IV - CCA Monatsblatt

Gedanken eines Ausstellers:
Aktuell
Die Expocruz ist zweifellos die größte und wichtigste internationale Messe
in Bolivien und eine Veranstaltung, die sich international mit den größten
ihrer Art messen kann. Nach mehr als zehn Jahren Messebeteiligung ist
für mich die Expocruz noch immer – und vielleicht immer mehr – ein
Event, das sich nicht unbedingt mit einer herkömmlichen Industriemesse
vergleichen lässt, es ist vielmehr eine Veranstaltung, die mit zunehmendem
Erfolg die Konzepte der Grünen Woche, der Hannovermesse und des
Oktoberfestes kombiniert und so auch zu einer Massenveranstaltung mit
Volksfestcharakter wird. Nach wie vor sind die Vielzahl zum Teil knapp
bekleideter Models und die Events unter Beteiligung der „Magnificas“ ein
Besuchermagnet, auch wenn in den letzten Jahren doch mehr und mehr
versucht wird vom Macho-Image dieser Art von „Fleischbeschau“ Abstand
zu gewinnen. Von Ausstellerseite wird mitunter der Wunsch geäußert, die
Expocruz möge sich etwas stärker dem Fachpublikum widmen. Einem
Wunsch, dem die CAINCO mit der Stärkung der parallel laufenden „Rueda
de negocios“ begegnet.
Für die Bevölkerung von Santa Cruz ist dieser Aspekt freilich weniger
interessant und es gilt eigentlich als Muss, das größte gesellschaftliche
Ereignis des Jahres wenigstens einmal besucht zu haben. Es ist schon
beeindruckend zu erleben, wie sich an manchen Tagen über 80.000
Menschen buchstäblich mit Kind und Kegel auf dem Messegelände
drängen, kaum in der Lage sich fortbewegen zu können, um etwas vom
Hauch des zur Schau gestellten wirtschaftlichen Aufschwungs des Landes
abzubekommen. Als Betreiber eines Biergartens auf der Expocruz kommt
uns dieses Messekonzept natürlich sehr entgegen und so werden wir wohl
auch im nächsten Jahr wieder dabei sein.
Zum Vergleich: auf der Grünen Woche im Januar 2012 in Berlin gab
es an zehn Tagen etwas mehr als 420.000 Besucher, auf der Hannover
Messe 2012 an fünf Tagen 183.173 Besucher. Das Oktoberfest mit 6,4 Mio
Besuchern in 16 Tagen spielt hier natürlich in einer anderen Liga.
Wohin mit dem Müll?
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Reinhard Rössling
Monatsblatt 4/2012