IV - CCA Monatsblatt
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Leute<br />
in Frankfurt ein Protestlager vor der Europäischen Zentralbank entstehen<br />
lassen. Dass die Unterschiede zwischen Arm und Reich immer größer werden,<br />
hat auch der kürzlich erschienene Armutsbericht der Bundesregierung<br />
gezeigt, nach dem die reichsten zehn Prozent der Deutschen über mehr als<br />
die Hälfte des Gesamtvermögens verfügen, während der unteren Hälfte der<br />
Haushalte gerade mal ein Prozent bleibt. Die Organisatoren der Proteste<br />
hatten im Mai dann zu Blockupy aufgerufen, einer Blockade der Frankfurter<br />
Banken. Man wollte die gesamte Finanzwirtschaft lahmlegen und schaffte<br />
es auch, zumindest für einen Tag. Deutsche Bank, Commerzbank und<br />
viele andere Finanzinstitute schlossen an diesem Tag ihre Türen. Auch<br />
wir in der KfW waren aufgerufen, nur zur Arbeit zu kommen, wenn<br />
es unbedingt erforderlich war, ansonsten sollte man möglichst von<br />
zu Hause aus arbeiten, um nicht zum Ziel der Kapitalismuskritik zu<br />
werden. Bolivienerprobt fühlte ich mich an alte Zeiten erinnert, wollte<br />
mir das natürlich nicht nehmen lassen und meldete mich zum Notdienst.<br />
Allerdings war es dann nicht so aufregend, wie von vielen erwartet. Die<br />
Protestaktionen konzentrierten sich aufs Zentrum, aber vor der KfW war<br />
es ruhig. Man sah zwar immer wieder Einsatzkommandos der Polizei in<br />
Mannschaftswagen oder mit Schutzschild und Helm vorbeimarschieren,<br />
außer der Staatsgewalt bekam ich von meinem Bürofenster aus jedoch<br />
wenig von den Protesten zu sehen. Auffallend war, dass es überwiegend<br />
seriös gekleidete Leute und ganze Familien waren, die Richtung Stadtmitte<br />
aufbrachen, um sich an der Kundgebung zu beteiligen. Die Finanzkrise<br />
und die europäische Schuldenkrise verunsichern die Menschen und geben<br />
ihnen das Gefühl, dass etwas schief läuft in unserer Gesellschaft.<br />
Last, but not least zu den kulinarischen Unterschieden und Umstellungen.<br />
Mal abgesehen davon, dass wir in Deutschland keine lecker kochende<br />
Hausangestellte haben, was natürlich eine gewisse kulinarische Begrenzung<br />
bedeutet, haben wir in Deutschland dann wieder richtig zugelangt, bei<br />
allem, was man so vermisst hatte, sei es die guten schwäbischen Spätzle<br />
bei Mama oder das Frankfurter Schnitzel mit Grüner Soße. Allerdings<br />
hatte das zumindest bei mir zu weiteren Rundungen geführt. Obwohl ich<br />
auch in Bolivien meine Favoriten hatte, z.B. den Pique Macho, konnte ich<br />
in La Paz gewichtsmäßig davon profitieren, dass auf der Höhenlage die<br />
Verdauung langsamer ist und damit auch der Appetit, zumindest abends.<br />
Auf der Höhe hatte ich auch Wein nicht so gut vertragen, was nach Aussage<br />
des früheren Präfekten von La Paz daran lag, dass aufgrund der veränderten<br />
chemischen Reaktion durch den geringeren Sauerstoffanteil fermentierter<br />
Alkohol schlechter verträglich sei, als destillierter. In Deutschland kann<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012<br />
109 Wohin mit dem Müll?