterte das fast an einer Verordnung,<br />
die auch heute noch gültig ist: Ehepaare<br />
dürfen nicht am selben Universitätsinstitut<br />
arbeiten. Höck konnte aber mit ihrem<br />
Chef in Wien eine Vereinbarung treffen.<br />
„Ich war offiziell in Wien, habe aber in<br />
Salzburg gearbeitet. Und in Wien arbeitete<br />
ein Kollege, der offiziell in Salzburg angestellt<br />
war.“ Das ging, weil sie ihre erste<br />
Tochter erwartete und ohnedies ein paar<br />
Monate darauf in Karenz gegangen ist. 20<br />
Jahre war die Mutter dreier Töchter dann<br />
bei ihren Kindern zuhause. Wie in dieser<br />
Generation nicht unüblich, war Familie<br />
ausschließlich Frauenangelegenheit.<br />
„Mein Mann ist Wissenschafter durch<br />
und durch. Um die Familie musste ich<br />
mich allein kümmern“, erzählt sie. Und<br />
Fotos: Gudrun Höck
Gudrun Höck (r.) in der Mongolei: „Hier habe ich viele Ideen für neue Projekte.“<br />
fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Dafür<br />
war ich zuhause der Chef.“<br />
Wie hat sie es dennoch geschafft, so lange<br />
Zeit am Ball zu bleiben? Höck hat die<br />
Triebfeder – ihre Faszination für die Forschung<br />
– nie verloren. Sie hatte zwar keine<br />
Stelle, hat aber jedes zweite Sommersemester<br />
an der Salzburger Uni eine Vorlesung<br />
zur Wirbeltierpaläontologie gehalten.<br />
Und hat jedes Jahr mindestens eine Publikation<br />
geliefert. Ihre Arbeitszeit war der<br />
Abend. „Die Kinder waren pünktlich um<br />
sieben Uhr im Bett und ich habe geforscht.“<br />
Forschungsreisen konnte sie in<br />
den ersten Jahren keine unternehmen,<br />
aber sie ist regelmäßig einmal im Jahr zu<br />
einer Fachtagung gefahren – zum Arbeitskreis<br />
der deutschsprachigen Wirbeltierpaläontologen.<br />
Ursprünglich ein kleiner Kreis<br />
von ca. 30 Leuten. „Dort hab ich Neues erfahren<br />
und mich ausgetauscht“, erzählt<br />
sie. „Kollegen aus Holland haben auf dem<br />
Weg zu Forschungsreisen in den Süden<br />
immer den Umweg über Salzburg genommen.<br />
So blieb ich integriert.“ Später als ihre<br />
Kinder dann in die Mittelschule gingen,<br />
hat sie diese auf Ausgrabungen mitgenommen.<br />
„Ich bekam ein Arbeitszimmer an<br />
der Salzburger Uni, musste aber alles alleine<br />
machen. Meine Töchter haben mich bei<br />
den Ausgrabungen begleitet. Das war ein<br />
richtiger ,Familienbetrieb‘“, lacht sie. Kinder,<br />
so meint sie, seien leicht zu begeistern<br />
für ihre Arbeit: „Graben und etwas finden.<br />
Das ist lustig und auch ein gemeinschaftliches<br />
Erlebnis“.<br />
<strong>FWF</strong>-Projekt als Wiedereinstieg<br />
Dass sie den Wiedereinstieg in die Wissenschaft<br />
nach so langer Zeit geschafft<br />
hat, erklärt sich die Forscherin aus vielen<br />
Faktoren und Glücksfällen. In der Zeit zuhause<br />
war ihre große Sorge, ob sie überhaupt<br />
noch Schritt halten wird können:<br />
„Das Umfeld einer Hausfrau und Mutter<br />
sind Hausfrauen und Mütter. Das ist so eine<br />
andere Welt, dass man fast Minderwertigkeitsgefühle<br />
bekommt und daran<br />
zweifelt, ob man den Beruf überhaupt<br />
noch ausüben könnte.“ Das jährliche Treffen<br />
des Arbeitskreises war „die Lebensader“<br />
– auch psychisch: „Die Kollegen aus<br />
Deutschland und Holland haben mich immer<br />
ermutigt, weiterzumachen und mir<br />
auch Mitarbeit in ihren Projekten angeboten.<br />
Ohne sie hätte ich das nicht so lang<br />
durchgehalten“, ist sie sich sicher. Vor ihrem<br />
Wiedereinstieg hat sie dann ein Jahr<br />
lang nur Literatur gelesen. „Mein Wissenschaftsgebiet<br />
war damals auch noch überblickbar<br />
und die Entwicklung noch nicht<br />
so rasant wie heute“, nennt sie einen<br />
weiteren erleichternden Faktor. Dann wurde<br />
sie von Kollegen zu einer Grabung in<br />
Griechenland eingeladen, und da ihr privates<br />
Budget nicht ausgereicht hat, hat sie<br />
ein Forschungsprojekt beim <strong>FWF</strong> eingereicht<br />
– eines von insgesamt sechs, und<br />
alle wurden bisher genehmigt. „Dieses<br />
<strong>FWF</strong>-Projekt war mein Wiedereinstieg.<br />
Man braucht für die Forschung einfach<br />
viel Geld. Vor allem für die Finanzierung<br />
der Mitarbeiter, die man braucht, damit<br />
ein gelungenes Ganzes herauskommt.“<br />
Dann ein weiterer Glücksfall: Das Naturhistorische<br />
Museum suchte eine/n Experten/<br />
Expertin auf dem Gebiet fossiler Wirbeltiere<br />
für die Neugestaltung der Schauräume.<br />
Höck nützte diese Chance. Auf die Frage,<br />
ob sie sich denn beim Wiedereinstieg niemals<br />
diskriminiert gefühlt hat, reagiert sie<br />
zurückhaltend. Aber dann erzählt sie vom<br />
Neustart, den sie männlichen Kollegen zu<br />
verdanken hat ... erst im Alltag ergeben<br />
sich manche Positionskämpfe ... Davon,<br />
dass sie sich in der zweiten Reihe wohl<br />
fühlen kann, wenn sie von dem Kollegen in<br />
der ersten Reihe gut vertreten wird. „Aber<br />
wenn ich schlecht vertreten werde – das<br />
macht mich ganz böse.“ Gudrun Höck versucht,<br />
solche Dinge mit Diplomatie und<br />
Ausdauer zu lösen. Sie ist niemand, der<br />
laut auf den Tisch haut. Sie verfolgt lieber<br />
zielstrebig und überlegt ihre Ziele.<br />
Männer in Karenz?<br />
Dass Mütter, die viel Zeit der Erziehung ihrer<br />
Kinder widmen, kaum Anerkennung<br />
INFO<br />
dafür bekommen, kann sie nicht verstehen:<br />
„Eine Frau, die ihre Familie durch alle<br />
Wirren gebracht hat – von den Kinderkrankheiten<br />
bis zu Schulproblemen – ist<br />
für die Anforderungen des Berufslebens<br />
genauso prädestiniert, wie wenn sie die<br />
ganze Zeit im Berufsleben gewesen wäre.<br />
Ja, vielleicht sogar mehr.“ Die Probleme,<br />
die Mütter heute haben, sieht sie auch an<br />
ihren Töchtern – zwei sind berufstätige<br />
Mütter. „Der Konkurrenzkampf und damit<br />
der Druck auf die Frauen ist größer geworden.“<br />
Und was würde sie den Frauen raten?<br />
Zunächst sollen Frauen die Männer<br />
möglichst viel einbinden. „Dass nur einer<br />
für die Familie da ist und der andere seine<br />
Karriere macht, so kann es nicht sein“,<br />
postuliert sie. „Warum sollen Männer<br />
nicht in Karenz gehen? Eine Frau muss in<br />
ihrem Beruf auch die volle Frau stehen,<br />
wenn sie weiterkommen will. Auch Frauen<br />
müssen fürchten, dass sie ihre Stelle<br />
halten können. Bei Männern kann auch<br />
nicht mehr passieren.“ Und weiters ermutigt<br />
sie: „Frauen sollen auch auf ihre Chancen<br />
warten. Wenn man hart an sich arbeitet<br />
und Defizite zwischendurch durch<br />
Schulungen ausgleicht, kann man bestimmte<br />
Zeiten überbrücken – um dann<br />
wieder mit voller Kraft einzusteigen.“<br />
Ein Jahr noch. Dann geht Gudrun Höck in<br />
Pension. Welche Pläne und Träume hat<br />
sie? „Ich will als Wissenschafterin so weitermachen<br />
wie bisher. So lange ich ins Gelände<br />
gehen kann, werde ich das machen.“<br />
Außerdem hat sie von ihren Forschungsprojekten<br />
noch viele Dinge aufzuarbeiten<br />
und wird noch einige Publikationen<br />
gemeinsam mit Kollegen schreiben.<br />
Und sie brauche Zeit. Zeit, in der sie von allem<br />
wegkomme, in eine andere Welt eintauche.<br />
Das sind ihre Reisen in die Mongolei.<br />
Von Pension kann also bei dieser glühenden<br />
Wissenschafterin und vierfachen<br />
Großmutter nicht die Rede sein. < (mas)<br />
Das Gespräch mit Gudrun Höck bildet<br />
den Start eines neuen Schwerpunktes im<br />
<strong>FWF</strong>-Info. Wissenschafterinnen erzählen<br />
über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen<br />
als Frauen im Wissenschaftsbetrieb.<br />
Was fördert sie, was hemmt sie und wie<br />
schaffen sie es, Familie und Beruf zu<br />
vereinbaren – das sind die Themen dieser<br />
Interviewreihe.<br />
> SERIE<br />
15
PERSONALIA, NEWS<br />
Lange Nacht der Forschung<br />
Into science! als Motto der „Langen Nacht“ am 1. Oktober 2005.<br />
150 Stationen in Innsbruck, Linz und Wien öffnen ihre Pforten.<br />
Am 1. Oktober 2005 findet in Innsbruck,<br />
Linz und Wien die erste „Lange Nacht der<br />
Forschung“ statt. Von drei „Treffpunkten<br />
Forschung“ in den Stadtzentren führen 13<br />
Busrouten, genannt „X.PEDITIONEN“, zu<br />
„Stationen der Forschung“. Veranstaltet<br />
wird die Lange Nacht im Auftrag des bm:<br />
vit, des bm:bwk, des BMWA und des Rates<br />
für Forschung und Technologieentwicklung<br />
von Science Communications. Die<br />
„Lange Nacht der Forschung“ ist Teil<br />
> more: Frei nach Farkas:<br />
Schauen Sie das an! Weitere<br />
Informationen zur Langen Nacht<br />
der Forschung unter:<br />
www.langenachtderforschung.at<br />
PERSONALIA<br />
Elisabeth Thörnblom hat am 1. September<br />
die Nachfolge von Anita Ender angetreten,<br />
und ist damit Assistentin des neuen Präsidenten,<br />
Christoph Kratky. Frau Thörnblom<br />
kommt von der Österreich Kooperation für<br />
Bildung, Wissenschaft und Kultur zu uns, wo<br />
sie Assistentin des Geschäftsführers war.<br />
Ab 19. September erhält die Öffentlichkeitsarbeit<br />
des <strong>FWF</strong> Verstärkung in Person von<br />
Alexander Damianisch. Der promovierte<br />
Literaturwissenschafter kommt aus Stuttgart,<br />
wo er am Schloss Solitude Programmreferent<br />
für „art, science & business“ war,<br />
zurück nach Wien.<br />
16 INFO<br />
Mehr als 70 universitäre, außeruniversitäre<br />
und industrienahe Forschungsreinrichtungen<br />
öffnen am 1. Oktober ihre Türen.<br />
des Forschungsvermittlungs-Programms<br />
„X.PERIMENTA“ (www.xperimenta.at)<br />
und findet als Pilot zu einer künftig österreichweiten<br />
Veranstaltung statt.<br />
Forschungsteams aus vielen Disziplinen<br />
bereiten ihre Arbeiten zum Jahresthema<br />
Sicherheit, mit Schwerpunkten wie Architektur,<br />
IT, Medizin, Technik oder Umwelt<br />
auf. Sie zeigen, wo Forschung passiert,<br />
wie Forschungsfragen entstehen und wie<br />
die Gesellschaft von aktuellen Forschungen<br />
beeinflusst wird. BesucherInnen haben<br />
dabei die Möglichkeit, an Forschungsprozessen<br />
aktiv teil zu haben, ForscherInnen<br />
persönlich zu begegnen und mit ihnen<br />
aktuelle Entwicklungen in Forschung<br />
und Gesellschaft zu diskutieren.<br />
91 Universitätsinstitute, 51 außeruniversitäre<br />
Forschungseinrichtungen, 41 Unternehmen<br />
und 16 Fachhochschulen aus<br />
ganz Österreich beteiligten sich an einer<br />
Ausschreibung im März dieses Jahres.<br />
Aus diesen Einreichungen wurden 150<br />
Projekte von einer Jury und einem Kuratorium<br />
für die Teilnahme an der „Langen<br />
Nacht der Forschung“ empfohlen. Das so<br />
entstandene Programm ist vielschichtig<br />
wie die Forschung selbst: Das Themenspektrum<br />
reicht von den Natur- und Technikwissenschaften<br />
über Life Sciences und<br />
Rechtswissenschaften bis hin zu den Geistes-,<br />
Sozial- und Kulturwissenschaften.<br />
Jahresthema: Sicherheit<br />
Gemeinsam ist allen Stationen das Jahresthema<br />
Sicherheit. Ob Terroranschläge,<br />
Computerviren, soziale Sicherheit, Risikotechnologien,<br />
Umweltschutz oder gerade<br />
entstehende Rechtsgrundlagen für die<br />
Genomforschung: Das Thema zieht sich<br />
als roter Faden durch das Angebot der<br />
heurigen „Lange Nacht der Forschung“.<br />
IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (<strong>FWF</strong>),<br />
Weyringergasse 35, A–1040 Wien, Tel.: 01–505 67 40–0, Fax: 01–505 67 39, office@fwf.ac.at, www.fwf.ac.at, Präsident<br />
Christoph Kratky, Generalsekretär Gerhard Kratky, Redaktion Stefan Bernhardt (stb) MitarbeiterInnen dieser Ausgabe Susanne<br />
Menschik (sume), Rudolf Novak (rn), Margit Schwarz-Stiglbauer (mas) Grafik und Produktion Starmühler Verlag, Druck Piacek.<br />
Erscheinungsweise viermal jährlich, kostenlos zu bestellen beim <strong>FWF</strong>.<br />
Zur Orientierung der BesucherInnen wurden<br />
Stationen zu den Schwerpunkten<br />
„Katastrophen & Gefahren“, „Umwelt &<br />
Nachhaltigkeit“, „Krisen & Ordnungen“,<br />
„Systeme des Körpers“, „Sicherheits-<br />
Technologien“, „Sequenzen des Lebens“,<br />
„Im Kriminal“, „Baustelle Technik“ und<br />
„Making of ...“ zusammengefasst.<br />
Als „Zuckerl“ wird ein Astronautentraining<br />
bei der ESA als Hauptpreis des „Lange-<br />
Nacht“-Gewinnspiels zu gewinnen sein.<br />
Dazu gibt es ein experimentelles Rahmenprogramm,<br />
zu dem u. a. die Aktionen „BürgerInnen<br />
als Live-Reporter“, „Demokratiedialog“,<br />
„Mobile Frageteams“ und „Wissenschaftliche<br />
Lebensberatung“ zählen<br />
(www.langenachtderforschung.at).<br />
Der „Treffpunkt Forschung“ ist Sammelplatz,<br />
Kartenverkaufsbüro und Infostand.<br />
Der Vorverkauf beginnt am 29. September.<br />
Davor können Tickets bei teilnehmenden<br />
Institutionen, sowie ab 5. September<br />
in allen Raiffeisenbanken und unter<br />
www.ticketbox.at bezogen werden.<br />
Von 17.00 Uhr bis nach Mitternacht begeben<br />
sich Interessierte auf X.PEDITIONEN<br />
in die Forschung. Ihre Erkundungstouren<br />
können die BesucherInnen mit Hilfe des<br />
Programmheftes, das ab Anfang September<br />
erhältlich ist, oder im Internet unter<br />
www.langenachtderforschung.at zu finden<br />
ist, zusammenstellen.<br />
Der „Lange Nacht“-erfahrene ORF ist<br />
Haupt-Medienpartner der Veranstaltung.<br />
Eine Reihe von Partnern in- und außerhalb<br />
der Forschungsgemeinschaft unterstützen<br />
das Projekt, u. a. der Wissenschaftsfonds<br />
(<strong>FWF</strong>), die Forschungsförderungsgesellschaft<br />
(FFG), die Arbeiterkammer,<br />
die Wirtschaftskammer, die Volkshochschulen,<br />
die Landesschulräte, diverse Bildungs-<br />
und Kultureinrichtungen. < (stb)<br />
Fotos: xperimenta P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien, Zulassungsnr. GZ 02Z032816M