IV - CCA Monatsblatt
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Ev. Kirchengemeinde<br />
Fleisch gemacht bist, ohne Fleisch gar nicht wärest, und das führt zum Zweifel an<br />
der Unsterblichkeit und zur allgemeinen Melancholie über deine Hinfälligkeit.<br />
Dann kommt der Regen: meine Güte, wie laut die Stille wird! Das Plätschern, das<br />
Rauschen, das Tröpfeln, alles macht irrsinnigen Lärm. Ganz zu schweigen (sic!)<br />
vom Hagelsturm oder Gewitter, das selbst den Grosstadtlärm übertönt.<br />
Also ist die Stille nie still? Du kannst in die Wüste fahren, da gibt es keine<br />
Vogelstimmen, umso lauter erscheint dir der Wind, der sich ausgerechnet an<br />
deinem eigenen Kopf reibt, bis dass du dich eingraben willst im Sand.<br />
Du kannst dich den Dörfern nähern, da kommt das ein oder andere Hundegebell<br />
oder Eselsgeschrei, du spürst schon die Nähe der Menschen, ehe dann ein Lachen<br />
oder Rufen anzeigt: es ist endgültig vorbei mit der Stille.<br />
Was suchst du denn eigentlich in der Stille, wenn sie nicht eigentlich still ist? Die<br />
Ferne von den Menschen? Du meinst, die anderen lenken dich ab von dir selbst,<br />
oder von der Besinnung auf Gott, dem Wesentlichen? Ist es dein blöder Egoismus,<br />
der die Stille so begehrenswert macht, weil du plötzlich mit deinen ach so traurig<br />
gewöhnlichen Darmgegurre allein dastehst, im Mittelpunkt der Welt, d.h. deiner<br />
Aufmerksamkeit? Oder ist es gerade die Gleichgültigkeit der Natur dir gegenüber,<br />
die dich heroisch aufblitzen lässt mit dem Gefühl: „Ich gehe ganz auf im Kosmos,<br />
ich bin ganz herrlich unbedeutend!“<br />
Wie dem auch sei, du machst in der Stille eine lächerliche Figur. Je stiller es wird,<br />
desto lauter klingen dir deine Gedanken, deine inneren Dialoge, bis du Angst vor<br />
dir selbst bekommst und den Weg zurück suchst, aus der Stille weg und hin zu den<br />
Anderen, mit denen du deine Worte, dein Essen und deinen Körper teilst, bis du<br />
sie wieder satt hast und dich wiederum aufmachst, die Stille zu suchen. Aber: die<br />
Stille gibt es nicht.<br />
Und dann ist des oft gerade mitten im Trubel, im Marktgewühl, dass dich ein<br />
Kinderlachen oder ein Lied, gepfiffen von einem Gassenjungen, zurückversetzt in<br />
das Staunen über die Schöpfung, was dich wiederum in Demut vor dem Schöpfer<br />
einübt.<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />
Caroline Sölle de Hilari<br />
131 Wohin mit dem Müll?